von Felix Kremser | 01.07.2010
Auch dieses Jahr werden die alten Mauern der Klosterruine Eldena erneut von warmen Rhythmen, sanften Gitarrenklängen und mitreißender Big-Band-Musik in Schwingung versetzt , wenn sich an diesem Wochenende wieder bekannte Größen der Jazzwelt zu den Eldenaer Jazz Evenings einfinden werden . Bereits zum 30. Mal wird das Festival, das ursprünglich von Studenten im Jahr 1981 gegründet wurde, stattfinden und zählt mittlerweile zu den größten Anziehungspunkten für Jazzliebhaber in Norddeutschland. Anlässlich des Jubiläums wird es neben Konzerten auf der Freilichtbühne Eldena noch eine Kunstausstellung unter dem Titel „Jazz meets fine Arts“ geben.
Spielte bereits mit den Gitarrenvirtuosen Paco de Lucia und John McLaughlin zusammen: Al Di Meola
Den Auftakt bildet am Freitagabend das Ensemble ZENTRALQUARTETT, dessen Mitglieder Ulrich Gumpert und Ernst-Ludwig Petrowsky schon bei den ersten Evenings in den 80er Jahren mitgewirkt hatten. Abgerundet wird der Abend durch den Auftritt des Ausnahmegitarristen Al Di Meola, der bereits erfolgreiche Welttourneen mit Gitarrengrößen wie John McLaughlin und Paco de Lucia bestritt und sich mit seinem aktuellen Projekt „Al Di Meola New World Sinfonia“ auf seine Vorliebe für Flamenco- und Tangoklänge rückbesinnt.
Mit der NDR-Bigband betritt am Samstagabend ebenfalls ein langer Weggefährte des Jazzfestivals die Freilichtbühne in Eldena. Unterstützt wird die Bigband durch Wolfgang Haffner, einen der erfolgreichsten Schlagzeuger Deutschlands. Abgeschlossen werden die Jazztage durch das Ensemble Klaus Doldinger’s Passport. Bekannt geworden ist Doldinger in den 70er Jahren durch die Titelmelodie zur Fernsehserie „Tatort“. Darüber hinaus wirkte er bei der Musik zu dem Film „das Boot“ von 1981 mit.
Flyer zur Vernissage "Jazz meets fine Arts" im Max-Planck-Institut
Im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) wird außerdem vom 1. Juli bis zum 25. August die Ausstellung zu besichtigen sein. Für gewöhnlich bezieht sich Jazz auf Musik, bei „Jazz meets fine Arts“ hingegen bekommt der geneigte Betrachter einen Einblick in die unendlichen Möglichkeiten der Kombinationen aus Jazz, Fotografie und Malerei. Eröffnet wird die Vernissage am Donnerstagabend um 18 Uhr in der Galerie des IPP mit Begleitung durch das elegant-jazzige Saxophon von Andreas Pasternack.
Die Karten kosten ermäßigt 18 Euro und sind im Vorverkauf über die Stadtinformation Greifswald, an der Abendkasse oder telefonisch unter 03834-521380 erhältlich. Die Konzerte beginnen am 2. und 3. Juli jeweils um 20 Uhr, der Einlass beginnt eine Stunde zuvor.
Weiterführende Links:
Bilder: Startseite (Flyer) – Geert Maciejewski; Flyer-Vernissage – Veranstalter (beide Flyer ohne CC-Lizenz); Foto-Al Di Meola von „opethpainter“ via flickr
von Christine Fratzke | 29.06.2010
Was machen Kunststudierende in Greifswald, wenn eine Ausstellungseröffnung mitten in das Kunstfestival Insomnale fällt und eine festliche Vernissage daher terminlich ungünstig erscheint? Richtig, sie verschieben die Feierlichkeiten – anderthalb Wochen nach der eigentlichen Eröffnung. Nun lädt die Ausstellung „Porträt – künstlerische Annäherungen“ am 1. Juli ab 20 Uhr zu ihrer Midissage.
Zu sehen sind im Hauptraum im Fallada Haus, Steinstraße 59, etwa 25 Werke von elf Kunststudierenden des Caspar-David-Friedrich-Instituts. Im Rahmen eines Seminars über Porträts, welches von zwei Studierenden geleitet wurde, sind die vielfältigen Arbeiten entstanden. Dabei wird deutlich, dass jeder Seminarteilnehmer für sich etwas anderes auffasste, was Porträts sind und was diese ausmacht. In der Ausstellung kann man sich beispielsweise ein Bild von den unterschiedlichen Techniken machen: Es wurde mit Kohle gezeichnet, mit Holz- und Scherenschnitt gearbeitet, aber auch gemalte Werke sind zu finden. Weiterhin befinden sich im Flurbereich des Hauses zahlreiche sehenswerte Skizzen und andere Arbeiten, die die Herangehensweise der Studierenden an das Thema verdeutlichen. Das eine oder andere porträtierte Gesicht kommt einem sogar bekannt vor. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es hier.
Die unterschiedlichen Werke sind also bei der Midissage am kommenden Donnerstag, dem 1. Juli, ab 20 Uhr zu sehen. Neben Buffet und Empfangssekt sind auch alle Künstler anwesend. Bis zum 14. Juli läuft die Ausstellung noch, sie ist bis dahin jeden Montag und Mittwoch von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Fotos: Karolin Schwab
von Torsten Heil | 25.06.2010
Organisator und Jury-Mitglied Nils Dicaz
Noch bis zum 25. Juni 2010 läuft die Insomnale. Die größte Schau junger zeitgenössischer Kunst in Mecklenburg-Vorpommern feierte ihren diesjährigen Höhepunkt anlässlich des zehnjährigen Jubiläums auf der Großen Bühne des Theater Vorpommerns. Gespannt saßen die jungen Künstler und Kunstwissenschaftler in den Theatersesseln, um zu erfahren, wer in diesem Jahr die inzwischen traditionelle „Mooreiche“, die Trophäe der Insomnale, in den Bereichen Kunstwissenschaft und Bildende Kunst erhält.
Bevor die eigentliche Preisverleihung startete, spielte das Philharmonischen Orchester Vorpommern unter der Leitung von GMD Karl Prokopetz die 8. Sinfonie, die „Unvollendete“, von Franz Schubert. Begleitet wurde das Orchester von einer Diashow über zehn Jahre Insomnale in der Retrospektive. Anschließend gab es die szenische Lesung „Kunst“ mit den Schauspielern Hannes Rittig und Jan Holten vom Studententheater StuThe.
Schwarz hat gewonnen: Die Rauminstallation Dirty Harry
Rauminstallation "Dirty Harry"
Schwarz hat gewonnen: Die diesjährige Ausgabe der Insomnale endete mit einem Sieg für Julia Leschiks Rauminstallation „Dirty Harry“. In der oberen Etage der Dompassage platzierte die Lehramtsstudentin einen schwarzen Schrank vor zwei schwarzen Wänden. Einziger, bieder anmutender Lichtblick: eine weiße Häkeldecke. Dem entgegen steht das weiße Plastikbesteck. Refugium eines Wahnsinnigen? Ausdruck von Verlorenheit? Erklärungen bleibt Leschik schuldig. Was in diesem Raum passierte – sie überlässt es der Phantasie des Betrachters. Typisch Kunst! Leschik brachte sie ein vierwöchiges Stipendium ein.
„Die Qualität der Arbeiten dieser Insomnale lag so eng beieinander, dass wir zwei Termine brauchten, um uns festzulegen“, beschreibt Mitorganisator und Jurymitglied Nils Dicaz die Schwierigkeit der Preisverleihung. Zwölf Teilnehmer waren in die engere Auswahl gekommen. Zwölf von 78! Tosenden Applaus gab es für den Zweitplatzierten Hannes Kleinschmidt und sein ironisch-witziges filmisches Portrait „o.T.“. Ein junger Mann tanzt vor einer Mauer den Regenbogen herbei. Szenenwechsel: Im unordentlichen Kellerraum eines Abrisshauses sinniert er über sein Tun und Handeln. Selbst erfahrene Ernsthaftigkeit oder subtiler Humor? Auch die Jury diskutierte lange, ob das überhaupt Bildende Kunst sei. Der zweite Platz spricht für sich.
Zweiter Preis für Villa Stuck
Nahaufnahme des schwarzen Schranks in der Rauminstallation
Auf das Bronzetreppchen schaffte es Claudia Heinicke mit ihren zwei schwarz-weißen Tuschezeichnungen „UN-Endlich I/II“.
Im Bereich Kunstwissenschaft musste die Jury hingegen nur fünf Teilnehmer bewerten. Für ihre Abhandlung über die „Villa Stuck“ in München bekam Lisa Hecht den zweiten Preis. Den ersten Preis erhielt Susann Jonneg für ihre Staatsexamensarbeit über den Filmemacher Béla Tarr. „Eine eindrucksvolle Pioniertat“, sagte Juror Ulrich Fürst in der Laudatio. Begeistert zeigte sich auch der Geschäftsführende Direktor des Caspar-David-Friedrich-Instituts, Michael Soltau: „Seit zehn Jahren gibt es ein kontinuierlich-professionelles Niveau.“ Bei Bratwurst und Bier klang die Preisverleihung in der Langen Reihe 1 aus. Bislang besuchten die beiden Ausstellungsorte in der Langen Reihe 1 und der Dompassage rund 1.000 Leute.
Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger!
Update – 14:47 Uhr
Auf Hinweis unserer User, möchten wir auf die heutige Abschlussverstaltung der Insomnale noch hinweisen.
Finissage der Insomnale 2010: Freitag, 25.06.: Ab 18 Uhr, temporäre Insomnale Galerie Lange Reihe 1.
Heute findet der Abschlussabend der Ausstellung Insomnale statt. Es darf Haus und Hof gerockt werden. Weiterhin wir der Publikumspreisverleihung verliehen.
Am 22. Juni erschien in der Ostsee-Zeitung eine verkürzte Version dieses Artikels.
Fotos:
- Preisverleihung – Torsten Heil
- Rauminstallation – Prof. Michael Soltau
- Logo Insomnale – Insomnale
- Insomnale-Banner – Carsten Schönebeck
von Marco Wagner | 18.06.2010
Veranstaltungsprogramm der Fête de la Musique
Am Montag, dem 21. Juni, findet in Greifswald die „Fête de la Musique“ unter dem Motto „Kultur als freies Gut“ statt. Um diesem Motto gerecht zu werden, treten die Künstler ohne Gage auf . Eintritt muss an diesem Tag für den Besuch der zahlreichen Veranstaltungen ebensowenig gezahlt werden.
In der Universitäts- und Hansestadt fand vor drei Jahren die erste Fête de la Musique statt. In diesem Jahr bildet ein von vier Kindergärten gestaltetes Bühnenprogramm um 15 Uhr den Auftakt der Veranstaltung. Anschließend präsentieren sich zahlreiche lokale Musikprojekte auf der Bühne.
Doch nicht nur am Hafen, auch im KLEX, St. Spiritus, in der Maxim-Gorki-Straße in Schönwalde II und im Cafe Ravic wird an diesem Tag musiziert. Es treten unter anderem die Hanselunken, Georg Laaß & Freunde und das Ensemble Solala! auf. Darüber hinaus konnten die Veranstalter die Band Aluminium Babe aus New York für einen Auftritt in Greifswald gewinnen.
Veranstaltung dient der Pflege internationaler Zusammenarbeit
Die Philosophie der Veranstaltung besteht darin, alle regionalen Amateurmusiker zu animieren, auf der Bühne aufzutreten. Die Konzerte sollen möglichst an außergewöhnlichen Orten stattfinden. Darüber hinaus ist die Pflege internationaler Zusammenarbeit, insbesondere zwischen den teilnehmenden Städten und Gemeinden innerhalb des Konzeptes der Veranstaltung von zentraler Bedeutung.
Das im Deutschen auch als „internationaler Tag der Musik“ bezeichnete Fest hat eine 28-jährige Tradition und kommt ursprünglich aus Frankreich. Es geht auf die Initiative des französischen Kulturministers Jack Lang zurück. Am kommenden Montag wird außer in Greifswald noch in über 360 Städten der Welt musiziert.
An der Organisation der Fête de la Musique sind in Greifswald unter anderem der GrIStuF e.V., das IKuWo, der Studentenclub Kiste, die Jugendkunstschule Greifswald, das Offene Kinder- und Jugendhaus Labyrinth und das Jugendhaus Pariser beteiligt.
Weitere Informationen zur Fete de la Musique sind unter www.fete-greifswald.de, www.fetedelamusique.de und www.fetedelamusique.culture.fr zu finden.
Bild: Flyer (GrIStuF e.V.)
von Felix Kremser | 16.06.2010
"...noch in all seiner Fremdheit vertraut" Koeppen über New York
Wenn Schriftsteller auf Reisen gehen, kommen sie selten mit leeren Händen zurück. So kehrte Hermann Hesse beispielsweise mit einer Fülle an sinnlichen und spirituellen Eindrücken aus Indien zurück, von der viele seiner späteren Werke noch lange zehren sollten. Hemingway fand in Spanien, insbesondere im Stierkampf, eine nicht versiegende Quelle der Faszination und Inspiration. Im Auftrag des Süddeutschen Rundfunks reiste Wolfgang Koeppen 1958 von April bis Juni durch die USA und betrachtete das Land durch ein literarisches Prisma, das ihn unter anderem das „Kafka Amerikas“ in New York, Los Angeles und Chicago sehen ließ.
Diese Erlebnisse resultierten in einem zweiteiligen Radioessay und dem Buch Amerikafahrt, welches den Anstoß zum Thema der diesjährigen Koeppentage „Das Amerika der Autoren“ gab. Im Mittelpunkt werden dabei die literarische Konstruktion und Wahrnehmung eines „Amerika“ stehen. Darüber hinaus wird in diesem Jahr erneut der Wolfgang-Koeppen-Preis verliehen, dessen Preisträger nicht durch eine Fachjury, sondern durch den vorherigen Preisträger bestimmt wird.
Ausstellung zur „Amerikafahrt“
Eröffnet wird die Woche rund um den 104. Geburtstag des berühmten Schriftstellers am Freitag dem 18. Juni um 19 Uhr mit einer Ausstellung zu Wolfgang Koeppens Amerikafahrt im „Münchner Zimmer“, die dem Besucher anhand von Reisedokumenten, Briefen, Büchern, Manuskripten und anderen persönlichen Gegenständen aus dem Nachlass Koeppens die Erlebnisse des Schriftstellers direkt vermittelt. (mehr …)
von Arvid Hansmann | 15.06.2010
Es war die große Erzählkunst der schönen Schahrasad die den grimmigen König Schahriyar dazu brachte, sie nicht nach der ersten gemeinsamen Nacht zu töten, sondern tausend weitere Nächte ihren spannenden und aufregenden Geschichten zu lauschen, bis er ihr Gnade gewährte.
Und was sie in ihren weit verzweigten Erzählungen ausbreitete, hat sich wie das verschlungene Muster eines Teppichs über das Bild dessen gelegt, was nebulös mit „Orient“ überschrieben wird. Jene Erzählungen, über Jahrhunderte tradiert, transformiert und ergänzt, haben Imaginationen in Form, Farbe und Klang geschaffen, die in immer wieder neuen Stereotypen fixiert wurden. Selbst für die frühmittelalterlichen Araber waren viele Geschichten schon Exotismen, die sie von den Persern (Sassaniden) übernahmen.
Das erste "Prince of Persia"-Computerspiel
Von jenen exotischen Stereotypen ließ sich auch der Spieleentwickler Jordan Mechner (geb. 1964) leiten, als der Ende der 1980er Jahre das Computerspiel „Prince of Persia“ entwarf. So abstrakt verpixelt und grobmotorisch die Szenerie und die einleitend untermalenden Klänge auch waren, sie genügten in ihrer Zeichenhaftigkeit, um die simple Rahmenhandlung vom inhaftierten Helden, der die Sultanstochter aus den Fängen des Bösen Großwesirs befreien muss, ausreichend zu unterstreichen, sodass eine fundierte Imaginationsfläche gegeben war. Den klar definierten Bewegungsabläufen des Protagonisten, dem Schematismus der Gefahren in den Labyrinthen der zwölf Level steht ein immer wieder auftretendes Überraschungsmoment gegenüber, dass auch vor Selbstironie nicht zurückschreckt.
Sicher war Schauspieler Jake Gyllenhaal (geb. 1980) in seiner Kindheit ebenso von diesem Spiel begeistert, was durch Trotz gegenüber dem möglichen väterlichen Vorwurf der „Volksverdummung“ noch unterstrichen wurde. Nun ist der selbst in die Rolle des Protagonisten geschlüpft und mag damit zu einer Imaginationsfigur der heutigen Jugend werden – zumindest, wenn die Rechung des Disney-Konzerns aufgeht.
„Sein oder nicht sein …“ – aber nichts mit „Play it again, Sam.“ (mehr …)