Auschwitz – Ein persönlicher Exkursionsbericht

Auschwitz – Ein persönlicher Exkursionsbericht

Jedes Semester bietet der Lehrstuhl von Herrn Dr. Fahl Studierenden die Möglichkeit, unterschiedliche Gedenkstätten des Holocausts zu besuchen und sich dahingehend anhand eines Referats mit verschiedenen Thematiken dem Thema zu nähern. Auch im Wintersemester war es wieder soweit und die Fahrt ging dieses Mal nach Auschwitz. In diesem Artikel versuche ich, Dir meine Eindrücke ein wenig zu schildern…

Auschwitz war nicht die erste Gedenkstätte, die ich besuche. Mein erster Gedenkstättenbesuch ging in der 8. Klasse nach Bergen-Belsen. Das ist das Konzentrationslager, in dem Anne Frank und ihre Schwester den Tod fanden. Mittlerweile studiere ich Geschichte und hatte so die Möglichkeit, auch nach Theresienstadt zu kommen. Wenige Monate vor Auschwitz war ich in Ravensbrück. Ich kann Dir sagen, dass jede Gedenkstätte komplett unterschiedlich ist. Nicht nur in ihrer historischen Aufarbeitung.

Auschwitz jedoch ist etwas diametral anderes. Alleine der Name ,,Auschwitz‘‘ steht in der deutschen und internationalen Erinnerungskultur stellvertretend für alle Konzentrationslager, in denen die Nazis Menschen systematisch ermordeten. Viele werden das Bild von dem Tor vor Augen haben und den Schienen, welche für über eine Million Menschen in Auschwitz in den Tod führten.

Ich kann bei mir nicht davon sprechen, dass die vergangenen Besuche in Gedenkstätten und die wissenschaftliche Auseinandersetzung im Geschichtsstudium mich ,,abgehärtet‘‘ hätten. Das Erlebte brannte sich in mein Gedächtnis.

Es war nicht die Auseinandersetzung mit dem Unvorstellbaren, sondern mit dem Elementarsten. Nach Auschwitz gibt es kein einfaches Weiterleben. Adorno schrieb einmal: ,,Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch“. Ich füge hinzu: Nach Auschwitz weiter dahin zu leben ist unmöglich. Es gibt kein ,,normales‘‘ Weiterleben. Denn als Mensch in der Menschwerdung steht am Ende die Frage um gut oder schlecht. Handelst du menschlich, also gut, oder unmenschlich, also schlecht. Du entscheidest, ob Du ein Barbar bist. Es war eine bewusste Entscheidung, den Pfad der Menschlichkeit zu verlassen, begründet mit einer menschenverachtenden Ideologie, die das deutsche ,,Volk “ und die deutsche Nation über alle anderen Menschen stellte.

Der Wunsch, schnell zurück zur ,,Normalität‘‘ zu kehren, ist ein privilegierter, deutscher Wunsch. Wie sollten die Menschen nach ihren Erfahrungen, die sie in den Konzentrationslagern machten, aber auch schon in den Jahren zuvor, durch die schrittweise durchgeführte Entrechtung und dem grassierenden Antisemitismus zurück zur ,,Normalität‘‘ finden? Nicht einmal der elende Hunger konnte gestillt werden. Ihre Körper waren durch die jahrelange Unterernährung so destabilisiert, dass viele Menschen schlichtweg körperlich mit einer normalen Nahrungsaufnahme überfordert waren und daran starben. Wie sollte ,,Normalität‘‘ einkehren, wenn die Mitverantwortlichen wieder in hohen Positionen waren? Henker und Richter waren oft eine Person. Mit dem Selbstmord von Hitler verschwand die menschenverachtende Gesinnung nicht. Es stellte sich das Narrativ ,,Wir haben von Nichts gewusst‘‘ ein, um schnell zur ,,Normalität“ zurückzugelangen und das Schweigen begann. Schweigen als stärkste Form der Ablehnung und Gleichgültigkeit.   

Der Glaube, dass die Menschheit heute in irgendeiner Weise zivilisierter oder besser wäre, ist ein naiver Glaube. Aktuelle Beispiele aus der ganzen Welt widerlegen diese Ansicht. Utøya, Christchurch, Hanau rufen Erinnerungen in unserem Gedächtnis hoch. Wenn Menschen sich fast schon ritualartig an den Gedenktagen versammeln, um gemeinsam für ein ,,Nie wieder!‘‘ einzustehen, dann hat das einen gewissen Zynismus für viele Menschen, die von Antisemitismus betroffen sind. (Mehr zur Frage nach einer aktuellen Erinnerungskultur in den Literaturhinweisen findest du hier). Ich glaube zu wenige von denen, die da stehen und ,,Nie Wieder!‘‘ sagen, tun aktiv an den restlichen Tagen des Jahres etwas gegen Rassismus, Antisemitismus und die anderen Formen von Menschenverachtung. Das ,,Nie Wieder!‘‘ ist auch zynisch, da man sich fragen kann, wie weit es denn noch kommen muss. Antisemitismus ist für die meisten jüdischen Menschen Alltag. Das ,,Nie Wieder!‘‘ ist leider ein ,,Immer noch‘‘. Antisemitismus hat eine Kontinuität. Was tust Du gegen menschenverachtende Ansichten?

Ein Haus im Stammlager war historisch neu aufgearbeitet. Es packte mich sofort. Im Eingangsbereich wurden unter dem Gesang von Kindern hebräische Schriften an die Wand projiziert. Im nächsten Raum waren Filmausschnitte aus privaten Filmaufnahmen von jüdischen Familien und dem alltäglichen Stadtleben zu sehen. Menschen, die in der Stadt einkauften, Liebe fanden und Familien gründeten. Menschen, die glücklich waren und eine Zukunft sahen. Menschen, denen wenige Monate oder Jahre später all das genommen wurde. Im ersten Geschoss des Gebäudes waren dann Filmausschnitte aus den Reden von Hitler zu sehen. Versehen mit Untertiteln und in verschiedene Sprachen übersetzt, während wir diese Übersetzungen nicht brauchten, denn deutsch war die Sprache der Täter.

Am späten Nachmittag wurden immer Vorträge von Studierenden gehalten. Die meisten waren juristischer Natur, aber für mich als angehende Historikerin sehr interessant, da die Denkweise dann doch eine andere ist. Ohne das negativ zu meinen. Durch die Referate kamen wir auch darauf zu sprechen, dass es ja heute noch vereinzelt sehr alte Menschen gibt, die juristisch für ihre damaligen Taten belangt werden. Eine Frage, an der sich die Geister scheiden. Aber warum sollte man alte Menschen nicht verurteilen? Es gibt kein Gesetz, welches besagt, dass man ab dem Alter X nicht mehr bestraft werden darf. Meine Ansicht ist da eine klare. Wer Unrecht begangen hat, muss bestraft werden. Die Opfer haben keine Freiheit erfahren. Selbst wenn sie überlebt haben, haben sie ein Leben lang damit zu kämpfen. Die Täter*innen jedoch haben Jahrzehnte in deutscher Normalität gelebt. Gearbeitet und Familien gegründet, als wäre nichts gewesen. Eine Verurteilung zeigt den Opfern, dass sie einmal Recht erfahren. Von Gerechtigkeit an dieser Stelle zu sprechen, wäre übertrieben. Nicht einmal heutzutage werden deshalb viele antisemitische Vorfälle zur Anzeige gebracht und wenn doch kommt es zu oft nicht zu einem Urteil. (Ein Berliner Restaurantbesitzer berichtet hier). Gibt es eine angemessene Rechtsprechung im Land der Täter*innen?

In Polen war das Wetter zu der Zeit ziemlich verregnet. An dem Tag als wir Auschwitz-Birkenau besuchten, strahlte jedoch die Sonne. Es waren surreale Stunden auf dem Gelände. In meiner Vorstellung war Auschwitz-Birkenau immer grau und matschig. Nun war es ungewöhnlich warm für Polen in dieser Jahreszeit und die Wiesen des Geländes waren mit saftigem, grünem Gras bedeckt. Die Baracken sahen aus, als wenn sie gerade erst verlassen wurden. Eine dieser Baracken fungierte als Schule. Eine bunte Zeichnung an der Wand zeugt von der Bereitschaft der Menschen, im Lager für die Kinder eine alltägliche Atmosphäre zu schaffen. Sie auf ein Leben danach vorzubereiten. Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Wenn heutzutage in der Schule die Ermordung der Jüd*innen und der Nationalsozialismus thematisiert wird, dann besteht der Fehler oft schon darin, dass man jüdische Menschen dabei nicht zu Wort kommen lässt. Die wenigsten werden Holocaustüberlebende einladen oder Nachfahr*innen dieser. Gelehrt wird aus der Perspektive der Täter*innen. Das Bild ist unvollständig. Das hat auch damit zu tun, dass man als nicht-jüdischer Mensch nie ganz nachvollziehen werden kann wie es ist, jüdisch und damit leider nahezu täglich Antisemitismus ausgesetzt zu sein. Und zwar von allen Seiten. Links wie rechts und aus den unterschiedlichsten religiösen Richtungen. Sitzt man als jüdische*r Schüler*in in einer Klasse, so kommt es nicht selten dazu, dass die Lehrkraft einen fragt: ,,Du kannst uns doch sicherlich davon erzählen. Wie war das bei deinen Großeltern?‘‘ Aber was ist, wenn man darüber einfach nicht sprechen möchte? Solche Fragen implizieren einen unterschwelligen Antisemitismus. (Eine Erfahrung wird hier geschildert). Die fragenstellende Person geht davon aus, dass jüdische Menschen Expert*innen auf dem Gebiet sein müssen. Können oder wollen jüdische Menschen nicht antworten, so kommt es zur Irritation. Es ist ja schließlich ,,die‘‘ Geschichte ,,der‘‘ Jüd*innen. ,,Du Jude!“ wurde schon zur meiner Schulzeit als Schimpfwort benutzt. (Dr. Julia Bernstein zur ihrer Studie über Antisemitismus an deutschen Schulen siehst du hier). Warum ist es schlecht, jüdisch zu sein und fungiert deshalb als Schimpfwort?

Nach Auschwitz-Birkenau lagen wir noch lange wach im Bett und haben uns unterhalten. Es hat uns nachhaltig verändert. Ich bin noch kritischer geworden und das soll auch dieser Artikel widergeben. Die Stellen, die Du hinterfragst, sollen dich zum Nachdenken anregen. Denn weißt Du, man kann so viel nach Auschwitz schreiben und hat trotzdem nichts gesagt.

Literaturempfehlungen:
Czollek, Max, Desintegriert euch!, München 2018.
Jureit, Ulrike/ Schneider, Christian, Gefühlte Opfer. Illusionen der Vergangenheitsbewältigung, Stuttgart 2010.
Salzborn, Samuel, Kollektive Unschuld. Die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern, Berlin/Leipzig 2020.

Über Antisemitismus im akademischen Milieu: https://www.youtube.com/watch?v=6QMARCGHesk
So fühlen junge jüdische Menschen in Deutschland: https://www.youtube.com/watch?v=T5OV4XR3u-A
https://www.youtube.com/watch?v=JkXi038KjQo

Beitragsbild: Ada Berg

Für alle Frauen* da draußen – Gedanken zum Internationalen Frauen*kampftag

Für alle Frauen* da draußen – Gedanken zum Internationalen Frauen*kampftag

Heute ist es wieder soweit. Wir haben den 8. März. Weitläufig bekannt unter Frauentag, Weltfrauentag, Frauenkampftag oder wie ich am liebsten sage: Internationaler Frauen*kampftag (denn der Klassenkampf ist noch immer international und intersektional). Das sind meine Gedanken für alle Feminist*innen und die, die es vielleicht noch werden wollen und denen es nicht ausreicht, einmal im Jahr zum 8. März ihr T-Shirt mit dem Aufdruck ,,feminist‘‘ zu tragen. 

Bekanntlich sind wir mittlerweile im Jahr 2020 angelangt, doch in vielen Köpfen schlummern noch oder schon wieder die Gedanken aus dem 20. Jahrhundert. Angela Merkel ist gefühlt schon so lange Kanzlerin, wie ich am Leben bin, und diese Tatsache wird von vielen Wikipedia-Artikel-Feminist*innen schon für einen großen Erfolg gehalten. Aber fangen wir von vorne an. Was sind die großen Erfolge der Frauen*bewegung?

Seit 1908 dürfen Frauen* das Abitur machen und wurden auch an der Universität Greifswald das erste Mal zum Studium zugelassen. An Wahlen in Deutschland dürfen sie seit 1919 teilnehmen, was gleichzeitig auch einen demokratischen Schub bedeutete. Während der NS-Herrschaft passierte lange nichts, bis Frauen* 1949 nach dem Krieg formal gleichgestellt wurden. Wir alle kennen die Passagen im Grundgesetz Artikel 3 Absatz 1 ,,Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.‘‘ und Absatz 2 ,,Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.‘‘ Dass die Realität bis heute anders aussieht wissen wir auch, aber weiter im Text. In der BRD dürfen Frauen* seit 1958 eine Fahrerlaubnis erwerben, seit 1961 verhüten und seit 1962 ein eigenes Konto führen. 15 Jahre später durfte Frau* auch ohne die Erlaubnis des Ehemanns endlich selbst entscheiden, ob und als was sie arbeitet und wohlgemerkt ist erst seit 1997 (!) die Vergewaltigung in der Ehe eine Straftat. Übrigens sitzen viele der Abgeordneten, die Vergewaltigungen in der Ehe gut fanden, bis heute im Bundestag bzw. kriechen wieder aus der Versenkung. Friedrich Merz, der jetzt irrationale Kanzlerschaftsambitionen hegt, ist einer von ihnen und die Junge Union feiert ihn.

Frauenrechte sind Menschenrechte

Es gibt so viele Dinge, die noch zu verbessern sind. Frauen* verdienen immer noch weniger als Männer.* Haben schlechtere Einstellungschancen, wenn sie sich im gebärfähigen Alter befinden. Über 92% der Chefetagen werden von Männern besetzt, die nicht besser qualifiziert sind als Frauen*. Jede vierte Frau* wird Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt in einer Partnerschaft. Ungefähr jeden dritten Tag wird eine Frau* von ihrem Partner getötet. Femizide sind unsichtbar. Fast genauso unsichtbar sind Frauen* in den Parlamenten. Von 709 Abgeordneten im Bundestag sind gerade einmal 219 Frauen*. Dass dann Gesetze wie der Paragraph 218 und 219 bestehen bleiben, ist nahezu logisch. Frauen* wissen, dass ihr Körper ihnen nicht ganz gehört, ihr Uterus gehört dem Staat. Dass daran auch die Kirche einen großen Anteil hat, könnte ich erklären, aber das würde den Artikel sprengen. Ich bin auf jeden Fall für den Laizismus.

We live in a wonderful, misogyn (!) world

Ich könnte davon schreiben wie antifeministisch die Welt ist. Das würde aber das Problem nicht an der Wurzel packen. Die Wurzel des Übels heißt Misogynie. Es fängt bei der Nicht-Unterstützung von Frauen* an und hört beim Femizid auf. Auch Antifeminismus und Sexismus fallen darunter. Vereinfacht gesagt ist der grundlegende Gedanke, dass Frauen* weniger Wert sind als Männer. Dieser Gedanke hält indirekt Einfluss in unsere Erziehung und lässt sich in Glaubenstexten vieler Religionen und auch unseren Gesetzen ausfindig machen. Der Gender Social Norm Index (eine aktuelle Studie der UN) zeigt, wie weit dieses Denken weltweit verbreitet ist. 9 von 10 Menschen hegen Vorurteile gegenüber Frauen*. Ein Viertel aller Menschen denkt, es sei gerechtfertigt, dass Ehefrauen körperlich misshandelt werden. Du kannst die Studie gerne einmal weiterlesen. Es ist desaströs.

We are equal!

Frauen* sind nicht das schwächere Geschlecht. Frauen* können anziehen was sie wollen, ohne Männern gefallen zu müssen. Sie müssen sich selbst gefallen. Frauen* können alles was auch Männer können. Sie sind nicht die besseren, aber auch nicht schlechteren Menschen. Frauen* können Sex haben oder auch nicht, mit wem und so viel sie wollen. Sie sind keine Schlampen. Frauen* sind auch Frauen*, wenn sie keine Kinder wollen oder bekommen können. Sie sind mehr als Objekte der Fortpflanzung.

Es ist okay, dass Du eine Frau* bist. Es ist okay, dass Du ein Mann* bist. Wir sind Menschen, die zum ersten Mal leben und dann auch nur einmal. Wenn Ungerechtigkeiten in Gesetzen niedergeschrieben sind, dann können wir sie ändern. Wir müssen sie nicht akzeptieren. Vielleicht hast Du jetzt verstanden, warum Feminismus so wichtig ist. Der Internationale Frauen*kampftag ist nur einmal im Jahr. Sich für Geschlechtergerechtigkeit zu engagieren ist jeden Tag möglich. Es fängt mit Deinen Gedanken an, die Dir sagen: ,,Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.‘‘ (Art. 1 der Allgemeinen Erklärung des Menschenrechts.)

* In dem Artikel wurden die Männer bewusst nicht mit dem Gendersternchen gekennzeichnet. Das patriarchale Problem geht, insofern man den Faktor ,,Macht“ hinzuzieht, von weißen Cis-Männern aus.

Beitragsbild: miawicks9 auf Pixabay

Kunst für sauberes Wasser: Die Living Room Gallery in Greifswald

Kunst für sauberes Wasser: Die Living Room Gallery in Greifswald

Am Abend des 31. Januars fand die Vernissage der Living Room Gallery von Viva con Agua statt. Die Kunst stammt von ehrenamtlichen Künstler*innen – vor allem junge Studierende, aber auch professionelle Kreative sind unter den Ausstellenden. Die gut besuchte Galerie wurde in gemütlicher Atmosphäre von der Kulturbar gehostet. In den drei Räumen war von Aquarellen über Fotografien bis hin zu moderner Streetart fast alles vertreten – meist passend zum Motto „Wasse(h)r Geiles“.

Viva con Agua Greifswald veranstaltet diese Ausstellung nun schon zum dritten Mal auf ehrenamtlicher Basis und freut sich, dass dieses Event immer mehr Anklang und Aufmerksamkeit findet. Natürlich werden durch die Ausstellung Spenden für die Organisation, die sich für sauberes Trinkwasser weltweit einsetzt, eingenommen. Vor allem steht aber der kulturelle Beitrag im Vordergrund, wie Johannes von Viva con Agua betont.

Noch bis Ende April habt ihr die Möglichkeit, die Ausstellung zu besuchen. Jeden Freitag und Samstag stehen die Türen in der Langen Straße 93 für euch offen.

Beitragsbilder: Lilli Lipka

Sei doch mal lustig!

Sei doch mal lustig!

Spontan lustig sein, das können die wenigsten von uns. Das Theater Vorpommern stellt die eben genannte Fähigkeit seiner Schauspieler*innen regelmäßig mit der Improvisationsshow „Theatersport“ unter Beweis. Der webmoritz. hat sich das für Euch am letzten Dienstag einmal genauer angesehen.

„Theatersport ist der Kampf zweier Teams in der Kunst der Improvisation“, heißt es von dem Moderator Jan Bernhardt, welcher am heutigen Abend durch das Geschehen führt. Er erklärt, dass es beim „Theatersport“ kein Drehbuch und auch keine Absprachen im Voraus gäbe. Die Regisseure wären einzig und allein die Zuschauenden, welche mit Zurufen und spontanen Ideen das Schauspiel auf der Bühne mitbestimmen würden. Ebenso bestimmt das Publikum mit farbigen Karten die Sieger*innen des Abends. Im Improvisationskampf treten nämlich das blaue Team und das rote Team, welche aus drei je Mitgliedern bestehen, in acht unterschiedlichen Minispielen gegeneinander an.

Von Anfang an herrscht eine entspannte und ausgelassene Atmosphäre in dem eher kleinen Rubenowsaal. Viele der insgesamt 78 Zuschauenden outen sich als Wiederholungstäter*innen und haben keine Scheu, ihre Ideen für das Schauspiel in den Raum zu werfen. Entstanden sind dabei unter anderem eine Geschichte über zwei alte Freunde, die Spaghetti mit Sojagranulat und Pudding aßen und ein Lied über eine Stichsäge und Waschbären im Zoo. Ebenfalls wollte ein Mann einen Kasten Bier reklamieren, weil er ihn an das Stromnetz angeschlossen hat. Das klingt nicht nur urkomisch, das war es auch. Vor der Pause steht es dann verdient unentschieden zwischen den beiden Teams.

Die restliche Show geht genauso lustig weiter. Das Publikum wird Zeuge eines Gedichts, indem ein Mann seine Frau im Wald kalt macht und hört Prof. Dr. Zahnschmelz eine Rede über verlorene Gebisse halten. Alles gipfelt schließlich in der finalen achten Runde, in der eine Oper über die Geschlechtskrankheit Tripper aufgeführt wird. Auch die vollkommen improvisierte musikalische Begleitung durch Sebastian Undisz trägt dazu bei, dass während der einzelnen Spielrunden die richtige Stimmung aufkommt. Gewonnen haben letztendlich beide Teams und auch die Zuschauenden sind um einige Bauchmuskeln vom vielen Lachen reicher.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Theatersport“ neben den Fähigkeiten der Schauspieler*innen auch von den skurrilen Einfällen des Publikums lebt. Ein bisschen liegt es also an einem selbst, ob man beim „Theatersport“ Spaß hat. Wir vom webmoritz. hatten das zweifellos und würden wiederkommen. Und das könnten wir auch tun ohne uns zu langweilen, denn kein „Theatersport“ gleicht dem anderen, man wird jedes Mal auf’s Neue überrascht.

Falls Ihr jetzt so richtig Lust auf „Theatersport“ bekommen habt, haben wir gute Nachrichten, denn die Improvisationsshow findet jeden Monat einmal statt. Die genauen Termine sind hier auf der Seite des Theater Vorpommern zu finden. Und wer selbst sein Improvisationstalent austesten möchte, ist beim wöchentlichen „Improtreff für Studierende“ an der richtigen Adresse.

Beitragsbild: Vincent Leifer

Von wegen strukturschwach!

Von wegen strukturschwach!

Vergangenes Wochenende war moritz.tv als Presseteam auf der boot Düsseldorf, der weltgrößten Messe rund um Segel- und Motorschiffe, Tauchen und Zubehör. Ich habe die Gelegenheit genutzt, mich im Vorpommerschen Sinne umzuschauen. Für eine strukturschwache Gegend war die Region überraschend stark vertreten.

Klimafreundliche Wassersportler*innen fahren dieses Jahr statt in die Karibik an die Ostsee, vielleicht sogar nach Vorpommern. Kann das gut gehen? Zuerst sollten wir uns wohl mit einem Revierführer an die Reiseplanung machen. Bereits in der ersten Messehalle, die wir besuchten, wurden wir fündig. Eine Dame einer Reiseagentur vermittelte uns malerische Urlaube an der mecklenburgischen und brandenburgischen Seenplatte.

Vielfältig beraten: Wer eine Tour planen möchte, findet auf der Messe ausreichend Ansprechpartner*innen

Die Jungmoränenlandschaft (Wikipedia, ahoi!) erstreckt sich von Schwerin bis in die Gegend von Eberswalde und stellt neben atemberaubender Natur mit der Müritz und dem Plauer See große und bekannte Wassergebiete zur Schau. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist der größte Deutschlands – ein Rekord mit bitterem Beigeschmack. Die Wege zum Amt sind weit, die Zuständigkeiten für Bürger*innen nur über große Distanzen erreichbar. Professor Helmut Klüter, Experte für Regionalentwicklung an der Universität Greifswald, beschrieb die Zusammenlegung der Landkreise von Dargun bis Neubrandenburg im Rahmen der Kreisgebietsreform 2011 als demokratiefeindlich. Touristisch bietet die Region mit 47 Einwohner*innen je Quadratkilometer (zum Vergleich: 226 im Bundesdurchschnitt) jedoch Natur in Hülle und Fülle. Und sie ist nachts einer der dunkelsten Orte Deutschlands, Milchstraßengarantie beim Sterne anschauen. Das ist ein Privileg, das wegen der starken Lichtverschmutzung nur noch wenigen Erdenbürger*innen zu Teil wird. Wem Schlafen am Strand nichts ist, kann als Liebhaber*in von Dieselmotoren in der Natur ein Hausboot leihen und sich auch zu diesem Thema auf der Messe informieren.

Total im Kommen: Ein führerscheinfreies Boot für eine Tour im Freundeskreis mieten

Nach manchen ruft jedoch das Meer. Von Kanufahrten bis Segeltörns bietet die Ostsee allerhand Freizeitvergnügen. Wer sich ernsthafter mit dem Thema beschäftigen möchte, tut gut an einem Revierführer, der neben Karten auch Tipps für die Tagesgestaltung geben kann.

Volle Regale: haufenweise Bücher über unsere Region

Für genauere Informationen rund um den Sport auf dem Wasser empfiehlt das Deutsche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hygrographie (BSH) in jedem Falle das Hinzuziehen aktueller Seekarten. Auf der Messe präsentierte sich das Amt auskunftsfreudig und personalstark. Auch für die Region Vorpommern bietet das Bundesamt ein reichhaltiges Off- und Onlineangebot an, unter anderem schiffsgerechte Wetterdaten. Das Amt vertreibt Kartenmaterial selbst, verweist aber auch auf anerkannte Seekartenhändler*innen. Karten der Nautischen Veröffentlichung Verlagsgesellschaft positionieren unsere Region gleich neben der Karibik. Na wenn das nichts ist.

Auf dem Schiff im Gegensatz zum Auto Pflicht: die Karte! Das GPS alleine reicht zur Navigation nicht.

Welches Fortbewegungsmittel sollten Wasserurlauber*innen in Vorpommern denn nun wählen? Ein international bekannter Schiffsbauer mit Sitz in Greifswald macht auf der boot Vorschläge: die Hanse Yachts AG. Nach dem Fall der UdSSR 1990 gegründet, mauserte sich die damals noch Yachtzentrum Greifswald genannte Firma schnell zum Global Player und ist mittlerweile eine der größten Segelyachtherstellerinnen weltweit. Damit ist sie ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für die ganze Region. Die größere der beiden Produktionsstätten ist nach wie vor in Greifswald beheimatet, die Firma wirbt gerne mit dem Image made in Germany. Mittlerweile gibt es ein zweites Werk in Polen. Die AG stellte auf der Messe in Düsseldorf riesige und weniger riesige glänzende Schiffe aus, denen wohl nur ein entsprechend riesiger Geldbeutel zur Genüge tut – Yachten sind und bleiben ein Luxusprodukt. Der Pressesprecher erklärte sich auf telefonische Anfrage bereit zu einem Treffen, das ich aus zeitlichen Gründen aber nicht wahrnehmen konnte. Stolz präsentierte die Hanse Yachts AG auf der Messe auch ein neues Steuerungssystem, genannt eMotion Rudder Drive, dessen Testfahrt offenbar im Greifswalder Hafenbecken stattfand. Vorpommern international.

Eins der Firmenflaggschiffe: die 17 Meter lange Hanse 583
So gut steuert es sich im Greifswalder Hafen: das neue Rudersystem im Test

Wer nicht gleich eine glänzende Yacht kaufen will, chartert besser ein Boot auf der Ostsee. In Greifswald gelingt dies unter anderem bei 1. Klasse Yachten. Der Messestand imponiert mit blauen Wassern und glücklichen Kindern, da die Webseite leider kein Verschlüsselungszertifikat aufweisen kann, machen wir uns lieber schnell aus dem Staub.

Nicht nur in Vorpommern lässt sich ein Segelboot chartern

Angekommen am Meer und endlich mit einem Schiff ausgestattet stellt sich nur noch die Frage: wohin? Wie auf den Seen Mecklenburg-Vorpommerns bieten auch für die Ostsee zahlreiche Agenturen Hilfe an. Mit einer davon war moritz.tv im Sommer 2019 auf Segeltour und präsentierte auf der boot in Kooperation mit dem Tourismusverband Vorpommern ein Aftermovie und einen (noch nicht veröffentlichten) Film zur Tour. Die South Coast Baltic Marketing Initiative vertritt einen Hafenverband von Häfen aus Vorpommern und Teilen Polens und hat sich die touristische Belebung der Region zur Aufgabe gemacht. Auch sie wirbt mit Bildern aus Greifswald.

Auch der Greifswalder Hafen wird von der Marketing Initiative angepriesen
moritz.tv auf Tour: Ostsee-Interessierte schauen Greifwalder Studierendenfernsehen

Und vielleicht, ja, ganz vielleicht, begegnet man zu guter Letzt auf dem Wasser dem Stralsunder Segler Lennart Burke. Der Sportler plant 2021 alleine in einem 6,5 Meter langen Segelboot den Atlantik zu überqueren. Die Sparkasse Vorpommern förderte das ehrgeizige Projekt und ist als Dank in roter Farbe auf dem Schiff des Stralsunders abgedruckt.

Auf Tour: mit diesem Schiff geht’s über den großen Teich

All das war nur ein kleiner, sechs Stunden dauernder, Einblick in die große Welt der boot Düsseldorf. Und selbst mit dieser begrenzten Zeit ließen sich viele und bedeutende Spuren Vorpommerns entdecken. Als Urlaubsziel hat die Region in den vergangenen Jahren einen Sprung nach oben gemacht und auch Firmen aus Mecklenburg-Vorpommern sind offenbar gern gesehene Gäste auf internationalen Messen. Vielleicht stellen in Zukunft noch mehr Menschen fest, was das Landesportal schon über das eigene Bundesland zu sagen weiß: MV tut gut.

Disclaimer: Naturgemäß stellen Firmen auf Messen ihre Angebote aus. Daher sei es verziehen, wenn in diesem Text auch Firmennamen genannt werden! Alle Ausstellenden aus der Region, die übersehen wurden, werden um Entschuldigung gebeten. Interessenkonflikte: moritz.tv begleitete die South Coast Baltic Boating Rally 2019 der South Coast Baltic Marketing Initiative und produzierte und zeigte in Kooperaton mit dem Tourismusverband Vorpommern Videomaterial der Tour.

Fotos: Jonas Greiten

Kunst in Wohnzimmeratmosphäre

Kunst in Wohnzimmeratmosphäre

Am 31.01. um 20 Uhr eröffnet in der Kulturbar (Lange Straße 93, Greifswald) bereits zum dritten Mal die Living Room Gallery unter dem Motto „Wasse(h)r Geiles“.

In der von Viva con Agua veranstalteten Vernissage können Künstler*innen ihre eigenen Werke zur Schau stellen. Im Vorfeld konnte man sich für die Ausstellung anmelden. Ob ausgebildet oder nicht, neu im Fach oder alter Hase – jede*r ist hier willkommen, bei Wohnzimmeratmosphäre eigene Kunst zu zeigen. Wer also spontan Lust hat, noch Teil dieser ehrenamtlichen Aktion zu werden, kann sich bei den Veranstaltenden melden (Mail: greifswald@vivaconagua.org).

Nach der Vernissage am nächsten Freitag, wird die Living Room Gallery bis Ende April jeden Freitag und Samstag kostenlos geöffnet sein. Die meisten Werke der Galerie stehen übrigens zum Verkauf und die Ausstellenden haben die Möglichkeit, ihre Einnahmen direkt an Viva con Agua zu spenden.

Der gemeinnützige Verein Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, sauberes Trinkwasser für alle und weltweit zugänglich zu machen. Mit Aktionen wie dieser Ausstellung soll auf das Projekt aufmerksam gemacht werden und darüber hinaus sollen Spendengelder gesammelt werden, die in Projekte für Wasser, Sanitär und Hygiene fließen.

Und wer nicht mehr abwarten will, kann heute in der ROSA schon mal den Auftakt feiern. Für den guten Zweck und sauberes Trinkwasser wird zu den Bässen von Elhans, Beard&Bald, VTRN und Nico Hartmann getanzt. Ebenfalls ganz unter dem Motto „Wasse(h)r Geiles“ gehen die Einnahmen an Viva con Agua.

Beitragsbild: Viva con Agua Greifswald