Greifswald – rauchfrei?

Greifswald – rauchfrei?

Rauchen schadet Mensch und Umwelt – das weiß eigentlich jedes Kind. Trotzdem rauchen die „Erwachsenen“. Groningen in den Niederlanden will EU-weit die erste rauchfreie Stadt werden. Halten wir das für Greifswald möglich? Ein doppelter Kommentar aus der Chefredaktion: von einer Raucherin und einer Nichtraucherin. Beide Redakteurinnen haben ihre Ansichten unabhängig von einander geschrieben.

Das Projekt „rauchfreie Stadt“ finde ich an sich gut, auch wenn ich selbst Raucherin bin. Ich glaube aber nicht, dass es so umsetzbar ist.

Mir fallen immer wieder die Unmengen an Zigarettenstummeln auf, die in der Stadt verteilt, auf dem Wall oder auf Grünflächen liegen. Das finde ich schade, besonders, wenn nur fünf Schritte weiter der nächste Mülleimer zu sehen ist.

Gerade in einer Kleinstadt wie Greifswald ist auch das Angebot an Nichtraucherbars eher klein. Während ich mir unterschiedliche Artikel zu dem Pilotprojekt in Groningen durchgelesen habe, bin ich alle Bars, die ich kenne, durchgegangen und mir fiel auf, dass davon das Mitt’n drin und die Domburg die einzigen beiden Bars sind, in denen man auch als Nichtraucher entspannt sitzen kann. Wobei im Mitt’n drin vollständiges Rauchverbot gilt und in der Domburg durch einen oberen und unteren Bereich eine Abgrenzung möglich ist. Da stelle ich mir auch häufiger mal die Frage, ob die vielen Nichtraucher Lust haben, in einer verqualmten Location zu sitzen und am nächsten Tag noch den Geruch des Rauchs in Haaren und Kleidung zu haben.

Trotzdem stelle ich es mir schwierig vor, in einer ganzen Stadt das Rauchen zu verbieten. Natürlich wissen wir alle, Zigaretten sind einfach nicht gesund und wir Raucher riechen auch nicht sonderlich toll, nachdem wir wieder eine inhaliert haben. Trotzdem sollte es letztlich unsere Entscheidung bleiben, was wir mit uns anstellen.

Wenn ich mir vorstelle, plötzlich nicht mehr kurz eine Zigarette vor einer Vorlesung rauchen zu dürfen, weil es auf dem Gelände und der Straße untersagt ist, würde mich das schon nerven. Wir würden zurückkehren zu unserer Schulzeit, in der man sich heimlich hinter Gebäuden versteckt oder sich schnell ins nächste Gestrüpp gestellt hat. Denn eines ist klar: Nur weil etwas verboten ist, bedeutet das nicht, dass alle damit aufhören. Es würde sich nur aus bestimmten Regionen in andere verlagern, nämlich dahin, wo es keiner sieht. Aber das soll ja nicht der eigentliche Sinn eines solchen Projektes sein.

Den Gedanken, wenn es keine Vorbilder gibt, dann ist Rauchen auch nicht mehr attraktiv für jüngere Generationen, halte ich zudem für fragwürdig. Waren nicht viele von uns früher vom Verbotenen angezogen?

Ein kleines Bierchen mit 15 Jahren oder ein Wodka Soda, schnell von der ältesten Person der Clique besorgt. Der Adrenalinkick, als man die ersten Zigaretten probiert hat und dabei hektisch um sich blickte, dass es auch ja nicht die Erwachsenen mitbekommen.

Wer hat nicht einmal kurz überlegt, an dem netten gedrehten Ding zu ziehen, bestückt mit einer grünen Briese?

Es scheint mir allgemein eher so, dass weniger junge Menschen rauchen und viele ältere ihr Konsumverhalten reduzieren oder es komplett einstellen.

Es lässt sich schon jetzt erkennen, Rauchen wird unsexyund mit Glück bleibt dieser Trend bestehen. Warum will man also denen, die gerne die eine oder andere Zigarette rauchen, ihr Vergnügen nehmen, solange sie damit nicht andere belästigen?

Ich denke schon, dass Strafen auf das unbedachte Wegwerfen von Zigarettenstummeln eine sinnvolle Sache sind, denn man kann sie auch bis zum nächsten Mülleimer tragen (Das versuche ich weitestgehend auch). Und nicht jede Bar sollte nur aus einem Raucherbereich bestehen, das ist auch für Raucher schöner. Es gibt Bars und Kneipen, die ich selbst ungern besuche, weil mir die stickige, komplett verqualmte Luft einfach keine Freude bereitet.

Und natürlich sollten wir darauf achten, vor wem wir uns eine Kippe anzünden. Dann reißt man sich einfach mal zusammen und wartet, bis man an jüngeren Kindern vorbeigegangen ist.

Wir machen alle unsere eigenen Erfahrungen und das ist auch gut so. Manchmal sind es nicht so tolle, aber hey, wir sind ja lernfähig.

Annabell Hagen

Alltäglich wird überall geraucht. Mit Kleinkind rauchen ist verpönt, aber die Kippen auf dem Spielplatz lassen oder neben Kindergartengruppen und Klassen rauchen ganz normal. So geben die großen Bürger*innen den kleinen nur ein schlechtes Vorbild und die empfinden das schließlich als ganz normal und fangen so auch mit dem Rauchen an. Die Tabakindustrie macht jede Menge Geld und der Staat profitiert vom Tabak gleich doppelt. Erst die hohen Steuern, dann die steigenden Arztrechnungen.

Warum sollte sich überhaupt irgendjemand freiwillig den Tod in den Mund schieben wollen? Das frage ich mich täglich. Klar, mit 18 habe ich auch mal an einer Zigarette gezogen, aber danach nie wieder. Es ist einfach eklig. Rauchen schmeckt nicht, riecht eklig und zerstört Mensch und Umwelt. Schon auf den Tabakfarmen, u.a. in Malawi leiden Arbeiter*innen durch die toxischen Stoffe. Tabakprodukte selbst führten 2011 noch zu 7% der Todesfälle unter Frauen und 15% der Todesfälle unter Männern. Dann werden Kippen nicht ordentlich entsorgt und die Filter, die die giftigen Stoffe filtern sollen, gelangen schnell ins Grundwasser und verseuchen uns alle. Passivrauchen kommt dann noch dazu.

In meinem Familien- und Bekanntenkreis sind mittlerweile zwei Personen gestorben, die entweder durch das Rauchen selbst krank geworden sind oder wortwörtlich ihre Krankheit nur befeuert haben. Rauchen birgt Krebsrisiko und jede Menge andere Krankheiten – und das weiß doch eigentlich jede*r, oder?

 Vorbildfunktion Groningen

 Um die Gefahren, die Rauchen und Passivrauchen bergen, zu minimieren, will Groningen rauchfrei werden. Aber nicht durch Verbote oder Gesetze, sondern durch Aufklärung, Warnungen und Bildungsarbeit. Viele denken, das geht zu weit. Aber warum sollte eine Stadt sich nicht um ihre Einwohner*innen Sorgen machen und sich kümmern? Das könnte Greifswald doch auch! Wie in Groningen könnten mehr rookvrij-Schilder aufgestellt werden, mehr rauchfreie Zonen geschaffen werden.

Jetzt wird in Greifswald überall geraucht – auf dem Campus, auf dem Marktplatz, in der Bar. Dabei wird mehr Rücksicht auf die Raucher*innen genommen als auf die, die es stört. Vor allem in Bars! Eigentlich rauchen doch nur etwa 25% der deutschen Bevölkerung, aber sobald man sich in eine Bar begibt, raucht einfach jede*r. Gelegenheitsraucher*in nennt sich das Phänomen dann. Mit etwas Alkohol im Blut verspüren plötzlich gefühlte 99% den Drang nach einer Zigarette. Gift führt zu Gift. Wow. Und dann stinken meine Klamotten und ich habe wieder irgendwelche toxischen Dämpfe eingeatmet, obwohl ich nur einen entspannten Abend haben wollte. Das Nichtrauchergesetz hat das 2007 doch wenigstens für die Gastronomie wesentlich simpler gemacht. Drinnen trinken, draußen rauchen. Klingt doch ganz einfach!

Und klar soll Rauchen bei Nervosität helfen. Aber warum die eigenen Probleme mit Nikotin bekämpfen? Entspannung geht auch anders. Sport, Baden, Tee trinken – alles Möglichkeiten, die Nerven wieder runterzukriegen, ohne sie noch zusätzlich zu schädigen. Probiert es mal aus! Und Leute, ihr könnt auch anders neue interessante Menschen kennen lernen als in der Raucherpause. Coole Menschen gibt es auch außerhalb der Raucherzonen. Echt! Labert sie einfach mal an.

 Aufklären, statt verbieten

In einer Stadt wie Greifswald leben viele junge Leute die könnten sich in ihren verschiedensten Studiengängen mit dem Thema Rauchen auseinandersetzen und Projekte für die ganze Stadt organisieren. Mehr Aufklärungsarbeit auf Augenhöhe und die Folgen nicht nur auf der Zigarettenschachtel selbst sehen. Was in der Jugend cool war, bringt nur jede Menge Gefahren im Alter. Und was ist mit dem Müll? Auf Plastik verzichten alle, aber was mit einem Zigarettenstummel, den man mal so wegschnippt passiert, scheint vielen egal zu sein. Der verschmutzt die Gewässer gleich viel mehr. Deswegen gibt es immer mehr Städte, die genau für dieses Wegschnippen Strafen erheben. Ob das der richtige Weg ist, wird sich zeigen. Bildung scheint mir aber wesentlich sinnvoller. Menschen sollten von alleine verstehen, welche Folgen Rauchen haben kann und das auch nach und außerhalb der Schule, zum Beispiel im Rahmen des alljährlichen Weltnichtrauchertags von der Aktion rauchfrei.

Es sollte kein Verbot geben, jede*r kann mit seinem*ihrem Körper natürlich machen, was er*sie will, aber ein bisschen mehr Aufklärung in Sachen Rauchen täte wohl jedem*r gut. Dann tun das vielleicht nicht mehr so viele als Selbstverständlichkeit ab und Kindern wird es nicht mehr täglich genauso vorgeführt. Meinetwegen könnt ihr rauchen, solange ihr nicht eure Umwelt gefährdet. Raucht umwelt- und menschenfreundlich angebauten Tabak, achtet auf die Umgebung und entsorgt eure Zigarettenstummel ordnungsgemäß im (Taschen-)Aschenbecher. Und lasst doch mal die eine oder andere Zigarette weg, nicht nur eure Gesundheit wird es euch danken.

Anne Frieda Müller

 

Auch ausgedachte Probleme schaden unserer Umwelt

Auch ausgedachte Probleme schaden unserer Umwelt

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Das Smartphone ist kaputt. Was genau bedeutet das eigentlich? Ist wirklich das gesamte Telefon kaputt, oder nur der Bildschirm oder der Akku?

Vielleicht ist es auch einfach nur unerträglich langsam geworden und an das Abspielen von Netflixvideos ist gar nicht mehr zu denken? Eigentlich sollten unsere Handys technisch all unsere alltäglichen Dinge erledigen können, vieles konnten sie ja schonmal. Nur scheinen sie trotzdem alt zu werden, irgendwann gibt es keine Updates mehr und alles wird immer langsamer.

Zum Glück gibt ist ja in fast jedem Handyvertrag alle zwei Jahre ein neues, schnelles Smartphone. Und wenn man versucht vermeintlich alte Technik wieder auf den aktuellen Stand zu bringen, dann stellt man fest: Es geht nicht. Und das passiert mit voller Absicht. Viele Hersteller sperren ihre Nutzer aus und verhindern so, dass Updates, die von anderen geschrieben wurden, installiert werden können. Sie verbieten den Nutzer*innen ihr Gerät so zu nutzen wie sie es möchten, und begründen dies mit vermeinrtlich zu große Verantwortung für diese. Es wird viel Aufwand betrieben, möglichst jede Lücke zu schließen, durch die der*die Nutzer*in die Software seines Gerätes selbst verändern könnte. Dieser Aufwand stellt für technikbegeisterte Nachhaltigkeitsaktivist*innen ein Problem dar. Und zwar ein Ausgedachtes.

Einen alternativen Ansatz liefert eine kleine Gruppe von Enthusiast*innen die das Betriebssystem PostmarketOS entwickeln. Wie der Name schon sagt ist es ihr Ziel alten Handys ein Leben zu ermöglichen, nachdem sie von der Gesellschaft als wertlos deklariert wurden. Außerdem möchten sie diese so lange zu pflegen bis sie tatsächlich physisch kaputt gehen. Und hier stellt die Geheimhaltung der Originalsoftware ein weiteres Problem für die Entwicklung dar. So ist es auch nicht erstaunlich, dass sich ihr Projekt immer noch im Stadium einer „Machbarkeitsstudie“ befindet.

Immerhin Samsung schien 2017 einen Plan für die Geräte ihrer Galaxy-Reihe zu haben. So kündigten sie eine upcycling-Plattform für diese an. Man wollte den in die Jahre gekommenen, und mittlerweile in Schubladen lebenden Smartphones eine neue Lebensaufgabe geben. So sollte es für jeden möglich sein die enormen Fähigkeiten der kleinen Computer für eigene Projekte einzusetzen. Zum Beispiel um automatisiert ein Aquarium zu überwachen, die Fische zu füttern und ab und zu ein Bild an den Besitzer zu schicken. Auch für die Steuerung eines kleinen Gewächshauses wären die Geräte noch geeignet.
Leider schien jedoch das Interesse von Samsung nur für eine kleine Website und einen Image-Film zu reichen.

Alles in allem scheint auch in der Technikwelt, bis auf einige Ausnahmen wie das Fairphone, der Nachhaltigkeitsgedanke noch nicht angekommen zu sein. Es werden zwar Smartphones recycelt, aber ein langes Leben scheint weder bei Smartphones noch bei den neuen Laptops ein Kriterium zu sein. So erreichten zum Beispiel die Microsoft Surface Laptops auf der Website Ifixit einen Wert für die Reparierbarkeit von 0 bei möglichen 10 Punkten. Den Technikern war es nicht möglich irgendetwas an diesen Geräten zu tauschen ohne es ernsthaft zu beschädigen oder gar zu zerstören.

Und dennoch ist momentan das Selbstreparieren von Smartphone, Laptop & Co. die beste Möglichkeit nachhaltiger mit Technik umzugehen. Und eigentlich muss man auch keine Angst haben es zu versuchen. Quasi zu jedem Gerät gibt es eine ausführliche Anleitung im Internet, wie man fast jedes Teil austauscht. Und wenn das Gerät sowieso schon kaputt ist, dann kann man es wenigstens probieren und hat nichts mehr zu verlieren.

Auch ist die Auseinandersetzung mit Technik für jeden nachhaltigkeitsbegeisterten Menschen zwingend notwendig, da dies unseren Alltag so sehr durchdringt.
Auch in Greifswald fängt gerade eine kleine Gruppe an Technikinteressierten an sich zu organisieren. Es soll ein „Hackerspace“ gegründet werden. Dies bedeutet, dass man eine gemeinsame Werkstatt gründet, in der man gemeinsam Dinge baut und Wissen, Werkzeug und Material teilt, und so jedem einen Einstieg in diese Welt ermöglicht. Wer nach diesem Text Interesse an diesem Bereich hat, kann gerne die Augen und Ohren geöffnet halten und die ersten Veranstaltungen des „Makerspace Greifswald“ abwarten, oder hier einen Kommentar hinterlassen wenn man jetzt schon dabei sein möchte.

Nächste Woche schauen wir uns einmal an, wie schädlich das Internet für die Umwelt ist.

Beitragsbild: Ben Lefebvre

Banner: Jonathan Dehn

retro.kolumne: Unser Sandmännchen

retro.kolumne: Unser Sandmännchen

Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern, stammen sie und sind vielleicht ja doch noch ein Guilty Pleasure des ein oder anderen.
Dieses Mal mit dem Thema: Unser Sandmännchen

Zu dem Sandmännchen hatte ich als Kind immer eine ganz besondere Beziehung. Bis ich in der 4. Klasse war, hatten wir zu Hause drei Fernsehprogramme: Das Erste, ZDF und MDR. Da blieben meiner Schwester und mir eigentlich nur eine Sendung, welche wir uns abends anschauen konnten. Wir waren wie die meisten Kinder mit dem Sandmännchen aufgewachsen.

Alles fing 1959 an. Damals war Deutschland geteilt und auch unser allseits geliebtes Sandmännchen war ein Produkt des Wettrüstens. Das Sandmännchen, welches wir heute kennen, ist die Ostvariante und entstand in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, nachdem westdeutsche Pläne für so eine Figur durchgesickert waren. So kam es, dass das Ostmännchen am 22. November und sein Westkollege am 1. Dezember 1959 auf Sendung gingen. (Hier findet ihr ein paar Bilder beider Figuren.)

Natürlich gab es auch kleine Anfangsschwierigkeiten: Kinder wollten ihre Betten hergeben, da der Ostsandmann am Ende an einer Straßenecke einschlief.

1960 bekam der Ostsandmann endlich sein noch heute bekanntes Gesicht, während der inzwischen weitgehend unbekannte Westsandmann vom Aussehen her auch im Hamburger Hafen stehen könnte.

Während der Westsandmann meist auf einer Wolke herbeiflog, konnte der Ostsandmann einen Fuhrpark mit über 200 Fahrzeugen sein Eigen nennen. Er bereiste außerdem, entgegen der angespannten Grenzpolitik, die ganze Welt.

Neben den alltäglichen, politischen oder reiselustigen Situationen und Abstechern ins Märchenland des Sandmännchens, waren natürlich die kleinen Filme bei den Kindern besonders beliebt.

Gerade beim Ostsandmann gehen die Ursprünge einiger Figuren sehr weit zurück. Fuchs und Elster sowie Pittiplatsch und Schnatterinchen gab es schon in den Anfängen. Viele Formate gibt es heute leider nicht mehr, wie zum Beispiel Puppendoktor Pille. Auch das Sandmännchen entwickelte sich weiter. Zu meiner Zeit waren Der kleine König, Pickeldi und Frederick (übrigens ein Überbleibsel der Westvariante) oder Der kleine Rabe Socke beliebte Figuren. Heute gehen die Kinder mit vielen alten, aber auch einigen neueren Figuren, wie Lola Langohr und Pondorondo, ins Bett.

Rückblickend muss ich sagen, dass mir damals die moderneren Produktionen besser gefielen. Doch je älter ich wurde, desto mehr begann ich mich über die alten Figuren, wie Fuchs und Elster, zu freuen.

Insgesamt hat man spielerisch Tugenden wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit vermittelt.

Zum Schluss streut der Sandmann immer den Schlafsand, damit die Kinder müde werden – dabei hatte ich in meiner Kindheit zwei Phasen. Erst habe ich meine Augen weit aufgerissen, damit möglichst viel Sand hineinkommt und ich besser schlafen konnte. Und später bin ich immer, kurz bevor der Sand kam, aus dem Zimmer gerannt oder habe die Augen fest zusammengekniffen, weil ich noch nicht schlafen wollte.

Und so gingen und gehen damals wie heute viele Kinder in ganz Deutschland mit dem Sandmännchen ins Bett.

Titelbild von stine moe engelsrud auf Pixabay

Leihen statt Kaufen

Leihen statt Kaufen

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Laut Studien des Statistischen Bundesamts haben deutsche Haushalte 2017 im Durchschnitt 140 Euro für Innenausstattung und Haushaltsgeräte und 110 Euro für Kleidung ausgegeben – und das jeden Monat. Damit stehen diese beiden Konsumausgaben bei uns Deutschen auf Platz 6 und 7, gleich hinter Wohnen und Energie, Nahrungsmitteln, Verkehr, Kultur, und Dienstleistungen wie Hotels und Gastronomien. Dabei könnte gerade in den Bereichen Kleidung und Ausstattung viel gespart werden, sowohl finanziell als auch umweltökonomisch.

Wie oft nutzen wir die Dinge, die wir kaufen, wirklich und wie lange? Vieles, das wir nur wenige Male brauchen und nicht sofort konsumieren, können wir auch auf andere Weise erhalten, und die meisten tun das bereits. Wir leihen uns Bücher, Musik und Filme aus Bibliotheken, Videotheken oder schauen sie über Streaming-Dienste an. Anstatt ein eigenes Auto zu besitzen, greifen wir oft lieber auf öffentliche Verkehrsmittel zurück, und wenn es doch einmal notwendig ist, mieten wir lieber, nutzen Carsharing oder einen Fahrradverleih in fremden Städten. Wenn wir eine Party organisieren wollen, brauchen wir kaum etwas selbst mitzubringen. Wie auch in Greifswald gibt es an vielen Orten Unternehmen, über die wir die Locations, Partyzelte und sogar ganze Ausstattungen samt Bierzeltgarnitur, Stehtischen und Stühlen ausleihen können – gegen ein kleines Entgelt.

Die meisten dieser Dienste sind nicht völlig kostenlos, aber in den allermeisten Fällen bleibt es mit einem gemieteten Wagen oder Zelt, oder einem monatlichen oder jährlichen Mitgliedsbeitrag dennoch billiger als wenn wir uns die entsprechende Sache selbst anschaffen würden. Unabhängig davon ist sowohl Leihen als auch Mieten wesentlich nachhaltiger, denn jedes Buch, das wir leihen, jeder Tisch, den wir mieten, bedeutet am Ende weniger Produktion und damit geschonte Ressourcen.

Kleider, Elektronik oder ganze Maschinen

Und die Firmen und Läden passen sich an. Viele Anbieter haben ihren Verkauf schon längst auch auf einen Verleih erweitert. Bei vielen Elektrofachhandeln und Baumärkten ist es möglich, sich Geräte einfach zu leihen, anstatt sie teuer zu erwerben. Wer mal eben für eine kleine Renovierung einen Hammer oder eine Bohrmaschine braucht, kann sich diese jederzeit für nur wenig Geld mieten. Bei längeren Zeiträumen ist es auch möglich, einen Vertrag abzuschließen, sollte in dieser Zeit das Gerät den Geist aufgeben, – also ohne Eigenverschuldung – wird es sogar kostenfrei ersetzt.

Gleiches gilt für Elektrogeräte. Wasserkocher und Waschmaschinen und sogar Notebooks, Kameras oder Smartphones können in vielen Märkten mit einem ähnlichen Vertrag ausgeliehen werden und stehen einem dann für einen bestimmen Zeitraum zur Verfügung. Der Vertrag kann monatlich gekündigt oder verlängert werden, bei vielen Märkten geht das Mieten auch bereits ganz einfach und versandkostenfrei online.

Neben einem Second-Hand-Erwerb kann auch bei Kleidern aufs Ausleihen zurückgegriffen werden. Vor allem bei Kleidung, die nicht oft gebraucht wird, wie teuren Anzügen oder Abendkleidern, bieten sich Plattformen an, die selbst hochwertige Designermode für einen kurzen Zeitraum gegen geringes Geld vermieten. Junge Startups haben Plattformen entwickelt, über die man durch ein monatliches Abo eine bestimmte Anzahl an Kleidung für einen gewissen Zeitraum mieten kann. So ist es möglich, immer mal wieder einen neuen Stil auszuprobieren, ohne gleich den gesamten Kleiderschrank zu verdoppeln. Für den privaten Verleih haben Websites wie eBay Kleinanzeigen außerdem eigene Foren eingerichtet, bei denen jede*r Nutzer*in ganz einfach das anbieten kann, was er*sie besitzt, aber gerade nicht braucht. Ein bisschen gezielte Recherche lohnt sich hier also immer.

Sharing Economy

Das Prinzip hinter dem ganzen Leihen und Mieten ist fast schon zu einer eigenen Wissenschaft geworden. Bei der Sharing (auch Shared oder Share) Economy dreht sich alles rund um die Idee von Collaborative Consumption, also den Gemeinschaftskonsum. Das Prinzip ist simpel: Ein*e Anbieter*in (meistens eine Privatperson, aber auch Interessensgruppen und Unternehmen) stellt einen Gegenstand, Raum etc. zur Verfügung, der von einem*r Nachfrager*in vorübergehend benutzt oder bewirtschaftet werden kann. Das bezieht sich sowohl auf privates, kostenfreies Verleihen als auch auf das Vermieten, z. B. über eine vermittelnde Dienstleistung oder Plattform.

Kritisiert wird dabei oft, dass diese Plattformen zwar bereits in großer Zahl existieren, aber oft nur im digitalen Raum verfügbar sind. Es wird befürchtet, dass diejenigen, die kein Internet nutzen oder nutzen können, vom Sharing-Trend ausgeschlossen werden und sich damit eine gesellschaftliche Schere – zum Beispiel zwischen den Generationen – auftut. Gleichzeitig bietet die Onlineverfügbarkeit der Sharing-Dienste aber auch den großen Vorteil, dass Leihen und Mieten fast überall, schnell, simpel und möglichst kostengünstig möglich ist. Darüber hinaus gewährleistet das Prinzip des Sharings natürlich, dass bereits existierende Ressourcen optimal genutzt werden können und damit keine neuen beansprucht werden müssen. Und auch auf sozialer Ebene ist Sharing sinnvoll, denn es vernetzt die Leute und schafft damit einen stärkeren sozialen Zusammenhalt.

Fazit

Sharing, sowohl durch Verleih als auch durch Miete, ist eine einfache Möglichkeit, um den eigenen Konsum möglichst nachhaltig und flexibel zu gestalten. Es ermöglicht uns, alles, was wir nur für eine kurze Zeit brauchen oder immer mal wieder austauschen möchten, einfach und schnell zu erhalten – selbst Dekoartikel, Kunstwerke, Topfpflanzen und sogar überschüssiges Essen durch Plattformen wie foodsharing.de. Erster Anlaufpunkt sind bei den meisten wahrscheinlich die Nachbar*innen oder Freund*innen. In einigen Orten in der Schweiz funktioniert das mittlerweile sogar schon in gut organisiertem Rahmen über vom Projekt Pumpipumpe vorgefertigte Sticker am Briefkasten, mit denen man zeigen kann, was man zu verleihen hat.

Wer keine Lust auf Leihen hat, aber trotzdem nachhaltig sein will, kann sich viele Produkte auch selbst anfertigen, wie wir euch in den letzten Wochen bereits gezeigt haben. Nächstes Mal geht es übrigens ums Upcycling – eine weitere Möglichkeit, etwas Neues zu erhalten und dabei gleichzeitig Ressourcen zu schonen.

Beitragsbild: Viktor Kern auf Unsplash

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Nachhaltige Kleidung

Nachhaltige Kleidung

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Von verbrannten Klamotten bis hin zu eingenähten Hilferufen – die Modeindustrie kommt in den Medien nicht besonders nachhaltig rüber. Sich nachhaltig zu kleiden wirkt erstmal wie eine Mammutaufgabe. Und klar, muss jede*r für sich selbst recherchieren. Überblicksseiten geben genau das – einen Überblick über Fair-Fashion-Marken. Aber was ist Fair Fashion eigentlich? Und was ist zu beachten?

Fair, ethical, sustainable

Es gibt viele Zertifikate, die eine Bekleidungsmarke haben kann. Viele überschneiden sich und sind teilweise unterschiedlich definiert. Hier ist ein Versuch, die Bezeichnungen zu unterscheiden. Eine Bezeichnung ist Fair Fashion. Fair Fashion heißt, dass die angebotene Kleidung unter guten Arbeitsbedingungen und zu guten Konditionen, also gerechter Bezahlung für die Arbeiter*innen, hergestellt wird.

Sustainable Fashion ist Kleidung, die unter ökologisch tragbaren Bedingungen hergestellt wird. Das können sozusagen die Inhaltsstoffe sein, die ökologisch korrekt angebaut wurden und die Umwelt nicht belasten. Das können Textilien aus Bio-Baumwolle sein oder aus recycelten Stoffen, wie z. B. altes Plastik. Damit kann aber auch nur die Behandlung der Inhaltsstoffe gemeint sein, die dann ohne giftige Chemikalien o. Ä. auskommt.

Ethical Fashion kombiniert beides und bezeichnet Kleidung, die unter ökologisch und sozial korrekten Bedingungen hergestellt wird. Die Bezeichnungen können aber variieren und manchmal heißen alle drei das gleiche. Es gibt in der Branche aber mittlerweile jede Menge Zertifikate. Aber Achtung: Einige können in die Irre leiten und verkaufen oft ein besseres Image als die Realität hergibt.

Warum fair?

Mit jedem Kauf eines Fast-Fashion-Kleidungsstücks unterstützt der*die Käufer*in schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Inhaltsstoffe in der Kleidung und ein Konsumverhalten, das für die Erde nicht tragbar ist. Genau so kann jede*r gute Arbeitsbedingungen, eine ökologisch sicherere Verarbeitung und Anbau von Stoffen unterstützen – mit dem Kauf von nachhaltiger Mode. Auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und eine gute Qualität sollte bei Kleidung gesetzt werden, nicht auf jeden Trend.

Außerdem ist Sustainable Fashion meist aus natürlichen Produkten wie Baumwolle oder Hanf gefertigt, die für ein besseres Gefühl auf der Haut sorgen und gesund sind. Bei Kleidung aus beispielsweise Polyester werden mit jedem Waschgang kleine Mikroplastikfasern ins Grundwasser getragen – das ist schädlich für die Umwelt und so auch für uns. Um dem vorzubeugen, wurde der „Cora Ball“ erfunden, der dieses gelöste Mikroplastik in der Waschmaschine auffangen soll. Eine gute Idee, die aber noch ausbaufähig ist.

Reuse, reduce, recycle, refuse

Schon existierendes Plastik muss immer weiter recycelt werden, denn dieses hat sich zu einer endlosen „Ressource“ entwickelt, die wir erstmal nicht mehr loswerden. So gibt es viele Firmen, die Schuhe oder Rucksäcke aus gesammeltem Plastik herstellen.

Kleidung an sich kann jede*r recyceln: entweder mit einfachen Nadelstichen etwas aufpimpen und nochmal neu tragen oder an Menschen im Umfeld verschenken, zu Secondhandläden bringen oder auf Kleidertauschpartys (z. B. am 21. Juni in der Kabutze) mitbringen. Jede Klamotte sollte so lange getragen und genutzt werden wie es nur geht. Kleidung aus zweiter Hand ist meist preiswerter als neue. Und so kann mit wenig Aufwand alten Klamotten ein zweites oder sogar drittes Leben gegeben werden.

Es muss nicht jeder Trend mitgemacht werden. Die Modesaisons werden immer kürzer und öfter. So wechseln die Trends ständig und die Klamotten in den Schaufenstern auch. Die Kleidung wird immer kurzlebiger, um die Menschen zum Shoppen anzuhalten. Einfacher und auf Dauer preiswerter ist es da, einen eigenen Stil zu entwickeln und nur im Notfall neue Kleidung zu kaufen. Bunte, lustige, aber auch einfache und stilechte Mode ist überall.

Bei Fragen fragen!

Die richtigen Labels zu finden ist schwierig, weil viel undurchsichtig bleibt und verschleiert wird. Um die Modeindustrie durchsichtiger erscheinen zu lassen und den Endverbraucher*innen das Kaufen zu erleichtern, erstellt fashionrevolution.org jedes Jahr einen Transparenzindex für 200 Marken. Die Organisation erfasst u. a. die Richtlinien und Umsetzung dieser, sowie die Erreichbarkeit und Veröffentlichung der Textilienanbieter. Ein wichtiges Indiz für eine nachhaltige und faire Herstellung von Klamotten ist oft der Social-Media-Auftritt von Firmen: Wenn offen gezeigt wird, wie die angebotene Kleidung hergestellt wird und wo sie herkommt, gibt es keine Geheimnisse.

Viele Blogs setzen sich mit dem Thema auseinander und verweisen aufeinander. So hat mir Karo von conscious by Karo viele Fragen beantwortet. Zusätzlich gibt es in vielen Universitäten Green Offices (in Greifswald wird auch daran gearbeitet), in denen engagierte Leute sitzen, von denen sich bestimmt jemand mit genau dem Thema der nachhaltigen Kleidung auskennt. Die Studis kann man natürlich auch immer erreichen.

Ein nachhaltiges Leben muss nicht schwer sein, mit Klamotten kann jede*r als Verbraucher*in ein Zeichen setzen. Man muss sich nur informieren.
Nächste Woche geht es dann weiter mit der Kategorie: Leihen statt Kaufen.

Beitragsbild: Anne Frieda Müller
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How to: Unverpacktladen

How to: Unverpacktladen

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Ein großer Schritt in das Zero-Waste-Leben ist unverpackt einzukaufen. Aber wie kaufe ich unverpackt ein? Und wo ist der nächste Unverpacktladen? Das erkläre ich Euch hier und stelle Euch den Unverpacktladen Green Goldie aus Rostock vor, der sich noch in der Planung befindet.

Das Prinzip von Unverpackt ist eigentlich ganz einfach: es gibt einen Laden, der in großen Behältern Lebensmittel verkauft, die Du Dir dann daraus in Gläser oder Beutel abfüllen kannst.


Getreide, Mehl, Nudeln, Müsli – all sowas gibt es meist in den ganz großen Behältern, unter die jede*r Gläser oder Beutel halten und dann per Hebel die gewünschte Menge sozusagen „fallen lassen“ kann. Damit dabei nix neben das Glas fällt, gibt es oft auch Trichter, die in die Glasöffnung gesteckt werden können. Das ist dann vor Ort einfacher, als hier beschrieben.

Gewürze sind meistens in großen Gläsern abgefüllt, die sich jede*r mit großen Löffeln in die eigenen Behältnisse löffeln kann. Schokolade und andere Süßigkeiten kann sich so auch jede*r selbst portionieren.

Im Kosmetikbereich gibt es oft Seifen, die meist in einer Papierverpackung sind oder es gibt Seifensäckchen, in welche die Seifen gut reinpassen. Zahnpastatabs u.Ä. kann sich jede*r selbst abfüllen. Auch Waschmittel für die Waschmaschine oder Reinigungsmittel für den Haushalt gibt es oft in großen Kanistern zum Selbstabfüllen. Passend dazu hängen auch Naturschwämme und Bürsten meist nebenan.

Ihr merkt, in Unverpacktläden füllt sich jede*r Kunde*in die Lebensmittel selbst ab – ganz nach dem eigenem Bedarf. Das empfinde ich als sehr praktisch, da jede*r nur die Mengen an Lebensmitteln kaufen muss, die er oder sie wirklich braucht. So können sich die Lebensmittelabfälle gleich mit dem Plastik mit verringern.

Leider haben wir in Greifswald (noch) keinen Unverpacktladen, denn wie die Gründerinnen von Green Goldie aus Rostock richtig sagen: „Wenn man sich die Landkarte der Unverpacktläden anschaut, sieht man dass MV leider ein sehr leerer Fleck ist.“ Das hat die jungen Gründerinnen Janina und Nadja dazu bewegt, einfach selbst einen Unverpacktladen in Rostock zu eröffnen.

Beide versuchen so plastikfrei wie möglich zu leben und wollen das jedem so leicht wie möglich machen. Was es für Hürden dabei gibt, haben sie uns erzählt:

Was muss man bei einem Unverpacktladen besonders beachten?
„Die erste Frage, die wir uns stellten, war: Wo bekommen wir Lebensmittel in Großgebinden (25 kg Papiersack) her? Also haben wir uns Bio-Großhändler gesucht, die Großgebinde und/oder Pfandsysteme anbieten. Ganz ohne Verpackung geht es natürlich auch bei Unverpackt nicht – wir haben zum Glück schon Ideen, wie wir die großen Papiersäcke weiter verwerten können.

Außerdem ist Lebensmittelhygiene ein sehr wichtiges Thema. Wir müssen ein HACCP (Gefahrenanalyse kritischer Kontrollpunkte) erstellen. Dies beinhaltet z.B. die Einhaltung der Temperatur im Kühlschrank, den täglichen Reinigungsplan und den Spuckschutz für alle Lebensmittel im Verkaufsraum.

Vor Eröffnung mussten wir eine Schulung beim Gesundheitsamt/IHK ablegen, das ist in jedem Bundesland etwas anders. Die Bestimmungen sind, wenn man mal drüber nachdenkt, ziemlich logisch. Der Boden muss „wischbar“ sein, sowie die Küchenwände auch, da fällt einem dann aber auch auf, dass in keinem Supermarkt Teppichboden liegt.

Wir müssen viel umsetzen. Die meiste Zeit müssen wir wahrscheinlich putzen, aber schwer ist es nicht, solange wir unsere Reinigungspläne einhalten und sobald sich eine Routine entwickelt hat.

Für die Unterstützung und Planung, die bei jeder Gründung wichtig ist, haben wir einen Existenzgründerkurs und den Unverpacktworkshop bei Unverpackt Kiel mitgemacht.“

Das persönliche Ziel
„Was uns persönlich sehr wichtig ist, ist es einen Ort zu schaffen an dem sich alle austauschen können. Es soll eine Gemeinschaft geben, wo sich alle gut aufgehoben und verstanden fühlen. Oft setzen sich viele sehr unter Druck, wenn es um Müllvermeidung geht. Sie haben dieses Bild im Kopf, dass sie nur ein Glas voller Müll im Jahr produzieren dürfen. Da können wir nur sagen: macht Euch keinen Stress, wir haben auch klein angefangen, jeder Schritt wie klein er auch scheinen mag, ist eine Verbesserung.

Genau um diese Gemeinschaft zu fördern, wollen wir ein kleines Café im Laden haben, wo wir auch unsere Workshops anbieten werden.“

Wie funktioniert das mit den Gläsern?

„Unsere Kundschaft hat verschiedene Optionen:

1. eigenes Glas mitbringen
2. Pfandsystem nutzen
3. die von Kunden für Kunden Behälterkiste nutzen
4. ein Glas bei uns kaufen

Alle Kund*innen können so schauen, was am besten für sie ist. Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie ein eigenes Glas haben oder es aus der von Kunden für Kunden Kisten nehmen.

Wenn die Kund*innen ein Glas bei uns kaufen, haben sie den Vorteil, dass zu Hause im Regal alle Gläser gleich aussehen (wer es einheitlich mag). Und wir machen natürlich mehr Umsatz, da muss man sich nichts vormachen. Mit dem Idealismus in unserem Herzen ist es egal, wir möchten nur jeden dazu anregen unverpackt einzukaufen.

Bei den neuen Gläsern sollte die Klimabelastung bedacht werden. Aus Sicht des Umweltschutzes ist es also am besten, benutzte Gläser zu recyclen. Dafür wird es auch die von Kunden für Kunden Kiste geben, in der benutzte, ausgewaschene Gläser, abgegeben werden können.“

Wo, wann, wieviel?
„Am liebsten würden wir in die Kröpeliner-Tor-Vorstadt und haben da bereits eine Fläche in Aussicht. Falls das nicht klappen sollte, können wir uns auch vorstellen in die östliche Altstadt zu gehen.

Es sind schon Öffnungszeiten geplant (Montag bis Mittwoch 10-19, Donnerstag & Freitag 11-20, Samstag 10-15 Uhr), wir würden uns nach der Eröffnung im Herbst an die Kundenfrequenz anpassen.

Preislich werden wir uns bei Bio-Preisen ansiedeln, da wir überwiegend Bio-Produkte anbieten werden.“

Tierisch und Kosmetisch?
„Es wird keine tierischen Produkte geben, weil wir keine Kapazitäten für eine Kühlung haben werden. Außerdem wollen wir der Lebensmittelverschwendung entgegen wirken und tierische Produkte sind immer schnell verderblich. In Rostock ist jeden Tag Markt, wo Käse, Fleisch und Wurst (in eigenem Behälter) gekauft werden können.

Wir werden Naturkosmetik wie Deo, Seife, Zahnkreide und mehr anbieten. Dekorative Kosmetik wie Lippenstift wird es vorerst nicht geben. Ist aber für die Zukunft geplant.“

Wie können wir Euch unterstützen?
„Redet darüber! Erzählt vielen Menschen, dass wir im Herbst eröffnen werden. Im Juli startet unser Crowdfunding, da könnt Ihr natürlich mitmachen und auch wieder fleißig verbreiten. Und sobald wir anfangen zu renovieren, können wir immer helfende Hände gebrauchen oder super liebe Menschen, die ein paar vegane Snacks vorbeibringen.“

Unverpackt einkaufen, wird also zumindest in Rostock bald nicht mehr so schwer sein. Besucht die Webseite und haltet Euch auf dem Laufenden.
Nächste Woche geht es um nachhaltige Klamotten.

Beitragsbilder: Anne Frieda Müller
Banner: Jonathan Dehn