von Christine Fratzke | 19.10.2009
Ende des vergangenen Sommersemesters dünnte der Allgemeine Studierendenausschuss, AStA, aus. Nun sollen bei der ersten Sitzung des Studierendenparlaments (StuPa) am 20. Oktober die sechs offenen Stellen wieder besetzt werden. Darunter auch der Vorsitz.
Dringend zu besetzen: Der AStA-Vorsitz
Solvejg Jenssen kanditiert für den Vorsitz
Nach den Rücktritten des ehemaligen AStA-Vorsitzes, bestehend aus Scarlett Faisst und Jens Pickenhan, übernahmen vorübergehend zwei weitere Referenten, Solvejg Jenssen und Pedro Sithoe, diesen. Solvejg konnte dabei auf ihre lange Erfahrung als Referentin für Studium und Lehre zurückgreifen. Zunächst schloss sie eine Bewerbung für den Vorsitz zunächst aus. Nun entschloss sie sich, für den Vorsitz zu kandidieren.
Die AStA-Vorsitzende ist zuständig für die Koordination, Organisation und Erledigung der anfallenden Arbeit, die Stellvertreterin unterstützt diese. Der bisherige Stellvertreter Pedro Sithoe äußerte auf der AStA-Sitzung am vergangenen Montag ebenfalls Interesse am Vorsitz. Eine Verlängerung der Zusammenarbeit von Solvejg und Pedro scheint also nicht ausgeschlossen.
Für den stellvertretenden Vorsitz sind bisher zwei Bewerbungen, von Janin Ganz und Lisa Brokmöller, eingegangen. StuPa-Präsident Korbinian Geiger erläutert, dass es sich bei den beiden um AStA-externe Bewerberinnen handele.
Große Lücke in der Hochschulpolitik
Eine große Lücke klafft noch im hochschulpolitischen Bereich. Zum einen werden zwei ReferentInnen für den Fachschaften und Gremien gesucht, welche als Schnittstelle zwischen den Fachschaften, dem AStA und den studentischen Vertreterinnen in den akademischen Gremien fungieren.
Weiterhin ist das Referat für Hochschulpolitik ausgeschrieben. Der Referent oder die Referentin soll sich unter anderem mit den Problemen der aktuellen Hochschulgesetzgebung auseinandersetzen. Bisher liegen dem Präsidium allerdings für diese drei Referate noch keine Bewerbungen vor.
Zwei Bewerber für Kultur, Sport, Erstsemesterwoche
Für das Referat für Kultur, Sport, Erstsemesterwoche gibt es im Gegensatz dazu bereits zwei Bewerber: Walter Leonhardt und Paul Fuhrmann. Den alten referenten auf diesem Posten hatte das StuPa im Juli entlassen, weil er die Vorbereitungen für die Erstiwoche allzu locker angegangen war. Die beiden neuen Bewerber sind zwar bisher noch nicht in der Hochschulpolitik aufgetreten, bringen aber durch ihr sportliches Interesse durchaus gute Voraussetzungen mit.
Bewegung bei der Wahlleitung
Am kommenden Dienstag werden ebenfalls die Bewerbungen der Wahlleitung, welche die Vorbereitung und Durchführung der anstehenden Gremienwahlen obliegt, besprochen. Eine Bewerbung für den Wahlleiter ist bereits eingegangen: Lehramtsstudent Michael Seifert stellt sich dem Parlament. „Ich bin durch die Arbeit bei den Jusos in den letzten zwei Jahren sehr nah am StuPa dran gewesen und habe mich immer dafür interessiert“, erläutert er seine Beweggründe. Außerdem suchte StuPa-Präsident Korbinian Geiger zuerst das Gespräch mit Michael, während in der Zwischenzeit einige StuPisten und AStA-Referentinnen ihn bestärkten. „Trotz meiner Juso- und SPD-Mitgliedschaft“, betont Michael, „werde ich neutral handeln. Mit den Vertretern aller hochschulpolitischen Gruppen komme ich gut aus.“
Für den stellvertretenden Wahlleiter ist bisher noch keine Bewerbung eingegangen. Der ehemalige Stellvertreter, Robert Lösche, verfolgt zwar nach wie vor interessiert die Hochschulpolitik, schließt aber eine erneute Kandidatur zunächst aus: „Ich würde die Wahl nur, wie im vergangenen Jahr, mit Daniel Focke durchführen wollen.“ Daniel wird allerdings durch seine Arbeit als stellvertretender Chefredakteur des moritz Magazins dieses Jahr nicht die Wahl leiten können.
Für die offenen Stellen können sich Interessierte bis zum 20. Oktober, 12 Uhr beim StuPa-Präsidium bewerben. Die notwendigen Bewerbungsformalitäten und die exakten Ausschreibungstexte sind unter www.stupa.uni-greifswald.de zu finden. Außerdem rät Präsident Korbinian Geiger den Interessierten außerdem, vorher mit dem AStA Kontakt aufzunehmen.
Bilder: Daniel Focke (Logo-Würfel), Marco Herzog (Porträt, Startseite)
von Florian Bonn | 18.10.2009
Nach einem Artikel über nicht akkreditierte Studiengänge an der Universität Greifswald gab es zahlreiche Kommentare auf dem webMoritz, die sich erbost über die Universität äußerten. webMoritz-Autor Florian Bonn traf sich deshalb mit dem Prorektor für Lehre und Studium, Herrn Professor Michael Herbst und Kristina Kühn vom Projekt „Integrierte Qualitätssicherung“ zu einem Gespräch.
Webmoritz: Bei zahlreichen Kommilitonen führte unser Artikel zu einem bösen Erwachen, da sie davon ausgegangen sind, dass ihr Studiengang akkreditiert sei, von der Nicht-Akkreditierung überrascht wurden und auch nicht über die Konsequenzen informiert waren…
Prof. Herbst: Für den einzelnen Studierenden spielen die Konsequenzen der Nicht-Akkreditierung keine Rolle. Es handelt sich trotzdem um gültige und vom Land zugelassene Studiengänge, deren Abschlüsse mit denen akkreditierter Studiengänge gleichzusetzen sind. Auf dem Arbeitsmarkt haben die Studierenden keine Nachteile zu befürchten.
Prodekan Prof. Michael Herbst
Webmoritz: Der Akkreditierungsrat schreibt in seinen „FAQ“, dass es bei PhD-Programmen im Ausland zu Problemen kommen kann, wenn der besuchte Studiengang nicht akkreditiert war. (mehr …)
von Gabriel Kords | 14.10.2009
Für die erste StuPa-Sitzung des neuen Semestersam kommenden Dienstag hat der RCDS einen Antrag zum seit langem diskutierten Thema „Semesterticket“ vorbereitet.
Ivo Sieder: "Thema bisher nur am Rand diskutiert"
Konkret schlägt der RCDS dem StuPa drei Schritte vor: Zunächst soll sich das StuPa für ein Semesterticket aussprechen, dass alle Studenten pflichtweise mit ihrer Einschreibung erwerben müssen. Dieses Ticket soll maximal 20 Euro je Semester kosten. Gleichzeitig soll der AStA beauftragt werden, „inhaltliche und rechtliche Vorbereitungen für die mögliche Einführung“ zu treffen. Außerdem soll er auf der nächsten Vollversammlung ein Meinungsbild der Studierenden einholen.
RCDS: Studenten müssen Forderungen an Stadtwerke stellen
Dabei wird im Antrag Wert darauf gelegt, dass die Studierendenschaft von den Stadtwerken im Gegenzug für das Semesterticket Gegenleistungen fordern soll. Konkret geht es dabei um einen an die Vorlesungszeiten angeglichenen Fahrplan sowie um Nachtfahrten. Derzeit endet der Stadtbusbetrieb täglich vor Mitternacht. Der Vorschlag zur Optimierung des Fahrplans ist nicht neu. Die Jusos hatten ihn im Kommunalwahlkampf aufgestellt. Neu ist jedoch die Idee, die Forderungen in einem Atemzug mit der Einführung eines Semestertickets zu stellen.
Es gibt zwar einen "Tages-Lininenplan" - das Nachtnetz wurde aber vor einigen Jahren komplett eingestellt.
Geht man von einem Semesterbeitrag von 20 Euro aus, hieße das bei den aktuellen Studentenzahlen für die Stadtwerke Einnahmen durch das Ticket von knapp 500.000 Euro. Wie hoch der Rückgang durch die dann wegfallenden Ticketkäufe von Studenten ist, lässt sich präzise nicht ermitteln. Insgesamt nehmen die Stadtwerke im Jahr etwa Eine Million Euro durch den Fahrkartenverkauf ein. Insgesamt kostet der Betrieb etwa 4 Millionen Euo im Jahr (Weiteren Zahlen gibt’s hier.).
Derzeit fährt fast niemand Bus
Der Vorschlag kommt zu einem wahrhaft denkwürdigen Zeitpunkt auf die politische Tagesordnung: Nächste Woche präsentiert das Institut für Geographie und Geologie die Ergebnisse einer groß angelegten Verkehrsumfrage. webMoritz.de erfuhr vorab, dass der ÖPNV in der Studie sehr schlecht dasteht: Insgesamt ist der Anteil an ÖPNV-Nutzern in Greifswald nach Angaben von Dr. Ruth Bördlein „dramatisch niedrig“. Die Nutzung sei insgesamt unterdurschnittlich, bei den Studenten sehe es aber noch düsterer aus: Hier sei der Anteil an Busfahrern „marginal“. Überhaupt fahre die überwiegende Mehrheit der Studenten mit dem Fahrrad.
Derzeit sind die Busse der Stadtwerke eher leer.
Zu den genauen Ergebnissen konnte sich Bördlein vor der offiziellen Vorstellung der Studie Anfang nächster Woche nicht äußern. Eine nicht-repräsentative Schnell-Umfrage unter einigen Studierenden im Audimax am Mittwochvormittag ergab allerdings, dass zahlreiche Studenten das ÖPNV-Angebot der Stadtwerke noch überhaupt nicht wahrgenommen haben und sich die meisten einig darin sind, dass Fahrplan und Liniennetz schwer verständlich sind. Das hatte der webMoritz im Dezember 2008 auch schon mal festgestellt.
RCDS-Vorsitzender Sieder: Ticket ist heute nötiger als vor zehn Jahren
Der RCDS-Vorsitzende Ivo Sieder begründete den Vorstoß unter anderem damit, dass die Studierenden heute mehr Wege zurücklegen müssten als noch vor fünf oder gar zehn Jahren: „Studierende fast aller Studienfächer müssen heute sowohl in die Innenstadt als auch zum neuen Campus als auch zum Hörsaal Kiste.“ Die Studenten führen fast ausschließlich Fahrrad: „Dabei ist das bei Wind und Regen wirklich sehr unangenehm.“
Der RCDS will nach eigenen Angaben mit dem Antrag die Debatte um ein solches Ticket befeuern. Ivo Sieder: „Bisher ist das immer nur am Rande ein Thema gewesen. Jetzt ist es an der Zeit, herauszufinden, ob die Studierenden das Ticket wollen.“
Resonanz: Durchwachsen
Die Reaktionen aus dem hochschulpolitischen Umfeld waren eher positiv. Allgemein wundert man sich wohl etwas über die plötzliche Vielzahl von Initiativen des RCDS. Paul Greve, Hochschulgruppensprecher der Jusos (der allerdings nicht im Namen der im Juli aufgelösten Juso-Fraktion sprechen darf), begrüßte das Engagement des RCDS in dieser Frage ausdrücklich: „Es ist schön, wenn das jetzt ernsthaft auf die politische Tagesordnung gebracht wird.“
Paul Greve gehen die Vorschläge des RCDS allerdings nicht weit genug: „Das ganze darf nicht beim städtischen Nahverkehr aufhören.“ Vielmehr gehe es darum, den Badeort Lubmin attraktiv und kostengünstig anzubinden und eine Vernetzung zur Bahn zu schaffen. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise gebe es für rund 100 Euro ein Semesterticket, das faktisch in allen Verkehrsmitteln des Landes gelte. Für einen deutlich niedrigeren Beitrag sollte es etwas Ähnliches nach Greves Meinung auch in Mecklenburg-Vorpommern geben. Die Umsetzung dürfte allerdings schwierig werden: Gerade die Busunternehmen sind in Mecklenburg-Vorpommern nur in kleinen Teilen in Verkehrsverbünden vernetzt, sodass der AStA mit allen Gesellschaften einzeln Konditionen aushandeln müsste.
Paul Greve und Anne Klatt: Studenten befragen!
Einige Stupisten wollen zunächst wissen, was die Mehrheit der Studierenden will.
Greve legt Wert darauf, dass die Meinung der Studenten auf einer Vollversammlung abgefragt und berücksichtigt wird. In diese Richtung geht auch Anne Klatt (Grüne Hochschulgruppe), die selbst noch keine Meinung zu dem Thema hat. Heute Abend soll es aber auf dem Treffen der grünen Hochschulgruppe zur Sprache kommen.
Beim AStA hat man sich mit Antrag und Thema noch nicht weitergehend beschäftigt. Sozialreferent Philipp Helberg findet den Vorschlag persönlich gut, hält sich aber noch nicht für ausreichend informiert, um eine konkretere Stellungnahme abgeben zu können.
LHG-Mitglied und Stupist David Wulff findet den Vorschlag indes unsinnig. Er erklärte gegenüber dem webMoritz: „Ich kann das nur ablehnen. In Greifswald erledigen fast alle Studenten fast alles zu Fuß oder per Fahrrad. Ein verpflichtendes Semesterticket geht viel zu weit. Für diejenigen, die wegen Wohnlage oder Ähnlichem ein Ticket brauchen, kann der AStA ja Sonderkonditionen aushandeln.“ Wortmeldungen sonstiger Stupisten zum Thema sind noch nicht bekannt. Sebastian Jabbusch hatte auf das Thema zwar als erster aufmerksam gemacht (hier und hier), hat aber bis jetzt noch keine Meinung abgegeben.
Auch Stupa-Präsident und RCDS-Mitglied Korbinian Geiger gehört nicht zu den Antragstellern, da er der Idee eher skeptisch gegenübersteht. In Greifswald nutzten einfach zu wenig Studenten den ÖPNV, sagt er: „Selbst wenn es ein Semesterticket für den Stadtverkehr in Greifswald gäbe, wäre die Quote der den Stadtverkehr nutzenden Studenten meines Erachtens zu gering, als daß dies eine somit ungerechte Umverteilung in Form eines Semestertickets rechtfertigen könnte. In Berlin und anderen Großstädten, wo die Quote der ÖPNV-Nutzer unter den Studenten bei annähernd 100 % liegt, ist eine solche Umverteilung gerechtfertigt.“
Update 15.10., 13 Uhr: RCDS und Grüne äußern sich
Im Lauf des heutigen Vormittags erlangten wir Kenntnis von zwei weiteren Statements. Der RCDS versandte per E-Mail ein Dokument, das wahrscheinlich eine Pressemitteilung darstellen soll. Es kann wortgleich auf der Homepage des RCDS nachgelesen werden. Der RCDS betont darin stärker als im ursprünglichen Antrag die Tatsache, dass es ihm vor allem um ein Meinungsbild auf der Vollversammlung gehe. Außerdem enthält die Mitteilung einen Seitenhieb auf den politischen Gegner. RCDS-Mitglied Franz Küntzel wird in der Meldung mit dem Satz zitiert: „Der RCDS setzt sich mit konkreten Ideen für studentische Interessen ein, während andere hochschulpolitische Gruppen eher durch internen Streit und Krawallaktionen wie dem Bildungsstreik „glänzen“.“
Die grünen Hochschulgruppe nimmt auf ihrem Blog ebenfalls Stellung zu den Vorschlägen und stehen dem Vorschlag verhalten skeptisch gegenüber. Auch sie betonen, dass sie es für gut halten, die Vollversammlung zu befragen.
Bilder: Gabriel Kords (Bus), RCDS, sw-greifswald.de, Luisa Wetzel (Vollversammlung)
von Eric Schümann | 13.10.2009
Am 12. Oktober fand im Greifswalder Dom die traditionelle Immatrikulationsfeier für die neuen Erstsemester statt. Neben den Vertretern der Universitätsleitung nahmen daran auch Vertreter der Stadt und der studentischen Selbstverwaltung teil.
Während Oberbürgermeister Dr. König die neuen Studenten in gewohnt präsidialer Manier begrüßte, kritisierte Rektor Prof. Westermann in seiner Ansprache die Landesregierung und ihre Kürzungspläne für die Greifswalder Universität scharf. Er vermisse eine Anerkennung der exzellenten akademischen Arbeit die in Greifswald geleistet werde. Stattdessen müsse die Universität in den kommenden Jahren mehrere Millionen Euro einsparen. Auch für die Verzögerungen beim Bau der neuen Mensa machte Westermann die Landesregierung verantwortlich. Peinliches Fauxpas: Er erklärte in einem historischen Rückblick, dass die Universität in diesen Tagen ihren 353. Gründungstag feiere. Im Herbst 2006 hatte man bereits 550. Jahre gefeiert.
Neben den knapp 2300 Erstsemestern wurde auch der neue Kanzler der Universität Dr. Wolfgang Flieger begrüßt. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler, der zuletzt die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Hamburg geleitet hatte, war im Juni vom Senat als neuer Verwaltungschef gewählt worden.
Traditionell wurde im Rahmen der Feier auch ein Preis für besonderes Engagement verliehen. Preisträger in diesem Jahr ist der Medizinstudent Corentin Lucien Ilibi aus der Demokratischen Republik Kongo. Er hatte in den vergangenen Jahren der Verein „Afrikas Renaissance und Wiederaufbau“ aus der Taufe gehoben.
Die komissarische AStA-Vorsitzende Solvejg Jenssen und der Vorsitzende des „Vereins der Freunde und Förderer der Universität Greifswald, Sebastian Rathjen, begrüssten die neuen Komillitonen ebenfalls.
Im Anschluss an den knapp zweistündigen Festakt spendierte die Stadt wie auch in den vergangenen Jahren Freibier für die Erstis und die schaulustigen Komillitonen höherer Semester. Parallel präsentierten sich universitäre Einrichtungen und verschieden Unternehmen auf dem Domplatz.
Einige Audio-Eindrücke der Veranstaltung sammelte unser Redakteur Eric Schümann:
[podcast]http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/10/feierliche_immatrikulation.mp3[/podcast]
Fotos:
Daniel Focke und Carsten Schönebeck
von Carsten Schönebeck | 12.10.2009
Ab dem 12. Oktober kann der Durchschnittsgreifswalder seinem musikalischen Lokalpatriotismus genüge tun, denn an diesem Tag erscheint das Album „ klein stadt GROSS“, eine Zusammenstellung von 18 Songs Greifswalder Musikern vornehmlich aus dem Rock-Bereich. Eine Vorstellung des Albums mit Hörproben findet ihr auf der dazugehörigen Myspace-Seite. Die CD wird unter anderem im Uni-Laden, in der Stadtinformation, im Ikuwo, in der Buchhandlung Weilandt, in der Volks- und Raiffeisenbank, im Vinyl-Kultur, Ravic, Koeppen und im Antiquariat Rose erhältlich sein. Der Preis beträgt 9,99€.
Schampus gibts woanders
Das Cover von "klein stadt GROSS"
„Wat de Buer nich kennt, dat fret he nich“ bemängelten vier engagierte Greifswalder und versuchen mit diesem Projekt der Bevölkerung zu zeigen, dass auch das musikalisch Gute oft ganz nah liegt. Damit bieten sie nicht nur lokalen Bands eine Projektionsfläche um sich vorzustellen, sondern beteiligten insgesamt neun Künstler am Design des Booklets. Ziel ist es laut den Organisatoren sowohl der Greifswalder Öffentlichkeit zu präsentieren was sich in ihrer Stadt kulturell alles tut, gleichzeitig aber auch eine Vernetzung der Künstler untereinander zu fördern. Wieviel Arbeit in der Zusammenstellung steckt deutet der Untertitel der CD „Schampus gibts woanders“ bereits an.
Das Projekt wurde initiiert und durchgeführt von den (Wahl-) GreifswaldernMartin Hiller, Nico Schruhl, Stephan Rethfeld und Mathias Strüwing. Letzterer erklärte, in einem Interview mit unserem Kollegen Jockel Schmidt vom Fleischervorstadtblog die Motivation der vier mit den Worten: (mehr …)
von Oliver Wunder | 10.10.2009
Im Rahmen unserer Serie “Greifswalder rund um den Globus” erscheinen in loser Abfolge Berichte von Kommilitonen, die Teile ihres Studiums im Ausland verbracht haben. Dieses Mal berichtet webMoritz-Autor und Blogger Oliver Wunder über seine Exkursion nach Vietnam.
Halong Bucht, Vietnam.
Wir saßen hier fest. Langsam bewahrheitete sich diese, erst scherzhaft geäußerte, Aussage. Die letzte Fähre Richtung Festland wurde wegen des herannahenden Taifuns Mujigae gestrichen. Schon seit Stunden prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben unseres Busses. Nur während des Ausflugs auf einem Boot zwischen den eindrucksvollen Karstinseln der Halong Bucht zeigte sich das Wetter gnädig und schenkte uns eine regenfreie Stunde.
Da saßen wir also auf Cat Ba, der größten Insel der Halong Bucht im Norden Vietnams fest. 17 Studierende, zwei Dozenten und zwei vietnamesische Begleiter im Angesicht eines nahenden tropischen Wirbelsturms. Noch kein ausgewachsener Taifun wie Ketsana, der wenigen Wochen später Vietnam und die Philippinen heimsuchen sollte, doch mit genug Power, um die Überfahrt mit der rostigen Fähre ans Festland, zu einer zu gefährlichen Tour zu machen.
2:30 Uhr: ein lautes Knallen und das Splittern von Glas weckten mich auf. Der Sturm war auf seinem Höhepunkt angelangt, das Auge nicht weit entfernt. Überall pfiff der Wind und Regen prasselte lautstark gegen Fenster, Wände und Dach des Hotels.
Fähre von Cat Ba nach Cat Hai.
Doch am nächsten Morgen waren nur wenig Auswirkungen zu sehen, selbst die zerborstene Glasscheibe war nirgends zu finden. Als sturmerprobter Norddeutscher war es interessant mal einen tropischen Wirbelsturm zu erleben und nicht nur in der Klimatologie/Meteorologie-Vorlesung davon zu hören.
Fast drei Wochen dauerte die Auslandsexkursion der Geographie in die Sozialistische Republik Vietnam. Das war sicherlich der teuerste und angenehmste Teil des Studiums. Doch eine Exkursion ist keine Klassenfahrt, auch wenn es von außen teilweise so scheint und es auch sicher einige Momente gibt, die schon Klassenfahrtfeeling haben. Hauptsächlich geht es darum eine Region oder ein Land kennenzulernen und das eigene Wissen im Studienfach zu vertiefen. Dazu werden neben touristischen Zielen auch Termine bei Verwaltung, Staat oder Firmen gemacht und z.B. über die Vereinbarkeit von Tourismus und Naturschutz geredet. Doch selbst touristische Destinationen wie die Halong Bucht werden wissenschaftlich beleuchtet.
Kulturschock und Klischee-Deutsche
Verkehr in Hanoi, Vietnam
Es ist enorm, wie anders das Leben in Vietnam ist. Die Unterschiede zwischen Vietnam und Deutschland zeigen sich an den kleinsten und alltäglichsten Dingen. Findet man eines der wenigen Geschäfte, die unserer Definition von Supermarkt am meisten ähneln, dann kann selbst da schwer Wechselgeld rausgegeben werden. Eine 1, 5 l-Flasche Wasser für 11.000 Dong mit einem 50.000 Dong-Schein (etwas weniger als 2 €) zu bezahlen, geht oft nicht. So sinkt dann der Preis auf die verfügbaren kleinen Scheine im Portemonnaie, in diesem Fall 7.000 Dong. In Deutschland undenkbar, doch hier Alltag.
Der erlebte Kulturschock ist groß. Besonders bemerkbar macht er sich, wenn man wieder zurückkommt nach Deutschland. Angekommen in der boomenden Hauptstadt Hanoi im Norden des Landes sorgte der Anblick des Straßenverkehrs erst für Fassungslosigkeit, faszinierte dann aber tagelang. Auf 100 m Straße kamen in der 6 Millionen-Einwohner-Stadt subjektiv gefühlte 1.000 Roller und vier Autos. Wildes Hupen und dann ging es links, rechts oder gar in der Mitte zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern durch. Als Fußgänger kam man trotzdem vollkommen unbeschadet über die Straße, da die Rollerfahrer perfekt auf einen achteten. Einfach gehen, lautete die Devise. Da merkt man dann erst, wie sehr man doch dem Klischeedeutschen ähnelt.
Zubereitung eines Pfeilschwanzkrebses auf dem Boden eines Restaurants.
Aus jeder Ecke kamen andere exotische Gerüche. Mal roch es nach asiatischen Gewürzen, mal nach Reis und mal einfach nur nach Fäkalien. Ein Geruchsoverkill machte sich breit. Die Leute kochen und essen auf der Straße. Von Kobra, Bambus, Wasserspinat über Hund bis Pfeilschwanzkrebs gibt es hier fast alles zu essen, was Flora und Fauna zu bieten haben. Französische Einflüsse aus der Kolonialzeit sorgen sogar für Brötchen und Wurst. Sicherlich nicht alles ohne schlechtes Gewissen essbar, aber doch sehr exotisch und vielfältig.
Von Norden aus kommend bewegten wir uns immer weiter gen Süden. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf der Hauptstrecke zwischen Hanoi und Ho Chi Minh Stadt (ehemals Saigon) beträgt 50 km/h. So wurde selbst die Entfernung Berlin Greifswald (ca. 240 km) zu einer vier- bis fünfstündigen Busfahrt. Alle 200 bis 300 km machten wir ein bis zwei Tage halt. Stationen der Exkursion waren neben dem bereits erwähnten Hanoi und Cat Ba auch Ninh Binh, Phong Nha-Ke Bang, Hue und Hoi An.
Nach der Exkursion: Privat weitergereist
Cua Dai Strand in Hoi An
Als die Exkursion zu Ende war, blieb ich mit fünf meiner Freunde noch 10 Tage länger und sah mir den Südteil Vietnams an. Nha Trang, die Insel Phu Quoc, das Mekong Delta und Ho Chi Minh Stadt standen bei uns noch auf dem Programm. Auch ein paar Tage in der heissen Sonne am Strand waren drin.
Die in Vietnam gesammelten Eindrücke lassen sich nicht in einem Artikel zusammenfassen. Wir haben soviele Sachen gesehen und erlebt – da braucht es noch einige Zeit, alles zu verarbeiten. Mit Sicherheit betrachten die meisten von uns Deutschland nun mit anderen Augen. So lernt man doch die Vorzüge und Nachteile der eigenen Gesellschaft viel besser durch das Erleben eines weit entfernten Landes kennen. Wir haben nicht nur Vietnam kennengelernt, sondern auch viel über uns selber herausgefunden.
Fotos: Oliver Wunder
Mehr Fotos gibt es im privaten Blog des Autors.