In den Semestern, in denen ich an der Uni war, habe ich mich auch beim PolenmARkT engagiert, da mir eine gute Nachbarschaft im Einklang sehr am Herzen liegt. Ebenso sollten alte Vorurteile abgebaut werden. Aus der Sicht eines Fußballfans hatte ich bis auf eine einzige Szene nie mit Deutschfeindlichkeit zu tun. Jedenfalls möchte ich in diesem Jahr auch wieder meinen Beitrag leisten, nachdem ich in den letzten Jahren unter der Flagge des PolenmARkT, der aus einer Idee von Dozentin Frau Ritthaler hervorging, eifrig übersetzt und organisiert habe.
Das Programm ist wieder bunt – Vorträge, Musik, Film und auch mal etwas politisches „Geblubber“. Was könnte ich dabei machen? Na, vielleicht ein bisschen Werbung für „meine“ Region Wielkopolskie. Wenig überraschend habe ich mir nach meinem Wohnortswechsel sogleich die Komplettierung der Burgruinen in Wielkopolskie vorgenommen. Es gibt dazu ein paar Seiten, die idiotensichere Karten anbieten, sodass man sie problemlos finden kann. Leider … langweilig, aber nun gut. Na dann begebe ich mich doch mal auf die Suche nach den Ostereiern! Räumlich liegen die interessanten, nicht touristisch genutzten Burgen fast ausschließlich im Osten von Wielkopolskie, schon fast kurz vor Łódź. Also arbeiten wir uns einfach von West nach Ost durch.
Die Burgenwelt ist in der Region sehr überschaubar. Sie steht in keinem Vergleich zu Kujawien und Pommern, aber dass es hier gar nichts gibt, wäre eine übertriebene Behauptung.
Den Beginn macht die Burg der Klaudyna Potocka. Ihre Lage ist ein wahres Highlight. Poznań ist von viel Grün umgeben. Gleich hinter dem südlichen Gewerbegebiet beginnt der Wielkopolskie-Nationalpark. Zu diesem allein müsste ich mal etwas verfassen. Da gibt es ebenso viele spannende Sachen zu entdecken. Das Auto wird bei Mosina am Waldrand abgestellt und dann beginnt die Wanderung. Das GPS zeigte schon über sechs Kilometer an, ich hatte bereits 1.000 Zecken und 10.000 Bäume hinter mir gelassen, als sich mein Augenpaar an dem Anblick der besagten Burg erfreute. Schaut man auf das Foto, dann sagt jede*r Unwissende: „Och, wie romantisch!“. Aber außer mir sind da noch andere, die in Poznań wohnen und Bock auf eine Wanderung haben. Es gab keine Minute an diesem Nachmittag, in der nicht irgendwer dort Pause machte. Die Insel im Górecki-See – schon das ist ein Hindernis – ist privates Gelände und somit für Burgtourist*innen fast so unerreichbar wie für Nachwuchs-Fußball-Groundhopper*innen der Länderpunkt DDR. Wer denkt, dass die Burg aus dem Mittelalter stammt, der irrt sich gewaltig. Im 19. Jahrhundert wurde sie errichtet. Na klar, genau in der Romantik! Die Namenspatronin wurde übrigens ein paar Kilometer weiter in Kórnik geboren. Kórnik mit dem erhaltenen weißen Schloss und Arboretum gilt als touristisches Zentrum von Wielkopolskie.
Wenn wir schon bei den offiziellen Burgen sind, dann will ich Interessierten ausnahmsweise auch die Burg auf der Lednicki-Insel ans Herz legen. Für einen wirklich schmalen Taler kann man per Personenfähre (!) zur genannten Burg geschippert werden. Dort hat man dann mindestens so lange einen Aufenthalt, bis die nächste Fähre kommt. Die Burg ist nationales Erbe der Polen und die erste Burg des Piasten-Geschlechts. Ich hoffe, jetzt ist klar, warum Piast Gliwice den Beinamen Piast trägt. Viel gibt es auf der Insel nicht zu sehen, aber das wenige dort ist extrem beeindruckend. Der nächste Haltepunkt ist Wyszyna. Wir befinden uns hier schon 108 km hinter Poznań. Mehr als ein Turm ist von der Burg aus dem 16. Jahrhundert nicht übrig geblieben. Bekannter ist die Holzkirche im Ort und damit eine weitere Geschichte, die ich mal beleuchten müsste. Und weiter geht es Richtung Osten. Nun kommt die Stadt Koło. Kurz vor und kurz dahinter gibt es jeweils eine gotische Burg. Malerisch schön auf einer künstlich geschaffenen Anhöhe befindet sich die Königsburg von Kazimierz III. Sie liegt auf einem Mäander der Warta. Ihr Zerlegen verdankt sie dem Aufbau eines Klosters in der Nähe. Unentwegt kreisen schwarze Raben wie Wächter um den verbliebenen Turm.
Die Atmosphäre dort ist gespenstisch. Einfach mal selbst erleben! Der Zustand der im 14. Jahrhundert errichteten Burg ist wesentlich besser als ihr etwas später errichteter Nachbar in Borysławice Zamkowe. Das Bauwerk war ebenso imposant wie das bei Koło. Leider ist nur der Eingangbereich erhalten. Traurig aber wahr: Die Burg befindet sich bedauerlicherweise auch auf privatem Grund und ist touristisch daher unerschlossen. Ohnehin müsste man irgendwie trockenen Fußes durch den Burggraben. Ich denke aber, auch der Blick von weitem auf die Reste der Burg unweit der Landstraße 92 macht was her.
Alle Burgen liegen zwar relativ dicht an der heute unbeliebten Trasse nach Warszawa, erkennen tut man sie allerdings nur, wenn man schon fast vor ihnen steht. Und so schlecht sind sie nicht. Ein Ausflug lohnt sich, auch wenn man an einem Tag schon alle schaffen kann. Wer noch Lust hat, kann sich mit den kommerziellen Attraktionen vergnügen oder nach den zahlreichen Slawenburgen suchen (die Seite dafür: https://mapy.zabytek.gov.pl/nid/).
Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.
Ich muss gestehen: Ich bin abhängig. Süchtig nach meinem Smartphone. In einer festen Beziehung mit meinem Handy. Ich liebe es, dem Alltag zu entfliehen und in die Tiefen von Instagram abzutauchen; ich liebe es, jederzeit meine Freunde erreichen zu können und ich liebe die Vielfalt an Möglichkeiten, die einem die Apps bieten. Trotzdem glaube ich, dass mein Handy mir auch viel kaputt macht.
Unsere Eltern sagen doch selbst: „In eurem Alter sind wir auch ohne diese technischen Geräte ausgekommen!“ – das stimmt, selbst ich konnte vor zehn Jahren noch ohne Podcast auf den Ohren einschlafen oder mich verabreden, ohne dieses kleine elektronische Ding zu verwenden. Aber könnte ich es heute noch? In diesem ersten Teil der Selbstexperiment-Reihe möchte ich versuchen, sieben Tage auf meinen liebsten Begleiter und Helfer in der Not zu verzichten: mein Smartphone. Mich komplett von der Außenwelt abzukapseln traue ich mich aber noch nicht, deswegen habe ich ein altes Tastenhandy rausgekramt, sodass ich auch das Leben meiner Mitmenschen nicht allzu schwer mache.
Montag
Es fängt gut an. Eine Freundin soll mich aus der Heimat mit nach Greifswald nehmen. Normalerweise kriege ich kurz vorher eine WhatsApp-Nachricht mit „Fahre jetzt los“ und weiß Bescheid. Jetzt mussten wir im Vorhinein fest planen, wann sie herkommt – wie unflexibel ist das denn bitte? Die zweistündige Autofahrt kann ich nicht wie sonst damit verbringen, am Handy zu spielen. Altbackene Sachen wie aus dem Fenster zu schauen oder sich zu unterhalten sind jetzt angesagt. Aber irgendwie kann ich auch das überstehen, Mecklenburg-Vorpommern sieht ja eigentlich ganz nett aus.
Zuhause angekommen geht es mit meiner Mitbewohnerin in den Supermarkt. Normalerweise tragen wir unsere gemeinsamen Ausgaben in eine App ein, aber jetzt muss ich doch tatsächlich die Kassenbons sammeln und die Ausgaben mit einem echten Stift auf einem echten Blatt Papier festhalten … Um unsere Lebensmittel zu verbraten, würde ich jetzt normalerweise eine meiner Koch-Apps verwenden. Einfach Stichworte eingeben, durch den Feed scrollen und vor allem die Bewertungen von anderen User*innen beachten. Aber jetzt können meine eingestaubten Kochbücher zum Einsatz kommen. Und ich muss sagen, ein Buch mit vielen schönen Bildern durchzublättern ist ja auch voll inspirierend – fast so wie ein Real-Life-Koch-App-Feed!
Im Seminar am Nachmittag, in dem ich normalerweise schnell
die Konzentration verliere, bin ich heute überraschend konzentriert. Ich kann
nicht zwischendurch auf mein Smartphone gucken und so schneller den Faden
verlieren und habe daher auch nicht die ganze Zeit die Uhr im Blick. Apropos
Uhr: Ich glaube, ich muss mir für die folgende Woche angewöhnen, eine
Armbanduhr zu tragen. Für mich ein Relikt aus alten Zeiten, das heute
eigentlich nur noch als Accessoire dient.
Abends vorm Fernseher fällt mir auf, wie ich ganz komisch mit meinen Fingern spiele – normalerweise würde ich jetzt mein Smartphone in der Hand halten. Was sind das für unterbewusste Angewohnheiten, die mein Körper da an den Tag legt? Es tut aber irgendwie gut, meine volle Aufmerksamkeit nur einer Sache zu widmen und einen Film zu gucken ohne nebenbei Instagram zu checken.
Am meisten Angst habe ich vor dem Einschlafen.
Einschlafprobleme hatte ich schon immer und ich weiß auch, dass elektronische
Geräte abends ein Tabu sein sollten. Trotzdem wiege ich mich immer in den
Schlaf, indem ich so lange am Handy bin, bis mir die Augen zufallen. Und dann
ist trotzdem noch nicht Schluss, dann höre ich immer einen Podcast, um endgültig
wegzunicken. Jetzt lese ich seit Ewigkeiten mal wieder ein Buch vorm
Zubettgehen und denke einfach nach. Aber ohne diese gewohnte Dauerunterhaltung
einzuschlafen kostet mich zwei Stunden.
Dienstag
Heute bin ich nach dem Weckerklingeln (ich musste mir doch tatsächlich einen analogen Wecker stellen!) sofort aufgestanden und habe nicht wie üblich eine halbe Stunde am Handy verdattelt. So viel Zeit am Morgen zu haben ist ungewohnt, was fange ich damit an?
Im Spanischunterricht würde ich eigentlich die ganze Zeit meine Übersetzer-App benutzen. Jetzt muss ich Vokabeln im Buch nachschlagen. Klar ist das auch kein Problem (mit einem Wörterbuch kann ich gerade so noch umgehen), aber es ist deutlich zeitaufwändiger.
Später sitze ich in einer Vorlesung ganz alleine da. Meine Freunde (die auch meine Motivation waren, überhaupt zu erscheinen) tauchen einfach nicht auf. Später höre ich: „Ich hab‘ dir doch ’ne SMS geschrieben!“ – die ist aber leider nie angekommen … Ich selber verschicke im Laufe des Tages auch die eine oder andere SMS. Für 20 Zeichen brauche ich circa fünf Minuten (ohne Zeichensetzung).
Mittwoch
Heute habe ich super geschlafen und bin wieder gut aus dem Bett gekommen. Ich hatte wieder ein langweiliges Seminar, aber bin durch die fehlende Versuchung der Ablenkung erneut am Ball geblieben. Und zwischen den Veranstaltungen bin ich gezwungen, mich zu unterhalten – sogar das überstehe ich ganz gut. Schon öfter ist mir vorher aufgefallen, dass es sehr schwierig ist, in den Minuten vor Beginn einer Lehrveranstaltung Gespräche anzufangen, weil sich alle in ihr Handy flüchten. Es ist schwer, Unterhaltungen aufzubauen, wenn jede*r ihren*seinen Fokus auf das Smartphone legt. Diese Möglichkeit, sich gewissen Situationen zu entziehen, kann zwar auch echt praktisch sein, aber ich glaube, dass die sozialen Kontakte im echten Leben dadurch häufig zu kurz kommen.
Später verabrede ich mich persönlich mit einer Freundin zum Mensaessen. Normalerweise hätten wir das ganz spontan per WhatsApp geklärt. Jetzt müssen die Uhrzeiten wieder genau festgelegt werden. Diese Spontanität vermisse ich ein bisschen. Und was wäre, wenn ich unzuverlässige Freund*innen hätte?
Donnerstag
Kleines Zwischenfazit: Mein Handy fehlt mir gar nicht, denn wenn die Versuchung nicht da ist, spiele ich gar nicht erst mit dem Gedanken, es zu benutzen. Allerdings erwische ich mich dabei, mein Tastenhandy öfter anzuklicken, in der Hoffnung, mal eine „Mitteilung von draußen“ zu bekommen.
Trotzdem beschäftigt mich die komische Frage, was man früher
eigentlich in „Überbrückungszeiten“ gemacht hat. Zum Beispiel: Die Dusche ist
besetzt, in fünf Minuten kann ich ins Badezimmer. In der Zeit kurz mal die News
oder Facebook checken geht nicht. Mein Zimmer ist aufgeräumt, ein neues Kapitel
im Buch möchte ich jetzt auch nicht anfangen. Was macht man jetzt? Aus dem
Fenster gucken? Nachdenken? Oder einfach mal nichts tun? Ich glaube, das mache
ich eigentlich viel zu wenig. Vielleicht ist das auch mal ganz gesund.
Heute erwische ich mich dabei, wie ich meine Freund*innen frage, was denn so Interessantes in den sozialen Medien abgeht. Welche Memes verpasse ich und welche*r Blogger*in hat eine neue Duschbadkollektion rausgebracht? Richtige Breaking News bekomme ich höchstens in der Tagesschau mit und bin dann super überrascht, während alle anderen in ihrer News-App schon zwölf Stunden vorher davon erfahren haben.
Freitag
Am Freitag ist eines der ersten Dinge, die ich normalerweise tue, auf Spotify die neuen Musikerscheinungen zu checken. So sehr haben mir Musik-Apps bis jetzt nicht gefehlt: Ich höre einfach die ganze Zeit CD oder ein bisschen Radio. Aber für unterwegs und zwischendurch lobe ich mir doch meine Streamingdienste.
Ich gehe einkaufen und schreibe mir eine echte Einkaufsliste. Wieder mit Papier und Stift und so. Unterwegs fällt mir ein, dass ich eine Tarte backen wollte, aber mir gar kein Rezept rausgesucht habe. Mal schnell googeln kann ich jetzt nicht, also muss ich Zutaten auf gut Glück kaufen und hoffen, dass das hinkommt. Zuhause fehlt mir dann auch noch eine Tarteform. Eigentlich würde ich schnell meine Nachbarin per WhatsApp fragen, ob sie eine hat. Jetzt muss ich doch tatsächlich persönlich klingeln.
Wenn es Dinge zu klären gibt, schreibe ich jetzt öfter Mails am Laptop oder überwinde teilweise meine Telefonierphobie. Das macht auch mehr Spaß: weniger sinnlose Kurznachrichten, sondern ein kleiner Text, der das Wichtigste enthält oder ein Telefonat von zwei Minuten, anstatt über mehrere Stunden zehnsekündige Sprachnachrichten und Emojis zu verschicken.
Später bin ich am Ryck verabredet. Ich komme ein paar
Minuten zu spät und kann das nicht mal eben per WhatsApp mitteilen.
„Hoffentlich glaubt sie nicht, ich hatte einen Unfall, nur weil ich nicht da
bin oder mich nicht melde“, denke ich mir.
Samstag
Ich gehe mit einer Freundin Sport machen. Vorher war ich schon echt produktiv, denn dieses „Ich bleib noch kurz liegen und check Social Media“-Ding fällt weg. Deshalb stehe ich inzwischen direkt auf und überlege mir etwas Sinnvolles, was ich stattdessen tun kann.
Beim Sport stehe ich vor einem Problem: Wie tracke ich meine sportlichen Ergebnisse? Wie viele Kilometer waren das jetzt? Wie lange waren wir unterwegs und wie viele Kalorien habe ich verbrannt? Muss ich jetzt echt einfach nach Gefühl gehen und nicht darauf achten, wie eine kleine Maschine mich einschätzt?
Sonntag
Ich brauche eine Taschenlampe! Wer hat denn heutzutage in einem Studierendenhaushalt noch eine Taschenlampe? Das macht doch sonst mein Smartphone! Muss ich jetzt echt mit einer Kerze unter das Regal leuchten?
Ich muss trotzdem zugeben: Mir fehlt mein Smartphone gar nicht so sehr. Ich, die normalerweise drei bis vier Stunden Bildschirmzeit am Tag hat, bin erstaunt, wie leicht mir der Verzicht fällt. Noch erstaunter bin ich, wie einfach es sich ohne Instagram und Co. lebt. Ich hätte gedacht, dass das eine größere Hürde für mich wird. Aber eigentlich ist es ja auch nur eine Beschäftigung, die ich mir suche, wenn ich nichts Besseres zu tun habe.
Am meisten hat mich gestört, dass die Kommunikation so schwierig war. Das hat nicht nur mich selbst, sondern auch mein Umfeld genervt. Schließlich war es auch für alle anderen eine Umstellung, mich nicht auf dem gewohnten Wege erreichen zu können. Klar muss man nicht immer 24/7 am Smartphone hängen, aber es ist schön zu wissen, erreichbar zu sein. WhatsApp und Gruppenchats können die Organisation einfach ungemein erleichtern.
Außerdem haben mir Podcasts zum Einschlafen gefehlt. Ja, es ging irgendwann auch ohne. Und wenn ich länger üben würde, könnte ich mich auch daran gewöhnen, so einzuschlafen. Aber ob ich dieser Versuchung länger widerstehen kann, weiß ich nicht. Und dann hat mir mein Handy einfach in den alltäglichsten Situationen gefehlt. Es ersetzt so viele Dinge, die man nicht mehr bei sich tragen muss: Taschenrechner, Wörterbuch, Taschenlampe, Stoppuhr, Laptop, Karten, Uhr, Tickets, Bücher etc.
Trotzdem hat mir diese Woche gezeigt: Es geht auch ohne. Wenn ich will, kann ich auf mein Smartphone verzichten. Dann hätte ich mehr Zeit, wäre konzentrierter und würde mich mehr mit dem Nichtstun und meinen eigenen Gedanken beschäftigen.
23.59 Uhr: Okay – ich bin schon ein bisschen aufgeregt, wenn ich daran denke, mein Handy wieder einzuschalten. Meine Hände zittern und meine Herzfrequenz ist erhöht. Wer hat mir geschrieben? Welche Bilder wurden geliked? Welche Trends hab ich verpasst? Ist neue Musik rausgekommen? Gibt es eine neue Challenge im World Wide Web? Und ehe ich mich versehe, bin ich wieder von meinem festem Freund, dem Smartphone verführt worden …
Alle Jahre wieder sind akademische Wahlen (07.-09.01.2020). Gleichzeitig werden auch dringend Wahlhelfende gesucht. Wer sich nicht für Senat oder Fakultätsrat aufstellen lässt, kann sich dafür beim AStA-Vorsitz melden. Ebenso können sich die, die sich nicht für die Gremienwahlen: StuPa oder die Fachschaften aufstellen lassen, auch als Wahlhelfende melden. Schickt dafür eine E-Mail an: wahl.stud@uni-greifswald.de
Wenn du zu einer Mahn- und Gedenkstätte fährst, dann ist das kein gewöhnlicher Wochenendausflug. Du machst es bewusst. Du fährst in dem Bewusstsein, dass nach so einem Tag immer etwas zurückbleibt. Vielleicht bricht ein Teil in dir und vielleicht gewinnst du einen Teil dazu. Wirklich beeinflussen kannst du es nicht. Heute jedenfalls möchte ich dir von meiner Exkursion zur Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück erzählen.
Ravensbrück ist nicht die erste Mahn- und Gedenkstätte, welche ich besuche. Als in der achten Klasse das Thema ,,Nationalsozialismus“ behandelt wurde, fuhren wir zur Gedenkstätte Bergen-Belsen. Wer das Tagebuch von Anne Frank gelesen hat, weiß, dass in diesem Konzentrationslager neben vielen anderen bekannten Häftlingen auch Anne und ihre Schwester Margot Frank inhaftiert waren und ihren Tod fanden. Wer das Tagebuch noch nicht gelesen hat, sollte dies unbedingt tun!
Damals wie heute ist der Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers für mich jedes Mal eine neue Erschütterung. Ja, das Wort ,,Erschütterung“ trifft es sehr gut. Lange habe ich ein passendes Wort gesucht, um dieses Gefühl ausdrücken zu können. Das Wort ,,Schock“ empfand ich als ziemlich unpassend. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftige ich mich mit dem Thema ,,Nationalsozialismus“, habe unzählige Bücher gelesen, ungefähr jede Doku gesehen und studiere mittlerweile Geschichte. Abgestumpft hat mich das alles nicht. Jede Gedenkstätte ist anders. Jede Gedenkstätte macht diese Verbrechen an der Menschheit fassbarer als jedes Buch und jede Doku.
Letztes Jahr war ich auf Exkursion in Prag. Auch hier besuchten wir eine Gedenkstätte: die Gedenkstätte Theresienstadt. Bergen-Belsen und Theresienstadt könnten nicht unterschiedlicher sein – es ist schwierig zu beschreiben. Wenn ihr die Chance habt, einmal eine Mahn- und Gedenkstätte eines ehemaligen Konzentrationslagers zu besuchen, dann macht es!
Ravensbrück ist nochmal ganz anders als Theresienstadt und Bergen-Belsen. Vieles ist in Ravensbrück nicht mehr erhalten. Zu DDR-Zeiten war nur ein kleiner Teil begehbar. Erst seit ein paar Jahren wird versucht, die Gedenkstätte wieder aufzubereiten. Wirklich gut erhalten sind jedoch die Häuser der Aufseher. Heute befinden sich darin Schlafmöglichkeiten und eine Kantine. Kannst du dir vorstellen da zu schlafen und zu essen, wo bis vor ein paar Jahrzehnten Nazis geschlafen und gegessen haben? In meiner Vorstellung ist das sehr makaber …
Ich hatte das Glück mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Frau Bärbel Schindler-Saefkow dort zu sein. Frau Schindler-Saefkow ist nicht nur Historikerin, sondern auch eine Zeitzeugin. Ihr Vater Anton Saefkow war Kommunist und baute eine große Arbeiterwiderstandsgruppe auf. Er wurde durch die Nationalsozialisten hingerichtet. Ihre Mutter Aenne Saefkow war ab 1944 in Ravensbrück interveniert. Die Schilderungen von Frau Schindler-Saefkow stammen also aus erster Hand. Ich kann es schlecht anders beschreiben, aber eine Führung mit Zeitzeugen ist immer etwas ganz Besonderes. Du kannst dir sicherlich vorstellen, was ich damit sagen will.
Diese Skulptur steht auf einem hohen Sockel und ragt über dem Schwedtsee auf. Auch die Menschen im Konzentrationslager konnten über den Schwedtsee Fürstenberg erblicken – die Kleinstadt, die direkt an das Konzentrationslager angrenzt. Die Bewohner*innen von Fürstenberg haben die Menschen auf dem Weg zu Arbeitseinsätzen durch die Stadt gehen sehen. In Schilderungen berichten die Bewohner*innen, dass sie von ,,nichts gewusst hätten“ … Interessant an der Skulptur ist die Geschichte dahinter. Bei einer Art ,,Appell“ mussten die Frauen lange stehen und verharren. Dies zerrte natürlich an den Kräften der Frauen, sodass sie nicht selten aus Erschöpfung zusammenbrachen. Das Zusammenbrechen war das sichere Todesurteil. Eine Frau jedoch zeigte Solidarität und trug die entkräftete Frau auf Händen. Aber es half nichts. Am Ende wurden beide Frauen getötet.
Stufen ragen in den Schwedtsee hinein. Auch in Ravensbrück wurden Menschen vergast. Da die Nazis nicht wussten wohin mit der Menge an Asche, wurde sie in den Schwedtsee gekippt. Um dem zu gedenken, legten wir Blumen auf die Wasseroberfläche nieder während Schwäne ihre Kreise zogen.
Unter einem großen Rosenbeet liegen weitere unzählige Frauen und Kinder in Asche begraben. Jedes einzelne Land, aus dem die getöteten Menschen stammten, züchtete eine eigene Art von Rose, um sie in Ravensbrück zu pflanzen. Nur in Ravensbrück gibt es diese speziellen Rosen. An der dahinterliegenden Mauer stehen in einzelnen Abschnitten die Namen der über 40 Länder. Ungefähr 28.000 Menschen wurden in Ravensbrück ermordet.
Da wir wieder in düsteren Zeiten leben, verzeihe mir folgende Abschlussbemerkung: Ja, Geschichte wiederholt sich bekanntlich nicht, dennoch ist ein erneuter Holocaust möglich. Wer daran nicht glaubt, vergisst die alltäglichen Unmenschlichkeiten auf der Welt. Siehe nicht weg! Siehe hin und sage entschlossen: ,,Nein!“.
Nach der Podiumsdiskussion am Donnerstag findet heute die Demonstration gegen das neue Polizeigesetz in Mecklenburg-Vorpommern statt. Das aus über 60 Gruppen bestehende Bündnis SOGenannte Sicherheit hat zu dieser Demonstration aufgerufen. Wir sind dabei und werden Live berichten.
13:10
Momentan sind sehr wenige Teilnehmer*innen zu sehen. Maximal 100 Menschen haben sich vor dem Bahnhof eingefunden.
13:30
Momentan redet David Wulff(FDP), er scheint noch keine abschließende Meinung zu haben. Er ist trotzdem der Meinung, dass die novellierung kritisch zu sehen ist und deshalb weiter demonstriert werden sollte. Als Beispiel führt er an, dass falls die AfD an die Macht kommen sollte, ein Zugriff auf alle Daten rechtmäßig wäre. Deshalb solle weiter gegen die Verschärfung demonstriert werden Jetzt gibt es Musik.
Die Demonstration setzt sich in Bewegung. Es geht über die Bahnhofstraße, Goethestrasse und die Europakreuzung, zum Mühlentor wo eine Zwischenkundgebung Stattfinden soll. Danach geht es über Schuhagen, den Markt und die Domstrasse zu Abschlusskundgebung am Rubenowplatz.
13:45
Die Demonstrationsleitung ruft noch einmal auf:
„Seid laut, seid kreativ und zeigt euren Protest heute auf der Straße in Greifswald“
Auch während der Bewegung werden Reden gehalten. Es folgt eine Rede auf Englisch, damit auch die nicht deutschsprachigen Menschen verstehen weswegen demonstriert wird.
2/3 der Fahrbahn wird von der Demo eingenommen. Autofahrer*innen zeigen sich genervt.
Die Veranstalterin redet über die Rechtfertigung des SOG durch die Landesregierung. Sie hinterfragt, ob die geplanten Maßnahmen wirklich nur für den geplanten Zweck und vor allem erfolgreich eingesetzt werden.
14:00
Der Demozug nähert sich an der Spitze dem Platz der Freiheit bzw. der Europakreuzung. Vor dem mutmaßlichen Büro der Afd am Mühlentor rufen Demonstrant*innen: ,,Ganz Greifswald hasst die AfD.“
14:10
Wir kommen zur Zwischenkundgebung. Die Ortsgruppe Greifswald der Roten Hilfe beginnt ihren Redebeitrag: Sie berichtet über Missstände in der Polizei und die Ohnmacht der Menschen, die finanziell schlechter gestellt sind und deswegen z.B. schlecht vor Gericht ziehen könnten.
Es folgt ein Redebeitrag der HSG Die PARTEI zum Thema Staatstrojaner. Es redet Felix über die Bedenken, auf Kosten der Freiheit, auf kosten der Verhältnismäßigkeit, auf kosten der Demokratei . Er erzählt etwas über die technischen Hintergründe, besonders über die Rechtmäßigkeit der Ausnutzung von Sicherheitslücken.
„Freedom dies in inches – die Freiheit stirbt zentimeterweise“
14:20
Der Demonstrationsszug setzt sich wieder in Richtung Rubenowplatz in Bewegung.Auch in der Fußgängerzone wird noch einmal auf den Zweck der Demo aufmerksam gemacht
14:30
Die Teinehmeranzahl hat sich nach Einschätzung der Veranstalterin auf 350 erhöht. Dies deckt sich auch in etwa mit unserem Eindruck. Es wird skandiert:
„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut“
14:40
Der demozug hält am Landesverfassungsgericht in der Domstraße. Der Demovan stellt noch einmal das Bündnis vor. Es redet jetzt der AKJ
Sie leitet jetzt die Abschlusskundgebung ein. Wir stehen vorm LVG, weil wir „wenn das Gesetz so verabschiedet werden, wir uns genau hier Wiedersehen werden, um zu klagen“
Der Redner stellt den AKJ vor und möchte eine Sache zum SOG mitteilen: sie haetten es gemeinsam mit dem Bündnis geschafft, auf das SOG aufmerksam zu machen, und mehr Kontrolle der Polizei im SOG zu fordern. Sie sind gemeinsam vereint, um zu sagen:
„wir lassen nicht locker!“
Die Landesregierung ducke sich weg. Sowohl Innenministerium als auch die CDU-Fraktion des Landtags hätten zur Podiumsdiskussion abgesagt. Der AKJ war als Sachverständiger im Landtag. Es waren auch andere beteiligt. Die CDU-Fraktion hätten nach Erzählung des AKJ allen Sachverständigen eine ideologische Grundlage unterstellt. Er betont noch einmal, dass auch der LandesDSB eine unabhängige Kontrollbehörde fordere. So würde auch der Auch Datenschutzbeauftragte der Regierung (Müller) die Gesetzesverschärfung kritisch sehen.
14:50
Die Demo ist fast zu Ende, es kommen noch ein paar Termine: Am 23.11. ist in der ROSA eine Soliparty für das Bündnis, und am 13.12. ist so eine im Peter-weiß -Haus in Rostock.
Das Bündnis SOGenannte Sicherheit ruft am Samstag, den 16. November um 13 Uhr zu einer Demonstration gegen die Novelierung des Sicherheits- und Ordnungsgesetz M-V (SOG-MV)
Das gesamte Jahr 2019 steht schon im Zeichen des Widerstands gegen das neue Polizeigesetz, dass im Januar für die Verbandsanhörungen freigegeben wurde und im Juni von der Landesregierung abgesegnet wurde. Obwohl der Gesetzesentwurf nicht so weit geht wie der bayrische, ist auch das SOG-MV umstritten. Verschiedene Berufsgruppen und Sachverständige, darunter auch der Bund deutscher Kriminalbeamter möchten eine Nachbesserung des Gesetzes. Konkret fordern die Veranstalter*innen der Demonstration, dass keine Daten von Unbeteiligten erhoben werden, es keine anlasslose Videoüberwachung im öffentlichen Raum gibt und wehren sich gegen die Einführung eines Überwachungsvirus – dem sogenannten Staatstrojaner. Darüberhinaus will das Bündnis endlich eine Einführung einer unabhängigen Kontrollinstanz für die Polizei, bisher vermittelt die bei Gesetztesverstößen gegen sich selbst. Das Bündnis SOGenannte Sicherheit besteht aus über 60 Gruppen und Initiativen und hat schon im Sommer eine Demonstration in Schwerin organisiert.
Am Donnerstag, den 14. November fand bereits eine Podiumsdiskussion zum SOG-MV in der Universität statt.
Die Demonstration am Samstag beginnt um 13 Uhr am Bahnhof in Greifswald.