von Julian Schlichtkrull | 15.12.2019
Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen: drei Getränke für die Weihnachtszeit.
Frust über den Vorweihnachtsstress oder Ärger darüber, dass ihr trotz aller Vorsicht bereits ge-wahm!’ed wurdet? Oder einfach nur Lust auf einen Abend im Freundeskreis, bei dem ihr gemütlich im Warmen zusammensitzt, während draußen in der Kälte der erste Schneeregen des Jahres fällt?
Für diese Anlässe und noch viele weitere verraten wir euch hier drei Rezepte unserer liebsten Weihnachtsdrinks, für eine besinnliche und beschwipste Weihnachtszeit. Jedes Getränk lässt sich aber natürlich nach eigenem Geschmack auch mit weniger oder ganz ohne Alkohol zubereiten.
Glühwein
1 l trockener Rotwein
1 unbehandelte Zitrone
2 Stangen Zimt
3 Nelken
3 EL Zucker
Kardamon
Für euren eigenen Glühwein mit dem typischen Weihnachtsgeschmack braucht es weder viele Zutaten noch viel Zeit. Ihr beginnt, indem ihr den Rotwein in einem Topf erhitzt. Während sich dieser erwärmt, bereitet ihr schnell noch die Zitrone zu, die ihr in etwa 1cm dicke Scheiben schneidet. Die Scheiben fügt ihr dann einfach dem Wein bei, genauso wie Zucker und Gewürze. Diese Mischung muss sich jetzt noch 5 Minuten weiter erwärmen, bevor ihr sie vom Herd nehmen und beiseite stellen könnt. Etwa eine Stunde sollte der Glühwein noch zugedeckt weiter ziehen, bevor ihr ihn serviert.
Am besten schmeckt er natürlich, wenn ihr ihn vor dem Verzehr noch einmal erhitzt. Für das beste Glühwein-Feeling eignen sich außerdem Steinkrüge zum Trinken – oder die geklauten Tassen vom Weihnachtsmarkt.
Teepunsch
1 l starker schwarzer Tee
100 ml Rum
75 g Zucker (am besten Kandis)
2 unbehandelte Zitronen
Würfelzucker und Rum zum Flambieren (für die Mutigen)
Wenn ihr vom Glühwein noch ein paar Zitronen übrig habt, könnt ihr diese sofort für das nächste Weihnachtsgetränk benutzen. Dafür müsst ihr zuerst einmal den Tee zusammen mit Zucker und Rum erhitzen. Zu dem vor sich hin ziehenden Getränk fügt ihr anschließend den Schalenabrieb von einer Zitrone bei, bevor ihr diese in zwei Hälften teilt, auspresst und den Saft ebenfalls dazu gebt.
Die zweite Zitrone ist zum Servieren gedacht. Einfach in Scheiben schneiden und ein Stück in jedes Glas geben, wenn ihr den Teepunsch einfüllt. Solltet ihr die Flambiermethode wählen, ist unbedingt darauf zu achten, dass eure Gläser feuerfest sind! Hierfür nehmt ihr euch einfach einen Teelöffel, den ihr über euer Glas legt. Darauf platziert ihr jeweils ein Stück Würfelzucker, das ihr nun nur noch mit etwas Rum übergießen und dann anzünden müsst. Für den größtmöglichen WOAH-Effekt noch brennend servieren.
Für eine alkoholfreie Variante könnt ihr den schwarzen Tee auch einfach mit Apfelsaft (500 ml) und etwas Honig (50g) mischen. Als alternative Geschmacksnoten eignen sich auch Nelken, Zimt und Orangen. Der Flambierffekt funktioniert allerdings leider nur mit Alkohol.
Bowle
1 Flasche Sekt (oder alternativ Weißwein)
100 ml Wodka
1 l Zitronenlimonade
1 unbehandelte Orange
3 unbehandelte Zitronen
50g Granatapfelkerne
Noch ein Rezept, um euren gekauften Beutel Zitronen aufzubrauchen. Bowle geht immer, sowohl zu Silvester als auch bereits in der Weihnachtszeit. Die Zubereitung ist außerdem denkbar einfach – ihr solltet aber rechtzeitig beginnen, da das Ganze noch eine Weile ziehen muss.
Besorgt euch einfach ein großes Bowlegefäß und fügt die klein geschnittenen Früchte hinein (von den Zitronen erst mal nur 2 verwenden). Zu den Früchten gießt ihr dann Wodka und Sekt hinzu, bevor ihr die dritte Zitrone zur Hand nehmt, auspresst und ihren Saft ebenfalls hinzufügt. Das Getränk sollte jetzt für mindestens 2 Stunden kühl gestellt werden. In dieser Zeit werden sich aber eure Früchte ordentlich mit dem Alkohol vollsaugen, mildert das Ganze deshalb vorher besser mit der Zitronenlimo ab – umso mehr ihr davon hinzu gebt, desto weniger werdet ihr den Effekt des Alkohols am Ende schmecken.
Natürlich könnt ihr die Bowle auch völlig ohne Alkohol zubereiten. Als Beigabe lassen sich außerdem auch alle anderen Obstsorten verwenden, die ihr mögt, zum Beispiel Äpfel, Orangen oder verschiedene Beeren. Besonders lecker: Schlammbowle. Hierfür einfach direkt vor dem Servieren je nach Bedarf 1-2 l Vanilleeis hinzugeben.
Prost!
Beitragsbild: Till Junker
bearbeitet von: Anne Frieda Müller
von Julian Schlichtkrull | 10.12.2019
Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen streift Charles Dickens weiter kopflos durch London.
Die zukünftige Weihnacht
Allmählich
gewöhnte Charles sich an den Gedanken, dass es nur ein Traum war.
Als Schriftsteller hatte er sich bereits die seltsamsten Geschichten
ausgedacht, und nicht selten hatte er sich so sehr in ein paar
Gläsern zu viel verloren, dass die Welt um ihn herum plötzlich
nicht mehr schien, wie sie eigentlich war. Zwar hatte niemals zuvor
eins seiner Hirngespinste so wenig der Realität entsprochen wie
das hier, aber wenn überhaupt sollte er sich über diesen Umstand
eher freuen. Edward und William hatten eine Geschichte gewollt. Wenn
ihn das hier nicht inspirieren konnte, was sollte es dann können?
Die beiden Männer, auf
die er in der Seitenstraße gestoßen war, folgten ihm dicht auf,
auch wenn sie anfangs nicht begeistert davon schienen. David,
der junge Mann aus der indischen Kolonie, hatte ihn erst zurückhalten
wollen, aber er scheiterte schnell an Charles‘ Starrsinn. Sein
Freund, ein schlaksiger flachsblonder Brite mit dem merkwürdigen
Namen Pip, hatte noch versucht, David davon zu überzeugen, dass es
besser wäre einfach zu gehen, aber David war hartnäckig geblieben.
»Der Typ ist total verwirrt«,
hatte er nur gesagt. »Nachher macht er noch irgendwas Dummes.«
Charles
merkte schnell, dass es gar nicht so schwer war, in einer Welt, die
sich völlig wider jeder Vernunft verhielt, etwas
Dummes zu
tun. Genauer gesagt merkte er es bereits, als er das eingezäunte
Gebiet in der Mitte des Leicester Squares betreten wollte, und sich
die Frau am Eingang in ihrer blendend grünen Weste ihm in den Weg
stellte. »Ich muss Sie einmal abtasten.« Dann legte sie ihm auch
schon die Hände auf den Körper. Charles schrie auf, erst vor
Schreck, dann vor Scham und schließlich vor Wut. »Wer glauben Sie,
das Sie sind? Das ist unerhört, nicht einmal meine Frau hat je …«
Sie
hörte ihm gar nicht mehr zu. Er war noch nicht fertig, mit seiner
Schimpftirade, wollte noch mehr zornige Worte hinterher setzen,
doch er wurde bereits weitergetrieben. Immer mehr Menschen strömten
in den Park, so viele, wie er nie zuvor auf einem einzigen Platz
versammelt gesehen hatte, nicht einmal – oder vielleicht gerade
erst recht nicht – zur Weihnachtszeit in einer Kirche.
Den
Park zu betreten fühlte sich an, wie im Sommer in den
Männerbadeteich in Hampstead abzutauchen. Ein bisschen
angsteinjagend im ersten Moment, ein bisschen kalt und atemraubend,
und dann nur noch überwältigend.
Die
Stände, die am Rand und in der Mitte des Parks aufgebaut waren,
schienen einmal im Kreis zu verlaufen. Überall duftete es nach
gebackenem Teig und süßem Zimt, nach gebratenem Fleisch und
gerösteten Nüssen. An den Ständen, aus denen nicht der Dampf der
Öfen und kochenden Töpfe drang, wurden die verschiedensten Waren
angeboten. Gläserne Halter in bunten Farben für Kerzen, aus Holz
geschnitzte Bögen, Figuren, die aus Honig geformt worden waren.
Musik lag in der Luft, die nicht von einem Chor oder einem Orchester
auszugehen schien sondern vielmehr von den Bäumen um ihn herum.
Und überall leuchtete es. Alle Dächer der Stände waren mit einer
leuchtenden Kette behangen, die einzelnen Waren strahlten in
glitzerndem Licht, es blinkte rot und grün und silbern, stach ihm in
die Augen und schien seine Sinne mehr zu benebeln, als das Ale,
das er sonst so zu sich nahm.
Taumelnd
blieb er neben einem Stand stehen und streckte die Hand nach der
Kette aus, die sich vom Dach aus an der Wand hinunter schlängelte.
Er wollte eine dieser Kerzen berühren, musste wissen, wie sie
es anstellten, mit dem Feuer eingeschlossen in dem winzigen
Glas.
Es
war heiß. So heiß, dass er sich augenblicklich die Finger daran
verbrannte. Charles schreckte zurück.
»Hey,
willst du ein Foto machen? Du kannst es ganz einfach hier auf so
einen Würfel drucken lassen oder vielleicht auf ein kleines
Teelicht? Wir haben auch Teddybären, wenn du zum Beispiel kleine
Kinder Zuhause hast, die sich freuen würden.«
Charles
wirbelte herum. Ein Mann stand vor ihm, der zu dem Stand zu gehören
schien, an dem er sich gerade umsah. Er hielt einen Würfel in der
einen Hand, einen gläsernen Becher in der anderen. Auf beide waren
kleine Porträts gezeichnet, so winzig und trotzdem detailgetreu,
dass Charles sich einen Moment darin verlor, weil er sich sicher
war, dass ihm seine Augen einen Streich spielten.
»Dauert
auch nicht lange, du musst dich nur einmal vor diese Box da
stellen und in die Linse gucken. Den Rest regel ich.« Der Mann sah
ihn noch einen kurzen Augenblick an, dann zuckte er die Schultern,
stellte die beiden Gegenstände beiseite und nahm Charles vorsichtig
bei der Schulter. »So was ist immer ein schönes Geschenk für
die Familie. Ich kann dir nachher auch eine Weihnachtsmütze auf
den Kopf zaubern oder den Hintergrund gegen einen
Weihnachtsmannschlitten austauschen oder so.«
Charles
ließ sich vor einem mannshohen Kasten abstellen, während seine
geweiteten Augen auf den Verkäufer geheftet blieben. »Zaubern?«
»Naja,
du weißt schon.« Der Kerl nahm auf der anderen Seite des Kastens
Platz und legte seine Hand auf einen kleinen Regler an der Seite.
»Rennst du eigentlich immer so rum oder spielst du bei ’nem
Theaterstück oder so mit?«
Charles‘
Miene wurde finster. »Ich darf doch wohl bitten!«
Vor
ihm blitzte es hell auf. Er zuckte zusammen und riss die Arme nach
oben, vor seinen geschlossenen Augen tanzten wirre Lichter.
»Sorry,
das war vielleicht ein bisschen spontan. Jetzt guckst du ganz grimmig
da drauf. Wir machen einfach noch eins, du musst am Ende auch nur das
schönste davon bezahlen.«
»Bez–
Bezahlen?«
»Ja,
aber keine Sorge, ist nicht viel, zwei Pfund für das Bild und dann
noch mal wenn ich es dir irgendwo drauf drucken soll. Das Teelicht
zum Beispiel, das geht immer, das wären dann noch mal sechs Pfund
dazu.«
»Sechs
…!« Das war mehr als sein gesamtes letztes Jahresgehalt! Er
spürte wieder die Wut in sich aufkommen. »Wollen Sie mich
ruinieren?«
Eine Hand legte sich auf seinen Arm und hielt ihn davon ab, auf den Verkäufer loszugehen. »Hey hey hey, komm man, lass uns ein Stück gehen.« Es war Pip, der schlaksige Brite. Charles ließ sich von ihm und seinem Freund mitziehen. Wenigstens konnte er so der Schlägerei entkommen, ohne Schwäche zu zeigen. Sechs Pfund hätte er nie im Leben bezahlen können, und in Prügeleien war er meistens unterlegen. In der Regel, weil er zu betrunken war, um auch nur einen einzigen guten Schlag zu landen.
Trinken.
Vielleicht würde ihn das etwas ablenken, ein gutes lauwarmes Ale.
All die Sinneseindrücke waren zu viel für ihn. Er wusste, dass er
bereits die gesamte Nacht getrunken hatte, aber die Wirkung schien
schon völlig von ihm abgefallen zu sein, und er hatte das Gefühl,
dass der Moment, als er den Pub verlassen hatte und von dem Ding
erschlagen worden war, bereits Tage zurück lag.
»Alkohol«,
murmelte er.
»Hm?«
»Ich
brauche Alkohol.«
Pip
warf seinem Freund einen skeptischen Blick zu, dann schüttelte er
den Kopf. »Ich glaube, du hattest schon mehr als genug.«
David
runzelte die Stirn. »Na, vielleicht ist er ja auf Entzug. Da
verhalten sich Leute manchmal komisch.«
»Und?
Was hast du vor?«
Er
kramte in der Tasche seiner roten Jacke herum. »Ein Glas kann nicht
schaden. Ich hatte sowieso Lust auf Glühwein.«
Charles
nickte begeistert. »Wein klingt nach einer wunderbaren Idee!«
Sie
gingen zu einem nahen Stand hinüber, in dem verschiedene große
Metallkessel dampften. Der Geruch von unzähligen fremdartigen
Gewürzen ging von den Kesseln aus, sodass sich Charles bereits von
dem Duft betrunken fühlte.
»Drei
kleine Becher.«
Der
Wein war kochend heiß, als sie ihn in die Hand gedrückt
bekamen. Die Tassen, in denen er serviert wurde, schienen aus
Papier gemacht zu sein, nur dass es dicker und fester war, und der
Wein wie auf magische Weise nicht hindurch sickern konnte.
Charles
schlang ihn dennoch sofort hinunter. Es schmerzte auf seiner Zunge,
und der schlaksige Pip verzog entgeistert das Gesicht, als er es sah,
aber wenn das hier ohnehin nur ein Traum war, was kümmerte ihn dann
eine verbrannte Zunge? Er glaubte, sein Kopf würde bald explodieren
von all dem Lärm und dem Licht, den Menschen und den Gerüchen, er
konnte nicht mehr warten.
Der
Effekt setzte sofort ein. Als ein leichtes Kribbeln in den Händen
und in den Beinen bei den ersten Schlucken, dann als eine watteartige
Leere im Kopf, als er den Becher ausgetrunken hatte. Charles ließ
die leere Tasse sinken. Die Lichter um ihn herum schienen nur noch
greller geworden zu sein, dafür stachen sie ihn nicht mehr so
sehr in die Augen.
Die
Weinverkäuferin räusperte sich. Offenbar hatte David ihn so
verdutzt beobachtet, dass er ganz vergessen hatte, zu zahlen. Er
öffnete seine Brieftasche, zog einen blauen und einen
orangeroten Schein daraus hervor.
Fünfzehn
Pfund.
Charles‘
entglitt der Becher aus den Händen.
Pip
seufzte. »Du musst das auch in den Mülleimer werfen. Wir brauchen
wirklich nicht noch mehr Plastikscheiß in der Natur.«
Charles hörte ihn gar nicht. Er trat einfach nur nach vorn, legte David eine Hand auf den Arm und starrte ihn mit funkelndem Blick an. »Lasst uns Dinge kaufen!«
Nur
eine Stunde später hatten David und Pip die Arme voll mit kleinen
und großen Kisten, so viel, dass die Stapel jeden Moment
drohten, herunterzustürzen. Sie hatten gläserne Kugeln mit Wasser
und Schnee darin gekauft, bunte Lichter, Kerzen und Holzbögen, die
leuchteten. Charles hatte auch mit Zucker übergossene Nüsse kaufen
wollen und eine dieser klebenden Wolken am Spieß. David hatte
außerdem eine bunte schwebende Kugel gekauft, die er mithilfe einer
Leine in seiner Hand davon abhielt, davon zu fliegen. »Für die
Kleine«, hatte er gesagt.
Sie
waren durch die Straßen Londons gegangen, aber das London, das
Charles kannte, schien nicht mehr zu existieren. Wäre er nicht so
betrunken gewesen, hätte er sich sicherlich über Vieles gewundert,
oder hätte vor Schreck geschrien, beim Anblick all dieser
pferdelosen schnellen Droschken. Aber er war nun einmal betrunken,
denn der heiße gewürzte Wein hatte ihn mehr überwältigt, als es
ihm lieb war zuzugeben. Und so lachte er nur über das Droschkenchaos
und sah mit großen Augen wie ein kleines Kind begeistert zu
allen neuen Häusern auf, die er noch nicht kannte, zu den
leuchtenden Fenstern und zu den gewaltigen gläsernen Fassaden, die
sich über den Dächern erstreckten.
Und
er erzählte Geschichten, denn das konnte er am besten. Und zum
ersten Mal fühlte er sich wieder inspiriert, von dem schlaksigen Pip
und von David, dem Zauberer mit der Schwebekugel, und von all
den Dingen, die um sie herum geschahen und die er nicht verstand.
»Spar
dir die Geschichten für unsere Kleine auf.« David blieb stehen. Sie
waren in einer Nebengasse angekommen, die Charles nicht vertraut
schien, aber bei den ganzen Veränderungen in der Stadt schien
ihm ohnehin nicht mehr viel vertraut. Irgendwann hatten sie die
Themse überquert und sich auf die Südseite gewagt, wo die Lichter
immer weniger und die Häuser immer schäbiger wurden. So viel hatte
sich zumindest nicht geändert.
»Die
Kleine?«
Pip
stellte die vielen Kisten auf dem Boden ab und holte einen Bund mit
Schlüsseln aus seiner Tasche. »David hat Recht. Komm mit zu uns
rein und ruh dich ein bisschen aus. Und wenn du magst, kannst du
morgen auch Sinterklaas mit uns feiern.«
David
nickte lächelnd. »Pips Eltern kommen aus den Niederlanden. Ist
ein bisschen ungewöhnlich, aber wir halten an der Tradition fest.
Vor allem wegen Lucy.«
Pip öffnete die unauffällige braune Tür, vor der sie zum Stehen gekommen waren und gab den Blick auf einen schmalen Treppenaufgang frei. »Lucy liebt Geschenke. Und sie liebt es zu singen und zu basteln. Und sie liebt Geschichten.« Er lächelte warmherzig und auf seinen Wangen erschienen tiefe Grübchen. »Sie wird dich sehr schnell ins Herz schließen.«
TO BE CONTINUED
Beitragsbild: Till Junker
bearbeitet von: Anne Frieda Müller
von Julian Schlichtkrull | 03.12.2019
Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen: Eine Weihnachtsgeschichte.
nach einer Idee von Franziska Schlichtkrull
Die gegenwärtige Weihnacht
Der Gestank von Schweiß und Zigarren, scharfem Alkohol, tiefster Enttäuschung und geplatzten Träumen erfüllte die stickige Luft des kleinen Raums. Er schien sich schon längst in jede Ritze in dem brüchigen Holz verkrochen zu haben, haftete an den verdreckten Scheiben und an dem klebrigen Tresen, tropfte von den Öllampen, und fraß sich durch die Kleidung der Leute im Pub, sodass er aus jeder Pore ihrer Körper triefte. Sie nahmen ihre Erbärmlichkeit mit dem Ale auf, das sie tranken, und gaben noch mehr davon zurück, als sie die leeren Gläser wieder über den Tresen schoben.
Die angenehmere
Gesellschaft war schon vor einer ganzen Weile gegangen, diejenigen,
die nur kamen, um einen anstrengenden Arbeitstag bei einem
gemütlichen Bier ausklingen zu lassen, die sich in trauter Runde
miteinander unterhielten und lachten, bevor sie sich ihre Mäntel
wieder über die Schultern warfen und nach Hause zu ihren Familien
gingen.
Er vermisste ihre
Gespräche nicht. Glückliches Gerede über die eigenen Kinder oder
die neueste Wochenzeitung konnte er nicht gebrauchen. Es passte nicht
zu der Stimmung, die sich in seinem benebelten Kopf ausgebreitet
hatte. Bei dem lallenden Gesang des alten Shapney über seine
miserable Zeit bei der Armee fühlte er sich willkommener.
Shapney sang nicht wirklich, er erzählte nur, aber der Alkohol auf
seiner Zunge zerrte die Worte so sehr in die Länge, trat den Ton mal
nach oben und mal nach unten, dass er einen melodiösen Klang annahm.
Wie eine geisterhafte Melodie direkt aus der Totenwelt. »Haben
die Kanonenkugeln genommen und eingeschmolzen, sag ich euch. Und dann
den guten Arthur draus gemacht, Wellesley, den Duke, ihr wisst
schon.«
»Erzähl
nicht!« MacPinny schlug lautstark sein Glas auf den Tisch und das
Bier spritzte hoch bis auf seinen roten Bart. »Der auf dem Square?
Der ist doch nicht aus Kugeln gegossen, der ist aus Stein, ist der!«
Die
Männer gerieten in Streit. Ihre beiden Stimmen und die ihrer ebenso
betrunkenen Freunde mischten sich allesamt miteinander zu einem
Teppich aus kreischenden Tönen, der sich über ihn legte und ihn
langsam in den Schlaf wog. Fort von alldem. Fort von ihrem
miserablen Geschrei, fort von dem dröhnenden Schmerz in seinem
Kopf, fort von den Sorgen.
»Das
war’s, Charles. Das war die letzte Chance, die ich dir geben kann.
Deine letzten Manuskripte waren alle, und es fällt mir so schwer,
dir das sagen zu müssen, aber sie waren alle der größte Mist, den
ich je gelesen hab. Und du weißt, ich mag dich, du weißt, wie
wichtig du mir bist, aber ich muss auch an mich denken, Charles. An
meine Familie. Mary ist gerade wieder schwanger, fünf Kinder,
das sind viele Mägen, viele Kleider, du kennst das ja, du hast
ja auch schon das Vierte mittlerweile. Gott weiß, ich bin der
größte Philanthrop der Welt, aber irgendwann … Irgendwann muss
ich auch mal an mich denken.«
»Ich
hab’s doch selbst gesehen!« Shapneys Stimme war so laut geworden,
dass die gläserne Umfassung der Lampen vibrierte. Draußen
wütete schon den ganzen Tag ein heftiger Sturm, der ununterbrochen
Regentropfen an die Scheiben schlug, sodass Charles glaubte, das Glas
hätte schon vor Ewigkeiten darunter zerbrechen müssen. Eccleston,
der zu seiner Linken saß, hob müde die Hand, um noch einen Pint zu
bestellen. Seinen Kopf konnte er schon längst nicht mehr heben.
»Wir
bekommen kein Geld mehr.«
Der
Gesichtsausdruck, mit dem Catherine ihn daraufhin strafte, hätte ihn
gut auf der Stelle in Fetzen reißen können. »Hat
William dir das gesagt?«
»Nein,
Edward. Aber er war wirklich sehr entschlossen.«
»Du
solltest noch mal mit William darüber sprechen.«
Er
spürte die Wut heiß in seinen Wangen glühen. »Damit
ich dem auch noch in den Arsch kriechen darf?«
Catherines Augen wurden finster. »Charles, solche Worte! Denk an die Kinder!«
»Die
Kinder! Alle denken nur an die Kinder! Ich hab jetzt das fünfte,
Charles, wie soll ich dich da auch noch durchfüttern? Ich bin
halt nicht Christus, der hat sich am Weihnachtstag der Welt
geschenkt, aber ich, bin ich denn Gott, Charles? Soll ich mich denn
auch für andere aufopfern? Verrecken soll Edward an seinem
Weihnachtstag!«
Shapney
hatte eine Münze aus seiner Tasche geholt und hielt sie dem
aufgebrachten MacPinny dicht vors Gesicht. »Die Königin! Die
Königin selbst hat gesagt …«
MacPinny
streckte die Hand so hastig aus, dass er sein Glas dabei umstieß. Er
riss Shapney die Münze aus der Hand. »Die Königin! Ich piss auf
die Königin!« Seine Hände machten sich an seinem Hosenbund zu
schaffen.
Charles
Dickens beschloss, dass der perfekte Moment gekommen war, um den
Pub und dieses Trauerspiel hinter sich zu lassen. Er legte ein paar
Münzen auf den Tresen, wahrscheinlich zu viel für die drei,
vier Gläser, die er getrunken hatte, aber das kümmerte ihn im
Moment wenig. Er wollte nur so schnell wie möglich gehen, bevor
MacPinny ihm noch einen Anblick lieferte, den er so schnell nicht
mehr vergessen konnte.
Er
rutschte schwerfällig von seinem Stuhl, zog mühevoll ein Bein nach
vorne, dann wieder das andere, so schnell er nur konnte. Zu seiner
Rechten gaffte der alte Shapney MacPinny auf der anderen Seite des
Tisches an, als stünde da nicht der schottische Fabrikarbeiter
sondern Bonaparte selbst vor ihm. Drei Männer waren aufgesprungen
und versuchten verzweifelt, MacPinnys Arme zu fassen zu bekommen,
während sie lautstark auf ihn einschrien.
Charles
wusste, dass es schon zu spät war. Eine andere beißende Note
hatte sich unter den Gestank in der Luft gemischt.
Er
stieß die Tür des Pubs auf und genoss für einen Moment die klare,
kalte Luft und den harten Regen auf seinem Gesicht. Hier draußen in
den Gassen Londons war es überraschend still. Die Nacht war bereits
so weit vorangeschritten, dass nur entfernt, in hinter
Häuserreihen verborgenen Straßen das Klappern vereinzelter
Droschken zu hören war. Nur durch die Tür und die Fenster des Pubs
drangen noch immer die Schreie der Männer zu ihm nach draußen,
und irgendwo hinter der nächsten Häuserecke übergab sich jemand.
Die Würgelaute waren so elegant in derbe Flüche eingebunden, dass
es Charles wie ein gut komponiertes Lied vorkam. Das Lied hatte eine
seltsam ansteckende Wirkung auf ihn. Beinahe fühlte er sich, als
müsste er jeden Moment mit einstimmen, aber er zwang sich,
seinen Mageninhalt von vier Pints in sich zu lassen.
Er
torkelte nach vorn, dann zur Seite, fing sich an der Wand des Pubs
ab, wagte noch einen Schritt. Über ihm mischte sich unter das laute
Klappern des Regens auf die Dachziegel auch ein schnelles Kratzen,
vielleicht von Katzen oder Marderhunden. Er tat noch einen
Schritt, schob sich langsam an der Wand voran, um nicht zu stürzen.
Wenn William oder Edward ihn so finden würden! Er wollte ihnen nicht
die Genugtuung geben und zu dem Taugenichts werden, den sie in ihm
sahen. Vielleicht war er das bereits, aber das brauchten sie nicht zu
wissen.
Noch
ein weiterer Schritt. Die Pelztiere über ihm kreischten laut auf,
als würden sie sich zu streiten beginnen. Etwas kratzte über die
Ziegel, kein Tier, kein Regen. Es klang metallen oder gläsern
vielleicht.
Charles
Dickens hob den Blick. Das letzte, was er sehen konnte, war ein etwa
zwölf Zoll großer Gegenstand, der sich in rasender Geschwindigkeit
auf seinen Kopf zubewegte. Für einen winzigen Moment blitzte das
Ding im Licht der Straßenlaterne silberweiß auf. Der
Schriftzug COKE
brannte
sich in sein Gedächtnis ein.
Dann
spürte er einen dumpfen Schmerz auf der Stirn und das Bild
verschwamm vor seinen Augen. Er fiel. Den Aufprall spürte er nicht
mehr.
Regentropfen
auf seiner Haut, aber schwächer als zuvor. Es war kälter geworden,
oder so schien es zumindest. Nur langsam kehrten seine Sinne
zurück. Ein Geruch lag in der Luft, so süßlich als hätte man ihn
in eine Zuckerfabrik entführt. Stimmen. Unzählige, aber dumpf,
weit entfernt von ihm. Männer und Frauen unterhielten sich angeregt,
Kinder lachten vor Freude. Trotz der Benommenheit schnaufte er
verächtlich in den kalten Stein unter seiner Wange. Er konnte
unmöglich noch immer in London sein.
»Sir?
Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich …« Eine Hand legte sich auf
seine Stirn, schwebte dann so nah über seinem Mund, dass er die
kalten Finger auf seinen Lippen spüren konnte. »Soll ich einen
Krankenwagen rufen?«
»Können
Sie aufstehen?« Zwei weitere Hände griffen ihn vorsichtig an den
Oberarmen und zogen an ihm. Der kalte Stein unter seinem Gesicht
verschwand. Er fühlte, wie sich die Welt um ihn herum drehte, auch
wenn er es nicht sehen konnte. »Ja, kaum machen die Weihnachtsmärkte
auf, muss man sich schon vollaufen lassen, hm?«
Er
runzelte die Stirn. Sein Schädel brummte, als hätte jemand
eine Druckerpresse darin angeworfen. »Weihnachtsmarkt?«
»Wissen
Sie nicht mehr, wo Sie sind? Vielleicht sollten wir doch einen
Krankenwagen rufen.«
Charles
öffnete die Augen. Zuerst konnte er nichts als Dunkelheit
ausmachen, doch nach und nach kehrten die Lichter zurück.
Straßenlaternen nicht weit von ihm, aber sie waren hell, so viel
heller als sonst. Dahinter eine Londoner Häuserfassade, aber dort,
wo der braune und rote blanke Stein hätte sein müssen, waren
Girlanden aus Tannenzweigen und bunten Lichtern gezogen worden. Sein
Blick folgte ihnen die Straße hinunter, zum Leicester Square, das
wusste er. Aber dort, wo sonst die Häuser den Blick auf den kleinen
Park freigegeben hätten, konnte er jetzt nur eine gewaltige
Ansammlung von Menschen entdecken, die sich allesamt auf ein
umzäuntes Gebiet in der Mitte des Parks zuzuschieben schienen. Noch
mehr grelle Lichter schienen ihm aus den Fenstern der Häuser
entgegen und von den Kronen der Bäume. »Wer hat denn diesen
Schwachsinn da in die Bäume gehängt?«
Von
dem umzäunten Bereich drang ein Chor zu ihm hinüber, auch wenn
der Klang seltsam war, von Instrumenten gespielt, die er nicht
einordnen konnte.
There
must have been some magic in
That
old silk hat they found
»Kommen
Sie, Sir, hoch mit Ihnen. Sie können hier nicht so rumliegen
bleiben.« Der Mann hinter ihm, der noch immer seine Oberarme
umklammert hielt, zerrte behutsam an ihm, um ihn auf die Beine zu
ziehen. Widerwillig ließ er sich aufrichten. Der Mann vor ihm, aus
der indischen Kolonie wie es schien, zog etwas aus seiner Tasche
hervor. Charles legte den Kopf schief. Der Mann war seltsam
gekleidet. Sein Mantel, aus einem glänzenden Material, leuchtete in
sattem Rot als würde er das Kleid einer Frau tragen. Seine Hose war
blau, mit weißen Streifen, als hätte ein Vogel sich darauf
erleichtert, und der Mann besaß sogar die Frechheit, keinen Hut zu
tragen!
»Ich
ruf jetzt einen Krankenwagen, in Ordnung, Sir?« Das Ding in seiner
Hand blinkte gleißend hell auf, stach in seine Augen.
Charles‘
Kehle entrann ein spitzer Aufschrei. Er riss sich aus den Händen des
Mannes hinter ihm los, rappelte sich auf, stolperte nach vorn,
aber fing sich, bevor er erneut fallen konnte. Er rannte los, auf den
Leicester Square zu. So viele Leute um ihn herum, so viele Stimmen
und andere, fremde Geräusche, eine Kakophonie des Lärms. Aber
vielleicht, vielleicht konnte er ja jemanden finden, nur eine einzige
Person, die ihm helfen konnte, die ihm erklärte, was geschehen war.
Nur
noch vier Schritte, drei, dann hatte er den Platz erreicht. Er
taumelte aus der Irving Street heraus. Und schrak zusammen.
Blendendes blaues Licht zu seiner Rechten, das ihn aufschreien
ließ. Er trat ein paar Schritte zurück, lief in jemanden hinein,
der hohe Schrei einer Frau. Er wirbelte herum, blickte der jungen
Lady in die Augen, dann an ihr hinauf und hinab, schüttelte den
Kopf, fassungslos, über alles. »Eine Hose«, murmelte er nur.
Ihr
Blick wurde finster. Sie erinnerte Charles an Catherine. »Wie hast
du mich genannt?«
Bevor
er zu einer Antwort ansetzen konnte, erklangen wieder die
Stimmen der beiden Männer hinter ihm. »Sir, warten Sie mal!«
Er
wollte davon laufen, aber wusste nicht, wohin. Überall leuchtete es
aus den Fenstern heraus, von den Wänden, von den Bäumen, Menschen
in der seltsamsten bunten Kleidung, als wären sie Papageien, die aus
einem Zoo geflohen waren, und sie unterhielten sich auf den
verschiedensten Sprachen, kamen aus den verschiedensten Ländern. Und
wo waren ihre Hüte?
»Sir!«
Der Mann, der noch immer den leuchtenden Gegenstand mit sich
herum trug, hatte ihn mittlerweile eingeholt. Er legte ihm seine
freie Hand auf den Unterarm, nicht fest, aber bestimmt. »Sie sind
etwas verwirrt. Wir gehen da hinten hin, zum Weihnachtsmarkt, ja? Da
sind ein paar Leute, die Ihnen bestimmt helfen können. Kommen Sie.«
Er
ließ sich von dem Mann mitziehen. Seine Gedanken waren
mittlerweile so verworren, dass es schien, als hätte er überhaupt
keine Gedanken mehr. Sie gingen ein paar Schritte, während die
Musik, die vom Leicester Square auszugehen schien, weiter anschwoll.
Er konnte jetzt die kleinen Hütten ausmachen, die in dem Park
kreisförmig errichtet worden waren, wie Stände bei einem
Wochenmarkt. Aus einigen von ihnen stieg Dampf auf, als wäre
eine ganze Küche in ihnen errichtet worden, andere waren bis
zur Decke gefüllt mit winzigen bunt verzierten Kisten, doch er
konnte nicht erkennen, was in ihnen angeboten wurde. Er streckte
sich, wollte über den Zaun spähen, mehr erkennen.
»Entschuldigung.«
Der Mann mit dem Leuchtkästchen, aber er sprach nicht zu ihm,
sondern zu einer Frau, die am Eingang des Parks zu warten schien.
»Kann
ich Ihnen helfen?«
»Der
Typ hier … Wir haben ihn da hinten gefunden, er lag am Boden,
stinkt ziemlich nach Alkohol. Er ist ganz schön durcheinander, er …«
Charles
wirbelte herum. Auf seinem Gesicht lag eine beinahe kindliche
Freude. »Diesen Markt hier …«
Der
Leuchtkastenmann runzelte die Stirn. »Der Weihnachtsmarkt?«
Charles
nickte. Das hier konnte nur ein Traum sein, ein sehr seltsamer Traum
zwar, aber sicherlich nur ein Gespenst seiner wirren
schriftstellerischen Fantasie, nichts Ungewöhnliches eigentlich. Er
wollte noch nicht erwachen. Er verstand nicht, was um ihn herum
geschah, aber genau das erregte ihn am meisten. Er wollte diese
merkwürdige Welt bis ins kleinste Detail erkunden, er wollte sich
inspirieren lassen.
»Du
schreibst nichts Originelles mehr«,
hatte Edward gesagt. »Was
ist nur mit dir los, Charles? Du warst doch früher so inspiriert,
und jetzt das hier?«
Edward
hatte eine Geschichte gewollt. Das hier war eine.
Charles Dickens trat einen Schritt nach vorn und packte den Leuchtenkastenmann beim glänzenden, knisternden Mantel. »Ich möchte ihn sehen, diesen Weihnachtsmarkt. Ich möchte alles sehen!«
TO BE CONTINUED
Beitragsbild: Till Junker
bearbeitet von: Anne Frieda Müller
von Julian Schlichtkrull | 25.11.2019
Sommer 2019. Ein paar hunderte Studierende haben sich im großen Hörsaal am Ernst Lohmeyer Platz versammelt, um über Anträge abzustimmen. Die Versammlung ist schon ein ganzes Stück vorangeschritten, als plötzlich ein Dutzend Studierende aufsteht, nach vorne geht und sich dort auf den Boden wirft. Während Hannes und Sandra vom StuPa den Antrag vorbringen, bleibt der Rest auf dem Boden wie tot liegen.
In einer Woche findet die nächste Vollversammlung der Studierendenschaft statt. Etwa ein halbes Jahr ist es her, dass wir uns zur letzten VV getroffen haben. Damals wurde dort der Klimanotstand ausgerufen und eine Woche später noch einmal vom StuPa bestätigt. „Veränderung beginnt in dem Raum, in dem wir uns bewegen, und das ist für uns die Uni Greifswald“, sagten die Antragsteller*innen damals. Aber was hat sich seitdem wirklich verändert? Und was können wir als Studierendenschaft und Bürger*innen der Stadt Greifswald dazu beitragen, um weitere Veränderung zu schaffen?
Diesen Fragen widmet sich in dieser Woche die Vortragsreihe „Neue Welt – Neue Stadt“, organisiert von der AG Ökologie in Zusammenarbeit mit dem BUND Greifswald. In fünf Abendveranstaltungen sollen dabei die verschiedensten Fragen geklärt werden, die sich ergeben, wenn wir über eine klimaneutrale Zukunft nachdenken. Welche Energiequellen sind für unsere Klimaziele überhaupt geeignet und wie müssen wir mit ihnen umgehen? Was bedeutet die nötige Biodiversität und Schonung nicht-erneuerbarer Ressourcen im ländlichen Raum für die dortige Bevölkerung und welche Probleme sozialer Gerechtigkeit kommen dadurch auf? Welchen Einfluss haben Konsum und die daraus resultierende (Massen-)Produktion auf unsere Umwelt und wo können wir mit eigener Kreativität à la Do-It-Youself etwas zur umweltfreundlichen Zukunft beitragen?
Die Vortragenden bringen ein breites Band an Arbeitsfeldern mit. So sind Mitglieder des BUNDs und der Grünen vertreten, wie auch Wissenschaftler*innen aus Geologie bis Soziologie. Den Anfang macht schon heute Abend Philipp P. Thapa (Co-Organisator der Vortragswoche), der an unserer Universität das Projekt GETIDOS koordiniert. GETIDOS (Getting Things Done Sustainably) versucht bereits seit 2009 Lösungen für soziale Probleme zu schaffen und die Gesellschaft vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit zu prägen. Ein ähnlicher Ansatz ist auch dem heutigen Vortrag „Wie wollen wir leben? Denken in sozial-ökologischen Utopien“ gesetzt. Wie muss sich unsere Stadtpolitik ändern, um den Klimazielen gerecht zu werden, und gleichzeitig die Grundsätze der Demokratie nicht verletzen zu müssen?
Die Vorträge finden an jedem Tag dieser Woche, jeweils um 18:30 Uhr im Audimax (Rubenowstraße 1) statt. Bis auf den Vortrag am Dienstag (im Hörsaal 1) wird für alle Veranstaltungen der Hörsaal 5 genutzt. Am Mittwoch soll anstelle eines Vortrages eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen der Greifswalder Bürgerschaft zum Thema „Die Zukunft unserer Städte“ abgehalten werden. Das genaue Programm kann auf der Website vom BUND eingesehen werden.
Beitragsbild: Kerstin Riemer auf Pixabay
von Julian Schlichtkrull | 15.11.2019
Wie übernehme ich die Führung in einem Unternehmen? Welche Entscheidungen muss ich treffen, wenn ich mein eigenes Start-Up gründen will? Welche Aussichten habe ich nach meinem Bachelor, nach meinem Master, meiner Promotion? Und was haben Marketingstrategien mit Flirten gemeinsam?
Parallel zur 24-Stunden-Vorlesung findet diesen Samstag der NOVA Innovationscampus statt. Zwischen 12 und 21 Uhr könnt ihr im Landesmuseum vorbeischauen und an den verschiedenen Vorträgen und Workshops teilnehmen. Das Motto der Veranstaltung lautet „Kommunikation und Marketing“, aber die Programmpunkte sind so vielseitig gehalten, dass auch für fachfremde Interessierte etwas dabei sein dürfte.
Zum einen soll NOVA eine Plattform bieten, auf der Studierende, Uni und potentielle Arbeitsstellen miteinander in Austausch treten können. Dafür sind am Samstag Paneldiskussionen, Pitch Wettbewerbe und Job-Speeddatings geplant. Wer noch weit entfernt ist von Uniabschluss und Jobsuche kann auch einfach zu den Vorträgen vorbeikommen und sich inspirieren lassen. Das Angebot reicht von „Todsünden und Tugenden beim Kommunizieren und Flirten“ über „Lessons Learned aus 3 Jahren Start-Up“ bis hin zu „Trends der digitalen Jobsuche“. Die Teilnehmenden stammen ebenfalls aus einer breiten Palette an unternehmerischen Feldern. So sind unter anderem die Möbelgesellschaft Höffner vertreten, sowie auch die Rechtsberatung Advocado oder die Greifswalder Montessori Schule. Das genaue Programm könnt ihr auf der Website von NOVA nachlesen.
Wenn euch also bei den Vorlesungen am Samstag gerade einmal nichts gefällt, warum nicht einfach zum Landesmuseum herüber kommen und einmal einen Blick hineinwerfen? Zumindest um sich zwischendurch zur Stärkung etwas Essen und Trinken zu schnappen. Oder für die Afterparty um 23 Uhr im Club ROSA. Mit dem NOVA Stempel, den ihr auf dem Innovationscampus erhalten könnt, kommt ihr sogar vergünstigt rein. Außerdem werden auch die moritz.medien mit einem Stand vertreten sein. Dort werden wir euch im Laufe der Veranstaltung immer mal wieder auch persönlich für Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.
Beitragsbild: Adi Goldstein auf Unsplash