Wohl oder Übel?

Neue Drehtür würzt Mensabesuch

Seit diesem Wintersemester drehen sich viele Gespräche um den neuen Mensaeingang: die Drehtür. Die Mensabesucher sind genervt, es hagelt viel Kritik von studentischer Seite. moritz hörte sich an einem Mittwoch zwischen 11 und 14 Uhr um und stellte die Frage „Wie findet ihr die neue Drehtür?“.

Es gab die Möglichkeit, diese Tür von sehr gut, gut über neutral bis schlecht oder sehr schlecht zu bewerten und überdies einen Kommentar zur Meinung abzugeben.
Zu den Fragen: Von 83 Teilnemern vorwiegend Studenten, äußerten sich 65 sehr negativ zur Drehtür. Aufgeführt wurden folgende Gründe: Sie ist zu klein. Es dauert zu lange. Es gibt nur diesen einen zentralen Zugang zur Mensa, auch zu der Hauptzeit, weshalb sich Warteschlangen vor dieser bilden. Außerdem ist die Drehtür im und gegen den Uhrzeigersinn beweglich, was immer wieder dazu führt, dass sich ein noch längerer Stau vorm Eingang bildet. Des weiteren wird auch bemerkt, dass es für Behinderte, sowie für Gäste mit Kinderwagen ziemlich schwierig sei, durch diese Tür zu gelangen. Das ist  „Diskriminierung adipöser und klaustrophobischer Gesellschaftsgruppen“ meint Philipp. Eine weitere Meinung: Geldverschwendung.
Doch gibt es neben den insgesamt 72 Negativmeinungen immerhin fünf, die diese Tür sehr gut und fünf, welche diese für gut befinden und einen, dem es alles egal ist. Positiv sei, dass die Wärme besser im Raum gehalten werde, da vorher die Tür regelmäßig offen stand.
Klaus Zeidler, Abteilungsleiter vom Studentenwerk berichtet, dass verschiedene Kritikpunkte diesen neuen Eingang notwendig machten.  Die vorherigen Türen seien zu alt gewesen und der absinkende Boden musste ständig repariert werden. Ebenso sei es nun nicht mehr so zugig wie vorher. Außerdem hielten sich durch die vorher defekten Türen oftmals unerwünschte Personen nachts in der Mensa auf, was zusätzliche Kosten verursachte.

Auf der Flucht

Behinderten und Studenten mit Kindern stehe nun eine motorbetrieben Tür zur Verfügung, die sie auch mit Kinderwagen unkompliziert passieren können. Für den Notfall sind ebenfalls Fluchttüren vorhanden. Außerdem gibt es rechts und links neben der Mensatür zwei Notfallknöpfe, die angeschlagen werden können.
Moritz von der Wense, AStA-Referent für Studenten mit Behinderungen und chronischen Krankheiten, bemerkt, dass es von Seiten des Studentenwerks Bestrebungen gäbe, dem Zustand durch Umbau der ehemals rechten Eingangstür abzuhelfen. Die Tür soll mit Taster und automatischer Türöffnung versehen werden.    

Geschrieben von Martina Pape

DVD: Davon abzusehen

Paul McGuigans „Lucky # Slevin“

Drehbuchautor Jason Smilovic legt den Figuren in diesem Thriller Gespräche über Filmfiguren und -klassiker in den Mund und stellt seine filmischen Vorlieben in Bild dar: Alfred Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ weist mit der Hauptfigur des für einen Geheimagenten gehaltenen Roger Thornhill viele Parallelen mit dem von Josh Hartnett gespielten Protagonisten Slevin auf.

Der junge Mann ist zur falschen Zeit am falschen Ort und muss für die Wettschulden eines Anderen aufkommen. Doch seine Taschen sind leer. Slevin gerät somit zum Spielball der verfeindeten Verbrecher „Der Boss“ und „Der Rabbi“. Deren  Rollenzuweisung wird aber nicht angenommen und der Spieß umgedreht.
Das Ensemble mit Bruce Willis, Morgan Freeman und Ben Kingsley besticht routiniert in den ab der ersten Minute vorherzusehenden Handlungswendungen. Der Sehspaß bleibt dabei aber auf der Strecke. Ohne Überraschungseffekt kann eine Kopie britischer Gangsterfilme á la Guy Ritchie nicht gelingen. Im Zusatzmaterial der DVD wird eine unglaubwürdige, weil gespielte Gute-Laune-Simmung am Set konstruiert, so dass sich „Lucky # Slevin“ nur als Einwegunterhaltung anbietet. Die richtigen Filme zu sehen, heißt halt lange noch nicht, diese auch zu verstehen und gute Drehbücher abzuliefern.

Geschrieben von Björn Buß

DVD: Auf der Flucht vor dem Menschsein

Werner Herzogs „Grizzly Man“

Regisseur und Dokumentarfilmer Werner Herzog hat während seines langjährigen Filmschaffens oft selbst mit den Widrigkeiten der Natur gerungen und dabei auch so manche menschliche Bestie gebändigt („Mein liebster Feind“). Da erscheint es irgendwie passend, dass er sich nun des Vermächtnisses eines anarchistisch-egozentrischen Bärenfilmers angenommen hat, der bei dem Versuch, seinen „Seelentieren“ nahe zu sein, die unsichtbare Grenze zwischen Mensch und Tier aus den Augen verliert.

In dreizehn Sommern lebte Amateur-Tierfilmer Timothy Treadwell unter den nordamerikanischen Grizzly-Bären und drehte dabei über 100 Stunden Videofilm zusammen – bis ihn die Bären schließlich auffraßen. Dieses Material hat Herzog nun in einem eigenen Dokumentarfilm verarbeitet.
Beeindruckend offenbart die Collage aus filmischen Selbstinszenierungen Treadwells und nachträglichen Interviews Herzogs die naiv-drängende Selbststilisierung und den schleichenden Realitätsverlust einer Persönlichkeit. Treadwell wollte die Bären nicht nur schützen und filmen. Er wollte ein Teil von ihnen sein. Die amateurhafte Authentizität der Naturaufnahmen des „Grizzly Man“ erschafft ein intensives, unvergleichliches Filmerlebnis, welches auf faszinierende wie verstörende Weise dokumentiert ,wie Treadwell physisch und psychisch die überlebenswichtige Distanz zu seinen „Hauptdarstellern“ verliert.
Die Gestalten der „zivilisierten“ Außenwelt reagieren auf Herzogs Befragungen zum Treiben des Aussteigers zumeist mit Unverständnis oder Missgunst – vielleicht ist es aber auch Neid. Denn bei den Bären – auch das macht der 100 Minuten lange Film spürbar – fand Timothy Treadwell den Sinn seines Lebens, etwas, was man in der Menschenwelt, aus der er floh, immer seltener zu finden glaubt.   

Geschrieben von Johannes Kühl

Seemann, mach die Leinen los!

„Ich wollte unbedingt ans Meer.“ Diese Aussage stammt zumeist von Erstsemestlern, die sich Greifswald zum Studieren ausgesucht haben. An den Strand gehen, die Füße ausstrecken und romantische Lieder pfeifen macht bestimmt Spaß. Aber wird das nicht irgendwann langweilig?

Ist es nicht interessanter, den Bodden auf eigene Faust zu erkunden? Das dachte sich auch Peggy, die vor zwei Jahren im Sommer einen Segelkurs des Hochschulsports besuchte. Zu Beginn musste sich die  Medizinstudentin rechtzeitig anmelden, denn jedes Jahr sind die 80 freien Plätze blitzschnell ausgebucht. Wer hier zu spät kommt, kann sich im Winter immer noch für einen Theorieseminar einschreiben. Mit Vorkenntnissen im Hinterkopf fällt das Segeln nämlich umso leichter. „Die kleinen Boote waren am Anfang ganz schön kippelig. Als wir uns aber daran gewöhnt hatten, machte es riesigen Spaß“, beschreibt sie ihre Erfahrung. Einmal wöchentlich kam Peggy zum Uni-Bootshaus in Eldena, um sich Knoten, Manöver und das Steuern beibringen zulassen. Am Ende machte sie den Segelschein. „Die richtigen Erfahrung auf dem Wasser sammelte ich aber erst später“, erzählt sie, die nun aktives Mitglied des Akademischen Segelvereins (ASV) zu Greifswald ist. Hier stehen den Studenten drei vereinseigene Schiffe und zwei kleinere Segeljollen zur Verfügung. Neben kurzen Fahrten auf den Bodden, Wochenendtrips und längeren Reisen, nehmen die drei Crews auch regelmäßig an Regatten teil. Und sie kommen nicht selten mit guten Platzierungen in den Greifswalder Hafen zurück. Im Winter müssen dann die Schiffe wieder fit gemacht werden. Damit den Seglern im Uni-Bootshaus am Yachtweg 2 in den kalten Monaten nicht langweilig wird, organisieren sie Fußball- und Volleyballturniere, halten Vorträge und richten Partys aus. Um über das Geschehen auf dem Laufenden zu bleiben, treffen sie sich jeden Mittwochabend im Café Ravic.
Wer allerdings als erfahrener Regattasegler nach Greifswald kommt, kann sich auch der Jugendabteilung anschließen. Hier wird unter leistungssportlichen Bedingungen in den internationalen Bootsklassen Laser und Europe trainiert. Bei einigen sind diese beiden Segeljollen jedoch als Nussschalen verschrien. Sie wollen lieber den ganzen Ostseeraum befahren und kennen lernen. Da bietet sich der 36 Meter lange Zweimaster „Lovis“ an. „Vor sieben Jahren haben wir das Schiff zusammen restauriert und eine Projektgruppe ins Leben gerufen“, erzählt Anke von der Crew. Seitdem organisiert das 15-köpfige Team Touren für Schulklassen und Gruppen vom Freiwilligen Ökologischen Jahr. Auch das Historische Institut will dieses Jahr wieder eine Exkursion auf dem über 100 Jahre alten Oldtimer durchführen: „Studenten und Privatleute können gerne an unseren Törns teilnehmen.“ Einfach nur auf dem Boot rumhängen ist hier aber nicht angesagt. Das Team von der „Lovis“ möchte seinen Mitseglern auch Wissen über Ökologie, Biologie und Nautik mit auf den Weg geben. Das gemeinsame Themenprogramm für die Reise wird mit der Gruppe, die an Bord kommt, individuell abgestimmt. So kann der Ritt über die Ostsee zu einem bleibenden Erlebnis werden. „Auf dem Boot ist man aufeinander angewiesen und bewegt sich auf engem Raum. Da entstehen oft auch intensive Freundschaften“, erklärt Anke, die sich auch freut, wenn erfahrene Segler zum Organisationsteam dazu stoßen und die Projektarbeit bereichern. Und auch Peggy macht aus ihren positiven Erlebnissen keinen Hehl: „Segeln ist für mich eine willkommene  Abwechslung. Ich lerne schnell Leute kennen und bewege mich an der frischen Luft. Das ist doch prima.“

Geschrieben von Christian Gehrke

DVD: Ego-Trip in Heels

Neil Jordans „Breakfast on Pluto“

„Kitten“ Braden sucht ihre Mama. Doch weiß man während der rund zwei Stunden währenden Suche nie so wirklich, ob man der Mutter wirklich wünschen soll, von dieser schrillen Gestalt, die eigentlich Patrick Braden heißt, gefunden zu werden.

Berufs-Ire Neil Jordan setzt seine ohnehin konfliktgebeutelte Heimat der siebziger Jahre einem schwer erträglichen, weil hochgradig narzisstischen Transvestiten – beeindruckend androgyn verkörpert von Cillian Murphy – aus.
Der gutbürgerlichen Beengung seiner Pflegefamilie in der irischen Provinz entfleucht, schlittert Kitten auf ihrer/seiner daraufhin dramaturgisch-logisch folgenden Odyssee über die britischen Inseln von einem Skurrilitätenkabinett zum nächsten: Er wird der Tournee-Groupie des Frontmanns einer irischen Countryband, Assistentin eines abgehalfterten Magiers und arbeitet im Bärchenkostüm. Nachdem er zwischendurch immer mal wieder fast ermordet wird, landet Kitten schließlich im Folterkeller von Scotland Yard, wo man ihn für eine IRA-Killer-Transe hält.
Bei all dem misslingt Jordans Versuch, das groteske Märchen mit der rauhen Wirklichkeit irischer Zeitgeschichte zu verbinden. Immer wieder werden Elemente und historische Ereignisse aus dem Nordirlandkonflikt in die wirre Handlung eingeflochten, aber mit einer Hauptfigur, deren so ziemlich einziges Interesse der eigenen sexuellen und genetischen Identität gilt, versperrt sich auch dem Zuschauer die Sicht auf eine Welt jenseits der Neurosen eines Transvestiten. Dabei stürzt sich Kitten zudem in ein derart überweibisches Frausein, welches so klassische, ja sogar reaktionäre und chauvinistische Rollenbilder bedient, dass man schlicht nur noch von ihm genervt ist.

Geschrieben von Johannes Kühl