„Ich wollte unbedingt ans Meer.“ Diese Aussage stammt zumeist von Erstsemestlern, die sich Greifswald zum Studieren ausgesucht haben. An den Strand gehen, die Füße ausstrecken und romantische Lieder pfeifen macht bestimmt Spaß. Aber wird das nicht irgendwann langweilig?

Ist es nicht interessanter, den Bodden auf eigene Faust zu erkunden? Das dachte sich auch Peggy, die vor zwei Jahren im Sommer einen Segelkurs des Hochschulsports besuchte. Zu Beginn musste sich die  Medizinstudentin rechtzeitig anmelden, denn jedes Jahr sind die 80 freien Plätze blitzschnell ausgebucht. Wer hier zu spät kommt, kann sich im Winter immer noch für einen Theorieseminar einschreiben. Mit Vorkenntnissen im Hinterkopf fällt das Segeln nämlich umso leichter. „Die kleinen Boote waren am Anfang ganz schön kippelig. Als wir uns aber daran gewöhnt hatten, machte es riesigen Spaß“, beschreibt sie ihre Erfahrung. Einmal wöchentlich kam Peggy zum Uni-Bootshaus in Eldena, um sich Knoten, Manöver und das Steuern beibringen zulassen. Am Ende machte sie den Segelschein. „Die richtigen Erfahrung auf dem Wasser sammelte ich aber erst später“, erzählt sie, die nun aktives Mitglied des Akademischen Segelvereins (ASV) zu Greifswald ist. Hier stehen den Studenten drei vereinseigene Schiffe und zwei kleinere Segeljollen zur Verfügung. Neben kurzen Fahrten auf den Bodden, Wochenendtrips und längeren Reisen, nehmen die drei Crews auch regelmäßig an Regatten teil. Und sie kommen nicht selten mit guten Platzierungen in den Greifswalder Hafen zurück. Im Winter müssen dann die Schiffe wieder fit gemacht werden. Damit den Seglern im Uni-Bootshaus am Yachtweg 2 in den kalten Monaten nicht langweilig wird, organisieren sie Fußball- und Volleyballturniere, halten Vorträge und richten Partys aus. Um über das Geschehen auf dem Laufenden zu bleiben, treffen sie sich jeden Mittwochabend im Café Ravic.
Wer allerdings als erfahrener Regattasegler nach Greifswald kommt, kann sich auch der Jugendabteilung anschließen. Hier wird unter leistungssportlichen Bedingungen in den internationalen Bootsklassen Laser und Europe trainiert. Bei einigen sind diese beiden Segeljollen jedoch als Nussschalen verschrien. Sie wollen lieber den ganzen Ostseeraum befahren und kennen lernen. Da bietet sich der 36 Meter lange Zweimaster „Lovis“ an. „Vor sieben Jahren haben wir das Schiff zusammen restauriert und eine Projektgruppe ins Leben gerufen“, erzählt Anke von der Crew. Seitdem organisiert das 15-köpfige Team Touren für Schulklassen und Gruppen vom Freiwilligen Ökologischen Jahr. Auch das Historische Institut will dieses Jahr wieder eine Exkursion auf dem über 100 Jahre alten Oldtimer durchführen: „Studenten und Privatleute können gerne an unseren Törns teilnehmen.“ Einfach nur auf dem Boot rumhängen ist hier aber nicht angesagt. Das Team von der „Lovis“ möchte seinen Mitseglern auch Wissen über Ökologie, Biologie und Nautik mit auf den Weg geben. Das gemeinsame Themenprogramm für die Reise wird mit der Gruppe, die an Bord kommt, individuell abgestimmt. So kann der Ritt über die Ostsee zu einem bleibenden Erlebnis werden. „Auf dem Boot ist man aufeinander angewiesen und bewegt sich auf engem Raum. Da entstehen oft auch intensive Freundschaften“, erklärt Anke, die sich auch freut, wenn erfahrene Segler zum Organisationsteam dazu stoßen und die Projektarbeit bereichern. Und auch Peggy macht aus ihren positiven Erlebnissen keinen Hehl: „Segeln ist für mich eine willkommene  Abwechslung. Ich lerne schnell Leute kennen und bewege mich an der frischen Luft. Das ist doch prima.“

Geschrieben von Christian Gehrke