Neil Jordans „Breakfast on Pluto“

„Kitten“ Braden sucht ihre Mama. Doch weiß man während der rund zwei Stunden währenden Suche nie so wirklich, ob man der Mutter wirklich wünschen soll, von dieser schrillen Gestalt, die eigentlich Patrick Braden heißt, gefunden zu werden.

Berufs-Ire Neil Jordan setzt seine ohnehin konfliktgebeutelte Heimat der siebziger Jahre einem schwer erträglichen, weil hochgradig narzisstischen Transvestiten – beeindruckend androgyn verkörpert von Cillian Murphy – aus.
Der gutbürgerlichen Beengung seiner Pflegefamilie in der irischen Provinz entfleucht, schlittert Kitten auf ihrer/seiner daraufhin dramaturgisch-logisch folgenden Odyssee über die britischen Inseln von einem Skurrilitätenkabinett zum nächsten: Er wird der Tournee-Groupie des Frontmanns einer irischen Countryband, Assistentin eines abgehalfterten Magiers und arbeitet im Bärchenkostüm. Nachdem er zwischendurch immer mal wieder fast ermordet wird, landet Kitten schließlich im Folterkeller von Scotland Yard, wo man ihn für eine IRA-Killer-Transe hält.
Bei all dem misslingt Jordans Versuch, das groteske Märchen mit der rauhen Wirklichkeit irischer Zeitgeschichte zu verbinden. Immer wieder werden Elemente und historische Ereignisse aus dem Nordirlandkonflikt in die wirre Handlung eingeflochten, aber mit einer Hauptfigur, deren so ziemlich einziges Interesse der eigenen sexuellen und genetischen Identität gilt, versperrt sich auch dem Zuschauer die Sicht auf eine Welt jenseits der Neurosen eines Transvestiten. Dabei stürzt sich Kitten zudem in ein derart überweibisches Frausein, welches so klassische, ja sogar reaktionäre und chauvinistische Rollenbilder bedient, dass man schlicht nur noch von ihm genervt ist.

Geschrieben von Johannes Kühl