Totgesagte leben länger: AK Bildungsstreik will weiter machen

In den vergangenen Wochen schien sich aufgrund der Inaktivität des Aktionskreises Bildungsstreik eine offizielle Auflösung der Gruppe anzudeuten. Doch nun kommt es anders.

Nachdem das Rektorat dem Arbeitskreis mitteilte, dass er die Räume in der Slawistik zukünftig nicht mehr nutzen könne, suchten einige Mitglieder das Gespräch mit Dr. Peter Rief, dem 2. stellvertretenden Kanzler der Universität. Er war nach der Audimaxbesetzung im vergangenen Jahr der Unterzeichner des Raumnutzungsvertrages zwischen der Universität und dem AK Bildungsstreik. Damals wurde vereinbart, dass die Bildungsstreikaktivisten die Räume in der Slawistik bis zum November dieses Jahres nutzen können.

Diesen Freitag zieht der AK Bildungsstreik aus dem Anbau in der Slawistik aus.

Das Treffen zwischen dem Arbeitskreis und Rief fand am vergangenen Mittwoch um 13:30 Uhr im Anbau der Slawistik statt. Zu diesem Zeitpunkt dachte bereits niemand mehr an eine offizielle Auflösung. Die Mitglieder des Arbeitskreises wollen sich weiterhin in Sachen Bildungspolitik engagieren, erklärte man dem webMoritz gegenüber. Für die Vorbereitung und Durchführung entsprechender Aktionen würden auch in Zukunft Arbeits- und Lagerräume benötigt.

Arbeitskreis soll in neue Räume in der Soldtmannstraße

Dr. Rief erklärte, dass sein eigenes Büro in einen der beiden Räume einziehen müsse. Grund hierfür sei, dass er die bisherigen Räumlichkeiten im Universitätshauptgebäude aufgrund von Schadstoffbelastungen in den Dielen des Fußbodens nicht mehr nutzen könne. Des weiteren solle in einem der Räume ein sogenannter “Stab für außergewöhnliche Ereignisse” eingerichtet werden. Dies sei eine Konsequenz aus den Problemen, die aus dem letzten schneereichen Winter resultierten.

Der zweite Raum, in dem der Arbeitskreis in der Vergangenheit ihre Sitzungen abhielt, könne auch weiterhin per Voranmeldung durch den AK Bildungsstreik genutzt werden.

Zur ständigen Nutzung bot Rief den Teilnehmenden der Sitzung Räume in der Soldtmannstraße an. Diese befinden sich im sogenannten “Kinderpavillon” der ehemaligen Kinderklinik. Dem Studententheater “Stuthe” wurden ebenfalls in diesem Gebäude Räume angeboten. Der stellvertretende Kanzler betonte jedoch, dass es sich hierbei nicht um die selben Räume handele.

Da das Gebäude in der Soldtmannstraße jedoch sanierungsbedürftig sei, könne der Arbeitskreis diese frühestens ab August diesen Jahres beziehen. Die Mitglieder des Arbeitskreises zeigten sich jedoch mit dem Vorschlag einverstanden. Schriftlich wurde nach jetzigem Kenntnisstand bislang noch nichts festgehalten.

AK-Mitglied Diana Treiber hob auf Nachfrage seitens des webMoritz hervor, dass der AK Bildungsstreik sich in Zukunft definitiv nicht auflösen werde. Man habe vor, sich im kommenden Semester wieder mit diversen Aktionen am Bildungsstreik zu beteiligen.

Foto: Marco Wagner

Internationale Forscher in Greifswald stellen sich vor

Motiv vom Flyer zur Veranstaltung.

Unter dem Motto “Toleranz, Offenheit und Innovation – Internationale Spitzenforschung in Greifswald stellt sich vor” geben Wissenschaftler aus dem Ausland am Samstag, dem 12. Juni, Einblicke in ihre Arbeit in Greifswald. Die Veranstaltung wird organisiert vom “Welcome Centre” in Greifswald, das ausländische Forscher unterstützt. Wie die Veranstalter mitteilen, werden sich die fünf aus dem Ausland stammenden Forscher und Forscherinnen, die an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wirken, in kurzen, allgemeinverständlichen Vorträgen vorstellen und ihre Forschungsprojekte präsentieren.

Diese vier Forscher sind mit von der Partie:

  • Dr. Mark Thompson, Institut für Biochemie
  • Giang-Son Nguyen, Institut für Biochemie
  • Kati Kuitto, Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
  • Dr. Maciej Krychowiak, Max-Planck-Institut für Plasmaphysik

Für die Vorstellungen der vier Wissenschaftler sind jeweils etwa 45 Minuten vorgesehen. Dabei werden sie zunächst in oben genannter Reihenfolge sich selbst und ihre Forschungsthemen präsentieren, anschließend ist Raum für Nachfragen. Nach den ersten beiden Blöcken ist gegen 16 Uhr ein Kaffetrinken mit Kuchenbuffet geplant.

Anschließend (ab etwa 16:30 Uhr) folgen die beiden weiteren Wissenschaftler, zum Abschluss erläutert Imme Burkart-Jürgens vom “Welcome-Centre Greifswald” das geplante Patenschaftsprogramm für Gastwissenschaftler an der Universität Greifswald. Zum Abschluss ist gegen 18:30 ein “Empfang mit Häppchen” vorgesehen. Die Veranstalter betonen, dass alle Greifswalder Bürger und Bürgerinnen zu der Veranstaltung herzlich eingeladen sind. Sie schreiben:

“Das Publikum erwartet spannende Vorträge, deren Themenspektrum sich vom Fachbereich der Biochemie bis zum Fachbereich der Politikwissenschaft erstreckt. Am Ende der Veranstaltung gibt es einen kleinen Empfang. Die Veranstaltung wird von Sebastian Schäffer (Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaften) moderiert.”

Die Informationsveranstaltung findet von 14 Uhr bis 19:30 Uhr im Bürgerschaftssaal des Rathauses statt.

Weitere Infos: Veranstaltungskalender der Universität

Foto: Veranstalter

Nachgeforscht: Ursachen für Alzheimer

Uns Studenten interessiert an der Universität in erster Linie meist die Lehre, doch natürlich wird hier in Greifswald auch geforscht. In der Serie “Nachgeforscht” stellen wir einzelne Projekte vor.

Greifswalder Forschern der Arbeitsgruppe Neuropathologie ist der Nachweis gelungen, dass Transportproteine im Gehirn sogenannte senile Plaques beeinflussen könnten. Das sind Ablagerungen im Gehirn, die als eine Ursache der Alzheimer-Erkrankung angesehen werden.

Dr. Silke Vogelgesang, Leiterin der Arbeitsgruppe, unterhielt sich mit dem webMoritz über ihre Forschungen und deren Ergebnisse.

webMoritz: Frau Dr. Vogelgesang, könnten Sie die Grundlagen Ihrer Forschung einmal umreißen?

Dr. Vogelgesang: Wir haben uns mit den der sporadischen Alzheimer-Krankheit zugrundeliegenden Vorgängen beschäftigt. Der sogenannte sporadische Morbus [Fachbegriff für Krankheit, Anm. d. Red.] Alzheimer ist die häufigere Form dieser Krankheit. Er tritt vorwiegend bei älteren Menschen auf und wird nicht durch bestimmte Genmutationen hervorgerufen. Bei der Alzheimer-Krankheit kommt es zu Ablagerungen des Proteins beta-Amyloid im Gehirn. Dieses bewirkt dann die Vorgänge, die die Nervenzellen absterben lassen.

Feingeweblicher Schnitt mit Alzheimer-Plaques

Das beta-Amyloid entsteht aus dem Amyloid-Precurser-Protein, einem durch die Zellmembranen hindurchreichenden Protein im Gehirn. Aus diesem Vorläuferprotein werden durch zwei Enzyme bestimmte Areale herausgetrennt. Das entstehende Bruchstück ist das beta-Amyloid. Zunächst  liegt es frei vor, bildet dann aber Aggreagte und ist somit auch nicht mehr löslich.

Als gefährlich angesehen wird das beta-Amyloid in seiner nichtaggregierten Form. Nach der sogenannten Amyloid-Kaskaden-Hypothese geht man davon aus, dass  zuviel vom  beta-Amyloid gebildet und nicht genügend abgebaut wird.  Dies liegt der sporadischen Alzheimer-Krankheit zugrunde.

Die Ablagerungen beginnen vor allem im Temporallappen und im Hippocampus. Da diese Bereiche auch für Gedächtnisleistungen verantwortlich sind, leidet das Erinnerungsvermögen bei Alzheimer-Patienten. Der Abtransport des Amyloids wird normalerweise über Transportproteine bewerkstelligt, die sich in der Blut-Hirn-Schranke befinden. (mehr …)

Mittwoch: Erste Sitzung des neuen StuPa

Am Mittwoch, dem 21. April, tagt das Studierendenparlament der Uni Greifswald (StuPa) zum ersten Mal in der neuen Zusammensetzung nach der Wahl im Januar. Die Konstituierung erfolgt erst so spät, weil man vorher keinen geeigneten Raum an der Universität bekommen konnte. Die Sitzung beginnt wie üblich um 20 Uhr im Konferenzsaal im Erdgeschoss des Hauptgebäudes.

Die Tagesordnung enthält die normalen Punkte, so müssen das Präsidium, der Haushaltsausschuss, die Vertreter für die Landeskonferenz der Studierendenschaften und der die Rechnungsprüfer gewählt werden. Der größte Streitpunkt könnte allerdings die alljährliche Debatte zur AStA-Struktur, welche in jeder Legislatur neu beschlossen werden muss, werden. So forderte beispielsweise die Mehrheit der AStA-Referenten in ihrer Eigenevaluation eine Abschaffung des Referates „Ökologie und Nachhaltigkeit“ und Eingliederung des Arbeitsbereiches in das Referat „Buchung und Beschaffung“. Außerdem müssen noch drei Beschlüsse, welche der AStA in der vorlesungsfreien Zeit in Vertretung des StuPas gefasst hat, bestätigt werden.

Die derzeitige Tagesordnung sieht wie folgt aus:

TOP 1  Eröffnung und Begrüßung durch den Sitzungsleiter gem. § 12 Abs. 1 S. 2 (Da es sich um die konstituierende Sitzung handelt, gibt es noch kein Präsidium. Nach einer Satzungsänderung in der vergangenen Legislatur leitet nun aber nicht mehr der Wahlleiter, sondern das Mitglied mit der längsten StuPa-Erfahrung die Sitzung und leitet sie, bis ein Präsidium gewählt ist. Das wird Thomas Schattschneider sein.)

TOP 2  Berichte (Alle AStA-Referenten und die Moritz Medien müssen ihre Tätigkeitsbericht für die gesamte vorlesungsfreie Zeit abgeben. Das wird schätzungsweise mindestens 90 Minuten dauern.)

TOP 3  Formalia (Hier wird die Beschlussfähigkeit festgestellt und die Tagesordnung beraten und verabschiedet. Die Länge dieses Punktes lässt sich nur schwer vorhersagen.)

TOP 4  Beschluss der Geschäftsordnung des Studierendenparlaments (Als Vorlage dient die Geschäftsordnung der vergangenen Legislatur, nur in der ersten Sitzung können Änderungen jedoch mit einfacher, anstatt wie sonst üblich mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden. Die Jusos wollen mit einem Antrag dafür sorgen, dass künftig Abstimmungen nur noch geheim stattfinden, wenn mindestens 25 Prozent der Parlamentarier das fordern. Bisher war nur eine Stimme notwendig.)

TOP 5  Wahl des Präsidiums des Studierendenparlaments

TOP 5.1 Beschluss über die Aufwandsentschädigung des Präsidiums (Drs. 20/01) (Der Antrag von Wahlleiter Michael Seifert sieht vor, dass das Präsidium 100 Euro im Monat und nochmal 100 Euro pro Sitzung erhält.Wie das dreiköpfige Präsidium diese Summe aufteilt, bleibt ihnen überlassen.)

TOP 5.2 Wahl der Präsidentin des Studierendenparlaments (Bisher sind uns keine Kandidaten für das Präsidium bekannt, es gibt aber Anzeichen, dass Korbinian Geiger (RCDS) sich noch einmal zur Verfügung stellt. Im letzten Jahr hatte sich in der konstituierenden Sitzung kein Kandidat gefunden.)

TOP 5.3 Wahl einer Stellvertreterin des Studierendenparlaments (Auch hier sind bisher keine Kandidaturen bekannt. Für die Bewerbungen und auch die Wahlen selber wird wohl eine Rolle spielen, wer StuPa-Präsident wird.)

TOP 5.4 Wahl einer Stellvertreterin des Studierendenparlaments

TOP 6  Aufwandsentschädigung der StuPa-Wahlleitung (Drs. 20/02) (Voraussichtlich eine Formalie, Beanstandungen bei der Wahl gab es nur wenige. Der Antrag sieht eine Netschädigung von insgesamt 200 Euro für den Wahlleiter und seinen Stellvertreter vor.)

TOP 7  Finanzanträge

TOP 7.1 Finanzantrag „Futsal“ (Drs. 20/03) (Insgesamt 16 Kommilitonen möchten zum alljährliche internationale Futsalturnier (=Hallenfußballturnier) IUTT in Eindhoven (Niederlande) fahren. Sie beantragen eine Kostenbeteiligung in Höhe der Hälfte der Startkosten (30€/Person).)

TOP 7.2 Finanzantrag Konzert (Drs. 20/04) (Am 23.04.2010 möchte der Geographenkeller in Kooperation mit dem Geologenkeller die Studententage, die jedes Jahr von den Greifswalder Studentenclubs organisiert werden, mit einem  kleinen Konzert eröffnen. Dafür wird eine Unterstützung bis zu 1.300€ beantragt.)

TOP 8  Beschluss der AStA-Struktur (Im Moment kreist im StuPa der ehrgeizige Plan, auch diese Thema gleich in der ersten Sitzung abzuhandeln. Generell scheinen die meisten StuPisten mit der aktuellen Struktur zufrieden. Bekannt ist derzeit ein Antrag der Jusos, die das Doppelreferat Fachschaften und Gremien wieder auf ein Referat kürzen wollen. Neu hinzu kommt dafür ein zweites Referat für Kultur, Sport und Erstsemester sowie ein Referat für Öffentlichkeitsarbeit.)

TOP 9  Aufwandsentschädigungen AStA (Diese muss ebenfalls jedes Jahr neu bestimmt werden. Zurzeit bekommt ein AStA-Referent für 15 Stunden pr Woche 190 Euro (Vorsitz und Finanzen bei 20 Stunden 260 Euro). Es gibt allerdings noch einen Prüfauftrag aus der vergangenen Legislatur für das Präsidium die Möglichkeit einer Anstellung der AStA-Referenten auf geringfügiger Basis zu prüfen.)

TOP 10  Wahl des Haushaltsausschusses (Hier werden insgesamt sieben StuPa-Mitglieder benötigt. Der Haushaltsauschuss hat dem StuPa gegenüber eine beratende Funktion.)

TOP 11  Wahl der Prüferinnen für sachliche und rechnerische Richtigkeit

TOP 11.1 Wahl der Prüferin für sachliche und rechnerische Richtigkeit (Die Prüferin kontrolliert die Auszahlungsanweisungen der Finanzreferentin.)

TOP 11.2 Wahl einer stellvertretenden Prüferin für sachliche und rechnerische Richtigkeit

TOP 11.3 Wahl einer stellvertretenden Prüferin für sachliche und rechnerische Richtigkeit

TOP 12  Wahl von zwei Vertreterinnen in die Landeskonferenz der Studierendenschaften (LKS) (In der vergangenen Legislatur haben Thomas Schattschneider, welcher ebenfalls einer von zwei Sprechern der Landeskonferenz der Studierendenschaften ist, und Korbinian Geiger die Greifswalder Studierendenschaft vertreten. Zumindest eine erneute Kandidatur Schattschneiders gilt als wahrscheinlich.)

TOP 13  Einrichtung von Arbeitsgruppen des Studierendenparlaments (In der vergangenen Legislatur gab es folgende AGs des StuPas: Campus Europae, Gender Trouble, Satzung, Ersti-AG, AG Wahlen, Namensgebung der Universität (wird nach der Senatsentscheidung wohl nicht noch einmal eingesetzt werden), Uni-Solar (strebt die Umwandlung in einen e.V. an), Wohnen.)

TOP 14  Festlegung der Sitzungstermine (In den letzten Jahren waren die Sitzungstermine immer dienstags, allerdings ist die Konstituierung auf einem Mittwoch.)

TOP 15  Genehmigung von AStA-Beschlüssen (Drs. 20/05) (Der AStA hat in Vertretung des StuPa in der Vorlesungsfreien Zeit drei Projekte mit einem Finanzvolumen von 1.700€ gefördert. Diese Beschlüsse müssen vom StuPa bestätigt werden.)

TOP 16  Sonstiges

Grafik: Jakob Pallus

Interview: Fazit der AStA-Legislatur

In zehn Tagen konstituiert sich das neue Studierendenparlament, dessen womöglich wichtigste Aufgabe es ist, einen neuen AStA zu wählen. Die vergangenen Legislatur bietet Gelegenheit für einen Rückblick auf die Arbeit des Allgemeinen Studierendenausschusses, den der stellvertretende Vorsitzende Pedro Sithoe im Interview mit dem webMoritz vollzieht.

webMoritz: Rückblickend auf die Legislatur: Wie sieht dein Fazit aus?

Pedro Sithoe: Ich denke, wir haben gerade nach der Rücktrittswelle im Sommer vieles überstanden. Damals war nicht klar, wie und ob es überhaupt weitergeht. Wir haben uns dann aber zusammengerauft und die einzelnen Referenten und das Team insgesamt haben sich gut entwickelt. Zum Schluss haben sich die Referenten auch mehr für die anderen Bereiche interessiert. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Pedro Sithoe wurde im Mai 2009 als Referent für Wohnangelegenheit gewählt.

Das größte Problem, mit dem wir zu kämpfen hatten, war die geringe Unterstützung von Außerhalb. Es geht hier ja nicht nur um den AStA, sondern wir setzen uns für die gesamte Studierendenschaft ein und das können 20 Referenten allein nicht leisten. Auch aus dem Parlament kommt da immer nur die gleiche Handvoll Leute und erkundigt sich mal, wie es hier aussieht. Nach dem großen Krach zwischen AStA und StuPa im Sommer war das ein bisschen mehr, aber nach und nach ist es dann wieder abgeflacht.

webMoritz: Es wurde ja aber auch immer wieder kritisiert, dass das Parlament den AStA zu stark kontrolliert…

Pedro Sithoe: Es geht ja nicht um Kontrolle, ein bisschen mehr Interesse an der Arbeit und eine positive Haltung, mal dankbar zu sein, dass sich jemand engagiert und es nicht als selbstverständlich hinnimmt.

webMoritz: Früher hat der AStA mit deutlich weniger Referenten gearbeitet. Seit Kurzem sind es nun doppelt so viele. Ist es sinnvoll, mit einem so großen Team zu arbeiten?

Pedro Sithoe: Auf jeden Fall. Die Zeiten haben sich geändert. Was Einzelne früher noch schultern konnten, geht mit dem Bachelor einfach nicht mehr. Die Leute haben auch gar nicht die Zeit, die Erfahrungen aufzubauen, weil nur wenige es sich leisten, mehr als ein oder zwei Legislaturen in der Selbstverwaltung mitzuwirken.

Früher war es ja nichts Ungewöhnliches, zwölf oder dreizehn Semester zu studieren. Das ist heute verpönt. Allerdings stößt es mir schon sauer auf, wenn die Leute, die sich früher auch Zeit gelassen haben, heute in entscheidenden Positionen sitzen und fordern, dass die Leute in sechs Semestern fertig sind.

webMoritz: Wenn wir beim Rückblick sind, was sind denn die großen Erfolge der vergangenen Legislatur?

Pedro Sithoe: Ich denke, vor allem in der Wohnraumfrage haben wir uns sehr engagiert. Dass die WVG den zusätzlichen Block hat stehen lassen und da zusätzliche Wohnungen entstanden sind. Ein anderer Riesenerfolg war die Rechtsberatung, die von unseren Vorgängern vorbereitet wurde. Aufgrund von Problemen, die nicht bei uns lagen, mussten wir das Projekt leider einstellen, aber wir setzen uns dafür ein, dass das Studentenwerk das Angebot weiterführt.

Ich denke wir haben auch nach Außen an Profil gewonnen, uns deutlicher gezeigt und viele Abläufe professionalisiert. Dadurch werden wir von Studenten, aber auch von anderen Stellen, mit denen wir zusammenarbeiten ernster genommen.

webMoritz: Ist die höhere Professionalisierung denn nur positiv zu sehen? Beispielsweise im Rahmen der Hörsaalbesetzung gab es ja auch viel Antipathie für eure eher zurückhaltende Unterstützung.

Pedro Sithoe: Wir sind eine Interessenvertretung für die gesamte Studierendenschaft und die ist ziemlich heterogen – mit jeglicher politischer Couleur. Wir sind eben kein dediziert linker AStA, wie in vielen anderen Städten. Wir sind die Mitte, nicht parteipolitisch, aber wir versuchen eben, alle mit ins Boot zu nehmen.

webMoritz: Das klingt, als seiet ihr der Mediator der Studierendenschaft.

Pedro Sithoe: Das ist ein netter Begriff, aber wir können natürlich als Allgemeine Vertretung niemanden ausschließen. Hier wird der AStA ja auch sehr unpolitisch besetzt.

Die zunächst distanzierte Haltung des AStA zu den Hörsaal-Besetzungen im November hatte für viel Kritik gesorgt.

webMoritz: Aber ist es nicht auch Aufgabe des AStA, Themen zu besetzen und mit einer klar formulierten Meinung in die Öffentlichkeit zu bringen.

Pedro Sithoe: Zum Beispiel bei der Lehrerbildung haben wir eine klare Meinung formuliert, da gibt es auch einen breiten Konsens über die politischen Gruppen hinweg. Wir organisieren da jetzt auch eine Demo.

webMoritz: Aber das Thema ist doch nichts Neues, nur, dass die Medien es derzeit noch mal aufgreifen. Wieso kommt das erst jetzt?

Pedro Sithoe: Ja, natürlich kennen wir das Thema und haben im September schon mit dem Bildungsministerium besprochen und festgestellt, dass die Standpunkte des Ministeriums und der Asten sehr unterschiedlich sind. Unsere Meinung haben wir dort auch formuliert, aber haben jetzt erstmal abgewartet und geguckt wie sich das entwickelt.

webMoritz: Habt ihr den Eindruck, dass man euch in Schwerin ernst nimmt?

Pedro Sithoe: Im Vergleich zu anderen Unis und Bundesländern auf jeden Fall. Wir haben regelmäßige Gespräche mit der Landesregierung. Unsere Position in MV ist schon recht gut und die müssen wir natürlich auch nutzen.

webMoritz: Könnte dem AStA nicht ein Hauch mehr Politisierung gut tun, ein bisschen mehr Meinung?

Pedro Sithoe: Die Meinungen sind ja da, nur in bestimmten Bereichen haben wir noch zu viel Tagesgeschäft. Ob Bürozeiten, Kassenverwaltung, das klingt alles sehr banal, muss aber gemacht werden.

webMoritz: Das heißt, ein politischerer AStA ist nicht möglich?

Pedro Sithoe: Das geht theoretisch schon, aber es setzt voraus, das man ein Team hat, in dem alle gleich toll engagiert sind.

webMoritz: Auch beim Bildungsstreik in Greifswald hat der AStA keine führende Rolle gespielt. Will man das nicht oder lehnt ihr es ab, weil ihr in der Mitte steht?

AStA-Vorsitzende Solvejg Jenssen auf der Bildungsdemo im Dezember 2009

Pedro Sithoe: Nein, wir wollen das schon. Bei der großen Demo in Rostock hat auch unsere Vorsitzende gesprochen. Das war eine ganz besonders schwierige Geschichte. In der Sache waren wir uns ja alle einig, in der Art und Weise nicht. Ich halte das aber für ein schlechtes Beispiel.

webMoritz: Anderes Beispiel: Beim Thema Namenspatron habt ihr eine Positionierung ganz klar vermieden, obwohl es ein Thema war, das die ganze Uni beschäftigt hat.

Pedro Sithoe: Das stimmt zwar, aber gerade da meine ich, war es richtig, sich nicht zu positionieren. Die Debatte hat ganz klar gezeigt, dass es ein Für und Wider gibt.

webMoritz: Kann man denn sagen, dass der etwas romantische Gedanke des politisch-kämpferischen AStA in Greifswald nicht zutrifft?

Pedro Sithoe: Das Radikale fällt natürlich auf. Man darf aber nicht vergessen, was hinter den verschlossenen Türen ausgehandelt wird. Dort erreicht man meist mehr als wenn man sich mit einem Megaphon irgendwo hin stellt.

webMoritz: Das klingt nach „Politik der ruhigen Hand“…

Pedro Sithoe: Das ist es auch. Nicht unbedingt spannend, sehr anstrengend und zeitaufwendig und auch nicht nach Außen wirksam. Vielleicht müssen wir künftig mehr große Aktionen machen die Aufmerksamkeit bringen. Aber das will alles vernünftig vorbereitet sein. Das Thema Lehrerbildung bietet da ja jetzt eine Gelegenheit.

webMoritz: Gibt es schon ein Datum für die Demo und wo wird sie stattfinden?

Pedro Sithoe: Ein Datum gibt es nicht, aber die Demo wird wohl in Greifswald stattfinden. Nach Schwerin zu fahren bringt nichts, da kommen zu wenige Leute mit.

webMoritz: Gibt es Projekte, die der künftige AStA deiner Meinung nach angehen sollte?

Pedro Sithoe: Auf jeden Fall sollte eine Aktion zum Thema Wohnen kommen. Da darf man nicht nachgeben.

Eine andere Thematik, die man angehen müsste, ist das Verhältnis von Studenten zu den Bürgern. Die Arndt-Debatte hat gezeigt, dass viele Bürger es nicht gerne sehen, wenn sich Studenten einmischen. Vielleicht könnte die Studierendenschaft quasi Zertifikate für studentenfreundliche Läden ausgeben. Studenten testen dann die Geschäfte, ob die Verkäufer freundlich sind, gibt es vielleicht Rabatte für Studenten oder Ähnliches. Das könnte für beide Seiten eine gute Sache sein, weil es natürlich auch eine Werbung für die Läden ist.

Noch ein Thema ist der Regelabschluss. Im Moment arbeitet man politisch darauf hin, dass der Bachelor der normale Abschluss ist. Das halte ich für falsch. Eigentlich sollte jeder die Möglichkeit haben, einen Master zu machen. Nur wer das absolut nicht will, kann eben früher aufhören.

webMoritz: Zum Abschluss: Wie sieht es aus mit der neuen Legislatur: Wirst du dich wieder für ein Referat im AStA bewerben oder hörst du auf?

Pedro Sithoe: Mal sehen, das werde ich noch entscheiden.

Bilder:

Pedro Sithoe – AStA Greifswald

Gruppenbild Startseite – Korbinian Geiger via AStA Greifswald

Demo in Rostock – Luisa Wetzel

Hörsaalbesetzung – Gabriel Kords