Bürger- vs Qualitätsjournalismus – Podiumsdiskussion mit Sebastian Jabbusch am Dienstag

Bürger- vs Qualitätsjournalismus – Podiumsdiskussion mit Sebastian Jabbusch am Dienstag

Mit einer Diskussion zum Thema “Bürgerjournalismus contra Qualitätsjournalismus“ sollen Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Beteiligung von Bürgern im Internet und der gleichzeitigen Einsparung von Journalisten in den „klassischen“ Medien aufgezeigt werden. Die Podiumsdiskussion findet am Dienstag, 24. Mai ab 16 Uhr im Konferenzsaal des Uni-Hauptgebäudes (Domstraße 11) statt und wird vom Fachschaftsrat am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft organisiert.

(mehr …)

Mehrere Kandidaten für den AStA-Vorsitz

Mehrere Kandidaten für den AStA-Vorsitz

Ein investigatives Recherchestück von Gabriel Kords und Carsten Schönebeck

In diesen Tagen startet nicht nur das Sommersemester sondern auch eine neue Legislatur von Greifswalds beliebtester Soap. Das neue Studierendenparlament tritt am 12. April zusammen.

Der damalige StuPa-Präsident Korbinian Geiger bei der Wahl im Sommer 2010

Alt-StuPa-Präsident Korbinian Geiger bei der Wahl 2010

Die wohl vornehmste Aufgaben des Gremiums ist die Wahl der bzw. des AStA-Vorsitzenden. Das die derzeitige Amtsinhaberin Daniela Gleich nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung steht, gilt als offenes Geheimnis. Grund genug für den webMoritz, über die Neubesetzung dieses höchsten Amtes der Studierendenschaft zu spekulieren investigativ zu recherchieren.

Wahlberechtigt für die Wahl des AStA-Voristzes sind alle Mitglieder des Studierendenparlaments, die sich traditionsgemäß zu diesem Zweck unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Hauptgebäude der Universität, im Volksmund auch “Affenkäfig” genannt, versammeln. Das etwas angestaubte Ritual wird vom Vorsitzenden des Kollegiums, dem sogenannten „StuPa-Präsidenten“ geleitet. Wichtiger Bestandteil der Zusammenkunft ist das „inkompetente Durcheinandergerede“, das nach jahrhundertealtem Ritus abläuft. Nach erfolgreicher Wahl verbrennen die StuPisten die eigene Satzung und tanzen im Kreis um das Feuer. Der aufsteigende Rauch ist auch Zeichen für die auf dem Rubenowplatz versammelte Studierendenschaft, dass ein neuer Anführer gewählt wurde.

Heißer Kandidat: Sebastian Ratjen, hier beim Schmusen mit Ernst Moritz Arndt.

Ein “heißer” Kandidat für das begehrte Amt ist der Greifswalder FDP-Guru Sebastian Ratjen. Der Vollblut-Politiker wird bei den nächsten Wahlen im September aus dem Landtag ausscheiden, denn er versucht es gar nicht erst nochmal. Schon im Mai hatte er dem webMoritz im Interview verraten, ihm sei es im Landtag zu anstrengend. Anschließend wird man Ratjen erneut als Kommilitonen an der Greifswalder Universität begrüßen dürfen, weil seine Zahnmedizin-Zulassung inzwischen futsch ist: Er hat während seiner Zeit als Abgeordneter nicht oft genug praktiziert. Um seine Wahl zu sichern soll er bereits das gesamte StuPa mit Zahnbürsten bestochen haben. Dennoch gibt es Unmut bei den konservativen Abgeordneten: Nach wiederholten Spekulationen um Ratjens Unterhosen-Marke geht das Gerücht, er trage gar keine.

Eine der wenigen weiblichen Kandidatinnen, die nach webMoritz-Informationen in Frage kommt, ist die ehemalige EKD-Vorsitzende Margot Käßmann.  Käßmann wird zugetraut, frischen Wind in das Amt zu bringen, indem sie ein Ende mit der andauernden politischen Selbstüberschätzung macht. Stattdessen könnte es künftig wieder mehr AStA-Partys geben. Die Studentenclubs, die von der Wahl der volksnahen Theologin wohl am stärksten profitieren würden, versuchen derzeit, die Kandidatin mit einer clubübergreifenden Flatrate zu locken. Käßmann erklärte gegenüber dem webMoritz, dass die Fahrradstadt Greifswald durchaus einen Reiz für sie habe: „Da kann man nachts das Auto auch mal stehen lassen.“ Konkrete Pläne für die Hochschulpolitik äußerte sie nicht, bemerkte aber zum Status Quo: „Nichts ist gut in Greifswald.“

Ein stets genannter Name in allen Zusammenhängen Greifswalder Hochschulpolitik ist der von Sebastian Jabbusch. Gerüchten zufolge könnte der ehemalige Piratenkapitän von MV aus seinem Exil in Berlin zurückkehren, „wenn die Bedingungen stimmen.“ Erst kürzlich gab er in einem Interview mit dem Greifswalder Boten zu Protokoll, dass seine „politische Mission“ in Greifswald noch nicht erfüllt sei. Ob „Jabba“ jedoch noch genügend Rückhalt in seiner Anhängerschaft hat, seit er mit einem Pullover der Marke „Ernst Moritz Arndt“ gesichtet wurde, ist fraglich. Fundstücke aus dem Internet belegen jedoch erste Vorbereitungen auf eine umfassende Social-Media-Kampagne, die seine Kandidatur unterstützen soll.

Jabbusch (rechts im Bild) war zuletzt als Hutte auf Tatooine tätig. Im Exil hat er ein bisschen zugelegt.

CDU-Wonneproppen Stefan Mappus ist ein weiterer Kandidat, der für die Nachfolge im AStA in Frage kommt. Mappus macht im Gegensatz zu den meisten anderen keinen Hehl aus seinen Ambitionen. So liegt dem webMoritz seit Sonntagabend eine umfassende Bewerbung des gemütlichen Badeners vor. Unter dem Schlagwort „Greifswald 21“ will sich Mappus unter anderem für die umstrittene Diagonalquerung an der Europakreuzung einsetzen. Die Forderung nach Anschaffung von Schlagstöcken für AStA-Referenten sowie zweier Wasserwerfer lässt auf neue Konzepte schließen, um die Studenten zur Teilnahme an den Vollversammlungen zu motivieren.

Er kann’s nicht lassen: Auch Dauerstudent Thomas Schattschneider will noch einmal ran. Er bekleidete das Amt mehrfach, zuletzt vor einigen Jahren.  Dem Lateinstudenten im 1110. Semester werden exzellente Kontakte zu allen wichtigen Persönlichkeiten der Uni nachgesagt, außerdem gilt er als Intimus von Uni-Gründer Heinrich Rubenow. Um seine Kandidatur zu untermauern, hat der Polit-Profi mit einer Expertengruppe ein 200-seitiges “Positionspapier” erarbeitet, in dem allerdings auch nichts steht, was man nicht schon wüsste. Die Presse darf aber ohnehin noch nicht darüber berichten.

Schattschneider 1456 bei der Gründung der Universität, rechts im Bild Heinrich Rubenow

Schattschneider 1456 bei der Gründung der Universität, rechts im Bild Heinrich Rubenow

Für einen Neuanfang in der studentischen Selbstverwaltung steht Erika Steinbach. Die CDU-Politikerin sucht dringend nach einem neuen Betätigungsfeld und ist dem Hörensagen nach sehr interessiert daran, mit einem Arbeitsplatz in Mecklenburg-Pommern wieder tiefer nach Mitteldeutschland vorzudringen. Der blonden Furie werden große Sympathien für Ernst Moritz Arndt nachgesagt, dessen Vertreibung aus der Uni sie unbedingt verhindern will. Falls ihr das nicht gelingt will sie ein Zentrum für vertriebene Namenspatrone einrichten. Außerdem hat sie noch ein ganz persönliches Motiv: Sie will die Mobilmachung der polnischen Armee aus nächster Nähe betrachten können.

Immer für ein Späßchen zu haben: Den alten Arndt stürzt nichts vom Sockel.

Wie Steinbach aus eher konservativen Kreisen stammend, könnte auch das Pommersche Urgestein Ernst Moritz Arndt künftig die Geschicke des Allgemeinen Studierendenauschusses lenken. Arndt gilt als Identifikationsfigur zwischen der Stadt Greifswald und ihrer Universität und ihm wird enormer Einfluss in die Uni-Leitung nachgesagt. So ist kein Fall bekannt, in dem das Rektorat seinen politischen Thesen widersprochen hätte. Gegen eine Kandidatur des Rüganers spricht jedoch eine Abstimmung 2010, bei der er von der Mehheit der Studenten als Namenspatron wiedergewählt wurde. Eine Ämterdopplung käme wohl nur in Frage, wenn sich das StuPa auf eine Doppelspitze mit Arndts altem Freund Jabbusch (s.o.) einließe. Beide hatten in den letzten Jahren mit gemeinsamen Aktionen bundesweite Bekanntheit erreicht.

Brüderle bei seiner Wahl zur Weinkönigin 1943.

Nach neuen politischen Aufgaben sucht angeblich auch FDP-Opa Rainer Brüderle. Der Pfälzer machte zuletzt besonders durch seine klaren Ansagen rund um die hiesige Hochschulpolitik auf sich aufmerksam. Aus dem Protokoll eines vertraulichen Gesprächs mit webMoritz-Redakteuren geht hervor, dass Brüderle den Erhalt der Lehramtsausbildung in Greifswald für “völlig irrational” und “ein Wahlkampfmanöver” hält. Gegen Brüderles Kanddiatur spricht allerdings der mangelnde Weinbau in Vorpommern. Dass das StuPa trotzdem eine angemessene Versorgung im AStA-Büro sicherstellen kann, ist finanziell wie logistisch kaum vorstellbar.

Der Greifswalder FDP-Hochschulpolitiker Patrick Kaatz gilt zwar als völlig chancenlos, aber das hat ihn ja noch nie von irgendwas abgehalten. Kaatz brachte im Umfeld seiner Kandidatur zahlreiche alte neue Ideen ein. So will er unter anderem regelmäßig Dosenwerfen im AStA spielen. Gegen die allgemeine Trägheit des StuPa soll der Einsatz von Paintball-Waffen helfen. Problematisch ist allerdings, dass Kaatz eigentlich nach Höherem strebt. Wegen der aktuellen Führungskrise der FDP könnte ihm das gelingen: Es ist nicht auszuschließen, dass Kaatz auch ohne den mit dem AStA-Vorsitz verbundenen Karriereschub sofort in die FDP-Spitze aufrückt und Dr. Guido Westerwelle ablöst. Aber vielleicht will der dann ja nach Greifswald kommen.

Das Polit-Sternchen Joachim Gauck ist der Überraschungskandidat dieser Wahlen: Er wurde im letzten Moment und völlig überraschend von den Jusos und den Aktiven Humanisten ins Spiel gebracht. Der Ex-Bürgerrechtler will alle Akten der Uni neu sortieren, “auch die ganz geheimen.” Programmatisch schwurbelt er eigentlich nur ein paar absurde Theorien über mehr studentische Beteiligung zusammen, aber das macht nichts, weil ihm alle gern zuhören. Problematisch könnte allerdings sein, dass er dem Vernehmen nach darauf besteht, den AStA in “Gauck-Behörde” umzubenennen.

Bevor der StuPa-Präsident der wartenden Studierendenschaft die ersehnte Floskel “Habemus Astam” verkünden kann, kommt also eine schwere Wahl auf die Stupisten zu. Wie der Wahlkampf weitergeht und ob am Ende doch ein überraschender elfter Kandidat das Rennen macht, erfahrt ihr zeitnah auf dem Fleischervorstadtblog.

Bilder:

Kardinal Gavalin, Weinkönigin – wikimedia

Jabba the Hut – San Diego Shooter via flickr

Sebastian Ratjen – Gabriel Kords

Jahrhundertfest (Schattschneider) – privat (keine CC-Lizenz)

Arndt/Rubenow-Denkmal – Ulrich Kötter

Moritz 2.0: Über 4.000 Beiträge und kein Ende in Sicht

Ein wenig stolz sind wir ja schon. In der vergangenen Woche veröffentlichten wir auf dem webMoritz den 4.000 Beitrag. Ein Grund, einen kurzen Rückblick über unser Projekt zu geben.

Die Geschichte des webMoritz im Überblick.

Ende 2006 wurde Sebastian Jabbusch zum Chefredakteur vom moritz Web – so hieß damals das Projekt – gewählt und eine Weile lang passierte nicht viel. Ohne einen eigenen Computer und Platz in den Redaktionsräumen, ließ sich anfangs nicht viel gestalten. Dennoch nahm das  Onlineportal hier seinen Anfang. Nach Jabbusch folgte Uwe Roßner in der Chefredaktion. Regelmäßig veröffentlichte er Beiträge hauptsächlich aus dem kulturellen Bereich. Doch ästhetisch ansprechend war die Seite weniger und auch die Leser- und Mitarbeiterzahlen blieben überschaubar.

Aus moritz Web wird webMoritz

Parallel dazu gestaltete Jabbusch, der seine Amtszeit als Chefredakteur wegen eines Auslandsaufenthalts beenden musste, zunächst ab Januar 2008 den StuPa-Info-Blog, dann den uni-greifswald-blog, der nach Streitereien mit dem Rektorat in Ryck-Blick umgenannt wurde. Nach eigenen Angaben hatte der Ryck-Blick Blog bis zu 500 Leser täglich. Im Juni 2008 wurde Sebastian Jabbusch erneut als Chefredakteur des moritz Web gewählt. Er konnte das Studierendenparlament überzeugen, den Ryck- Blick aufzukaufen. Dieser fusionierte mit dem moritz Web und wurde zum webMoritz, wie die Leser ihn heute kennen. Viel Arbeit steckten auch die danach folgenden, mittlerweile ehemaligen Chefredakteure Carsten Schönebeck und Gabriel Kords in das Onlineportal. Schönebeck war übrigens der Autor des 4.000 Beitrags.

Heute ist der webMoritz einer der wichtigsten Informationsportale der Greifswalder Studierendenschaft. Wir informieren täglich neu über die Universität und Greifswald. Über Freud und Leid in der Hochschulpolitik, Kultur und alles, was uns bewegt. Durchschnittlich veröffentlichen wir drei Beiträge pro Tag seit Beginn des Wintersemesters 2010.

webMoritz, wie man ihn kennt. Und sogar kostenfrei.

Neben den 4.000 Beiträgen haben wir aber auch insgesamt über 7.100 Fotos, 100 Audiodateien und 215 Galerien veröffentlicht. Und was die Leserschaft vielleicht auch interessiert: Fast 28.500 Kommentare haben sich mittlerweile auf dem webMoritz gesammelt. Dazu sagte passend die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley im Interview mit dem webMoritz: “Durch das Internet kann man ja überall seinen Senf dazugeben.”

Für die kommende Zeit ist einiges geplant, was wir aber noch nicht verraten wollen. Nur so viel: Beim webMoritz kann jeder und jede mitmachen. Wir treffen uns jeden Montag in den Redaktionsräumen der Wollweberstraße 4 ab 20 Uhr und freuen uns über Leute, die schreiben, fotografieren oder zeichnen wollen. Auch für Kritik sind wir offen: Schreibt uns an web@moritz-medien.de. Wir bedanken uns darüber hinaus bei allen, mit denen wir zusammengearbeitet haben und hoffen auf weitere gute Kooperation.

Grafik: Sebastian Jabbusch, Foto: webMoritz-Archiv

“Immer mit dem Finger in die Wunde” – Sebastian Jabbusch verlässt Greifswald

Ein Porträt von Alexander Kendzia

Sebastian Jabbusch hat wie die Stadt Greifswald mit seiner Beteiligung an der Diskussion um den Namenspatron der Universität wie kaum ein anderer in Aufregung versetzt. Anecken macht ihm Spaß. Jetzt verlässt er Greifswald.

„Wenn die Pommern gewusst hätten, dass ich einer von ihnen bin, hätten sie mich bestimmt nicht so oft als Wessi beschimpft.“Ja, dass Sebastian Jabbusch in Stralsund geboren ist, das weiß nicht jeder. Ob diese Erkenntnis vielleicht auch etwas an der Arndt-Debatte geändert hätte, sei dahingestellt. Eins ist jedoch klar: Nur wenige Menschen polarisieren so stark wie er.

“Echter Einsatz” für den moritz

Jabbuschs erster Streich beim moritz

In den alten Bundesländern aufgewachsen machte Jabbusch schon früh Erfahrungen damit, wie es ist, Medien mitzugestalten. „Mit 14 habe ich meine erste Wandzeitung aufgehängt, mit 15 eine Schülerzeitung gegründet, mit 16 mein erstes Internetportal geführt, mit 17 bei der Lokalzeitung geschrieben, mit 18. Jahren war ich Chefredakteur eines bundesweiten Portals.“ Das Interesse an Medien war auch ein Punkt, der ihn dann nach Greifswald brachte. „Zum Einen wollte ich an der Küste studieren, zum Anderen hatte ich von Moritz-TV gehört. Das fand ich cool – da wollte ich mitmachen. Jedoch habe ich schnell gemerkt, wie schwer es ist, tiefergehende Geschichten mit bewegten Bildern zu erzählen. Ich bin dann zum Print-Moritz gewechselt.“

Gleich einer seiner ersten Artikel über das ehemalige Atomkraftwerk in Lubmin war eine Titelgeschichte, für die Jabbusch enorme Energie aufwendete. „Sebastian ist abends um 10 Uhr nach Lubmin geradelt, um an einer Gegensprechanlage ein Interview zu führen. Das war echter Einsatz“: erläutert Ulrich Kötter, selbst langjähriges Mitglied der moritz-Redaktion, der Jabbusch schon seit Langem kennt.

Hochschulpolitisch wollte sich Jabbusch eigentlich nicht beteiligen: „Ich hab mich dann aber Ende 2007 doch fürs Studierendenparlament aufgestellt. Ich wollte einfach live aus dem StuPa bloggen – damals wurde ich dafür belächelt.“ Deshalb trat er 2008 selbst als Kandidat auf und machte durch seine polarisierenden Wahlplakate auf sich aufmerksam.

Rechtsstreit mit der Uni (mehr …)