SOS, Elternbesuch! Oder: Gemeinsame Ostern in Greifswald

SOS, Elternbesuch! Oder: Gemeinsame Ostern in Greifswald

Ostern mit den Eltern in Greifswald- so gelingt's.

Es ist Ostern, die Sonne scheint vom Himmel und ihr habt keine Vorlesungen- die Welt könnte nicht schöner sein. Aber auf einmal klingelt das Handy: “Ja, Schatz, Mama hier. Du, Papa und ich wollen dich über Ostern in Greifswald besuchen, was hältst du davon?”

Und schon stehen Mami und Papi auf der Matte, drücken und knuddeln euch und wollen in Greifswald herumgeführt werden. Schön und gut, aber ob sie sich wirklich für eine Clubtour inklusive Absacker in der Kneipe interessieren, ist fraglich. Aber nicht verzagen, webMoritz fragen: Für alle, die von Greifswald nur die Studentenclubs von innen kennen, haben wir eine kleine Auswahl an elterngerechten Sehenswürdigkeiten in und um Greifswald zusammengestellt. (mehr …)

Nein Danke! – Mahnwachen auf dem Greifswalder Marktplatz

Nein Danke! – Mahnwachen auf dem Greifswalder Marktplatz

In den vergangenen sechs Wochen verliehen die Greifswalder Bürger jeden Montag Abend ihrem Protest gegenüber Atomkraft Ausdruck und gedachten gleichzeitig der Opfer der Atomkatastrophe in Japan. Am 18. April fand die vorerst letzte Mahnwache für den Atomausstieg auf dem Greifswalder Marktplatz statt. Während anfangs etwa 200 Interessierte teilnahmen, fanden gestern nur noch die Hälfte den Weg auf den Marktplatz. Doch nicht nur in Greifswald wurde in dieser Form auf das Leid der japanischen Bevölkerung hingewiesen: In über 400 Städten bundesweit drückten Menschen in dieser Form ihre Betroffenheit aus.

 

 

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Einlagerung von weiterem Atommüll in Lubmin abgelehnt

Einlagerung von weiterem Atommüll in Lubmin abgelehnt

Die Energiewerke Nord in Lubmin

Innenminister Lorenz Caffier (CDU) hat einen Antrag der Energiewerke Nord  (EWN) abgelehnt, dauerhaft fremden Atommüll in Lubmin zu lagern. In einer Pressemitteilung des Ministeriums heißt es: “Der EWN GmbH wird nicht genehmigt, zukünftig mittel- und schwachradioaktive Reststoffe unbefristet vor und nach ihrer Konditionierung zwischenzulagern.”

Caffier: “Zwischenlager darf kein Endlager werden”

Im September 2009 hatten die Energiewerke Nord einen Antrag gestellt, eine unbefristete Pufferlagerung von von schwach- und mittelradioaktivem Atommüll zu ermöglichen. (mehr …)

TITEL So nah und doch so fern

Selten sorgte ein Ereignis in Vorpommern für so viel Aufsehen wie die letzten Castortransporte. Wie die Bewohner der Ortschaften links und rechts der Bahntrasse den ungewohnten Tumult erlebten, geht in der Berichterstattung meist unter.

Demonstranten besetzten das Gleis nach Lubmin im Dezember um den Castortransport zu blockieren

Per Drahtesel, die eigene Energiebilanz fest im Blick, machen wir uns von Greifswald auf in Richtung Industrie- und Gewerbegebiet Lubminer Heide, auf dessen Gelände sich das Zwischenlager Nord (ZLN) befindet. Überraschend schnell haben wir besiedeltes Gebiet hinter uns gelassen, auf einmal nur noch Felder, Wiesen und Wald. Länderfinanzausgleich sei Dank – Radweg soweit das Auge reicht. Nach sechs Kilometern dann wieder Häuser, erster Stopp ist Kemnitz. Erwartungsgemäß haben wir Mühe überhaupt Gesprächspartner im beschaulichen Ortskern zu finden. Der einzige zu dieser Tageszeit halbwegs belebte Platz ist ein kleiner Tante-Emma-Laden. Hier stoßen wir auch auf unsere ersten potentiellen Informanten.

Zwar ist Kemnitz eines der größeren Dörfer, liegt jedoch nicht direkt am Gleis. Wohl auch deswegen fallen die Antworten eher dürftig aus, viel mitbekommen habe man nicht, ist die allgemeine Aussage. Die Mahnwache am Tag X sei hauptsächlich von Greifswaldern organisiert worden. Wirkliches Interesse für die Thematik hört sich anders an. Schon leicht ernüchtert, doch voller Hoffnung in den nächsten Dörfern auskunftsfähigere Bürger anzutreffen, schwingen wir uns wieder auf die Räder und machen uns, vorbei am dorfeigenen Gesundheitszentrum und Helikopterflugplatz, auf in Richtung Stilow. Am Ortseingang dann das erste Mal das bewusste Gleis, Schauplatz des Widerstands. Am Zaun einer ehemaligen-LPG treffen wir auf den ersten Gesprächspartner, der die „Wutbürger“ tatsächlich in Aktion erlebte. Um die hundert Protestler seien beim letzten Transport hier gewesen, so der Mann Ende vierzig im Blaumann. Holz und Stroh habe man ihnen gebracht und dann hätten sie auf dem Acker neben dem Bahnübergang campiert. Das seien aber alles Leute von außerhalb gewesen, im Dorf selber habe sich so gut wie niemand für den Castor interessiert. (mehr …)

TITEL Strahlende Aussichten

Gorleben, Ahaus, Jülich, Lubmin: Diese vier Standorte werden zur Zwischenlagerung von radioaktivem Abfall genutzt. Wie wurde aus dem Kernkraftwerk Greifswald das Zwischenlager Nord und welche Pläne gibt es für die kommenden Jahre?

Der Bau des Kernkraftwerkes (KKW) Nord wurde 1965 durch ein Regierungsabkommen zwischen der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der UdSSR beschlossen. Im Mai 1967 wurde entschieden, dass das KKW bei Lubmin errichtet werden sollte. Kriterien für den Standort in der Lubminer Heide war unter anderem die Nähe zum Greifswalder Bodden, womit reichlich Kühlwasser vorhanden wäre. Es sollten acht Druckwasserreaktoren des Typs WWER- 440 gebaut werden. WWER steht hierbei für Wasser-Wasser-Energie-Reaktor. Das sind sogenannte Leichtwasserreaktoren, bei denen Wasser sowohl als Kühlmittel als auch als Moderator zum Abbremsen der Neutronen genutzt wurde.

Im Oktober 1970 wurde der Grundstein gelegt und mit den Bauarbeiten an den Hauptanlagen des KKWs begonnen. Zwischen 1973 und 1979 wurden die Blöcke 1 bis 4 in Betrieb genommen, das volkseigene (VE) Kombinat Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“ Greifswald wurde 1980 gebildet. Fünf Jahre später wurde das Zwischenlager für abgebrannte Brennstoffe (ZAB) errichtet. Noch im Jahr 1989 wurde Block 5 in Probebetrieb genommen. Jedoch schaltete man im darauf folgenden Jahr alle Blöcke ab. Grund hierfür waren vor allem die sicherheitstechnischen Schwächen, für deren Nachrüstung sich kein Investor fand. Mit der Abschaltung erfolgte auch der Baustopp an den Blöcken 6 bis 8. Von den geplanten acht Reaktoren sind nur fünf je in Betrieb genommen wurden. Im selben Jahr wurde das Kombinat Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“ in die Energiewerke Nord GmbH (EWN) umgewandelt. Diese sind seit Mitte der neunziger Jahre damit beschäftigt, die stillgelegten KKWs Greifswald und Rheinsberg abzubauen. Im Jahr 1995 erhielten die EWN die erforderlichen Genehmigungen für diese Arbeiten. Im ZAB wurde die Einlagerung 1990 eingestellt, jedoch 1994 wieder aufgenommen. Bis Juni 2000 bestand hierfür eine Einlagerungsgenehmigung.

In der Zwischenzeit wurde der Antrag zur Errichtung des Zwischenlagers Nord (ZLN) eingereicht, welcher auch 1992 genehmigt wurde. Die Baugenehmigung selbst wurde im Juli 1994 erteilt, im November desselben Jahres begann der Bau der Lagergebäude. Er kostete 140 Millionen Euro. 1997 wurden die acht Hallen in Betrieb genommen, wobei sich in den Hallen 1 bis 7 das Abfalllager und in Halle 8 das Transportbehälterlager befinden. Die Aufbewahrungsgenehmigungen hierfür sind in den Jahren 1998 und 1999 erteilt wurden. Aus den Blöcken beziehungsweise dem ZAB sind nun alle Brennelemente umgelagert worden und bis Ende 2007 wurden bereits über zwei Drittel der Anlagenteile abgebaut. Das ZLN ist inzwischen mit 75 Prozent ausgelastet, bis 2015 wird es voraussichtlich mit bis zu 95 Prozent ausgenutzt sein.

Ab 2015 soll der Schacht ‚Konrad‘ in der Nähe von Braunschweig als Endlager für schwach- bis mittelaktive Abfälle fertig gestellt sein, sodass eine gestaffelte Umlagerung erfolgen kann. Die restlichen sechs freien Stellplätze in Halle 8 werden wahrscheinlich nicht mehr besetzt. Grund hierfür ist, dass sich kein radioaktiver Abfall mehr in öffentlicher Hand befindet, der noch zwischengelagert werden muss. Die Lagerungsgenehmigung ist bis 2039 ausgestellt. Laut Planungen der Bundesregierung soll bis 2030 ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle betriebsbereit sein. Zurzeit wird der ehemalige Salzstock Gorleben im Wendland als mögliches Endlager untersucht. Doch selbst wenn bis 2030 ein Endlager gefunden sein sollte, wird es nicht möglich sein, sofort alle Castor-Behälter aus Lubmin und den übrigen Zwischenlagern Deutschlands umzulagern. Es wird auch hier eine gestaffelte Umlagerung stattfinden müssen, weswegen zu gegebener Zeit eine Verlängerung der Lagerungsgenehmigung notwendig sein wird.

Ein Bericht von Johannes Köpcke, Ole Schwabe und Katrin Haubold mit einem Foto von Johannes Köpcke.