Kino : Dafür werden Filme gemacht?

Kino : Dafür werden Filme gemacht?

Oleg Maximov (23) studiert in Greifswald Kunstgeschichte und Wirtschaft auf B.A. Er arbeitet seit 2008 vor und hinter der Kamera bei MoritzTV. Nebenbei interessiert er sich für jegliche (pop-)kulturelle Bereiche und das Feiern.

Was machen die meisten Studenten in ihrer Freizeit in einer so kleinen Stadt wie Greifswald gemeinsam? Außer Partys oder Kneipenbesuche. Filme gucken! Egal ob Kino oder im Wohnzimmer. Blockbuster oder Arthaus-Film. Ich bin für alles zu haben. Doch seit einiger Zeit kollidiert meine Vorstellung vom Filmschauen mit dem Rest der Welt.

Nehmen wir da das Kino. Ab und zu gibt es ja Filme, die unbedingt auf der großen Leinwand angesehen werden müssen. Vor ein paar Monaten war es „Black Swan“ von Darren Aronofsky. Eine gute Freundin und ich wollten diesen unbedingt sehen, Aronofski ist schließlich ein verdammtes Genie und es ist ein Wunder, dass hier in der pommerschen Provinz überhaupt solche Filme laufen.

Wir gingen an einem Werktag zur Spätvorstellung, um sicher vor Idioten zu sein. Doch uns erwarteten stereotypische Situationen, wie aus einem Lehrbuch. Direkt hinter uns saßen laut rülpsende und popcornraschelnde Vollhonks, die nur auf Natalie Portmans Lesben-Szene gespannt waren. Ich ignorierte sie. Die Kinobetreiber verkaufen Popcorn und daher muss man mit Geraschel rechnen. Irgendwann hat jeder Prolet den Wanst voll mit dem klebrigen Zeug und hört auf, es in sich hinein zu schaufeln.

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Und ewig grüßt die Ex-Freundin

Und ewig grüßt die Ex-Freundin

Oliver Wunder (28) wohnt im fünften Stock eines Plattenbaus. Er studiert Geographie, Politikwissenschaft und BWL. Seit sechs Jahren schreibt er regelmäßig in seinem Blog. Ansonsten zeltet er schwarz und frittiert leidenschaftlich.

Lächelnd grüßen oder den Blick weg ducken und so tun, als hätte ich sie nicht gesehen? – die Entscheidung muss in Sekunden gefällt werden. Ex-Freundinalarm! Eine fast alltägliche Situation in Greifswald.

In anderen Städten kann man sich aus dem Weg gehen, in Greifswald ist das unmöglich, außer man setzt nie wieder einen Schritt vor die Haustür. Dafür ist das Leben hier zu zentriert. Alle wichtigen Einrichtungen liegen innerhalb eines 15 Minuten Radius. An den Hotspots Europakreuzung, Mensa, Hafen und Studenten-Clubs ist die Gefahr einer zufälligen Begegnung besonders groß. Da man seine Exen an Orten kennengelernt hat, an denen man sich selber häufig aufhält, ist auch die Wahrscheinlichkeit eines Wiedersehens an diesen Orten hoch.

Hat man in den Jahren des Studiums nicht durchgehend nur eine feste Freundin oder verweigert sich komplett dem Zwischenmenschlichen oder wildert ausschließlich in anderen Städten, kann da schnell ein Heer an Verflossenen in Greifswald heranwachsen. Es müssen nicht mal nur Ex-Freundinnen sein. Unter den Begriff fasse ich hier auch Bekanntschaften wie Knutschaktionen, One-Night-Stands und angegrabene Frauen zusammen. Jetzt kann es kompliziert werden. Selbst wenn es pro Studienjahr nur drei Exen sind, steigt die Zahl kurz vor dem abgeschlossenen Bachelor auf 12 mögliche Exen an. (mehr …)

Zu smart für das Smartphone

Zu smart für das Smartphone

Sophie Lagies (22) schreibt seit über zwei Jahren für das moritz-Magazin, und leitet dort seit Ende letzten Jahres das Ressort "Feuilleton". Die Wahl ihrer Studienfächer Musikwissenschaft & Anglistik/Amerikanistik zeigt ihr Interesse an Kultur und Sprache. Bis 2008 lebte sie im Provinzstädtchen Wittenburg bei Hamburg.

2011 ist das Jahr der Pflege und der Wälder, sagt mir ein gewisser Herr Google. Aha, denke ich mir. Viel bewusster ist mir allerdings der Fakt, dass wir uns im Jahr des Smartphones befinden. In allen Winkeln Greifswalds, in jeder zweiten Tasche sind die kleinen Minicomputer, die man nebenbei auch zum Telefonieren benutzen kann. Ständig sichte ich jemanden beim akribischen Umherwischen auf seinem Touchscreen, geradezu selten aber jemanden beim (Achtung, Old School!) herkömmlichen Telefonieren.

Das bizarre ist: Bis zu einem gewissen Grad liebe ich Technik, ja wirklich. Auch ich besitze einen Laptop, eine externe Festplatte, eine Digitalkamera und zahlreiche andere Erfindungen der letzten Dekade. Das alles ist absolut praktisch, seit Jahren fast täglich in Benutzung und ohne all das wäre der Alltag für mich kaum noch richtig vorstellbar. Aber ein Smartphone, das fehlt auf der Liste meiner Habseligkeiten. Auf der Wunschliste steht es aber trotzdem nicht, tatsächlich fehlen tut es mir folgerichtig auch nicht. In der Tat, ich verwehre mich dieser Smartphone-Doktrin, die sicherlich auf einer heimlichen Verschwörung von Apple, Microsoft und Co. basiert. (mehr …)

Sind wir nicht alle Kinder?

Sind wir nicht alle Kinder?

moritz-Urgestein Ulrich Kötter (28) denkt zu viel und schreibt zu wenig, zumindest in letzter Zeit. Er studierte in Greifswald Kommunikations- wissenschaft und Politikwissenschaft. 2005 war er Chefredakteur des moritz-Magazins, später betreute er den flying moritz.

Eine gute Freundin von mir hat vor drei Monaten eine Tochter zur Welt gebracht. Es ist schon das zweite Kind, ihr Sohn ist mittlerweile zweieinhalb Jahre alt. Ab und zu schaue ich vorbei und wenn ich daran denke, bringe ich ein kleines Geschenk für den Nachwuchs mit. Die Rolle des Besuchsonkels ist schon nett, doch die beiden Wirbelwinde halten einen ganz schön auf Trab. „Onkel Uli“ liest wahlweise etwas vor, singt ein Lied oder baut mit Legosteinen, hilft beim Abendessen oder spontan beim Gang aufs Töpfchen. Auch ein bisschen Babyspucke ist schon auf der Hose gelandet. Das stört mich alles überhaupt nicht und ich freue mich auf jeden Besuch, aber ich weiß nicht, ob ich den Alltag mehrere Tage (und Nächte) durchhalten würde.

Wenn mir in Greifswald neuerdings etwas auffällt, dann sind es die vielen jungen Familien mit kleinen Kindern. Viele Kommilitonen und Bekannte sind Eltern geworden, auch einige, bei denen ich es nie erwartet hätte. Wie viele Studierende mit Kind es in Greifswald gibt, weiß man nicht so genau (siehe auch moritz-Magazin 92, S.20/21), aber gefühlt sind es einige. Der AStA und das Studentenwerk bemühen sich, studierende Eltern zu unterstützen. In einem Jahr soll sogar ein eigener Kindergarten eröffnet werden.

Es gibt wohl keine anspruchsvollere Aufgabe auf dieser Welt als Kinder. Wenn jetzt Betriebswirtschaftler und Juristen die Nase rümpfen und auf verantwortungsvolle Vorstandsposten verweisen, so sei ihnen gesagt, dass viele der hohen Schlipsträger entweder keine Kinder haben oder den Nachwuchs ins Internat abschieben. Bekanntlich wollen wir in der Erziehung alles das besser machen, was uns in der eigenen Kindheit gefehlt hat. Doch sieht man sich dann doch wieder mit sich selbst konfrontiert und es gehört schon eine gute Portion Selbstreflexion dazu, um nicht in die alten Muster zurückzufallen. Ich bewundere junge Eltern für ihren Mut. (mehr …)

Müdigkeit versus ich

Müdigkeit versus ich

Christine Fratzke (22) schreibt gerne und viel - klar, sie studiert ja auch Germanistik. Zum Beispiel: To-do-Listen, Artikel, Postkarten (zuletzt aus Kopenhagen), facebook-Nachrichten und Bachelorarbeit. Seit 2007 ist sie bei den moritz-Medien und gehört mittlerweile zum Inventar.

Der Sommer in Greifswald ist großartig! Hier ein Openair, da eine Geburtstagsfeier und dort eine Party. Und ehe man sich versieht, beginnt dann meist ein neuer Tag.

Neulich, nach einem tollen Abend im Geokeller, gingen wir nicht nach Hause. Stattdessen holten Tim, Oleg und ich uns im Treffer neues Bier und Frühstück, um den frühen Morgen am Museumshafen zu genießen. Die Sonne schien, wir sangen und winkten den Leuten zu, die in Dienstkleidung morgens Richtung Museumswerft fuhren. Es war sechs Uhr an einem Sonnabend und wir waren zunächst verwundert, warum unsere heiteren „Guten Morgen“-Grüße mit so einer grimmigen Mimik erwidert wurden.

Es sind Momente wie dieser, in denen ich merke, dass mein Lebensrhythmus ein komplett anderer ist als der vieler anderer – vor allem im Vergleich zu Berufstätigen. Es fällt mir derzeit wirklich schwer, vor um elf Uhr aufzustehen. Da ich keine Vorlesungen mehr besuchen muss, fällt der Zwang, früh aufstehen zu müssen, weg. Oft frühstücke ich in der Mensa und erlebe meine kreative Hochphase erst ab 15 Uhr. Besonders gut lerne ich derzeit abends. Danach treffe ich mich mit Freunden, gehe in eine Bar oder sehe Filme. Typisch Studentin, mag man denken. Gibt es nicht da auch diesen blöden Witz: „Guten Abend meine Damen und Herren, guten Morgen liebe Studenten?“ Mir ist das aber zu einfach gedacht, zu klischeehaft. (mehr …)