Füxe sind gar keine Rudeltiere

Füxe sind gar keine Rudeltiere

Oleg Maximov (23) studiert in Greifswald Kunstgeschichte und Wirtschaft auf B.A. Er arbeitet seit 2008 vor und hinter der Kamera bei MoritzTV. Nebenbei interessiert er sich für jegliche (pop-)kulturelle Bereiche und das Feiern.

Da meine letzte Kolumne so viel „positiven“ Anklang gefunden hat und sich einige Leute tierisch gegen die Eier getreten fühlen, nun der Rest der Story.

Ich habe ja erzählt, dass ich mich in meiner jetzigen Wohnung wohler fühle, als in der alten. Doch wieso habe ich dann ein Jahr lang in einem Verbindungshaus gelebt? Zwei meiner Freunde zogen schon vor mir in das Haus und empfahlen es mir. Außerdem ist es schön, wenn wenigstens zwei bekannte Gesichter mit einem in der ersten Bude außerhalb von Muttis Rockzipfel leben.

Nach vielen Partys, Fernsehabenden und anderen Dingen, die einem vom studieren abhalten, nahm ich das Band auf. Die Leute schienen nett und gut drauf zu sein. Ich dachte, dass die konservativen Strukturen in dieser Verbindung nur locker und vage im Hintergrund schwebten.

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Alles glänzt dank Klausurphase

Alles glänzt dank Klausurphase

Oliver Wunder (28) wohnt im fünften Stock eines Plattenbaus. Er studiert Geographie, Politikwissenschaft und BWL. Seit sechs Jahren schreibt er regelmäßig in seinem Blog. Ansonsten zeltet er schwarz und frittiert leidenschaftlich.

Die Taste T blitzt im Sonnenlicht. Perfekt gesäubert. Q W E R – hier also die T-Taste wieder einbauen. Langsam nehme ich sie vom Geschirrtuch, trockne sie ab und stecke sie nach einem prüfenden Blick, ob der Schmutz wirklich komplett weggeputzt ist, zurück an ihren angestammten Platz.

Zwei Stunden später habe ich die sauberste Tastatur in ganz Greifswald, wenn nicht sogar in ganz Vorpommern. Wer nimmt denn auch alle Tasten aus ihrer Fassung und wäscht sie von Hand mit der Zahnbürste? Ein akribischer Sauberkeitsfanatiker vielleicht, aber dazu zähle ich mich nicht.

Betrachter von Außen würden denken, mir sei langweilig. Nein, keineswegs. Ich muss nur lernen, intensiv lernen. Ende des Monats sind Prüfungen. Die Wochen, in denen meine Wohnung sauber und aufgeräumt wie seit langem nicht mehr ist, haben begonnen. (mehr …)

Klamm im Schlamm

Klamm im Schlamm

Sophie Lagies (22) schreibt seit über zwei Jahren für das moritz-Magazin, und leitet dort seit Ende letzten Jahres das Ressort "Feuilleton". Die Wahl ihrer Studienfächer Musikwissenschaft & Anglistik/Amerikanistik zeigt ihr Interesse an Kultur und Sprache. Bis 2008 lebte sie im Provinzstädtchen Wittenburg bei Hamburg.

Nun ist sie da, die Postfusiondepression. Der Alltag schlägt einem mit voller Breitseite ins Gesicht, die Prüfungen stehen auf der To-Do-Liste und das Praktikum will auch nebenbei noch erledigt werden. Gewohnt wehmütig und geradezu traurig blickt die Anhängerschaft des Ferienkommunismus, der vergangenes Wochenende sein 15. Jubiläum zelebrierte, auf das Fusion Festival zurück.

Vielleicht ist es dem einen oder anderen Greifswalder ja aufgefallen, wie seltsam leer die Stadt in den letzten Tagen war. Denn ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass halb Greifswald auf dem Festival in Lärz (bei Neustrelitz) war. Ich selbst war beispielsweise Teil eines riesigen Fusioncamps mit über dreißig Greifswaldern, auch an der Oase gab es allerhand Greisfwalder Gesichter zu erspähen. Jeden Tag wurde getanzt, die Nächte wurden durchgemacht. (mehr …)

Sind wir nicht zur Spießigkeit geboren?

Sind wir nicht zur Spießigkeit geboren?

Liebe Leser, nach den Vorfällen der vergangenen Woche hat sich Torsten Heil auf eigenen Wunsch aus dem Kolumnenprojekt zurückgezogen. Wir bedauern diese Entscheidung, wenngleich wir Verständnis dafür haben. An diesem und den nächsten zwei Dienstagen erwarten euch nun Kolumnen von Gastautoren.

Carsten Schönebeck (26) studiert Politikwissenschaft. Von 2009 bis 2010 war er webMoritz-Chefredakteur.

Samstagabend auf einem Dorffest in der mecklenburgischen Provinz: Es schüttet aus allen Schleusen des Himmels, die Menschen drängeln sich unter die wenigen Zelte. Während ich noch überlege ob ich unter der winzigen Überdachung des Getränkeausschanks stehenbleibeoder ob ich durch den strömenden Regen zum Zelt laufen soll, gesellt sich ein Mann mittleren Alters zu mir. „Drei Whiskey-Cola, aber ordentliche!“ bestellt er.

An der Artikulation glaube ich wahrzunehmen, dass das nicht die ersten drei heute Abend sind. Der Mann ist vielleicht Anfang vierzig, nicht muskulös aber drahtig. Sein Gesicht ist kantig und trägt die Art von Bräune die nicht vom letzten Teneriffa-Urlaub stammt. Er sieht aus wie ich mir jemanden vorstelle, der sein Geld mit eigener Hände Arbeit verdient.

Dann dreht er sich zu mir: „Scheißwetter“, raunt er. Und da ich auf dem ganzen Fest nur zwei Leute kenne, ergreife ich die Gelegenheit beim Schopf und versuche Konversation zu machen. „Das hört bestimmt gleich auf“, antworte ich freundlich. Der Mann schaut mich verkniffen an: „Biste’n Bauer?“ – „Nein“ – „Dann haste auch keine Ahnung.“ Er greift die drei Pappbecher vom Tresen und verschwindet in den Regen Richtung Zelt. Das war’s. Der Versuch des Smalltalks zwischen angehendem Akademiker und der vermeintlich einfachen Bevölkerung ist geplatzt. (mehr …)

Gefällt mir nicht: Duckfaces und Co

Gefällt mir nicht: Duckfaces und Co

Christine Fratzke (22) schreibt gerne und viel - klar, sie studiert ja auch Germanistik. Zum Beispiel: To-do-Listen, Artikel, Postkarten (zuletzt aus Kopenhagen), facebook-Nachrichten und Bachelorarbeit. Seit 2007 ist sie bei den moritz-Medien und gehört mittlerweile zum Inventar.

Neulich auf facebook: Mal wieder ein neues Party-Fotoalbum, in dem mehrere meiner „Freunde“ verlinkt waren. Mehrmals auf meiner Startseite erschienen die Fotos, das Album und die unzähligen „Gefällt mir“. Na gut, bei so einer Penetranz klickte ich drauf. Und sah das Übliche: Lächeln hier, Gepose da. Dann wurde geliked, kommentiert, verlinkt. Für mich wirkte das ein bisschen so, als wolle man mir sagen: „Tja, du hast echt was verpasst. Wir sind supigute Freunde, hatten einen tollen Abend und du warst nicht dabei. Ätsch!“

Dieses Foto-Gepose nervt mich: Nicht nur das Onlinestellen an sich, sondern auch dieses unnatürliche Verhalten vor der Kamera. Auch vor ein paar Tagen bei einer anderen Party war eine Truppe feierwütiger Mädels. Sie tanzten ausgelassen. Die eine kramte in ihrer Tasche, holte eine kleine Digitalkamera heraus und schrie: „Fotooooo!“ Die anderen vier verstanden. Alle drehten ihr Gesicht, setzten so ein Zähnelächeln auf, worum sie manch Zahnpasta-Werbespot beneiden würde oder machten ein Duckface. Vielleicht wollen die zu Germany´s Next Topmodel, dachte ich bei mir. Dann ein heller Blitz im dunklen Raum. Die Fotoaktion störte anscheinend nicht nur mich, nahmen die fünf doch so viel Raum ein, dass andere beim tanzen gestört wurden. Warum werden aber solche Abende mit vielen Leuten geteilt, die man gar nicht oder nur wenig kennt? Das dient doch nur der Selbstprofilierung, um den anderen „da draußen“ zu zeigen: Ich bin cool drauf, mache Party, sehe sexy aus und habe viele Freunde!

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