von Gabriel Kords | 08.08.2009
Vor einem knappen halben Jahr konnte man auf Großplakaten in Greifswald Werbung dafür lesen, Lehrer in Baden-Württemberg zu werden. Das Land buhlt derzeit mit einer ganzen Reihe weiterer vornehmlich westdeutscher Länder um Absolventen von Lehramts-Studiengängen, denen dort nach dem Referendariat eine Einstellung winkt. Oftmals zu besseren Konditionen als in Mecklenburg-Vorpommern, denn die meisten (west)deutschen Lehrer werden derzeit noch verbeamtet – anders als hierzulande.
Erstmal warten: Nach dem Studium haben Lehramts-Absolventen bis zu 10 Monate schulfrei.
Auch die Landesregierung hat dieses Problem bereits erkannt: Dass viele Absolventen nach dem Studium aus Mecklenburg-Vorpommern in andere Bundesländer fortziehen – nämlich nach Berlin, Sachsen und in die alten Bundesländer, ist für MV nicht unbedingt förderlich, denn Studenten sind naturgemäß die qualifiziertesten aller Ausbildungs-Absolventen. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) bekannte im März im Gespräch mit webMoritz-Redakteuren, über die Werbekampagne Baden-Württembergs nicht gerade amüsiert zu sein und die Abwanderung von Studenten, gerade beim Lehramt, mit seiner Politik bekämpfen zu wollen.
Dass die Realität diesem Anspruch nicht unbedingt gerecht wird, zeigte jüngst die Schweriner Volkszeitung (SVZ) auf. Sie stellte fest, dass es bereits seit Jahren nur einen jährlichen Termin für den Beginn des für den Lehrerberuf obligatorischen Referendariats gibt, nämlich den 1. April. Die Folge: Wer nach dem Sommersmester, also etwa in diesen Wochen, sein Lehramtsstudium beendet, darf ein gutes halbes Jahr auf den Beginn warten.
Wer keine Finanzprobleme hat, kann die Zeit vielleicht für eine Weltreise oder ähnlich schöne Dinge nutzen. Der Rest darf sich in dieser Zeit einen Job suchen oder schlimmstenfalls „Hartz IV“ beantragen. Die Arbeitsämter können den Studenten natürlich keine ihrer Ausbildung angemessenen Jobs anbieten: Die Perspektive, nach einem halben Jahr schon wieder weg zu sein und die auf wenige Fachgebiete beschränkte Qualifikation lässt sich am Arbeitsmarkt kaum vermitteln.
Der Grund für die Reduzierung der Starttermine auf den Jahresrhythmus ist laut Bildungsministerium (in der SVZ), dass die meisten Lehramtsstudenten zum Wintersemester mit dem Studium fertig werden. Das ist nicht unbedingt schlüssig: Die Regelstudienzeit fürs Lehramtsstudium beträgt neun Semester, zumindest in Greifswald ist die Einschreibung in den meisten Fächern sommers wie winters möglich. Zwar werden im Wintersemester stetig mehr Lehramts-Studenten immatrikuliert als im Sommersemester, so dass tatsächlich mehr Absolventen zum April fertig wären. Das legt allerdings die nur bedingt realistische Annahme zugrunde, dass die Studenten die Regelstudienzeit einhalten.
Das Bildungsministerium (hier Minister Henry Tesch, CDU) rudert vorsichtig zurück.
Das Bildungsministerium hat inzwischen eingeräumt, dass der Jahresturnus Probleme mit sich bringt. Laut SVZ würde eine Rückkehr zum Halbjahrestakt keine zusätzlichen Kosten verursachen. Mehrkosten oder nicht; in jedem Fall hieß es aus dem Bildungsministerium, man wolle wieder zur halbjährlichen Einstellung neuer Lehrer zurückkehren. Wann das geschehen werde, wollte man der SVZ auf deren Anfrage allerdings nicht mitteilen. Der webMoritz erhielt auf seine per E-Mail gestellte Anfrage bisher ebenfalls keine Antwort.
Was die SVZ zum Ende ihres Berichtes süffisant vermerkt, soll hier ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Wenn das 24-monatige Referendariat zum 31. März endet, müssen die angehenden Lehrer wieder ein paar Monate in der Luft hängen: In den Schuldienst übernommen werden sie erst im dann folgenden August.
Bilder: Motivbild: user „Swordfish“ via „Jugendfotos.de“, Tesch: Ministerium
von Florian Bonn | 04.08.2009
Nachdem Christian Bäz in der letzten StuPa-Sitzung am 15. Juli mit der Organisation der Ersti-Woche beauftragt wurde, ist deren Vorbereitung inzwischen mit circa zweimonatiger Verspätung in die heiße Phase gesstartet. Die Verzögerung hatte sich ergeben, weil der für die Ersti-Woche zuständige Referent Alexander Hartwig nach Ansicht des StuPa und des AStA bei der Vorbereitung untätig geblieben war, weshalb er am 15. Juli nach mehreren Ermahnungen und mehrstündigen Personaldebatten abgewählt worden war.
Christian Bäz
Nun wurden Anfragen an Sponsoren verschickt und seit einigen Tagen liegen im Studierendensekretariat die Flyer für die neuen Erstis aus. Am Programm wird sich im Vergleich zu den Erstiwochen der letzten Semester vermutlich nicht allzu viel ändern. Christian Bäz: „Auch, weil wir im Rückstand sind, fehlen uns in diesem Jahr einfach die Zeit und die Kreativität, uns etwas Neues einfallen zu lassen. Wir greifen auf Altbewährtes zurück.“
Geplant sind neben Kneipentour und Fachschaftsfrühstücken diverse Workshops, verschiedene Sportangebote am Samstag (Fussball, Volleyball, Drachenboot, Golf und Segelfliegen) und die traditionellen Ausflüge nach Hiddensee und Usedom. Auch die sonstigen „üblichen Veranstaltungen“ wie der Vortrag „Allgemeine Einführung in das Studium“ durch die Studienberatung und Führungen durch Einrichtungen wie die Bibliothek werden wieder angeboten.
Eine Zusammenstellung der Angebote gibt es bereits in einem vorläufiges Programm, das auf der Homepage des AStAs heruntergeladen werden kann. Auch die moritz-Medien werden im Rahmen der Ersti-Woche zum Mediencafé in die Redaktion einladen. Einen Markt der Möglichkeiten, auf dem sich studentische Vereine und Initiativen vorstellen können, wird es ebenfalls geben.
Die Ersti-AG ist indes auch weiterhin offen für Mitstreiter. Wer sich bei der Vorbereitung und Koordination oder während der Ersti-Woche engagieren will, kann sich mit der AG in Verbindung setzen. Auch Vorschläge für das Programm werden entgegengenommen. Kontaktaufnahme geschieht am besten per E-Mail an: erstsemester@asta-greifswald.de.
Für die Tutoren soll kurz vor der Erstsemesterwoche noch eine Tutorenschulung stattfinden, auf der letzte Fragen geklärt werden können. Wer Tutor an seinem eigenen Institut werden will, kann sich mit den jeweiligen Fachschaftsräten in Verbindung setzen.
Bild: Luisa Wetzel
von Carsten Schönebeck | 30.07.2009
Den AStA-Vorsitz übernahm vor einigen Wochen komissarisch Solvejg Jenssen, nachdem Scarlett Faisst sehr plötzlich zurückgetreten war. Sie wird das Amt über die gesamte vorlesungsfreie Zeit innehaben und steht damit für eine lange Zeit an der Spitze des AStA, der in der vorlesungsfreien Zeit auch noch erweiterte Kompetenzen hat. Grund genug für den webMoritz, nachzufragen, wie die Lage ist.
webMoritz: Zwei Wochen in deinem zusätzlichen Amt als AStA-Vorsitzende: Wie hast du dich mittlerweile zurechtgefunden?
Solvejg Jenssen
Solvejg Jenssen: Es geht inzwischen. Am Anfang war es sehr viel und sehr schwierig. Inzwischen haben wir, also Pedro und ich, uns gut in die Rollen eingefunden. Wir können so den groben Arbeitsablauf bewältigen. Momentan geht das problemlos.
webMoritz: Man spricht von der AStA-Vorsitzenden oft bildlich als Regierungschefin der Studierendenschaft, siehst du das auch so?
Solvejg: Das ist natürlich ein bisschen übertrieben. Und wenn man das kommissarisch macht, ist es sehr übertrieben. Ich sehe mich mehr in der Rolle, dass ich übergangsweise den Laden am Laufen halten soll. Es geht darum, das nötigste zu machen und die wichtigsten Themen wie die Erstsemesterwoche und den Verwaltungskostenbeitrag über die vorlesungsfreie Zeit zu behandeln.
webMoritz: Wie stark ist deine Arbeitsbelastung derzeit?
Solvejg: Schon sehr stark. Da stürzt viel auf einen ein, die ganzen Umstrukturierungen, neue Referenten, die Rücktritte. Die Koordination kostet viel Zeit. Es ist aber machbar. Für Studium und Lehre haben wir ja gottseidank eine zweite Referentin. Da macht Paula jetzt den Löwenanteil.
webMoritz: Hat sich in dieser Situation die neue AStA-Struktur mit ihren vielen Referenten bewährt?
Solvejg: Momentan schon. Gerade in meinem Referat ist es zurzeit Gold wert. Andere Doppelreferate sind ja gar nicht entsprechend besetzt. Generell ist es aber gut, dass wir so viele sind; so konnten wir die Rücktritte noch ganz gut verschmerzen.
webMoritz: Wirst du dich nach der vorlesungsfreien Zeit für den Vorsitz bewerben? (mehr …)
von Carsten Schönebeck | 28.07.2009
Am vergangenen Donnerstag lud die Initiative „Uni ohne Arndt“ gemeinsam mit dem Greifswalder AStA und der Amadeu-Antonio-Stiftung zu einer Podiumsdiskussion im IkuWo ein.
Mit Professor Herzig (Geschichte der frühen Neuzeit) und Professor Buchholz (Pommersche Geschichte und Landeskunde) saßen zwei ausgewiesen Arndt-Kritiker auf dem Podium, Prof. Stamm-Kuhlmann (Allgemeine Geschichte der neusten Zeit) gilt derweil als Arndt-Skeptiker, der eine klare Aussage zur Namensdebatte bisher aber unterließ. Mit Ankündigung verspätet traf dann noch Professor Bach (Romanistik) etwa 45 Minuten nach Beginn der Veranstaltung ein. Er hatte vor einigen Wochen in der Ostseezeitung den Namenspatron der Universität gegen Antisemitismus-Vorwürfe verteidigt und dafür viel öffentliches Lob, aber auch Kritik geerntet. Moderiert wurde die Veranstaltung durch den Studenten Marcus Unbenannt (Fraktionsgeschäftsführer der SPD in der Greifswalder Bürgerschaft).
Buchholz: „sehr unglückliche lokale Berichterstattung“
Im Gespräch mit dem webMoritz begrüßte Professor Buchholz die Möglichkeit des Austausches von Informationen, den die Veranstaltung ermögliche und griff dabei die lokalen Medien an:
„Wir haben dazu (Anm. d. Red.: Debatte um den Namenspatron) bisher eine sehr unglückliche lokale Berichterstattung gehabt, in der nicht über Arndt und nicht über die Initiative berichtet wurde. Information wurde dort mehr unterdrückt. (…) Wie sind mit dem Thema auch 2001 auf der lokalen Ebene ganz unsachlich untergebuttert worden. (…) Es macht auch keinen Sinn, der Ostseezeitung Interviews zu geben. Ich bin auch diesmal dort völlig gegensätzlich zitiert worden. Das war damals auch so.“
Wie erwartet, war die Veranstaltung gut besucht und etwa 150 Interessierte waren ins IKuWo gekommen um sich zu informieren. Glück gehabt: Die Veranstalter hatten im Vorfeld befürchtet, nicht genügend Plätze zu haben.
Fachkundig und eloquent tauschten sich die Diskutanten über die verschiedensten Aspekte des Namenspatrons aus: Arndt als „Propagandachef der Befreiungskriege“, als Abgeordneter der Nationalversammlung, als Dichter und Denker, als Hetzer gegen Juden und Franzosen, als Befreier der Bauern, als Held der pommerschen Bevölkerung etc. (mehr …)
von Carsten Schönebeck | 22.07.2009
Kurz vor der Sommerpause in StuPa und AStA hat sich neben der Liberalen Hochschulgruppe (LHG) auch der Ring Christlich Demokratischer Studenten Greifswald (RCDS) einen neuen Vorstand gewählt. Für das kommende Semester wird Ivo Sieder (25, 9. Semester Politikwissenschaft) der CDU-nahen Organisation vorstehen und sie entsprechend auch in den StuPa-Wahlkampf 2010 führen.
Sieder gehört selber zu den erfahreneren Köpfen der Greifswalder Hochschulpolitik und saß bereits mehrere Semester im Studierendenparlament. Er löst Martin Hackober ab, der dem RCDS zwei Jahre vorsaß, zudem in verschiedenen Ämtern und Positionen der studentischen Selbstverwaltung mitarbeitete. Hackober wurde auf der gleichen Sitzung zum Ehrenmitglied des Greifswalder RCDS gewählt.
Thorben Vierkant, Jan Grunow, Ivo Sieder (links, von oben nach unten), Johannes Radtke, Konrad Ulbrich und Juliane Ruschinzik (rechts, von oben nach unten)
Neuer stellvertretender Vorsitzender ist Johannes Radtke, der im zweiten Semester Politikwissenschaften studiert. Die Jurastudentin Juliane Ruschinzik wurde als Schatzmeisterin im Amt bestätigt. Daneben wurden die Jura-Studenten Konrad Ulbrich, Jan Grunow und Thorben Vierkant als Beisitzer gewählt.
In der Pressemitteilung des RCDS heißt es:
„Der neue Vorstand repräsentiert eine gute Mischung aus bewährten Kräften und jungen Mitgliedern mit frischen Ideen und Konzepten“, sagte der neugewählte Vorsitzende Ivo Sieder. Als Schwerpunkte der Arbeit des neuen Gruppenvorstandes sind vor allem Aktionen und Veranstaltungen geplant, um weiter erfolgreich Mitglieder zu werben und die Bekanntheit des RCDS weiter zu steigern.
Der webMoritz führte am vergangenen Montag ein kurzes Interview mit Ivo Sieder. Hört selbst:
[podcast]http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/07/interview_ivo_sieder.mp3[/podcast]
Bilder: RCDS Greifswald
von Gastautor*in | 19.07.2009
Im Rahmen unserer Serie „Greifswalder rund um den Globus“ erscheinen in loser Abfolge Berichte von Kommilitonen, die Teile ihres Studiums im Ausland verbracht haben. Dieses Mal berichtet Gerardo Petrino über sein Pflegepraktikum an einem rumänischen Krankenhaus.
Im zusammenwachsenden Europa und in einer globalisierten Welt ist ein beruflicher Austausch über die Grenzen hinweg notwendig. So war es für mich im vorklinischen Medizinstudium im Rahmen der zu absolvierenden Pflegepraktika sehr interessant, die pflegerische Betreuung kranker Menschen in einem anderen Land mit den Umständen in Deutschland zu vergleichen. Als Greifswalder Medizinstudent absolvierte ich in der Vorklinik nach einer Vermittlung durch den Malteser-Auslandsdienst ein dreißigtägiges Pflegepraktikum im „Spitalul Judetean de Urgenta Alba“, dem Bezirkskrankenhaus in Alba Iulia, einer 70.000 Einwohner großen Stadt in Transilvanien.
Das "Spitalul Judetean de Urgenta Alba" in Alba Iulia, Rumänien
Mein Ansprechpartner beim Malteser-Auslandsdienst und ein Kommilitone der Universität Münster, der ebenfalls ein Praktikum im selben Hospital machen sollte, vermittelten auch bei Flug und Unterkunft, sodass schon im Vorfeld alles wesentliche organisiert war. Inzwischen muss man sich ja auch nicht weiter um Visum und anderweitige Formulare kümmern, da beide Länder zur EU gehören. Einen Hin- und Rückflug gab es günstig bei der ungarischen Billigflug-Gesellschaft „Wizzair“ und eine Unterkunft konnte ich nach Vermittlung privat anmieten. (mehr …)