Am Mittwoch ist Vollversammlung

Die letzte Sommervollversammlung fand im Innenhof des Alten Campus statt.

Wie bereits auf zahlreichen Flyern zu lesen ist, findet am Mittwoch, dem 23. Juni, um 16.30 Uhr die Vollversammlung der Studierendenschaft der Universität Greifswald in den Hallen am Bahnhof statt. Ursprünglich sollte sie im Innenhof des Alten Campus stattfinden. Angesichts der derzeitigen Bauarbeiten im Bereich des Innenhofes gab es Seitens der Universitätsleitung Sicherheitsbedenken, weshalb die Vollversammlung in die Hallen am Bahnhof (zwischen TV-Club und Bahnhof) verlegt wurde.

Auf der Agenda steht die Vergabe des Preises für hervorragende Lehre, die Novellierung des Landeshochschulgesetzes und – vermutlich der Punkt mit der höchsten Anziehungskraft – die Lehrerbildung. Des Weiteren können die Studierenden über Anträge zur Verbesserung der Radfahrsituation, Erhöhung der Mensaqualität, das BWL-Diplom und über die Forderung einer Lehrerfakultät abstimmen.

Es müssen knapp 600 Studierende (5 % aller Studierenden) anwesend sein, damit die Versammlung beschlussfähig ist. Auf der Vollversammlung im Sommersemester 2009 wurde dieser Wert erstmals seit vielen Jahren wieder erreicht. Damals nahmen 1200 Studierende an der Vollversammlung teil. Bei der Vollversammlung im Wintersemester wurde die Marke hingegen klar unterschritten.

Derzeitig sind folgende Tagesordnugnspunkte geplant (TOPs). Wichtig ist dabei, dass alle Studierende das Recht haben, auch auf der Sitzung noch Tagesordnungspunkte zu beantragen und Anträge zu stellen.

TOP 1 Formalia: Hier geht es unter anderem um die Feststellung der Beschlussfähigkeit, die Tagesordnung und weitere formelle Bedingungen…

TOP 2 Preis für hervorragende Lehre: An wen dieser Preis vergeben werden soll, ist der Redaktion zur Zeit noch nicht bekannt. Die Kandidaten für den von der Studierendenschaft ausgelobten Preis konnten von Studierenden Anfang dieses Semester vorgeschlagen werden, insgesamt gab es über 30 Vorschläge.

TOP 3 Lehrerbildung: In diesem Antrag geht es um die heiße Debatte um das Lehramt, die in den vergangenen Wochen geführt worden ist. Die Studierendenschaft soll einen Antrag verabschieden, in dem gefordert wird, die Lehrerbildung an der Universität Greifswald zu erhalten und ggf. auszubauen.

TOP 4 Verbesserung der Radfahrsituation: Dieser Antrag beinhaltet die Forderung nach einem Ausbau der Fahrradstellplätze im Stadtgebiet und eine Diagonalquerung der Europakreuzung.

TOP 5 Erhöhung der Mensaqualität: Die Studierendenschaft fordert, sofern sie diesem Antrag zustimmt, die Mensa unter anderem dazu auf, das Angebot für Vegetarier zu verbessern und die Erweiterung der Aktionstheke auf „mehr frische Gerichte.“ Darüber hinaus geht es um die Verbesserung des Angebotes für vollwertige und ausgewogene Nahrung.

TOP 6 Novellierung des Landeshochschulgesetzes: Die Studierendenschaft soll sich in diesem Antrag unter anderem für den Erhalt des Freiversuches bei allen Prüfungen, eine Muss-Regelung für die Einberufung einer Vollversammlung sowie gegen eine Stärkung der Hochschulleitung aussprechen.

TOP 7 BWL-Diplom: Hier soll sich die Studierendenschaft für die Beibehaltung des BWL-Diploms aussprechen.

TOP 8 Verbesserung der Studienbedingungen: In diesem Antrag fordern die Antragsteller (Jusos) unter anderem, dass ein Mindestangebot von mindestens vier Spezialisierungsmöglichkeiten in jedem Studiengang ermöglicht werden soll.

TOP 9 Forderung einer Lehrerfakultät: Hier soll es darum gehen, ob in Zukunft eine Fakultät für Lehrerbildung nach dem Vorbild der „School of Education“ an der TU München in Greifswald eingerichtet werden soll.

TOP 10 Arbeit im AStA und bei den Moritz-Medien: In diesem Informations-TOP stellen sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) und der webMoritz vor und informieren über ihre Arbeit und offene Stellen.

TOP 11 Frist für die Abmeldung schriftlicher Prüfungen: In diesem von Vertretern der RCDS-Hochschulgruppe gestellten Antrag sollen die Studierenden darüber entscheiden, ob die Frist für die Abmeldung von schriftlichen Prüfungen auf drei bzw. sieben Tage vor dem jeweiligen Prüfungstermin reduziert werden soll.

TOP 12 WLAN in der Innenstadt: Dieser Antrag wurde ebenfalls vom RCDS eingereicht. Es soll für alle stark frequentierten Plätze in der Innenstadt WLAN bereitgestellt werden.

TOP 13 Verbesserung der Wohnraumsituation: Dieser Antrag gehört bereits zum Inventar der Vollversammlung. In den letzten zwei Jahren wurde immer wieder darüber abgestimmt. Aufgrund der angespannten Wohnsituation in den vergangenen Jahren fand dieser Antrag immer wieder Unterstützung. Da sich an der Wohnraumsituation nur geringfügig etwas geändert hat, kann davon ausgegangen werden, dass das Votum erneut positiv ausfällt.

TOP 14 Sonstiges: Hier können die Studierenden noch Anträge einbringen, die bisher noch nicht auf der TOP-Liste standen. Theoretisch ist aber auch die Einrichtung neuer TOPs an ganz anderen Stellen denkbar.

Nach der Versammlung: Public Viewing

Nach der Versammlung, die somit hoffentlich bis 20:30 Uhr beendet ist, besteht die Möglichkeit, in trauter studentischer Runde das letzte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM (gegen Ghana) auf Großbildleinwand zu verfolgen. Wie auch schon während der Vollversammlung ist die Verpflegung mit Getränken sichergestellt.

Update: Zeitung ist erschienen

Wenige Stunden vor der Vollversammlung steht inzwischen auch die Zeitung zur Vollversammlung mit allen rechtzeitig vorher eingereichten Anträgen auf der AStA-Homepage zum Download bereit.

Foto: webMoritz-Archiv/Luisa Wetzel

Positionspapier kritisiert Bildungsministerium

Kundgebung für das Lehramts-Studium in Greifswald Anfang Juni 2010

Mehrere Vertreter der Studierendenschaft haben ein Positionspapier zur Lehramtsausbildung ausgearbeitet, das heute Mittag der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Das Studierendenparlament hat das Papier in seiner Sitzung am 16. Juni verabschiedet.

In dem 35-seitigen Dokument setzen sich die Autoren mit der Zukunft der Lehramtsausbildung in M-V auseinander. Die Studierenden haben dabei die bestehenden Verhältnisse in Greifswald und Rostock verglichen und werfen einen äußerst kritischen Blick auf die Planungen des Ministeriums und die ihnen zu Grunde liegenden Studien und Berechnungen. Dabei machen sie eine Reihe von Fehlschlüssen und methodischen Problemen aus.

Vor Veröffentlichung: Maulkorb für studentische Medien

Das Studierendenparlament hatte in seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch versucht, die Verabschiedung des Positionspapiers hinter verschlossenen Türen stattfinden zu lassen. Die Öffentlichkeit war dazu mit großer Mehrheit ausgeschlossen worden. Als Begründung dieses Schrittes wurde angeführt, man wolle eine Berichterstattung der Medien über das Papier bis zu dessen offizieller Vorstellung verhindern. Trotz mehrfachen Protests seitens des webMoritz waren keine triftigen Gründe für dieses Ansinnen genannt worden.

Zudem war das Positionspapier unter den Gästen im Saal herumgereicht worden – auch noch nach dem nicht-öffentlichen Sitzungsteil. So dürfte auch zu erklären sein, warum es dem ein oder anderen inzwischen doch vorliegt. Wie Carsten Schönebeck heute in der Ostsee-Zeitung berichtet, stellt sich die Greifswalder Studierendenschaft mit dem Positionspapier erstmals gegen die Kommilitonen in Rostock. In dem Papier heißt es etwa:

„In den Eckwerten des MBWK (Anm: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur) wird in einer knappen Passage auf die Lehrerbildung des Landes eingegangen, wobei die Leistungen der Rostocker Universität zu Unrecht positiv hervorgehoben werden. Die Leistungen der Universität Greifswald werden hingegen negativer dargestellt als sie sind.“

Prognose: Alle Lehrer arbeiten Vollzeit, keiner geht in Frührente

Insgesamt sei die vergleichende Darstellung der beiden Landesuniversitäten, die Rostock bessere Leistungen bescheinigt, „mangelhaft“ und „interessengeleitet“. Mithilfe zahlreicher Statistiken und Untersuchungen wollen die Autoren diese Thesen nachweisen. So führen sie etwa auf, dass die Staatsexamens-Noten in Greifswald seit Jahren gleich gut ode besser sind wie die in Rostock. Zudem halten die Autoren den vom Land prognostizierten Lehrermangel in den kommenden zehn Jahren für stark untertrieben, denn die Berechnungen seien durch die Wahl der Parameter geschönt. So gehe das Bildungsministerium in seiner Bedarfsstudie unter anderem davon aus, dass alle Lehrer im Land Vollzeit arbeiten und kein einziger von ihnen in Frührente geht.

Insgesamt bemühen sich die Studierenden in dem Dokument um einen wissenschaftlichen und sachlichen Ton. So will man offenbar erreichen, dass das Papier im Ministerium und in der Landespolitik intensiver wahrgenommen wird als gewisse andere Protestformen. Das Papier enthält über 70 Fußnoten, zahlreiche Tabellen und Diagramme und ein einseitiges Abkürzungsverzeichnis. Zu den Mitarbeitern gehören unter anderem Daniela Gleich (komm. AStA-Vorsitzende), Franz Küntzel und Björn Reichel (HoPo-Referenten), Erik von Malottki (StuPist, Jusos) sowie die StuPa-Urgesteine Thomas Schattschneider (ohne Hochschulgruppe) und Alexander Schulz-Klingauf (GHG).

Eine ausführliche Vorstellung des Positionspapiers ist für heute Mittag, 14 Uhr angesetzt – der webMoritz wird darüber selbstverständlich berichten. Reaktionen aus der Politik oder vonseiten des Bildungsministeriums gibt es noch nicht.

Foto: webMoritz-Archiv/Carsten Schönebeck

Dienstag: Info-Abend über Stipendien

Flyer zur Veranstaltung

Greifswalder Studierende werden am kommenden Dienstag, dem 22. Juni, über Stipendien als Möglichkeit zur Studienfinanzierung informieren. Wie der AStA mitteilt, präsentieren um 19:30 Uhr im Hörsaal Loefflerstraße 70 (Wirtschaftswissenschaften) Stipendiaten verschiedener Begabtenförderwerke ihre Stiftungen und Stipendienprogramme. Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Studierende als auch an Schüler der Oberstufe.

Der Infoabend wird gemeinsam vom AStA Greifswald und den lokalen Stipendiatengruppen mehrerer Begabtenförderwerke organisiert. Das Programm sieht zunächst kurze Vorträge über die verschiedenen Begabtenförderwerke vor und anschließend eine Diskussions- und Fragerunde für die Teilnehmer beinhalten. Es wird auch die Möglichkeit zu Einzelgesprächen mit den Stipendiaten bestimmter Stiftungen geben. Es werden Stipendiaten der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Evangelischen Studienwerks e.V. Villigst anwesend sein und für Fragen der Teilnehmer zur Verfügung stehen.

In der Pressemitteilung des AStA heißt es weiterhin:

Rückseite des Flyers

Mit dem Begriff „Studienfinanzierung“ verbinden die meisten lediglich die Möglichkeiten des BAföG, des elterlichen Unterhalts oder eines Nebenjobs. Es gibt allerdings noch einen vierten Weg: Das Stipendium. Das Stipendium wird in der Regel in Höhe des BAföG-Satzes ausgezahlt, muss aber nicht – wie das BAföG – zur Hälfte zurückgezahlt werden. Hinzu kommt ein monatliches Büchergeld von derzeit 80 Euro. Außerdem gibt es von den Förderwerken eine umfangreiche ideelle Förderung für die Stipendiaten.

Wie die Organisatoren schreiben, ist die Hemmschwelle der Studierenden, sich bei einer Stiftung zu bewerben, häufig das größte Hindernis auf dem Weg zum Stipendium. Generell ist die Förderquote an den Universitäten in den neuen Bundesländern deutlich geringer als in den alten Bundesländern. Die Veranstalter wollen Studierende und Schul-Absolventen zu einer Bewerbung motivieren und Hilfestellungen beim Bewerbungsverfahren geben.

Bilder: Flyer der Veranstalter (AStA)

Offener Brief an die Mitglieder des StuPa

In der Sitzung des Studierendenparlaments am 16. Juni stand die Neuwahl der Chefredaktion des webMoritz auf der Tagesordnung. Während Marco Wagner als neuer Chefredakteur eingesetzt wurde, bekam sein Wunsch-Stellvertreter Torsten Heil nicht die notwendigen 16 Stimmen. Die Chefredaktion des webMoritz ist daher zurzeit nur zur Hälfte besetzt, was erhebliche Probleme für die Arbeit der Redaktion nach sich zieht. Die webMoritz-Redaktion kann zudem keine sachlichen Gründe für die Nicht-Wahl Torstens erkennen. Wir wenden uns daher gemeinsam mit den übrigen Bereichen der moritz-Medien in einem offenen Brief an das Studierendenparlament:

Greifswald, den 20. Juni 2010

Sehr geehrte Kommilitoninnen und Kommilitonen,

wir, die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieses Briefes, wollen auf diesem Wege gegenüber  den Mitgliedern des Studierendenparlaments unseren Unmut und unser Unverständnis über die gescheiterte Wahl Torsten Heils zum stellvertretenden Chefredakteur des webMoritz zum Ausdruck bringen.

Mit dieser Entscheidung hat das Studierendenparlament das immer noch im Aufbau befindliche Medium webMoritz und damit auch die gesamten studentischen Medien nachhaltig geschwächt.

StuPa-Sitzung vom 16. Juni

Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum man zunächst dem neuen Chefredakteur Marco Wagner das Vertrauen aussprach, um es ihm direkt im Anschluss, bei der Wahl des von ihm vorgeschlagenen Stellvertreters, wieder zu entziehen. Aus den Bewerbungen ging bereits hervor, dass Marco und Torsten als Team antreten. Sie wurden gemeinsam von ihren Vorgängern auf die Aufgaben vorbereitet und hatten gemeinsame Ziele für ihre Amtszeit aufgeführt. Einen neuen Chefredakteur zu wählen, nur um ihn im nächsten Moment vorzuführen, ist für uns ein nicht nachvollziehbares Verhalten, das uns als engagierte Studierende schwer enttäuscht.

Noch vor wenigen Wochen hatte das Studierendenparlament einer Strukturreform innerhalb der moritz-Medien zugestimmt, die im Wesentlichen damit begründet wurde, dass der Arbeitsaufwand des webMoritz mit nur zwei festen Mitarbeitern kaum zu bewältigen ist. Nun hat man Marco als neuen Chefredakteur allein im Regen stehen lassen.

Wie das Parlament zu der Überzeugung kommt, dass sich die Arbeit eines tagesaktuellen Online-Mediums von einem Chefredakteur allein bewältigen lässt, erschließt sich für uns nicht im Ansatz. Die tagesaktuelle Berichterstattung wird damit in Mitleidenschaft gezogen, insbesondere für das hochschulpolitische Themenspektrum, für das sich der webMoritz in den vergangenen Semestern die Kernkompetenzen hart erarbeitet hat.

Gerade die Hochschulpolitik, über die die Berichterstattung nach Marcos eigenem Bekunden eigentlich weiter ausgebaut werden sollte, droht damit wieder weiter aus dem öffentlichen Auge zu verschwinden. Dies kann und darf nicht Ziel oder Ergebnis der parlamentarischen Entscheidungen sein.

Der nun hervorgerufene Notbetrieb wird auch verhindern, dass die geplanten Ideen und Projekte der neuen Chefredaktion angegangen werden können. Größere Themenrecherchen von Seiten der Chefredaktion sind damit ebenfalls unmöglich geworden. Mit dieser Entscheidung hat man den neuen Chefredakteur auch seiner Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des Mediums beraubt.

Moritz-Medien

Die Moritz-Medien wurden durch die Entscheidung des StuPa nachhaltig geschwächt. Die Sparten Moritz-Screen und Flying Moritz werden ebenfalls vom webMoritz betreut.

Da der webMoritz auch als Plattform für andere studentische und lokale Medien dient, wurden auch diese nachhaltig geschwächt.

Die Tatsache, dass die alte Chefredaktion deutlich länger im Amt blieb, als sie ursprünglich vorhatte, zeigt wie schwierig es ist, Bewerber für die Chefredaktion des webMoritz zu finden. Die nicht nachvollziehbare Entscheidung des Studierendenparlaments hat dieses Problem noch verschärft, weil sie das Vertrauen der Redaktion in das Parlament nachhaltig gestört hat.

Die geringe Verzahnung zwischen den moritz-Medien und dem Studierendenparlament hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass man sich im Parlament auf die Vorschläge aus den Redaktionen verlassen hat und diesen das notwendige Vertrauen entgegen brachte. Die Redaktion des webMoritz, die anderen Chefredaktionen und die Geschäftsführung der Medien standen hinter der gemeinsamen Kandidatur von Marco und Torsten – dennoch hat sich das Parlament entschieden, entgegen dieser Empfehlungen zu handeln.

Dass nun ein erfahrener Mitarbeiter der moritz-Medien, der gezielt auf die Aufgaben der Chefredaktion vorbereitet und von Vorgängern wie Redakteuren unterstützt wurde, vom Parlament abgelehnt wird, zeigt uns, dass es bei dieser Wahl nicht um die Frage der Kompetenz ging.

Eine Nichtwahl kann nur aus politischen Gründen erfolgt sein; dies widerspricht unserer Überzeugung, dass die Positionen innerhalb der moritz-Medien gerade nicht nach parteipolitischem Kalkül besetzt werden sollten. Ehemalige wie aktive Redakteure sprechen Torsten die Fähigkeit zu, seine persönliche Meinung von einer ausgewogenen Berichterstattung zu trennen.

Bei der Abstimmung hat sich eine große Zahl von Parlamentariern enthalten, obwohl Torsten bei seiner Bewerbung nur wenige Fragen gestellt wurden. Wer sich bei einer Personalentscheidung enthält und damit faktisch gegen den Kandidaten stimmt, hätte die Gelegenheit im Vorfeld nutzen können, dem Kandidaten kritische Fragen zu stellen. Bestenfalls zeugt das demonstrierte Verhalten von hohem Desinteresse an der personellen Ausstattung der moritz-Medien, einem Projekt, das von Dutzenden engagierten Studierenden getragen und von tausenden Kommilitonen genutzt wird.

Das Studierendenparlament hat durch diese von subjektiven Argumenten geleitete Wahlentscheidung nicht im Sinne der Mehrheit der Studierendenschaft entschieden und seine ureigenste Aufgabe damit nicht wahrgenommen.

Wir laden an dieser Stelle alle Mitglieder des Studierendenparlaments ein, am kommenden Montag um 20 Uhr die nächste webMoritz-Redaktionssitzung in der Wollweberstraße 4 zu besuchen, um sich über die Abläufe und den Arbeitsaufwand hinter dem webMoritz in Ansätzen zu informieren.

Darüber hinaus bitten wir insbesondere diejenigen, die sich (direkt oder per Enthaltung indirekt) gegen den Stellvertreter entschieden haben, Stellung zu ihrer Entscheidung zu beziehen und uns bei der Lösung der nun entstandenen massiven Probleme zu unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen,

Marco Wagner (Chefredakteur webMoritz)

Für den webMoritz: Torsten Heil, Carsten Schönebeck, Gabriel Kords, Tjorven Hinzke, Felix Kremser, Jakob Pallus, Carolin Wendt, Eric Schümann, Alexander Kendzia, Florian Bonn, René Reisenweber, Christine Fratzke

Für moritz-Print: Annegret Adam, Patrice Wangen, Daniel Focke, Anja Rau, Luisa Pischtschan, Laura-Ann Schröder

Für moritzTV: Stephanie Napp, Stefanie Lange, Eileen Schluricke, Knut- Henning Miersch, Hanni Sander, Fränze Flade, Oleg Maximov, Tim Anton, Hannah Roolf

Geschäftsführung Moritz-Medien: Erik Schumacher, Franziska Vopel

Nach Veröffentlichung des Briefes haben noch folgende Redakteure ihre Unterstützung erklärt:

Für Moritz-Magazin: Alexander Müller, Ella Jahn

Fotos: Patrice Wangen (StuPa), webMoritz-Archiv/Sebastian Jabbusch (Grafik moritz-Medien)

Kontroverse um Latinum am Historischen Institut

An Latein verzweifeln viele Studenten

An Latein verzweifeln viele Studenten

In Mecklenburg-Vorpommern besteht auf Grund des Landeshochschulgesetzes eine La­ti­nums­pflicht für Geschichtslehrer, ganz gleich, ob sie an Gymnasien oder Haupt- und Realschulen un­terrichten.

Wer also Geschichte auf Lehramt studiert, benötigt das Latinum für sein erstes Staatsexamen und muss das, solange es nicht bereits zu Schulzeiten abgelegt wurde, an der ­U­ni nachholen. In Greifs­wald werden dazu zwei verschiedene Kurse angeboten. Beim ersten wer­den die Lateinkenntnisse über vier Semester mit je vier SWS vermittelt. Der Intensivkurs hin­gegen dauert nur zwei Semester. Seine Arbeitsbelastung ist aber auch mit acht SWS ent­sprechend hoch.

Viele Studenten zögern die Lateinkurse bis zum letzten- scheinfreien- Se­mes­ter hinaus. Nur wenige schaffen ihr Studium dann in der Regelstudienzeit. Dazu hängt über vie­len noch wie ein Damoklesschwert die gravierende Regelung, dass, wer dreimal durch die La­ti­numsprüfung rattert, für immer für das Lehramt Geschichte in Deutschland gesperrt ist.

FSR fordert Abschaffung der Latinumspflicht

Dem Fachschaftsrat Geschichte ist diese Problematik wohl bekannt. Immer wieder wenden sich verzweifelte Studenten an den ihn, um Hilfe in dieser Situation zu finden. Immer wieder wird über den enorm hohen Arbeitsaufwand geklagt. Viele Betroffene fordern die Ab­schaf­fung der Latinumspflicht, da sie sie für unsinnig halten.

Besonders wird jedoch der fehlende Praxisbezug kritisiert: Im Schulunterricht werden kaum Quellen analysiert. Schon gar nicht sei damit zu rechnen, dass jeder Schüler Latein könne. An vielen Schulen besteht noch nicht einmal die Möglichkeit, Latein als zweite Fremdsprache zu wählen.

Wolfram Löbsack, FSR-Vorsitzender

Wolfram Löbsack, Vorsitzender des FSR Geschichte, merkt an, dass das Latinum auch in keiner Weise für das Studium erforderlich ist. „In den Seminaren wird lediglich mit über­setz­ten Quellen gearbeitet, jedoch nie mit Originaltexten. Es ist durchaus möglich, das Studium ohne Lateinkenntnisse quasi zum Abschluss zu bringen.“

Zudem steht der Arbeitsaufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. „Es entfallen nicht nur mehr SWS auf Latein als auf Lehrveranstaltungen für Didaktik und Pädagogik.“ so Löbsack. „Was die Studenten für die La­tein­kurse zu Hause vorbereiten müssen, ist enorm: Formen lernen, Grammatik pauken, ganze Tex­te übersetzen.“

Insgesamt sei der Schwierigkeitsgrad der Kurse, aber auch der Prüfung zu hoch. Dies äußere sich in einer hohen Durchfallquote. Deren genauer Wert wird zwar nicht veröffentlicht, beim FSR sieht man in dieser Praxis aber den Beweis für eine hohe Quote.

Dr. Lars Deile vom Arbeitsbereich Fachdidaktik der Geschichte bringt die Meinung vieler Studenten auf den Punkt: „Das Latinum ist sinnvoll, aber in den Anforderungen nicht zu recht­fertigen. Wenn das Kultusministerium die Studienzeiten schon verkürzen will, dann sollte man beim Latinum anfangen.“

Beim Fachschaftsrat sieht man das ähnlich. Wolfram Löbsack und seine Mitstreiter setzen sich für die Abschaffung der Latinumspflicht in Meck­lenburg- Vorpommern ein. „Im Interesse der Studenten und Schüler sollten die Lehr­amts­stu­den­ten lieber auf ihre künftige Rolle als Lehrer umfassender vorbereitet werden, statt so viel Energie in Latinum zu investieren, das lediglich als Prestigequalifikation gilt.“, so Wolfram Löbsack.

Als Alternativen schlägt er mehr Didaktikstunden oder schulpraktische Übungen vor, hält aber auch das Ausweichen auf Sitzscheine oder Übungen in Alter Geschichte für sinnvoll. „Man könnte auch statt Latein eine moderne Fremdsprache erlernen, was angesichts des Migrations- und Integrationsaspekts von Schule sicher vernünftig erscheint.“, so Löbsack weiter. Um für Beistand zu werben, schrieb der Fachschaftsrat Briefe an die Bil­dungs­be­auf­trag­ten der demokratischen Parteien im Landtag. Bisher erfuhr man jedoch nur wenig Unter­stüt­zung.

Bis es zu einer Verbesserung der Situation kommt, rät der Fachschaftsrat, wenn möglich, die benötigten Lateinkenntnisse nicht an der Universität Greifswald zu erwerben. Stattdessen empfiehlt der FSR auf Lateincrashkurse auszuweichen, wie sie etwa die Hamburger Aka­de­mie Bonae Artes anbietet. So könne man viel Zeit sparen, die sonst für die Lateinkurse an der Uni geopfert werden müsste.

Billig sind solche Intensivkurse jedoch nicht. Bonae Artes etwa verlangt für einen fünf- bis sechswöchigen Kurs 525 Euro. Eine Unterkunft ist nicht inbegrif­fen, auch muss die eigentliche Latinumsprüfung noch an einer Schulbehörde oder be­rech­tig­ten Universität abgelegt werden.

Latinumsbefürworter stellen ihre Sicht dar

Der Lateindozent Jens Metz äußert Verständnis für die Studierenden. Er sei sich bewusst, dass die Latinumskurse eine große Belastung darstellen. Dennoch teile er nicht die Argumentation der Studierenden. „Die meisten dieser Argumente sind einer inneren Abneigung der Studenten gegen die lateinische Sprache entsprungen. Diese erkläre ich mir durch den Lernaufwand und die Prüfungsangst.“, so Metz.

„Die Durchfallquote veröffentliche ich aus zwei Gründen nicht. Erstens, um die Diskussion nicht weiter anzuheizen. Zweitens bin ich mir bewusst, dass in­folge der Tatsache, dass viele Studenten das Latinum bis kurz vor dem Staatsexamen auf­schie­­ben, die Latinumsprüfung zu einer Art ‚Zulassungsklausur‘ für das Staatsexamen hoch­sti­­lisiert wird, und drittens werden bzw. wurden in Greifswald von Prüfungen dieser Relevanz nie Durchfallquoten he­raus­ge­ge­ben.“

Die meisten Dozenten am Historischen Institut stehen hinter dem Latinum

Für das Nichtbestehen einiger Studenten macht er ein fehlendes Grundverständnis von gram­matischen Strukturen und die Abwesenheit der Studenten von den Kursen verantwortlich. Wer alleine versuche, die komplexen Strukturen der lateinischen Sprache zu begreifen, mache es sich noch einmal enorm schwer.

Den Latinumstourismus, die Latinumsprüfung etwa an einer Schule oder in einem anderen Bundesland abzulegen, hält er für problematisch. An der Uni­ver­sität Greifswald kenne man die Prüfer und wisse auch als Student, welche Lektüre einen er­wartet. Lege man das Latinum etwa an einer Schule ab, könne man mit Dichtung oder an­de­ren, schwierigeren Texten konfrontiert werden, die an der Uni nicht behandelt und deshalb auch nicht abgeprüft werden würden, so Metz.

Von Seiten der Studierenden wird aber vor allem damit argumentiert, die Lateinkenntnisse hät­ten weder im Studium selbst, noch im späteren Beruf einen Praxisbezug und kämen kaum zur Anwendung. Bestreiten will dies von Seiten der Latinumsbefürworter niemand.

Dr. Ber­nard van Wickevoort Crommelin vom Lehrbereich Alte Geschichte weist jedoch darauf hin, dass gerade ein Praxisbezug im Studium zwar wünschenswert, aber nicht machbar sei: „Da Bachelor-Studenten keine Lateinkenntnisse benötigen, kann in Seminaren nicht mit la­tei­ni­schen Originalquellen gearbeitet werden. Ansonsten müssten für Bachelor- und Lehr­amts­stu­denten zwei unterschiedliche Seminare angeboten werden. Das ist natürlich nicht möglich“, so van Wickevoort Crommelin.

Eine Abschaffung des Latinums halten sowohl Metz als auch van Wickevoort Crommelin für problematisch: „Die meisten Bundesländer verlangen das Latinum von ihren Lehrern. Ich kann es nicht verantworten, wenn ein Student aus Greifswald seinen Studienort nicht wech­seln könnte oder später keine Arbeit in einem anderen Bundesland aufnehmen darf, nur weil M-V das Latinum nicht von seinen Lehramtsstudenten verlangen sollte“, so van Wickevoort Crommelin. Metz gibt weiterhin zu bedenken, dass nicht jeder, der auf Lehramt studiert, auch Lehrer wird. „Ich selbst bin das beste Beispiel.“, so Metz. „Ohne Latinum wäre den Studenten dann aber auch der Weg in die Forschung versperrt.“

Dem Argument, Latein sei spätestens seit dem Mittelalter ein tote Sprache, widerspricht Metz. Latein sei mehr als 2000 Jahre die Weltsprache gewesen und bis ins 19. Jahrhundert die Wis­sen­schaftssprache – wie heute Englisch. „Wer also den Wert der historischen Weltsprache Latein untergräbt, untergräbt per se auch den Wert der aktuellen Weltsprache Englisch“, fügt Metz an.

Van Wickevoort Crommelin wirft einen weiteren Aspekt auf: Die Sicht des Wissenschaftlers. „Ich denke, die ganze Problematik wird viel zu formal gesehen. Die Diskussion darf in keinem Fall nur unter Gesichtspunkten der Verwertbarkeit des Latinums geführt werden, etwa im Unterricht. Es geht primär um die inhaltliche Dimension.“, gibt van Wickevoort Crommelin zu bedenken.

Insofern soll mit dem Lateinischen vor allem die Fähigkeit zur Interpretation und Deutung von Sprache vermittelt werden. „Es geht also um die dahinter stehende Deutung von Welt, im Sinne von Weltsicht, und um das Verstehen von Denkweisen.“

Kommission berät Lösungsvorschläge

Aber auch auf Seiten der Latinumsbefürworter will man die Probleme der Studenten nicht klein­reden. Es gibt verschiedene Vorschläge, die zurzeit unbefriedigende Praxis zu ändern. Jens Metz etwa schlägt die Einführung eines Propä­deu­tikums, also Vorstudiums vor, in dem die terminologisch-metasprachlichen Grundlagen für das Studium geschaffen werden sollen – auch das Latinum.

Weiterhin berät man, eine be­stimmte Semestergrenze einzuführen, bis zu der das Latinum spätestens abgelegt werden muss. Damit soll verhindert werden, dass Studenten ihr Staatsexamen praktisch in der Tasche haben, jedoch am Latinum auf den letzten Metern scheitern.

Im Laufe dieses Semesters noch will eine Kommission von Lehrenden über das weitere Vor­ge­hen beraten. Ihr werden neben Jens Metz auch Prof. Dr. Stamm- Kuhlmann, derzeit Direktor des In­sti­tuts, und Professor Dr. Spieß, Lehr­stuhlinhaber für Allgemeine Geschichte des Mittelalters, angehören.

Bildquellen:

Startseite: flickr (veröffentlicht unter der Creative Commons Lizenz, aufgenommen von -Marlith-)
Wolfram Löbsack: Homepage des FSR Geschichte, keine CC-Lizenz
Historisches Institut: Homepage des Historischen Instituts, keine CC-Lizenz

Professor Donges über Online-Hype um Gauck

Torsten Heil sprach mit Professor Patrick Donges

Internetblogs, Facebook, Twitter und Co haben Bundespräsidentenkandidat Joachim Gauck in kürzester Zeit zum Medienstar gepusht. In diesem Semester lehrt Kommunikationswissenschafts-Professor Patrick Donges (41) an der Universität Greifswald das Seminar: „Blogs, Foren und Online-Medien: Die Öffentlichkeit im Netz“. Der webMoritz sprach mit dem Greifswalder Professor über den Medien- und Online-Hype für den Bundespräsidentenkandidaten Gauck.

webMoritz: Herr Donges, erklären Sie uns zu Beginn die Macht von Blogs und Foren?

Patrick Donges: Es gibt Blogs und Foren, in denen auf hohem Niveau politisch diskutiert wird. Aber es gibt auch seitenweise Kommentare, die völlig irrelevant sind und kein Mensch liest.

Relevant ist, dass im Internet eine sehr schnelle Form der Kommunikation möglich wird. Ein Austausch, den politische Akteure auch nicht sehen. Es macht sie nervös, dass da was passiert, was sie nicht wissen. Im Netz ist es auch sehr leicht möglich, schnell Menschen zu mobilisieren, wie das Gauck Beispiel zeigt.

Kandidatur von Gauck als Symbol der Auseinandersetzung mit der Bundesregierung (mehr …)