Umgekrempelt: Ein Alltag ohne Multitasking

Umgekrempelt: Ein Alltag ohne Multitasking

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns (meistens) sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Eine Online-Sitzung läuft. Ich müsste eigentlich zuhören, bin aber am Festnetztelefon und sitze gleichzeitig vor Zahlentabellen, die wir besprechen müssen. Ich wechsle kurz die Fenster zu BBB für eine Wortmeldung, in dem Moment klingelt mein Handy, durch die Synchronisation klingelt auch mein Laptop – mein Mikro ist noch an, ich kann die Antwort noch nicht mal verstehen, die Teekanne äußert quietschenden Protest, beim Festnetztelefon geht der Akku leer und piept jetzt ernsthaft auch noch alle paar Sekunden, aufladen geht aber gerade nicht. Mein Laptop ist ebenso überfordert wie ich und fängt an zu rauschen, Nachrichten-Pop-Ups blinken an Laptop und Handy auf – die eine ist wichtig, ich muss schnell einen Teaser lektorieren, die nächste Online-Sitzung schließt sich direkt an, es geht um ein Projekt nach dem Master und ich würde echt gerne zuhören, aber eigentlich muss die Mail mit den Tabellen noch raus, am piependen Telefon bin ich immer noch, mein Kopf ist heiß, ich muss gleichzeitig rechnen und reden und zuhören und denken, alles ist laut, das ist zu viel, viel zu viel.

Tag 1: Freitag

So. Ich beschließe, einen „digital detox“ zu machen und schalte mein Handy um 18 Uhr aus. Ich wollte eigentlich nur ohne Ablenkung nebenbei einen Online-Vortrag hören, aber im Laufe des Abends entsteht der Gedanke zum Selbstexperiment, um für längere Zeit solch überladene Situationen zu vermeiden. Denn kaum laufen die ersten Minuten des Vortrags an, wechsle ich automatisch die Fenster und beginne, meinen Desktop aufzuräumen. „Halt!“, unterbreche ich mich direkt, meine Hand zuckt aber gewohnheitsmäßig noch sieben Mal zum Touchpad, um das Fenster erneut zu wechseln. Einfach nur zuzuhören und nicht ganz kurz nebenbei etwas zu machen, führt dann aber dazu, dass ich vor lauter Erschöpfung während des Vortrags wegdämmere, upsi.

Abends lese ich noch, irgendwann wird mir aber langweilig (spricht entweder nicht unbedingt für das Buch oder für mein sonst gewohntes Reizlevel) und ich sehne mich danach, etwas am Handy zu scrollen. Ich überwinde mein Reizbedürfnis aber eisern und lese doch noch weiter, das hätte ich normalerweise wahrscheinlich nicht gemacht.

Tag 2: Samstag

Ich bin momentan in der Heimat und wir fahren zur Familie. Normalerweise bin ich immer mal zwischendurch am Handy während der Autofahrt, habe es heute allerdings irgendwann aus- und uns einen Podcast angemacht. Trotzdem kann ich kaum zuhören und vermute, dass das an meiner Konzentrationsüberlastung der letzten Zeit liegt. Den ganzen Tag mit der Familie bleibt mein Handy aus, manchmal verspüre ich den Impuls, aber schließlich möchte ich im Moment bleiben.

Die Rückfahrt hat es dann aber in sich: Nach zwei Stunden im Oldieversum aus NDR 90,3 und NDR 1 (Weeelle Nooooord – Konnte das jemand mitsingen?) begebe ich mich doch lieber in die doppelten Reize zurück und setze meine Kopfhörer auf. Wenn das Radio die eine Aufgabe ist, auf die ich mich konzentrieren muss, ja, dann möchte ich nicht mehr. Zugegebenermaßen ist es aber tatsächlich ganz schön anstrengend, „Always on My Mind“ tönen die Oldies, sobald meine Musik mal kurz leiser wird. Daher richte ich meine volle Aufmerksamkeit auf die musikalischen Elemente und den Text meiner Lieder, was ich viel zu selten so bewusst mache und die Musik dadurch viel intensiver aufnehme.

Tag 3: Sonntag

Ich sitze im Zug zurück nach Greifswald und sinniere über meine bisherigen Tage des Selbstexperimentes. Dass ich Multitasking vermeiden möchte, heißt bisher offensichtlich oft nur, nicht am Handy zu sein. Ist ja auch irgendwie logisch, schließlich ist der aufblinkende Bildschirm häufig das, was den Moment gerade unterbricht. Ich fühle mich nach den letzten zwei Tagen insgesamt viel disziplinierter, schaue abends noch einen Film mit meiner Mitbewohnerin und finde es gar nicht mehr so anstrengend, gegen das Bedürfnis anzugehen, gleichzeitig mein Handy sichtbar neben mir haben zu wollen. Da unser WLAN momentan eh kaputt ist (hier finde ich das noch gut), lese ich zum Einschlafen einfach. Ich merke: Mein Kopf kühlt sich immer weiter ab.

Tag 4: Montag

Los geht’s mit der Woche. Für das Selbstexperiment schalte ich morgens meine Mitteilungen am Handy auf nicht mehr vollständig lesbar. Ich schaffe es nicht, sie ganz auszustellen, aber auf diesem Wege sehe ich immerhin nur, dass etwas gekommen ist und bin inhaltlich nicht direkt woanders. Ich muss aber sagen, dass mich das ziemlich stört, ständig muss ich auf die Apps klicken und schauen, ob gerade etwas Wichtiges dabei ist.

Ich bin außerdem so müde, dass ich beim Fertigmachen Musik höre – Ist das jetzt schon Multitasking? Das überfordert mich zwar nicht, aber eigentlich flute ich mich ja wieder mit Reizen. Auch in der Bib mache ich mir gewohnheitsmäßig irgendwann Musik an und beginne, die Literatur durchzugehen, überwinde mich dann aber zur Stille. Ich höre zum Jammen häufig Musik beim Arbeiten und komme gut damit klar, frage mich aber regelmäßig, wie viel Energie es mich unterbewusst eigentlich kostet, nicht zu sehr die Wörter aus dem Lied, sondern die aus dem zu lesenden Text aufzunehmen.

Da unser WLAN immer noch kaputt ist (…), muss ich für meinen Schwedischkurs ins Grüne. Auch wenn ich mein Handy eisern aus hatte, ist das Reizüberflutung pur. Ständig laufen Leute vorbei, zwischendurch rede ich mit einer Freundin. Irgendwann bin ich wahnsinnig müde und würde so gerne am Handy scrollen, um mich etwas wach zu halten, aber ist diese Gewohnheit nicht total doof? Schließlich kommen dann noch mehr Reize, die ich mit der wenigen Energie verarbeiten muss und richtig zuhören kann ich dann erst recht nicht. Gefühlt muss ich aber mehr Energie aufbringen, weiterhin zuzuhören und nicht ans Handy zu gehen; der innere Kampf bleibt also doch noch bestehen.

Tag 5: Dienstag

Meine Mitteilungen stelle ich heute Nachmittag wieder auf lesbar, das ist mir dann doch zu anstrengend. Dafür lege ich mein Handy wieder häufiger komplett zur Seite, trage es auch nicht aus Routine immer mit durch die Wohnung und lasse den Ton auf stumm.

Abends ist StuPa-Sitzung und ich muss zwischendurch kurz mit einer Freundin schreiben, aber auch weiter zuhören. Nach einigen Minuten bin ich schon überanstrengt. Auf dem Rückweg merke ich, dass sich die Umgewöhnung der letzten Tage aber gelohnt hat: Ich schalte mein Handy erst wieder in der Wohnung an, bin mit meiner Mitbewohnerin vorher noch spazieren und habe nicht das Bedürfnis, schon mal kurz nach den Nachrichten der letzten Stunden zu schauen.

Tag 6: Mittwoch

Ich habe ein Präsenzseminar und führe regelrecht einen körperlichen Kampf aus, nicht in das Mailpostfach als Ablenkung zu schauen. Es ist mir ein so schlimmes Bedürfnis, irgendeinen, auch nur irgendeinen Tab an meinem Laptop zu öffnen, dass ich schon bald das Gefühl habe, mich auf meine Hände setzen zu müssen. Multitasking ist verführerisch.

Ich überlege, in was für Situationen ich ein ähnlich starkes Bedürfnis habe. Dazu gehört auf jeden Fall essen (wenn nicht mit der WG oder Freund*innen, habe ich immer mein Handy, Buch oder Netflix dabei), irgendwo hinlaufen (in der Regel mit Musik) oder das einschlafen und aufstehen (leider immer mit Handy). Das ist natürlich nicht immer verwerflich, aber mehr Stille auszuhalten, ist doch eine Überwindung.

Tag 7: Donnerstag

Neben der Tatsache, dass wir wieder WLAN und ich mehr Zugang zu dem verführerischen Scrollen habe, habe ich eine Art Gewohnheit entwickeln können: Ich lebe mehr in Blöcken. Wenn ich nach Hause gehe, dann gehe ich nur und höre nicht nebenbei Sprachnachrichten. Wenn ich am Handy bin, bin ich am Handy und nehme mir die Zeit. Wenn ich auf Essen warte, warte ich einfach usw.

Abends bei der digitalen Redaktionssitzung werde ich dann aber doch nachlässig und schreibe im BBB-Chat nebenbei mit anderen. Das ist eigentlich doof, immer wieder verpasse ich ein paar Sätze, aber manchmal macht Multitasking eben auch Spaß, was sich dann auch wieder auf eine positivere Stimmung für die eigentliche „Task“ auswirkt.

Tag 8: Freitag

Nachts schaue ich mir Konzerte bei YouTube an und bin ergriffen von der Stimmung aus dem Video und den Klängen – *paplimm* und eine Mail kommt als Pop Up mitten in den Moment hinein. Die Entscheidung fällt also doch noch: Die Mitteilungen werden jetzt vollkommen ausgestellt. Ist es nicht immer so, dass Pop Ups uns total aus dem Moment, dem Gedanken oder dem Gefühl rausholen? Ich finde die Vorstellung gerade total anstrengend, vielleicht liegt das aber auch nur an meinem verschärften Blick durch das Selbstexperiment.

Tag 9: Samstag

Und siehe da: Ich komme besser ohne Mitteilungen klar, als ich erwartet hätte. Es ist eh nicht viel, was abgesprochen werden muss und doof wäre zu verpassen, daher schaue ich zwischendurch einfach immer mal wieder Whatsapp, Telegram und Signal durch. Zugegebenermaßen habe ich aber, während ich die web.woche erstelle, nebenbei einen Film laufen. Das ist natürlich nicht der Inbegriff vom Onetasking, muss ich ehrlich zugeben, aber da ich heute so handyfrei lebe, fühle ich mich trotzdem total ruhig.

Tag 10: Sonntag

Ja okay, die Mitteilungen für Signal und Telegram sind doch wieder an, es kommt dann irgendwie doch darauf an, wie sehr man gerade im Chatflow ist oder nicht. Aber all die anderen Apps, die den ganzen Tag aufgeblinkt haben, bleiben weiterhin aus: Mails, Nachrichten, YouTube usw. hatten einen ziemlich großen Anteil bei den Pop Ups über den Tag und ohne sie ist es bereits wesentlich stiller.

Meine Hauptproblematik liegt, denke ich, darin, immer erreichbar sein zu wollen – per Mail und bei allen drei Chatapps führt das zum ständigen Aufblinken oder eben dem Bedürfnis des kurzen Nachschauens. Das wiederum führt dazu, dass nur davon schon viele Gedankenstränge bei irgendwelchen anderen Sachen sind, immer mehr parallel abläuft und mich auf meine eigentliche, große Aufgabe zu konzentrieren durch die ganzen kleinen nebenbei immer schwieriger wird.

Fazit

Multitasking zu vermeiden ist tatsächlich für die Umgewöhnungsphase fast genau so anstrengend, wie es auszuleben (funktionieren tut es ja eben eh nicht). Ich muss sehr selbstkritisch feststellen, dass ich weitaus süchtiger bin, als mir das bisher bewusst war. Dieses Bedürfnis halte ich jetzt aber immer öfter einfach aus und merke, wie es für viele Situationen weniger wird, suche bewusst nach mehr Stille und Ruhe – auch wenn der entstandene Freiraum erstmal dazu verleitet, ihn mit Reizen zu füllen.

In kommunikativer Hinsicht hatte ich keiner Person mitgeteilt, dass ich das Experiment mache und teilweise keine Nachrichten sehen kann, um realitätsnah zu schauen, was für Nachrichten ich nicht mitbekommen habe. Und habe ich etwas verpasst? Ja schon, aber in den meisten Fällen war das eher Situationskomik. Nichts ist wirklich schief gelaufen, aber ich war natürlich auch nicht völlig weg vom Radar – Ich hoffe also, dass sich mein Bedürfnis zur Erreichbarkeit auf so ein Kompromisslevel einpendeln wird.

Inzwischen, zwei Wochen nach dem Experiment, bin ich streckenweise in alte Muster zurückgefallen: Ich habe es manchmal regelrecht genossen, mich jetzt nicht mehr so anstrengen zu müssen, wirklich nur bei der einen Aufgabe zu bleiben. Multitasking muss ja auch nicht immer schlecht sein. Aber immer wieder die Disziplin aufzubringen, mehr im Moment und bei sich zu sein, hat mir persönlich eine spürbare Verbesserung und Erholung gebracht. Meine Mitteilungen sind auch nach wie vor für fast alle Apps ausgeschaltet, lediglich Chats und Nachrichten dringen zu mir durch.

Ein Blick auf die Wissenschaft, den ich im Rahmen des Experimentes für meine eigenen Gedanken und Erfahrungen erstmal bewusst weggelassen hatte, zeigt mir abschließend, wie groß die Problematik hinter Multitasking eigentlich ist. Und dass ich auf lange Sicht meine etablierten Gewohnheiten der letzten drei digitalen Semester definitiv ändern werde.

Beitragsbild: Annica Brommann
Banner: Julia Schlichtkrull

Umgekrempelt: Vegetarisch leben

Umgekrempelt: Vegetarisch leben

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Der Hintergrund für diesen Umgekrempelt-Artikel liegt in der Fastenzeit, welche auch für viele nicht-religiöse Menschen einen Anlass für Verzicht darstellt. Fasten selbst beschreibt dabei traditionell den Verzicht auf bestimmte Speisen, Getränke oder Genussmittel, hat seinen Ursprung in der katholischen Kirche und symbolisiert dort die Vorbereitung auf das Osterfest. Mittlerweile wird der Begriff jedoch synonym für jedwede Form von Verzicht benutzt. Beliebte Beispiele sind das Smartphone– oder das Social-Media-Fasten. Der in meinem Fall korrekte Begriff wäre die Abstinenz von Fleisch in meiner Ernährung.

Ich habe meine Ernährung vom 17.02. bis zum 03.04. komplett vegetarisch gestaltet. Das mag sich zwar nach keiner großen Herausforderung anhören und auch ich muss gestehen, dass ich nicht damit gerechnet habe mich einer schwierigen Aufgabe gegenüber zu sehen. Jedoch fiel es mir tatsächlich nicht immer so leicht, Fleisch komplett aus meinem Speiseplan zu kürzen. In welchen Situationen dies der Fall war, erfahrt ihr hier.

Der vegetarische Lebensstil ist heutzutage immer verbreiteter und hat den Ruf eines Trends längst abgestreift. Gleiches zeigt auch der Markt, welcher seine Produktpalette an die steigende Nachfrage nach vegetarischen oder veganen Alternativen angepasst hat. Eine Entwicklung, die in vielerlei Hinsicht einen Fortschritt darstellt. Auf der einen Seite bedeutet das einen Rückgang in der Massentierhaltung, auf der anderen Seite entsteht durch den Verzicht auf Fleisch Platz auf dem Speiseplan für andere Lebensmittel, was in einer ausgewogeneren Ernährung resultiert.

Da hab ich mir die Frage gestellt, warum ich nicht schon früher den Versuch gewagt habe, mich fleischfrei zu ernähren. Schließlich ist vegetarisch leben heutzutage einfacher und zugänglicher als je zuvor.

Aller Anfang ist schwer?

In das Experiment bin ich ohne allzu große Vorbereitung gestartet. Ich habe mir auch wenig Gedanken über die ersten Tage gemacht, da ich bereits vor dem Fasten nur gelegentlich Fleisch gegessen habe. Das bedeutet, vielleicht an zwei bis drei Mahlzeiten die Woche. Trotz dessen habe ich noch nie für einen längeren Zeitraum vegetarisch gelebt.

Wie zu erwarten, verflogen die ersten 10 Tage wie im Flug, bis zu dem Punkt, an dem ich in meinem Alltag zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe, wie lange ich bis dato eigentlich schon ganz ohne Fleisch gelebt habe. Diese Erkenntnis brachte große Motivation mit sich, das Experiment ohne Probleme durchzuziehen. Ich war selbst überrascht, dass ich gar nicht daran gedacht habe, dass ich ja vegetarisch lebe.

Hochmut kommt vor dem Fall

Kaum motiviert, hat sich ein paar Tage danach immer wieder ein starkes Bedürfnis eingestellt, ein schönes Wiener Schnitzel oder einen Döner zu essen. Irgendwas anderes als Reis mit Scheiß oder Nudeln mit Pesto, die mich bis dahin gut über Wasser gehalten haben. Das bedeutete für mich, dass ich mich auf die Suche nach Alternativen machen musste, um meine Ernährung etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Gleichzeitig hatte ich aber in der noch herrschenden Prüfungsphase wenig Lust darauf, aufwendigere Gerichte zuzubereiten. So stieß ich nebenbei auf Joghurt sowie Soja-, Mandel- oder Hafermilch, da mir diese besser schmecken als normale Milch. Das hat zwar nichts mit meiner Aufgabe an sich tun, dennoch wollte ich diesen willkommenen, neuen Trend in meiner Ernährung festhalten. Von den tatsächlichen Fleischalternativen habe ich schon vor dem Experiment nicht allzu viel gehalten und auch während meines Experiments konnte ich nicht so ganz über meinen eigenen Schatten springen. Musste ich aber auch nicht.

Selbst nach den ersten zwei Wochen konnte ich die „Fleischeslust“ gut unterdrücken und habe mich im Großen und Ganzen sehr wohl gefühlt. Die nächtlichen Albträume von riesigen Rinderfilets, die sich vor meinen Augen in Kohlrabi, Blumenkohl oder Rote Beete verwandelt haben und mich schweißgebadet haben aufwachen lassen, blieben also aus.

Habe ich durchgehalten?

Die weiteren Wochen haben sich nicht großartig anders angefühlt. Deswegen möchte ich darauf auch nicht besonders eingehen. Mein meal of choice blieb weiterhin Nudeln mit allem, was mir in die Finger kam und meinen Fleischbedarf konnte ich weiterhin gut unterdrücken. Die Lust nach Fleisch trat immer in Kombination mit einem generellen Hungergefühl auf und ging auch wieder mit dem Hunger. Demnach hat es immer gereicht, wenn ich einfach irgendwas gegessen habe. Und da ich kein Fleisch im Haus hatte, war das Problem schnell erledigt.

Mit voranschreitender Zeit habe ich die Beobachtung gemacht, beziehungsweise das Gefühl gehabt, entweder den Geschmack von Fleisch vergessen zu haben oder anderen Speisen einen fleischähnlichen Geschmack zuzuordnen. So habe ich die typische Deftigkeit, die Fleisch nun einmal mit sich bringt, in anderen Lebensmitteln und Gerichten wiedergefunden. Besonders, wenn ich zum Beispiel Zwiebeln angebraten oder Spiegeleier zubereitet habe. Anfangs war ich auch gespannt, ob ich mich nach den Mahlzeiten generell fitter oder schlapper fühle. Jedoch ist mir diesbezüglich nichts aufgefallen. Das lag wohl auch daran, dass mein Fleischkonsum schon vor dem Experiment eher in Maßen statt in Massen ausgefallen ist.

Fazit

Während des Experiments kam mir überschwänglich der Gedanke, mich vegan zu ernähren. Nach kurzer Evaluation warf ich diesen Gedanken jedoch schnell wieder über den Haufen. Das lag vor allem an den Produkten auf Milchbasis, die wegfallen würden. So hat schon Erfolgsrapper Moneyboy in seiner Kult-Kochshow Traphouse-Kitchen formuliert: „Butter kann durch nichts ersetzt werden.“

Auch wenn mir bereits bewusst war, dass ich ein Leben komplett ohne Fleisch führen könnte, hat mir dieser Versuch nochmal vor Augen gehalten, dass ich in dieser Annahme durchaus Recht behalten habe. Dennoch wird sich an der Höhe meines Fleischkonsums voraussichtlich nicht allzu viel ändern. Dafür schmeckt mir Fleisch einfach zu gut. Darüber hinaus habe ich erneut gelernt, wie sehr ich Fleisch doch zu schätzen weiß und auch zu schätzen wissen sollte. Ohne jetzt zu sehr die Moralkeule schwingen zu wollen, möchte ich doch darauf hinweisen, dass ein regelmäßiger Verzehr von Fleisch alles andere als selbstverständlich ist und als Privileg angesehen werden sollte. Deswegen kann ich nur allen, die es nicht ohnehin schon tun, ans Herz legen, auch den Versuch zu wagen, mal Schnitzel oder Filet von der Karte zu streichen.

Beitragsbild: Adrian Siegler

Umgekrempelt: Eine Woche lang auf Musik verzichten

Umgekrempelt: Eine Woche lang auf Musik verzichten

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns (meistens) sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Wie gerne ich jetzt Musik hören würde! Aber nein! Das ist für mich nicht drin. Denn genau darum geht es: keine Musik zu hören. Eine ganze Woche lang. ‚Aber warum habe ich mir das angetan?‘, fragen sich vielleicht einige – Ich will herausfinden, wie es mir damit geht, wenn ich mich nicht den ganzen Tag über von meiner Musik beschallen lasse. Vielleicht verändert sich sogar nachhaltig etwas an meinem Musikverhalten.

Meine Ausgangssituation vor diesem Selbstversuch ist die Folgende gewesen: Ich höre andauernd und gerne Musik. Bei jeder alltäglichen Situation: beim Abwaschen, beim Zähneputzen, beim Spazierengehen oder auch zum Einschlafen. Daher musste dieses Projekt etwas warten, denn die Prüfungsphase wäre ein unmöglicher Zeitpunkt für mich gewesen, um auf Musik zu verzichten! Was hätte ich schließlich sonst in meinen Lernpausen tun sollen?!

Während meiner siebentägigen Reise bin ich vor allem der Frage nachgegangen, was Musik meinen Mitmenschen bedeutet, was sie mit ihnen macht und was sie selbst dazu verleitet, so viel Musik zu hören.

1. Tag: Montag

Am Sonntag Nachmittag stellte ich mir extra einen Erinnerungs-Wecker, damit ich nicht vergessen konnte, keine Musik zu hören. Und schon prasselten Situationen auf mich ein, in denen ich gerne Musik gehört hätte: Beim Zähneputzen, beim Abwaschen, beim Sachen packen oder auch beim Artikel schreiben. Aber das fiel alles flach. Mich umgab die pure Stille. Doch änderte sich heute irgendetwas für mich? Nicht wirklich. Ich wollte ein paar Mal auf meinen Spotify Account klicken, dann fiel mir jedoch ein, dass ich das nicht darf. Am Abend wollte mein Freund mir einen Song zeigen und er spielte ihn an, bis mir meine selbstgewählte Challenge einfiel und ich meinte: „Stopp! Ich darf keine Musik hören!“ Daraufhin wurde der Song abgebrochen und ich werde ihn mir wohl erst später anhören können.

Unsere Chef-Redakteurin Julia meint: ,,Keine Musik zu hören, wäre für mich unvorstellbar. Sobald ich aufwache, spielt Musik in meinem Kopf on repeat, und wenn ich die Zeit dazu habe, befriedige ich das Dauergedudel schon kurz nach dem Aufstehen, indem ich genau dieses Lied lautstark aus meinem Handylautsprecher ertönen lasse. Dann noch dazu beim Zähneputzen durchs Badezimmer tanzen, und der Morgen ist perfekt. Musik ist mein konstanter Begleiter — auf dem Fahrrad, beim Geschirrspülen, während des Lernens. Sie ist die perfekte Allzweckwaffe: Sie versetzt mich in eine bestimmte Gefühlslage, hilft mir bei der Konzentration oder bringt mich auf andere Gedanken, wenn es nötig ist.“

2. Tag: Dienstag

Heute sollte die größte Herausforderung des Selbstversuchs stattfinden: Eine lange Bahnfahrt stand bevor. Ein Alptraum, denn ALLE hören in der Bahn Musik. Da macht es doch am meisten Spaß, die alten Lieblingssongs zu hören und in Erinnerungen zu schwelgen, während man aus dem Fenster schaut und die Felder an einem vorbei zu fliegen scheinen. Was tut man stattdessen? Ein Buch lesen. Und ich war tatsächlich sehr stolz darauf, weil ich es im Studium kaum noch schaffe, „normale“ Lektüre zu lesen. Später schrieb ich an meinem Artikel weiter. Natürlich ganz ohne Musik auf den Ohren. Es war auszuhalten.

,,If you’ve lost your faith in love or music then the end won’t be long.“ sang schon Indie-Rock-Legende Pete Doherty. Treffender könnte man es kaum ausdrücken, findet auch der Greifswalder Studierende und Hobbygitarrist Kai. Für ihn ist Musik sein ständiger Begleiter im Alltag. ,,Musik kann jegliches Gefühl ausdrücken, passt also in jede Lebenslage. Wenn ich Musik höre oder selbst spiele, versinke ich in ihr und denke an nichts anderes, was sich sonst um mich herum abspielt.“ so Kai. Und diesen Zustand konnte ich bei ihm schon oft genug beobachten 😊.

3. Tag: Mittwoch

Schon wieder erlebte ich einen perfekten Moment, um Musik zu hören: Während eines langen Spaziergangs auf dem Heimweg. Stattdessen telefonierte ich mit jemandem. Das bot sich dann ganz gut an. An diesem Tag arbeitete ich länger an einem Artikel und wollte so gerne wieder Musik hören, aber ich hielt es auch dieses Mal wieder ohne aus.

Meine Freundin Lea fragte ich auch, was Musik für sie bedeutet: ,,Musik bedeutet für mich Individualität. Es ist Ausdruck meiner Persönlichkeit. Musik hilft mir mich besser zu fühlen, mich zu verstehen und mich zu trösten. Über Musik findet man zusammen. Man schließt Freundschaften. Und Musik ist natürlich auch da, um abzutauchen und Zeit zu überbrücken.“

4. bis 6. Tag: Donnerstag bis Samstag

Die Tage über kam ich sehr gut mit der Situation klar. Tatsächlich viel besser als ich dachte. Ich las in Situationen, in denen ich vielleicht träge im Bett liegen würde, um der Musik zu lauschen. Und ansonsten herrschte Stille oder ich hörte einen Podcast, während ich anderen Tätigkeiten nachging. Außer wenn Filmen und Serien Zuhause liefen. Da konnte (und durfte) ich nicht ins Musikgeschehen eingreifen. Von Donnerstag bis Samstag passierte an sich auch nichts Spannendes, was das Selbstexperiment anging. Ich habe mich viel schneller an die Situation ohne Musik zu „leben“ gewöhnt als gedacht.

Meine Freundin Lilly meint: ,,Musik ist der Schlüssel zur Verwandlung in andere Welten. Die Möglichkeit durch die Zeit zu reisen. Die Fähigkeit, eine andere Identität auszuleben und somit das eigene Potential neu zu entdecken.“

7. Tag: Sonntag

Ich freue mich wirklich sehr auf morgen. Nun brauche ich mich nicht mehr zu erschrecken (und auch schuldig zu fühlen), wenn ich auf einmal Background-Musik in einem Film oder einer Serie höre, was mir mehr als nur einmal passierte.

Jetzt habe ich andere Personen gefragt, was Musik für sie bedeutet. Aber zum Schluss will ich die Frage auch für mich selbst beantworten. Meine Musik gibt mir in den unterschiedlichsten Phasen meines Lebens Halt. Ich wähle sie mir (meistens selbst) aus und sie versteht mich, ohne mich zu kennen. Und darf mich gleichzeitig mit einem leichten Mantel der Heimat umdecken. Manche Lieder erinnern mich an Reisen mit guten Freunden, an Verflossene, diverse Familienfeiern oder auch an die Zeit beim verzweifelten Lernen. Man erstellt sich Playlisten, die genau auf diese Geschehnisse zugeschnitten sind. Deine Musik ist immer für dich da und wird dich nie im Stich lassen.

Fazit

Ein Tag nach dem Selbstversuch stellte ich fest, wie sehr mir mein Musikgeschmack auf die Nerven ging. Ich musste mich erst einmal wieder in meine Musik eingrooven. Mein Freund nennt meinen Musikgeschmack immer „Depri-Mucke“. Jetzt kann ich ihn eindeutig besser verstehen. Ich hatte das Gefühl, die Musik einer anderen Person zu hören. Das Gefühl hielt aber auch nur zwei Stunden an. Danach war ich wieder von dem Gefühl umgeben, nach Hause gekommen zu sein.

Weiterhin werde ich in alltäglichen Situationen Musik hören, aber dafür umso mehr die Stille genießen.

Und zu guter Letzt kommen noch von unserem Redakteur Philipp seine Musikweisheiten:

  1. Für mich persönlich ist Musik wohl der zentrale Stimmungsmodulator in meinem Leben. Mit dem passenden Lied kann man Gefühle verstärken, dämpfen oder in eine ganz andere Richtung umlenken. Damit haben Radiosender und heute umso mehr auch KIs zur individualisierten Song-Auswahl einen großen Einfluss auf unsere Stimmung.
  2. Musik ist für mich der eleganteste Weg, um fremde Kulturen kennenzulernen. Sie funktioniert nonverbal und verständigt Menschen auf einer emotionalen Ebene. Außerdem ist sie immer offen für neue Einflüsse und symbolhaft dafür, wie wir voneinander lernen und uns gegenseitig besser machen können.
  3. Im digitalen Zeitalter noch mehr als früher schon, ist Musik immer auch eine endlose Suche. Und gerade das macht für mich einen großen Teil der Faszination aus: immer neue, spannende Klänge zu finden. Egal ob beim Jammen mit Freund*innen oder beim Durchstöbern von Streaming-Diensten, es gibt so viele coole Sounds, die entdeckt werden wollen!
  4. Last but not least ist Musik immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Vom einzelnen Lied mit Einflüssen aus aller Welt bis hin zum Musik-Business als Ganzem, in dem wir lange zwar immer mehr Musik konsumieren, aber gleichzeitig immer weniger dafür ausgeben wollten. Langsam scheint sich jedoch auch hier die Einsicht und damit eine Trendwende anzubahnen.

Beitragsbild: Eric Nopanen
Banner: Julia Schlichtkrull

umgekrempelt: 8 Tage Schlafrhythmus

umgekrempelt: 8 Tage Schlafrhythmus

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns (meistens) sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Früher hatte ich immer Angst vor der vierfachen 0, der bösen Geisterstunde. Diese Angst ist glücklicherweise in der Kindheit geblieben, damit aber auch meine Disziplin, vor 12 Uhr schlafen zu gehen. Stattdessen liebe ich inzwischen die nächtliche Ruhe und die taube Dunkelheit draußen, die manchmal für so viel Freiraum oder Entspannung sorgen, dass ich einfach nicht schlafen gehen mag. Mein Hang zur Nachteule verträgt sich allerdings auch nicht mit dem Wunsch, nicht zu spät in den neuen Tag zu starten und morgens von selbst aufzuwachen, anstatt unsanft aus dem Schlaf geklingelt zu werden.

Was diese Zeiten angeht, habe ich insbesondere mit dem fortschreitenden Februar meinen Takt ein wenig verloren und versuche mich daher wieder an etwas mehr Rhythmus. Auch wenn es natürlich länger dauert, bis sich die innere Uhr auf wiederkehrende Zeiten einstellt, stecke ich mir für 8 Tage das Ziel, von 00:00 Uhr bis 08:00 Uhr zu schlafen.

Donnerstag 23:32 – 08:00 Uhr

Ich starte in meine erste umgekrempelte Nacht mit höllischen Kopfschmerzen und nehme das Experiment dementsprechend gerne an. Trotz des hämmernden Schädels bin ich allerdings auch erst relativ spät schlafen und beobachte hieran, wie oft ich die Stunden abends noch rumschlage. Und das, auch wenn ich bereits so müde bin, dass ich auch einfach früh schlafen gehen könnte. Die Stunde(n), die ich dann doch noch wach verbringe, ist (sind) meistens dem Gedanken geschuldet, dass ich noch etwas freie Zeit haben möchte und die nächtliche Ruhe zum Ausklingen brauche – der frühere Schlaf wäre aber wahrscheinlich doch deutlich erholsamer.

Freitag 02:00 – 08:15 Uhr

Es ist Freitagabend und schon stehe ich vor dem typischen Problem, was einfach schwer mit Routinen und einem Sozialleben vereinbar ist: festes Abendprogramm (in der WG). Ich habe mich die ganze Woche darauf gefreut und fand Let’s Dance und meinen frühen Schlaf gegeneinander abgewogen doch wirklich in Ordnung. Um im Rhythmus zu bleiben, war der Wecker trotzdem erstmal auf 8 Uhr gestellt, wobei ich mir angesichts der späten Stunde noch ein Viertelstündchen mehr geschenkt habe.

Als ich ins Bett gegangen bin, habe ich dann aber immerhin meditiert, anstatt noch das Handy zu zücken und durch die virtuelle Welt zu scrollen. Das ist etwas, was ich sonst nicht oder erst später gemacht hätte, denn leider gehört mein Handy so zu meiner Einschlafroutine, dass mir alles andere erstmal sehr langweilig erscheint. Trotz der endlich vermiedenen Reizüberflutung und meines aktuell reibungslosen Schlafs konnte ich nur leider überhaupt nicht wegdämmern. Vielleicht tanzte mein Kopf einfach noch ein bisschen auf dem Parkett.

Samstag: 02:30 – 09:15 Uhr

Schlafen vor Mitternacht und die Endphase der ganzen Hausarbeiten – eindeutig nicht so verträglich. Tatsächlich war die Arbeitsnacht aber eingeplant und hat auch ihren gewünschten Workflow gebracht, trotzdem fühlt es sich doch etwas ernüchternd an, wie schwer das „frühe“ Schlafengehen bisher umzusetzen ist. Da ich den Tag entsprechend viel Energie verbraucht habe und die Nacht davor kaum Schlaf finden konnte, wandert mein Wecker doch zur 9, damit ich am nächsten Tag fit bin.

Sonntag 00:27 – 08:30 Uhr

Ach ja, wir nähern uns der 12, aber so richtig klappt es noch nicht. Heute Abend hatte ich ursprünglich noch so viel Zeit, dass ich es so locker bis 24 Uhr geschafft hätte und dadurch viel zu sehr getrödelt habe. Und ich muss gestehen, dass ich zwar um 00:01 Uhr fertig im Bett lag, meine Selbstdisziplin dann aber nicht gereicht hat, um nicht noch das YouTube-Video zu gucken, was ich mir die ganze Zeit vorgenommen habe. Da das Video 23 Minuten lang war, hatte ich mir also fest vorgenommen, um 23:30 Uhr bettfertig zu sein und dann noch genug Zeit zu haben. Geschaut habe ich es dann trotzdem, upsi.

Montag 00:30 – 08:30 Uhr

Die feste Schlafenszeit macht sich auch in der WG-Planung bemerkbar: Wir haben heute länger gearbeitet und wollten zur Belohnung eine Folge unserer Serie schauen und mussten dementsprechend rechnen, wann wir dann damit anfangen müssen, den Schokopudding dafür zu kochen, um dann mit den 45 Minuten der Folge und der Zeit im Bad bis 12 fertig zu sein. Mit Blick auf meine tatsächliche Schlafenszeit haben wir uns zwar nicht verrechnet, allerdings kam dann das Staffelfinale und das konnten wir ja nicht einfach mittendrin unterbrechen, wie das dann so ist… 

Aber immerhin: Ich bin wieder direkt ins Bett gegangen und habe noch meditiert, anstatt ans Handy zu gehen und das ist vielleicht noch mehr hervorzuheben, als jetzt die 30 Minuten, die ich außerplanmäßig länger wach war. Trotzdem war ich gerädert wie sonst was am nächsten Morgen, nicht gerade motivierend.

Dienstag 00:17 – 08:20 Uhr

Aiaiai es ist gerade 23:49 Uhr und ich bin noch am Schreibtisch. Daher muss ich schon wieder so auf die Tube drücken, dass ich es bis 0 Uhr ins Bett schaffe, wodurch ich jetzt aber auch keinen Feierabend hätte, manno! Daher überlege ich, meinen geplanten Rhythmus auf 00:30 Uhr zu ändern, das zeichnet sich ja sowieso gerade ab. 
Obwohl ich dann fast mit einer Punktlandung um 00:01 Uhr im Bett lag, habe ich mir wenigstens noch kurz Zeit am Handy genommen, diese aber wesentlich kürzer gehalten als sonst und bin nach einer viertel Stunde schlafen gegangen. Das verbuche ich definitiv als Erfolg!

Mittwoch 01:57 – 08:30 Uhr

Huhu, hier meldet sich erneut die Studentin, die ihren Nachtflow der festen Schlafenszeit vorziehen muss. Es ist bereits 00:54 Uhr und ich hatte sogar ursprünglich einen Wecker auf 23:30 Uhr gestellt, damit ich ganz vorbildlich zu meiner Sperrstunde im Bett bin. Da ich bei dessen Klingeln aber so eine produktive Phase hatte, habe ich beschlossen, dass ich heute halt länger wach bleibe. Letzten Endes finde ich es dann besser, nach dem Gefühl zu gehen und solche Phasen zu nutzen, die ich tagsüber schwerer erreiche, als dann auf Krampf schlafen zu gehen.

Ich bin am nächsten Morgen dann aber doch um 8:30 Uhr aufgewacht, obwohl mein Wecker auf 9 Uhr gestellt war, juhu! Normalerweise hätte ich mich jetzt noch einmal umgedreht, erfahrungsgemäß bin ich dann aber so matschig, dass ich dieses Mal also direkt wach geblieben bin. Ein erster Schritt in den früheren Morgen, nur mit dem Aufstehen hat es dann doch noch etwas gedauert.

Donnerstag, 00:02 – 08:00 Uhr

Ich habe bis 23 Uhr gearbeitet und wollte abends endlich mal wieder ein bisschen Serie gucken und eine ruhige Nacht haben, die ich doch so liebe. Das war eigentlich auch sehr schön, allerdings hatte ich mein Handy nicht bei mir und wusste dadurch die ganze Zeit nicht, ob es jetzt schon Richtung 12 geht oder nicht. Das war dann dementsprechend nur so halb entspannt (ja ich hätte aufstehen und nachgucken können, aber so vom Prinzip her) und ich finde, dass mir ein (mehr oder weniger) strikt eingehaltener Schlafrhythmus dann auch nichts bringt, wenn ich vor dem Schlafen nicht unbefangen runterfahren kann. 

Magischerweise habe ich dann aber tatsächlich um 23:48 Uhr aufgehört, mich also in Windeseile bettfertig gemacht und es dann mal rechtzeitig geschafft. For the sake of umgekrempelt-Tag 8 bin ich dieses Mal ganz ohne Handy oder Meditation ins Bett gegangen und habe mich der Reizlosigkeit ausgesetzt, die ich sonst immer zu vermeiden versuche. Und siehe da, wie zu erwarten tut die Ruhe dem Kopf ganz gut, ich habe ein wenig in den dunklen Himmel aus dem Fenster geschaut und versucht, den Freiraum zu genießen, anstatt ihn fluchtartig zu füllen.

Fazit

Schon auf den ersten Blick ist erkennbar, dass die festen Zeiten für mich gar nicht so einfach waren. Letztendlich ist aber auch Vieles irgendwie Kopfsache, bei mir jedenfalls. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, wann ich bestenfalls schlafen und aufstehen sollte, damit ich mich gut fühle und positiv in den Tag starten kann. Diese Zeiten je nach Abendprogramm und potenziellen Work- oder Entspannungsflows dann aber ohne schlechtes Gewissen zu überziehen, ist für mich der bessere Weg.

An dem umgekrempelt-Experiment hat sich allerdings gezeigt, was mich sowieso täglich beschäftigt: die schwindende Disziplin bei unnötiger Handyzeit. Wo ich eigentlich immer auf mein gesundes Maß stolz war oder abends so gerne gelesen habe, ist mit jedem Monat Lockdown auch meine Bildschirmzeit beträchtlich in die Höhe gegangen. Das wäre auch völlig in Ordnung, wenn es mir denn gut tun würde. Allerdings noch so vielen Reizen, Lichtern und Farben ausgesetzt zu sein, wenn ich doch eigentlich in einen friedlichen Schlaf übergehen möchte, ist etwas, was sich leider noch viel stärker als mein Rhythmus etabliert hat. Dass es sich lohnt, diesem Drang zu widerstehen, habe ich durch die letzte Woche endlich mal wieder erleben können, anstatt es mir immer nur vorzunehmen.

Beitragsbild: Annica Brommann
Banner: Julia Schlichtkrull

umgekrempelt: Wo kann man das kaufen? – Ein Monat ohne Konsum

umgekrempelt: Wo kann man das kaufen? – Ein Monat ohne Konsum

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Laut einer Datenerhebung des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2019 werden in Deutschland pro Haushalt monatlich 345 € für Klamotten, Innenausstattung und anderweitige Waren ausgegeben. Für diese Umfrage wurden bundesweit 8000 Haushalte zu ihren Ausgaben befragt. 

Es war Februar, mein Bankkonto geschröpft von Weihnachten und mehreren Geburtstagen von Freund*innen und Familie im Januar. Und aufgrund dieser Ausgangssituation entschloss ich mich, einen Monat lang nichts zu kaufen. Ich weiß, drastisch, aber es war definitiv nötig. Diesen Versuch habe ich bereits letztes Jahr schon einmal ausprobiert und mein Kontostand dankte es mir. Denn wie die meisten kaufe ich nicht groß und viel ein, sondern ab und an kleine Dinge, welche sich aber in der Summe sehen lassen können. Ich legte fest, dass ausgeschlossen von dieser wahnwitzigen Idee natürlich Essen, wenn nötig Medikamente und Fahrkarten waren. Die größte Verführung in dieser Jahreszeit werden wohl die unzähligen Wintersale-Angebote und Rabattankündigungen per Newsletter sein, denen ich widerstehen muss. Ich habe mir für den Fall der Fälle überlegt, dass wenn ich wirklich kurz davor bin etwas zu kaufen, ich mich wirklich 5 Mal fragen werde, ob ich diesen einen Gegenstand wirklich brauche und ob ich ohne ihn bislang nicht auch ganz gut ausgekommen bin. 

1. Woche

Es ist Sonntag der ersten Woche meines Selbstexperiments, und soweit habe ich mich ganz gut geschlagen, auch wenn die Versuchung groß war. Bereits am Montag, dem ersten Tag dieses Versuchs, begrüßte mich morgens der erste Newsletter für einen Wintersale mit kräftigen Rabatten. Es reizte mich, es juckte mir in den Fingern und ich musste die Angebote durchstöbern. Doch ich blieb standhaft! Ich legte zwar unzählige Teile in meinen Warenkorb, aber kaufte keins davon. Da musste ich mir mal selber auf die Schulter klopfen. Der Rest der Woche hielt noch weitere solche Hürden für mich bereit, aber bislang blieb ich standhaft. Was mir besonders in die Hände gespielt hat, war der Fakt, dass ich weder etwas aufgebraucht habe, noch irgendetwas Wichtiges kaputt ging und ich durch Nachkäufe bei dm und Co. erst gar nicht in Versuchung kam, doch noch die eine Creme oder dieses neue Produkt mit der tollen Verpackung mitzunehmen. Allgemein kommt man durch das Hausarbeitenschreiben viel weniger raus und hat fast gar nicht die Zeit, die wenigen offenen Läden zu durchstöbern. 

Im Moment denke ich, dass ich nächste Woche weiter so problemlos das Experiment vollziehen kann.

2. Woche

Die zweite Woche ist rum und war wie erwartet relativ problemlos. Dazu muss ich aber eingestehen, dass ich bedingt durch Hausarbeiten nur äußerst selten die eigenen vier Wände, bis auf meinen Morgenspaziergang, verlasse. Dafür fange ich schon an zu überlegen, was ich mir nach diesem Experiment denn alles gönnen könnte. Dabei denke ich nicht an etwas besonders Aufregendes, sondern eher an so etwas wie Klebefallen für die Trauermücken, die es sich in meinen Topfpflanzen gemütlich gemacht haben, oder neue Kugelschreiber. Es sind halt die kleinen Dinge im Leben. 

Doch in Versuchung gekommen bin ich auch diese Woche, als ich notgedrungener Weise in den Drogeriemarkt meines Vertrauens musste, weil mein Kokosöl, welches ich zum Backen verwenden wollte, alle war. Kaum nahm ich im Laden Kurs auf das Lebensmittelregal, sprang mir ein To-Go-Kaffeebecher ins Auge. Er war ganz handlich, mit rosa Deckel und einem schönen Blumenmuster. Es war quasi Kauflust auf den ersten Blick. Ich guckte mir das gute Stück noch etwas genauer an, aber vermied dabei überhaupt aufs Preisschild zu gucken und versicherte mir selbst, dass so ein schnittiger Kaffeebecher definitiv was kosten würde und dementsprechend gegen das Experiment verstößt. Also bin ich stark geblieben und nur mit meinem Kokosöl wieder nach Hause, auch wenn ich den Rest des Tages noch an den Becher dachte. Wie es ihm jetzt wohl geht? 

3. Woche

Auch diese Woche verlief sehr gut und weiterhin konsumfrei. Jedoch muss ich zugeben, dass es mich nach der erfolgreichen Prüfung schon sehr in den Fingern juckte, mich mit einem Schnäppchen der laufenden Winter Sales zu belohnen. Aber ich blieb standfest!

4. Woche

Auf der Zielgeraden! Für mich ging es in dieser Woche nach Hause, in ein 350 Seelen Dorf, wo die Einkaufmöglichkeiten in einem 10 km Radius mehr als begrenzt sind. Folglich fiel es mir in dieser Woche umso leichter, nichts zu kaufen. Durch die wenigen Möglichkeiten, mein Geld auszugeben, flachte mein Verlangen auch umso mehr ab. Selbst das bestellen von Konsumgütern birgt die Gefahr, dass, wenn man den Postboten verpasst, das Paket im nächsten 7 km entfernten Ort abgegeben werden würde. Dieser ist jedoch nur mit dem Auto oder dem Bus zu erreichen. Dementsprechend habe ich es vollbracht auch in dieser Woche, bis auf Lebensmittel, nichts zu kaufen. Damit war der konsumfreie Monat vorbei!

Fazit?

Tja und was nehm ich daraus mit? 

Ich werde auch im März weiter machen und mir vermehrt die Frage stellen, ob ich das wirklich brauche oder ob es nur ein Kauf im Affekt ist. 

Mir persönlich ist nämlich ganz stark aufgefallen, wie oft mir im Alltag Dinge über den Weg laufen, bei denen ich zu schnell die Idee verherrliche, diesen Gegenstand zu besitzen. Gerade Werbungen und Rabattcodes auf Instagram und Co. verlocken sehr oft zu Anschaffungen im Affekt, aber die Frage nach dem tatsächlichen eigenen Bedarf wird sich dabei relativ selten gestellt. Ich kann so ein Selbstexperiment nur weiter empfehlen, da es einem das eigene Kaufverhalten ganz deutlich vor Augen führt. Euer Konto wird es euch auf jeden Fall danken.

Beitragsbild: Paweł Czerwiński auf Unsplash.

Umgekrempelt: Voll im Saft stehen

Umgekrempelt: Voll im Saft stehen

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Saft, das Blut der Früchte. Wer wollte als Kind nicht schon immer mal ein Vampir sein. Wahrscheinlich nicht allzu viele, jedoch ist das jetzt möglich und soll sogar sehr gesund sein. Nur eben nicht mit Blut von Tieren oder Menschen, sondern von Obst und Gemüse. Die Saftkur ist eine der heißesten Lifestyle-Erfindungen der letzten Jahre. Hier ist das Experiment.

Bei einer Saftkur geht es darum, sich eine bestimmte Zeit ausschließlich von Saft zu ernähren. Dadurch soll erreicht werden, dass die natürlichen Reinigungskräfte des Körpers unterstützt werden, um Schadstoffe zu beseitigen. So soll eine Saftkur besonders bei Personen, die häufig unter Müdigkeit oder Abgeschlagenheit leiden, eine Methode sein, um sich wieder fitter zu fühlen. Energie- und Motivationsgewinn soll also die Folge sein. Außerdem soll die rein flüssige Ernährung der Verdauung wohltun.

Innerhalb der Saftkur, die zwischen einem und neun Tage lang sein kann, soll über den Tag verteilt eine Menge von sechs Säften mit je 500 ml getrunken werden. Nebenbei soll keine andere Nahrung zu sich genommen werden. Ausschließlich Wasser oder Tee kann zusätzlich getrunken werden, um nicht zu dehydrieren.

Es gibt im Internet eine Reihe an vorgefertigten Programmen für eine Saftkur, sodass man sich die Menge an Saft je nach Dauer einfach zuschicken lassen kann. Diese sind jedoch recht kostspielig. Für die Saftzusammenstellung kann sich jedoch trotzdem gerne daran inspiriert werden, da die Hersteller oft auch die Zusammenstellungen ihrer Säfte darbieten. Wichtig ist es darauf zu achten, dass die Säfte, die man kauft, möglichst rein — also frei von Konservierungsstoffen und ähnlichem — sind. Darauf sollte besonders geachtet werden, um sich in der Zeit möglichst von natürlichen Mitteln zu ernähren. Zudem sollte die Zusammenstellung der Säfte möglichst divers sein, damit der Körper mit verschiedensten Stoffen versorgt wird, die für ihn wichtig sind. Besonders Gemüsesäfte aus verschiedenen Komponenten bilden daher einen wichtigen Bestandteil.

Ich habe mich drei Tage lang nur von Saft ernährt, weil das Abenteuer niemals schläft. Dazu habe ich mir folgenden Plan aufgestellt:
8.00 Uhr: 0,25 Liter Fruchtsaft, 0,25 Liter Mandelmilch
10.30 Uhr: 0,5 Liter Fruchtsaft
12.00 Uhr: 0,5 Liter Gemüsesaft
14.30 Uhr: 0,5 Liter Fruchtsaft
17.30 Uhr: 0,5 Liter Fruchtsaft
19.00 Uhr: 0,5 Liter Gemüsesaft

In der Regel wird empfohlen alle zwei Stunden einen halben Liter Saft zu trinken.
Meine Saftauswahl bestand aus Fruchtsäften wie Apfelsaft, Orangensaft, Maracujasaft und Ananassaft, aus Gemüsesäften wie Tomatensaft, Karottensaft, Rote-Beete-Saft sowie aus kombinierten Gemüsesäften und aus Mandelmilch.
In vorgefertigten Programmen wurde oft Mandelsaft in kombinierten Säften verwendet, sodass ich Mandelmilch als Ersatz dafür benutzt habe.

Tag 1:
Die ersten Liter sind die schwersten, sagen sie. Danach wird es leichter.
Ich hoffe, sie haben damit Recht, denn der Spaß war heute nicht der saftigste.
Der morgendliche Orangensaft ist noch gut zu vertragen, aber spätestens zum Mittag wünsche ich mir irgendeine Art von fester Nahrung. Was würde ich geben für ein paar goldene Töften und ein Stück gebackenen Fisch. Jedoch nur ein halber Liter Tomatensaft wartet auf mich. Am Nachmittag bietet eine Tasse warmer Apfelsaft mit einer Prise Zimt eine willkommene Überraschung und lenkt von dem gelegentlich eintreffenden Krankheitsgefühl ab.
Am ersten Tag bildet Karottensaft den Abschluss, der nur sehr schwer zu vertragen ist, sodass ich mit einem eher unwohlen Gefühl ins Bett gehe.

Tag 2:
Mein Mund fühlt sich nur noch nach Saft an. Im Prinzip fühlt sich mein ganzer Körper nach Saft an. Besonders der Gemüsesaft ist nicht immer der schmackhafteste.
Für alles gibt es nur eine Lösung: Du hast Hunger? Trink doch etwas Saft! Dir tut etwas weh? Dann trink doch etwas Saft! Deine Frau hat dich verlassen und hat die Kinder mitgenommen? Dann trink doch endlich mal etwas Saft.
Der Hunger lässt sich durch den Saft nur immer kurzzeitig in Grenzen halten. Das Leid hat an Tag 2 deutlich seinen Höhepunkt erreicht.

Tag 3:
Was ist das? Ich verspüre eine aus den letzten Tagen unbekannte Energie. Ist es die Hoffnung auf ein baldiges Ende, oder sind es doch die Unmengen an Fruchtzucker, die langsam ihrer Wirkung nachkommen? An den Geschmack mancher, am Anfang nicht ganz so köstlicher, Saftigkeiten habe ich mich mittlerweile auch gewöhnt. Scheinbar ist das ganze doch vielleicht etwas wert. Zunehmend stelle ich mir auch vor, wie Schadstoffe aus meinem Körper nur so herausfließen.
Am Ende des Tages kann ich zufrieden die letzten Gläser überwinden.

Fazit:
Auch wenn es am Anfang schwer war, muss ich zugeben, dass die Saftkur mir zumindest bislang nicht geschadet hat. Da ich bereits davor nicht an Motivationsproblemen gelitten habe, kann ich aber schwer feststellen, ob der gewollte Effekt wirklich eingetreten ist. Jedenfalls ist immerhin keine negative Wirkung dieser Art festzustellen.
Daher kann ich sagen, dass die Saftkur wohl durchaus etwas bringen kann. Trotzdem werde ich das ganze für eine Weile wohl nicht nochmal machen. Aber vielleicht kann ja eine jährliche Tradition daraus werden.

Beitragsbilder: Fabian Kauschke