Theaterrezension: “Wer hat Angst vor Virginia Woolf?”

Theaterrezension: “Wer hat Angst vor Virginia Woolf?”

Das Theater Vorpommern hat die Türen zu seinen heiligen Hallen geöffnet und der Betrieb läuft wieder. So auch das Drama “Wer hat Angst vor Virginia Woolf?”, eine Tragikomödie über die Beziehungen zweier Pärchen, bei denen die berühmte rosa-rote Brille schon ordentliche Knackse erlitten hat.

Verbale Boxkämpfe und rhetorische Leberhaken

“Ich schwör’s dir…wenn du existieren würdest, ich würde mich scheiden lassen…” Uff. Schon im ersten Akt fliegen bei Martha (Claudia Lüfftenegger) und George (Mario Gremlich) ordentlich die Fetzen. Es fühlt sich an wie ein verbaler Boxkampf, bei dem beide Figuren versuchen, einen rhetorischen Leberhaken möglichst schmerzhaft beim Gegenüber zu platzieren. Die Gemeinheiten finden im Laufe des Stücks ihren Höhepunkt, als Martha anfängt, mit Nick (Tobias Bode) vor den Augen ihres Mannes zu flirten (siehe Bild). Wie bei einem Boxkampf gibt es aber auch die kleinen Ruhephasen. Bei Martha und George spiegelt sich das in gemeinsamem Gelächter wider und man hat das Gefühl, dass das einzige, was diese beiden in ihrer Beziehung noch gemeinsam haben, Niederträchtigkeit sei. Das sonst so leichtlebige Studierendengehirn fragt sich bei diesem Stück auf einmal, ob Vodka vielleicht der einzige Treibstoff einer langjährigen Beziehung ist.

Wer hat Angst, sein Leben ohne Illusionen zu Leben?

Das Stück hatte seine Uraufführung 1962 in New York und wurde von dem Dramatiker Edward Albee verfasst. 1966 erhielt es sogar den Ritterschlag einer Verfilmung (5 Oscars), in welcher sich Elisabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen einen Geschlechterkampf liefern. In der Darstellung der Perfidität und Boshaftigkeit stehen die Schauspieler*innen des “Theater Vorpommern” den Hollywoodgrößen in nichts nach und schaffen es, großes Theater in Greifswald zu etablieren. Die Interpretation von Reinhard Göber beschönigt nichts und trotzdem bewerkstelligt es die Inszenierung, das ein oder andere befreiende Gelächter aus dem Publikum herauszukitzeln. Das ganze Stück hält sich an die aristotelische Einheit von Zeit, Ort und Handlung, was dem geschulten Möchtegern-Germanisten, wie dieser Autor einer ist, natürlich sofort auffällt. So findet die ganze Handlung an einem einzigen Abend im Wohnzimmer von Martha und George statt. Sie kommen gerade von einer Party und während George eigentlich ins Bett möchte, erwartet Martha noch Gäste. Das junge Paar Nick (Tobias Bode) und Süße (Friederike Serr) kommen auf einen Mitternachtstrunk bei dem “Liebespaar” vorbei. Zunächst werden die beiden nur in den Konflikt von George und Martha eingebunden, woraufhin jedoch auch ihre eigenen Probleme zum Vorschein kommen, die es ordentlich in sich haben. Es ist wirklich schwierig, nicht selbst verbittert zu werden bei einer so großartigen Darstellung der Hassliebe von allen vier Darsteller*innen. Aber was zur Hölle hat das mit Virginia Woolf zu tun? Edward Albee beantwortet die Frage wohl folgendermaßen: “Wer hat Angst, sein Leben ohne Illusionen zu leben?” Virginia Woolf war bekannt dafür, der Gesellschaft einen Spiegel vorzusetzen, der die ungeschönte Realität unserer geistigen Zustände gnadenlos aufzeigt. Mit dieser Perspektive wird der Name des Stücks, das eigentlich “Excorzism” heißen sollte, nachvollziehbar. Alle Charaktere spielen sich selbst auf die eine oder andere Art und Weise etwas vor und kommen somit in Konflikt mit ihrem Umfeld, vor allem mit dem unmittelbaren: “Dem*r Ehepartner*in”.

Zyniker*innen sind nur enttäuschte Romantiker*innen

Der Zynismus tröpfelt durch jeden Akt dieses Stückes. Insbesondere der Selbsthass, den die Figuren in sich tragen, wird, wie bereits erwähnt, auf die Umwelt projeziert und vorallem auf den*die Partner*in. Deswegen bekommt eine besondere Szene auf einmal sehr viel Bedeutung. Martha und George erinnern sich daran, wie sie sich kenngelernt haben. Dieser kleine Schnipsel des Romantischen zeigt, wie ehrlich sich die beiden einmal geliebt haben. Der kurze Einblick in die Vergangenheit ist jedoch schnell vorbei, als Martha schreit: “Da wusste ich noch nicht, was für ein VERSAGER er ist”. Wie es so oft bei Romantiker*innen der Fall ist, konnten beide den gegenseitigen romantischen Vorstellungen nicht gerecht werden und so haben sie in ihrer Enttäuschung den Zynismus als Schutzschild gewählt, um nie wieder so ernüchtert zu werden. Man könnte also ganz pathetisch aus dem Drama die Lebenslektion ziehen, dass die Zyniker*innen unserer Gesellschaft vielleicht nichts weiter sind als enttäuschte Romantiker*innen. Schlussendlich lässt sich sagen, dass dieser sezierende Blick in die kleinste Zelle einer Gesellschaft, die Familie, überaus gelungen ist und zum Nachdenken anregt. Die Gemeinheiten sind zum Teil bestürzend, zum Teil unterhaltsam und man hat danach viel Gesprächsstoff für die nächsten Tage. Für ein erstes Date wäre dieses Stück wahrscheinlich nicht gerade optimal gewählt, aber für den*die leidenschaftliche*n Theatergänger*in oder auch nur Kulturinteressierte*n ist das Drama ein absolutes Muss.

Beitragsbild: Peter van Heesen 

Einfach mal die Zeit nehmen und abtauchen in Subnautica

Einfach mal die Zeit nehmen und abtauchen in Subnautica

In Zeiten der dritten Welle und auch Schnee im April sehnt man sich doch auch mal wieder an einen warmen Ort. Nach dem Meer? Sonnenschein? Einem wohligen Gefühl der Entspannung? Dann schaut euch doch mal Subnautica an. Hier erwarten euch aber nicht nur fantastische Urlaubsgefühle…

Bevor es aber um das eigentliche Spiel geht, erst einmal ein paar Hintergrund-Infos: Das Survival-Spiel Subnautica wurde vom US-amerikanischen Entwicklerstudio Unknown Worlds Entertainment entwickelt und 2014 erstmals im Early Access Programm von Valve auf der Plattform Steam veröffentlicht. Seit 2018 ist das Spiel in der Vollversion verfügbar.
Jetzt, wo das geklärt ist, stürzen wir uns mal in das Spiel.

Schwärze umgibt euch. Das leise Dröhnen einer Alarmsirene wird hörbar. Ihr öffnet die Augen. Eine in rotes Warnlicht getränkte Rettungskapsel erscheint. Wo bin ich? Was ist passiert? Um diese Frage zu beantworten schaut ihr euch als erstes in der Kabine um. Euer Reparaturwerkzeug wird direkt benötigt, um die Elektronik der Kapsel zu reparieren. Sofort fahren die Scanner wieder hoch und teilen euch mit, dass ihr auf einem Planeten mit einer atembaren Atmosphäre seid. Also nichts wie auf mit der Luke und umschauen!

Endlose Weiten. Blauer Himmel. Strahlender Sonnenschein. Und nichts als Wasser umgeben euch, soweit eure Augen reichen. Doch da ist noch etwas: Das Raumschiffwrack. Gerade war man noch auf einer Baumission für die Altera Corporation. Phasentore sollten gebaut werden, um diesen Teil des Universums zu erschließen. Aber was genau ist passiert? Ein Fehler? Ein Angriff? Oder vielleicht Sabotage? Doch die Antworten müssen noch warten, denn um dahin zu kommen, wird es noch etwas dauern. Der atombetriebene Antrieb ist beschädigt worden und nun tritt radioaktives Wasser aus, informiert euch der Scanner.

Der Ausblick von der Rettungskapsel auf das Raumschiffwrack

Also erstmal zurück in die Kapsel und sammeln: Trinkwasser, Nahrung, Energiegewinnung, Aufklärung der Umgebung. Auch eine Erkundungstour lohnt sich. Direkt nach dem Sprung ins Wasser wird klar: eine fantastische Flora und Fauna umgeben euch. Überall sind bunte Fische und Pflanzen zu entdecken. Das Sonnenlicht schimmert durch die Wasseroberfläche und lässt wunderschöne Lichtspiele zu. Doch natürlich sind diese Meeresbewohner nicht alle friedlich. So tummeln sich an den dicht bewohnten Riffen auch kleinere Räuber. Diese stellen aber keine wirkliche Gefahr dar und die ersten Minuten des Spiels füllen sich mit der Beschaffung grundlegender Materialien in der ruhigen Umgebung.

Der erste Abschnitt des Spiels fühlt sich also durchaus so an, wie eine moderne Zukunftsversion von Robinson Crusoe. Jedoch bemerkt man schnell, dass auf dem Ozeanplaneten nicht alles mit rechten Dingen läuft. Schnell fallen mysteriöse Details des Absturzes auf und man begibt sich buchstäblich immer tiefer in unsichere Gefilde während der Spurensuche. Mit Upgrades, weiteren Werkzeugen (und auch Fahrzeugen!) wird die Erkundung der tieferen Unterwasserlandschaften zwar etwas einfacher, aber trotzdem kein Spaziergang. Doch behaltet bloß eure Sauerstoffanzeige im Auge! Nicht nur der fehlende Sauerstoff ist euer Feind unter Wasser: Je tiefer ihr taucht, desto düsterer werden die Gefilde und desto lauter werden die Geräusche. Selbst mit dem größten konstruierbaren, 54 m langen Tauchboot „Cyclops“ und genug Ausrüstung werden die Tauchgänge sehr gruselig. Taucht man in die verschiedenen Biome herab, beispielsweise in die als „Dunes“ bezeichnete Region, werden selbst die Tage sehr düster. Schaltet man dann auch noch den Motor und alle Lichter des U-Boots aus, um keine ungewollte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und lauscht einfach den Geräuschen, dann kann das gut und gerne auch mal die ein oder andere Gänsehaut mit sich bringen. Nur mit dem eingeschalteten Radar im dunklen Wasser zu treiben, um größere (und sich bewegende!) Objekte zu orten, bietet selbst in sicheren Gefilden ein gewisses Unwohlsein. Ich persönlich bin ja ein Freund der Seemotte. Ein kleines, wendiges und schnelles Ein-Personen-U-Boot, mit dem sich schnell Erkundungstouren durchführen lassen. Ein Upgrade dafür ist das Sonar. Damit kann man alle paar Sekunden einen 3D-Umgebungsscan durchführen, der auf das eigene HUD (Head Up Display) übertragen wird. Nur wenige Momente lassen dann das Herz so in die Hose rutschen, wie wenn man durch den Scan in sichtbarer Reichweite vor einem den Umriss eines „Reaper Leviathans“ erblickt. Dieser 55 m lange Räuber ist nämlich sehr aggressiv und wird euch ohne Vorwarnung angreifen. Alle Gefahren in dem Spiel legen dabei eine sehr eigene Art des Angriffes an den Tag, was das Einschätzen von diesen umso wichtiger macht.

Lockt euch also die Aussicht auf ein schönes kleines Abenteuer? Ein Erlebnis, bei dem ihr einmalige Umgebungen entdecken, euch schöne wohnliche Unterwasserbasen bauen aber auch gruselige Begegnungen bewältigen könnt? Dann solltet ihr euch das Spiel unbedingt mal anschauen! Ich persönlich habe es auf dem PC gespielt und bin einfach begeistert. Auch ein Nachfolger auf demselben Planeten steht mit „Below Zero“ bereits bereit zur Verfügung und bietet neue Umgebungen zum Erkunden.

Alle Bilder sind selbst aufgenommene Screenshots des Autors.