Ein Herz für Innereien

Ein Herz für Innereien

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Auch wenn in Deutschland immer mehr Personen ihre Ernährung auf vegetarisch oder sogar vegan umstellen, wird trotzdem noch sehr viel Fleisch gegessen. Dabei wird immer mehr auf die „guten“ Stücke zurückgegriffen, wie das Rinderfilet oder -steak, das Schweineschnitzel oder die Hähnchenbrust und -keulen. Gerade bei Hühnerfleisch wird in einem Großteil der Fälle auf Lende, Brust und Hinterbein zurückgegriffen, und auch beim Rind machen die hauptsächlich konsumierten Teile nur einen kleinen Teil des gesamten Tiergewichts aus. Studierende werden sich wohl kaum ausschließlich von solchem Fleisch ernähren, aber auch die deutlich zu billigen Schweinenackensteaks für das Grillen im Sommer, auf die der eine oder die andere noch Wert legt, haben nicht viel Anteil an so einem Tier. Und alles was überbleibt, wird im besten Fall zu Wurst oder Tierfutter verarbeitet oder kommt im schlechteren Fall zu den Schlachtabfällen.

Dagegen hat sich seit einigen Jahren die Nose-to-tail-Bewegung entwickelt, welche als Ziel hat so viel wie möglich von einem Tier zu verwerten, wenn man es schon schlachtet. Ein sicher lobenswerter theoretischer Ansatz, auch wenn die praktische Realität da etwas anders aussieht: Insbesondere der Verzehr von Innereien hat in den letzten Jahrzehnten einen drastischen Rückgang erlebt. Dabei sind dort echt leckere und tolle Sachen dabei. In meiner Familie war das nie ein Tabuthema, und meine Schwester und ich haben diese Teile genauso vorgesetzt bekommen wie ein Schnitzel.

Meine persönliche Top 3 der Innereien sind: Herz, Zunge, Niere

Gerade bei Herz und Zunge ist ein Vorteil, dass diese fast ausschließlich aus Muskel bestehen. Dadurch schmecken sie nach der Zubereitung verhältnismäßig ähnlich wie das gewohnte Fleisch. Tatsächlich sind Innereien teilweise auch gar nicht so schwer zuzubereiten und zusätzlich recht günstig.

Gerade für Anfänger eignen sich besonders gut Herz, Magen und Leber. Zunge findet man manchmal bereits gegart, dann ist das natürlich auch sehr simpel. Nieren und Hirn sind dagegen schon etwas für Fortgeschrittene.

Bei Herzen und Mägen eigenen sich besonders gut die Hähnchenvarianten. Zum einen, da man diese am einfachsten bekommt und zum anderen, da sie von der Größe her gleich gegart werden können, ohne dass sie vorher noch auseinandergenommen werden müssen. Ich selbst bevorzuge Herzen ein wenig, da Mägen manchmal ziemlich zäh sein können.

Bei Leber ist es für mich relativ egal, ob sie vom Schwein oder Huhn kommt. Da ist beides wirklich lecker. Das einzige, worauf man achten sollte, ist zu kontrollieren, ob bei der Verarbeitung eine Gallenblase (grüne Blase) vergessen wurde und diese in dem Fall dann noch zu entfernen. Das Zeug ist nämlich so bitter, dass es einem das ganze Essen versauen würde.

Bei der Zunge ist die Frage, ob man sie roh oder bereits gegart kauft. Die rohe Zunge muss relativ lange gekocht werden, die gegarte kann gleich weiterverarbeitet, in Butter angebraten oder wahlweise auch als Aufschnitt aufs Brot gelegt werden.

Abschließend würde ich gerne noch Rezepte mitgeben, die schnell und einfach sind, falls sich jemand doch zum ersten Mal an Innereien traut. Bei den Mengen würde ich euch empfehlen selbst ein bisschen zu probieren, da diese vor allem von den Beilagen und dem individuellen Geschmack abhängig sind.

Herz-Reis-Eintopf

Ich koche mir tatsächlich immer erstmal eine Gemüsebrühe aus Suppengrün. Dieses wird rausgeholt, wenn es komplett weichgekocht ist und dann werden in der Brühe mit etwas Salz die Hühnerherzen gekocht. Man kann natürlich auch fertige Brühe oder Wasser nehmen.

Hühnerherzen brauchen ca. 30 bis 45 Minuten, bis sie richtig gar sind. Allerdings nehmen sie es einem auch nicht übel, wenn sie etwas zu lange im Topf bleiben. Und sie werden nie richtig weich, sondern bleiben ein bisschen bissfest, bestehen sie ja auch komplett aus Muskel. Das ist also kein schlechtes Zeichen.

Die fertigen Herzen werden rausgeholt und in kleine Stücke geschnitten, während gleichzeitig der Reis in einem Teil der Hühnerbrühe (wahlweise in Wasser) gekocht wird. Zum Schluss werden Reis, Brühe und Herzen wieder zusammengefügt, und wer mag, kann auch das Suppengrün wieder dazugeben.

Leber mit Kartoffelbrei

Das ist wohl eines der einfachsten Gerichte, die es gibt. Kartoffelbrei bekommt hoffentlich jede*r hin, und wenn es nur bei dem aus der Tüte bleibt. Parallel werden schön viele Zwiebel in Ringe geschnitten und in etwas Öl knusprig braun angebraten. Die Leber braucht tatsächlich je nach Größe nur 10 bis 15 Minuten. Zum Schluss alles auf einem Teller anrichten.

Beitragsbild: Svenja Fischer

Zappen oder clicken: Wie nachhaltig ist Streaming?

Zappen oder clicken: Wie nachhaltig ist Streaming?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Spätestens seit den ersten Kontaktbeschränkungen im März ist die Frage um die Umweltverträglichkeit von Streamingdiensten auch in Deutschland angekommen. Keine Treffen im großen Freun­deskreis, keine Partys, zum Teil keine oder „nur“ digitale Lehre heißt vor allem eins: mehr Zeit zum Füllen. Natürlich gibt es dafür viele verschiedene Möglichkeiten – eine Radtour zum Strand oder ein Spaziergang in den Wald, wenn nicht sogar Pilze sammeln. Aber gerade jetzt, wenn die Tage immer kürzer, grauer und regnerischer werden, wird eine andere Alternative immer attraktiver. Pornos gucken. Oder Serien streamen.

Tatsächlich unterscheiden sich Pornhub und Netflix nicht sonderlich, jedenfalls was ihre Umweltverträglichkeit angeht. Damit wir die Filme auf unseren Endgeräten ansehen können, wird nicht nur unser privater Strom verbraucht, sondern auch jede Menge Rechnerleistung in dem Rechenzentrum, das wir dafür gerade anzapfen. Dieser Strom wird auch heute noch zu einem großen Teil aus fossilen Brennstoffen gewonnen, wobei CO freigesetzt wird. Eine Studie des französischen Unternehmens The Shift Project, die 2019 für großes Aufsehen sorgte, schätzte die dabei verursachte Emission auf 4 Prozent des globalen Wertes – im Vergleich zu 2,5 Prozent, die durch Flugzeuge verursacht werden. Mit 80 Prozent liegt die deutliche Mehrheit an über das Internet konsumierten Daten in Videoform vor: 34 Prozent als Videos on Demand (gestreamt über Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime), 21 Prozent auf YouTube, Vimeo und ähnlichen Anbietern, 18 Prozent als Videos in sozialen Netzwerken, Video-Konferenzen und Co. und ganze 27 Prozent – und hier schließt sich der Kreis – durch Pornos. Insgesamt berechnete The Shift Project für die Emissionen durch Videos 300 Millionen Tonnen für das Jahr 2018, also etwa so viel wie ganz Spanien emittiert hat.

Die französische Studie ist aber nicht unumstritten. Anfang des Jahres wurde eine neue Studie veröffentlicht: „Recalibrating global data center energy-use estimates“ (oder auf Deutsch: Wir rechnen alles noch mal um), geführt von einem Forschungsteam der Northwestern University, des Lawrence Berkeley National Laboratory und von Koomey Analytics. Die Studie zweifelt die von The Shift Project aufgestellten Rechnungen an und nutzt dafür neuere Daten, unter anderem zu energieeffizienteren Möglichkeiten in den Rechenzentren. Beispielsweise führt eine Umstellung im Storage-Bereich von sich drehenden Platten zu All-Flash-Arrays zu einer Einsparung an Kilowattstunden. Das spart nicht nur an Strom für die Rechner selbst, sondern auch für deren Kühlungssysteme. Unter Einberechnung der neuen energieeffizienteren Methoden kommt die amerikanische Studie damit auf etwa 1 Prozent an weltweiten Emissionen, die durch Videos verursacht werden.

Erst vor einem Monat veranlasste das deutsche Umweltbundesamt eine erneute Untersuchung, dieses Mal auf „realen Messwerten“ statt auf „Annahmen“ beruhend, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht. Berücksichtigt werden dabei die verschiedenen Servertypen und deren Auslastung sowie die tatsächlich genutzten Arten der Datenübertragung. Wer zum Streamen mobile Daten und eine UMTS bzw. 3G-Verbindung nutzt, produziert demnach 90 Gramm CO2 pro Stunde, wobei sowohl Datenübertragung als auch Rechenleistung, nicht aber der eigene Stromverbrauch am Endgerät einberechnet sind. Mit 5G sind es nur noch 5 Gramm, und mit Glasfaser oder einem WLAN Anschluss gerade noch 2 Gramm CO2 pro Stunde. Umweltministerin Svenja Schulze sagt deutlich, dass Streaming also nicht das neue Fliegen ist. Wichtig ist aber vor allem die Art, wie gestreamt wird.

Die Alternative: Fernsehen

Auf der Seite des Umweltbundesamts sind die verschiedenen Umweltbilanzen für Haushaltsgeräte aufgeschlüsselt, darunter auch die des Fernsehers. Grundsätzlich gilt: Umso größer der Bildschirm, desto mehr steigt auch der Stromverbrauch. Flachbildfernseher emittieren theoretisch deutlich weniger, als es ein alter Röhrenfernseher getan hat, es kommt aber auf die Größe an (wo sich der Kreis ein zweites Mal schließt). Ein Gerät mit über einem Meter Bildschirm-Diagonale verbraucht bei durchschnittlicher Nutzung etwas über 200 kWh im Jahr, also so viel wie zwei effiziente Kühlschränke.

Daneben sind sie voller wertvoller Metalle, seltener Erden und Schadstoffen wie Quecksilber. Ein weiterer wichtiger Punkt ist deshalb die richtige Entsorgung. Seit dem Elektrogesetz von 2015 bzw. 2018 ist eine Entsorgung über dafür vorgesehene Sammelstellen Pflicht. Welche kommunalen Wertstoffhöfe es dafür gibt, findet ihr im Abfallkalender oder direkt auf der Seite der VEVG (der Ver- und Entsorgungsgesellschaft des Landkreises Vorpommern-Greifswald). In Greifswald liegen die beiden Wertstoffhöfe übrigens im Eckhardsberg und in der Ladebower Chausee. So banal es klingt, aber die richtige Entsorgung ist immer noch ein Problem, wenn auch weniger auf privater als auf gewerblicher und staatlicher Ebene. So musste vor drei Tagen, am internationalen E-Waste-Day, die Bilanz gezogen werden, dass immer noch nur knapp 17 Prozent des Elektromülls richtig erfasst und recycelt werden. Über 44 Millionen Tonnen hingegen wurden 2019 deponiert, verbrannt oder illegal ins Ausland exportiert.

Achtet also beim Kauf eines Fernsehers auf die Größe und die Energieeffizienz. Bei der Größe gilt grundsätzlich, dass die Diagonale nur etwa halb so groß sein sollte wie eure Entfernung zum Fern­seher, das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die Augen. Zusätzlich könnt ihr nach dem Kauf Bildschirmhelligkeit und Kontrast anpassen. Bei der Energieeffizienz hilft euch beim Kauf auch das EU-Energieetikett, bei dem die besten Stufen derzeit A++ und A+++ sind. Der „Blaue Engel“ kennzeichnet zusätzlich nicht nur Geräte, die einen geringen Energieverbrauch versprechen, sondern auch quecksilberfrei sind. Gleiches trifft übrigens auch auf Computer zu. Laptops verbrauchen im Allgemeinen bei gleicher Nutzung nur etwa 30 Prozent des Stroms eines PCs und enthalten zudem weniger Kunststoff, Glas und Edelmetalle. Und natürlich ist sowohl bei Fernsehgeräten als auch Computern wichtig, sie nach der Nutzung richtig auszuschal­ten, denn auch im Stand-by-Modus wird Energie verbraucht.

Wirklich eine Alternative?

Leider nein. Das Broadcasten von Filmen und Serien über den Fernseher oder von Musik übers Radio mag zwar besser sein, als die entsprechenden Filme und Lieder zu streamen, aber wie viele der Sendun­gen und Filme, auf die wir über die Streamingdienste zugreifen, laufen schon im Fernsehen? Und sie auf DVD zu kaufen, ist ebenfalls keine klimafreundliche Option, denn hier spielen wiederum hohe Produktions- und Transportemissionen mit rein. Davon abgesehen, ist – wie die neueren Studien zeigen – das Streamen an sich nicht das größte Problem, wenn die Technik mit­spielt, und die liegt nun einmal nicht in den Händen der Konsument*innen. Umweltmi­nisterin Schulze fordert deshalb den Ausbau des WLAN- und des Glasfasernetzes sowie eine größere Transparenz auf Verbraucher*innenseite beim Einsehen der Stromgewinnung der genutzten Rechenwerke.

Denn es geht auch „sauberer“: Die Studie „Clicking Clean“ von Greenpeace verlieh zum Beispiel YouTube die Note A in Sachen Umweltfreundlichkeit, da die Plattform bereits 56 Prozent ihres Stroms aus „clean energy“ bezieht. Oder wie wäre es mit einer nachhaltigen Nutzung der Rechnerleistung übers Internet hinaus? Ein Rechenzentrum in Stockholm bezieht beispielsweise seine Energie aus erneuerbaren Quellen und speist die Abwärme sofort ins Fernwärmenetz ein, das freut die Umwelt also gleich doppelt.

Und bis solche Methoden auch bei uns in Deutschland angekommen sind, gilt für uns als Streaming-Nutzende erst einmal ein Bewusstsein für das Thema Streaming und Umwelt zu entwickeln, und sich die kleinen alternativen Möglichkeiten vor Augen zu führen, die auch wir haben. Die Qualität zu reduzieren und auf kleineren Bildschirmen zu schauen. Nicht unterwegs, sondern nur Zuhause im WLAN zu streamen, oder alternativ die Videos schon einmal herunterzuladen, wo es denn legal ist. Weniger und achtsamer zu streamen und Stranger Things und Game of Thrones nicht nur als Hintergrund­geräusche zu missbrauchen. Oder einfach mal statt eines Filmabends einen Spieleabend einzulegen oder sich ein Buch zu schnappen – ob dort die digitale oder die analoge Alternative die bessere ist, könnt ihr übrigens in unserem letzten Nachhaltigkeitsartikel nachlesen.

Noch mehr Infos für euch:
Die Energieberatung steht euch mittlerweile mit mehr als 500 Beratungsstellen und kommunalen Stützpunkten zur Verfügung und berät über alles, was Stromsparen im eigenen Haushalt angeht. Seit den 70er Jahren wird das Unternehmen durch die Bundesregierung gefördert.

Beitragsbild: CardMapr auf Unsplash
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Blättern oder swipen: Wie nachhaltig sind E-Reader?

Blättern oder swipen: Wie nachhaltig sind E-Reader?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Der Geruch, wenn man ein Buch öffnet, ist unverkennbar. Genauso das Gefühl, die Seiten umzublättern und diese Wehmut, wenn man das Buch zuklappt, weil man es durchgelesen hat. Sich genauer das Cover angucken zu können und ein Gefühl dafür zu haben, wie viel man schon gelesen hat und mit Vorfreude zu sehen, was einen noch alles erwartet. All das kann nur das klassische Buch. Wie soll bei diesen charmanten Eigenschaften ein E-Reader mithalten können?

Vor einigen Jahren habe ich einen dieser sagenumworbenen E-Reader geschenkt bekommen. Anfangs war ich skeptisch, aber weil ich ihn nun mal hatte, hab ich dieser modernen Alternative eine Chance gegeben. Je mehr ich mit der digitalen Form des Buches vertraut wurde, desto mehr habe ich es lieben gelernt. Neben den smarten Features, die das Gerät inzwischen anbietet, sind E-Reader nicht nur angenehmer zu handhaben. Man kann auch überall auf der Welt fast jedes existierende Buch lesen. Sie sind leicht und passen in jeden Koffer, auch wenn die Sonne scheint, kann man die Schrift angenehm entziffern, im Dunkeln wird das Display beleuchtet und inzwischen gibt es sogar wasserfeste Versionen.

Doch können E-Reader das klassische Buch auch im Aspekt Nachhaltigkeit schlagen? Das Ökoinstitut Freiburg hat vor ein paar Jahren eine Untersuchung zur Umweltverträglichkeit von E-Book-Readern vorgenommen. Faktoren wie Herkunft, Transportwege, Nutzung, Stromverbrauch und Entsorgungsmöglichkeiten spielen zwar auch eine Rolle bei der Frage nach der Nachhaltigkeit eines Produktes, aber bei der Untersuchung ist vor allem eins deutlich geworden: Die Herstellung der beiden Buchtypen ist der umweltschädlichste Teil des Lesevergnügens. 99 % des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen eines E-Readers entstehen durch den Herstellungsprozess. Allerdings werden durch das elektronische Buch bestimmte Ressourcen gespart, denn für 80 % der klassischen Bücher werden Bäume gefällt. Dafür fließen in den E-Reader verschiedene Edelmetalle wie Kupfer, Gold oder Palladium, also Rohstoffe, deren Abbau die Freisetzung von Giften und Schwermetallen zur Folge hat. Je nach Beschaffenheit und Herstellungsprozess der beiden Lesemöglichkeiten kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen der Umweltschädlichkeit durch die Produktion. Vergleicht man den durchschnittlichen CO2-Austoß bei der Herstellung eines Buches mit dem eines E-Readers, fällt die Rechnung zunächst ganz eindeutig aus. Während in einen E-Reader bis zu 8 kg Kohlenstoffdioxid fließen, hat ein Buch, selbst gedruckt auf Frischfaser, nur eine CO2-Bilanz von bis zu 1,1 kg.

So einfach bleibt es mit der Rechnung dann aber doch nicht. Ein Buch kann man zwar mehrmals lesen, weitergeben, in Bibliotheken ausleihen; der E-Reader kann jedoch unzählige Bücher laden und „wiederverwendet“ werden. Je öfter ein E-Book auf einem elektronischen Gerät gelesen wird, desto besser wird die Ökobilanz. Hinzu kommt, dass es selbst bei intensiver Nutzung wenig Energie verbraucht. Das Ökoinstitut kam deshalb zu diesem Ergebnis: Wer mehr als zehn Bücher jährlich liest und den E-Reader mindestens drei Jahre besitzt, für den*die wäre ein digitaler Reader eine nachhaltige Alternative. Das Institut hat übrigens auch ausgerechnet, dass der Akku des Geräts jährlich, je nach Nutzungsintensität, 20-100 mal aufgeladen werden muss. Da Akkus insgesamt eine Lebensdauer von 500-1000 Ladezyklen haben, sieht man, dass ein E-Book-Reader eine langfristige, nachhaltige Investition sein kann.

Für diejenigen, die eher selten zu einem Buch greifen und Wert auf Haptik, Optik und „das Erlebnis“ legen, ist aber wohl doch das klassische Buch die bessere Option. Um trotzdem etwas für den ökologischen Fußabdruck zu tun, könnte man das Buch kaufen, indem man zum Beispiel mit dem Fahrrad in die Innenstadt fährt und in lokalen Buchhandlungen nach nachhaltig gedruckten Exemplaren fragt. Diese werden beispielsweise mit dem „Blauen Engel“ gekennzeichnet. Alternativ gibt es auch nachhaltige Online-Handlungen, die zum Beispiel Baumpflanzungen unterstützen. Eine weitere Möglichkeit, den Lesegenuss möglichst umweltfreundlich und gleichzeitig kostengünstig zu gestalten, ist, sich Bücher aus der Bibliothek auszuleihen. Gebrauchte Bücher sind ebenfalls eine tolle Alternative, die man auf Flohmärkten oder über verschiedene Internetportale finden kann. Oder ihr fragt mal in eurem Bekanntenkreis nach: Es gibt bestimmt Leseratten, die euch gerne Bücher ausleihen oder mit euch tauschen. Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern sorgt auch für tolle Gespräche.

Beitragsbilder: Lilli Lipka

(Preis-)Wert – Zahlen wir genug für unsere Lebensmittel?

(Preis-)Wert – Zahlen wir genug für unsere Lebensmittel?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Seid ihr auch schon mal durch den Supermarkt gelaufen und habt euch gewundert, wie ein halbes Kilo Fleisch nur 2,50 € kosten kann und warum Bananen aus Costa Rica so günstig sind? Wie kann das ökologisch fair sein? Um den wahren Wert von Lebensmitteln herauszufinden, hat sich die Universität Greifswald mit der Universität Augsburg und dem Discounter Penny zusammengetan.

Im wahren Wert von Nahrungsmitteln werden neben den Produktionskosten auch die ökologischen und sozialen Folgekosten einberechnet, die während der landwirtschaftlichen Produktion entstehen. Daher spielten in der Untersuchung „Faktoren der Treibhausgasemissionen, der reaktiven Stickstoffemissionen, des Energieverbrauchs und der Landnutzungsänderungen, verursacht durch biologische und konventionelle Lebensmittel“ eine Rolle. Zur Zeit wird die Differenz zum wahren Wert indirekt von der Gesellschaft gezahlt. Das kann sich zum Beispiel in Form von hohen Wasserrechnungen wegen erhöhter Nitratgehalte auswirken. Das heißt, der Konsum günstiger und nicht nachhaltiger Lebensmittel wirkt sich auf die Gesamtgesellschaft aus, aber nicht auf die Preise einzelner Produkte. Gleichzeitig wird man durch die gleichbleibenden, niedrigen Preise dazu verleitet, weiterhin günstige Produkte zu kaufen. Würden die Folgekosten also direkt in den Kaufpreis einbezogen werden, hätte das zur Folge, „dass sich Marktpreise korrigieren und sich so das Kaufverhalten entsprechend der Nachhaltigkeit anpassen würde“.

Die Untersuchung ergab, dass die Preisdifferenzen zwischen herkömmlichem Kaufpreis und wahrem Preis teilweise sehr groß sind. Interessant ist, dass sich der Preisunterschied vor allem bei tierischen Produkten bemerkbar macht. So müsste konventioneller Gouda einen Preisaufschlag von 88% bekommen, um seinen wahren Kosten gerecht zu werden. Bei Milch liegt der Aufschlag sogar bei 122% und konventionelles Fleisch müsste 173% teurer sein. „Konventionell produziertes gemischtes Hackfleisch müsste demnach circa dreimal so teuer sein, würde es auch für die Auswirkungen für die bei der Produktion entstehenden Treibhausgase, Landnutzungsänderungen, reaktiven Stickstoffe und Energieverbrauch aufkommen“, gab das Projekt bekannt. Bei biologischen Tierprodukten ist die Preisdifferenz zwar deutlich niedriger, trotzdem müsste selbst Bio-Fleisch eine Preiserhöhung um 126% erhalten. Die hohen Zahlen bei tierischen Produkten erklärt die Studie mit der ressourcenintensiven Aufzucht und Fütterung der Tiere. Ebenso spielen die Emissionen ein Rolle, die zum Beispiel durch die Verdauung der Tiere oder den Energieverbrauch von Ställen anfallen.

Der Untersuchung nach sind die Kosten pflanzlicher Nahrungsmittel hingegen verhältnismäßig angemessen berechnet. Der Preis von konventionellen Äpfeln, Bananen und Kartoffeln müsste beispielsweise „nur“ bis zu 19% erhöht werden, bei Bio-Produkten etwa die Hälfte davon. Die Differenz zwischen konventionellen und biologisch produzierten Lebensmitteln lässt sich übrigens vor allem mit den natürlichen Produktionspraktiken begründen, die im biologischen Landbau angewendet werden.

Dass Penny als günstiger Lebensmittel-Discounter Teil dieses Projekts ist, wirkt zunächst widersprüchlich. Doch das Projekt erhofft sich durch seine Untersuchung Anstoß für weitere Forschung und Diskussion über eine Einbindung der ökologischen Folgekosten in den Lebensmittelpreis. Anlässlich der Eröffnung eines nachhaltigen Penny-Erlebnismarkts Anfang September hat der Discounter für die untersuchten acht Eigenmarkt-Produkte zum Beispiel eine doppelte Preisauszeichnung vorgenommen: Neben dem herkömmlichen Preis werden dem*der Kund*in auch die wahren Kosten des Lebensmittels offenbart. So wird der Gouda mit einem Preis von 1,99 € angeboten und auf den wahren Preis von 3,74 € aufmerksam gemacht. Stefan Magel von der Penny-Markt GmbH betont: „Wir müssen dazu kommen, die Folgekosten unseres Konsums sichtbar zu machen. Nur so können Kunden am Regal entscheiden. Wir sind als Unternehmen in einem wettbewerbsintensiven Markt ohne Zweifel Teil des Problems. Ich glaube aber, dass wir mit diesem Schritt Teil der Lösung werden können.“

Weitere Informationen für euch:
Die Pressemitteilung des Projekts findet ihr auf der Website der Uni.
Wie sich Nahrungsmittelpreise ergeben, könnte ihr bei der Bundeszentrale für politische Bildung erfahren.

Beitragsbild: Raquel Martínez auf Unsplash
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Insekten: kleine Lebensretter in Lebensgefahr

Insekten: kleine Lebensretter in Lebensgefahr

Ich lausche dem Summen einer Fliege, die gerade durch das offen stehende Fenster hinein gekommen ist. Lautstark stößt sie gegen das andere Fenster im Raum, kreist an der Decke, zieht dann noch ein paar Runden vor dem Fenster, bevor sie ihren Weg wieder hinaus findet. Sie wirkt ein bisschen benommen – vielleicht, weil auch sie merkt, dass es um sie schlecht steht, vielleicht aber auch nur, weil sie auf ihrem entspannten Flug durch die Natur plötzlich in ein für ihre Verhältnisse ziemlich pflanzenleeres und stickiges Zimmer geraten ist.

Insekten sind faszinierende Tiere. Es gibt wohl kaum eine andere Art auf der Welt, deren Ansehen bei uns Menschen und eigentliche Relevanz für uns so weit auseinander gehen. Wir sind genervt von der zehnten Wespe, die an einem heißen Sommerabend versucht, sich ihren Weg in unser Weinglas zu erschleichen, ekeln uns vor den Fruchtfliegen und Maden, die sich an dem herun­tergefallenen Apfel gütig tun, den wir gerade vom Boden aufgehoben haben. Wir sprühen unsere Pflanzen und sogar unsere eigenen Körper mit Anti-Insektenspray ein, um die Tiere möglichst weit von uns fernzuhalten. Und das alles, obwohl wahrscheinlich keine Tierart wichtiger für das Öko­system ist als die der Insekten.

6 Gründe, Insekten zu lieben:

  1. Es gibt verdammt viele von ihnen: Auf der Erde leben etwa 1,38 Millionen uns bekannter Tierarten. Knapp eine Million, also mehr als zwei Drittel davon, sind Insekten. In Deutschland allein kann man rund 30.000 verschiedene Arten antreffen. Die meisten davon sind Haut­flügler wie Bienen und Wespen, Zweiflügler wie Fliegen und Mücken, Käfer und Schmet­terlinge.
  2. Wir können von ihnen lernen: Ein ganzes Forschungsfeld, die Bionik, beschäftigt sich mit der Frage, wie man die Eigenschaften der Natur möglichst effektiv auf unsere Technik über­tragen kann. Dass die Funktionsweise von Helikoptern im Flug der Libellen Inspiration fand, ist relativ bekannt. Aber auch das Potential zur Bekämpfung von multiresistenten Keimen und sogar die Heilung von Krebs könnte in Insekten stecken.
  3. Sie öffnen uns die Augen: Nährstoffe für unser Nervensystem, unseren Stoffwechsel, sogar für unser Sehvermögen ziehen wir aus der Nahrung, die wir zu uns nehmen – und die stammt zum größten Teil von Pflanzen, die von den Insekten bestäubt wurden. Selbst um uns warm zu halten, sind wir auf Insekten angewiesen: Die Materialien für unsere Kleidung stellen wir aus bestäubten Baumwoll­pflanzen her, oder wir gewinnen die Wolle von Tieren, deren Nahrung wiederum durch die Bestäubung von Insekten wachsen konnte.
  4. Ihr Kot ist Gold wert: Mit ihrer Ausscheidung können Insekten maßgeblich den Nährstoff- und Energiehaushalt des Ökosystems aufrechterhalten. Sie verarbeiten ihre Nahrung zu verwertbaren Stoffen, deren Nährstoffe wiederum von Mikroorganismen freigelegt und wieder nutzbar gemacht werden. So tragen sie zur Fruchtbarkeit des Bodens bei.
  5. Kein Sterben ohne Insekten: Nicht nur Nektar, Baumrinde oder lebende Blätter stehen auf ihrem Speiseplan, sondern auch totes Material. Rinde, Holz und abgestorbene Blätter werden von ihnen zerkleinert, was es den Mikroorganismen wiederum erleichtert, sie zu zersetzen. Aber auch geschwächte Pflanzen und Tierkadaver werden von ihnen heimgesucht, wodurch sie die Ausbreitung von Krankheiten stark reduzieren.
  6. Kein Leben ohne Insekten: Insekten tragen direkt oder indirekt zu einem Großteil der Nah­rungsgrundlage bei, die diese Welt zu bieten hat. Sie sind nicht nur Futter für Frösche, Schwalben, Fledermäuse und co., sondern in erster Linie Bestäuber. Ihr Hunger nach Nektar treibt sie von einer Pflanze zur nächsten, wodurch sie deren Pollen weiter tragen – und so maßgeblich deren Erhalt und Ausbreitung verursachen. Dadurch sorgen sie nicht nur für eine stabile Biodiversität (rund 88 Prozent der Pflanzen werden weltweit durch Fremdbe­stäubung vermehrt): Auch unsere Nutzpflanzen sind von ihnen abhängig. Insgesamt sind Insekten an der Bestäubung von 91 der 107 weltweit am häufigst angebauten Kultur­pflanzen beteiligt. Ohne ihren Beitrag hätten wir kaum Getreide oder Obst, keinen Raps, keine Zwiebeln oder Möhren, nicht einmal Kaffee.

Wir lieben sie scheinbar doch nicht …

Führt man sich vor Augen, wie wichtig Insekten für unser gesamtes Ökosystem sind, erscheint es absurd, wie schlecht es gleichzeitig um sie steht. Seit 2016 hat das Stichwort „Insektensterben“ seine eigene Wikipedia-Seite. In den letzten 10 Jahren haben verschiedene Studien bewiesen, dass es einen eindeutigen Rückgang in der Insektenvielfalt gibt, sowohl in Deutschland als auch international. Vor allem Schmetterlinge und Hautflügler sind betroffen, also Ameisen, Wespen oder Bienen. Eine der wohl bekanntesten und einschneidendsten Studien stammte 2017 aus Krefeld in Nordrhein-Westfalen. „More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas“ hieß die Studie, die sich vor allem auf den Bestand in NRW bezog. Drei Viertel der Insekten in nur 27 Jahren.

Der Hauptgrund für diese drastische Entwicklung wird in erster Linie im Menschen gesehen. 66 Hektar an asphaltiertem und betoniertem Boden zerstören jeden Tag natürliche Lebensräume. Artenreiche Kulturlandschaften weichen monokulturellen, industriellen Landwirtschaftsflächen. Nicht alle Insektenarten können die großen Flächen überwinden, um zu ihrer benötigten Nahrung zu kommen. Die strukturarmen Felder und die angebauten Hochleistungssorte fördern außerdem die Ausbreitung von Schädlingen, die dann durch Glyphosat, Neonicotinoide und ähnliche giftige Pflanzenschutz­mittel bekämpft werden. Diese treffen aber nicht nur Schädlinge, sondern auch Insekten wie Bienen und deren Nahrungsgrundlagen. Neonicotinoide schwächen sogar nachweislich das Immunsystem von Bienen und beeinträchtigen ihren Orientierungssinn.

An anderen Orten führt eine Überdüngung des Bodens dazu, dass Pflanzen, die auf nährstoffarme Erde angewiesen sind, nicht länger wachsen können. In vielen Wäldern werden alte Bäume und moderndes Holz, von denen sich Insekten ernähren, sofort beseitigt. Eine Studie der Universität Mainz weist nach, dass jede Nacht etwa eine Milliarde Insekten an Straßenlaternen in Deutschland verenden, weil sie verbrennen oder durch die Störung, die das künstliche Licht in ihrem Tag-Nacht-Rhythmus verursacht, vor Erschöpfung sterben. Auch der Klimawandel trägt seinen Teil bei: Wenn Pflanzen früher (ver)blühen, finden Insekten, die je nach Tageslichtlänge aus ihrem Winterschlaf erwachen, womöglich nicht mehr die Pflanzen, die sonst ihre Nahrungsgrund­lage bilden.

Wie wir ihnen Liebe zeigen können

Auf politischer Ebene soll durch Projekte wie das 2018 beschlossene „Aktionsprogramm Insekten­schutz“ dem Insektensterben entgegengewirkt werden. Die Gelder, die für solche Unternehmungen bereitgestellt werden, kommen dabei zum Beispiel dem Ausbau der Landschaft oder der Pflege besonderer Schutzgebiete zugute, aber auch besseren Optionen und damit einem weitreichenden Rückgang von Unkrautvernichtungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln.

Aber auch im Privaten kann jede*r einzelne von uns einen Teil beitragen. Die wohl einfachste Möglichkeit besteht darin, beim eigenen Konsumverhalten genau aufzupassen. In der ökologischen Landwirtschaft sind chemisch-synthetische Pestizide verboten. Es ist also ratsam, auf regionale und saisonale Bioprodukte zu achten oder Obst und Säfte von Streuobstwiesen zu bevorzugen. Oft wird in der Bio-Landwirtschaft auch auf Fruchtwechsel sowie Brachflächen geachtet, die Insekten einen vielfältigeren Lebensraum bieten.

Für alle, die einen eigenen Garten oder zumindest einen Balkon besitzen, sind auf den Websites des NABU (Naturschutzbund Deutschland) oder des WWF verschiedene Tipps zusammengestellt, die euch Anregun­gen geben, wie ihr euren Pflanzenanbau möglichst insektenfreundlich gestalten könnt. Wichtig ist dabei, dass ihr auf einheimische Pflanzen achtet und einen möglichst breiten Mix anbieten könnt, der von Frühling bis Herbst wenigstens mit der einen oder anderen Blüte parat steht. Worauf genau ihr dabei achten müsst, damit eure Saatpflanzen möglichst nachhaltig und tierfreundlich sind, werden wir euch in einem zukünftigen Artikel vorstellen.

Neben den Pflanzen könnt ihr außerdem flache Trinkwasserschalen aufstellen, an denen die Insekten ihren Durst stillen können, oder ihr richtet sogar einen kleinen Cocktail aus Zuckerwasser, Fruchtsaft oder reifen Früchten an, der vor allem Schmetterlinge anzieht. Auch kleine Steinhaufen oder Stapel aus totem Holz können verschiedenen Insektenarten Unterschlupf bieten. Solltet ihr neben all den Pflanzen, Schalen und Steinen noch etwas Platz auf dem Balkon oder in eurem Garten haben, könnt ihr vielleicht auch über ein Insektenhotel nachdenken. Kleine Betriebe wie der Knastladen, dessen Produkte von Insassen der Justizvollzugsanstalten Nordrhein-Westfalens hergestellt werden, bieten selbstgebaute Insektenhotels für einen kleinen Preis an. Wenn ihr euch selbst im Basteln versuchen wollt, stehen euch online die verschiedensten Bauanleitungen zur Seite.

Für diejenigen, die keinen eigenen Garten oder Balkon, aber vielleicht ein wenig Geld oder zeitliche Kapazität zur Verfügung haben, gibt es verschiedene Organisationen, die sich für den Schutz von Insekten einsetzen. In einem früheren Nachhaltigkeitsartikel haben wir euch zum Beispiel von Bienenpaten­schaften erzählt, bei denen ihr mit etwas Geld Organisationen unterstützen könnt, die sich für den Erhalt der Bienen einsetzen.

Die Fliege ist während des Schreibens dieses Artikels noch ein, zwei Mal zu mir hinein geflogen. Es ist leicht, von ihr genervt zu sein, wenn sie einem mit lautem Brummen um den Kopf schwirrt oder sich kitzelnd auf dem nächstgelegenen Arm niederlässt. Und das ist auch in Ordnung. Nur ist es dabei auch wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, wie sehr wir von ihr und all ihren kleinen nahen und entfernten Verwandten abhängig sind. Mit wie viel Hartnäckigkeit wir ihren Lebensraum trotzdem bedrohen. Und wie leicht es eigentlich ist, ihr zu helfen.

Weiterführende Links:
Über die Wichtigkeit der Insektenbestäubung: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/22683.html
Weitere Fun Facts zu Insekten: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/info/22674.html
Mehr Gründe für das Insektensterben: https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/tiere/insekten/bedrohung/
Zu Neonicotinoiden und anderen Gründen für das Insektensterben: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/20997.html
FAQ: Insektensterben in Deutschland: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/insektensterben/23580.html
So könnt ihr helfen: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/index.html
So könnt ihr noch mehr helfen: https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/tipps-fuer-den-garten/so-helfen-sie-insekten

Beitragsbild: Franziska Schlichtkrull
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Das Problem mit den Flaschen

Das Problem mit den Flaschen

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Wer schnell noch eine Limo oder ein Bierchen für den Nachmittag am Hafen einkaufen geht, wird sich sicherlich nicht stundenlang mit den Fragen aufhalten, ob sein Wunschgetränk nun in Glas, Aluminium oder Plastik verpackt ist, geschweige denn, ob die Verpackung dem Einweg- oder Mehrwegsystem angehört. Warum man sich aber der Umwelt zuliebe mehr Gedanken um die Verpackung seiner (nicht nur spontan gekauften) Getränke machen sollte und was das Ganze eigentlich mit dem Pfandsystem zu tun hat, verraten wir euch in diesem Beitrag.

Die Verpackung macht’s

Eine Verpackung mehrmals zu nutzen, anstatt sie jedes Mal zerstören und neu produzieren zu müssen, schont Ressourcen. Darüber war sich im Jahr 2003 auch die Politik einig, und führte deshalb das gesetzliche Pflichtpfand für Einwegflaschen ein. Damit sollte die Quote für Mehrwegflaschen auf 80 Prozent gesteigert werden. Man hoffte darauf, dass Kunden*innen so eher zu Mehrwegflaschen greifen würden, für die man der Sache nach schon immer Pfand zahlen musste, weil nun auch Einwegflaschen einem Pfand unterlagen. Doch genau das Gegenteil zum gewünschten Ziel trat ein, denn im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden Einwegflaschen immer beliebter. Der Anteil der Mehrweggetränkeverpackungen nimmt dagegen laut dem Umweltbundesamt kontinuierlich ab. So wurden im Jahr 2017 nur etwa 42 Prozent der Getränke in Mehrwegverpackungen abgefüllt. Im Vergleich dazu lag dieser Wert 2010 immerhin noch bei 48 Prozent. Mit Inkrafttreten des neuen Verpackungsgesetzes im Januar 2019 versuchte man diesem negativen Trend nun mit einer gesetzlich vorgeschriebenen Mehrwegquote von 70 Prozent entgegenzuwirken.

Wo war nochmal der Unterschied?

Nicht ohne Grund sieht das neue Verpackungsgesetz zudem auch vor, dass Supermärkte verpflichtet sind, schon am Getränkeregal deutlich auszuweisen, welche Produkte Einweg und welche Mehrweg sind. Dies ist für Verbraucher*innen nicht immer einfach und schon gar nicht am Pfand zu erkennen. Mittlerweile werden am Markt sogar Einwegflaschen in Mehrwegkästen angeboten, die Verwirrung ist also berechtigterweise groß.

Weniger verwirrend ist die Tatsache, dass Ein- und Mehrweggetränkeverpackungen erst einmal im gleichen Pfandautomaten landen. Jedoch werden PET-Einwegflaschen direkt vom Automaten zerdrückt und später zu sogenannten Flakes weiterverarbeitet, welche wiederum in neue PET-Einwegflaschen recycelt oder zum Beispiel zu Kosmetikverpackungen oder Fleece-Kleidung downgecycelt werden. Immer häufiger in den Regalen findet man auch wieder Getränkedosen aus Aluminium, die nach der einmaligen Benutzung eingeschmolzen und recycelt werden und deshalb ebenso zum Einweg zählen. Mehrwegflaschen werden dagegen nach der Rückgabe gereinigt und wieder befüllt. Sie können sowohl aus PET (Polyethylenterephthalat, einem in den meisten Fällen aus Erdöl oder seltener aus Zuckerrohr hergestelltem Kunststoff) bestehen oder aus Glas gefertigt sein.

Einige Getränkeverpackungen wie Milch- oder Saftkartons landen natürlich nicht oder nur versehentlich im Pfandrückgabeautomaten, da sie eigentlich in die Gelbe Tonne gehören. Auch sie werden nach einmaligem Gebrauch recycelt und zählen zum Einweg, besitzen allerdings aus den verschiedensten Gründen keinen Pfand.

Einweg vs. Mehrweg

Das neue Verpackungsgesetz macht das Erkennen von Mehr- und Einweg zwar etwas leichter, hat allerdings die Debatte um die Frage, welche von beiden Optionen weniger umweltschädlich ist, neu entfacht.

PET-Mehrwegflaschen können etwa 20 bis 25 Mal wieder befüllt werden. Im Falle von Mehrwegflaschen aus Glas sind es sogar bis zu 50 Mal. Weil Mehrwegflaschen häufiger genutzt werden können, verteilt sich der Aufwand in ihrer Produktion also anders als bei Einwegflaschen auf mehrere Lebenszyklen. Laut dem Bundesumweltamt sind Mehrwegflaschen deshalb deutlich umweltfreundlicher als Einwegflaschen, zusätzlich ist der Energie- und Ressourcenverbrauch für ihren Rücktransport und ihre Reinigung geringer als der Herstellungsaufwand für neue Einwegflaschen. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) lassen sich durch den konsequenten Einsatz von Mehrwegflaschen jährlich 480.000 Tonnen Rohöl und Erdgaskondensate zur Neuherstellung von Einwegplastikflaschen einsparen.

Trotzdem setzt die Industrie vermehrt auf PET-Einwegflaschen. Das liegt vor allem am Faktor Geld. Einwegflaschen sind nicht nur in ihrer Herstellung günstiger, denn ihr Transport nach Rückgabe am Pfandautomaten ist mit deutlich weniger logistischem Aufwand und entsprechend niedrigeren Kosten verbunden. Natürlich lassen sich zusammengepresste Plastikflaschenblöcke besser transportieren als gestapelte Mehrwegkästen, weil sie zum einen weniger wiegen und sich zum anderen mehr Flaschen auf einmal transportieren lassen. Auch bei den Verbraucher*innen sind die PET-Einwegflaschen aufgrund ihres geringen Gewichts beliebt, aber letztendlich werden Getränke in Einwegflaschen vor allem aufgrund ihrer geringen Preise gekauft.

Diese können nicht nur wegen der günstigeren Logistik und den niedrigeren Herstellungskosten zustande kommen, sondern auch weil Einwegflaschen, laut einer Dokumentation des NDR, ungewollt vom Staat subventioniert werden. So führen die Befreiungen von der EEG-Umlage besonders stromintensiver Unternehmen, zu welchen vor allem Einwegflaschenhersteller und nicht Reinigungs- und Abfüllfirmen für Mehrwegflaschen gehören, zu Kosteneinsparungen dieser Betriebe. Das BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und die DUH fordern deshalb eine Lenkungsabgabe von 20 Cent pro gekaufter Einweggetränkeverpackung, um die Preisunterschiede zwischen Ein- und Mehrweg anzugleichen.

PET-Einweg per se schlecht?

Man kann sich durchaus einmal die Frage stellen, ob die PET-Einwegflasche ihren Ruf als Umweltsünde verdient hat. Der Lobbyverband der Bund Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ) sieht gerade im geringen Gewicht der Einweggetränkeverpackung entgegen der Ansicht des Umweltbundesamts einen großen Vorteil, weil dies zusätzlich zur Einsparung von Kohlenstoffdioxid beim Transport beiträgt. Darin sieht der BGVZ zusammen mit einem hohen Recyclatanteil (Anteil des Herstellungsmaterials, welches aus zuvor recycelten Einwegflaschen stammt) in neu produzierten Einwegflaschen die Einsparung von wertvollen Rohstoffen und Energie.

Laut der Deutschen Umwelthilfe werden etwa 99 Prozent der Einwegflaschen recycelt, allerdings wird nur ein Drittel von ihnen zu neuen Flaschen verwertet. Der Rest wird downgecycelt. Das liegt vor allem daran, dass neues PET günstiger als das recycelte PET ist. Trotzdem gibt es mittlerweile Firmen, die bewusst auf einen sehr hohen Recyclatanteil ihrer Einwegflaschen hingearbeitet haben. Dem Getränkehersteller Bad Dürrheimer hat es geschafft, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem es möglich ist, eine Einwegflasche mit 100 Prozent Recyclatanteil herzustellen, und sein Sortiment dementsprechend umgestellt. Damit ist das Unternehmen allerdings eine Ausnahme, denn im Jahr 2017 lag der durchschnittliche Anteil von Recyclat in Einwegflaschen bei nur 26,6 Prozent. Ressourcen wie Erdöl werden derzeitig also nur zum Teil geschont. Die DUH hält daneben selbst Flaschen aus 100 Prozent Recyclat für keine geeignete Lösung, weil bei der Aufbereitung der Recyclate viel Energie verbraucht wird. Sie bestreitet, dass es einen geschlossenen Materialkreislauf gibt, wie es der BGVZ behauptet.

Das neue Verpackungsgesetz schreibt übrigens einen Recyclatanteil von 58,8 Prozent vor. Was aber passiert, wenn das und die geforderte Mehrwegquote von 70 Prozent von den Herstellern nicht umgesetzt werden, steht nicht im Gesetz geschrieben. Es heißt also erst einmal abwarten und [hier beliebiges Getränk einfügen] trinken. Genauso müssen wir weiterhin auf eine neue Ökobilanz (Verfahren, das umweltrelevante Vorgänge erfasst und bewertet) warten, um mit Sicherheit sagen zu können, ob Einwegflaschen und ihr sehr hoher Recyclatanteil mit der Ökobilanz von Mehrwegflaschen mithalten können.

Einweg, Mehrweg, Ausweg?

Weil momentan nur einzelne Hersteller PET-Flaschen mit einem Recyclatanteil von 100 Prozent anbieten und noch nicht geklärt ist, welche Ökobilanz diese gegenüber herkömmlichen Mehrwegflaschen besitzen, sollten wir auf dem Weg zum Hafen lieber zur Mehrwegflasche aus Glas oder PET greifen. Zusätzlich dazu sollten wir auch Getränke so regional wie möglich kaufen. Wer sich bei seiner Kaufentscheidung jetzt immer noch nicht sicher fühlt, der Umwelt aber trotzdem etwas Gutes tun will, trinkt am besten Leitungswasser. Das hat in Deutschland nicht nur eine hervorragende Qualität, sondern ist auch günstig und kann am Wasserhahn eurer Region gezapft werden.

Mehr Infos für euch:

Seite des Umweltbundesamtes: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/mehrwegflaschen

Seite der Deutschen Umwelthilfe (DUH): https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/

Seite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU): https://www.bmu.de/faqs/einweg-und-mehrweg/

Seite der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/152198/10-jahre-dosenpfand-28-12-2012

Seite des Natursschutzbund (NABU): https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/einzelhandel-und-umwelt/mehrweg/nabumehrwegguide.html

Seite der Verbraucherzentrale: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/abfall/mehrweg-oder-einweg-verwirrung-total-beim-pfand-11504

Seite des Bund Getränkeverpackung der Zukunft (BVGZ): https://www.bgvz.de/

Seite des Deutschen Pfandsystems (DPG): https://dpg-pfandsystem.de/index.php/de/

Für ganz Interessierte:

Doku des ZDF: „Ab in die Presse – das Mehrwegmärchen“

Doku des Handelsblatt: „Einweg-Pfandflaschen: Auf der Spur der PET-Flasche“

Doku des NDR: „Einwegflaschen bevorzugt gegenüber Mehrwegflaschen: Subventionen durch EEG“

Doku von Puls: „Warum verschwinden so viele Bierflaschen? Dem Pfand auf der Spur“

Beitragsbild: Nick Fewings auf Unsplash