von moritz.magazin | 01.02.2010
Die Studierendenschaft hat entschieden
Es ist das Jahr, in dem sich bereits am ersten Wahltag lange Schlangen vor den Wahlurnen bildeten. Besonders im Seminarraum der Universitätsbibliothek herrschte Hochbetrieb. Von solch einem Ansturm hatte selbst die Wahlleitung nicht zu träumen gewagt. So kam es, dass zwischenzeitlich in den Wahllokalen der Unibibliothek und der Löfflerstraße sogar die Stimmzettel ausgingen. Wahlleiter Michael Seifert reagierte prompt, zehn Minuten später war das Problem gelöst.
Es war mit knapp 22 Prozent die höchste Wahlbeteiligung seit 1997, noch dazu fast doppelt so hoch wie 2009. Das hängt vor allem mit der Tatsache zusammen, dass die diesjährigen Wahlen zum Senat, Studierendenparlament (StuPa) und zu den Fakultätsräten parallel zur ersten Urabstimmung in der Geschichte der Universität stattfanden. Diese hatte viele in die Wahllokale gelockt. Damit dürfte es vorerst fragwürdig bleiben, ob dieses Niveau im nächsten Jahr gehalten werden kann. Auch die Zahl der Bewerber für das StuPa übertraf die vergangenen Jahre: 55 Studierende kandidierten in diesem Jahr und damit weit mehr als 2009. (mehr …)
von moritz.magazin | 01.02.2010
Die Studierendenschaft hat für eine Beibehaltung des umstrittenen Namenspatrons Ernst Moritz Arndt gestimmt. Die Kampagne „Uni-ohne-Arndt“ muss eine schwere Niederlage hinnehmen. Wie konnte das passieren?
Das neue Jahr ist noch jung, doch bereits nach 15 Tagen hatte Greifswald seine erste Sensation. Eine Mehrheit der Studierenden sprach sich bei der ersten Urabstimmung der Geschichte der Universität Greifswald für eine Beibehaltung des Namenspatrons Ernst Moritz Arndt aus. Das ist ein echter Knaller, mit dem die wenigsten gerechnet haben dürften. Doch das Ergebnis an sich ist noch gar nicht das eigentlich Überraschende. Die echte Überraschung ist das grandiose Scheitern einer bis ins Detail durchgeplanten, Greifswald völlig umspannenden und alle anderen Themen überdeckenden Medienkampagne. (mehr …)
von moritz.magazin | 01.02.2010
Reinhard Amler war 28 Jahre Mitglied der Greifswalder Lokalredaktion der Ostseezeitung (OZ). Seit 1996 war er deren Chefredakteur. Nun verlässt er Greifswald in Richtung Stralsund.
moritz Herr Amler, Sie verlassen Greifswald nach 28 Jahren in Richtung Stralsund? Warum nach so langer Zeit noch einmal der Wechsel?
Reinhard Amler Es ist nicht mein Wunsch, sondern eine Entscheidung meiner Chefredaktion.
moritz Wie motiviert man sich nach so langer Zeit an der gleichen Stelle, neue Dinge auszuprobieren?
Amler Ich motiviere mich, indem ich mir die positiven Dinge aufliste, die ich künftig haben werde und die negativen, von denen ich künftig verschont bleiben werde.
moritz Sie haben immer in Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet. Schon Ihr Volontariat haben Sie bei der OZ gemacht. Warum hat es Sie nie von hier weggezogen, zu größeren Herausforderungen?
Amler In einer Lokalredaktion zu arbeiten, ist eine große Herausforderung, weil man nirgendwo im Journalismus näher an der Masse der Leser dran ist. (mehr …)
von moritz.magazin | 01.02.2010
Einblick in die Zwei-Bett-Zimmer der Studenten
Wenn man keinen Abend allein verbringt, sich nicht traut, Dinge rumliegen zu lassen und aus Rücksicht die Sachen für den nächsten Tag rauslegen muss, dann wohnt man wahrscheinlich in einem der über 100 Doppelzimmer der Greifswalder Wohnheime des Studentenwerks. Vielen Erstsemestern, die ein Zimmer ergattern konnten, ergeht es so. Nicht nur die fragen sich: Sind Doppelzimmer heutzutage überhaupt noch zeitgemäß?
Eine dieser „Glücklichen“ ist Julia Schälicke (19), welche seit Oktober 2009 in Greifswald Psychologie studiert und auf den letzten Drücker noch einen Platz in einem Zwei-Bett-Zimmer bekommen hat. Anfangs war sie sehr froh überhaupt einen Schlafplatz zu haben, aber nach vier Monaten merkt auch sie nicht nur die Vor-, sondern auch die Nachteile eines solchen Zimmers. „Das Schöne daran ist, man hat immer jemanden zum Quatschen. Doch bin ich andererseits auch nie allein“, sagt sie und führt damit den wohl wichtigsten und schwerwiegendsten Nachteil an. (mehr …)
von moritz.magazin | 01.02.2010
Es gibt viele Möglichkeiten, im Ausland zu studieren. Warum werden sie so wenig genutzt?
Schnee, Eis, zweistellige Minusgrade und in der eigenen Stadt eingeschneit sein – das ist der Winter in Greifswald. Wer würde da nicht gern wie Flo in Südafrika am Strand sitzen und bei 30 Grad das Wetter genießen. Nein, Flo ist nicht im Urlaub, sondern verbringt sein Auslandssemester in Kapstadt. Er ist einer von über 200 Greifswalder Studierenden, die sich momentan im Ausland befinden. Florian ist seit August in der Metropole und erlebt jeden Tag etwas Neues. Entweder klauen die Affen auf dem Uni-Gelände ihm sein Mittagessen oder aber er geht auf Schildkröten-Rettungsmission, da diese gerade die Straße überqueren wollten. Wenn er nicht gerade in der Uni ist, geht er gern mal mit seinen Kommilitonen auf Reisen und entdeckt die Wüste oder trifft kurz vor der Stadt auf ein paar Zebras. Auch Paddeln und Wale-Beobachten stehen auf dem Freizeitplan.
Wenn man das alles hört, würde jeder wohl gern vorübergehend auswandern, aber warum tun wir es nicht? Circa 200 von 12000 Studierenden sind momentan über bestimmte Programme (zum Beispiel ERASMUS) im Ausland, aber es könnten viel mehr sein. Annette Ehmler vom Akademischen Auslandsamt (AAA) berichtet, dass nicht einmal 50 Prozent der Plätze für Greifswalder Studierende im ERASMUS-Programm genutzt werden und es kommen auch immer weniger ausländische Studierende nach Greifswald. Im Wintersemester 2009/2010 waren es erstmals seit langem unter 100. Aber woran liegt das? Haben wir Greifswalder keine Lust aus unserem schönen Städtchen wegzugehen? (mehr …)
von moritz.magazin | 01.02.2010
Sechs Stunden „Treffer“ – Eine Nacht voller Schicksale, Alkohol und schlechter Musik
Als wir uns mit schnellen Schritten auf den Gang mit der schweren Eisentür zu bewegen, ist es bereits dunkel. Die Luft um uns ist bitterkalt und messerscharf, sie scheint uns tiefe Furchen in das Gesicht zu schneiden. Im Moment ist alles besser, als im Freien zu sein. Dennoch stehen einige dunkle Gestalten um den rostigen Fahrradständer vor dem Eingang und rauchen. Man kann ihren ausgestoßenen Rauch nicht von ihrem Atem unterscheiden. Schnell gehen wir an ihnen vorbei, wir wollen nicht angequatscht werden. Wir gehen unter dem Schild, auf dem in schwarzen Buchstaben „Treffpunkt“ geschrieben ist, hindurch und betreten den dunklen, miefigen Gang.
Als wir die Tür aufstoßen und den Gastraum betreten, ist es so, als würden wir den Bauch eines Raumschiffs betreten, irgendwo auf einem anderen Stern. Dem verqualmten Raum fehlt jedes Fenster. Dort wo sie einst waren, steht heute eine mit allen erdenklichen Schnapssorten bestückte Bar, die anderen sind verhangen oder zugenagelt. Am Tresen sitzen zwei einsame Männer und trinken ihr Bier. Diese Welt ist nicht unsere, wir gehören hier nicht her, dieses Gefühl beschleicht uns sofort. (mehr …)