In der Sonderausstellung des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald sind seit dem 12. Oktober Werke von vier Künstler zu dem Thema Aktfotografie/Aktgemälde zu sehen. Wir haben Besucher gefragt, wie sie die Ausstellung finden.
Im Mittelpunkt steht Günther Rössler, der schon in der DDR als Modefotograf unter anderem für die Zeitschrift „Das Magazin“ tätig war. In der Sonderausstellung treffen seine Fotografien auf die Gemälde von Sabine Curio, Susanne Kandt-Horn und Otto Niemeyer-Holstein. Teilweise standen den Künstlern die gleichen Frauen Modell. Die Bilder lassen somit einen direkten Vergleich zu, wie Rösslers Aktfotografien malerisch umgesetzt werden können. Gerade Otto Niemeyer-Holstein und Sabine Curio arbeiten viel mit verschwommenen, unklaren Perspektiven, während Susanne Kandt-Horn die Frauen mit markanten Formen und klaren Linien zeichnet.
Bisher stößt die Ausstellung auf gute Kritik. Einige Besucher kennen Rösslers Bilder noch aus dem Magazin, andere sind besonders an dem Künstler Otto Niemeyer-Holstein interessiert, der in Mecklenburg-Vorpommern hohes Ansehen genießt.
Wir fragten nach, wie die Besucher auf die Ausstellung reagieren:
Zuerst die gute Nachricht: Es wird in linken Diskursen wieder über Sexualität diskutiert. Die gender studies bahnen sich ihren Weg in den Alltag. Geschlecht wird zunehmend als sozial konstruiert begriffen. Zurückgegriffen kann dabei auf einen reichhaltigen Fundus von Texten und Ideen, nicht zuletzt dank der herausragenden Arbeiten des französischen Soziologen Michel Foucault, der bereits in den 1970igern die Verknüpfung von Sexualität und Macht herausstellte. (mehr …)
Am 30.10. spielte die Berliner Elektro-Noise-Künstlerin Tonia Reeh alias Monotekktoni im IKuWo. Sie wußte mit einem krachig-energetischen Konzert zu überzeugen. Besonders eindrucksvoll war die Tatsache, dass sie ohne Laptop auskam und die vielschichtigen Klangwände analog aus ihren alten Effektgeräten und Synthesizern zauberte. Dirk von Lowtzow hatte unrecht: Digital ist eben doch nicht besser!
Seit Donnerstag läuft der neue Film von Erwin Wagenhofer, dem Regisseur von „We feed the world„, im Greifswalder Kino. Wir haben ihn uns für Euch angeschaut:
„Let’s make money“ versucht seinen Zuschauern einen Einblick in den Irrsinn unserer Finanzwelt zu geben und setzt damit die Globalisierungskritik aus Wagenhofers erstem Film fort. Gedreht wurde der Film bereits einige Zeit vor der aktuellen Finanzkrise, die sich damals allerdings schon andeutete.
Der Film beginnt mit der Suche nach Gold: Ohne Worte wird jeder einzelne Schritt der Herstellung gezeigt. Anschließend kann der Zuschauer die Verteilung des Kapitals auf der Leinwand lesen. Schon hier wird die Hauptthese des Filmes deutlich: die Armen werden immer ärmer, während die Reichen unserer Erde immer reicher werden.
Überhaupt arbeitet der Film vor allem mit Bildern. Gesprochen wird nur von den Personen, die sich und ihre Arbeit vorstellen: Männer in schwarzen Anzügen sitzen im Auto und reden von „emerging markets“ und von Investitionen. Eine indische Wirtschaftsstudentin führt durch ein Slum, afrikanische Frauen zeigen ihre Arbeit auf Baumwollplantagen. Die Szene in einem afrikanischen Steinbruch bleibt besonders in Erinnerung. Vor allem Frauen und Kinder verrichten hier körperliche Schwerstarbeit für einen Hungerlohn.
Zudem arbeitet Wagenhofer mit Kontrasten. Während der Banker im Auto von günstigen Bedingungen für Investitionen in Indien spricht, fliegen hinter den Fenstern die Wellblechhütten indischer Slums vorbei. Dann berichtet der Investor Mark Mobius in seinem Büro, wie günstig die Steuern für sein Unternehmen in Singapur seien. Danach afrikanische Arbeiter in einem Steinbruch gezeigt.
Mit diesen Kontrasten führt Wagenhofer einmal mehr den Zuschauern vor Augen, wie die Spanne zwischen reich und arm auf unserer Welt immer größer wird und wie sehr die Vermehrung von Kapital die Geschäfte der westlichen Welt dominiert.
Doch das ganze Problem findet nicht nur weit weg vom Zuschauer, in den großen Finanzzentren der Welt oder auf Plantagen in Afrika statt, sondern auch in Europa. Dies verdeutlicht der Filmemacher vor allem an Hand der Immobilienblase in Spanien. Mit den Erklärungen eines Bauherrn und mit erschreckenden Fakten wird dem Zuschauer vermittelt dass sich dieser finanzielle Irrsinn direkt vor seiner Haustür abspielt.
Doch das Finanzsystem unserer Welt, das sich aufgrund der Globalisierung immer weiter international verstrickt, ist ein komplexes Thema. Vielleicht zu komplex für einen Kinofilm und auf jeden Fall zu komplex für einen Film, der hauptsächlich mit Bildern arbeitet.
Der Zuschauer bekommt einen Einblick in die Finanzstruktur unserer Banken und erfährt ungefähr welchen Weg sein Geld nimmt, nachdem es auf die Bank gebracht wurde. Doch zusammenhängende Erklärungen kommen zu kurz.
Es ist wichtig den Menschen die Probleme der aktuellen Politik vor Augen zu führen, doch der Erkenntnisgewinn des Zuschauers von „Let’s make money“ wäre mit weniger Bildern und komplexeren Erklärungen sicherlich größer gewesen.
Wer sich intensiver für das Thema interessiert, kann zu einer Veranstaltung im IKuWo am 13.11. gehen. Dort wird ebenfalls ein Film gezeigt und danach über Privatisierung diskutiert. Mehr Infos in unserem Kulturtipp hier.
Am 13. November findet im IKuWo eine Informationsveranstaltung zum Thema „Glauben sie, dass durch Privatisierung alles besser wird?“ statt. Das IKuWo bezieht sich mit der Veranstaltung auf lokale Ereignisse. Im Pressetext heißt es zur Veranstaltung:
„Wohnungen, Bahnverkehr, Kliniken, Straßen, Wälder und vieles mehr kommen unter den Hammer. Was vorher allen gehörte, wird Privateigentum. In Greifswald ist der Anteilsverkauf der Kommunalen Wohnungsverwaltung WVG an die Kommunale Wohnen AG (KWG) umstritten. Schon der von den Befürwortern des Anteilsverkaufes gelenkte Volksentscheid zum Anteilsverkauf sorgte für Diskussionsstoff. Nun zahlt der Investor nicht und die Stadt will möglicherweise die Einnahmen nicht für die Schuldentilgung nutzen.“
Das Programm sieht einen Vortrag und Film mit anschließender Diskussionsrunde vor. Referenten sind unter anderem Mitarbeiter des „Rostocker Soziale Bildung e.V„. Die Veranstaltung ist offen für alle und kostenlos.
Das Gebäude des IKUWO befindet sich in der Goethe-Straße 1. Beginn ist 21 Uhr.
„Ich weiss was zu tun ist- ich bin eine scheppernde Rockband ohne Gitarre. Ich bin ein Orchester im Fleischwolf in Miniaturausführung, der Dirigent dreht am Rad. Das Orchester auch. Ich bin das Orchester. Ich bin der Dirigent. Der Dirigent ist eine Frau. Ehrenamtlich. Die Pauken in doppelter Besetzung. Frau Electronic Rockband, die auf unter und hinter einen Tisch passt. Und das alles mitten ins Herz. No Computers – no safety? Ich fühle.“
Mitunter erinnert sich die eine oder andere noch an die Berliner Noiseformation „Das zuckende Vakuum“. Das war die Wirkungsstätte Tonia Reehs, bevor sie zu Monotekktoni wurde. Vor etwa fünf Wochen erschien das mittlerweile vierte Album ihrer Eine-Frau-Elektronik-Armee – der scheppernden Rockband ohne Gitarre, wie sie sich selbst beschreibt. Sie ist die Verkörperung eines popkulturellen hauptstädtischen Sektors, irgendwo zwischen Prekariat, Gentrifizierung und Ladyfest. (mehr …)
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