Während des Schreibens der Hausarbeit schnell was googlen, dann noch fix Mails lesen, kurz nach dem Abstecher ins studiVZ, dem aus der Ecke blinkenden Link folgen, nebenbei in ICQ antworten – so in etwa dürfte bei vielen Studenten die Arbeit am Computer aussehen.
Ein halbes Jahr kein Internet: Ohne Netz von Alex Rühle.
Ähnlich verhackstückt ist auch der Alltag von Alex Rühle. Als Journalist gehört das Internet einfach dazu – eine Information hier, ein Abstecher da, und hochploppende Mails wollen natürlich sofort beantwortet werden.
Bis er beschließt, diesem Teil seines Lebens ein halbes Jahr den Garaus zu machen. Aus der während einer Bahnfahrt gewonnenen Erkenntnis heraus, dass es sich ohne ständig brummelndes Smartphone doch erstaunlich konzentriert arbeiten lässt, beginnt er sein sechsmonatiges Fasten.
Suchtsymptome und Heimlichkeiten
In kurzweiliger Manier berichtet er über seine Erfahrungen, die zwar nicht von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt reichen, aber manchmal nicht allzu weit von dem einen oder dem anderen Extrem entfernt sind. So reflektiert er seine eigenen Suchtsymptome – während eines Urlaubs alle halbe Stunde heimlich ins Netz, es ist ja so wichtig – und leidet durch das ausbleibende Vibrieren des normalerweise in der Hemdtasche am Herzen getragenen Handys. Genauso gibt es aber „die ruhigen Momente, wenn es sich so anfühlte, als würde ich eine Schale klaren Wassers durch die Gegend tragen“.
Ähnlich verhält es sich mit dem gesamten Buch: Mal betrachtet der Autor das Arbeitsumfeld von Google oder skizziert in großem Maßstab ein Szenario, in welchem dem Internet der Platz des Ersterfundenen vor dem Buch zufiel. Dann wird wieder detailliert ein Gespräch mit seinem Sohn geschildert und von der Befreiung einer undankbaren Ente erzählt.
Dabei wird alles durch einen locker-(selbst)ironischen Stil verknüpft, der es dabei doch schafft, auch ernsthafte Themen und die innere Welt des Autors mitzuteilen, ohne ins Oberflächliche oder Klischeehafte abzurutschen.
Nichts aufgezwungen
Wie es einem wohl nach sechs Monaten ohne Netz geht?
Dies ist auch einer der Aspekte, die das Buch so lesenswert machen – eine Sprache, die wirkt, als ob es dem Autor wirkliche Freude bereitet hätte, sich ihrer zu bedienen, die ohne mahnenden Zeigefinger oder überspitzte Meinungsextreme auskommt. Dem Leser wird nichts aufgezwungen oder eine Ansicht als die einzig wahre dargestellt. Wer sich das Buch zu Gemüte führt, kann es als Anlass nehmen, sich auch mit seinem Verhalten dem Internet gegenüber auseinandersetzen, kann es aber ebenso gut einfach genießen und anschließend beiseite legen. Genau diese scheinbare Unverbindlichkeit wird wahrscheinlich viele dazu verleiten, ersteres zu tun.
Und auch wenn nicht, so bereichert die Lektüre doch das Allgemeinwissen, denn immer wieder eingestreut finden sich Wissensbrocken aus einem verblüffenden Fundus, der die Beteuerungen des Autors bezüglich seines schlechten Gedächtnisses Lügen straft.
So etwa ein Zitat Blaise Pascals, nach dessen Worten das gesamte Unglück der Menschheit allein daraus entstünde „dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen“. Oder die Tempovorschriften einer Klaviersonate von Robert Schumann. Oder die – wenig positiv gefassten – Meinungen Reisender am Anfang des 19. Jahrhunderts zum damals neumodernen Eisenbahnfahren. So wie denjenigen, die Pferdekutschen gewöhnt waren, das neue Gefährt mit seinen zu dieser Zeit sagenhaften 30 Stundenkilometern entschieden zu schnell war, so müssen sich heute viele erst an die mit dem Netz kommende Beschleunigung des Lebens gewöhnen, dann passt das schon. Oder nicht? Eine endgültige Antwort gibt der dem Internet keineswegs abgeneigte Autor nicht.
Letztlich bleiben die kleinen Dinge und Momentaufnahmen aus dem halben Jahr. Der Autor kann und will nicht auf www.internetweißalles.de verzichten und fällt rapide in sein altes Suchtmuster zurück. Ein paar Dinge seines Lebens haben sich dennoch geändert. Ein leicht von den Augen ins Hirn wandernde, an einigen Stellen einen zum Weiterdenken anregenden Nachgeschmack hinterlassende Buch wird zugeschlagen. Dann check ich mal meine Mails. Und verzichte wohl auf den verlinkten Abstecher.
Fotos: Aufmacher Klett-Cotta (keine CC-Lizenz), Alexander Franke via jugendfotos.de
Mit einer einzigen Idee, einem Geniestreich, als junger Mensch Milliardär werden: Gibt es überhaupt jemanden, der nicht davon träumt? Die Geschichte von Mark Zuckerberg ist solch eine Erfolgsgeschichte, eine Verkörperung des modernen amerikanischen Traums. David Fincher („Der seltsame Fall des Benjamin Button“) verfilmt auf der Grundlage des Romans „Milliardär per Zufall“ von Ben Mezrich die Entwicklungsgeschichte des weltweit beliebtesten sozialen Netzwerks Facebook.
Mark Zuckerberg, gespielt von Jesse Eisenberg, ist ein junger Informatikstudent an der amerikanischen Elite-Universität Harvard. Sein Hauptinteresse liegt darin, in eine der Studentenverbindungen zu kommen, durch die er sich ein angenehmeres Leben erhofft. Als seine Freundin deshalb mit ihm Schluss macht, will er sich an ihr rächen und programmiert eine Seite, auf der Studenten ihre Kommilitoninnen bewerten können. Sein bester Freund Eduardo Saverin (Andrew Garfield) hilft ihm dabei.
Facebook me!
Mark Zuckerberg wird von Jesse Eisenberg vielseitig gespielt.
Durch diese Seite, die über Nacht das Netzwerk der Uni lahmlegt, werden die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss auf das junge Genie Mark aufmerksam. Sie bitten ihn, die Seite HarvardConnection zu programmieren. Daraus entwickelt Mark die Idee zu Facebook, welches ein durchschlagender Erfolg an der Elite-Uni wird. Seine Idee ist so einfach wie genial, jeder Student soll alles über seine Kommilitonen in Erfahrung bringen können. „Facebook me“ wird die beliebteste Aufforderung unter den Studenten. Was anfangs nur als kleines Netzwerk für den Campus gedacht war, verbreitet sich schneller als ein Computervirus in allen Computern von Studenten. So wird der Napster-Erfinder Sean Parker (Justin Timberlake) auf Zuckerbergs Projekt aufmerksam und umgarnt das Genie. Zwischen Eduardo und Sean entsteht schnell eine Rivalität, denn beide haben unterschiedliche Geschäftsideen für Facebook. Dabei zieht Eduardo den Kürzeren und verliert am Ende alle Anteile an facebook.com.
Parallel zur Entwicklungsgeschichte von Facebook zeigt der Film die beiden Gerichtsprozesse, mit denen Mark Zuckerberg Jahre nach dem Aufbau der Internetseite konfrontiert wird: Sein ehemals bester Freund verklagt ihn, weil er ausgebootet wird; die Winklevoss-Zwillinge sehen in Facebook Diebstahl geistigen Eigentums. Mit der Überschrift behält der Film also Recht, man kann eben wirklich nicht 500 Millionen Freunde haben ohne ein paar Feinde.
„The Social Network“ läuft seit dem 7. Oktober und steht momentan auf Platz 5 der deutschen Kinocharts, was nicht verwunderlich ist. Primär ist der Film interessant für junge Leute, die Facebook aktiv mehrmals am Tag nutzen. Dabei zeigt der Film auch die typischen Symptome von Berühmtheit. Die Kläger gegen Mark Zuckerberg wollen etwas ab von dem großen Kuchen, von dem vielen Geld. Jesse Eisenberg stellt den Facebook-Erfinder jedoch am Ende nicht anders dar als am Anfang: Als charakterlich vielschichtigen, teilweise frechen jungen Mann, der weiß, was er geschaffen hat mit dieser Internetseite.
Etwas anderes als Lob kann ich für diesen Film nicht aussprechen. Durch Komplexität wird die Handlung verdichtet und zusammengefasst, was jedoch niemals dazu führt, dass man dem Geschehen nicht mehr folgen kann. Selbst Justin Timberlake, seines Zeichens Sänger und Designer, stellt einen durchaus überzeugenden, merklich geldgierigen Geschäftsmann dar. Spannend ist es natürlich, die Debatte darum, wie viel Fakt und wie viel Fiktion in dem Film vorhanden ist, weiterzuverfolgen.
Das war noch was, als die Berliner Band Knorkator ihr Publikum mit Toastbrot bewarf, der Sänger Stumpen sich entkleidete und der Keyboarder Alf Ator mit Klobürsten exzessiv auf irgendetwas, was sich auf der Bühne befand, einschlug. Im Dezember 2008 löste sich Knorkator auf, doch die ehemaligen Bandmitglieder sind immer noch unterwegs.
Wie Alf Ator, der am kommenden Sonnabend, dem 30. Oktober, sein Können in stets „bescheidener“ Manier in der Kiste präsentieren wird. Bereits zwei Mal war er im Studentenclub zu Gast: 2007 und 2008. Vor zwei Jahren bot er dem Publikum eine Lesung – playback und szenisch dargestellt. Zu Beginn jener Veranstaltung betrat er nahezu anmutig mit einem goldenen Umhang die Räumlichkeiten. Es folgten zwei Stunden lustiger, schräger und vielleicht auch tiefsinniger Nonsens.
Am Sonnabend heißt das Programm „Das noch neuere Testament“. Dann wird Alf Ator („Vater von Gott“) ein „wunderbares“ Ein-Mann-Theaterstück darbieten. „Tipps und Tricks, um so zu werden wie Alf Ator“, heißt es und mag diejenigen erfreuen, die schon immer so sein wollten, wie der Mann mit der auffälligen Frisur und dem bemerkenswerten Gewand. Was das Publikum dann genau erwarten wird, ist bei einer Ator-Veranstaltung nie vorherzusehen. Alf Ator selbst lässt verkünden, dass es sich bei seinem Stück um ein Feuerwerk aus Anmut und Leidenschaft handele. Einen Trailer zur Veranstaltung gibt es auch.
Man darf also gespannt sein, was ab 20 Uhr am 30. Oktober im Studentenclub Kiste, Makarenkostraße 49, passieren wird – der Eintritt beträgt sechs, ermäßigt vier Euro. Vielleicht schmeißt Alf Ator ja dann auch mit Toastbrot.
Für die Liebhaber elektronischer Musik unter uns führte an diesem Mann in den letzten Jahren eigentlich kein Weg vorbei. Die Rede ist von Oliver Koletzki. Wahlweise alleine als DJ oder zusammen mit seiner Band „The Kolletzkis“ beschallte er im Sommer die Festivals SonneMondSterne, Melt! und Fusion, sowie regelmäßig auch die besten Clubs der Republik mit feinster elektronischer Musik. Sein Label „Stil vor Talent“ versorgt die Szene schon seit Jahren mit interessanten Newcommern.
Nun hat er auch noch mit Fran, der Stimme von „The Koletzkis“, ein weiteres Projekt gestartet. Das neue Album „Lovestoned“ steht seit dem 3. September in den Läden und wirkt zunehmend poppiger als frühere Veröffentlichungen des Künstlers. Es ist also durchaus auch etwas für diejenigen, die mit elektronischer Musik sonst nichts anfangen können. Natürlich darf auf der Album-Release-Tour Greifswald nicht fehlen!
Als Mainact der 33. Zu Gast bei Freunden-Party tritt Oliver Koletzki feat. Fran am Freitag, 29. Oktober ab 23 Uhr im TV Club auf. Als Support haben sich Lars’N Rinstroem und Ericcxon angekündigt. Alles in allem verspricht der Abend also eine vollkommene Abwechslung zu den sonstigen BWLer-, Juristen-, Ü30- oder Mediziner-Partys im TV-Club zu werden.
Anlässlich des einhundertsten Geburtstages des bedeutenden spanischen Dichters Miguel Hernandez finden diese Woche mehrere Veranstaltungen rund um das Leben des Poeten, die Zeit des spanischen Bürgerkrieges und fremdsprachige Literatur statt.
Der spanische Poet verfasste zahlreiche Werke in Gefangenschaft.
Miguel Hernandez wurde am 30. Oktober 1910 in ärmliche Verhältnisse geboren. Neben einem kurzen Aufenthalt an einer staatlichen Schule blieb Hernandez nur das Selbststudium, um seinen literarischen Neigungen nachzugehen. In seinen ersten Werken als Jugendlicher noch deutlich vom spanischen Barock beeinflusst, beschäftigte er sich später zunehmend mit dem Surrealismus und den sozialen Verhältnissen in Spanien. So machte ihn sein Engagement für die Republikaner während des Bürgerkrieges zu einem Feind Francos. Nach Beendigung des Krieges wurde er daher auf der Flucht nach Portugal gefasst und zu einer 30-jährigen Haftstrafe verurteilt. Während dieser Zeit verfasst er einen Großteil seines literarischen Werkes, in dem er sich neben seiner eigenen Inhaftierung und dem Bürgerkrieg auch mit dem Tod seines Sohnes und der Armut seiner Familie beschäftigt. Im März 1942 erliegt Hernandez schließlich in Gefangenschaft einer Tuberkuloseerkrankung.
Veranstaltungen im Falladahaus, im IKuWo und dem Antiquariat Rose
Am Mittwoch, dem 27. Oktober, eröffnet um 18 Uhr im Falladahaus (Steinstraße 59) eine Ausstellung zum Leben des spanischen Volkshelden. Neben erläuternden Vorträgen wird es auch Musik, Filmausschnitte und Fotos aus der Zeit und dem Leben des Dichters geben. Darüber hinaus wird mit einem Buffet auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt sein. Um 21 Uhr geht es dann im Café Pariser in der Kapaunenstraße 20 weiter. Hier werden fremdsprachige Bücher gelesen und besonders gehört, und wer selbst ein fremdsprachiges Buch hat und dieses gerne einmal in der Öffentlichkeit gelesen hören möchte, kann jederzeit mit Buch unterm Arm in der Kapaunenstraße vorbeischauen.
Im IKuWo findet ein Informationsabend über den Dichter am 28. Oktober statt.
Um einen Einblick in die Zeit des Spanischen Bürgerkriegs zu erhalten, veranstaltet das IKuWo (Goethestraße 1) am Donnerstag, dem 28. Oktober, ab 18 Uhr einen Informationsabend zum Thema. Dieser beinhaltet neben Originalfilmen aus der Zeit einen Vortrag mit dem Titel „Loyalty and comradeship in the literary Work of Miguel Hernandez“ und die Vorführung des Films „Ay Carmela“, der das Schicksal dreier Republikaner in den letzten Monaten des Krieges darstellt.
Im Antiquariat Rose (Steinbeckerstraße 20) werden sich am Freitag, dem 29. Oktober, Michael Gratz von der Universität Greifswald und Francisco Martinez Muran, der bereits im IKuWouwo referrierte, auf eine Flasche Wein einfinden und über Literatur und Politik in der Zeit von Miguel Hernandez unterhalten.
Da keine Geburtstagsfeier komplett wäre ohne Geburtstagstorte, wird am Samstag, dem 100. Geburtstag Hernandez‘ um 14 Uhr in der Alten Bäckerei (Feldstraße/Mehringstraße) zu Kaffee und Kuchen geladen. Backt, schnappt euch euer Lieblingsbuch und genießt den Nachmittag bei Musik, Literatur und Kaffee und Kuchen.
Am kommenden Mittwoch startet im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg in der Martin-Luther-Straße 14 eine Vorlesungsreihe unter dem Titel „Literatur. Kultur. Theorie“. Der Schwerpunkt in diesem Wintersemester werden die Themen „Fakt und Fiktion: Wirklichkeit, Authentizität und Realismus“ sein. In der Vortagsreihe wird der Diksurs thematisiert, wo genau Fiktion endet und Realität beginnt. Dies wird anhand von gegenwärtigen literatur- und kulurwissenschaftlichen Ansätzen zur Diskussion gestellt.
Der Flyer zur Vorlesungsreihe "Literatur. Kultur. Theorie."
Den Auftakt macht Professor Eckard Schumacher mit seiner Lesung „Fiktionsfiktion. Über die Realität der Literatur“ am 27. Oktober. Schumacher ist Lehrstuhlinhaber für neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie am Institut für die deutsche Philologie. Von ihm stammt auch das Konzept der Vortragsreihe.
Weiterhin folgen am 24. November eine Vorlesung zur deutschen Literaturgeschichte der empathischen Moderne von Professor Moritz Baßler der Universität Münster. Am 12. Januar spricht Professor Susanne Knaller der Universtität Graz dann über visuelle Wirklichkeit in Kunst und Literatur.
Die Eröffnungsveranstaltung beginnt um 18.15 Uhr und dauert voraussichtlich 90 Minuten. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ein Leckerbissen also – nicht nur für Germanistikstudenten.