Bereits die zweite Vorlesung im Rahmen der Vortragsreihe „Literatur. Kultur. Theorie“ findet nun statt. Am Mittwoch, dem 24. November, steht das Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg ganz im Zeichen des Realismus in der deutschen Literatur. In der ersten Veranstaltung bildete das Thema Fiktion den Mittelpunkt.
Vier Veranstaltungen gibt es insgesamt in der Reihe "Literatur. Kultur. Theorie."
Dieses Mal wird Professor Moritz Baßler von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unter dem Titel „Realismen mit schlechtem Gewissen. Zur deutschen Literaturgeschichte nach der emphatischen Moderne“ referieren. Dabei wird er die realistischen Formen der Gegenwartsliteratur nach 1933 beleuchten. In Abgrenzung zur emphatischen Moderne des Nationalsozialismus und der internationalen Unterhaltungsliteratur der Postmoderne soll dargestellt werden, warum die Realismen von einem schlechten Gewissen geplagt werden.
Die Lesereihe „Literatur. Kultur. Theorie“ startete bereits vor einem Monat mit dem Vortrag „Fiktionsfiktion. Über die Realität der Literatur“ von Professor Eckart Schumacher vom hiesigen Institut für Deutsche Philologie. An einzelnen Literaturbeispielen versuchte er, die Grenzen von Fakt und Fiktion zu definieren. Dabei kam er zu dem Schluss, dass der Leser selbst entscheiden müsse, was er für fiktiv hält und was eben nicht. Realismus sei somit, ganz nach Roman Jakobson „ein unendlich dehnbarer Sack, in dem man verstauen kann, was man will“.
Die Vorträge sind jeweils eng mit der Lehre an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität verknüpft. Somit sind sie empfehlenswert für Studierende, die ihr Wissen in den Geistes-und Kulturwissenschaften vertiefen möchten. Dieses Angebot wurde bei der ersten Lesung begeistert genutzt: Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der Vortrag über den Realismus beginnt um 18.15 Uhr im Alfried-Krupp-Kolleg in der Baderstraße 1. Der Eintritt ist frei.
Zwar hat der triste, graue Herbst Greifswald schon wieder fest in der Hand, doch ein Grund zum Verzagen ist dies noch lange nicht. Der kommende Samstag, der 20. November, steht für die feierwütigen Studenten unserer Stadt ganz im Zeichen der Clubs-U-Night in der Mensa am Schießwall.
Musikalisch hat die Kooperationsparty der Studentenclubs eine gewisse Vielfalt im Angebot: Ein Highlight hierbei dürfte die Rockband Mon Roe aus dem schwedischen Malmö sein. Wie es sich offenbar für schwedische Bands gehört, warten die drei mit feinem und tanzbaren Indiepop auf. Ebenfalls spielen Puder aus Hamburg (Pop mit Discobeats) und BudZillus. Letztere stammen aus Berlin, ihre Musik bewegt sich zwischen Polka, Punk und Swing.
Die Lokalband ist in diesem Jahr Guten Morgen, Lena. Nach eigenen Angaben stellt ihre Musik eine Verbindung aus Punkbeats, Popsongs, Metalriffs, Saxophonsolos, zweistimmigem Gesang und Screamopassagen dar. „Die ausschließlich deutschsprachigen Songs der Band pendeln zwischen unverhohlener Theatralik und charmantem Sarkasmus, wobei klanglich mal mehr, mal weniger heftig aufs Gas getreten wird. Die Kompositionen des Sextetts kommen von Herzen und man merkt schnell, dass hier der Spaß am Livespiel im Vordergrund steht…“ Das geht zumindest aus der Selbstbeschreibung der Band hervor. Somit wären es vier Bands, die am Samstagabend den Partygästen einzuheizen versuchen.
Karten, so die Homepage, sind bereits ausverkauft, jedoch soll es eine Abendkasse geben. Hier beträgt der Eintritt 9,50 beziehungsweise 11 Euro, Einlass ist ab 19.30 Uhr. Es empfiehlt sich daher sicherlich, pünktlich zu sein.
Fotos: Clubs-U-Night Homepage via www.clubs-u-night.de
Im Lichthof des pommerschen Landesmuseums wird der Fim "Ich, Tomek" gezeigt.
Kurz hinter der deutsch-polnischen Grenze beginnen sie: Die Märkte, die sich die Hauptstraße entlang ziehen und auf denen man Zigaretten, Schnaps und diverse andere Waren zu deutlich niedrigeren Preisen als in Deutschland käuflich erwerben kann. Von Wochenende zu Wochenende pilgern vor allem zahlreiche Raucher in diese Straßen. Bei den Zigarettenpreisen in Deutschland gewiss kein Wunder. Doch nun ist er wieder in Greifswald: Der polenmARkT. Zigaretten und Schnaps kann man hier allerdings nicht kaufen. Dafür bekommt man jedoch ein riesiges Angebot kultureller Waren, die man ebenfalls preiswert käuflich erwerben kann. Preiswert deshalb, weil Kultur unbezahlbar ist.
Lesung, Film, Jazz und Punk zum Auftakt
Das Veranstaltungsheft des diesjährigen, am 19. November beginnenden, polenmARktes ist deutlich umfangreicher als in den vergangenen Jahren. Deutlich mehr Veranstaltungen als im Vorjahr wird die Besucher erwarten. Wenngleich die feierliche Eröffnung mit anschließender Lesung erst am 19. November um 20 Uhr stattfindet, so gibt es bereits am Donnerstag, dem 18. November, um 21 Uhr eine Vorabveranstaltung, der auch im Rahmen der Filmreihe „nordoststreifen“ gezeigt wird. „Ich, Tomek“, heißt der Film, der an jenem Abend im Pommerschen Landesmuseum gezeigt wird. Dabei handelt es sich um die Lebensgeschichte eines 15 -jährigen polnischen Jungen, der in Gubin an der polnisch-deutschen Grenze lebt. „Vor dem Hintergrund des Wohlstandsgefälles an der Grenze zwischen Deutschland und Polen erzählt Regisseur Robert Glinski eine existentielle Geschichte, die universell für eine junge, europäische Generation auf der Suche nach Identität, Liebe und Wohlstand steht“, heißt es dazu im Programmheft.
Das Plakat zum diesjährigen polenmARkT.
Am Freitag, dem 19. November, wird der polenmARkT um 20 Uhr im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg offiziell eröffnet. Das Datum ist zugleich der Startschuss für das Polonicum, an dem alle Hörer aller Fakultäten, die Interesse an polnischer Sprache, Kultur und Literatur zeigen, sich dahingehend aus- beziehungsweise weiterbilden können. Des weiteren findet im Rahmen der Auftaktveranstaltung eine zweisprachige Lesung mit Wlodzimierz Nowak statt. Er liest aus seinem Buch „Die Nacht von Wildenhagen“. Darin betrachtet er in seinen zwischen 1997 und 2006 entstandenen Reportagen 12 Schicksale von Menschen diesseits und jenseits der Deutsch-Polnischen Grenze zwischen 1945 und heute.
Im Café Koeppen wird noch am selben Abend um 23 Uhr die „Lange Nacht des polenmARkTes“ in Form eines Jazzkonzertes mit einem Trio aus Szczecin stattfinden. Anders musikalisch, aber gewiss nicht weniger spannend, geht es ab 22 Uhr im IKuWo zu. Hier werden bis in die Nacht hinein drei Punkbands die Bühne rocken: Die Dead Yuppies und Narkolepsja aus Wroclaw, sowie T.C. aus Greifswald.
Mauerhasen und Polnische Trickfilme für Kinder und Erwachsene
Am Samstag dreht sich wieder alles um Filme: Im Koeppenhaus werden ab 16 Uhr polnische Trickfilme für Kinder, darunter unter anderem Geschichten mit „Bolek und Lolek“, gezeigt. Um 20 Uhr zeigt das Literaturzentrum dann Experimentelle Trickfilme für Erwachsene, während eine Stunde später, um 21 uhr, die Band Masala aus Warszawa im IKuWo auftritt. Anschließend wird es eine Drum‘ n‘ Bass & Dubstep-Party mit DJ Calvin aus Szczecin geben.
Es folgt das deutsch-polnische Musikdrama „Reinecke Fuchs/ Lis Przechera“, das am 21.November 2010 im Pommerschen Landesmuseum gezeigt wird. Darüber hinaus öffnet um 19 Uhr die Ausstellung „Verbundpflaster von Olaf Matthes“ bis zum 3. Dezember in der Medienwerkstatt ihre Pforten. Um 20:30 Uhr wird dann der preisgekrönte und für einen Oskar nominierte Film „Berliner Mauerhasen“ gezeigt. Dabei handelt es sich um einen 51-minütigen Kurzfilm, der das Leben der Hasen, die in unmittelbarer Nähe zur Berliner Mauer leben, dokumentiert. Ein sehenswerter Film, den der Verfasser an dieser Stelle explizit empfehlen möchte. Anschließend kann man mit dem Regisseur ins Gespräch kommen.
Die Polnischen Kulturtage in Greifswald, der polenmARkT, gehen noch bis zum 4. Dezember. Das komplette Veranstaltungsprogramm kann hier eingesehen werden. Weitere Programmhinweise zur Veranstaltungsreihe werden in den nächsten Tagen folgen.
Foto: Pommersches Landesmuseum (Lichthof Landesmuseum, keine CC-Lizenz)
Ein Vorraum mit Sesseln und einer Couch, weitere tiefe Sofas, Tische und Stühle neben der Bartheke, an einer Wand ein titelgebendes Zitat, im schummrigen hinteren Teil des Tanzraums lässt es sich auf rot bezogenen, gepolsterten Bänken gemütlich beisammensitzen – die Kiste auf der Rückseite des gleichnamigen Hörsaals lädt schon auf den ersten Blick zum längeren Verweilen ein.
Seit vor genau 32 Jahren die Gründungsmitglieder mit dem Kulturauftrag der Universität auch die Räumlichkeiten der heutigen Moschee und des Hörsaals zur Verfügung gestellt bekamen, hat sich die Fläche verkleinert, nicht aber das Programmangebot. Am 17. November feiert die Kiste ihr Jubiläum und alle sind herzlich eingeladen: Freier Eintritt ab 21 Uhr und verschiedene DJs erwartet die Besucher des Studentenclubs in der Makarenkostraße 49. Wie vor 32 Jahren werden hier neben den Lesungen Kino, Partys, Konzerten, (Puppen-)Theater und Auftritte von Studenten geboten.
Mittwoch sind Mottopartys
Es findet sich auch immer ein Platz zum gemütlichen Beisammensitzen
Die Mittwoch-Partys stehen unter bestimmten Mottos, auf die Musik, Dekoration und hin und wieder auch Getränke passend abgestimmt werden. Veranstaltungen an Freitagen und Samstagen sind spezielleren Musikrichtungen gewidmet, hier sind etwa die Ärzte-Party, die Dark Theatre mit Dark Wave, der Metalabend oder die TranceCube vertreten. Während bei den Mittwoch-Partys meist 170 und mehr Gäste feiern, sind die Veranstaltungen am Wochenende mit 40 bis 100 Leuten weniger besucht – was der Stimmung keinen Abbruch tut.
Sonja Petkovic, 1. Vorstand der Kiste
Sonja Petkovic, welche gemeinsam mit vier anderen Studenten im Vorstand des Vereins tätig ist, meint dazu: „Die Kiste ist bunt – nicht nur räumlich, sondern auch von den Leuten her. Hier treffen ganz unterschiedliche Charaktere zusammen, was sich eben auch in unserem Monatsprogramm widerspiegelt. Egal ob vom einzelnen Mitglied oder Gast – neue Mottovorschläge und Partyideen werden gerne gesammelt und umgesetzt. Je nach Urigkeit und Beliebtheit mausert sich dann die Idee vielleicht zur regelmäßigen Veranstaltung“.
Kultfilme im Kiste-Kino
Während der Vorlesungszeit organisiert der Club montags das Kiste-Kino, in welchem man zu sehr günstigen Preisen Kassenschlager vom Vorjahr, aber auch ältere, meist Kultfilme, Geheimtipps, eben bewusst ansprechende und anspruchsvolle Filme sehen kann. Auch hier kann und soll das Publikum mitbestimmen und Vorschläge im Forum der Kiste machen.
Auch Aufführungen des StuThe bietet der Club Raum. Genauso arbeiten die Mitglieder mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss im Rahmen der Erstsemesterwoche und der Karaokepartys, Fachschaftsräten, dem radio 98eins und der Lokalen Erasmus-Initiative zusammen.
Unterstützt wird das vielfältige kulturelle Angebot zudem vom Studierendenparlament und Studierendenwerk. „Uns liegt viel an der Kommunikation mit anderen Gremien und ehrenamtlich tätigen Studenten. Natürlich auch mit den anderen Clubs – wofür die Clubs-U-Night ein gutes Beispiel ist“, meint Vorstandsmitglied Sonja.
Engagement für Schönwalde-II
Darüber hinaus engagiert sich der Club für seinen Stadtteil Schönwalde II – etwa beim Stadtteilfest und zusammen mit der Moschee zu ihrem Tag der offenen Tür in der interkulturellen Woche. Dort grillen die Mitglieder, verkaufen Getränke oder helfen neuen ehrenamtlichen Einrichtungen bei der Veranstaltungorganisation. „Uns erkennt man immer an der guten Stimmung, den Kiste-Shirts und dem Banner, welches sagt: ‚Von Studenten, mit Studenten und für Studenten.‘ Wer einen genaueren Blick riskiert, wird zudem feststellen, dass die Kiste sowohl unter den Gästen wie auch unter den Mitgliedern Nichtstudenten aufweist. Jeder ist willkommen!“, erzählt Sonja weiter.
Benjamin Kraenz, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, vor der Bar der Kiste
Benjamin Kraenz, Lehramtsstudent und seit 2006 Kiste-Mitglied, wirft ein: „Wir haben keine Fachausbildung, wenn es etwa ums Getränkemixen geht. Teilweise wird man dann schon belächelt oder die Leute reagieren sogar empört, wenn etwas nicht ganz klappt. Leider glauben manche Leute nun einmal, dass wir ein kommerzieller Club sind, obwohl wir alles hier ehrenamtlich und unentgeltlich machen. Uns geht es eben in erster Linie darum, unseren Kulturauftrag mit Spaß umzusetzen“.
Und so sorgt ein lebendiges Clubleben mit internen Feiern, Film,- Grill- und Spieleabenden für den Zusammenhalt der Gruppe. Spricht man mit den einzelnen Mitgliedern, merkt man, wie viel ihnen der Club bedeutet. „So, wie mir das vorkommt, und ich bin ja schon eine Weile dabei, besteht bei uns ein Gemeinschaftsgefühl, das man so selten findet“, stellt Benjamin fest.
Drei Monate Probemitgliedschaft vor Aufnahme in den Verein
Wer an der Vereinsarbeit interessiert ist, kann in einer dreimonatigen Probemitgliedschaft alle Bereiche der ehrenamtlichen Tätigkeit austesten – vom Arbeiten hinter der Bar über Einkauf, Flyererstellung bis hin zum Kennenlernen der vier anderen Clubs. Am Ende dieser Zeit wird über die endgültige Aufnahme entschieden. „Die Arbeit – und es ist Arbeit – soll Freude machen, unsere Mitglieder sollen sich bei uns wohlfühlen“, erklärt Sonja. Man lerne viele unterschiedliche Charaktere kennen. Das sei zum Einen eine Herausforderung in der persönlichen Entwicklung. „Zum Anderen entwickeln sich Freundschaften fürs Leben“, schwärmt Benjamin. Letzteres spiegelt sich auch in der Gründung des Vereins „Kiste lebt“ weder. Einmal im Jahr treffen sich die früheren und die aktuellen Mitglieder für ein Wochenende und tauschen Erfahrungen und lustige Geschichten aus.
Wichtig sei in einem Club neben guter Zusammenarbeit der verantwortungsvolle Umgang mit der erhaltenen Position. Wer nur Mitglied werden wolle, um diese ausnutzen, etwa wenn es um Alkohol oder freien Eintritt in die anderen Studentenclubs geht, habe hier nichts verloren. Allen, die ein ehrliches Interesse an der Vereinsarbeit haben, bietet der Club über sein breites Programmspektrum und die unterschiedlichsten Fähigkeiten, die in dessen Realisierung zusammenfließen, viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren.Man hat mit einer Mitgliedschaft Einfluss auf das Kulturleben einer ganzen Stadt, kann Konzerte, Lesungen und Partys selbst organisieren oder gar, wenn man zum Beispiel DJ ist, die Musik auf einer vollen Party bestimmen. Benjamins Worte dazu: „Es ist durchaus möglich, sich bei uns selbst zu verwirklichen“.
Bilder: Ersti-Party, Sonja Petkovic: Kiste e.V., Benjamin Kraenz: Benjamin Kraenz
Sonnenschein, Karibik, chillen, tanzen, vielleicht Liebe und Fröhlichkeit: Das sind mögliche Assoziationen, die einem zum Reggae einfallen können. Homophobie ist vielleicht das letzte, woran man denken würde. Dass dies aber im Reggae durchaus vorkommt, zeigte der Jura-Student Peter Madjarov bei seinem Vortrag am 10. November im Rahmen der Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie.
„Genau so wenig, wie man Homophobie im Reggae, der Musik, bei der alles so friedlich ist, vermuten würde, würde man solche Äußerungen an einer Universität vermuten“, leitet Peter ein. In seinem Vortrag gab er einen Überblick über die Entwicklung dieser Musikrichtung, über die Gesellschaft in Jamaika, dem Geburtsland des Reggaes und wie mit dieser Thematik in Deutschland umgegangen wird.
Nur ein kleiner Teil der Texte homophob
Homophobie im Reggae gibt es, so wurde es aus dem Vortrag deutlich.
Zuerst spielte er einen Song von Bob Marley vor, danach das Lied „Chi Chi Man“ von der Dancehallgruppe T.O.K. Mit dem Songtitel werden Homosexuelle bezeichnet, in dem Song werde dazu aufgerufen, sie zu verbrennen. Neben den Liedeinlagen stellte Peter, der Mitglied des Arbeitskreises Kritischer JuristInnen ist, die Hintergründe der Musikrichtung dar. „Jamaika erreichte 1962 die Unabhängigkeit“, referierte er, „Es kam zu einer Vermischung verschiedener Musikstile. Die Themen waren vor allem Spaß und Liebe.“ Die fröhlichen Lieder wurden zunehmend politischer, aber Homophobie habe da noch keine Rolle gespielt. Erst zu Beginn der 80er Jahre kam dies auf, in den 90er Jahren sind ganze Lieder als homophob einzuordnen. Den Höhepunkt solcher Äußerungen erreichte die Bewegung 2002. „Aber“, so betonte der Vortragende, „ist gleichwohl nur ein kleiner Teil der Texte homophob.“ Eher die Bereiche Liebe, Politik und Drogen werden thematisiert.
Doch woher kam die Wende? Peter Madjarov stellte den etwa 20 Zuhörern die Gesellschaft in Jamaika auszugsweise vor. Es wurde deutlich, dass es ein Land mit hoher Armut, Gewalt und Korruption handelt. „Der Geschlechtsverkehr zwischen Männern war seit der britischen Kolonialzeit strafbar und wurde mit zehn Jahren Haft bestraft“, erläuterte der Referierende. Auch die strenge Bibelauslegung der als eher konservativ einzuschätzenden Jamaikaner, 90 Prozent sind in der evangelischen Kirche, sei ein Grund. Ein weiterer Aspekt sei, wie Peter darstellte, die Sprache. Im Reggae dominiert „Patwa“, das einige Abweichungen zum Standardenglisch aufweise. Das Patwa weise eine starke Metaphorik auf. „Feuer wird beispielsweise genommen, um zu verdeutlichen, dass man gegen etwas ist“, erläuterte Peter. Außerdem sei hier eine Kultur der Übertreibungen und Angeberei festzustellen. Weiterhin stellte er, dass zwischen 1997 und 2004 etwa 30 homophob motivierte Morde auf Jamaika gab.
Als bekanntestes Beispiel führte Peter Madjarov den Reggae-Sänger Sizzla an, der etwa 13 oder 14 homophobe Lieder veröffentlichte, von denen die meisten auf dem Index für jugendgefährdende Medien seien. Besonders sein Lied „Nah Apologize“ von 2005 zeigt, dass er sich nicht bei dem „Batty-Boy“, das als Synonym für Homosexuelle hier verwendet wird, entschuldigen wird und dass diese lieber brennen sollen. In Europa, besonders in Deutschland, wurden daraufhin zahlreiche Konzerte von den Veranstaltern abgesagt. Ebenfalls wurde gegen ihn ein Einreiseverbot nach Europa verhangen. Nach fast zwei Stunden beendete Peter Madjarov mit vielen Informationen, Liedbeispielen und Exkursen seinen Vortrag. Die Zuhörer wussten nun, dass man auch mehr mit dem Reggae verbinden kann – aber die Assoziationen mit Sonne und Fröhlichkeit sind nach wie vor naheliegender, zeichnet sich doch eher ein kleinerer Anteil der Texte mit homophoben Inhalten aus.
Plötzlich war er da. Der große Knall. Ganz unerwartet kam er. Und alles, was vorher war, ist Vergangenheit, rast wie eine U-Bahn im Tunnel an einem vorbei. All der Glanz, der Reichtum, das Geld – alles ist mit einem Schlag hinweg gefegt. Genau in dem Moment wird der kürzlich freigelassene Gordon Gekko zum Star des Bankensystems und der Medien. Er ist es, der allen anderen die Welt erklärt, wie sie funktioniert, was falsch läuft und warum es die Finanzkrise gibt.
Gekko ist einer der Schlüsselfiguren im Film „Wall-Street-2“, der als Fortsetzung des ersten Teiles seit einigen Wochen in den deutschen Kinos läuft. Er übernimmt auf der einen Seite die Doppelfunktion des gefallenen Börsenhais, für den seine Karriere im Gefängnis endete. Andererseits repräsentiert die von Michael Douglas gespielte Figur den Siegertyp der Handlung. Einer, der immer durchs Leben kommt und vor allem einer, der weiß, wie er aus der Krise Gewinn abschöpfen kann. Und so ist der Zuschauer gespalten, wenn es darum geht, Gekko zu bewerten. Mal ist er der geläuterte Börsianer, erweckt den Eindruck, als wolle er sich den wirklich wichtigen Dingen des Lebens, der Familie zuwenden. Dann ist er plötzlich doch wieder der skrupellose Finanzhai, dem es nicht um Geld, sondern um „das Spiel mit den Menschen geht“, um das gegenseitige ausstechen.
Jacob Moore als Kontrast zu Gekko
Jacob Moore bildet besonders gelungen den Kontrast zum routinierten, erfahrenen und größtenteils emotionslosen Börsenhai. Durch sein Engagement für alternative Energien verkörpert er das gute Gewissen der Finanzwelt. Er ist der „Mensch“ im Film. Mit dieser Maxime ist er im Bankenwesen zum scheitern verurteilt. Die Bank, für die er arbeitet, ist die Erste, die Bankrott geht, worauf hin sein Vorgesetzter Selbstmord begeht. Der alte Zabel, Lehrmeister Moores, wird von Frank Langella eindrucksvoll gespielt. Ihm gelingt es besonders gut, dass sich der Zuschauer in die Person hinein versetzen kann. Er spürt die Verzweiflung in ihm. Das Wissen, dass alles unter geht, dass er seine Bank, sein Leben, nicht mehr retten kann. Angesichts der Erfahrenheit und Besonnenheit, der Ruhe und Ausgeglichenheit, die Moores Lehrmeister ausstrahlt, löst sein Selbstmord beim Zuschauer selbst Betroffenheit aus.
In dem Streifen von Oliver Stone wird besonders facettenreich gezeigt, wie Geld auf der einen Seite Existenzen zerstören kann, auf der anderen Seite durch Geschick und fragwürdige Handlungen andere zu neuem Glanz erstrahlen. Das wird nicht alleine durch die handelnden Charaktere, sondern auch durch das Umfeld, in dem sich diese bewegen, dargestellt. Sie wirken als unterstützendes, manchmal sogar auch tragendes Element, um dem Betrachter die Stimmung zu vermitteln. Wenngleich sich alles um die Geldvermehrung durch Spekulation dreht, so ist die Börse nicht der einzige Schauplatz der Handlung. Es wird sehr oft mit Metaphern gearbeitet. So ist das Motoradrennen zwischen Moore und seinem neuen Vorgesetzten keineswegs bloß ein Rennen zwischen zwei begnadeten Rennsportlern. Die Szene ist nur eine von vielen, die besonders farbenreich den Kampf um die Vorherrschaft, den Wettlauf an der Börse, das „Spiel mit den Menschen“, von denen Gekko am Ende des Filmes spricht, repräsentiert.
Gelungener Film, der Geld einspielen soll
Der Film wartet insgesamt mit einer spannenden, abwechslungsreichen Handlung auf, die zwischen Idylle und Abgrund, zwischen Schein und Sein wandelt. Zwischen Menschlichkeit, Emotionen und kaltschnäuzigem Egoismus. Es dominieren zahlreiche tiefsinnige Szenen, die Figuren wurden zu vielschichtigen Charakteren ausgeformt, die nicht ohne weiteres austauschbar sind. Sei es Gekko, Moore oder die Tochter Gordons. Und so trägt der Film insgesamt vor allem Menschlichkeit in sich. Es geht darum, dass Familien zerstört werden und wieder zueinander finden. Eine grundlegende Kritik am Finanzsystem findet hingegen nicht statt. Wer das in diesem Streifen erwartet, dem seien doch besser andere Filme zu empfehlen. „Wall-Street 2“ zeigt nichts weiter, was der Zuschauer nicht sowieso schon längst weiß: Dass die schrankenlose Marktwirtschaft einfach zu dereguliert ist. Die Antwort des Filmes ist nichts weiter als eine Standardaussage: Wäre die Marktwirtschaft menschlicher, würde es allen besser geben und der Kapitalismus würde funktionieren.
Und so wird das eigentliche Ziel des Film doch irgendwie verfehlt. Oder geht es nicht um eine kritische Auseinandersetzung mit der Finanzwirtschaft? Vielleicht hatte Stone tatsächlich nur im Sinn, aufzuzeigen, dass sowohl finanzieller Schaden, als auch finanzieller Reichtum Familien zerstören können. Trotz alledem ist es vor allem hinsichtlich der schauspielerischen Leistung und der Inszenierung ein empfehlenswerter Film. Eine spektakuläre, neue Sicht der Dinge darf man jedoch nicht erwarten. Auch keine Abrechnung mit der Marktwirtschaft. Es ist ein Film der Geld einspielen soll. Und daher ist er so beschaffen, dass die Handlung jedem gefällt und ist eher in die Kategorie qualitativ des hochwertigen Mainstreams made by Hollywood einzuordnen.