„Wanderer“ – Ballett zu Caspar David Friedrichs Jubiläum

„Wanderer“ – Ballett zu Caspar David Friedrichs Jubiläum

Kurz vor Weihnachten präsentiert der Görlitzer Kulturverein Ars Augusta e.V. das Ballett „Wanderer“ in der STRAZE in Greifswald. Das Stück, das Klaviermusik und Projektionen von Caspar David Friedrichs Gemälden kombiniert, gehört zu den Jubiläumsveranstaltungen zum 250. Geburtstag des Malers. Die Produktion von Eleni Ioannidou ehrt zwei Romantiker: Caspar David Friedrich und den englischen Dichter Lord Byron, der vor 200 Jahren in Griechenland bei den Befreiungskriegen starb.

Ioannidou, die sowohl Messolonghi, den Todestort Byrons, als auch Greifswald besuchte, fand eine fast metaphysische Ähnlichkeit zwischen den beiden Orten und den Schicksalen von Byron und Friedrich. Der „Garten der Helden“ in Messolonghi, mit all den Grabsteinen der kämpferischen Leute, die für die Freiheit von Griechenland gefallen sind, erinnert an das Bild „An Kügelgens Grab“. Auch der Blick von Pleurona auf die Lagune ähnelt Friedrichs „Abendlandschaft mit zwei Männern“.

Die in Polen geborene und in Sachsen lebende Griechin versucht ihre Faszination für die Schicksale der beiden Künstler und ihre Reisen durch Europa zu thematisieren. Sie nutzt daher nun die Möglichkeit von Caspar David Friedrichs Jubiläum, um ihre Faszinationen auf die Bühne zu bringen. Dafür wählte sie Tanz, Musik und Malerei als universelle Kunstformen. Die Musik stammt von Franz Liszt und Fryderyk Chopin, deren Klavierstücke sie mit Friedrichs Gemälden assoziiert. Der Tanz erzählt die Geschichte Byrons als „Wanderer am Nebelmeer“ und „Mönch am Meer“. Digitale Technik lässt die Figuren aus Friedrichs Bildern lebendig werden und mit der Musik tanzen.

Das Ballett wurde bereits in leicht abgeänderter Form in Bautzen aufgeführt und feiert nun seine Premiere am Freitag, den 20. Dezember, um 19 Uhr in Greifswald. Tickets kosten 15 €, für Jugendliche und Kinder bis 18 Jahre ist der Eintritt frei. Eine Matinee findet am Samstag, 21. Dezember, um 11 Uhr statt, mit ermäßigten Karten für 10 €. Das Projekt wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Stadt Greifswald im Rahmen des Caspar-David-Friedrich-Jubiläums. Kommt gerne am Freitag in die STRAZE und überzeugt euch selbst!

Alles auf einen Blick:
Was? Ballettstück „Wanderer“ im Rahmen von Caspar David Friedrichs Jubiläum
Wann? Freitag, den 20. Dezember um 19 Uhr ; Matinee am Samstag, den 21. Dezember um 11 Uhr
Wo? STRAZE
Sonstiges? Weitere Infos findet ihr hier

Beitragsbild: Ars Augusta e.V.


Zur Person des Autoren

Adventskalender Türchen 15: webmoritz.-Weihnachtsgeschichte Teil 2

Adventskalender Türchen 15: webmoritz.-Weihnachtsgeschichte Teil 2

Heute geht es weiter mit der Weihnachtsgeschichte rund um den Bäckermeister. Den ersten Teil findet ihr hier.

Der Traum verfolgte ihn den ganzen Tag lang. Immer wieder dachte er darüber nach. War es wirklich seine Schuld, dass diese Menschen so litten? Vielleicht hätte es ihnen etwas gebracht, wenn er einige von ihnen angestellt hätte. Und vielleicht wäre es auch für ihn eine Stütze gewesen… Aber es war nun einmal so, dass der Bäcker keine anderen Menschen um sich haben wollte. Es reichte ihm schon, jeden Tag während der Öffnungszeiten die Geschichten der Menschen anhören zu müssen. Diese Qual wollte er nicht auch noch am Abend und in den frühen Morgenstunden erleiden. 
Vielen seiner Kunden und Kundinnen fiel auf, dass er heute nachdenklich war. Einige fragten sogar nach, ob ihm nicht gut sei. Darauf schnaubte der Bäcker nur. Er war froh den Laden nach diesem zähen Tag zu schließen. Immerhin hatte er heute viel verkauft, war doch am nächsten Tag das Nikolausfest. Familien kamen, um Kekse zu kaufen, die sie dann mit einem Glas Milch für den Nikolaus bereitstellen konnten. 
Gerade als der Bäcker die Tür schließen wollte, stieg das kleine Mädchen die Treppen nach oben. Sie war wieder sehr blass, aber nicht so dreckig wie den Tag zuvor. „Guten Abend, mein Herr,“ sagte sie mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. „Ich nehme an, die Aufgaben von heute sind wieder die gleichen wie gestern?“ Der Bäcker nickte und schweigend machten sie sich an ihre jeweiligen Arbeiten. Der Bäcker buk und das Mädchen wusch das Geschirr und auch sich selbst.
Als sie zu der Auslage ging, kam der Bäcker aus seiner Backstube hervor. 
„Wenn du morgen wieder kommst, kannst du heute so viel Gebäcke mitnehmen wie du tragen kannst. Du darfst dir auch einen der Kartons nehmen, wenn du willst.“ Er deutete auf die Kartons in denen er die Kuchen und Torten normalerweise einpackte. 
Das Mädchen runzelte die Stirn. „Ich habe gehört, dass sie nicht gerne mit anderen Menschen arbeiten, mein Herr.“ 
„Ja und?“
„Nun, ich verstehe nicht. Ihr Angebot kam ohne dass ich Sie gefragt habe, ob ich etwas mitnehmen kann. Und Sie möchten auch, dass ich morgen wieder komme und hier arbeite. Warum?“ 
Er zuckte mit den Schulter. Ohne auf ihre Frage zu antworten, ging er zurück zu seinem Ofen. Doch während das Mädchen ihren Karton belud mit feinsten Backwaren, dachte er über ihre Frage nach. Konnte es sein, dass er es doch ganz schön fand nicht alleine zu sein? Nun gewiss, das Mädchen redete kaum, was dem Bäcker gut gefiel. Hatte er doch wenig Interesse an Plaudereien. Und er konnte auch nach den langen Tagen früher ins Bett gehen, als wenn er alles alleine machen würde. 
Das Glöckchen an der Tür signalisierte, dass das Mädchen sich auf den Heimweg machte. Er hörte wie sie ihm einen Abschiedsgruß zurief. 
„Warte kurz,“ rief er zurück. Das Mädchen schaute ihn verwundert an, als er auf sie zukam. In der Hand hielt er einige Wolldecken, welche er auf ihren Karton legte. „Nimm die mit. Heute Nacht soll es besonders kalt werden.“ 
Sie nickte. „Danke, mein Herr.“ Dann verließ sie den Laden und ließ ihn zurück. Er fragte sich, ob er nicht mehr hätte tun sollen. 

Auch in dieser Nacht träumte er. Doch diesmal sah er sich selbst als kleinen Jungen. Er saß mit seinen Eltern beim Abendessen. Warme Suppen waren in den tiefen Teller. Ansonsten herrschte eisiges Schweigen. Seine Eltern hatten immer wenig von ihrem Leben erzählt. Manchmal hatte er sich als Kind gewundert, ob die beiden sich überhaupt richtig gekannt hatten, so wenig wie sie mit einander sprachen. 
Sein jüngeres Ich blühte im Gegensatz zu seinen Eltern vor Freude. Seine Beine schwangen in der Luft und er hatte gerötete Wangen vor Vorfreude. „Wisst ihr was heute passiert ist? Wir haben heute Ball gespielt und dann ist…“
Seine Mutter unterbrach ihn abrupt: „Ball spielen bringt dir nichts für die Zukunft. Es ist auch nichts, was beim Abendessen oder sonst wann mitgeteilt werden muss. Es ist eine Nichtigkeit. Du solltest dich lieber mit deinen Schulaufgaben befassen, wenn du möchtest, dass irgendwann einmal etwas aus dir wird.“ Abfällig sah sie ihn an. Der Bäcker erinnerte sich. Er erinnerte sich, wie sehr ihm diese Situation damals einen Stich versetzt hatte. Er erinnerte sich nicht nur, er fühlte ihn auch. 
„Aber mein Freunde…“
„Du brauchst keine Freunde,“ erwidert sein Vater. „Wozu an irgendwelchen Menschen hängen, die einen am Ende nur am Erfolg hindern. Sentimentalitäten sind unnütz. Du musst lernen, Menschen gebrauchen zu können. Andere Menschen eignen sich manchmal zu gewissen Zwecken, aber abseits dieser, solltest du andere so weit es geht aus deinem Leben raushalten, wenn du nicht willst, dass sie dich aufhalten.“
Er erinnerte sich daran, dass seine Eltern ihm bald darauf verboten, seine Freunde zu treffen. Er solle sich auf die Schule konzentrieren und darauf, seine Fähigkeiten auszubauen, denn nur so würde er später Erfolg erfahren und nicht in Armut verfallen. So bestanden seine Tage irgendwann nur noch aus Schularbeiten und das Backen zu lernen. An den Abenden saß er schweigend mit seinen Eltern am Tisch, denn solange keiner von ihnen Erfolge erzielt hatte, wurde nicht geredet. Was einst für ihn unangenehm war, wurde zur Gewohnheit und zum Alltag. Bald merkte er, wie normale Alltagsgespräche begannen ihn zu ermüden. Sie hatten keinen Nutzen für ihn, also entzog er sich ihnen. Das merkten auch die anderen und sie wandten sich deshalb auch immer weiter von ihm ab. 
Die Erinnerung verschwamm und nun sah er, wie er seinen Abschluss machte. Er wurde für seine Leistungen ausgezeichnet. Stolz stand er auf der Bühne. Seine Eltern nickten ihm anerkennend zu. Einige andere klatschten, als der Schulrektor ihm seine Urkunde überreichte.
Doch als die Zeremonie vorbei war, fand er sich schweigend neben seinen Eltern wieder, während die anderen aus seiner Klasse feierten. Keiner beachtete ihn, nicht einmal sein ehemaliger guter Freund. Das erste Mal seit Jahren, erwischte er sich dabei, sich wieder nach Freundschaft und Nähe zu sehnen. Doch dann legte sein Vater eine Hand auf seine Schulter und er erinnerte sich daran, dass Erfolg wichtiger war. Gemeinsam verließen sie das Fest. Doch auch wenn es ihm damals nicht aufgefallen war, der Stolz und die aufrechte Haltung waren verflogen. 
Die Stimme des kleinen Mädchens erfüllte die Luft: „Du hast nie gelernt, wie wichtig Nähe und Wärme und Freundschaft eigentlich ist. Reichtum und Erfolg misst sich nicht an Geld. Unterstützung und Liebe ist das, was einen am Weitesten bringt. Sieh dir an, wie anders dein Leben wäre.“ 

Nächste Woche geht es weiter…

Beitragsbild von Vanessa Finsel


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Adventskalender Türchen 3: Weihnachtsdeko – Sein oder nicht sein

Adventskalender Türchen 3: Weihnachtsdeko – Sein oder nicht sein

Weihnachtszeit ist die Zeit der Nächstenliebe, der Besinnlichkeit und der Weihnachtsdekoration. Seien es Nussknacker, Socken, Miniaturtannen, Dekogeschenke oder Lichterketten – all das hat mich zu einer Frage bewogen.

Doch bevor wir uns dieser Frage widmen können, müssen wir eine Sache ergründen. Um zu klären, wie viel Deko zu viel ist, müssen wir uns zuerst mit der Haltung zu Dekoration beschäftigen.

(Weihnachts-) Deko und ich – Eine schwierige Beziehung

Mein Verhältnis zu Deko ist ein schwieriges. In meiner Kindheit war Weihnachtsdeko omnipräsent. Mein Elternhaus strahlte – vor Weihnachtsvorfreude und vor Lichterketten. Es gab alles: Vom Rentierschlitten aus Lichterketten über Weihnachtsbäume mit Dekogeschenken bis hin zu Nussknackern und Dekofiguren. Doch ich sah das alles immer nur als „Schnickschnack“ und „unnötig“ an.

Als ich nach Greifswald zog, hatte ich keinerlei Weihnachtsdeko. Ich kaufte mir auch keine. Ein einziges Weihnachtsdekostück fand seinen Weg in meine Wohnung – ironischerweise ein Geschenk meiner Eltern, die mir damit vermutlich ein wenig Weihnachtsstimmung ins Haus bringen wollten. Das brachte mich dazu, darüber nachzudenken, warum ich eigentlich keine Weihnachtsdeko besaß – oder mir keine zulegen wollte. Die Antworten fand ich schnell:

Das Kaufen und Aussuchen ist eine Last. Noch schlimmer ist nur das Aufbauen oder das Schlendern, um vielleicht Deko zu kaufen. Ich finde Deko eher unnötig und hatte deshalb auch nie den Drang, sie in meiner Wohnung aufzustellen. Also musste ich mich fragen, warum ich Deko eigentlich nicht mag – oder warum ich nie den Drang verspürte, mir Dekoration zuzulegen. Die Frage war einfach, die Antwort nicht. Denn ich musste feststellen, dass mir Deko eigentlich sogar sehr gut gefällt.

Warum wollte ich mir also nie Deko zulegen, wenn sie mir doch zusagt? Offengesagt habe ich keine klare Antwort darauf. Vielleicht war ich vom Angebot überfordert – warum gibt es alles in allen möglichen Farben, Formen und Preisklassen? Vielleicht war ich zu faul, den ganzen Spaß wieder abzubauen und ordentlich wegzuräumen. Vielleicht wollte ich mir auch einfach nicht eingestehen, dass Deko doch etwas für mich sein könnte.

Doch wie es im Leben so läuft, kam alles anders, als ich es erwartet hatte. Meine Freundin liebt Deko. Und so musste ich mir die Frage stellen: Wie viel Deko ist mir zu viel? Ich begann also, meine Beziehung zur Weihnachtsdeko aufzuarbeiten. Andere arbeiten ihre Beziehungen zu Menschen auf, ich zu Weihnachtsdekoration. Naja, so läuft das Leben eben manchmal.

(Weihnachts-) Deko und ich – Wie viel kann ich?

Das also eingestanden, musste der Elefant im Raum angesprochen werden: Wie viel Deko ist für mich zu viel? Diese Weihnachtszeit war ein wenig wie ein Feldversuch. Zunächst habe ich gelernt, wie unfassbar viel Deko es gibt. So unglaublich viel. Ich war regelrecht überfordert – von Weihnachtsdeko. Eine Tatsache, von der ich nie gedacht hätte, dass sie jemals eintreten könnte.

Doch ich habe auch gemerkt, dass ich immer noch einen tiefen Widerwillen empfinde, wenn es ums „Deko-Schlendern“ geht. An das Kaufen konnte ich mich langsam gewöhnen, aber das ziellose Umherlaufen, um eventuell Deko auszusuchen, ist für mich schlicht unerträglich. Beim eigentlichen Aussuchen bin ich mir oft unschlüssig – ich vermute, das hängt stark von meiner Tagesform ab.

Trotz allem musste ich feststellen, dass ich mich für Weihnachtsdeko tatsächlich begeistern konnte. Ich weiß nicht, wie, wann oder warum das passiert ist, aber offenbar bin ich zum Softie geworden. Ich habe erkannt: Solange das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und mir die Deko gefällt, findet sie bei mir immer einen Platz. Sie darf nur nicht so extravagant sein, dass sie die gesamte Straße erleuchtet. Für den amerikanischen Weihnachtsdeko-Stil bin ich noch nicht bereit – und mein Geldbeutel übrigens auch nicht.

Im Grunde hat die Sache doch etwas Gutes: Ich habe einen neuen Zugang zu Weihnachtsdeko gefunden, ohne mich komplett zu verbiegen. Und wer weiß, wie sich das Leben noch entwickelt.

(Weihnachts-) Deko und ich – Eine aufgearbeitete Beziehung

Weihnachtsdeko ist in meinem Haushalt also ein gern gesehener Gast – solange sie im Rahmen bleibt. Ein steiniger Weg hat doch noch sein Ende gefunden, auch wenn ich es mir unnötig schwer gemacht habe.

Beitragsbild: Vanessa Finsel


Zur Person des Autoren

Das „polenmARkT“-Festival geht in die nächste Runde

Das „polenmARkT“-Festival geht in die nächste Runde

Liebe Freunde und Freundinnen der polnischen Kultur, ihr seid wieder einmal herzlichst eingeladen die bunte und breitgefächerte Vielfalt Polens beim „polenmARkT“-Festival zu erleben. Vom 14. November bis zum 25. November werden im Rahmen des Festivals wieder eine große Vielzahl an Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Literatur und auch Kunst stattfinden. Einen kurzen Einblick in die Veranstaltungen des Festivals erhaltet ihr in diesem Artikel.

Greifswald darf sich wieder einmal auf die polnischen Kulturtage freuen, denn der „polenmARkT“ steht wieder einmal vor der Tür. Das Festival geht auf einen einfachen und gemütlichen Abend unter ein paar Studierenden zurück, die damals nichts anderes wollten, als den Leuten die bunte Kultur Polens etwas näher zu bringen. Seitdem hat sich das Fest zu einem jährlichen Event weiterentwickelt, welches den Nordosten Deutschlands zur Novemberzeit in einen Sammelpunkt der polnischen Kultur verwandelt.

Auch dieses Jahr haben die Verantwortlichen des „polenmARkT“ wieder ein breites Angebot an Veranstaltungen organisiert. Am 14. November findet der feierliche Eröffnungsabend statt, bei dem es eine Lesung mit Jacek Dehnel geben wird. Dehnel hat viele Talente, so ist er unter anderem Maler, Übersetzer, Literaturkritiker und auch Fernsehmoderator. An erster Stelle ist er aber ein begnadeter Schriftsteller, der es in seinen Werken immer wieder schafft historische Motive mit der polnischen Realität zu verbinden. Seid daher gespannt auf Jacek Dehnel und seine anstehende Lesung. Der Eröffnungsabend wird des Weiteren geprägt durch den 25. Förderpreis der Sparkasse Vorpommern für deutsch-polnische Zusammenarbeit an der Universität Greifswald. Junge Wissenschaftler*innen jeglicher Disziplinen, die einen Beitrag zur deutsch-polnischen Zusammenarbeit geleistet haben, haben die Möglichkeit, für ihre Arbeit ausgezeichnet zu werden. Zu guter Letzt wird der Abend musikalisch begleitet vom Musikduo aus Eva Sand und Alex Marek aus Stettin. Stattfinden wird die feierliche Eröffnung am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald in der Martin-Luther-Straße 14 um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, also kommt gerne vorbei.

Ein paar weitere Highlights des Festivals sind das Konzert von Wojt & Vreen im St. Spiritus am Freitag, den 15. November. Das elektroakustische Duo sorgt durch die Kombination von akustischer und elektronische Gitarre für Musik, die an die Indie-Sounds der 90er erinnern. Im Anschluss wird DJ Dom Panik auflegen und mit gefühlvoller House-Musik und einem Touch von Techno für gute Stimmung sorgen. Am Sonntag den 17. November werden Autorin Inga Iwasiów sowie Marek Fiałek als Moderator eine Buchvorstellung zum Titel „Das späte Leben“ durchführen. Der Roman ist wie eine Sammlung an Kurzerzählungen zu verstehen, welcher zum Nachdenken und Fantasieren anregen soll. Nach und nach wird die Geschichte um unsere Charaktere an jener Küstenstadt an der Ostsee klarer und klarer. Seit gespannt, was „Das späte Leben“ zu bieten hat. Auch was Filme angeht wird der „polenmARkT“ etwas zu bieten haben. Am 22. November wird es eine Präsentation der Animationsfilme der Kunstakademie Krakau und Kurzfilme des Szczecin Film Festivals in der Straze zu sehen geben.

Erkundet doch selbst einmal die Website des „polenmARkT“-Festivals und erfahrt mehr über die Veranstalter*innen des Events und die anstehenden Veranstaltungen.

Das Wichtigste im Überblick:
Was? „polenmARkT“-Festival 2024
Wann? 14. November 2024 bis zum 25. November 2024
Sonstiges? Alle Veranstaltungen findet ihr hier im Programmheft

Beitragsbild: Programmheft polenmARkT

Buchrezension: Marc-Uwe Kling – „Views“

Buchrezension: Marc-Uwe Kling – „Views“

In seinem Thrillerdebut Views verbindet Marc-Uwe Kling scharfe Gesellschaftskritik mit fesselnder Krimihandlung. Zwischen Rechtsruck und viralen Videos in sozialen Medien malt Kling ein düsteres Deutschlandbild mit der Frage: Wie lange, bis das Realität wird? Ein mitreißendes Must-read, nicht nur für Fans der Känguru-Chroniken.

Virale Videos

„Nun, es gibt da so ein … so ein Video, das gerade viral geht. Es ist furchtbar und …“ Stefan zögert kurz, sucht wohl nach den richtigen Worten. „… und es ist Sprengstoff.“

Views, S. 12

Yasira Saad, Hauptkommissarin beim BKA, Abteilung Schwere und Organisierte Kriminalität, ist auf einem Date, als sie von dem Video erfährt, das ihr Leben verändern wird. Ein virales Video zeigt, wie drei mutmaßliche Migranten der 16-jährigen Lena Palmer brutale Gewalt antun – gefundenes Fressen für rechte Gruppierungen. Denn kurze Zeit später macht ein weiteres Video die Runden, in denen „Bär“, ein Vertreter des „aktiven Heimatschutzes“, zu Selbstjustiz durch Lynchen aufruft. Yasira und ihre Kolleg*innen müssen die Täter und das Mädchen finden, bevor es der immer größer werdende rechte Mob tut.

Gelungener Genrewechsel für Kling

Marc-Uwe Kling kennen die meisten als Autor der Känguru-Chroniken, doch in seinem neuen Roman gibt es weder kommunistische Kängurus noch gemäßigt-sozialdemokratische Koalabären. Views ist ein brutaler, politischer Thriller und entsprechend nur wenig lustig. Komische Elemente tauchen zwar immer wieder in der Handlung auf, werden aber durch die Ernsthaftigkeit der Materie verzerrt. Jeder Witz, jedes kleine Detail ist bewusst platziert und entpuppt sich als Hinweis auf die Lösung des Rätsels.

Der Roman ist geschickt geschrieben, folgt zwar dem typischen Krimischema, wird dabei aber nie langweilig oder vorhersehbar. Die Kapitel sind genau richtig lang und so fesselnd, dass ich davon abraten muss, Views beim Zugfahren zu lesen, weil die Gefahr, bei der Lektüre den Ausstieg zu verpassen, real ist. Die Spannung hält sich über die 272 Seiten gut, wird dabei aber nicht unerträglich. Ebenso sind die Gewaltverbrechen, denen Yasira und ihre Kolleg*innen begegnen, derartig beschrieben, dass deren Brutalität zwar deutlich wird, wir als Leser*innen aber untraumatisiert davonkommen – ein Kunststück, das nicht allen Thrillerautor*innen gelingt.

„Eine Gesellschaft, die aus den Fugen gerät“

Während Gesellschaftskritik in allen Werken Klings mitschwingt, ist die Härte, mit der in Views über die aktuelle gesellschaftliche und politische Lage geurteilt wird, etwas Neues. Der Rechtsruck in Deutschland ist nichts, was ein „Anti-Terroranschlag“ verhindern oder gar rückgängig machen könnte. Die Gefahr von rechts ist real, und die Tatenlosigkeit vonseiten des Staates nicht nur im Roman beängstigend.

„Den Rest des Vormittags verbringt sie damit, die verschiedenen rechten Gruppierungen in Deutschland unter die Lupe zu nehmen. Es sind erstaunlich viele. AfDler, Libertäre, Identitäre, Reichsbürger, Rechtsesoteriker, völkische Ökos, Autonome Nationalisten, Querfrontler, NSU-Fans, Infokrieger, rechte Hooligans, Neonazis … Die Liste scheint endlos. Und wenn man sich ihr Wirken gebündelt ansieht, ist der Schaden, den sie bereits angerichtet haben, enorm. Es ist Yasira völlig unverständlich, dass die angeblich doch wehrhafte Demokratie nicht schon längst mit voller Härte zurückgeschlagen hat.“

Views, S. 178

Ab hier wird gespoilert!

Düstere Zukunftsvision

Ungefähr in der Mitte der Ermittlung (auf Seite 144 von 272, um ganz genau zu sein) beschleicht Yasira der Verdacht, das Video von Lena und das Video von „Bär“ könnten fake sein. Aber wie soll man das beweisen, wie geht man vor, wenn man Bildern und Videos nicht mehr glauben kann? Gibt es im Zeitalter von Fake News und KI überhaupt noch Wahrheit?

Überlegungen zu den ethischen Dimensionen von KI und Algorithmen kennen Fans von Klings Werk schon aus der Qualityland-Reihe, aber während es dort um die Rückkehr eines rosafarbenen Delfinvibrators und gelangweilte selbstfahrende Autos geht, geht es in Views buchstäblich um Leben und Tod; die Erfindung der künstlichen Intelligenz wird mit der Erfindung der Atombombe verglichen.

Teile der Romanhandlung wirken schmerzhaft real und drängen die Frage auf: Wie lange, bis das Realität wird? Oder ist es das schon längst? Views könnte als „speculative fiction“ gelesen werden, weil sich die fiktive Handlung auf echte, historische Ereignisse bezieht, wie in Margaret Atwoods Der Report der Magd. Wenn amerikanische Politiker behaupten, Bilder großer Menschenmassen, die ihre politischen Gegner bejubeln, seien fake, und ihre eigenen Anhänger dazu bewegen können, das Kapitol zu stürmen, was hält deutsche Politiker davon ab, das Gleiche zu tun?

Harsches Ende

Das typische Krimischema, das ich oben angesprochen habe, schreibt eine bestimmte Herangehensweise an das Ende der Erzählung vor: Unser Held (Views ist mit einer Heldin noch eine Ausnahme) steht alleine in einem Kampf gegen das Böse. Er scheint alles verloren zu haben – seine Verbündeten und fatalerweise auch seine Dienstwaffe –, doch es gelingt ihm trotzdem, den übermächtigen Schurken zu stellen; David besiegt Goliath, Gut besiegt Böse. Alle Handlungsstränge werden innerhalb weniger Minuten (bzw. Seiten) gerafft und aufgeklärt, und zum Abschluss gibt es ein Feierabendbier oder ein Stück von Tante Matildas Kuchen. In moderneren Thrillern gibt es zwar keine Abschlusslacher wie bei den drei Fragezeichen, aber es gibt ein temporäres Aufatmen. Das ermittelnde Team ist durch die Ereignisse gezeichnet und ist sich schmerzhaft bewusst darüber, dass sie nur die Spitze des Eisberges gesehen haben, nicht alle Rätsel sind gelöst und es gibt immer noch Böses in der Welt. Aber sie können nach Hause zurückkehren, ihre Kinder ins Bett bringen und für ein paar kostbare Momente die Erleichterung genießen.

Das Ende von Views bietet keine solche Erleichterung. Yasira kann zwar das Rätsel um die Videos lösen, aber Beweise oder Schuldige hat sie nicht. Ein Handlungsstrang bleibt offen, und ein anderer drängt sich in letzter Sekunde in den Fokus; die Handlung endet mit Yasira in Lebensgefahr, ob Rettung kommt, bleibt offen.

Das Ende des Romans tut weh. Es liefert keine Erleichterung, und alle Hoffnung scheint verloren. Und wie die Frage, wie lange wir noch haben, bis die Handlung von Views Realität wird, scheinen auch die letzten Worte des Romans die Fiktion hinter sich zu lassen, um uns in der Realität zu warnen:

„Es ist nicht alles Fake, ist ihr letzter Gedanke, bevor sie wieder das Bewusstsein verliert. Echt ist die Empörung. Echt ist die Wut. Echt ist der Hass.“

Views, S. 269

Beitragsbild von Emily Morter auf Unsplash


Zur Autorin

Rezension – William Shakespeares „Romeo und Julia“ am Theater Vorpommern

Rezension – William Shakespeares „Romeo und Julia“ am Theater Vorpommern

Es ist die wohl berühmteste Liebestragödie aller Zeiten. Eine Geschichte von einer verbotenen Liebe auf den ersten Blick, von zwei verfeindeten Familien im italienischen Verona – die Rede ist selbstverständlich von Romeo und Julia. Seit dem 07.06.2024 wird William Shakespeares Meisterwerk in Form eines Sommer Open Air am Theater Vorpommern aufgeführt. Auch der webmoritz. durfte wieder einmal an einer Inszenierung teilnehmen und kann nun davon berichten.

„Kein Leidensweg war schlimmer irgendwo als Julias und ihres Romeo.“ 

Zwischen den Familien Montague und Capulet herrscht ein scheinbar nicht beilegbarer Bürgerkrieg. In den Straßen von Verona kommt es immer wieder zu heftigen Kämpfen und Blutvergießen zwischen den Beteiligten und auch die politischen Instanzen vermögen nichts auszurichten, selbst unter Androhung der Todesstrafe. Doch inmitten der Auseinandersetzungen und des Hasses passiert das Undenkbare, das schlichtweg Verbotene. Auf einem Fest der Capulets treffen zwei Sprösslinge der verfeindeten Familien, Romeo Montague und Julia Capulet aufeinander und verlieben sich. Heimlich wird eine Vermählung durch den Pater Lorenzo geschlossen, das Glück der Liebenden scheint vollkommen. Doch es soll nicht, darf nicht sein. Auf offener Straße entbrennt ein Streit zwischen Romeos Freund Mercutio und Julias Vetter Tybalt. Als Romeo dazwischengeht, wird Mercutio tödlich verwundet. Im Zorn tötet Romeo den Angreifer Tybalt und zahlt dafür die Konsequenzen. Er wird aus Verona verbannt. Während seiner Abwesenheit beschließt Julias Vater, seine Tochter mit dem Grafen Paris zu verheiraten. Ein durch Pater Lorenzo initiierter Plan, Julia zu retten, schlägt fehl. Unwissenheit und eine tragische Verkettung von Ereignissen treiben Romeo und Julia schlussendlich in den Selbstmord, ihn durch Gift und sie durch den Dolch ihres Geliebten. Eine sinnlose Familienfehde sorgt dafür, dass die Liebenden erst im Tod miteinander vereint sein können. Shakespeares Tragödie, geschrieben 1597, fasziniert auch heute noch Menschen auf der ganzen Welt und sorgt immer wieder für Adaptionen im Theater, Film und Literatur.

Was dürfen die Zuschauer*innen erwarten?

Inszeniert wird das Stück in seiner deutschen Fassung nach Frank Günther durch Regisseur Jens Kerbel (*1975). Anlässlich des Caspar-David-Friedrich-Jahres 2024 darf man sich als  Zuschauer*in in dieser Sommersaison insbesondere auf die außergewöhnliche Kulisse der Klosterruine Eldena freuen, in welcher das Stück Open-Air aufgeführt wird. Das romantisch anmutende Gemäuer, kombiniert mit der authentisch-zeitgenössischen Kostümierung auf den zuvor veröffentlichten Pressefotografien sind es, durch die man bereits vor der Aufführung gedanklich in das elisabethanische Zeitalter (1558-1603) einzutauchen vermag. Auch ohne die Geschichte zu kennen, kann man sich anhand der Bilder bereits auf wilde Degen-Kämpfe, Geschrei, auf heftige Emotionen und Leidenschaft einstellen. Mit Shakespeares Werk bereits vertraute Zuschauer*innen hingegen dürfen sich während der Vorstellung auf die Suche nach den zahlreichen Gegensatzmotiven der Tragödie begeben, die hier theatral aufgearbeitet wurden. Seien es „Hass und Liebe, Melancholie und Glück, Alter und Jugend, Verliebtheit und Sexismus, Herrschaft und Diener, weltliche und religiöse Gewalt, Tragik und Komik“. Spannung und Faszination sind garantiert!

Besucher*innen der zuletzt vom webmoritz. rezensierten Theaterproduktion „der herzerlfresser“ werden bei den Darsteller*innen auf altbekannte Gesichter treffen, wie Philipp Staschull als Romeo, Amelie Kriss-Heinrich als Amme/Fürstin und Olivier Günter als Mercutio. Umso freudig gespannter war der webmoritz. vor der Aufführung am 21.06. auf die vielen anderen Schauspieler*innen und ihre Rollen!

Eindrücke aus einer gelungenen Vorstellung

Wenn ich an den Freitagabend zurückdenke, fällt mir zunächst einmal nichts anderes ein als „Was war das bitte wieder einmal für eine geniale Produktion des Theaters Vorpommern?“ Bereits zu Beginn des Stücks wurde den Zuschauer*innen mitgeteilt, dass es sich zwar um eine im Wortlaut getreue Wiedergabe von Shakespeares Werk handelt, jedoch mit verschiedenen modernen Stilmitteln versehen wurde. Wer also befürchtet, hier ausschließlich mit bitterem Ernst und Tragik konfrontiert zu werden, kann beruhigt werden. Seien es Party-Szenen, das Einbeziehen des Publikums auf der Suche nach einer passenden Frau für Romeo, der BMW des Grafen Capulet (Hannes Rittig) oder der markante Ausruf „JuLiAaAaA“ der Lady Capulet (Gabriele Völsch) sorgten für Lacher seitens des Publikums. Auch für Musik-Liebhaber*innen ist etwas dabei. So sorgten die wunderschönen Soli von Julia-Darstellerin Nora Hickler, Amelie Kriss-Heinrich und Philipp Staschull für Gänsehaut-Momente und angehaltenen Atem. Außerdem fanden Künstler*innen wie ABBA („Lay All Your Love On Me“) und Kylie Minogue („Can’t Get You Out of My Head“) Eingang in das Stück, was immer wieder für Schmunzeln und eine erfrischende Abwechslung sorgte. Was die schauspielerische Leistung betrifft, so weiß ich gar nicht, wen ich am meisten hervorheben soll. Jede Rolle war großartig und treffend besetzt und die Kostümierung durch Toto begeisterte in Sachen Authentizität und moderner Touch. Hinsichtlich der Kulisse machte mich meine Begleitung als Kunsthistoriker darauf aufmerksam, dass die Klosterruine Eldena als „sterbende Architektur“ mit in das Stück integriert wurde, beispielsweise in Form der berühmten Balkon-Szene. In Kombination mit verschiedenen Nebel- und Lichtelementen kam diese natürlich ganz besonders in der Dunkelheit zur Geltung.

Weniger dem Stück selbst als glücklichen Zufällen gedankt, sorgte zunächst ein Turmfalke für passende tierische Untermalung der Lerchen-Szene und zusätzlich das Wetter dafür, dass ausgerechnet in dramatischen Momenten zunächst ein leichter Regen einsetzte, die Spannung durch ein nahes Gewitter gesteigert wurde und schließlich wenige Minuten nach dem tragischen Tod der beiden Liebenden und dem Ende der Vorstellung ein heftiger Wolkenbruch einsetzte.

Insgesamt war es ein fantastischer Abend, sodass ich das Ensemble für ihre gelungene Produktion nur loben und mich bedanken kann.  

Weitere Termine

Ihr möchtet selbst einmal in die Welt zweier verfeindeter Familien und in die tragische Liebesgeschichte ihrer beiden Kinder eintauchen? Dann ist Beeilung geboten, denn die nächsten beiden Aufführungstermine sind bereits ausverkauft! Weitere Informationen gibt es hier.

  • 02.07. / 19:30 Uhr; ausverkauft
  • 10.07. / 18:00 Uhr; ausverkauft
  • 11.07. / 19:30 Uhr
  • 13.07. / 19:30 Uhr
  • 14.07. / 18:00 Uhr
  • 16.07. / 18:00 Uhr
  • 17.07. / 19:30 Uhr
  • 18.07. / 19:30 Uhr; Letzte Vorstellung

Beitragsbild: Peter van Heesen


Zur Person der*des Autor*in