Wut, Hass, Zorn: All diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit seinen Mitmenschen. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über Leute auslassen wollen oder uns auch generell mal der Schuh drückt, lest ihr das hier.
Alle kennen „Die drei ???“. Justus, Peter und Bob sind von vielen von uns ein Teil der Kindheit und so manche schlafen noch heute bei ihren Krimi-Hörbuch-Geschichten rund um die drei Detektive ein. Uns faszinieren und beruhigen die Erlebnisse und das Aufdecken der gewohnten Kriminalfälle. „Die drei ???“ sind so berühmt und weiterhin gefragt, dass es bereits über 220 Folgen gibt und jede Woche ein neuer Fall als Hörbuch erscheint. Wenn ein männliches Detektiv-Trio so erfolgreich ist, warum sollte es kein weibliches Detektivinnen-Trio geben?
Somit waren „Die drei !!!“ geboren. Sie konnten tatsächlich an den Erfolg von „Die drei ???“ anknüpfen und können 100 „gelöste“ Fälle, einen Kinofilm und eine geplante Serie vorweisen. So schön, so gut. Was genau stört mich an einer Jugendbuchserie speziell für Mädchen, dass ich es für nötig halte, einen Artikel darüber zu schreiben? Das Problem: Die Charaktere, ihre Beziehungen zueinander und wie die Autorinnen es verpasst haben, eine Vorbild für junge Mädchen zu schaffen.
„Die drei !!!“ spielen in einer Stadt in Deutschland, anstatt in Los Angeles wie „Die drei ???“. Die drei Hauptfiguren sind Kim Jülich, Franziska Winkler und Marie Grevenbroich. Da kommen wir schon zum größten Problem an dieser (Hör-) Buchserie: die Charaktere. Wie bei „Die drei ???“ nerven die Charaktere einen ab und zu und viele Aussagen sind Jahre später hinfällig und nicht mehr modern. Wie zum Beispiel, dass Justus Jonas in den ersten Jahren immer wieder aufgrund seines Körpergewichts von seinen Freunden gemobbt wurde. (Sorry, für mich war das Mobbing.) Die alten Fälle von ,Die drei !!!‘ sind auch schlecht gealtert. Allerdings hat sich in all den Jahren leider kaum etwas verändert.
Kim Jülich soll die Anführerin darstellen, das Pendant zu Justus Jonas. Sie führt über die Fälle Tagebuch und teilweise bekommt man aus dieser Perspektive das Geschehen mit. Das angebliche Problem an Kim: Ihre Schwäche für Süßigkeiten. Für sie ist das resultierende Problem, dass sie sich dick fühlt. In fast jeder Folge merkt sie an, dass sie zu dick ist. Franziska Winkler ist die „Sportliche“ und sozusagen die weibliche Peter Shawn. Franzis Charakter würde ich als eine Person bezeichnen, die ihren Freundinnen absolut nichts gönnt und immer zickig reagiert. Natürlich dürfen Charaktere zickig sein. Franzi wird darauf und auf ihre Sportlichkeit reduziert. Marie Grevenbroich ist tatsächlich kein Abklatsch von Bob Andrews. Sie ist stattdessen die verwöhnte, reiche und modische von den drei !!!. Ihr Hobby ist natürlich Shoppen. Bei all diesen Charakteren frage ich mich schon, wie plakativ die Autorinnen sie entwickeln wollten?! Meine Meinung hört sich im ersten Moment sehr fies an, aber ich habe mir alle Folgen von ihnen angehört und ihre Charakterzüge fielen mir andauernd auf.
Ihre Beziehung zueinander finde ich auch äußerst kontrovers. Natürlich läuft nicht jede Freundschaft perfekt ab. Auch nicht im wahren Leben. Neid und Zickereien können dazugehören. Bei diesen drei Freundinnen ist das aber nicht mehr normal. Andauernd sind sie neidisch aufeinander, missgünstig und streiten sich um Jungs. Bei dieser Beziehung frage ich mich wirklich, was ihre Vorbildfunktion für junge Mädchen darstellen soll. Dazu kommt, dass die drei 13 und 14 Jahre alt bleiben, ihre Boyfriends aber älter werden und teilweise über 18 Jahre alt sind. Finde ich persönlich unangebracht für die Zielgruppe, die sie erreichen wollen.
Die Geschichten werden von sechs Autorinnen geschrieben, in denen es um starke Mädchen geht, die mutig sind und gemeinsam Kriminalfälle lösen. Das hat natürlich Vorbildfunktion, aber das Drumherum lenkt davon ab. Die Mädchen erleben in den Jahren überhaupt keine Charakterentwicklung und bleiben übertrieben zickig. Sie stellen Klischees dar, die Mädchen in ein eindimensionales Licht rücken. Mädchen sind dementsprechend eifersüchtige Zicken, die trotz all ihren gemeinsamen Erlebnissen nicht näher zueinander finden können. Die Geschichten rund um „Die drei !!!“ sind für mich der Versuch eines Feminismus, der stattdessen Klischees stark reproduziert hat.
Falls du wissen möchtest, welchem eindimensionalen Mädchen du am ähnlichsten bist, kannst du hier den Charakter-Check machen. Dort wirst du z.B. Folgendes gefragt: Stell dir vor, du hast verschlafen und nur noch zehn Minuten Zeit, bis du zur Schule musst – nimmst du dir trotzdem Zeit für ein Styling? – Falls es euch interessieren sollte: Ich bin am ehesten Kim.
Auf die Räder, fertig… los! Ab dem 01. Mai findet zum neunten Mal das alljährliche Stadtradeln statt. Ihr möchtet Greifswald in einer bundesweiten Challenge zum Sieg unter die zehn besten Kommunen verhelfen und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten? Alle notwendigen Infos dazu findet ihr in diesem Artikel!
Worum geht’s?
Initiiert wird das Stadtradeln durch das Klimabündnis und seine regionalen Partner, den ADFC und das Greifswalder Klimaschutzbündnis. Bei der bundesweiten Challenge geht es darum, in einem Zeitraum von insgesamt drei Wochen möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zu sammeln. Teilnehmende dürfen sowohl einzeln als auch im Team ab zwei Personen antreten. Auch Unterteams dürfen gebildet werden. Gesucht werden nicht nur die meistgefahrenen Kilometer, sondern auch die meisten Kilometer pro Kopf. Außerdem werden das beste Familienteam, die beste Schule und der beste Verein gekürt. Auf diese Weise sollen Bürger*innen dazu animiert werden, öfter mit dem Rad unterwegs zu sein und unser schönes Vorpommern vielleicht ein Stück weit besser kennen- und lieben zu lernen. Durch das Einsparen von CO₂schafft die Challenge nebenher ein Bewusstsein für die positiven Effekte auf die Umwelt.
Und da kann wirklich jede*r mitmachen?
Ja! Vielleicht erinnern sich einige fleißige Leser*innen sogar an unser motiviertes moritz.radelt-Team aus dem letzten Jahr. Dieses gehörte 2022 zu den 2.354 aktiven Teilnehmer*innen aus 122 Teams, die insgesamt 366.504 Kilometer radelten und Greifswald so gleich in mehreren Kategorien zu Siegen unter die zehn besten Kommunen auf Landes- und Bundesebene verhalfen. Und wem das noch nicht ausreicht: Auch Greifswalds Partnerstädte Pomerode (Brasilien) und Newport News (USA) gilt es erneut in der Challenge zu besiegen. Es ist also geboten, auch in diesem Jahr wieder fleißig mit Familienmitgliedern, Freund*innen und Kolleg*innen Vollgas zu geben (natürlich unter Beachtung der Straßenverkehrsordnung)!
Wo und wie kann ich mich anmelden?
Wer gerne teilnehmen möchte, kann sich auf der offiziellen Website registrieren oder seine Daten aus dem Vorjahr benutzen beziehungsweise diese neu anfordern. Smartphone-Nutzer*innen können sich zudem die spezielle Stadtradeln-App downloaden. Die Challenge beginnt am 01. Mai mit dem Fahrradfest der Greifswalder Stadtwerke. Das offizielle Startsignal durch Thomas Preuße, den Geschäftsführer der Stadtwerke, und Oberbürgermeister Stefan Fassbinder gibt es um 14:15 Uhr. Im Anschluss beginnt um 14:30 Uhr die Familienradtour durch die Stadt. Weitere Infos zum Fahrradfest findet ihr hier.
Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.
Hintergrund
Jährlich etwa 40 Tage vor Ostern beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit und endet in der Nacht zum Ostersonntag. Traditionell verzichtet man in der katholischen Kirche in diesem Zeitraum auf den Konsum von Fleisch. Ziel ist es, in dieser Zeit bodenständig zu leben und eine bessere Beziehung zu Gott zu finden, in Vorbereitung auf Ostern, das höchste christliche Fest; die Zahl 40 hat dabei symbolische Bedeutung. Es ist jedoch unter den fastenden Christ*innen durchaus üblich, auf eine andere als die traditonelle Art und Weise zu fasten.
Die Wahrung der Schöpfung ist für mich ein zentrales Anliegen, dass sich auch in den ersten Kapiteln des Alten Testaments der Bibel widerspiegelt. Da der Konsum tierischer Produkte ein Faktor, wenn auch natürlich nicht der einzige, in der Ernährung ist, der eine verstärkte Emission von Treibhausgasen verursacht, erschien mir der traditonelle Fleischverzicht als Fasten sinnvoll. Da ich jedoch onehin eher wenig Fleisch esse und andere tierische Produkte auch ähnlich viele Treibhausgase verursachen, habe ich mich dazu entschieden, das Konzept zu erweitern und die Fastenzeit vegan zu verbringen. Auch die grausamen Haltungsformen moderner Massentierhaltung, die für mich christlich und allgemein ethisch unvertretbar sind, haben mich dazu bewogen, in der Fastenzeit vollständig auf tierische Produkte zu verzichten.
Ablauf
Diese Verzicht gestaltete sich für mich in Bezug auf die verschiedenen üblichen Mahlzeiten deutlich verschieden. Für die warmen Mahlzeiten zu Hause in Greifswald war es keine nennenswerte Umstellung. Ich koche hier onehin nur sehr einfach und vegetarisch und musste eigentlich nur Sahne als Sauce weglassen. Als Alternative habe ich Saucen auf Mehlschwitzen-Basis entdeckt, was mir sogar besser schmeckt als Sahne. Während der Zeit bei meinen Eltern im Laufe der Semesterferien, wo ich stets etwas ausgefallener essen kann, war der Unterschied zwar etwas deutlicher, da es aber auch bei meinen Eltern meistens vegetarisches Essen gibt, war der Verzicht auch hier zwar spürbarer aber immer noch recht gut machbar. Schwierig war es in der Gastronomie zu essen, da es dort häufig extrem wenige oder gar keine vegane Speisen gibt. Bei einem Ballabend eines Vereins, in dem ich Mitglied bin, gab es zum Beipiel nur eine Gemüsebeilage und Kartoffeln als veganes Angebot. In einem Eiscafé, in dem ich mich mit einer Freundin getroffen habe, wurde überhaupt kein veganes Essen angeboten, sodass ich nur einen Tee trinken konnte. Das war natürlich nicht schön. Gerade weil ich wusste, dass ich mich nicht dauerhaft vegan ernähren würde, konnte ich mich aber ganz gut darauf einlassen, in solchen Situationen dann nur ein eingeschränktes Angebot oder gar nichts zu essen. Ich weiß dadurch nun, dass man, wenn man sich vegan ernährt und ein Café besuchen möchte, sich im Voraus darüber informieren sollte, ob es dort ein veganes Essensangebot gibt. Auch Essen bei Freund*innen war oft schwierig, da ich immer Sonderwünsche stellen musste, um dort vegan mitessen zu können. So konnte ich beispielsweise einmal bei Nudeln mit Käsesauce nur die Nudeln essen und konnte dann dazu nur Tomaten, die eigentlich als Salatbeilage gedacht gewesen waren, essen. Das wurde jedoch von Freund*innen nie als störend empfunden. Die größte Einschränkung war für mich, wie ich bereits im Vorfeld erwartet hatte, der Verzicht auf Käse, den ich sehr gerne esse und der eigentlich mein einziger Brotbelag ist. Als Alternative fand ich Hummus, veganes Pesto und Fruchtaufstriche als Brotbelag. Gerade in den letzten ein bis zwei Wochen der Fastenzeit war diese Umstellung jedoch diejenige, die ich mir mit Abstand am deutlichsten wieder weg wünschte, was daran lag, dass ich eben so gerne Käse esse. Normalerweise esse ich nur Brote mit Käse und habe immer mehrere Sorten zu Hause im Kühlschrank. Daher habe ich ihn auch am meisten vermisst.
Fazit
Durch diese Fastenzeit habe ich nun für mich eindeutig bewiesen, dass ich mich theoretisch vegan ernähren könnte, wenn ich bereit dazu wäre. Dazu bin ich allerdings nicht bereit, weil ich einige Lebensmittel, vor allem Käse, doch zu sehr vermisst habe und durchaus den Ansatz habe, dass eine Absolutheit in dieser Hinsicht nicht angemessen ist, man sich aber über den eigenen Konsum und seine Auswirkungen bewusst sein sollte. Ein solches Bewusstsein über die Vorzüge tierischer Produkte aber auch vorhandener Alternativen habe ich nun durch diese Fastenzeit verstärkt entwickelt. Ich möchte außerdem versuchen, im Zuge der Bewahrung der Schöpfung auch über die Fastenzeit hinaus einige Alternativen für tierische Produkte weiterhin zu verwenden. So esse ich weiterhin vegane Mehlschwitzen-Saucen und kann mir vorstellen, einige Wochne nach Ostern auch wieder gelegentlich Hummus auf dem Brot zu essen. Erst einmal esse ich aber wieder recht viel Käse, nachdem ich das rund 40 Tage lang nicht tun konnte.
Greifswald bietet uns die Meeresbrise, die Strände, die Möwen und viel(es) Meer. Aber nicht nur das wollen wir als Redaktion in dieser Reihe mit euch teilen. Wir zeigen euch die Stadt und ihre Region Vorpommern, und gehen hier und da auch darüber hinaus. Ihr erfahrt, was wir an dieser Region lieben, welche besonderen Orte es zu entdecken gibt, was man hier so isst, trinkt oder spricht. In MV gibt es so vieles, auch außerhalb der Ostsee: egal ob Schlösser oder Erlebnisdörfer. Heute soll es um das Paddeln in MV gehen.
Ein Beitrag von Niklas Michel und Laura Schirrmeister
Das Land zum Leben verfügt tatsächlich über mehr als 2000 Seen und viele viele Flüsse, auf denen man durchaus einmal paddeln gehen kann. Egal ob mit Kanu, Kajak, Kanadier oder – so wie wir – mit dem Faltboot: MV hat auf seinen Wasserwegen viel Natur zu bieten.
Urlaub, wo andere arbeiten
Zwischen den Prüfungen packten wir also Klamotten, das Zelt, zwei Campingstühle und vor allem das Faltboot zusammen und stapelten all diese Dinge mit unseren besten Tetris-Skills ins Auto. Das Ziel? Feldberg im Naturpark Feldberger Seenlandschaft. Der Ort liegt ungefähr 40 Kilometer südlich von Neubrandenburg und knappe 6 Kilometer nördlich der Brandenburger Landesgrenze. Ein genaues Bild könnt hier euch auf dieser OpenStreetMap machen.
Nach unserer Ankunft haben wir erst einmal eingekauft und unser Zelt, genannt die kleine Leuchtkoje, aufgeschlagen. Denn: Es war Regen angekündigt. Damit startete das Abenteuer gleich mit dem Wetter, das man sich eher weniger für eine Camping-Paddel-Tour wünscht. Da Regen allein jedoch nicht ausreicht, haben wir auch gleich noch die erste Gewitterfront kassiert. Das hat natürlich auch irgendwo etwas romantisches, vor allem wenn der Satz: „Falls uns der Blitz trifft, sterben wir immerhin gemeinsam“ fällt. Achja. Aus dieser ersten (regnerischen) Nacht haben wir übrigens einiges gelernt. Auch, weil wir den nächsten Morgen die Regensuppe aus dem Zelt wischen konnten, wo wir unsauber aufgebaut hatten. Lieben wir.
How to NOT set up a Faltboot
Am ersten richtigen Urlaubstag ging es dann an das Eingemachte: Faltboot aufbauen. Niklas hatte dies bereits einige Wochen zuvor zu Hause einmal gemacht, um die Holzkonstruktion zu überprüfen. Nun war es an der Zeit, diese Aufbauskills nochmals auszupacken. Ihr dürft dreimal raten, wie gut der Aufbau verlief…
Nach knapp 2 Stunden, der Hilfe des Zeltnachbarn und den Blicken von gefühlt zwanzig Zeltplatzbewohner*innen, die definitiv noch in der DDR geboren worden waren und alle auch so ein Faltboot zu Hause hatten, war das Boot dann aufgebaut. Wir haben uns gemerkt, wie es geht. Wir werden dann das nächste Mal deutlich schneller und vor allem selbstständig das Boot aufgebaut bekommen. Ganz bestimmt.
„Bitte schau nicht nach hinten!“
Was macht man, nachdem man das Boot endlich aufgebaut hat? Richtig, die erste Spritztour. Sie war… seeeeehr abenteuerlich. Vom großen Luzin sollte es auf den Schmalen Luzin zur Luzinhalle gehen. Kurz nachdem wir jedoch den Erdwall passiert hatten, merkte Niklas, wie sich bei ihm die Verlattung löste. Wir hatten 600 m geschafft und das Boot, bzw. die obere Verlattung, fiel auseinander. Dementsprechend war ein kurzer Zwischenstopp am nächstgelegenen Plätzchen nötig, um die Fahrt fortsetzen zu können. Nach der Rückkehr zum Zeltplatz wurde klar, dass eine einzige Kleinigkeit für das Auseinanderfallen verantwortlich war – wir hatten den hinteren Sitz falsch eingehakt. Für alle, die es genau wissen wollen: Der hintere Sitz des Kolibri muss auch in die hintere Bohrung eingehakt werden, um sich korrekt abstützen zu können und nicht in die baugleiche, die sich kurz davor befindet.
Kanada um die Ecke
So konnten wir nun die nächsten Tage die Seenlandschaft in ihrer Vielseitigkeit vom Wasser aus erkunden. So besitzt z.B. der Schmale Luzin eher den Charakter eines langsam fließenden Flusses in Kanada, mit steilem, waldbestandenem Ufer. Hier gibt es einiges zu bestaunen – von Entenfamilien, über beeindruckende Mengen von Fischen, die munter unter dem Boot hin- und herhuschen, bis hin zu jungen Pärchen, die ihre Liebe auf einem Stand Up Paddle Board ausleben. Anlegen darf man hier nur an wenigen Stellen, zum Beispiel direkt am Badestrand des beschaulichen Dorfes Carwitz. Der ehemalige Wohnort Hans Falladas grenzt neben dem Schmalen Luzin auch noch an den Zansen und den Carwitzer See. Hier kann man fantastisch im Café Sommerliebe zu Kaffee und Kuchen einkehren oder auch das Wohnhaus Falladas besichtigen.
Das Umsetzen vom Schmalen Luzin auf den Carwitzer See über die Carwitzer Bäk mussten wir leider abbrechen. Da die Bäk leider zu wenig Wasser beinhaltete.
Bootswandern light
Nachdem wir nun ein Grundvertrauen in unser binnengewässertaugliches Gefährt aus der Mathias-Thesen-Werft aufgebaut hatten, paddelten wir quer über den Breiten Luzin zum Lichtenberger Badestrand. Dieser See weist einen völlig anderen Charakter auf als sein kleiner Bruder. Schon bei leichtem Wind gibt es hier durchaus etwas Wellengang und im Vergleich zum recht bevölkerten schmalen Luzin ist es hier schon fast einsam. Überall gibt es breitere Schilfgürtel mit allerlei Wasservögeln. Nach einem ordentlichen Oberkörperworkout mit unseren 40 Jahre alten und sackschweren Holzpaddeln belohnten wir uns am Lichtenberger Badestrand mit Pommes und Currywurst. Hier kommt schon fast Freibadfeeling auf, nur ist der Eintritt frei, die Landschaft schöner, das Wasser stinkt nicht nach Chlor und die Pommes sind billiger. Auch kommt man hier sehr leicht ins Gespräch, so bewunderte ein älteres Pärchen unser Faltboot und erzählte uns von ihren Bootswanderurlauben in den 1950er Jahren in Frankreich.
Geschlossene Gesellschaft und unbegrenzte Freiheit
Auf dem Rückweg zum Zeltplatz wollten wir noch an einem Hotelrestaurant mit Ausblick auf den See haltmachen, um einen Kaffee zu trinken. Aber Pustekuchen! Hier sind nur noch betuchte Hotelgäste, vorzugsweise mit elektrischem Sportwagen, erwünscht. Gleiches gilt auch für die wohl exklusivste Kleingartensiedlung Ostdeutschlands. Gelegen zwischen Haussee und Schmalem Luzin haben die meisten Kleingärtner*innen sowohl einen eigenen Bootsanleger, als auch Seeterrasse. Nicht weniger haben auch noch beeindruckende Wasserrutschen am Steilufer errichtet und ihre DDR-Datschen zu Massivhäusern ausgebaut. Laut NDR kommt man hier wohl nur durch Einheiraten an eine Parzelle.
Am Ende kann man hier aber nicht nur Paddeln und dabei unberührte Natur und exklusive Immobilien bewundern. Es gibt beispielweise diverse Wanderwege wie jener über den Hullerbusch, schier endlose Wälder zu erkunden, zahllose Angelgewässer und autoarme Straßen, wenn man radeln will. Mit dem Zelt ist es auch recht einfach einen Campingplatz zum Unterkommen zu finden. Sackschwere DDR-Holzpaddel sollte man allerdings vor längeren Touren durch Carbon-Paddel austauschen. Alternative: Zuvor ausreichend Oberkörpertraining machen.
Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere neue Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Beitrag soll es um die Liebe zu der alten Kultserie Takeshi´s Castle gehen.
Was geschieht in der Burg dieses Takeshis überhaupt?
„Und wieder bricht ein Tag auf der Burg des Fürsten Takeshi an“, so lauten die berühmten Einleitungsworte der japanischen Spielshow, die von 1986 bis 1989 zum ersten Mal in ihrer Originalfassung ausgestrahlt wurde. Das Prinzip der Show ist ganz simpel, auf der einen Seite haben wir General Hayati Tani und seine Gefolgschaft von Kandidat*innen, die gemeinsam versuchen die Burg des Fürsten zu erobern. Auf der anderen Seite befinden sich Fürst Takeshi und seine Gefolgsleute, die alles dafür tun, um die Eroberung der Burg zu verhindern. Knapp 90-150 Teilnehmer*innen versuchen sich jedes Mal an der Herausforderung. Die Show ist wie ein Videospiel aufgebaut, welches mehrere Level hat, die man abschließen muss, ehe man sich dem Boss, in dem Fall Fürst Takeshi, stellen kann. In einer Reihe von Minispielen und Challenges versuchen so viele Teilnehmer*innen wie möglich sich bis zum Fürsten vorzukämpfen.
In den 133 Folgen gab es insgesamt 127 Finalrunden, in denen die Burg ganze 9-mal erobert wurde, 117-mal konnten die Angreifer erfolgreich abgewehrt werden und einmal trat ein Unentschieden ein. Takeshi’s Castle wurde zu Beginn noch mit eher geringem Aufwand wie auch Budget gedreht, aber konnte später in den Midoriyama-Studios bei Yokohama abgefilmt werden.
Takeshi’s Castle hat international einen großen Erfolg zu verzeichnen. So wurde die Serie beispielsweise in Spanien, Italien, Portugal, Taiwan, Australien und eben auch Deutschland ausgestrahlt. Dabei wurden die Originalsendungen etwas gekürzt und von berühmten Kabarettist*innen und Komiker*innen der jeweiligen Länder neu synchronisiert. Während die Kommentare in der japanischen Fassung oft eher bedeckt und nüchtern waren, wurden in den neuen Synchronisationen viele humorvolle Anmerkungen genutzt. In Deutschland wurde die Sendung das erste Mal von 1999 bis 2001 auf DSF ausgestrahlt und in war in den kommenden Jahren auch auf Sendern wie RTL 2, Comedy Central oder RTL Nitro zu sehen.
Was genau macht die Show jetzt so interessant?
Für mich persönlich ist Takeshi´s Castle eine meiner Lieblingsserien aus meiner Kindheit. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als kleiner Junge manchmal ganz unbeaufsichtigt und gelangweilt die Fernsehsender durchgeschaltet habe, auf der Suche nach etwas Interessantem. Hin und wieder landete ich eben bei der japanischen Spielshow. Mein 7-jähriges Ich hat nicht lange gebraucht, um Gefallen an der Show zu finden. Es war spannend, die vielen Teilnehmer*innen bei ihren Versuchen, die Minispiele zu überstehen, zu beobachten. Oft fand ich mich selbst mitgerissen und eiferte mit den Teilnehmenden mit und hoffte, dass sie eine Etappe weiter kommen würden. Da die Spiele aber alle auch einen Comedy Aspekt hatten, musste ich öfter schmunzeln, wenn mal wieder eine Person beim Überqueren des Drachensees auf den falschen Stein trat und ins Wasser plumpste. Ich war immer wieder fasziniert, wie viele verschiedene Spiele die Show zu bieten hatte. Es gab immer reichlich Abwechslung, aber genauso waren manche Klassiker immer wieder vertreten, wie zum Beispiel die Grenzmauer, die oft das erste Spiel war. Dabei müssen die motivierten Kandidat*innen versuchen, eine glitschige Schräge zu überwinden, auf deren anderer Seite ein Wassergraben wartete, in den die erfolgreichen Teilnehmenden hineinrutschten. Ich finde dieses spezifische Spiel als erstes immer ganz passend, da es zeigt, dass die Gefolgschaft von General Hayati Tani wirklich eine Einheit ist und auch als Team zusammen arbeitet. Selbst wenn die Kandidat*innen bei vielen Spielen auf sich alleine gestellt sind, helfen sie sich hin und wieder doch aus.
Meine Lieblingsspiele
Ich kann leider nicht auf alle Spiele der Show eingehen, da das wirklich eine ordentliche Anzahl ist, aber ich würde euch trotzdem gerne ein paar meiner Lieblingsspiele vorstellen. Zunächst hätten wir da einmal das Waben-Labyrinth, bei dem die Teilnehmenden sich einen Weg durch das Labyrinth an Kammern bahnen müssen. Nur eine Tür führt ins Ziel, alle anderen leiten entweder gegen eine Wand, ins Wasser oder in die Arme von Fürst Takeshis Gefolgsleuten, die sich ebenfalls im Labyrinth aufhalten. Ich fand es bei dem Spiel immer amüsant anzusehen, was für verschiedene Strategien die Kandidat*innen zu bieten hatten. Manche versuchten ganz leise und eher langsam durch das Labyrinth zu schleichen, während andere alles auf Schnelligkeit setzten, um ans Ziel zu kommen.
Ein weiteres meiner Lieblingsspiele ist die Hängebrücke, bei der die Teilnehmenden zunächst einen goldenen Ball fangen müssen, den ihnen General Hayati Tani persönlich zukommen lässt. Danach ist Balance und Geschick gefragt, denn man muss sich über eine schmale Brücke wagen und den goldenen Ball sicher auf die andere Seite bringen, während die Schergen von Fürst Takeshi versuchen die Teilnehmenden mit ihren Kanonen abzuschießen. Ich fand es immer wieder lustig, wie manche Kandidat*innen versuchten, im Matrix-Style den Schüssen der Kanonen auszuweichen.
Zu guter Letzt habe ich noch ein Spiel, welches man quasi auch in jeder Folge sieht, nämlich die Finalrunde. Hier stehen die Teilnehmer*innen, die alle Etappenspiele überstanden haben, dem Fürsten und seinen Schergen persönlich gegenüber. Alle sitzen in Fahrzeugen, die mit einem Sensor ausgestattet sind, der abgeschossen werden muss. Benutzt wurden dafür sowohl Wasserpistolen, als auch richtige Laser. Falls der Sensor des Fürsten getroffen wird, gilt die Burg als erobert, aber falls alle Sensoren der Kandidat*innen getroffen werden, haben diese versagt. Ich fand das Finale immer richtig cool inszeniert. Jede*r fährt in einer Art abgespaceten Autoscooter direkt auf dem Platz vor der Burg des Fürsten und versucht, das andere Team auszuschalten. Als meine Eltern mich damals fragten, was ich mir denn da anschauen würde und ich ihnen erklärte, dass die Leute versuchen sich mit Wasserpistolen abzuschießen, während sie in einem Autoscooter fahren, haben die mich auch erstmal komisch angeguckt. Das Ganze ist so absurd und spannend zugleich, aber genauso ist Takeshi´s Castle nun mal eben.
Schlusswort
Ich fand es immer faszinierend, wie die Show für ihre Zeit umgesetzt wurde, und was für eine Vielzahl an lustigen Spielen sich die Japaner*innen ausgedacht haben. Die Show hat nicht umsonst so einen internationalen Erfolg eingefahren, denn es gab nun mal nichts vergleichbares zu Takeshi´s Castle zu dieser Zeit, was Zuschauer*innen auf die Art und Weise unterhalten konnte, wie es die japanische Spielshow tat. Der Videospiel-Charakter der Show war für mich immer der größte Anreiz, die Serie weiterzuverfolgen. Man hatte wirklich das Gefühl, dass sich die Teilnehmenden von Level zu Level vorarbeiten würden, um den großen Fürst Takeshi herauszufordern zu können. Eine sehr erfreuliche Nachricht, auf die ich während der Recherche zu diesem Beitrag gestoßen bin, ist, dass Takeshi´s Castle angeblich im Frühjahr 2023 eine Neuauflage erhalten soll, die von Amazon Prime ausgestrahlt wird. Vielleicht ist das für einige die Chance, um etwas Nostalgie aufleben zu lassen oder die Show selber zum ersten Mal zu erleben. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Reboot umgesetzt wird und werde bestimmt auch mal gucken wie es so ist, wenn wieder einmal ein neuer Tag auf der Burg des Fürsten Takeshi anbricht.
Geschichten über Betrüger*innen waren schon immer einer der Lieblings-Topoi im Film, vereinen sie doch Witz, Euphorie und Spannung. Nur wenige andere Genres können so eine vielfältige Mischung an Emotionen erzeugen wie Filme über Scams, Tricksereien und Fälschungen. Dieser Artikel, ein weiterer Teil unseres CaMeTa-Staffellaufs, präsentiert drei Filme, welche in den Augen des Autors den Betrüger-Topos besonders gut repräsentieren.
Film 1: Schtonk!
Jede*r der*die schon einmal einen Spiegel in der Hand gehalten hat, weiß: Hitler fasziniert. Helmut Dietls Debütfilm über die gefälschten Hitlertagebücher des Künstlers Konrad Kujau zeigt auf satirische Weise, wie sehr der Führerkult der NS-Zeit auch die deutsche Nachkriegsgeneration noch fesselte. Götz Georges Protagonist Hermann Willié, ein ehrgeiziger Journalist und begeisterter Sammler von Nazi-Devotionalien, inklusive Hermann Görings Jacht Carin II wegen der er ständig in Geldnot ist, trifft auf einer Alt-Nazi-Feier den von Uwe Ochsenknecht gespielten Professor Fritz Knobel, welcher dort originale Hitlerbilder verkauft. Knobel erzählt dem begeisterten Willie von insgesamt 60 Hitlertagebüchern, welche angeblich in der DDR aufgetaucht seien, nachdem Hitlers Privatsekretär diese kurz vor Kriegsende ausfliegen hatte lassen, in einer Maschine, die aber abgeschossen worden sei. Willié überzeugt die Geschäftsführung seines Magazins Unsummen an Knobel zu bezahlen, damit er die Tagebücher beschafft. Der Debütfilm des großen Helmut Dietl ist eine Persiflage der wahren Geschichte um die gefälschten Hitlertagebücher, welche der Stern 1983 veröffentlichte. Die aufgedrehte Absurdität des Films, die großartig aufspielenden Schauspieler*innen, die phantastischen Dialoge – all dies macht Schtonk! nicht nur zu einem hervorragenden Film über einen gewieften Täuscher und seine Opfer, sondern auch zu einer der besten Komödien des deutschen Kinos.
Film 2: Parasite
In Boong Joon-Hos vielschichtigem Film über zwei Familien, die an sich gegenüberliegen Enden von Wohlstand und Klasse stehen, ist die Frage, wer hier eigentlich wen täuscht auf den ersten Blick klar. Familie Kim, die in einer Souterrainwohnung, also wortwörtlich ganz unten in der strengen Klassenhierarchie Südkoreas angesiedelt sind, schleichen sich bei den wohlhabenden Parks ein, welche in einer Villa, weit oben an einem Berghang leben. Der Kim-Sohn Ki-woo wird Nachhilfelehrer bei den Parks, seine Schwester Ki-jung wird deren Kunstlehrerin. Der Vater, gespielt vom hervorragenden Song Kang-ho, wird ihr Chauffeur und die Mutter die Haushälterin. Doch unter dem oberflächlichen Betrug liegt eine weitere – gesellschaftliche – Täuschung, auf welche Boong Joon-Ho immer wieder aufmerksam macht. Die systemimmanente Unterdrückung der Unterschicht, aufgebaut auf dem Versprechen, dass jede*r es schaffen könne, wenn er*sie sich nur genug anstrenge, wird im Film immer wieder deutlich. Das kapitalistische System ist hier die eigentliche Täuschung, welche Familien wie die Kims dazu zwingt unterirdisch zu hausen und trotz Bildung und Einfallsreichtums, doch immer wieder vor dem Nichts zu stehen – etwa, wenn während eines sintflutartigen Regenschauers ihre gesamte Wohnung unter Wasser gesetzt wird.
Film 3: Catch me if you can!
Es gibt in den Augen des Autors keinen besseren Weihnachtsfilm als diesen Steven Spielberg-Klassiker mit Tom Hanks als dem hartgesottenen FBI-Agenten Carl Hanratty, welcher dem Check-Fälscher Frank Abagnale Jr., gespielt vom jungen Leonardo DiCaprio, auf die Schliche kommt und ihn daraufhin über mehrere Jahre in einem fesselnden Katz-und-Maus-Spiel um die Welt verfolgt. Der Hochstapler beginnt seine Täuschungsversuche mit 16 Jahren als Reaktion auf die EntTäuschung über die Scheidung seiner Eltern. Frank versucht die Realität zu verdrängen. Er fälscht Checks, verkleidet sich als Pilot und fliegt kostenlos bei Pan-Am, er gibt sich als Arzt in einem Krankenhaus aus und später auch als Anwalt. Jedes Jahr zu Weihnachten ruft Frank den FBI-Agenten Hanratty an. Als dieser ihn endlich in Frankreich festnehmen kann, ebenfalls an Weihnachten, ist der Betrüger am Ende. Er kann seinen Problemen nicht länger davonlaufen. Seine Versuche, die zerbrochene Familie wieder zusammenzuführen sind allesamt gescheitert und der FBI-Agent ist jetzt seine einzige Bezugsperson. Um vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen zu werden, beginnt der frühere Hochstapler für das FBI zu arbeiten. Dieser auf wahren Ereignissen beruhende Film vereint den Nervenkitzel der Verfolgungsjagd mit der Melancholie der Enttäuschung und der für Spielberg-Filme typischen Wärme und Zuneigung zu den Charakteren.