Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere neue Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Artikel geht es um den wohltuenden Spaziergang.
Zumindest für mich ist er unter allen Gängen der Beste. Da mag es noch so tolle Gänge geben wie den Nachtisch, den Eingang zur Bücherei oder den Ausgang aus dem überfüllten Geschäft, das Wichtigste ist und bleibt der erste Gang, den es schon am Morgen gibt: Der Spaziergang.
Jetzt werdet ihr wahrscheinlich die Augen verdrehen über meinen Versuch witzig zu sein oder darüber, was ich doch für eine Langweilerin bin. Vielleicht auch über beides. Doch ich brauche einfach meinen täglichen Spaziergang, um richtig zu funktionieren. Daher hier eine kleine Liebeserklärung ans Spazierengehen.
Lieber Spaziergang, nun kennen wir einander schon so lange, dass ich dir einfach einmal sagen wollte, wie viel du mir bedeutest. Ich kann mir ein Leben ohne dich gar nicht mehr vorstellen. Du gibst mir Kraft und Ruhe, oft sogar mehrmals täglich. Du erträgst es klaglos, wenn ich wieder einmal Selbstgespräche führe oder noch so falsch vor mich hinsinge. Du lässt mich immer wieder auf Leute treffen, nimmst es aber auch hin, wenn ich sie nicht weiter beachte. Nicht einmal, wenn ich am Wochenende lieber mit deinen großen Geschwistern Ausflug und Wanderung unterwegs bin, beschwerst du dich. Kurzum: Du bist einfach großartig. Und ich bin wirklich froh, dass du dich mit mir triffst, statt wie früher nur die Spa zu zieren.
Ich entschuldige mich für den letzten Satz, aber ich habe mein eigenes Gesäusel kaum mehr ausgehalten. Damit sollte ich meine Liebe zu Spaziergängen genug zum Ausdruck gebracht haben, um dem Thema dieser Kolumne gerecht zu werden und wir können von Gefühlen zu echtem Inhalt übergehen.
Was ist das eigenlich genau, ein Spaziergang? Laut Duden handelt es sich um einen „Gang zur Erholung, zum Vergnügen“, als Synonym wird Wanderung genannt. Das Gegenteil dazu dürften dann wohl die Montagsspaziergänge gewesen sein, Gänge zum Schaffen von Stress und Ärger. Schon witzig, dass diese Falschbenennung zur Folge hatte, dass man sich montags kaum mehr traute, echte Spaziergänge als solche zu bezeichnen. Was genau wir als solch „echte“ Spaziergänge betrachten, ist aber doch sehr subjektiv und weicht oft von der Definition im Duden ab. Die Übergänge mögen fließend sein, doch die meisten Menschen würden wohl darin übereinstimmen, dass Spaziergänge von Wanderungen abzugrenzen sind. Wanderungen sind allgemein länger und haben oft ein Ziel, während Spaziergänge mehr ziellos sind. Oft wird auch das Tempo mit einbezogen, das bei Spaziergängen deutlich langsamer sein kann. Aber wo die Grenzen zu ziehen sind, liegt hier quasi im Fuße des Begehers. Mir wird beispielsweise immer vorgeworfen, ich würde nicht spazieren gehen, sondern spazierrennen. Ich rege mich dafür gerne über das Spazierschleichen anderer Leute auf. Vielleicht sollte ich in Zukunft ankündigen, wandern zu gehen, wenn ich mit jemandem im gleichen Tempo spazieren will? Gilt nur zu hoffen, dass die Leute dann nicht den Duden gelesen haben. Sonst bleibt wohl nichts, als einen (Spazier-)Gang runter zu schalten.
Wut, Hass, Zorn: All diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit seinen Mitmenschen. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über Leute auslassen wollen oder uns auch generell mal der Schuh drückt, lest ihr das hier.
Kommen sich zwei Radfahrer*innen in Greifswald entgegen. Beide haben Gegenwind.
Dieses Phänomen ist so subjektiv wie allgegenwärtig. Es ist immer windig; ein Tag, an dem ich sehe, dass sich die Bäume vor meinem Fenster nicht bewegen, ist jedes Mal bemerkenswert. Zugegeben, ich habe mich daran gewöhnt und finde es befremdlich, wenn ich meine Familie besuche und die Luft stillsteht. Insbesondere im Sommer. Dennoch sollte Gegenwind doch nur für diejenigen existieren, die sich in eine bestimmte Richtung bewegen, oder nicht? Wie kann es sein, dass an windigen Tagen (also ca. 350 im Jahr) gefühlt jede*r Gegenwind hat? Bewegen wir uns alle nur in eine Richtung? Wie kann es sein, dass ich persönlich immer Gegenwind habe, wenn ich mich an einem windigen Tag aufs Fahrrad setze? Was ist dieser Rückenwind, von dem ich immer höre?
Anfang Mai unternahm ich mit einem Freund eine Radtour nach Loissin, um die Schlafenden Bäume zu besichtigen. Wunderschön, aber nicht das Thema. Wir kamen auf dem Hinweg ganz gut voran, bis auf die zahlreichen Stopps, die wir einlegen mussten, weil ich Rapsfelder fotografieren musste. Der Rückweg lief allerdings trotz fehlender Pausen weniger glatt, weil ich vergessen hatte, Snacks einzupacken, und der Wind nicht in dieselbe Richtung wollte wie wir. Die ermutigenden Zurufe wurden in ebendiesem verweht.
An einem anderen Tag war ich an der Brücke in Wieck verabredet. Das war noch nicht das Problem, auf magische Weise kam der Gegenwind erst in den letzten fünf Minuten. Was meinen Lebenswillen ordentlich herausforterte, war der darauffolgende Weg zu einem Stückchen Strand, das „immer so schön leer“ und „gar nicht weit weg“ sein sollte. Der Gegenwind war hart, der holprige Weg war einfach gemein. Die Kombination? Spaß für die ganze Familie. Auf dem Rückweg stellte ich fest, dass meine Bremsen nicht mehr richtig funktionierten, aber war ja kein Problem, ich musste ja nur aufhören in die Pedale zu treten. Und mit einem etwas längeren Bremsweg rechnen.
Apropos Bremsweg. Immer wenn eine Konversation zum Wetter kommt, also ziemlich oft, und sich meine Gesprächspartner*innen die folgende Geschichte noch nicht anhören mussten, kommen sie nicht daran vorbei, also viel Spaß: Eines wunderschönen Tages musste ich aus Schönwalde I zur Uni, und trotz eines leichten Gefälles des Fahrradweges musste ich nicht bremsen, um an der Ampel zwei Meter später stehenzubleiben. Ein marginaler Vorteil der Wetterlage, sofort ausbalanciert von meiner verschwitzten Ankunft am Campus. War unglaublich motivierend und rückblickend hoffe ich, dass die Lehrveranstaltung nicht allzu interaktiv war.
Wenn man im Geografie- oder Sachkundeunterricht aufgepasst hat und sich grob orientieren kann, könnte man sich eigentlich denken, wo der Wind herkommt. Manchmal stimmt sogar die Wetterangabe bei Google. Aber wer macht sich tatsächlich Gedanken, bevor sich aufs Rad gesetzt wird, in welche Himmelsrichtung man nun unterwegs ist? Was wäre die Konsequenz? Oh nein, der Wind kommt von Osten und ich muss ins Ostseeviertel! Das wird mit dem Bus zu umständlich und zu Fuß ist es mir zu weit, lass mal nicht machen. Ja nee. Bei einem so nervigen Erlebnis geht mir direkt das rationale Denken flöten. Natürlich habe ich nicht immer Gegenwind, das ist nur die Bestätigungsverzerrung (sprich: ein unterbewusster Fokus auf Wahrnehmungen, die eine bestimmte Erwartung erfüllen). Manchmal habe ich Rückenwind, in solchen Momenten denke ich allerdings nicht länger darüber nach, weil warum sollte ich? Läuft doch alles gut. Manchmal fahre ich in meinem Heimatort mit dem Fahrrad meiner Mutter und freue mich, dass es sich so reibungslos und leicht fährt. Mir fällt selten auf, dass es möglicherweise an der Windstille liegen könnte. Immerhin ist Wind sonst überall, fällt gar nicht mehr groß auf, wie der Geruch des eigenen Deos nach ein paar Minuten. Dann komme ich zurück. Einerseits fühlt es sich richtig an, wenn sich die Luft bewegt. Andererseits rieche ich wieder das Deo.
Radfahren mit Gegenwind erinnert mich immer ans Kraulen im Schwimmunterricht. Du kannst dich abmühen wie du willst, kommst aber nicht voran. So sieht es zumindest aus. Der Aufwand entspricht ganz und gar nicht dem Resultat. Und wenn die Bahn nicht frei ist, sind definitiv die anderen schuld, was bewegen die sich mir völlig beabsichtigt und locker vermeidbar in den Weg? Der Gegenverkehr weiß natürlich auch nicht, wie schwer ich es gerade habe. Wir können ja nicht beide Gegenwind haben.
Greifswald bietet uns allzeit eine steife Brise, Strände, Möwen und viel(es) Meer. Der webmoritz. zeigt euch die Stadt und ihre Region Vorpommern, und manchmal wagen wir uns sogar darüber hinaus. Ihr erfahrt, was wir hier lieben, welche besonderen Orte es zu entdecken gibt, was man so isst, trinkt oder worüber man spricht. Und es gibt einiges zu erkunden: Von Schlössern über Wälder bis hin zu Erlebnisdörfern. Heute nehmen wir euch mit zu den mystischen Seiten Greifswalds.
Das Konzept der Sühnersteine oder -kreuze ist heute weitestgehend in Vergessenheit geraten. Diese Objekte, mit deren Stiftung sich Täter*innen von ihrer Schuld reinwaschen wollten, konnten die Größe eines Grabsteins besitzen oder aber sehr klein sein. Ihnen allen gemein sind Erzählungen von unfassbarer Schuld, Geschichten von Macht, Hass, Gier und Intrigen. Und auch im Greifswalder Stadtbild finden sich zwei Sühnersteine.
Einer dieser Steine befindet sich in der Marienkirche in Greifswald, im Durchgang zwischen Kirchenschiff und Turm. Es handelt sich hier um einen Gotländischen Kalkstein, der als Platte in die Kirchenwand eingebaut wurde. Dieser Stein erzählt vom grausamen und geschichtsträchtigen Mord in der Silvesternacht 1462. Dem damaligen Bürgermeister und Rektor der von ihm gegründeten Universität Greifswald, Heinrich Rubenow, wurde vom Handwerksburschen Klaus Hurmann mit einer Axt der Schädel eingeschlagen. Der Mörder soll jedoch nur Handlanger einer Dreierverschwörung, bestehend aus dem damaligen Oppositionsführer im Rat, Dietrich Lange, Nikolaus von der Osten sowie dem Pommernherzog Erich II., gewesen sein. Die Beerdigung von Heinrich Rubenow fand 1463 in der Kirche des damaligen Franziskanerklosters statt, an dessen Stelle sich heute das Pommersche Landesmuseum befindet. Der Mörder wurde im anschließenden Sühnerprozess hingerichtet und die Verschwörer stifteten für das Grab den Sühnerstein, um nach dem mittelalterlichen Glauben von ihrer Schuld befreit zu werden. Seit 1792, nachdem die Klosterkirche zusammenbrach und das Grab von Rubenow verloren ging, ist der Stein in der Marienkirche zu finden.
Der zweite Sühnerstein ist in der Stralsunder Straße, ungefähr auf der Höhe der Mühle zu finden. Seit ein paar Jahren ist ein Zaun darum angebracht, wodurch der selbst eher unscheinbare Stein gut zu erkennen ist. Dieser Sühnerstein ist, im Gegensatz zum Rubenow-Exemplar, welcher als ein besonderer seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern gilt, nämlich relativ klein. Er erinnert an den Landvogt Barnekow, welcher während Streitereien mit Stralsund im Jahre 1452 im Auftrag von Otto Fuge durch die Stadt geschleift und anschließend gerädert wurde. Auf der Höhe von Rheinberg befindet sich ein weiterer Sühnerstein des Barnekow, sein Grab ist jedoch in der Kirche St. Nikolai in Greifswald zu finden.
Greifswald bietet uns allzeit eine steife Brise, Strände, Möwen und viel(es) Meer. Der webmoritz. zeigt euch die Stadt und ihre Region Vorpommern, und manchmal wagen wir uns sogar darüber hinaus. Ihr erfahrt, was wir hier lieben, welche besonderen Orte es zu entdecken gibt, was man so isst, trinkt oder worüber man spricht. Und es gibt einiges zu entdecken: egal ob Schlösser oder Erlebnisdörfer. Heute nehmen wir euch mit zu den mystischen Seiten Greifswalds.
In Greifswald gibt es einige Mythen und Sagen. So sollen vor geraumer Zeit Erdgeister („Zwerge“) in Greifswald ihr Unwesen getrieben haben, um welche sich einige Geschichten ranken. Sie sollen sehr lange in Greifswald gelebt haben, bis sie eines Tages verschwunden waren. Wann und warum sie Greifswald verließen ist nicht bekannt, jedoch sollen sie Pommern bei Jarmen den Rücken gekehrt haben und dann weiter in die Berge gezogen sein. Festgehalten wurden diese und andere Erzählungen 1840 unter dem TitelDie Volkssagen von Pommern und Rügen von Jodocus Temme, einem Juristen, Politiker und Schriftsteller.
Sämtliche Edelsteine, die in den Bergen zu finden waren und alles Gold und Silber wurden von den Erdgeistern beherrscht. Um zu ihren unterirdischen Wohnungen zu gelangen, mussten Neugierige durch einen dreckigen Ort, wie beispielsweise Abflüsse, hindurchgehen. Tagsüber sollen die Erdgeister als Frösche oder anderes Ungeziefer ihr Unwesen getrieben haben, nachts hätten sie sich dann in ihrer wirklichen Gestalt gezeigt und bei klarem Sternenhimmel überaus vergnügt im Mondschein getanzt. Temme charakterisiert sie in seinen Beschreibungen zwar auch als positive Wesen, die den Menschen geholfen hätten, die Geschichten selbst bieten aber ein anderes Bild.
Eine von ihnen besagt, dass sich einmal ein edler Zwerg in ein hübsches Mädchen verliebte, welches er mit Gewalt zur Frau haben wollte. Das Mädchen wollte ihn aber nicht heiraten, da er klein und hässlich war. Der Zwerg versprach ihrem Vater jedoch viel Geld, weshalb sie der Verlobung doch zustimmen musste. Ganz wollte sie ihre Hoffnung allerdings nicht aufgeben, also vereinbarte sie mit dem Zwerg, dass sie ihn nicht heiraten müsste, wenn sie seinen richtigen Namen erfahren würde. Der Zwerg willigte ein, da ihr sein Name nicht bekannt war und er fest davon überzeugt war, dass sie ihn auch nie herausfinden könnte. Die Suche nach dem Namen gestaltete sich wie erwartet als eine sehr schwierige Aufgabe, das Mädchen suchte lange vergebens. Ein glücklicher Zufall sollte ihr letztlich helfen. Eines Nachts fuhr ein Fischhändler nach Greifswald, als er auf einmal viele Zwerge im Mondschein tanzen sah und bei diesem Anblick verwundert anhielt. Einer der Zwerge rief lauthals: „Wenn meine Braut wüsste, dass ich Doppeltürk heiße, sie nähme mich nicht!“ Der Fischhändler erzählte in einem Wirtshaus von seiner Beobachtung. Die Wirtstochter hörte die Geschichte und berichtete der unfreiwilligen Braut davon. Dieser war sofort klar, dass es sich dabei nur um ihren Verlobten handeln konnte, also nannte sie ihn beim nächsten Aufeinandertreffen beim Namen. Der Zwerg musste sie nun lossagen und verschwand, sehr verärgert darüber.
Eine andere Geschichte erzählt davon, dass eine Mutter eines Abends ihr Kind verwünschte, da es einfach nicht aufhören wollte zu schreien, obwohl die Mutter schon sehr müde war und schlafen wollte. Augenblicklich ging die Tür auf, ein Erdgeist schlich herein und entriss der Frau ihr Kind – sie sollte es nie wieder sehen. Eine andere Mutter hatte mehr Glück: sie war gerade mit ihrem Kind auf dem Schoß eingeschlafen, als ein Erdgeist hereinkam und es entführen wollte. Sie bekam das Kind jedoch glücklicherweise noch an der Ferse zu fassen und konnte es dem Erdgeist in letzter Sekunde entreißen. In anderen Erzählungen berichtet Jodocus Temme, dass die Erdgeister den Menschen nach dem Diebstahl der Kinder ihre eigenen, hässlichen, „Wechselbälger“ in die Bettchen legten. Falls ihr euch beim nächsten Heimatbesuch über eure Geschwister ärgern solltet, könntet ihr also mal vorsichtig bei euren Eltern nachfragen, ob nicht vielleicht Erdgeister an der Familienplanung beteiligt waren.
Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schon mal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.
Während es für die einen nach Mittelalter klingt, assoziiere ich mit dem Ausdruck Lumpenpack viele Menschen, die zusammen eine bis oben hin vollgestopfte Mülltüte zum Altkleidercontainer bringen. Hinter Das Lumpenpack verbirgt sich allerdings vielmehr als nur ein Sack mit abgetragener Kleidung. Um genau zu sein: ein musikalisches Duo, bestehend aus Max Kennel und Jonas Frömming, welches mittlerweile zusammen mit drei weiteren Mitgliedern (Lola Schrode, Alex Eckert und Jason Bartsch) zu einer Band herangewachsen ist. Die Idee für den Bandnamen stammt nach eigenen Aussagen aus dem Kinderbuch Max und Moritz, in welchem die beiden Brüder an einer Stelle als Lumpenpack bezeichnet werden. Und weil Moritz so ein außergewöhnlich schöner Name ist – mit dem sich nicht nur der webmoritz., sondern anscheinend auch Jonas identifizieren konnte – und die beiden Künstler anderen Menschen gerne Streiche spielen, hat die Band so zu ihrem Namen gefunden.
Aber wie entstand die Band selbst? Das Duo gründete sich bereits im Jahr 2012: Beide Künstler stammen ursprünglich aus der Poetry-Slam-Szene und gewannen dort einige große Wettbewerbe, bevor sich Max mit Gitarre und Jonas mit viel tänzerischem Talent auf ihren musikalischen Werdegang begaben. Nach vier erfolgreichen Alben als Singer-Songwriter-Duo, ist 2021 das erste Album mit dem Titel emotions der nun fünfköpfigen Band erschienen, welches sich vor allem durch seinen eher rockigen Charakter von vorherigen Alben unterscheidet. Insbesondere die jüngste Entwicklung der Bandgeschichte macht deutlich, wie viel Das Lumpenpack musikalisch gewachsen ist. Spätestens jetzt ist klar geworden, dass die Band mehr als vertonte Poetry-Slam-Texte auf dem Kasten hat.
Auf die moritz.playlist kommen drei Lieder von Das Lumpenpack. Der erste Titel Dolce Wohnen vom neusten Album emotions übt Kritik am derzeitigen Wohnungsmarkt und selbstgefälligen Vermieter*innen, die durch ihr Eigentum immer reicher und reicher werden. Dagegen würdigt der Titel Miriam vom Album Die Zukunft wird groß das ab und zu in jedem von uns aufkommende Mimimi-Gefühl auf eine kreative Art und Weise und landet nicht zuletzt auch wegen seines Ohrwurmpotentials auf unserer moritz.playlist. Schließlich hat es auch Ford Fiesta aus dem Album Eine herbe Enttäuschung in unsere Sammlung geschafft. Dieser Song sorgt immer genau dann für die perfekte Stimmung, wenn man sich auf einer Autofahrt befindet. Also zum Beispiel auch demnächst, wenn ihr die derzeitigen Semesterferien für einen kleinen Roadtrip mit Freund*innen nutzten wollt.
Alles in allem treffen bei Das Lumpenpack eine große Portion Humor, ein Funken Selbstironie und viel Wortgewandtheit auf aktuelle sowie politische Themen. Dabei lässt sich die Musik keinem bestimmten Genre zuordnen, sondern ist vielmehr eine bunte Mischung aus allem, was die musikalische Welt so zu bieten hat. Für manch eine*n mag die Musik von Das Lumpenpack gewöhnungsbedürftig sein, doch wer bereit ist, sich darauf einzulassen und ihren Texten Aufmerksamkeit zu schenken, wird sicherlich nicht enttäuscht werden. Alle, die auf persönliche Gefühlsduseleien abfahren, sind bei Das Lumpenpack allerdings fehl am Platz. Ihre Musik ist zwar über alle Maße hinaus unterhaltsam, doch Details aus dem Privatleben werden bewusst nicht preisgegeben. Stattdessen erzählen die Lieder von Das Lumpenpack unterschiedlichste Geschichten, die vor allem eines machen: Lust auf mehr und gute Laune.
Greifswald bietet uns die Meeresbrise, die Strände, die Möwen und viel(es) Meer. Aber nicht nur das wollen wir als Redaktion in dieser Reihe mit euch teilen. Wir zeigen euch die Stadt und ihre Region Vorpommern, und gehen hier und da auch darüber hinaus. Ihr erfahrt, was wir an dieser Region lieben, welche besonderen Orte es zu entdecken gibt, was man hier so isst, trinkt oder spricht. In MV gibt es so vieles, auch außerhalb der Ostsee: egal ob Schlösser oder Erlebnisdörfer. Heute nehmen wir euch mit zu einer Nachtwächterführung in Greifswald.
ein Artikel von Maret Becker und Svenja Fischer
Spoiler-Alarm! Falls du die Nachtwächterführung in nächster Zeit mitmachen möchtest, weisen wir dich daraufhin, dass in diesem Artikel schon vorab so manche Erzählung des Nachtwächters nacherzählt wird.
Informationen auf einen Blick: Nachtwächterführung in Greifswald
Datum: am ersten Freitag im Monat (Juli & August: JEDEN Freitag)
Uhrzeit: 20:00 Uhr (18:00 Uhr November bis März, im Dezember um 19:00 Uhr)
Erwerb der Tickets: in der Greifswald-Information erhältlich
Treffpunkt: Greifswald-Information
Dauer: ca. 2h
Heute Abend begeben wir uns in das nasse und verdunkelte Greifswald. Am Marktplatz treffen wir den Nachtwächterführer, der uns mit auf eine Reise zu den Geschichten der Stadt nehmen wird. Der Nachtwächter erscheint in passender Kostümierung mit seiner Hellebarde. Das ist eine Hieb- und Stichwaffe, die einen Spieß mit einer Axt kombiniert. Mit der sorgt er für Ruhe und Ordnung und schützt seine Begleiter vor Dieben und betrunkenem Gesindel. So wie auch uns in dieser Nacht.
Wir stehen bei der Greifswaldplatte, an der Greifswald-Information. Wir hören die Glocken der Pfarrkirche St. Marien. Der Nachtwächter erzählt uns, dass die Glocken dort zwei Minuten vor der Glocke des Rathauses schlagen. Auf dem Stadtmodell sind alle markanten Gebäude von Greifswald gut zu erkennen. Insbesondere die drei imposanten Kirchen, die das Stadtbild und die Stadtsilhouette dominieren. Dabei fällt auf, dass die Kirchen alle in Ost-West Richtung erbaut wurden, mit dem Turm nach Westen. Die Namen der Kirchen sind in vielen Hansestädten identisch. St. Nicolai ist der Schutzpatron aller Handelsreisenden, St. Jacobi der Fischer und Maria ist universal für alle zuständig.
Nun begeben wir uns auf dem Marktplatz, mit sieben Metern der höchste Platz der Stadt. Wenn man dort steht, sieht man tatsächlich auf das Rathaus hinab. Der Marktplatz ist dunkel und verlassen. Der Nachtwächter klärt uns darüber auf, warum es keine massiv bunte Beleuchtung gibt: Alles auf dem Marktplatz soll eine optische Einheit bilden. Auch die Schriften an der Fassade der Banken sind wegen einer Vorschrift der Stadt ausschließlich in Grautönen gehalten.
Vom Marktplatz biegen wir in die Knopfstraße ab. Dort fällt uns das erste Mal auf, dass die dort aufgestellten vereinzelten Buchstaben ein Wort ergeben: R Y C K. Für die nächste Station bleiben wir vor der Stadtbibliothek stehen. Sie ist das Geburtshaus von Hans Fallada. Dessen Name ist tatsächlich nur ein Pseudonym, welches aus einigen Märchen der Gebrüder Grimm zusammengesucht wurde. Wer weiß, welche gemeint sind?
Nach einem kurzen Zwischenstopp an der Käthe-Kollwitz-Grundschule — die Worte an der Fassade sollen anscheinend den Wortschatz von Grundschüler*innen widerspiegeln — kommen wir bei der Marienkirche an. Das Glockenläuten ist schon vor einiger Zeit verstummt. Jetzt stehen wir, versuchend uns vor dem Wind zu schützen, tatsächlich vor ihr. Der Nachtwächter erzählt uns eine wahre Geschichte aus dem Jahr 1545: ein gestrandeter Orca in Wieck. Dieser wurde in allen drei Greifswalder Kirchen aufgezeichnet. In der Marienkirche ist das Bildnis jedoch am besten erhalten.
Unser Rundgang führt uns zum Ausgang der Innenstadt Richtung Europakreuzung. Hier wurde mithilfe von Messingbändern nachgezeichnet, wo früher das Stadttor stand. Die sich im Laufe der Geschichte langsam entwickelnden Stadtteile Greifswalds außerhalb der Innenstadt wurden nach den vier Stadttoren benannt, durch welche man gehen musste, um dorthin zu gelangen. Das Mühlentor führt folgerichtig zur Mühlenvorstadt. Das „Fette Tor“ — so bezeichnet, da es das größte und breiteste war — erschuf den inzwischen etwas komisch anmutenden Namen „Fettenvorstadt“. Mit dem Fleischer- und Steinbeckertor haben auch die Stadtausdehnungen im Norden und Süden ihre Namen erhalten.
Nun begeben wir uns auf den Wall, mit direktem Blick auf den Dom. Unser Dom war früher tatsächlich ein gutes Stück größer als heute. Aber nachdem die hoch aufragende Spitze innerhalb von gut 100 Jahren durch Stürme zweimal heruntergepustet wurde, hat man sich schlussendlich für die etwas gedrungenere Form entschieden. Immerhin hält diese jetzt auch seit über 350 Jahren jedem Wetter stand. Auch die Stadtmauer war bedeutend höher und es gab einen Wall mehr. Außerdem hielt nicht nur der Kanal, der heute noch vielen Enten ein zu Hause gibt, Feinde auf, sondern auch ein zweiter, der zwischen dem heutigen Wall und den Resten der Stadtmauer lag.
Der Nachtwächter gibt uns auch einen kleinen Exkurs in die Geschichte von Greifswalder Straßennamen. Auch hier sind viele nach damals ansässigen Handwerksbetrieben benannt worden. Allerdings gab es auch einige Ausnahmen: Die Kapaunenstraße trägt den inzwischen nicht mehr gebräuchlichen Begriff eines kastrierten Hahnes. Und ein kleiner Funfact für die nächste Party: Als „Macker“ wurden kastrierte Esel bezeichnet. Das ergibt vor allem für viele Frauen Sinn.
Als nächstes geht es in die kleine Gasse zwischen dem Fischmarkt und dem Dom. Hier steht, etwas versteckt, eine Statue von Caspar David Friedrich. Wir erfahren, dass er als Kind von seinem Bruder gerettet wurde, nachdem er im zugefroren Ryck eingebrochen war. Tragischerweise kam sein Bruder daraufhin selbst ums Leben. Diesen Schicksalsschlag hat er später immer wieder in seinen Bildern verarbeitet.
Im Nieselregen stehen wir vor dem Dom. Die breiten Granitsteine auf dem Weg ringsherum waren ursprünglich zur Beschwerung von Handelsschiffen auf dem Rückweg von Schweden genutzt worden. Aber da man sie einmal da hatte, wurden sie auch gleich einer sehr sinnvollen Betätigung zugeordnet. Aufgrund der eher schwierigen Hygieneverhältnissen zu der Zeit konnte man auf diesen Steinen trockenen und sauberen Fußes durch die Stadt kommen.
Weiter geht es zum Hauptgebäude der Uni. Diese war bereits seit ihrer Gründung eine Volluniversität mit damals noch vier Fakultäten. Eine kleine Eselsbrücke, um sich alle zu merken, findet sich in jedem Deutschunterricht:
„Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theologie Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor“
Faust: Der Tragödie Erster Teil
Spätestens jetzt wissen alle, dass die vier Eingänge für die vier Fakultäten der Universität stehen. Ein Eingang ist jedoch zugesperrt. Auch zu der Uni gibt es noch allerlei zu erzählen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Unsere Führung in die Vergangenheit endet am Fischerbrunnen, wo wir erfahren, dass dieser ursprünglich ein 5 Meter hoher Brunnen auf dem Markt werden sollte. Doch dann kam die Wende, das Projekt wurde nie ganz fertiggestellt und somit wanderten die Figuren in den Rathauskeller. Irgendwann hat man einige davon ausgepackt und aufgrund von stadtplanerischen Veränderungen hier aufgestellt. Die restlichen Elemente, die auf dem Fischermarkt keinen Platz fanden, verstaubten weiterhin, bis sie ihre heutige Heimat am Ryck bekamen.
Mit kalten Füßen, aber dem Kopf voll neuem Wissen, geht es zurück zum Marktplatz, wo sich alle verabschieden können.
Hier könnt ihr das aktuelle Video von moritz.tv sehen.
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