Laute Beats dröhnten am Samstag durch die Hafenstrasse in Greifswald. Ein DJ an den Plattenspielern legte Oldschool-HipHop auf und auf 180 Meter Wand wurde gesprayt und gemalt. Greifswald stand ab 10 Uhr morgens ganz im Zeichen von Graffiti und HipHop.
In den letzten Tagen wurden die Greifswalder wieder einmal Zeugen einer besonders hübschen Provinzposse. Ausgegangen war das ganze von der Usedomer Eisenbahngesellschaft (UEG), die ab dem 1. Mai den Eisenbahnanschluss Greifswald-Ladebow mit Güterzügen betreiben soll, sofern es Interessenten dafür gibt. Die Strecke verbindet die Hauptbahnstrecke Stralsund-Angermünde-Berlin mit dem Ladebower Hafen. Der Güterzugverkehr war vor einigen Jahren stillgelegt worden, derzeit ist die Strecke nicht befahrbar. Das liegt zum einen an einer baufälligen Brücke über den Ryck am Hafen und zum anderen an kleineren Mängeln, die bei einer Vermessung der Schienen festgestellt wurden.
Wäre vielleicht nach Ladebow gependelt: "Ferkeltaxe" aus DDR-Produktion (im Bild auf Usedom)
Die Usedomer Eisenbahngesellschaft wollte trotz dieser Schwierigkeiten und auf eigene Kosten ab dem 1. Mai einen touristischen Personenzugbetrieb zwischen dem Greifswalder Hafen und Ladebow einrichten. Das verkündet sie derzeit auch noch auf ihrer Homepage. Wegen der baufälligen Brücke wären die Schienenfahrzeuge dafür mit dem Tieflader über die Straße angeliefert worden. Die Stadtverwaltung hat nun aber in der OZ verlauten lassen, dass auch andere Mängel, nämlich Probleme an den Schienen auf der Strecke, nicht behoben wurden. Das wiederum, ließ Gerald Sachs von der UEG vernehmen, sei anders abgesprochen gewesen. Die Stadt habe die Mängel bis zum 1.5. beseitigen lassen wollen. (mehr …)
Vergangene Woche Donnerstag fand im St. Spiritus in Greifswald der Frühlingsempfang des Landesverbandes von Bündnis90/Die Grünen statt. Zu dieser Wahlkampfveranstaltung zu den anstehenden Kommunal- und Europawahlen im Juni kam nicht nur die landespolitische Prominenz, sondern auch einer der beiden Bundesvorsitzenden der Grünen, Cem Özdemir.
Jürgen Suhr und ein gutgelaunter Cem Özdemir in Greifswald
Auf einer Pressekonferenz vor dem Empfang standen Cem Özdemir, Jürgen Suhr, Landesvorsitzender Bündnis90/Die Grünen MV, sowie Ullrich Bittner und Anja Reuhl, Doppelspitze für die Greifswalder Bürgerschaft, Rede und Antwort zu kommunal- und europapolitischen Themen. Dabei ging es auch um das geplante Steinkohlekraftwerk in Lubmin, das die Grünen ablehnen. Die Grünen fordern stattdessen einen Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Überbrückung der Zeit, bis diese in großem Umfang Strom liefern können, die Benutzung von weniger schädlichen Kraftwerken wie etwa den zwei geplanten Gaskraftwerken in Lubmin.
Zur offiziellen Veranstaltung, dem Frühlingsempfang, kamen etwa um die 80 Gäste. Nachdem die Doppelspitze für Greifswald, Bittner und Reuhl, den Gästen kurz ihre kommunalpolitischen Ziele vorstellte, hielt Özdemir noch eine etwa halbstündige Rede. Der Abend klang bei Live-Musik, Essen und Trinken aus.
<a href=“http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/04/bus143.jpg“><img class=“alignright size-full wp-image-18980″ style=“margin-left: 10px; margin-right: 0px;“ title=“bus143″ src=“http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/04/bus143.jpg“ alt=“bus143″ width=“228″ height=“178″ /></a>Kinderpornografie ist ein großes Problem – keine Frage. Kurz vor der Bundestagswahl versucht die Bundesfamilienministerin nun offenbar mit diesem Thema ein paar Punkte zu sammeln, indem sie ganz schnell nun durch einen Internet-Filter diese Inhalte vor den deutschen Surfern zu verstecken versucht. Die Technik erinnert dabei an eine kleine Version der chinesischen Firewall.
Das Problem jeder Zensur ist natürlich, dass die Liste der gesperrten Seiten aus der Natur der Sache heraus nicht öffentlich sein kann. Das Bundeskriminalamt erstellt eine Liste, die die Internetanbieter dann sperren müssen. Weder wird diese Liste veröffentlicht noch gerichtlich überprüft.
überprüfen was gefiltert wird und ob nicht auch Seiten, die gar keine Kinderpornografie enthalten gesperrt werden.
Es bedarf nicht viel Fantasie, dass die Filterung – ist sie erstmal installiert – von einer zukünftigen Regierung problemlos ausgedehnt werden kann. Anleitungen zum Bombenbau? Illegales Glückspiel aus dem Ausland? Download-Seiten für Filme, Musik oder linkes Gedankengut? Internetseiten von Rechtsextremen? Internetseiten von Linksextremen? Die Erfahrung aus anderen Ländern, die eine solche Filterung installiert haben, sind eindeutig: Die Filterung wird ausgedehnt – zuerst auf diejenigen, die über die Zensurlisten versuchen aufzuklären…
Das Thema wollen wir hier auf dem webMoritz nicht groß ausbreiten. Aber auch wir glauben an die Freiheit des Internet als die allerwichtigste Grundlage unseres Handelns und weisen deshalb einfach auf einige informative Podcast zu diesem Thema hin:
<strong>a) Beitrag von <a href=“http://chaosradio.ccc.de/cr142.html“>Chaos-Radio</a> (via Radio <a href=“http://www.fritz.de/“>Fritz</a>):</strong>
Graffiti ist wohl eine der umstrittensten Kunstformen im öffentlichen Raum und wird häufig auch nicht als Kunst, sondern als Verunstaltung empfunden. Jährlich entstehen Schäden in dreistelliger Millionenhöhe, Sprayer werden wie Schwerkriminelle bekämpft, aber öffentliche Flächen zur freien Ausübung der Kreativität sind in vielen Städten Mangelware.
Die Sprayer leben im Untergrund, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn sie U-Bahnen besprühen. Für sie ist es Kunst, für die Besitzer Sachbeschädigung. Der Großteil der Bevölkerung empfindet Graffiti als Verunstaltung des öffentlichen Raums. Dabei sehen einige Menschen die ältesten Zeugnisse menschlichen Schaffens, die Höhlenmalereien, auch nur als eine Form von Graffiti an.
Graffiti ist neben B-Boying (Breakdancing), DJing (auflegen), MCing (rappen) eines der vier Elemente des HipHops und prägt heute das Bild vieler Großstädte. Dabei gibt es viele Arten von Graffiti: Signaturen (Tags) mit Edding, Sprühdose, oder eingeritzt, einfache bis kunstvolle Wörter oder Bilder genannt Pieces, Streetart, politische Parolen und viele weitere. Meist wird nur den Pieces und der Streetart der Kunststatus zugestanden.
Um Graffiti aus der illegalen Ecke herauszuholen und bleibende Pieces zu schaffen, werden immer wieder öffentlichkeitswirksame Aktionen gestartet. So sind auch die bunt-angesprühten Häusschen der Stadtwerke Greifswald entstanden.
Nun sollen am Samstag, 25. April, in der Hafenstrasse am Ryck 180 Meter Wand legal angesprüht werden. Dazu werden ca. 40 Sprayer aus ganz Deutschland erwartet. Als Begleitprogramm gibt es neben Getränken und Essen (auch vom Grill) noch Breakdance vom tanzstudio54° und DJ StepFunk#One will Oldschool-HipHop und Funk auflegen. Damit wird es das größte bisher stattgefundene HipHop-Event in Greifswald.
Hier muss man nicht Profi sein, um zu sprayen, auch Anfänger können sich unter Anleitung mit der Spraydose ausprobieren. Interessierte melden sich dazu bei Benny Cornehl vom Graffiti Atelier.
Was die B-Girls und B-Boys vom tanzstudio54° so draufhaben, zeigen sie in diesem Video.
Termin: 25.04.2009 Beginn: 10 Uhr Veranstaltungsort: Hafenstrasse am alten Möbelwerk Höhe Marienstraße (Karte).
Ein wahres Aufatmen ging durch den letzten Rest der kommunalpolitischen Gesellschaft im beschaulichen Greifswald – die rechtsextreme NPD kandidiert nicht für die Bürgerschaft. Der Wahlleiter und Bürgermeister Dr. König sprach von „Erleichterung“. Dem präsidial-gemütlich bis naiv wirkenden Stadtoberhaupt mag dies aus tiefster Seele sprechen, auch wenn böse Zungen behaupten, „Erleichterung“ könnte der CDU-Mann möglicherweise auch über ein Nichtantreten aller anderen Parteien empfinden.
Auch zur Europawahl will die NPD in Vorpommern nicht antreten und dennoch organisierte sie den ersten Partei-Infostand seit einigen Wochen auf dem Fischmarkt. Klar, dass dies nicht ohne einen ordentlichen Gegenprotest geschah, was erst einmal ein gesundes Zeichen für das Demokratiebewusstsein der Greifswalder ist. Doch wie weit darf man sich beim Kampf gegen die Systemgegner von den eigenen Idealen wegbewegen?
Grenzverschiebung
Schilderwald in der Fußgängerzone - Foto: Carsten Schönebeck
Viele der Demonstranten versuchten simpel aber effektiv mit Musik und guter Laune einen deutlichen Gegensatz zur Propaganda der Rechtsextremen aufzuzeigen. Auch die Extra-Mülltonne, in der die Passanten NPD-Flyer umgehend entsorgen konnten, zählt sicher zu den gelungenen Protest-Ideen. Ganz im Gegensatz zu den „NAZI“-Hinweisschildern, die den Infoständlern hinterhergetragen wurden und die sie gegenüber dem normalen Fußgänger „enttarnen“ sollten. (Auch wenn die Parteisymbole auf der Kleidung diese Aufgabe schon teilweise übernahmen.)
Hier ging der Protest gegen eine Partei und ihr krudes Gedankengut über zu einer Stigmatisierung der Menschen dahinter. Damit aber schießt sich jeder, der für Freiheit und Toleranz eintritt ein buchstäbliches Eigentor; vor allem dann, wenn er versucht, genau das Fehlen dieser Attribute beim Gegner zu kritisieren. Zahlreiche Vergleiche zur Zwangskennzeichnung und Boykottierung von Bevölkerungsgruppen bieten sich an, sollen aber hier nicht weiter ausgeführt werden. (mehr …)