von Gastautor*in | 23.10.2009
Ein Beitrag von Dirk Simon
Wieder einmal hat die Baustelle der Stadthalle an der Europakreuzung für Unmut gesorgt. Auslöser waren diesmal Baumfällarbeiten, die in dem Gartenstück vor dem Gebäude stattfanden. Durch diese Maßnahme kann man nun seit dem 14. Oktober die freigewordene Fassade des Bauwerkes von der Europakreuzung aus bestaunen. Allerdings ist nicht jeder mit dieser Maßnahme einverstanden. So meldeten sich bereits empörte Bürger, die mit dieser Rodung den weiteren Verlust grüner Flächen in der Innenstadt beklagen.
Der Blick von der Europakreuzung nach der Rodung
Seitens der Bauleitung der Projektgesellschaft Stadthalle Greifswald mbH (Pgs) stößt diese Sicht der Dinge allerdings auf wenig Verständnis. Schließlich würden die geschlagenen Bäume noch durch neue Anpflanzungen ersetzt. Zudem seien die Pläne zu dem Platz vor der Stadthalle bekannt. Bauleiter Frank Sens beklagte daher den Umgang mit dieser Frage un erklärte gegenüber dem webMoritz: „Wir stehen jedem gerne Rede und Antwort, der sich zu diesem Projekt informieren will. Außerdem hat die Zeitung einiges dazu berichtet. Daher sollten die Leute wissen, dass wir gemäß Genehmigung gerade auch die kranken und fehlentwickelten Bäume aus dem Bestand herausschlagen mussten. Insofern verstehe ich nicht warum das jetzt einen solchen Protest hervorruft.“ Tatsächlich geht aus der Begründung der Genehmigung hervor, dass ein großer Teil der Bäume aufgrund ihres Gesundheitszustandes oder ihrer Missbildungen nicht schützenswert seien. Auch ist die Neuanpflanzung eine der Auflagen, die der Baumfällgenehmigung zu entnehmen sind.
Ob die Einschätzung zum Gesundheitszustand allerdings den Fakten entspricht bezweifelt unter anderem Michael Steiger von den Grünen: „Mit Gutachten ist das so eine Sache. Ich könnte Ihnen jederzeit ein Gegengutachten organisieren.“ Zudem habe man sich mit dem Argument man wolle optisch an alte Zeiten anknüpfen, die Möglichkeit genommen, beispielsweise einen Biergarten unter den schönen alten Bäumen zu erhalten.
Für die Grünen ist der Umgang mit der Frage der Begrünung sowieso nur ein Ärgernis unter vielen, wenn sie an die Stadthalle denken. Die von den Grünen laut gewordene Kritik stieß dieses Mal sogar auf eine gewisse Zustimmung des OZ-Lokalzeitungschefs Reinhard Amler, der in der Kolumne „Guten Morgen, liebe Leser“ schrieb, er finde die Abholzung auch nicht schön. Immerhin hat das Projekt an der Europakreuzung nicht zum ersten Mal für politischen Streit gesorgt. Die Rodung hat lediglich eine alte Diskussion um die Stadthalle wiederbelebt.
Historischer Blick auf die Stadthalle, um 1920
Fehlende Schalldämmung ein Problem?
So hatten vor allem die Grünen immer wieder Anfragen zu dem Projekt in der Bürgerschaft gestellt und damit ihre Zweifel an der Investition demonstriert. Die Stadthalle sei nicht mit einer Schalldämmung in Richtung des Theaters versehen, was ihre Nutzbarkeit deutlich einschränke; dies sei ein immenser planerischer Fehler. Diese Kritik weist wiederum Bauleiter Frank Sens entschieden von sich. „Es war von Anfang an keine Dämmung vorgesehen. Man muss dabei immer noch berücksichtigen, wofür die Räumlichkeiten aufgrund ihrer Größe überhaupt geeignet sind. Größere Rockkonzerte, die akustisch tatsächlich zum Problem werden würden, könnten dort ohnehin nicht stattfinden.“
Auch die immer wieder zur Sprache gebrachte Parkplatzproblematik hält Frank Sens für ein Scheinargument: „Sowohl am Nexöplatz als auch am Hansering befinden sich Parkplätze in angenehmer Laufentfernung. Faktisch besteht dieses Problem nicht.“
Betreiber fehlt immer noch
Ein bis heute aktueller Kritikpunkt könnte sich allerdings tatsächlich als Problem erweisen. Denn es hat sich bis heute niemand gefunden, der als Betreiber der Halle oder zumindest die Gastronomie in dem millionenschweren Objekt übernimmt. Damit ist ein eminent wichtiger Faktor für die Wirtschaftlichkeit der Halle in Frage gestellt.
Zunächst wird das Theater Vorpommern den Betrieb der Stadthalle übernehmen. Ob diese auch ausreichend genutzt werden wird, ist bisher ebenfalls fraglich. Zwar weckt die ausgebuchte Sylvester-Gala einen gewissen Optimismus, die Auslastung ist jedoch noch lange nicht sicher gestellt. Insofern bietet die Stadthalle immer noch reichlich Angriffsfläche für politische Diskussionen. Auch wenn der Blick auf die Fassade nun frei sein mag, der Blick in die Zukunft des Projektes ist zumindest in Teilen sehr weit im Nebel.
Bilder:
Stadthalle neu – Dirk Simon
Stadthalle alt – mit freundlicher Genehmigung der pgs
von Gabriel Kords | 23.10.2009
Das Busunternehmen „binschonda“, das seit Juni eine Schnellbusverbindung zwischen Rostock und Stralsund betreibt, wendet sich nächste Woche mit einem Spezialangebot an alle Studenten: Wer beim Einstieg in den Bus seinen Ausweis vorzeigt, fährt gratis. Das Angebot gilt für vier Tage. Die von der Gesellschaft herausgegebene Pressemitteilung formuliert die Bedingungen für das Angebot so:
„Jeder Student, der einen gültigen Studentenausweis im Bus vorzeigt, wird von Montag, dem 26.Oktober, bis Donnerstag, den 29. Oktober, kostenlos befördert.“
Wer also schon immer mal nach Rostock zum Einkaufen fahren oder jemanden besuchen wollte, kann das nun kostenlos umsetzen. Der Hintergrund der Aktion liegt auf der Hand: Das Busunternehmen will sein Angebot den Studenten schmackhaft machen. So sei die Aktion auch vor allem an Erstsemester gerichtet, ließ uns das Unternehmen wissen. Eine Begrenzung auf eine Hin- und Rückfahrt pro Person oder auf Studenten aus Greifswald gibt es bei dem Angebot allerdings nicht.
Das Unternehmen teilte uns weiter mit: „Die Platzkapazitäten im Schnellbus sind begrenzt. Es empfiehlt sich daher vorab einen Sitzplatz über www.binschonda.de/sitzplatzreservierung oder über die Hotline 01805 67 44 35 (Mo-Fr, 9-15 Uhr) zu reservieren.“
Fahrplan nach den Ferien nur mäßig erweitert
Wie webMoritz.de berichtet hatte, hatte das Unternehmen mit Juli und damit anderthalb Monate nach dem Marktstart seinen Fahrplan radikal reduziert. Aus dem ursprünglich tagsüber angebotenen Studentakt wurden vier bis sechs Fahrten je Tag und Richtung. Damals hatte das Unternehmen erklärt, es wolle nach der vorlesungsfreien Zeit den alten Fahrplan wieder aufnehmen.
Das war zu Semesterbeginn Anfang Oktober jedoch nicht der Fall. Nach wie vor fährt der Bus nur vier bis sechs mal täglich, allerdings jetzt auch sonntags. Die Anpassung des Fahrplans dürfte mit der unzureichenden Auslastung des Busses im Studentakt zusammenhängen, das Unternehmen spricht von „Optimierungen“ des Fahrplans.
Bilder: Gabriel Kords/Archiv
von Alexander Kendzia | 22.10.2009
Die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald besitzt seit zehn Jahren ein Leitbild, das aus einer Arbeitsgruppe von Verwaltung, Universität und Bürgern hervorgegangen ist. Federführend war damals das Geographische Institut der Universität unter Leitung von Professor Helmut Klüter und Mitarbeitern. Dieses Leitbild soll nun aktualisiert werden und den neuen Herausforderungen, die vor der Stadt stehen angepasst werden. Die Aufgabe übernimmt die Prognos AG (webMoritz berichtete), die vom Oberbürgermeister damit beauftragt wurde. Ganz abgesehen davon, dass die meisten Bewohner Greifswalds noch nie etwas von dem Leitbild der Stadt gehört haben, hört sich die Idee einer Aktualisierung nach zehn Jahren auf den ersten Blick nachvollziehbar an.
Der Teufel liegt im Detail
Wenn man jedoch genau hinschaut, dann ergeben sich allerdings mehr und mehr Fragen. Das Leitbild der Stadt, obwohl 10 Jahre alt, beinhaltet allgemeingültige Aussagen, wie sich Greifswald entwickeln soll und auf welche Aspekte die Stadt sich vornehmlich konzentrieren möchte bzw. sollte. Diese machen durchaus noch den Eindruck, noch aktuell zu sein, denn generell gab es in Greifswald keine großen Umwälzungen in den vergangenen zehn Jahren, sodass eine Präzisierung des Leitbildes nicht unbedingt nötig erscheint. Wie es auf der Internetseite der Stadt zu lesen ist, empfiehlt der Beirat eine Präzisierung des Leitbildes durch die externe Beratungsfirma Prognos AG. Diese soll dabei eng mit Stadt, Bürgern, und Universität zusammen arbeiten.
Prognos – ein alter Bekannter
Referent Dr. Steden (Prognos AG) beeindruckte mit Power-Point-Folien (Prognos AG)
Die Beratungsfirma Prognos ist für die Stadt Greifswald kein Unbekannter. Prognos und das Handelsblatt bestätigen in ihrer Studie „Zukunftsatlas 2007“, dass Greifswald eine der Aufsteigerstädte im Bundesvergleich ist. Besonders hervorgehoben wurden unter anderem die hohe Zahl an jungen Leuten, ein überdurchschnittliches BIP-Wachstum und der bundesweit höchste Besatz in den „Zukunftsbrachen“. Negativ fiel den Machern der Studie die niedrigste (!) Produktivitätsrate im Bundesdurchschnitt und eine sehr hohe Kriminalitätsrate auf. Sehr widersprüchliche Ergebnisse also… (mehr …)
von Oliver Wunder | 21.10.2009
Letzte Woche schlug eine Pressemitteilung der Stadt Greifswald mit der Einladung zur ersten Bürgerversammlung zum kommunalen Klimaschutz in der ganzen Republik hohe Wellen und in Münster ein wie eine Bombe. Greifswald stieß in dieser kurzen Einladung Münster vom Thron und gab sich selber den Titel „Fahrradhauptstadt“.
Die Stadt nennt dieses Bild "Fahrradfahrer auf dem Wall". Tatsächlich ist aber wohl eher am neuen Campus...
Unglücklich, aber sehr provokativ wurde darin die Information gestreut, dass Greifswald einen Anteil von 44 Prozent Fahrradfahrern am Gesamtverkehr hat, Münster dagegen nur 38 Prozent. Die Stadt mit einem König als Bürgermeister verlieh sich nun noch den Hauptstadtstatus. Fahrradhauptstadt Greifswald! (mehr …)
von Gastautor*in | 17.10.2009
Ein Gastbeitrag von Janett Krause, Kommilitonin und Mitarbeiterin von GEOZON
Vom 19. bis 23. Oktober informiert die Internationale Open Access Week 2009 weltweit über den freien Zugang zu Wissen aus öffentlich geförderter Forschung – auch in Greifswald.
Vorlesungsinhalte, Literaturempfehlungen, Seminarvorträge und Belegarbeiten. Das neue Semester hat begonnen und die Pflichtlektüre für das Seminar ist in der Universitätsbibliothek bereits vergriffen – im Buchhandel aber kostet ein Exemplar soviel wie ein ganzer Wocheneinkauf. Wer kennt sie nicht, die Schwierigkeit, als Student an wissenschaftliche Fachzeitschriften oder Bücher heranzukommen?
Logo der Open Access Week - Informationen zur Veranstaltung weiter unten
Immer mehr Bibliotheken müssen heute wissenschaftliche „Journals“ abbestellen, weil sie sich diese nicht mehr leisten können. Schuld sind die seit den 1990er Jahren stark ansteigenden Preise für Magazine, bei gleichzeitig stagnierenden Etats der Bibliotheken. Mit der Forderung nach freiem Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen haben namhafte Wissenschaftler, Forschungsorganisationen und Universitäten die „Open-Access-Bewegung“ ins Leben gerufen.
Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, in Zeiten der Digitalisierung und des Internets wissenschaftliche Publikationen online verfügbar zu machen – und das ohne technische, finanzielle oder urheberrechtliche Barrieren: „Open Access meint, dass diese Literatur kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, so dass Interessierte die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können“, formulierte die Budapester Open-Access-Initiative im Jahr 2001. So sind im Internet über Open Access veröffentlichte Informationen für alle Wissenschaftler und Studierende sofort erreichbar und leicht auffindbar, können weltweit von jedem beliebigen Arbeitsplatz mit Internetanschluss genutzt werden.
Die im Jahr 2003 verabschiedete „Berliner Erklärung“ formuliert die „Vision von einer umfassenden und frei zugänglichen Repräsentation des Wissens“ . Große deutsche Forschungsvereinigungen, wie die Fraunhofer-, und Max-Planck-Gesellschaften, die Helmholtz-Gemeinschaft sowie zahlreiche ausländische Vereinigungen und Universitäten haben sich dieser verpflichtet.
Zahl der Open-Access-Inhalte auch in Greifswald gestiegen
Die Zahl der Open-Access-Journale und -Datenbanken ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Auch an der Universität Greifswald wurden elektronische Depots erstellt, in die Wissenschaftler ihre Artikel einspeisen können. So bietet die Universitätsbibliothek die Möglichkeit, über den Dissertationsserver „OPUS“ Dissertationen auch in elektronischer Form einzureichen, wodurch die darin gewonnenen Erkenntnisse weltweit nutzbar werden. Mit „FloraGREIF“ gibt es einen Informationspool für biogeographische Daten zur Flora in der Mongolei. „GeoGREIF“ bietet eine digitale Sammlung von Karten und Kartenwerken, die am Institut für Geographie und Geologie der Universität im Original verfügbar sind.
Das universitäre Ausgründungsprojekt „Geozon Science Media“ startet 2010 und ist ein neuartiger Publikationsservice für die Geo- und Umweltwissenschaften auf der Basis des Open-Access-Prinzips. Als Teilnehmer der diesjährigen Open Access Week informiert „Geozon“ zusammen mit dem Zentrum für Forschungsförderung und dem Forschungsverbund MV in Greifswald über den Open-Access-Gedanken.
Wie lässt sich Open Access im Alltag realisieren? Wie stehen die europäischen Wissenschaftsorganisationen dem Thema gegenüber? Welche Trends des wissenschaftlichen Publizierens sind zukünftig zu erwarten?
Über „Open Access – Relevanz, Diskussion und Perspektive“ spricht am Mittwoch, dem 21. Oktober, um 14 Uhr Heinz Pampel (Helmholtz Gemeinschaft) im Konzilsaal (Hauptgebäude) der Universität Greifswald. Alle Wissenschaftler, Studenten und die interessierte Öffentlichkeit sind herzlich zu dem Vortrag mit anschließende r Diskussion eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Informationen zu Open Access :
Projekte an der Universität Greifswald:
Abbildung: Logo der Open Access Week
von Gabriel Kords | 16.10.2009
In den vergangenen Tagen dürften sich viele Fahrradfahrer auf dem Wall zwischen Fleischerstraße und Mühlentor (Mensa) über die sonderbaren Ummantelungen sämtlicher Bäume gewundert haben, die zeitweise schon zu einer sehenswerten Freiluft-Galerie umfunktioniert wurden. Dabei handelt es sich um „Schutzkleidung“ für die teilweise über 180 Jahre alten Bäume. Der Grund dafür: In den kommenden Monate wird der Wall auf diesem Teilstück umgestaltet.
Wie die Stadt mitteilte, wird der Wall dazu ab nächster Woche voll gesperrt. Der parallel verlaufende Weg am Fuße des Walls (auf der der Innenstadt zugewandten Seite) bleibt allerdings offen und kann befahren werden. Auch die Wall-Querung auf der Höhe des Landesmuseums ist weiter möglich. Wann die Sperrung wieder aufgehoben wird, kann die Stadt noch nicht sagen. Die gesamten Arbeiten dauern, sofern die Witterung mitspielt, bis Mai 2010. Das Kosten der Bauarbeiten betragen 240.000 Euro, von denen 85 % aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung stammen. Den Rest muss die Stadt als Eigenanteil aufbringen
Wall-Bäume mit Schutz-Ummantelung
Steilstücke werden asphaltiert, Weg wird schmaler (mehr …)