von webmoritz. | 11.12.2010
von Torsten Heil
Wer heute vor 13 Uhr in die Innenstadt gefahren oder gegangen ist, dem schien die Morgenruhe trügerisch zu sein. So, wie die Ruhe vor dem Sturm. An allen Ecken und Enden der Straßen positionierten sich dutzendweise Einsatzwagen der Bundespolizei sowie der Landespolizei. Mehrere Hundert Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet sind im Einsatz. Auch schweres Gerät ist aufgefallen: In der Schönwalder Landstraße wurde ein Wasserwerfer gesichtet. Am Bahnhof ist, abgesehen von dem massiven Polizeiaufgebot, nur wenige auf den Straßen.
Greifswald wird zur Festung. (Foto: T. Heil)
Die Polizeidirektion Anklam und die Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt haben sich offensichtlich umfassend auf den geplanten Einsatz vorbereitet. Mehrere hundert Polizisten sollen die Anti-Atom-Demonstration absichern. Nach Informationen des webMoritz stammen die Einsatzkräfte vorwiegend aus Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, der Hansestadt Hamburg und der Bundespolizei. „Wir halten starke Reserven aus dem gesamten Bundesgebiet bereit“, teilte der Einsatzleiter Polizeioberrat Gunnar Mächler mit. Insgesamt werden 4000 Demonstranten aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet. Der Demonstrationszug beginnt um 13:30 Uhr am Busbahnhof und zieht einmal um die Innenstadt. Der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (SPD), hat seine Teilnahme ebenfalls angekündigt.
Auf dem Hof der Polizei hat sich der Katastrophenschutz vorbereitet. (Foto: T. Heil)
Live-Ticker von der Demo:
von Marco Wagner, Torsten Heil, Gabriel Kords, Thomas Grothe und Simon Voigt
Informationen von der Demo im Ticker-Stil erhaltet ihr in Echtzeit auf dem webMoritz-Twitter-Feed. Die wichtigsten Infos gibt’s außerdem hier:
13:20 Zurzeit läuft ein Aufwärm-Konzert von Thomas Putensen. Danach wird es einige Ansprachen geben und dann geht’s los. Die Stimmung ist entspannt und gelöst. Die Polizeipräsenz ist allerdings nicht unerheblich.
13:30 Uhr: Die Kundgebung hat begonnen. Verschiedene Aktivisten halten kurze Wetzlar, Braunschweig, Wien, Hamburg, Rostock und vor allem aus der Greifswalder Umgebung. Es werden einige polizeiliche Auflagen (keine Glasflaschen, kein Laufschritt) kundgetan.
13:35 Uhr: Die Sprecher haben auch einige programmatische Forderungen : Abschaffung aller weltweiten AKWs, Subventionierung der erneuerbaren Energie durch Einnahmen der Kernkraft und keine Transporte ins verstrahlte russische Kernenergie-Zentrum Majak. Gesprochen haben unter anderem Ulrike Berger (Grüne) und Nadja Tegtmeyer.
Auftaktkundgebung am Bahnhof. (Foto: M. Wagner)
13:45 Uhr: Der Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche (PEK), Hans-Jürgen Abromeit, spricht über Verantwortung. Auch fossile Brennstoffe seien keine alleinige Alternative. Und: „Der Mensch ist nicht allein auf der Erde.“ Jede Nation müsse globale Verantwortung übernehmen. Atomkraft sei „ein Verbrechen an den Kindern“.
13:48 Uhr: Die Veranstalter haben übrigens vorhin mit deutlichen Worten darauf hingewiesen, dass Neonazis bei der Demo unerwünscht seien. Die Teilnehmer haben das lautstark unterstrichen.
13:50 Uhr: Die offiziellen korrigieren die Zahlen deutlich nach oben: Die Polizei geht jetzt doch von 1500 Teilnehmern aus (vor einer halben Stunde hieß es noch, wesentlich mehr als 1000 würden es wohl nicht), die Veranstalter wollen bereits über 2000 gezählt haben. Von den von ihnen erhofften 4000 Teilnehmern ist das aber noch weit entfernt.
13:55 Uhr: Ministerpräsident Sellering (SPD) sagte dem webMoritz: „Bei diesem schlechten Wetter kann man nicht mit mehr Leuten rechnen, aber ich bin erfreut über die Leute, die den Weg hierhergefunden haben und das mit großem Ernst verfolgen. Wir können auf Demonstrationstouristen aus anderen Ländern verzichten.“ Er vertrete die Position des Landes, die unter den Parteien im Landtag Konsens sei: Atommüll, der nicht aus Lubmin oder Rheinsberg komme, habe in Lubmin nichts zu suchen. Weiterhin: „Es ist schade, dass die Landesregierung keine rechtliche Handhabe gegen die Transporte hat.“ Eine Ansprache wird der Landesvater nicht halten.
Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) auf der Demonstration in Greifswald.
14:05 Uhr: Unter den zahlreichen SPD-Mitgliedern, die an dem Protestzug teilnehmen, ist auch der Vize-Bürgerschaftspräsident, Jura-Professor und Landesverfassungsrichter Prof. Wolfgang Joecks. Er hält ein Pappschild mit den Worten „Hände weg vom Atomausstieg!“ und sagte dem webMoritz, dass er betrübt sei über das schlechte Wetter. Da alle dieselbe Meinung hätten, solle die Auftaktkundgebung kürzer ausfallen und stattdessen nun der Demonstrationszug beginnen.
14:10 Uhr: Der Demo-Zug hat sich inzwischen in Bewegung gesetzt. Die Demonstranten ziehen nun über die Bahnhofstraße.
14:20 Uhr: Der Regen hat aufgehört. Die bunt gemischte Gruppe zieht über die Bahnhofstraße. Am Ende des Zuges ziehen zwei Traktoren mit. Man sieht viele originelle Protest-Plakate und -Motive.
14:32 Uhr: Der Tross von Protestlern befindet sich momentan in der Geothe- /Ecke Stephaniestraße. Aufgrund der engen Straßen kam der Demonstrationszug zwischen durch zum stehen, ist aber jetzt wieder in Bewegung.
Die Demonstraten haben sich zahlreiche Ideen für ihren Protest ausgedacht.
14:41 Uhr: Die Spitze der Demo ist inzwischen auf dem Hansering, in Höhe der Bereichsbibliothek am Schießwall. Demo-Beobachter Peter Madjarov vom Arbeitskreis Kritischer Juristen, der die Demo beobachtet, sagt, dass es keine besonderen Vorkommnisse seitens der Polizisten gibt, was der AKJ überprüfen wollte. Ein Mitglied der Organisatoren will deutlich über 3000 Teilnehmer gezählt haben – die Polizei geht weiterhin von deutlich unter 2000 aus.
14:50 Uhr: Ein Hubschrauber im Tiefflug beobachtet den Protestzug, dessen Ende jetzt die Europakreuzung passiert. Die Organisatoren behaupten inzwischen, es nähmen 3600 Teilnehmer teil.
15:05 Uhr: Das Ende des Protestzugs befindet sich noch auf dem Hansering, während dessen Spitze schon in die Bachstraße einbiegt. Der Tross kommt stellenweise etwas ins Stocken.
Plakat: Caspar statt Castor.
15:12 Uhr: Der Protestzug erreicht in Greifswalds engen Straßen eine beträchtliche Länge: Derzeit zieht die Spitze an der webMoritz-Redaktion in der Wollweberstraße vorbei, das Ende ist indes noch in der Bachstraße. Die Demonstranten produzieren mit ihren Trillerpfeifen und Sirenen erheblichen Lärm, der von den „Häuserschluchten“ in der Innenstadt nochmals verstärkt wird.
15:17 Uhr: Die Teilnehmer rufen „Abschalten, abschalten!“. Der Protestzug nähert sich mit seiner Spitze schon wieder dem Bahnhof.
15:25 Uhr: Das Ende des Protestzuges ist jetzt an der Wollweberstraße vorbei. Der Anfang hat bereits den Bahnhof erreicht.
15:39 Uhr: Alle Demo-Teilnehmer sind nun am Bahnhof angekommen. Nun beginnt dort in wenigen Minuten die Abschlusskundgebung. Derweil werden Spekulationen laut, dass die Anzahl von Teilnehmern aus der Region eher gering sein. Das ist aber ein unbestätigtes Gerücht.
15:44 Uhr: Wir zählen derzeit etwa drei Viertel der Teilnehmer, die zu Beginn der Demo auf dem Bahnhofsvorplatz waren. Ein Teil der Teilnehmer ist wohl in die Innenstadt diffundiert oder schon abgereist. Kilian Dorner vom Allgemeinen Studierendenausschuss spricht von der größten Anti-Atom-Demo in Greifswald seit 18 Jahren.
15:46 Uhr: Ingo-Schlüter, stv. Vorsitzender des DGB Nord spricht programmatisch gegen Atomkraft. Die schwarz-gelbe Regierung sei „verstrahlt“ und betreibe Klientelpolitik.
15:51 Uhr: Die Polizei geht inzwischen von circa 2500 Teilnehmern aus. Die Veranstalter bleiben bei einer Gesamtzahl von 3600.
Der Träger des Alternativen Nobelpreises Michael Succow.
15:53 Uhr: Die Veranstaltung werde noch ungefähr bis 16:30 Uhr gehen, sagt Mit-Organisator Michael Steiger.
16:05 Uhr: Oskar Gulla von der Klima-Initiative spricht. Anschließend sind noch drei weitere Redebeiträge geplant. Die Stimmung ist gut, die Teilnehmerzahl schrumpft allerdings.
16:13 Uhr: Einige Demonstranten werden derweil militanter und rufen: „Castor schottern, Castor schottern“.
16:16 Uhr: Die Foto-Galerie wurde aktualisiert. Der webMoritz-Ticker reduziert nun seine Frequenz ein wenig.
16:23 Uhr: Auf der Abschlusskundgebung spricht jetzt Kerstin Rudek, die Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow- Dannenberg. Sie verwies in ihrer Rede auf den erfolgreichen Protest der Anti-Atombewegung und betont: „Kämpfen lohnt sich. Lasst nicht zu, dass Stromkonzerne ihren Dreck bei euch abladen. Lasst nicht zu, dass eure Kinder an Leukämie erkranken und euch dann erzählt wird, es gäbe keinen Zusammenhang.“
17:00 In der Zwischenzeit sprachen Professor Konrad Ott und Michael Succow. Letzterer betont, dass es heute nicht mehr ausreiche, „die Glühbirne auszuwechseln. In der Atomdebatte muss die Führungsmannschaft ausgetauscht werden.“ Und weiter: „Als ich die Polizisten sah, wünschte ich mir, sie hätten heute zu Hause bei ihren Familien sitzen können. Denn in einer gut funktionierenden Demokratie müssten wir jetzt nicht hier demonstrieren.“
Der Umweltethiker und Uni-Professor Konrad Ott.
Konrad Ott verweist in seiner Rede auf den Weg von der Ani-Atombewegung zur Anti-Atompolitik, die vor 20 Jahren eingeleitet wurde. Allerdings habe sich die Regierung mittlerweile wieder von der Anti-Atompolitik entfernt. Um wieder zu einer solchen Politik zurück kehren zu können, müssten sich die Mehrheitsverhältnisse im Parlament ändern. Ott weiter: „Die Laufzeitverlängerung war ein Geschenk, eine ganz lange Brücke für Stromkonzerne wie RWE. Ich halte die Entscheidung der Regierung für einen schweren Fehler.“
17:07 Die Demonstration ist nun zu Ende. Die letzten Redebeiträge kamen von Ulrike Mehl, stellvertretende Vorsitzende des BUND sowie von Verina Speckin vom republikanischen Anwältinnen und Anwälteverband.
Update 20.00 Uhr: Die webMoritz-Redakteurin Christine Fratzke hat sich das Mikrofon geschnappt und die Demonstranten vor Ort befragt. Was dabei herausgekommen ist, ist im folgenden Podcast zu hören:
[podcast]http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2010/12/anti-castor-demo-11-12-2010-christine-fratzke.mp3[/podcast]
Fotos: Torsten Heil, Simon Voigt, Marco Wagner und Thomas Grothe
von Torsten Heil | 10.12.2010
Pressekonferenz der Stadtverwaltung zur geplanten Demonstration in Greifswald.
Mit Blechtonnen, Fahrrädern und Segelschiffen machten die Gegner des Castortransportes bereits in der Vergangenheit in und um Greifswald auf sich aufmerksam. Der Höhepunkt der Proteste gegen den Castortransport, der in etwa einer Woche in den Werkbahnhof Lubmin rollen soll, findet am kommenden Samstag in Form einer Demonstration um die Greifswalder Innenstadt statt . Insgesamt werden 4000 Demonstranten aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet. „Zehn Busse aus MV und weitere 14 aus dem gesamten Bundesgebiet haben sich schon angemeldet“, sagte Ulrike Berger (Grüne), Sprecherin des Anti-Atom-Bündnisses Nordost. Die Protestierenden kommen unter anderem aus dem Wendland, Hamburg und Braunschweig.
Mehrere hundert Polizisten sollen den Protest absichern
Die Polizeidirektion Anklam und die Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt bereiten sich umfassend auf die Führung des geplanten Einsatzes zur Transportbegleitung vor. Mehr als 500 Polizisten sollen nach Angaben der Ostsee-Zeitung die Anti-Atom-Demonstration absichern. Die Einsatzkräfte sollen aus Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, der Hansestadt Hamburg und der Bundespolizei kommen. „Wir halten starke Reserven aus dem gesamten Bundesgebiet bereit“, teilte der Einsatzleiter Polizeioberrat Gunnar Mächler mit. Bisher gebe es jedoch keine Hinweise auf die Anreise gewaltbereiter Demonstranten. Falls sich die Erkenntnisse in den Tagen ändern sollten, werden auch die polizeitaktischen Maßnahmen angepasst. Bislang seien aber keine Kontrollen an den Ortseinfahrten nach Greifswald geplant.
Dezernent Ulf Dembski (SPD) rechtet mit Verkehrsbehinderungen.
Stadt verspricht Unterstützung bei Schneefall
„Die Stadt heißt alle friedlichen Demonstranten Willkommen“, sagte der zuständige Dezernent für öffentliche Ordnung, Ulf Dembski (SPD). Der Demonstrationszug führt einmal im Kreis um die Innenstadt, dabei wird auch die Europakreuzung schneiden. Einwohner und Gäste der Stadt müssen sich jedoch auf weiträumige Sperrungen einstellen. „Es wird erhebliche Verkehrsbehinderungen geben“, so Dembski gegenüber dem webMoritz. Die Stadtverwaltung und Polizei erwarten darüber hinaus zahlreiche Tages-Gäste, die entweder den Weihnachtsmarkt oder das Mitternachts-Shopping besuchen wollen. „Die Stadt wird gegebenenfalls bei Schneefall, die Demonstrations-Route vom Winterdienst räumen lassen“, erklärte Dembski weiter
Zwei Kundgebungen am Bahnhof
„Die Bahnhofstraße wird ab morgens 9 Uhr voll gesperrt und die Bushaltestelle verlegt“, teilte Dembski weiter mit. Die Kundgebung beginnt ab 12 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz. Der Demonstrationstross wird sich gegen 13.30 Uhr in Bewegung setzen. „Nachdem sich der Demonstrationszug in Bewegung gesetzt hat, werden, je nachdem, die entsprechenden Zufahrtstraßen zeitweise gesperrt“, sagte Einsatzleiter Mächler. In den Straßen, die auf der Demonstrationsroute liegen, gilt komplettes Halteverbot. „Das ist auch im Interesse jedes Fahrzeugführers. Schließlich könnten Handtaschen gegen die Autos in den zum Teil sehr schmalen Straßen stoßen und sie beschädigen“, wirbt Mächler für die Maßnahme. Die Polizei wird den Protestmarsch nach vorne und hinten absichern. „Nach der etwa zweistündigen Demonstration gibt es eine große Abschlusskundgebung am Bahnhof“, so Ulrike Berger. Auf parteipolitische Redner habe man bewusst verzichtet, um die gesellschaftliche Breite der Protestbewegung darzustellen.
Kostenfreies Bürgertelefon
Polizei-Einsatzleiter Gunnar Mächler spricht von einer guten Zusammenarbeit.
Die ersten Bürger aus Greifswald nutzten die Möglichkeit, sich am Bürgertelefon über die am Samstag in Greifswald mit der Großdemonstration im Zusammenhang stehenden Straßensperrungen und Umleitungen zu informieren. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800 – 58 92 984 bemühen sich die Mitarbeiter, Fragen und Probleme möglichst schnellen zu klären. Befürchtungen von Anrufern, dass auch der Straßenverkehr zwischen Lubmin und Kröslin ab Freitag betroffen sein könnte, entkräfteten die Mitarbeiter am Bürgertelefon. Die Polizei wird rechtzeitig über die Medien und am Bürgertelefon die notwendig werdenden Maßnahmen informieren.
Der katholische Polizeiseelsorger Mecklenburg-Vorpommerns Dr. Stephan Handy ruft, anlässlich der Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Transport in das Zwischenlager Nord (ZLN), dazu auf gewaltfrei zu demonstrieren: „Die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern haben vor 21 Jahren die Erfahrung gemacht, dass friedliche Demonstrationen zu Freiheit und Demokratie geführt haben. Freiheit und Demokratie brauchen, damit sie Bestand haben, allgemein akzeptierte und geschützte Regeln. Diese sind im Grundgesetz verankert. Dazu gehört auch das Recht auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit. Die Polizei hat den Auftrag, dieses Recht zu schützen.“
Fotos: Torsten Heil (Pressekonferenz, Gunnar Mächler), Carsten Schönebeck (Ulf Dembski/Archiv), Marco Wagner (Grafik/Google Maps), Jörn Zahlmann via jugendfotos.de (Aufmacher-Bild)
Route:
Busbahnhof (ZOB) – Bahnhofstraße – Goethestraße – Stephaniestraße – Lange Reihe – Platz der Freiheit – Hansering – Steinbeckerstraße – Loefflerstraße – Wollweberstraße – Lange Straße – Karl-Marx-Platz – Bahnhofstraße – Busbahnhof (ZOB)
Als Redner sind der pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit vorgesehen, Konrad Ott, Professor für Umweltethik an der Greifswalder Universität, Oskar Gulla als Chef der Bürgerinitiative gegen das Steinkohlekraftwerk, Kerstin Rudek, die Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow- Dannenberg, Ulrike Mehl, die stellvertretende BUND-Vorsitzende und für die atomkritische DDR-Bürgerrechtsbewegung Johann-Georg Jaeger. Ferner sollen Vertreter des DGB sowie des Republikanischen Anwaltsvereins zu Wort kommen.
von Gabriel Kords | 07.12.2010
Mit Lampions und guter Laune haben sich heute Abend circa 60 Greifswalder auf die bevorstehenden Proteste gegen den Transport von Castor-Behältern nach Lubmin eingestellt, der in der nächsten Woche bevorsteht. Auf Initiative des Anti-Atom-Bündnis Nordost und der Greifswalder Domgemeinde zogen die Demonstranten von der Europakreuzung zum Dom, wo man sich an einem Feuer mit Punsch wärmte.
An dem Umzug nahmen auffallend viele Kinder teil, die von ihren Eltern begleitet wurden. Viele hatten sich selbst Laternen mit einem gelben X gebastelt, dem Erkennungszeichen der örtlichen Castor-Gegner. Mit Parolen wie „Wir wollen euren Castor nicht“ und „Ihr Kinderlein kommet zum Castor doch all“ taten die großen und kleinen Demonstranten ihre Meinung kund.
Der Umzug war Auftakt einer Reihe von Protesten, die den Castor-Transport begleiten sollen, der unbestätigten Angaben zufolge am 16. Dezember eintreffen soll. Höhepunkt der Proteste wird am kommenden Samstag eine Demonstration in Greifswald sein, zu der mehrere Tausend Demonstranten aus der gesamten Republik erwartet werden. Näheres zu den geplanten Protesten lest ihr in Kürze auf dem webMoritz.
Fotos: Gabriel Kords, Torsten Heil (kleines Aufmacherfoto: „Atomkraft? Nein Danke!“.
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von David Vössing | 06.12.2010
Flyer zur Veranstaltung: "Deine Rechte rund ums Praktikum".
„Ausgenutzt?!? Deine Rechte im Praktikum“, lautet der Titel einer Informationsveranstaltung der DGB-Hochschulgruppe Greifswald, zu der sie am Mittwoch, den 8. Dezember ab 18 Uhr in die Soldmannstraße 23 einlädt.
Wie holst Du das Beste aus dem Praktikum heraus? Auf welche Rechte kannst Du Dich berufen? Hast Du Anspruch auf ein Zeugnis? Wie kannst Du Dich wehren, wenn Du unfair behandelt wirst? Wie verhält sich die Praktikumsvergütung mit dem BAföG? Solche und ähnliche Fragen beantwortet Andreas Schackert, Berater des DGB-Jugend-Projektes “Students at work”. Im Anschluss können die Teilnehmer Fragen an den Referenten richten.
„Mit dieser Veranstaltung wollen wir diejenigen unter euch erreichen, welche in den nächsten Semesterferien oder später ein freiwilliges Praktikum absolvieren möchten oder ein Pflichtpraktikum ableisten müssen“, äußerte Martin Schreck von der DGB-Hochschulgruppe abschließend.
von David Vössing | 26.11.2010
Judith Brandt berichtete von ihren zwei Semestern an der Universität Wroclaw.
Zwei Semester verbrachte Judith Brandt an der polnischen Universität Wroclaw (Breslau). „Ich wollte meine polnischen Sprachkenntnisse intensivieren“, begründete die 24-jährige Medizinstudentin ihre Entscheidung. Vor ihrem Studium wohnte Judith im sächsischen Görlitz an der polnischen Grenze und lernte daher ein wenig die Sprache. „Am Anfang war es mit der polnischen Sprache schwierig“, berichtete die Medizinstudentin, die in Wroclaw auf Polnisch und Englisch studiert hat. Sie geriet ins Schwärmen: „Wroclaw ist eine sehr schöne Stadt.“ Judith kam über das europäische Mobilitätsprogramm Erasmus nach Polen. Probleme hatte die Medizinstudentin mit der Anrechnung ihrer polnischen Prüfungsleistungen. Nur einige klinische Studien bekam sie angerechnet, „aber das Jahr mache ich doppelt.“ Dennoch findet sie, dass alle Studenten die Chance für einen Auslandsaufenthalt nutzen sollten.
Finanzielle Fördermöglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt
Gesine Roth schwärmt über ihren studentischen Auslandsaufenthalt vor 42 Jahren: "Es waren die schönsten Jahre meiner Jugend."
Am Dienstag, dem 23. November, hatte das Akademische Auslandsamt ins IKuWo geladen, um über Studienmöglichkeiten in Polen zu informieren. Gesine Roth, Leiterin des Auslandsamtes, ging in ihrem Vortrag auf das Erasmusprogramm ein. Für dieses können sich Studenten, die ins Ausland wollen, bewerben. Erasmus ist ein auf ein oder zwei Semester angelegtes europäische Mobilitätsprogramm. Studenten erhalten ein monatliches Stipendium von 150 bis 180 Euro, um einen Teil ihres Lebensunterhaltes davon bestreiten zu können. Die Studiengebühren der ausländischen Hochschule werden übernommen. Voraussetzung ist, dass man mindestens schon zwei Semester in Greifswald eingeschrieben ist. Erasmus eigne sich auch für Praktika von mindestens drei Monaten. Die Studenten müssen sich die Praktikumsplätze selber suchen und erhalten ein monatliches Stipendium von etwa 250 Euro. Neben Erasmus kann man sich auch beim Deutschen Akademischen Auslanddienst (DAAD), der Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa oder bei verschiedenen Stiftungen für eine Auslandsförderung, nicht nur in Polen, bewerben. Eine Finanzierung über das Ausland-BAföG ist ebenfalls möglich.
Anschließend kam Roth direkt auf Polen zu sprechen. Grundlegende, polnische Sprachkenntnisse wären gut, sagte die Leiterin des Auslandsamts, „auch wenn es viele Kurse auf Englisch gibt.“ Zur Vorbereitung findet im Sommer ein kostenloser Sprachkurs statt. Über den Abschluss eines sogenannten „learning agreement“ sichert sich ein Student die Anrechnung von polnischen Prüfungsleistungen in Greifswald. Hilfreich ist es, wenn bereits Kontakte seitens der Uni Greifswald oder der jeweiligen Fakultät zur ausländischen Hochschule bestehen. Im gesamten Ostseeraum gebe es zwölf Hochschulkooperationen, berichtete Roth, in Polen sind es unter anderem Szczecin, Posznan und Wroclaw.
Universität Szczecin (Stettin) stellte sich vor
Magdalena Zobel stellte die Universität Szczecin vor.
Während der Informationsveranstaltung stellte Magdalena Zobel von der Universität Szczecin (Stettin) ihre Hochschule vor, an der 30.000 Studenten immatrikuliert sind. Egal ob Rechts-, Natur-, Geistes- oder Wirtschaftswissenschaften, die Uni bietet rund 50 Studiengänge an. Wer in Szczecin studieren möchte, bewirbt sich über das Auslandsamt Greifswald. „Erasmus-Studenten erhalten einen polnischen Sprachkurs mit zwei Semesterwochenstunden“, sagte Zobel. Die Studiengänge sind neben Polnisch auf Englisch und teilweise auch auf Deutsch.
Abschließend schwärmte Roth, die vor 42 Jahren in der Sowjetunion einen Teil ihres Studiums verbracht:. „Es war das schönste Jahr meiner Jugend. Man geht in die Welt, um weltoffen zu werden. Man hat nicht umsonst so viele Freunde in der Welt“, warb sie für einen Studienaufenthalt im Ausland. Wer sich für einen Auslandsaufenthalt näher interessiert, kann sich auf den Internetseiten des Auslandsamtes informieren oder direkt im Auslandsamt in der Domstraße 8 vorbeischauen. Mit der Vorbereitung sollte man so früh wie möglich beginnen.
Fotos: David Vössing