Könnt ihr es auch kaum glauben? Es ist schon wieder Ende Dezember. Um die vergangenen 12 Monate in unserer Stadt noch einmal Revue passieren zu lassen, nehmen wir euch mit durch die Höhen und Tiefen, die Greifswald in dieser Zeit erlebt hat.
kontroverse Volksentscheidungen
Fangen wir also an mit dem Januar … – Ne! Wir beginnen mitten im Jahr, sozusagen in medias res. Der Juni stand im Zeichen des Bürgerentscheids über die Verpachtung von Grundstücken des Landkreises, zwecks der Errichtung von Flüchtlingsunterkünften. Klingt kompliziert? Dieser Artikel des webmoritz zeigt noch einmal die Hintergründe des Entscheids auf, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Die Greifswalder Bürger votierten mit 65 Prozent gegen die Verpachtung für Flüchtlingsunterkünfte. Auch wenn diese Abstimmung keinen Einfluss auf die Anzahl der Menschen hat, die nach Greifswald kommen, wurde das Ergebnis als Signal gegenüber der allgemeinen Migrationspolitik gewertet. Eines ist sicher, diese Thematik wird Greifswald auch im nächsten Jahr beschäftigen.
Eine echte Premiere: Der erste Dies Academicus der Universität Greifswald
Böse Zungen könnten behaupten, dass manche Dinge eben etwas länger brauchen, um zu uns in den tiefen Nordosten zu gelangen. Was an anderen Universitäten schon Usus, Gewohnheit oder Ritual ist, soll auch an der Universität Greifswald etabliert werden. Der Dies Academicus, eine Art akademischer Feiertag, bringt im Idealfall alle Mitglieder einer Uni näher zusammen. In Greifswald geschah dies durch Podiumsdiskussionen zur Zukunft der Lehre, akademische Preisverleihungen, ein breites Sportangebot oder auch den Markt der Fachschaftsräte. Habt ihr den Dies Academicus besucht? Man kann gespannt sein, was 2024 alles geboten wird. Dann wird der akademische Feiertag am 29. Mai begangen.
Bald Profifußball im Greifswalder Volksstadion?
2018 noch in der Verbandsliga (6. Liga) zu finden, befindet sich der Greifswalder FC Ende 2023 auf dem besten Weg in die 3. Liga, was den Schritt in den deutschen Profifußball bedeuten würde. In der gesamten Saison, seit Ende Juli, haben die Boddenkicker kein einziges Spiel verloren und stehen mit fünf Punkten Abstand an der Tabellenspitze. Trotz einer neu zusammengestellten Mannschaft und neuem Trainer gelang es dem GFC, bis zur Winterpause Mitte Dezember namhafte Teams, wie den ehemaligen Bundesligisten Energie Cottbus, hinter sich zu lassen.
Vielleicht sehen wir im nächsten Jahr auch ein Mecklenburg-Vorpommern-Derby in der 3. Liga: Hansa Rostock befindet sich in der 2. Bundesliga in akuter Abstiegsgefahr. Ein Abstieg Rostocks mit dem gleichzeitigen Aufstieg von Greifswald würde für ein Aufeinandertreffen der MV-Clubs sorgen. Mecklenburg-Vorpommern als neue Fußball-Hochburg. Klingt gut, oder nicht?
Schrecken in Schönwalde: Fund einer zerstückelten Leiche
Mitte Oktober: Die Studierenden kommen nach einer erholsamen Pause voller Elan zurück in ihre Studienstadt, die bunt gefächerte Blätterpracht sorgt in der Herbstsonne für eine schöne Atmosphäre. Das ist die Idealvorstellung. Im vergangenen Oktober gab es aber eine Nachricht, die einen Schatten über die Stadt warf. Die zerstückelte Leiche eines 38-Jährigen wurde in einer Wohnung in Schönwalde gefunden. Ein Verbrechen, völlig konträr zu dem sonst ruhigen Kleinstadtflair. Im Artikel des NDR findet ihr weitere Hintergründe zu der Tat, die als dunkle Erinnerung des Jahres 2023 im Gedächtnis bleibt.
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?
Kommen wir aber wieder zu leichteren Themen: dem Wetter. Die heiße Jahreszeit, die uns eigentlich zum Sonnenbad nach Eldena oder Lubmin zieht, hat 2023 ziemlich enttäuscht. Auch wenn es natürlich einige schöne Tage gab, beweist die Statistik, dass der Sommer dieses Jahr eher ein Lowperformer war. Die Daten von wetterkontor.de attestieren Greifswald 30 Sommertage. Das sind Tage, an denen der Tageshöchstwert über 25 Grad Celsius lag. Laut dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 dürfte man aber mit knapp 50 Tagen rechnen. Enttäuschend, nicht wahr? Immerhin hatte der heißeste Tag des Jahres in Greifswald ein geradezu perfektes Timing. Am 15.07. konnten die Greifswalder*innen 33.2 Grad genießen – oder ertragen, je nachdem wie man es interpretiert. Der Tag war gleichzeitig auch der Samstag des alljährlichen Fischerfestes, sodass die Volksfestbesucher auch in den späten Abendstunden noch in sommerlicher Kleidung feiern konnten. Der kälteste Tag ist übrigens noch gar nicht allzu lange her. Am 01.12. wurde bei -7.7 Grad gefroren. Die vom Schnee verzauberte Landschaft konnte aber einiges wieder wettmachen.
Ein Jahr ChatGPT: Sind wir in der Zukunft angekommen?
2023 war das erste (komplette) Jahr, indem wir die Vorteile, aber auch die Bedrohungen der künstlichen Intelligenz des Chatbots der amerikanischen Firma OpenAI erleben konnten. ChatGPT entwickelt sich immer weiter, sodass 2023 wohl nur Jahr eins in der Zeitrechnung des KI-Zeitalters bleibt. Dass die Technologie auch im Studium ganz hilfreich sein kann, haben viele von euch wahrscheinlich schon längst gemerkt. Im Juli veröffentliche die Universität Greifswald eine Grundsatzerklärung zu KI in der Lehre. Im Februar sprachen wir aber schon mit dem Prorektor für Digitales über die neue Herausforderung, wie ihr in diesem webmoritz-Artikel nachlesen könnt.
2024: Eine kleine Preview
Am Ende dieses Jahres blickt jeder von uns zurück auf 365 Tage, die mal spannend oder eintönig, himmelhochjauchzend oder zutiefst betrübt, anstrengend oder zum Genießen waren. Der Rückblick ist ganz bewusst ohne Anspruch auf Vollständigkeit verfasst. Schreibt uns also gerne, welches euer ganz persönliches (Greifswald) Highlight 2023 war.
2024 bietet neben einem Bonustag, es ist ja schließlich ein Schaltjahr, viele Gründe für Vorfreude. Allem voran natürlich der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich, der in Greifswald mit einem ausgiebigen Programm gefeiert wird. Was genau dort geboten wird, erfahrt ihr bald hier auf dem webmoritz. Die Sportfans unter euch freuen sich sicher auf die Europameisterschaften im Handball und Fußball in Deutschland, die im Januar bzw. im Juni und Juli stattfinden. Es stehen auch wichtige politische Entscheidungen an, mit Bürgerschafts-, Kreistags- und Europawahlen am 9. Juni in Greifswald. Bei alledem wird der webmoritz euch natürlich bestmöglich auf dem Laufenden halten.
+++ Dieser Artikel wurde vom Medienausschuss geprüft +++
Eine Änderung der Geschäftsordnung des Studierendenparlaments sieht eine zweite Redeliste für Frauen, intersexuelle, nicht-Binäre, trans*- und agender Personen vor. Diese Liste soll den vom Patriarchat unterdrückten Personengruppen eine bessere Möglichkeit geben, ihre Meinungen zu äußern und sich Gehör zu verschaffen. Dieser Vorschlag führte in der letzten StuPa-Sitzung zu hitzigen Diskussionen, in denen es laut Protokoll mutmaßlich auch zu Aussagen von StuPist*innen kam, die transfeindlich gewertet werden können.
Die StuPa-Sitzung
Während die letzte StuPa-Sitzung in der vorläufigen Einladung mit nur sechs Tagesordnungspunkten noch versprach, eher ruhig zu bleiben, war sie das Gegenteil: Die Tagesordnungspunkte hatten sich spontan verdoppelt und die Sitzung fand erst um 1Uhr nachts ihr Ende– und nicht weil ein Konsens erreicht wurde, sondern weil die Räumlichkeiten nur so lange benutzt werden durften. In unserem Ticker könnt ihr den Wahnsinn nacherleben.
Der erste große Streitpunkt war in TOPneu3 der Antrag „Werbung Antifaschistischer Aktions- und Informationsmonat des AStA“, eingebracht von Simon Kugler, in welchem er den AStA für die angebliche Assoziation zur linksextremistischen Antifa kritisierte. Das ganze wurde mehr als eine halbe Stunde hitzig diskutiert und der Antrag ultimativ abgelehnt. Weiter ging es mit Berichten, nur kurz unterbrochen von Abschweifungen über Wurstgulasch und veganes Gyros, sowie der Wahl einer neuen AStA-Referentin für Digitales. Auch wurde über die neue Berichtstruktur für die AStA-Referent*innen gesprochen, und abermals die Vollmitgliedschaft beim freien zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) abgelehnt. Außerdem machte ein Antrag zur Umzugskostenhilfe auf dessen vorgesehene Kürzung durch die Stadt aufmerksam.
Um 23:38 kam dann TOPneu11, die Änderung der Geschäftsordnung des Studierendenparlaments. Obwohl es Anträge gab, den Diskussionspunkt zu vertagen, wurde beschlossen, sich dem ganzen doch noch so spät anzunehmen. Ob die Diskussion produktiver und freundlicher ausgefallen wäre, wenn den Anträgen statt gegeben wäre, ist diskutabel.
Die GO, AG SHA und andere spaßige Akronyme
Wie in den vergangenen Legislaturen, wurde bereits in der ersten StuPa-Sitzung dieser Legislatur die AG SHA gebildet, die Arbeitsgruppe für strukturelle und hochschulpolitische Angelegenheiten. Als Gremium für Satzungsordnungen können sie Ordnungen der Studierendenschaft, wie die Wahlordnung (WO), die Fachschaftsrahmenordnung (FSRO), die Sozialdarlehensordnung (SoziO) oder eben die StuPa-Geschäftsordnung erarbeiten und dann dem StuPa vorschlagen.
Während es in der 32. Legislatur nur zwei ordentliche Sitzungen gegeben hat, gab es in dieser Legislatur bereits vier ordentliche Sitzungen und die fünfte ist bereits geplant. In den ersten drei Sitzungen ging es unter anderem um die Änderung der Satzung der Studierendenschaft (wobei es uns Normalsterblichen nicht gegönnt ist, zu erfahren, was daraus geworden ist) und schließlich in der dritten Sitzung um die StuPa-GO. Das Protokoll dieser letzten Sitzung ist leider äußerst spartanisch gehalten, sodass zwar grob festgehalten wird, was geändert werden soll, allerdings sind die Entscheidungen und Begründungen dahinter nicht festgehalten. Bezüglich der Änderung der StuPa-GO sind im Protokoll nur die Änderungen (dreizehn Stück) aufgelistet, ohne jegliche Begründungen. Zur FINTA*-Liste heißt es hier nur:
§ 10 (1) hier soll der Passus aus der AStA-GO übernommen werden, welcher eine quotierte Redeliste vorsieht.
Protokoll der Sitzung der AG SHA vom 22.06.2023
Wer die Änderungen nachvollziehen möchte, muss also erstmal die Geschäftsordnung des AStA heraussuchen und die richtige Stelle (§9) finden, aus der der Satz zur quotierten Redeliste in die StuPa-GO herauskopiert wurde, sodass es nun dort heißt:
§ 10 Debattenordnung
(1) Die Worterteilung erfolgt grundsätzlich in der zeitlichen Reihenfolge der Wortmeldungen. Erstredner*innen sind zu bevorzugen. Die Reihenfolge der Wortmeldungen wird nach zwei Redelisten quotiert. Die erste Redeliste ist FINTA*-Personen vorbehalten. Die zweite Redeliste steht allen Anwesenden offen. Die*Der Präsident*in erteilt abwechselnd einer Personen der ersten und der zweiten Liste das Wort (Listenquotierung). Die*Der Präsident*in kann eine*n Redner*in unterbrechen, um sie*ihn zur Sache oder zur Ordnung zu rufen, oder ihr*ihm das Wort entziehen, falls die Redezeit überschritten wird oder diese*r vorherige Argumente wiederholt.
Neue Geschäftsordnung des Studierendenparlaments der Universität Greifswald (StuPa-GO), im Drucksachenpaket der 11. ordentlichen Sitzung der 33. Legislatur, 07.11.2023. Die Hervorhebung ist von dort übernommen und markiert die Neuerung.
Diese Änderung wurde bereits am 22. Juni 2023 in der AG SHA beschlossen, aber erst am 7. November im StuPa eingebracht. Allerdings tauchte der Punkt nicht auf der vorläufigen Tagesordnung der Sitzung auf. In der Sitzung stoß diese Änderung zunächst auf Unverständnis von einigen Stupist*innen im Hörsaal. Das FINTA*-Akronym war nicht bekannt und wurde auch nicht ausreichend erklärt, sodass der Eindruck entstehen könnte, es gäbe eine Liste für cis-Männer und eine für den Rest.
„Transfeindliche Bemerkungen“?
Aus dem Protokoll der StuPa-Sitzung ist herauszulesen, dass es Äußerungen gab, die von einigen Anwesenden des Studierendenparlaments und des AStAs als transfeindlich gewertet wurden. Ab diesem Augenblick gehen die Darstellungen über das Geschehene im Nachhinein auseinander. So meinen Teile des AStAs und des StuPas gehört zu haben, dass unter anderem „cis“ mit „biologisch“ gleichgestellt wurde. Außerdem kommt es zu unterschiedlichen Wahrnehmungen, was einen mutmaßlichen Kommentar über die mögliche Identifikation als Topfpflanze angeht. Den moritz.medien liegen schriftliche Stellungnahmen vor, die dies bestätigen. Der Vollständigkeit halber ist wichtig zu erwähnen, dass es ebenso Aussagen von Stupist*innen gibt, die diese Vorkommnisse dementieren. Nachdem die Diskussion über einzelne Redebeiträge in TOP 12 Sonstiges erneut aufgegriffen wurde, kam es auf Grund der fortgeschrittenen Zeit zur Schließung der Redeliste. Dies geschah sehr abrupt, weshalb weitere Stellungnahmen, die eventuell zur Klärung der Situation beigetragen hätten, abgewürgt wurden.
Diskussion in Absentia
Während die Meinung von männlichen und weiblichen Mitgliedern des StuPa deutlich wurde, gab es scheinbar keine Meldungen von intersexuellen, nicht-binären, trans* oder agender Personen. Ob es überhaupt INTA*-Personen im StuPa gibt, ist ebenfalls unklar und auch schwer herauszufinden, um nicht einen „Coming-Out Zwang“ zu forcieren. Auch die Pronomen der StuPist*innen sind nirgendwo gelistet.
(Falls sich jemand hier – oder auch im Ticker – missgendert fühlt, bitten wir um Entschuldigung. Die sprachliche Zuordnung von Geschlecht durch Geschlechtslabels und Pronomen basiert hier auf Rufnamen, Stimme und Erscheinungsbild. Eine Listung der Pronomen von StuPa-Seite könnte hier schon eine große Hilfe sein. Außerdem könnt ihr uns gerne eine Mail an web@moritz-medien.de schicken oder uns in der StuPa-Sitzung ansprechen und uns eure Pronomen mitteilen.)
Muss das sein?
Grundsätzlich wurde die Sinnhaftigkeit einer quotierten, und umso mehr einer doppeltquotierten Redeliste diskutiert. Die Quotierung soll mehr Personen die Teilhabe an der Diskussion und somit die Äußerung diverser Meinungen ermöglichen. Diverse Meinungen hier sowohl im Sinne von bisher noch nicht gehörten, vielleicht weniger vertretenen Meinungen, als auch im Sinne von geschlechtlicher und sexueller Diversität. Deshalb haben nach der Erstquotierung auch die Personen, die sich zum ersten Mal an einer Debatte beteiligen, Vorrecht. Diese Quotierung ist aber bereits seit April 2023 Teil der Geschäftsordnung.
Wie genau beide Quotierungen umzusetzen seien, wurde auch diskutiert. Ein Vorschlag der LISTE Münster erläutert das Verfahren genauer. Demnach sind die Listenquotierung und die Erstquotierung voneinander getrennt zu betrachten. In der Listenquotierung wird das Wort abwechselnd Personen von der einen und der anderen Liste erteilt. Erstmeldungen kommen dann – soweit wir es verstehen – an oberste Stelle der jeweiligen Liste.
Im AStA werden die Listen- und die Erstquotierung bereits seit mehr als einem halben Jahr durchgeführt, allerdings sind Sitzungen des AStA mit 10-15 Teilnehmenden im Verhältnis zu denen im StuPa mit 27 stimmberechtigten Mitgliedern und potenziell noch mehr Redeberechtigten doch eher überschaulich.
Nach dem jetzigen Vorschlag dürfen FINTA*-Personen entscheiden, ob sie sich auf die FINTA*-Liste setzen lassen oder der allgemeinen Liste anschließen. Ob diese Zuordnung über z.B. farbige Stimmzettel, Handzeichen oder Eintragung in eine Liste erfolgen würde, war noch nicht klar. Auch bleibt unklar, was die Dauer der Zuordnung angeht – gilt es für eine Legislatur, eine Sitzung oder nach Bedarf auch nur für einen TOP? Weiterhin gab es Bedenken, ob das Führen von zwei Listen nicht Mehraufwand für die Sitzungsleitung bedeuten würde. Es bleibt noch einiges zu besprechen.
Was kommt jetzt?
Die nächste StuPa-Sitzung findet heute Abend um 20:00, c.t. im Konferenzraum (Domstraße 11) statt. Die Besprechung der Geschäftsordnung steht als TOP 6 auf der vorläufigen Tagesordnung. Die Sitzung ist hochschulöffentlich, sodass alle Studierende der Uni Greifswald teilnehmen können. Der webmoritz wünscht sich für die nächste StuPa-Sitzung einen informierten und respektvollen Umgang.
Beitragsbild: “Nordisk kvinnekongress, Oslo 1902“. Nasjonalbibliotek.
Auf zwei Dinge ist jeder Mensch mit dem Traum vom selbstgebauten Eigenheim zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben angewiesen: Geld und Baustoffe. Letztere sind in der heutigen Zeit nicht nur teuer, sondern auch Thema der von Plant³ veranstaltete Ausstellung „FAKTOR WOHNEN – Ökologisch um:bauen mit regenerativen Baustoffen“.
Mittels elf interaktiver Schaukästen zeigt die Wanderausstellung der Stiftung trias und bauraum MV nach Aussage der Veranstalter, dass regenerative Baustoffe mehr als nur eine Alternative zu gewöhnlichen Baustoffen seien.
Die Ausstellung ist vom 17. November bis 18. Dezember 2023 im Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, Walther-Rathenau-Straße 49b, geöffnet. Eine Besichtigung ist mittwochs bis freitags von 12:00 bis 18:00 Uhr möglich. Samstags von 10:00 bis 15:00 Uhr. Weitere Details werden noch von Plant³ veröffentlicht.
Ein Auszug des Programms
17.11.2023:
Eröffnung der Ausstellung u.a. durch den Bauminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern Christian Pegel. Key Note durch Dr. Frank Heinlein, Werner Sobek AG: Warum das Bauwesen eine Revolution braucht. Anschließende Führung durch die Ausstellung.
15:00 – 19:00 Uhr, Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie (Z4), Greifswald
23.11.2023:
Fachveranstaltung „Bauwende: Globale Notwendigkeiten und Wege der Umsetzung“, u.a. Klaus Dosch (ResScore GmbH), Eva-Maria Friedel (Bauhaus Erde), den Architekten Christoph Meyn und Andreas Flock.
15:30 – 16:30 Uhr Fachführung durch die Ausstellung 17:00 – 19:00 Uhr Workshop
08.12.2023:
Workshop „Welche Dämmung passt zu mir“. Eine Veranstaltung im Rahmen der Initiative „Zukunft Zuhause – Nachhaltig sanieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Referent Andreas Skrypietz, DBU.
09:00 – 11:00 Uhr Workshop
Das Wichtigste auf einen Blick: Was? Ausstellung „FAKTOR WOHNEN – Ökologisch um:bauen mit regenerativen Baustoffen“ Wann? 17. November bis 18. Dezember 2023 Wo? Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, Walther-Rathenau-Straße 49b Sonstiges? Nähere Informationen und das gesamte Programm auf der Website von plant³
Angefangen hat alles mit einem polnischen Kulturabend im Keller der Slawistik. 26 Jahre später hat sich daraus längst ein viel größeres Kulturereignis entwickelt – der PolenmARkT, ein Festival, das mit einem vielfältigen Programm einen Einblick in die polnische Kultur bietet, so fern wie möglich von Mainstream und Klischeés.
Greifswalder*innen jeden Alters können sich also freuen, wenn graue Novembertage ab dem 16.11. wieder einem bunten Nachbarschaftsfest weichen. Bereits an diesem Abend gibt es bei der feierlichen Eröffnung um 18 Uhr im Alfried-Krupp-Kolleg neben der Verleihung eines Förderpreises für deutsch-polnische Zusammenarbeit und musikalischer Begleitung die erste Lesung zu hören. Joanna Bator liest aus ihrem Buch „Gorzko, Gorzko“ (2022, dt. Bitternis), in dem die Protagonistin ihrer düsteren Familiengeschichte auf den Grund geht.
Literarisch ist aber noch einiges mehr geboten in den nächsten zwei Wochen, etwa mit „Das späte Leben“ von Inga Iwasiów oder „Teraz tu jest nasz dom. Hier ist jetzt unser Zuhause“ von Barbara Gawryluk, das auch in einer eigenen Kinderlesung in der Stadtbibliothek vorgestellt wird. Neben Lesungen gibt es auch Konzerte unterschiedlichster Genres, von einem Punk-Abend im Klex über die Songwriterin Kathia zum Jazzpianisten Alex Marek.
Wer nicht bis Donnerstag warten will, kann bereits am 15.11. mit „The Landscape of fear“ in der STRAZE den ersten Film sehen, der außer einem Kurzfilmabend der Kunstakademie Krakau auf dem Programm steht.
Zusätzlich gibt es Vorträge sowohl zur polnischen Geschichte als auch zur aktuellen politischen Situation, zum Beispiel zu den Wahlen im Oktober.
Begleitend zum Festival werden drei Ausstellungen gezeigt: Im Kulturschaufenster ausgewählte Fotografien von Michał Żak, dessen Kunstinstallation „Good luck“ gerade im Kunstkubus zu sehen ist. Im Foyer des Ernst-Lohmeyer-Platzes 6 werden mit „Ukraine 2022-2023“ Szenen und Orte gezeigt, die der freiwillige Helfer Marcin Staniewski aus dem Auto heraus bei Fahrten durch die Ukraine festgehalten hat. Und wer nicht nur Fotografien sehen will, kann sich stattdessen die Kunstwerke von Małgorzata Ragan im PKB Kunstladen anschauen.
Das Wichtigste im Überblick: Was? PolenmARkT Wann? 16. – 30. November Wo? Übersicht der Veranstaltungen im Programmheft
Gut ein Jahr nach seiner Wiederwahl interviewt moritz.magazin-Redakteurin Jule Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbender.
Themen des Interviews sind unter anderem: Wie ist Stefan Fassbinder überhaupt in die Politik gekommen? Was macht ein Bürgermeister eigentlich genau? Inwiefern muss als Oberbürgermeister Parteipolitik zurückgestellt werden? Wie schwer trifft ihn die Niederlage des Ja-Bündnisses beim Greifswalder Bürger*innenentscheid zur Unterbringung von Geflüchteten?
All das und noch viel mehr in der neunten Episode von moritz.uncut.
Wie immer findet ihr moritz.uncut überall wo ihr Podcasts hört. Oder hier direkt auf Apple Podcasts…
Ein Dauerbrenner im Lehramt ist der vermeintlich fehlende Praxisbezug und das Primat des jeweiligen Fachstudiums. Dementsprechend hört man oft die Forderung nach mehr Praktika und praxisnahen Lehrveranstaltungen. Der direkte Praxisbezug beschränkt sich bisher in der Regel auf Schulpraktika und Schulpraktische Übungen, zumindest wenn man das Lehramtsstudium für Regionale Schulen, beziehungsweise jenes für Gymnasien betrachtet. Im Lehramt für Grundschulen sieht es hier deutlich besser aus, mit einem Praxistag je Woche und einem Praxissemester.
Grundschullehramt
Das Grundschullehramt wurde erstmals im Wintersemester 2020/21 angeboten, wobei 75 Studienplätze geschaffen wurden. Insgesamt studieren die angehenden Grundschullehrkräfte vier Fächer – neben den Pflichtfächern Deutsch und Mathematik können zwei Fächer frei gewählt werden. Der Studiengang wird beworben mit einer “konsequenten Verzahnung von Theorie und Praxis und mit einem idealen Betreuungsverhältnis im Vergleich zu anderen Studiengängen”. Konkret umfasst das Studium einen Praxistag je Woche ab dem ersten Semester sowie ein komplettes Praxissemester.
Allerdings gibt es schon seit geraumer Zeit Ansätze, diesen Missstand zu beheben. So existiert bereits seit sieben Jahren in Zusammenarbeit von der Schule am Bodden und dem Institut für Erziehungswissenschaften das Projekt Schule Machen. Die Projektleitung hat hier Dr. Sabine Schweder inne, welche auch das Projekt Studieneingangsphase 2021-23 verantwortet. In der Schule am Bodden übernehmen Lehramtsstudierende, die sich überwiegend in ihren ersten Semestern befinden, im Rahmen des Projekts Schule Machen drei Tage den Unterricht in der 5. bis 9. Klasse, während die Lehrkräfte sich fortbilden. Die Teilnahme ist für Studierende freiwillig, niedrigschwellig organisiert und basiert auf dem Prinzip des Peer-Mentoring.
Studieneingangsphase 2021-23
Das Projekt Studieneingangsphasehat den Anspruch, das Studienerlebnis von Lehramtsstudierenden zu verbessern und langfristig den Studienerfolg derselben zu erhöhen. Dementsprechend bedient es sich der Methode des Peer-Supports– Studierende unterstützen hier Studierende. Es werden beispielsweise semesterbegleitende Workshops, Erstsemesterplaner, Newsletter und eine generelle Hilfestellung für Erstsemester*innen angeboten.
Für Donnerstag, den 13.07., wurde ich folglich eingeladen, mir drei verschiedene Methoden in drei fünften Klassen anzusehen. Hierbei handelte es sich um die Zukunftswerkstatt, das Forschende Lernen und das Lernen mit Lernlandkarten. In allen drei Klassen unterrichteten jeweils ein halbes Dutzend Studierende. Diese wiederum wurden von älteren Studierenden unterstützt, die als Peer-Mentor*innen mit Rat und Tat zur Seite standen. Darüber hinaus waren neben Frau Dr. Schweder noch Lia Grahl, Anne Bögelsack und auch Frau Prof. Raufelder vor Ort, um die jungen Studierenden bei ihren ersten Schritten in der Praxis zu begleiten — sowie die schon erwähnten Peer-Mentor*innen in den jeweiligen Klassen.
In der Klasse, die sich mit Forschendem Lernen beschäftigte, gestalteten die Schüler*innen den Lernprozess mithilfe der Studierenden selbst. Sie trafen selbst die Entscheidung, was sie untersuchen wollten, wie sie recherchieren wollten und auch wie sie es darstellen wollten. Auffällig war hier, wie unterschiedlich die Ergebnisse am Ende waren und wie motiviert die Schüler*innen bei der Sache waren. Teilweise wollten diese gar in den Pausen weiterarbeiten. Vorgegeben war nur das Thema, in diesem Fall das Alte Ägypten.
In der Klasse, die nach der Methode Lernen mit Lernlandkarten arbeitete, hatten die Studierenden die Arbeitsaufträge durch Chat GPT erstellen lassen. Dementsprechend erhielten diese hier direkt einen Einblick in die Nutzung neuer Methoden der Unterrichtsplanung. Im Rahmen des Lernens mit Lernlandkarten hielten die Schüler*innen die Ergebnisse ihrer Arbeit selbstständig auf Plakaten fest. Die Lehrkräfte stellten lediglich die Arbeitsmaterialien. Thema war auch hier das Alte Ägypten. In dieser Klasse wurde ich Zeuge einer Situation, in der die Königsdisziplin einer jeden Lehrkraft eindrucksvoll zur Geltung kam — die Improvisation. Über Nacht hatte sich eine der Lehrlandkarten in Luft aufgelöst, sehr zum Frust der Studierenden und der unglückseligen Schülerin, die sie liebevoll erstellt hatte. Nun sprangen die Studierenden und Frau Schweder so schnell in die Bresche und organisierten ein neues Exemplar, das sowohl die Schülerin als auch ich selbst dem Verlauf der Geschehnisse kaum folgen konnten und die Situation nach wenigen Minuten schon wieder vergessen war.
Chat GPT
Die KI war angewiesen worden hierbei verschiedene Anspruchslevel zu erstellen, die Arbeitsaufträge konsequent problemorientiert zu gestalten und ferner eine ABC-Liste zu erstellen. Es zeigte sich, dass KI Fragen funktionieren können, aber es ist sehr wohl dem Feinschliff durch die Lehrkraft bedarf, um adressatengerechte und verständliche Arbeitsaufträge zu gewährleisten. Dennoch konnte hier aufgezeigt werden, welches Potential Technologie in sich trägt, um Lehrkräfte in Zukunft zu entlasten.
In der Klasse, welche die Methode Zukunftswerkstatt ausprobierte, begaben die Schüler*innen und Studierenden sich auf die Suche nach dem Perfekten Unterricht. Dazu wurden zunächst kleine Gruppen zu verschiedenen Themenkomplexen gebildet — wie Raumgestaltung, die perfekte Lehrkraft oder faire Benotung. Zu diesem Zweck formulierten sie zunächst Kritik und Träume. Im Anschluss äußerten sie eine Fantasieform, die zu diesem Zeitpunkt nicht umsetzbar war, um abschließend einen konkreten Handlungsplan aufzusetzen. Als Hilfe, um freier reden zu können, verwendeten in dieser Klasse die Schüler*innen und auch die Studierenden Spitznamen.
Insgesamt war auch dieses Jahr das Schule Machen ein voller Erfolg. Ich wurde Zeuge von eigenmotivierter Arbeit durch die Schüler*innen und folgerichtig konnte man viele kleine und große Lernerfolge beobachten. Aber auch die Studierenden waren erkennbar sehr zufrieden mit dem Einblick in die Praxis. So wurde mir zum Beispiel berichtet, dass man sehr froh sei schon im zweiten Semester mit Kindern arbeiten zu können. Die Angespanntheit, die man häufig im Umfeld einer SPÜ wahrnimmt, war hier nicht zu spüren. Wobei ich natürlich zugeben muss, dass noch weit mehr stattfand als ich zu sehen bekommen habe — zum Beispiel diverse SPÜs und Unterricht in anderen Klassenstufen. Ein weiterer Indikator für den Erfolg des Projekts ist die Tatsache, dass es mittlerweile sogar über Mecklenburg-Vorpommern hinaus ausstrahlt und zum Beispiel an der Pädagogischen Hochschule Weingarten Teil des Studiums geworden ist: https://ew.ph-weingarten.de/das-fach/lehrende/wiedenhorn/studierende-machen-schule/
Nun muss man nicht Mathematik studiert haben, um zu begreifen, dass dieses großartige Projekt derzeit nicht in der Lage ist, allen Lehramtsstudierenden die Chance zu geben, sich frühzeitig in Lehrsituationen auszuprobieren. Würde man dies ermöglichen wollen, müsste man mehr Schulen gewinnen, ihre Klassenräume zu öffnen. Selbstredend müssten hierfür zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um eine adäquate Betreuung der Studierenden zu gewährleisten. Diese wären meiner Meinung nach gut investiert, sind doch die Erfahrungen, welche die Studierenden hier im Umgang mit Kindern und Jugendlichen sammeln können, hochgradig motivierend und hilft auch allen, in einem frühen Stadium ihres Studiums ihren Berufswunsch auf die Probe zu stellen. Schließlich gibt es doch fürwahr nichts Schlimmeres als erst im Laufe der SPÜ oder des SPII festzustellen, dass das mit dem Unterrichten doch nicht das Richtige ist und man sich in diesem Stadium dann umorientieren muss. Zumal nicht vergessen werden darf, dass ein Fachwechsel in Mecklenburg Vorpommern auch schwieriger ist als in anderen Bundesländern, die den Bologna-Prozess im Lehramtsstudium deutlich konsequenter umgesetzt haben und wo man sich nach einem Bachelor neu orientieren kann.
Zudem könnte man darüber nachdenken, ob dieses Projekt nicht obligatorischer Bestandteil des Lehramtsstudiums für Regionale Schulen und Gymnasien werden sollte, zumal sich momentan ohnehin ein neues Lehrerbildungsgesetz in Arbeit befindet.