Das Internet-Desaster

Wie Rektor und Verwaltung im koordinierten Chaos Geld und Reputation der Uni vernichten.

„Willkommen/Welcome“ flimmert es in schroffem Rot dem Gast auf der Uni-Homepage entgegen. Unwahrscheinlich jedoch, dass sich wirklich noch jemand auf diesen Seiten willkommen fühlt. In verschwenderischer Einfalt sind einige wahllos ausgewählte Stichpunkte auf der vergilbten Titelseite verstreut. Scheinbar unsortiert verstecken sich wichtige Informationen in den Tiefen der unüberschaubaren Struktur des Gesamtkunstwerks. Wer sich beispielsweise ein Zimmer mieten will, muss obskurerweise auf „Studium und Lehre“ klicken.

„Als ich die Homepage zum ersten mal gesehen hatte, wollte ich eigentlich gar nicht mehr nach Greifswald“, resümiert Ingo Meyenburg, der in diesem Jahr sein Physikstudium begonnen hat. Wie viele andere, war auch er vom desolaten Zustand der offiziellen Uni-Homepage entsetzt. „Zum Glück war es hier dann doch nicht ganz so schlimm“, scherzt der Ersti.

Doch es ist nicht witzig. Während das Hauptgebäude der Universität gerade mit 16 Millionen Euro aufwendig restauriert wird, um das epochale Ansehen der ehrwürdigen Anstalt wieder aufzupäppeln, vergammelt die Homepage seit nun schon fast einem Jahrzehnt. Selbst Greifswalder Grundschulen haben bessere Internetseiten. Dabei ist die Homepage das wichtigste Aushängeschild der Universität: Sie ist jederzeit für jedermann an jedem Ort erreichbar und dient als erste Anlaufstelle und Hauptinformationsquelle für Studenten, Forscher und Personalchefs. Der Image-Schaden durch den angestaubten Auftritt für die Greifswalder Hochschule, die sich am liebsten zur Elite-Universität erklären möchte, ist kaum abschätzbar. (mehr …)

Kommentar: Ist das nötig?

Ein umweltfreundlicher Kommentar zur Ersti-Woche

Endlich geschafft! Die Erstsemesterwoche ist Vergangenheit. Das bunte Treiben auf den Straßen und in den Clubs verzog sich in die Gemäuer der Institute. Was bleibt, sind Erinnerungen und Müll. Das kann das gleiche sein, muss es aber nicht.

Brauchen wir das? Diese Frage können sich nicht nur die Organisatoren stellen, welche mit viel Engagement, Kreativität und Nervenverlust jedes Jahr diese besondere Woche durchführen. Dabei wissen die meisten (Neu-)Studenten noch nicht einmal, dass ihnen an anderen Universitäten nichts Vergleichbares geboten wird. Die Frage nach dem Sinn und Zweck dieser Veranstaltung, oder besser: dieses Veranstaltungsmarathons, zielt auch nicht auf das WAS an sich, sondern auf das WIE. Party ja! Verschwendung nein! (mehr …)

Hinter dem Gesicht

Ein moritz-Entschuldigungsporträt

Im moritz Nr. 28 (Mai 2002) fand sich ein Seitenfoto eines professionell lächelnden jungen Mannes, zu dem der Kommentar gebracht wurde: „Wie lange noch wollt ihr euch von Karriere-Gesichtern wie diesem hier die Jobs wegschnappen lassen?“

Was als Werbung für eine Karrieremesse für Otto-Normalstudent gemeint war, erschien doch etwas unangemessen. Besonders für den betroffenen Abgebildeten selbst.
Es handelte sich dabei um Sebastian Ratjen, seines Zeichens Zahnarzt und FDP-Landesgeneralsekretär. Und überdies Kandidat seiner Partei für den Landtag.
Als solcher kann er sich diffamierende Darstellungen nun wirklich nicht leisten. moritz hatte dies auch nicht beabsichtigt, und möchte an dieser Stelle Einiges über den Mann hinter dem Gesicht erzählen.
Mag das Gesicht auch den Klischees entsprechen – Sebastian Ratjen tut es wohl nicht wirklich. Der klischeehafte Karrieretyp zeichnet sich ja nicht nur durch gestyltes Aussehen aus, sondern vor allem auch durch ein schnelles Brotstudium ohne Abwege – eben durch sein Anstreben einer reibungslosen Karriere.

Geborener Politiker

Die kann man in Sebastian Ratjens Lebenslauf wiederum nicht finden. Dafür zog es ihn wohl schon immer zu sehr in die Politik und weniger zum Pauken. Eine gewisse Vererbung will er dabei nicht leugnen: Sein Urururgroßvater stand seinerzeit in regem Austausch mit Marx und Lenin und war Abgeordneter des ersten deutschen Parlamentes in der Paulskirche. Eine Linie, auf die Ratjen sich gern zurückbesinnt. Weniger bedeutsam für seinen Drang zur Politik scheint ihm selbst die entfernte Verwandtschaft mit Otto Graf Lambsdorf…
Ratjen ist 26 Jahre – was er nur ungern preisgibt. Schon als Schüler fand er den Weg zur Politik. Sechs Jahre im Europäischen Jugendparlament, davon einige Zeit als dessen Präsident, haben seinen Stil geprägt.
Eine der eisernen Regeln des Parlamentes war: „Have fun!“ Wenn die eines Tages nicht mehr für ihn gelte, so sagt er, würde er das politische Geschäft an den Nagel hängen.
In Greifswald, wohin ihn die ZVS verschlug, stieg er in die Studierendenpolitik ein. Ein Jahr als Präsident des Studierendenparlamentes und als Senator der Uni waren das Ergebnis.
Inzwischen ist er Präsident des Vereins der Freunde und Förderer der Universität.
Und nebenbei, seit dem Eintritt 1997, Engagement in der FDP. 1998 trat er als Bundestagskandidat für Greifswald an. An dem Ergebnis von 2,x Prozent hatte er schon zu knabbern, gesteht er heute. Aber inzwischen sind bessere Zeiten angebrochen.
Seinen Abschluss als Zahnarzt hat er bereits in der Tasche und strebt nun eine Promotion an. Sagt er. Tatsächlich gilt all sein Handeln der Partei. Nach 1998 war in der FDP ein Neuanfang angesagt. Ratjen ist eines der neuen Gesichter der FDP. Schon wieder nur Gesicht?
Wenn schon Gesicht, sagt er, sollen die Leute auch erfahren, was dahinter steht. Er steht zu seinem Aussehen und tut was dafür. Weder Tennis noch Golf, aber Bodybuilding. Das Gesicht muss nicht schön sein, meint er, aber es muss zu seinem Träger passen. Man muss einen Typ verkörpern. Sich selbst treu sein.
Zur FDP von heute steht er und steht für sie. Die Spaßgesellschaft ist seine Botschaft – nach zwei Weltkriegen und zwei Ideologien, sagt er, hat die deutsche Gesellschaft ein Bedürfnis nach etwas Spaß. Und meint vielleicht zwischen den Zeilen, dass gerade der deutsche Ernst das Problem ist.

Geschrieben von Mirko Gründer

Stellungnahme des AStA zu dem Artikel ″Finanzskandale in StuPa und AStA″

Wie Manuel Ladiges, StuPa-Mitglied, im letzten moritz berichtete, hat das StuPa gegen die Finanzordnung und das Haushaltsrecht der Studierendenschaft verstoßen. Das ist richtig. Nicht richtig jedoch ist die Behauptung, dass es sich dabei um einen Skandal handelt. Das Studierendenparlament, der AStA, wie auch anerkannte „Altlasten“ der studentischen Selbstverwaltung haben diese Verstöße gebilligt. Aus gutem Grund: GrIStuF hatte das große Problem, kurz vor Beginn des Festivals nicht ausreichend zahlungsfähig zu sein: Viele der finanziellen Förderer von GrIStuF, darunter namhafte Stiftungen, zahlen das bewilligte Geld erst nach der Veranstaltung. (mehr …)

Im Streit ums Femininum

Studierendenparlament setzte sich mit der Geschlechterfrage auseinander

Das Studierendenparlament setzte sich auf seiner Sitzung am 18. Juni mit der Frage auseinander, inwiefern es sich der Geschlechterfrage in den Formulierungen der Satzungen der Studierendenschaft stellen will. Drei Anträge standen zur Debatte. Antrag Nummer eins forderte die konsequente Verwendung beider Geschlechtsformen in den Satzungstexten. Antrag zwei dachte an, die weibliche Form durchgehend zu verwenden und am Ende den üblichen Gleichstellungsparagrafen anzuhängen: ?Sämtliche verwendeten Bezeichnungen gelten für beide Geschlechter.? Der dritte Antrag schließlich lautete, bei der männlichen Form zu bleiben, aber immerhin den Gleichstellungsparagrafen einzufügen.

Das Problem war schon mehrfach angesprochen worden und hatte zu hitzigen Diskussionen und blockierten Abstimmungen geführt. Die Gegner der ersten beiden Anträge führten die historische Tradition der männlichen Form an, die ja beide Geschlechter implizit meine. (mehr …)

Romanistik vor dem Aus?

Durch Beschluss von Fakultät und Senat werden ab dem Wintersemester vier Studiengänge in der Romanistik geschlossen. DasInstitut hatte diesen Schritt beantragt, da der Lehrbetrieb nicht mehr gewährleistet werden könne. Dies betrifft
die Lehrämter Spanisch und Italienisch, das Nebenfach Spanische Philologie und den Bachelor Italienisch. Zudem entfällt die Möglichkeit, Spanisch bzw. Italienisch als
Schwerpunkt zu wählen.
Laut Aussage des Institutes sind die Schließungen auf den Verlust der Professur für Romanische Sprachwissenschaft zurückzuführen, die in eine Professur für
Kommunikationswissenschaften umgewandelt wurde. Die betroffenen Studierenden dürfen ihr Studium in Greifswald allerdings noch beenden.
Für die Romanistik, die seit vielen Jahren immer wieder in Kürzungsdebatten
zur Disposition gestellt wurde, könnte diese erste Schließungsrunde der Anfang
vom Ende sein. Zwar soll die gestrichene Professur in einigen Jahren zurückkommen, aber vielleicht ist es dann schon zu spät. Denn Ende des Jahres steht eine
weitere Kürzungsaktion an…
Die Fachschaft ruft alle Romanisten zur Vollversammlung am 3. Juli, 20 Uhr im Institut.