von Oliver Wunder | 30.06.2011
Oliver Wunder (28) wohnt im fünften Stock eines Plattenbaus. Er studiert Geographie, Politikwissenschaft und BWL. Seit sechs Jahren schreibt er regelmäßig in seinem Blog. Ansonsten zeltet er schwarz und frittiert leidenschaftlich.
Neulich wurde mein Leben gehackt. Jemand hatte es komplett auf den Kopf gestellt. Statt meiner getigerten Katze begrüßte mich morgens ein rosa Schweinchen. Beim Blick in den Spiegel stellte ich fest, dass der latente Bartschatten einem preußischen Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart gewichen war. Und auf meinem Handy fehlte der goldkettenbehängte US-Rapper. Dafür war dort das „Hello Kitty“ Kätzchen zu sehen – worst case ever!
Zum Glück ist dieses Szenario frei erfunden, so eine Real-Life-Manipulierung sehr unwahrscheinlich und wohl auch noch nicht in dieser übertriebenen Form vorgekommen. Was aber für die reale Welt komisch klingt, kann digital schnell passieren. Erst kürzlich haben wir das in Greifswald mitbekommen, als das Facebook-Profil des damaligen StuPa-Präsidenten manipuliert wurde.
Sowas kann mir doch überhaupt nicht passieren. – Moment! Wie viele Türen oder Schlösser kann ich im realen Leben mit dem gleichen Schlüssel öffnen und wie oft benutze ich im Internet das gleiche Passwort für die verschiedensten Dienste? (mehr …)
von radio 98eins | 29.06.2011
Schweißtreibende 25 Grad von oben und ihr liegt gerädert auf eurer Decke? Dann bleibt entspannt liegen und erholt euch, vergesst aber nicht das Radio von 19 bis 20n Uhr einzuschalten 😉
Das Magazin am Puls der Stadt hat für euch abwechslungsreiche Musik sowie die CD der Woche, die diesmal von den „Junior Boys“ kommt. Und falls ihr doch nicht allzu k.o. seid und Lust habt, was zu unternehmen, dann lauscht den Veranstaltungstipps von Anne Wiegel und lasst euch mitreißen.
Ihr habt verpasst gestern zu der Vollversammlung zu gehen? Kein Problem, denn Laura Armborst hat mit dem AStA gesprochen und euch sämtliche Informationen zusammengestellt.
Ihr habt Lust auf riesige Leinwände, mitreißende Musik und eine Tüte voller Popkorn? Dann verpasst nicht unsere Kinoexpertin Katrin Kleedehn. Sie stellt euch heute die Filme „Naokos Lächeln“ und „Larry Crowne“ vor und wenn ihr uns eine klitzekleine Frage beantwortet, dann gehört euch und eurer Begleitung ein Kinoabend für lau.
Um kurz nach halb 8 erfahrt ihr mehr über die lokalen Neuigkeiten aus Greifswald und Umgebung, die Laura Kühn für euch zusammengetragen hat, um euch auf dem Laufenden zu halten. Und anschließend hört ihr die Wetteraussichten für morgen.
Durch die Sendung begleitet euch mit ihrem sonngen Gemüt Sandra Fikus am Mikro sowie Richard Becke an der Technik.
Wir wünschen euch viel Spaß und eine tolle Unterhaltung!
von Sophie Lagies | 29.06.2011
Sophie Lagies (22) schreibt seit über zwei Jahren für das moritz-Magazin, und leitet dort seit Ende letzten Jahres das Ressort "Feuilleton". Die Wahl ihrer Studienfächer Musikwissenschaft & Anglistik/Amerikanistik zeigt ihr Interesse an Kultur und Sprache. Bis 2008 lebte sie im Provinzstädtchen Wittenburg bei Hamburg.
„Und was machst du so?“, „Na wie gehts?“, „Ganz schön voll hier, ne?“ – Fragen dieser Art finde ich unfassbar öde, und die Antworten dazu interessieren mich auch äußerst selten. Richtig geraten: Small Talk ist wohl eher nicht so mein Ding, um es mal gelinde zu formulieren. Der Sinn dieses Phrasendreschens erschließt sich mir einfach nicht. Wer hat bitte diese grauenhafte Idee in der Gesellschaft verbreitet, derlei Fragen seien der richtige Gesprächseinstieg? Wer auch immer das ist, er gehört verhauen und ins Kämmerchen gesperrt!
Tatsächlich findet man im Internet Tipps für die „gelungene Plauderei nebenbei“, demnach soll man als Vorzeige-Small Talker doch unbedingt folgende Themen beplaudern: die Situation, den Ort, das Gegenüber und sich selbst. Unbedingt vermeiden soll man aber doch bitte Religion, Politik, die finanzielle Situation, persönliche Probleme. Geht’s noch? Was sind das denn für bizarre Lebensweisheiten, die da durch die Gesprächswelt wandern?
Ich bin niemand, der sich zu Hause verschanzt und Kontakt zur Außenwelt tunlichst vermeidet. Ich schätze die Greifswalder Kultur, besuche Konzerte, gehe in Bars und setze mich an den Hafen. Tatsächlich schätze ich die Gesellschaft anderer Menschen sogar und führe gerne stundenlange Gespräche bei Wein und Schummerlicht. Aber diese Gespräche sollen doch bitte von Inhalten und Erkenntnissen geprägt sein anstatt von oberflächlichem Geseiere und hirnlosen Witzen. (mehr …)
von moritz.magazin | 28.06.2011
Eine Straße, ein kleiner Wald und dann: eine versteckte Jugendanstalt, hinter sechs Meter hohen Mauern. Gewaltverbrecher, Drogendealer, Wiederholungstäter – aber alles junge Menschen. moritz berichtet vom Leben hinter den Gittern.
Der erste Eindruck von Neustrelitz ist ein ruhiger, nahezu friedvoll. Ein gepflegter Bahnhofsplatz umgeben von restaurierten Häusern und ersten grünenden Bäumen. Als der Begriff „Jugendanstalt“ fällt, weiß die Angestellte der Ortsinformation, die direkt neben dem Bahnhof ist, erst nicht, was gemeint ist. Mit dem Wort Gefängnis allerdings verweist sie an den Taxiverband. Rund drei Kilometer Entfernung liegen zwischen Neustrelitz und der Jugendanstalt, wo momentan 220 Insassen, davon neun Mädchen, inhaftiert sind. „Natürlich bringe ich auch Verwandte zu Besuchszeiten in die Einrichtung“, erzählt der Taxifahrer aufgeschlossen während der Fahrt. „Erst letzten Sonntag hatte ich eine Mutter, die mir viel von ihrem Sohn erzählte, der dort einsitzt.“
Am Neustrelitzer Ortsende erstreckt sich ein Wald, in welchen das Schild „Jugendanstalt“ den Weg weist. Das Gespräch mit dem Taxifahrer endet als ein wuchtiger, weißer Gebäudekoloss zu Tage tritt. Ein Parkplatz mit zahlreichen Autos der Bediensteten und Schranken, welche die zwei Welten voneinander trennen – die eine hinter der Mauer, die andere davor. Dieser weiße Koloss ist eine der beiden Jugendanstalten in Mecklenburg-Vorpommern und hat Platz für 297 Menschen. Separiert wird das Gelände von einer sechs Meter hohen weißen, glatten Mauer, die mit Hochsicherheitsdraht und mehreren Sicherheitsschleusen versehen wurde. Eine graue, schalldichte Stahltür versperrt den Weg nach drinnen zu dem großen modernen Gelände. Seit nunmehr zehn Jahren läuft die Arbeit mit straffälligen Jugendlichen auf den 155.000 Quadratmetern. (mehr …)
von moritz.magazin | 28.06.2011
Seit fast 20 Jahren ist Frieder Dünkel Lehrstuhlinhaber für Kriminologie an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät sowie einer der Prorektoren der Universität. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Jugendstrafrechtspflege.
Mecklenburg-Vorpommern ist ein Bundesland mit einer relativ hohen Quote an Jugendlichen im Strafvollzug. Welche Faktoren spielen dafür eine Rolle?
In MV ist eine restriktive Entlassungspraxis dafür mitverantwortlich, das heißt, dass 70 Prozent der Jugendlichen hier ihre Strafe voll verbüßen. Das ist nicht gut, denn in diesem Fall gibt es nach der Entlassung keine Nachbetreuung durch die Bewährungshilfe, die im Allgemeinen günstiger für die Wiedereingliederung der Jugendlichen wäre. Allerdings haben wir schon seit Mitte der 90er Jahre einen Rückgang an 14 bis 25-Jährigen, das heißt, der Belegungsdruck in den Jugendanstalten geht zurück und die Anstalten sind demgemäß nicht mehr überbelegt. In MV haben wir einen erhöhten Anteil von Gewalttätern aus der rechtsextremen Szene und andere Jugendliche aus der gewaltbereiten Szene, die in den Vollzug kommen.
Welche Präventionsarbeit muss Ihrer Meinung nach geleistet werden, um Delikten bei Jugendlichen vorzubeugen?
Es gibt unzählige Programme mit guten Ansätzen, zum Beispiel „Pro Kind“. Aus eigenen Studien im Rahmen von Schülerbefragungen in Greifswald sowie auf der Insel Usedom ist erkennbar, dass Jugendliche, die von ihren Eltern Gewalt erfahren haben wie schwere Züchtigungen oder körperliche Misshandlungen, ein dreimal höheres Risiko besteht, dass sie später selbst gewalttätig werden. Das heißt natürlich nicht zwangsweise, dass sie straffällig werden, aber es ist ein Risikofaktor. Auch der unkontrollierte Konsum von Gewaltvideos, -filmen oder -spielen zählt dazu. Ein demokratischer Erziehungsstil ist immer noch der beste.
Welche Maßnahmen müssten bei straffälligen Jugendlichen ergriffen werden, damit diese nicht rückfällig werden?
Letztendlich gibt es eine Rückfallquote von 40 Prozent im Sinne einer erneuten Verurteilung zu Jugend- oder Freiheitsstrafe. Die Jugendlichen brauchen eine Schulausbildung, eine feste berufliche Stellung, Erfolgserlebnisse. Das kann im Vollzug natürlich nur begrenzt vermittelt werden. Bei vielen setzen auch spontane Reifungsprozesse ein, sogenannte „turning points“.
Wo sehen Sie zukünftig die Politik und Gesellschaft in der Verantwortung im Umgang mit Straftätern?
Ich bin gegen eine harte Law and Order-Politik. Es müssen kreative Lösungen gefunden werden, keine stupiden rein repressiven Maßnahmen. Ziel des Jugendstrafrechts ist die Erziehung zu einem strafffreien Leben. Sinnvoll ist es, die Sanktion möglichst zeitnah auszusprechen, damit der Jugendliche noch den Zusammenhang mit seinem Fehlverhalten erkennt. Dementsprechend gilt es, das Verfahren zu beschleunigen. Im Übrigen sollten früh Hilfestellungen und sozialpädagogische Maßnahmen ergriffen werden. Falls im Jugend- oder Heranwachsendenalter Strafvollzug als „ultima ratio“ unausweichlich erscheint, muss dieser intelligent geplant werden. Die Gesetzgebung ist nicht mehr gefordert, denn seit 2008 gibt es überall moderne und den Förderaspekt betonende Jugendstrafvollzugsgesetze.
Was berührt Sie bei Ihrer Arbeit am meisten?
Die Gefängnisse in Russland waren zum Beispiel wirklich trostlos. Aber es gibt bei mir viele positive Dinge, vor allem wenn ich junge Menschen erfolgreich zum Examen oder zur Promotion begleiten kann. Auch das Schreiben von Regeln zum Umgang mit jugendlichen Straftätern für den Europarat war ein erhebendes Gefühl, zumal sie von den 47 Mitgliedstaaten weitgehend unverändert akzeptiert wurden. Und es ist schön zu sehen, dass die Mitgliedsstaaten diese Regeln beachten und in ihre Gesetzgebung integrieren.
Professor Dünkel, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Luisa Pischtschan, die auch das Foto machte.
von Torsten Heil | 28.06.2011
Torsten Heil (29) schreibt momentan seine Abschlussarbeit in Politikwissenschaft, hat für verschiedene Medien geschrieben und war stellvertretender Chefredakteur beim webMoritz. Derzeit arbeitet er im Bildungsministerium M-V. An dieser Stelle vertritt er aber ausschließlich seine Privatmeinung.
Mittwoch, den 29. Juni 2011
Werte Leserinnen und Leser,
ich habe die webMoritz-Redaktion gebeten, meinen am Dienstag, 28. Juni, unter diesem Titel erschienenen Text zu löschen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein glossenartiger Kommentar solch eine Aufregung auslöst.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal klarstellen, dass der Text ausschließlich meine Privatmeinung wiedergibt. Zudem wollte ich lediglich zur Diskussion anregen. Ich hoffe, niemanden persönlich beleidigt oder angegriffen zu haben und entschuldige mich aufrichtig bei allen Leserinnen und Lesern, die dies anders empfunden haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Torsten Heil
Anmerkung der Redaktion: Den Text des ursprünglichen Artikels haben wir auf Bitten des Autors entfernt.
(Diese Kolumne gibt ausschließlich die Meinung des Autors als Privatperson wieder.)
Foto: Christine Fratzke (Porträt), Jakob Pallus (Grafik)
Dieser Text ist Teil des webMoritz-Projekts „fünf x fünf – Die Kolumne“. Vom 20. Juni bis 22. Juli schreiben werktags fünf Autoren an je einem festen Tag eine Kolumne für den webMoritz. Weitere Infos gibt es hier. Morgen ist an der Reihe: Sophie Lagies.