NPD-Wahlkampfstart ins Wasser gefallen

NPD-Wahlkampfstart ins Wasser gefallen

Udo Pastörs und seine Kameraden und Anhänger von der NPD hatten es an diesem Samstagnachmittag nicht leicht. Zum einem mussten sie nicht nur große Teile ihrer Kundgebung im strömenden Regen abhalten, sondern während der Veranstaltung auch noch die Anwesenheit von rund 170 Nazi-Gegnern hinnehmen. Selbst konnte die NPD nicht einmal die anvisierten 50 Menschen zur Kundgebung mobilisieren, die Polizei und mehrere webMoritz-Redakteure zählten lediglich 30. (mehr …)

Atzocalypse

Atzocalypse

Oleg Maximov (24) studiert in Greifswald Kunstgeschichte und Wirtschaft auf B.A. Er arbeitet seit 2008 vor und hinter der Kamera bei MoritzTV. Nebenbei interessiert er sich für jegliche (pop-)kulturelle Bereiche und das Feiern.

Ein Typ kotzt direkt vor der 30 Meter langen Menschenansammlung an die Wand. Alle Leute gröhlen, klatschen und rufen Beifall. Ich stehe seit 30 Minuten irgendwo in der Mitte, halbzerquetscht und gut angeheitert. Wie es der Zufall so will, wurden alle meine Begleiter nach vorne gedrückt. Die Fremden vor mir kennen die Leute, die gerade erst angekommen sind. Diese drängeln sich zu ihnen. Schieben mich immer weiter weg von meinen Freunden. Andere schlängeln sich seitlich in den Eingangsbereich und versuchen es mit der Busfahrertaktik. Da es keine Trennlinie gibt, mutiert die Schlange, breitet sich aus. Ein lebendiger sich windender Organismus: Einlassstopp vor dem Mensa Club.

Sonst findet man solche Riesenschlangen nur in Großstädten, vor exklusiven Clubs mit Live-Konzerten. In Greifswald gibt es nicht so viele Ausgehmöglichkeiten und irgendwie zieht es einen immer wieder hier hin. Genauso so wie manche einmal im Jahr Lakritze fressen, nur um festzustellen, dass es ihnen immer noch scheiße schmeckt.

In der Menschentraube rührt sich was. Die Türsteher lassen wieder welche durch. Es sieht aus wie eine Entbindung. Ein kleines Häufchen Elend presst sich durch den winzigen Eingang, um auf der anderen Seite nüchtern wiedergeboren zu werden. Nach langem Rumstehen fühlen sich die Meisten jedenfalls so. Und wie ein Baby schreit jeder erst einmal Tequila! Oder Wodka! Oder lieber Jägermeister?

Ich stehe immer noch im menschlichen Uterus. Alle meine Freunde sind auf der anderen Seite des Zauns. Ich werde ungeduldig und überlege, was ich jetzt alles verpasse. Ein Tanzfläche voll von zwei Mal zwei Meter großen Schränken, mit Bauchtaschen an der Hose. Böse Blicke, Angeremple und überschwappende Drinks, die natürlich immer auf einem selbst landen.

Wollen wir noch einen Pfeffi trinken?

Dazu der immer gleiche Partymix. Das ist keine normale Studentenparty, das ist die Atzocalypse! Das Testosteron lässt die Luft flimmern, man will nur noch raus und eine Zigarette rauchen. Draußen gibt es schon Zwist zwischen verschiedenen Cliquen, so dass der Türsteher mal wieder eingreifen muss. Auf den Rückweg, wenn der Club dicht macht, torkeln große Männer umher. Der Mondschein hüllt sie in ein fahles Licht. Sie suchen nach einer Frau, einer offenen Kneipe oder einer Schlägerei.

Nachdem ich so darüber nachgedacht habe, gehe ich doch lieber zurück. Zu der gemütlichen Grillrunde, in der ich mich noch vor einer Stunde befand. Ich seufze, halte mir die Hand vor den Mund und imitiere Würggeräusche, während ich mir den Weg aus der Masse grabe. Dabei denke ich „Heute nicht!“ Doch ich weiß: Ich komme wieder.

 

Foto: Gabriel Kords (Porträt), Oleg Maximov (Pfeffi), Logo: Jakob Pallus

 

Dieser Text ist Teil des webMoritz-Projekts “fünf x fünf – Die Kolumne”. Vom 20. Juni bis 22. Juli schreiben werktags fünf Autoren an je einem festen Tag eine Kolumne für den webMoritz. Weitere Infos gibt es hier. Mit dieser Kolumne sind die fünf Wochen und damit das Projekt (vorerst) vorbei.

Schönwalde – alles Ghetto, oder?

Schönwalde – alles Ghetto, oder?

Oliver Wunder (28) wohnt im fünften Stock eines Plattenbaus. Er studiert Geographie, Politikwissenschaft und BWL. Seit sechs Jahren schreibt er regelmäßig in seinem Blog. Ansonsten zeltet er schwarz und frittiert leidenschaftlich.

Lautes Pöbeln, Mädchengekreische und dumpfes Klatschen von Schlägen im Dunkeln – Prügelei im Innenhof meines Blocks. Wo eben noch die Jugendlichen ihre Sommerferien oder Arbeitslosigkeit genossen haben, bricht ein Orkan der stumpfen Gewalt los. Die Tischtennisplattengang scheint entweder untereinander zu testen, wer das Alphatier im Rudel ist, oder sich mit der Gang aus dem Nachbarhof zu kloppen.

Da es nicht aufhört, greife ich kurzerhand zum Telefonhörer und wähle die 110. Die Polizei scheint recht schnell zu kommen. Später erfahre ich, dass ein Kumpel meines Mitbewohners gegenüber auf der anderen Seite des Innenhofs wohnt und sich das Spektakel auf dem Balkon sitzend mit einer Flasche Bier in der Hand anschaute. Er sah, wie ein Polizeiwagen vorgefahren kam, ein Polizist lässig ausstieg und sich als erste Amtshandlung eine Zigarette anzündete. Mit ihr in der Hand ging dieser langsam in den Innenhof und guckte sich die Szenerie an. Die kleine Gangster pöbelten ihn von Weitem an: „Hau ab, scheiss Bulle!“ Nachdem er aufgeraucht hatte, verzog er sich einfach wieder. Die Prügelei war beendet. (mehr …)

Erneut Hiobsbotschaft für Greifswalder Lehramt

Erneut Hiobsbotschaft für Greifswalder Lehramt

Der Kampf um den Erhalt der Greifswalder Lehramtsstudiengänge war hart: Es wurde demonstriert, gemahnt und hinter verschlossenen Türen fanden lange und zähe Verhandlungen zwischen der Landesregierung, den Studierenden und der Universitätsleitung statt. Zuletzt wurde in der Zielvereinbarung verankert, dass die Studierendenzahlen für das Lehramt von bislang 2.500 Studierenden bis zum Jahre 2015 schrittweise auf 1.500 Studierende reduziert werden sollen. Doch nun übt die Landesregierung erneut stärker als bisher in dieser Frage Druck auf die Universität Greifswald aus. (mehr …)