Popstarfeeling im Volksstadion

Popstarfeeling im Volksstadion

Der 24. September war ein wahrlich historischer Tag im Volksstadion. Nicht nur ist man Spitzenreiter der Regionalliga Nordost geblieben, nicht nur hat man mit 3078 Zuschauern einen neuen Zuschauerrekord für die Regionalliga aufgestellt, nicht nur hat man die Zweitvertretung von Hertha BSC Berlin mit 5:2 auf den Heimweg geschickt. Nein! Besonders für die Fans eines Mannes war es ein denkwürdiger Nachmittag, auch wenn dieser für GFC-Fans bei der falschen Mannschaft spielte.

Fans treffen ihr Idol

Aber fangen wir vorne an. Jede*r, der*die einigermaßen in den sozialen Medien aktiv ist, weiß, um wen es geht. 2 Millionen Follower auf Instagram, der familieneigene YouTube-Channel hat 1,7 Millionen Abos, beim eigenen TikTok-Account stehen 2,5 Millionen Follower auf der Uhr. Nader Jindaoui ist ein Star der sozialen Medien. Ebenjener Nader Jindaoui war am 24. September zu Gast im altehrwürdigen Volksstadion.

Besonders eins wurde bei dem Weg zum Stadion und auch beim Einlass deutlich: Es sind unverhältnismäßig viele Familien mit ihren Kindern im Stadion. Die erste Frage, die man sich natürlich stellt, ist folgende: Sind die alle wegen Nader Jindaoui da? Diese Frage wurde relativ schnell beantwortet, als die Aufstellung der Manschaft von Hertha II vom Stadionsprecher verlesen wurde. Auf die Ansage „Mit der 17 Nader Jindaoui“ hallte Applaus über die Haupttribüne. Gut, der war etwas verhalten, aber doch beantwortete dieser die Frage. Ja, die meisten jüngeren Menschen sind wegen Nader Jindaoui da. An dieser Stelle war man dann doch gespannt, was Nader dann auch am Ball kann. Aber zuerst mussten die Mannschaften auf das Feld einlaufen. Und man lehnt sich, glaube ich, nicht weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass so viele Menschen noch nie an den Sicherheitszaun gestanden haben, wenn die Mannschaften einlaufen. Für gewöhnlich stehen da einige Hardcorefans und Menschen, die auf die andere Seite des Stehbereichs der Haupttribüne gehen wollen, denen aber durch den Zaun und die Security der Durchgang verwehrt wurde. Dieses Mal standen an dieser Stelle wohl bestimmt 150 Menschen. Die meisten wegen Nader Jindaoui. Das ist wahrscheinlich die doppelte Anzahl Menschen, als dort üblicherweise stehen. Diese Situation trug aber nur mehr dazu bei, dass man wissen wollte, was Nader Jindaoui am Ball kann.

So war die Performance

Und bereits beim Aufwärmen bekam man einen leichten Vorgeschmack. Eins fiel direkt auf: Er ist schnell und trickreich. Gerade, weil Nader auf der rechten offensiven Außenbahn zu Hause ist, stellt das eine Kombination dar, die Verteidiger selbstverständlich immer gerne als Gegenspieler gegen sich haben. Das Spiel startet für alle Jindaoui-Fans denkbar schlecht. Für alle, die es mit dem GFC hielten, denkbar gut. In der siebten Minute schlägt Eshele einen langen Ball auf Benyamina, der legt wieder zurück auf Eshele, der nur ins leere Tor einschieben braucht. 1:0. In der 19. Minute aber hätte er da sein können, der Moment, weshalb so viele junge Menschen ins Stadion gekommen sind. Nader bekommt den Ball im Strafraum vor die Füße und braucht nur einschieben. Das Tor ist leer. Nader macht das, was man als Stürmer so macht, wenn man den Ball frei vor dem leeren Tor bekommt. Er will den Ball ins Tor schieben. Leider hat in dieser Situation nicht Nader Jindaoui, sondern GFC-Torwart Jakubov das letzte Wort und pariert mit einem Spagat, auf den Ballerinas neidisch geworden wären, den Schuss. Was wäre wohl im Stadion los gewesen, wir werden es nie erfahren. Über den Rest des Spiels von Nader Jindaoui lässt sich nicht viel sagen. Hier und da mal ein Dribbling. Insgesamt aber glücklos und ohne wirklich signifikanten Einfluss auf das Spiel von Hertha II. In der 80. Minute war der „Arbeitstag“ des Nader Jindaoui beendet, er wurde ausgewechselt.

Nach dem Spiel ist vor dem Foto

Mit der Auswechslung passierte etwas, bei dem man nicht weiß, wie man es in Worte fassen soll. Aber einen Versuch ist es wert. Die Jindaoui-Fans waren los. Nader war noch nicht einmal vom Spielfeld runter, da strömten schon die ersten Fans zur Ersatzbank und machten lautstark auf sich aufmerksam und wollten Fotos oder Autogramme. Die gleiche Begeisterung brachten die Fans auch mit, als das Spiel zu Ende war. Wieder wurde der Spielerduchgang am dazugehörigen Sicherheitszaun belagert. Einige hielten ihre Jindaoui-Plakate in die Luft. Es brach Ekstase aus. Auch, weil Nader Jindaoui der letzte Herthaner war, der den Gang in die Kabine antrat. Und man muss ihm an dieser Stelle echt zugute halten, dass er versuchte sich für seine Fans Zeit zu nehmen. Gerade nach einem Spiel wie diesem. Ein Spiel, welches Hertha II mit 5:2 verlor. Die Fans gingen aber nicht nach Hause, sie warteten auf ihren Star, sei es am Gebäudeausgang oder an der Ausfahrt des Mannschaftsbusses. Sie warteten. Für den einen magischen Moment mit ihrem Idol. Dem*der neutralen Beobachter*in wird an dieser Stelle eins klar geworden sein: Nader Jindaoui wird von seinen Fans verehrt wie ein Popstar. Es gab also in gewisser Weise Popstarfeeling im Volksstadion.

Beitragsbild: Jan-Niklas Heil

Interkultureller Sporttag – „Sport für Jedermann“

Interkultureller Sporttag – „Sport für Jedermann“

Am 24. September findet im Rahmen der Interkulturellen Wochen in Greifswald der sogenannte Interkulturelle Sporttag statt und bietet allen Leuten ein buntes und vielfältiges Angebot an Sportevents. Was euch genau alles erwartet, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Vollgepacktes Programm:

Seit dem 18. September sind die Interkulturellen Wochen im Gange und laden unter dem Motto „Neue Räume” zu mehr als 40 verschiedenen Programmpunkten für Alt und Jung ein. Am Sonntag den 24. September findet im Rahmen dieser Themenwochen der Interkulturelle Sporttag statt. Geworben wird mit dem Spruch „Sport für Jedermann” und jede Menge Aktivitäten. Von einem Sportfest und einem Jahrmarkt bis hin zum Kanufahren und auch Rollstuhlbasketball ist alles dabei. Zudem wird es auch wieder ein Fußballturnier geben, welches mittlerweile zu einer fortwährende Tradition geworden ist. Der Standort des Turniers wechselt jedes Jahr, um möglichst vielen Fußballaffinen aus dem kompletten Landkreis die Möglichkeit zu geben, sich bei dem Turnier auszutoben. Das volle Programm findet ihr im Anschluss.

Programm:

Interkulturelles Fußballturnier im Soccer-Court:

  • Austragungsort: Sportplatz alte CDF-Halle, Usedomer Weg
  • Beginn: 9:30 Uhr
  • Spieleranzahl: 3 + 2 Wechselspieler

Integratives Sportfest:

  • Austragungsort: Neue Sporthalle an der Caspar-David-Friedrich-Schule
  • 9:30 Uhr: Eröffnung
  • 9:40 Uhr: Erwärmung mit Musik
  • 10:00 Uhr: Sport- und Bewegungsangebote (z.B. Korbball, Büchsenwurf, Kuhhockey, Curling, Weitwurf mit dem Medizinball, Trommeln)
  • 13:00 Uhr: Siegerehrung mit Urkunden und Medaillen
  • 13:30 Uhr: Abschluss mit Tanz und Bewegung

Basketballturnier/Mix:

  • Austragungsort: Arndt-Sporthalle
  • Eröffnung: 10 Uhr
  • Spieleranzahl: 6 Spieler*innen ab 7. Klasse
  • Spielmodus: wird vor Ort geklärt, abhängig von der Anzahl der Teilnehmer*innen
  • Ausrichter: Greifswalder Sportgemeinschaft 01 e.V.

Rollstuhl-Basketballturnier:

  • Austragungsort: Arndt-Sporthalle
  • Eröffnung: 10 Uhr
  • Spieleranzahl: 6 Spieler*innen ab 7. Klasse
  • Spielmodus: wird vor Ort geklärt, abhängig von der Anzahl der Teilnehmer*innen
  • Ausrichter: Greifswalder Sportgemeinschaft 01 e.V.

Denkt daran eure eigenen Hallenschuhe mitzunehmen! Für weitere Infos checkt gerne die Website des Kreissportbund Vorpommern-Greifswald aus.

Beitragsbild: Moses Malik Roldan auf Unsplash

Buchrezension: Khaled Hosseini – Drachenläufer

Buchrezension: Khaled Hosseini – Drachenläufer

In der Welt der Literatur gibt es Werke, die nicht nur Geschichten erzählen, sondern ganze Emotionen entfesseln. „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini ist zweifellos eines dieser Bücher, das nicht nur die Herzen seiner Leser*innen berührt, sondern auch eine tiefgreifende kulturelle Reise in die bewegte Geschichte Afghanistans bietet.

Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch in eure Hände nehmt, es aufschlagt und die ersten paar Zeilen lest und direkt wisst: „Dieses Buch werde ich sowas von verschlingen!“ Genau solch ein Buch möchte ich euch in der heutigen Rezension vorstellen. Khaled Hosseinis Buch „Drachenläufer“ ist ein fesselndes Meisterwerk, das Kabuls Straßen zum Leben erweckt. Eine Geschichte voller Freundschaft, Schuld und Vergebung, die den jungen Amir auf seiner schicksalhaften Reise durch ein von Konflikten geprägtes Afghanistan begleitet. Die fliegenden Drachen dienen als Metapher für das Streben nach Erlösung. Hosseinis Erzählkunst nimmt einen mit auf eine Reise, die lange nachklingt. Ein Buch, das Kontraste verschmilzt und die menschliche Erfahrung in all ihren Facetten einfängt.

Um was geht es in dem Buch?

In den belebten Gassen Kabuls entfaltet sich das literarische Meisterwerk „Drachenläufer“. Die Geschichte folgt Amir, der aus wohlhabender Familie kommt, und seinem loyalen Freund Hassan, dem Sohn des Dieners Ali, der bei Amirs Vater Sahib angestellt und auch ein alter Freund von ihm ist. Die Freundschaft zwischen der beiden Jungen ist durch eine Ungleichheit geprägt: Amir gehört der Bevölkerungsgruppe der Paschtunen an und Hassan der diskriminierten, verfolgten Gruppe der Hazara.

Die Freundschaft der zwei Jungen scheint unerschüttlich. Ein schicksalhafter Vorfall verändert jedoch eines Tages alles: Das Ereignis entfaltet sich während eines jährlichen Drachenflugwettbewerbs in Kabul, der von einer Mischung aus Tradition und Leidenschaft geprägt ist. Die engen Freunde Amir und Hassan nehmen an diesem Wettbewerb teil. Beide sind fest entschlossen zu gewinnen und voller Vorfreude. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Drachenschnüre der anderen Teilnehmer*innen zu zerschneiden. Derjenige, dessen Drache zum Schluss noch in der Luft fliegt, ist offiziell auch der Gewinner. Drachenläufer wird man, in dem man den letzten abgestürzten Drachen fängt. Und genau diesen fängt auch Hassan, der besonders flink ist. Doch an der Stelle nimmt die Situation eine tragische Wendung ein. Hassan wird brutal misshandelt. Diese Szene ist von großer Tragik und Gewalt geprägt und stellt gleichzeitig den Wendepunkt dar, der die Charaktere und Ereignisse im Verlauf des Romans beeinflusst.

Amir, von Schuldgefühlen geplagt und zutiefst von Hassans Schicksal erschüttert, wählt den Weg des Schweigens. Er entscheidet sich dafür, die Wahrheit über das, was passiert ist, für sich zu behalten, was zu einer schmerzhaften Entfremdung zwischen den Freunden führt. Hassan verlässt zusammen mit seinem Vater schließlich das Zuhause Amirs und damit auch sein Leben. Dieser Verlust wirft einen langen Schatten auf Amirs Leben und hinterlässt tiefe Narben in seiner Seele. Amir und sein Vater fliehen aus Afghanistan, um den politischen Unruhen und dem Einmarsch der Sowjetunion 1979 zu entkommen, die das Land ins Chaos gestürzt haben. Sie finden 1981 Zuflucht in den USA. Die Vergangenheit und die Schuld, die Amir mit sich trägt, lassen ihn jedoch nicht los, selbst in der Ferne. Jahre später, als Amir die Chance zur Wiedergutmachung erhält, kehrt er nach Afghanistan zurück. Hier beginnt eine gefährliche Mission, die den emotionalen Höhepunkt des Buches bildet. Amir muss sich seinen eigenen Dämonen stellen und versuchen, die Fehler seiner Vergangenheit wieder gutzumachen.

Dieser Teil der Geschichte betont die tiefen Themen des Buches: Schuld, Vergebung und die Möglichkeit zur Erlösung. Amir muss nicht nur um die Vergebung anderer kämpfen, sondern auch um Vergebung sich selbst gegenüber. Die Art und Weise, wie diese emotionalen Konflikte dargestellt werden, ist zutiefst bewegend und macht das Buch zu einer eindringlichen Erfahrung für die Leser*innen. Es zeigt uns, dass, selbst wenn wir durch dunkle Zeiten gehen, die Möglichkeit zur Erlösung immer vorhanden ist, wenn wir bereit sind, die Wahrheit zu akzeptieren und Verantwortung für unsere Entscheidungen zu übernehmen.

Mein persönlicher Eindruck:

Persönlich hat mich „Drachenläufer“ tief bewegt. Die Charaktere sind so lebendig und vielschichtig gezeichnet, dass ich mich in ihre Geschichten hineinversetzen konnte. Ehrlich gesagt, musste ich auch oft ein paar Tränen vergießen. Besonders beeindruckt hat mich die Fähigkeit des Autors, die kulturelle Atmosphäre Afghanistans einzufangen und gleichzeitig Themen anzusprechen, die wirklich sehr nah ans Herz gehen. Die Szene des Drachenflugwettbewerbs und die Konflikte, die daraus entstehen, sind mir besonders im Gedächtnis geblieben.

Insgesamt kann ich „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini nur wärmstens empfehlen. „Drachenläufer“ ist kein gewöhnliches Buch. Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die die Leser*innen auf einer Reise durch die Höhen und Tiefen menschlicher Erfahrungen mitnimmt. Von Freundschaft über Verrat bis hin zur Vergebung berührt es die Herzen. Die meisterhafte Erzählkunst von Khaled Hosseini verleiht dieser Geschichte Flügel, die weit über die Buchseiten hinausreichen und in den Gedanken und Gefühlen der Leser*innen weiterleben.

Wenn du also dazu bereit bist, auf den Flügeln der Literatur zu fliegen und deine Seele in den Seiten eines Buches zu verlieren, dann ist „Drachenläufer“ ein absolutes Muss! Eine Geschichte, die einen berührt, inspiriert und einen dazu bringt, über das Leben, die Liebe und die menschliche Verbindung nachzudenken.

Beitragsbild: bovin wook auf Unsplash

Der Notruf feiert Geburtstag!

Der Notruf feiert Geburtstag!

Die 112 feiert heute, am 20. September 2023, ihren 50. Geburtstag. Vor exakt 50 Jahren wurde in der BRD beschlossen, eine einheitliche Notrufnummer zu verwenden. Das Notrufsystem 73 trat in Kraft und brachte eine Vereinheitlichung, die für uns heute selbstverständlich ist. Der Weg dahin ist jedoch durch eine tragische Geschichte geprägt.

Bereits seit 1948 konnte man durchaus Feuerwehr und Polizei unter den bekannten Nummern 112 und 110 erreichen – allerdings nicht überall. Die Nummern galten nur Regional und nicht verbindlich. Zusätzlich bestanden zu dieser Zeit noch keine Leitstellensysteme, wie wir sie kennen. In den meisten Regionen war es somit vollkommen normal, die nächste Wache anzurufen, wenn man einen Notfall hat. Das jedoch bedeutet auch, dass es notwenig war, diese Telefonnummer bei sich zu tragen.

Ein failendes System

Am 3. Mai 1969 kam es in der BRD zu einem tragischen Unfall: Der Achtjährige Björn Steiger wurde auf dem Nachhauseweg auf seinem Fahrrad von einem Auto angefahren. Der Rettungsdienst benötigte damals über eine Stunde, um entsprechende Hilfe vor Ort zur Verfügung zu stellen. Der Achtjährige starb noch während des Transports in Richtung Krankenhaus.

Seine Eltern gründeten in Folge des Todes ihres Sohnes die Björn Steiger Stiftung und setzten sich fortan für einen Ausbau der Notfallrettung in der BRD ein. Dinge, die für uns im Jahr 2023 vollkommen selbstverständlich sind, wurden durch die Stiftung erst forciert an die Politik herangetragen und teilweise durch die eigene Verschuldung der Eheleute erst ermöglicht.

Die Steigers legten im November 1969 den Innenministern der Länder einen offenen Brief mit einem 15-Punkte-Plan vor, um die Notfallrettung zu verbessern. Die 15 Forderungen kann man sich auf der Stiftungsseite durchlesen und staunen, wie viel Recherche hineingeflossen ist. Der Politik wurden da keine unmöglichen Forderungen gestellt, sondern bereits Lösungswege an die Hand gegeben.

Einheitlicher Notruf

Die Einführung von einheitlichen Notrufnummern wurde von Seiten der Politk mit „zu teuer“ abgelehnt. Siegfried Steiger fragte daraufhin selbst bei der Deutschen Bundespost an, wie teuer solch eine Einrichtung sei und hatte bereits nach einer Stunde ein Antwort.

Im September 1973 ist es dann endlich soweit: Bund und Länder beschließen das Notfallsystem 73. Dieses beinhaltet neben den einheitlichen Notrufnummern 112 und 110 auch wegfallende Telefongebühren. Denn bis dahin hat man noch für einen Anruf bei den Rettungsdiensten gezahlt. Aber auch Standorterkennung – sofern der Notruf über ein entsprechendes Notruftelefon bzw. einen Notrufmelder abgesetzt wurde – sind möglich, genauso die bekannte Fangschaltung, also eine Rückverfolgung der Verbindung.

Europaweite Notrufnummer und Ortung

Bisher haben wir nur von der BRD gesprochen. Doch auch in der DDR gab es einheitliche Notrufnummern. Ab 1976 erreichte man unter der Nummer 115 die Schnelle Medizinische Hilfe (SMH). Mittels 110 erreichte man dort jedoch schon zuvor die Polizei und über die 112 die Feuerwehr. Mit der Wiedervereinigung wurden auch hier die Systeme vereinheitlicht und angepasst.

Seit 1991 gilt die 112 europaweit als Notrufnummer. Die Nummer ist aus diesem Grund auch als Euronotruf bekannt. Doch mit der 112 kommt man nicht nur in Europa sehr weit: auch andere Staaten setzen diese Nummer für den Notruf ein. In einigen Ländern, in denen der Euronotruf nicht gilt, ist zudem eine Umleitung in das entsprechende geltende Notrufsystem eingerichtet.

Bereits seit 2012 sind die Mobilfunkbetreiber verpflichtet, Ortungsdaten an die Leitstellen zu übertragen. Dass eine automatische Anrufortung stattfinden muss, wurde jedoch erst 2018 durch das Europaparlament beschlossen. Dadurch sind zumindest die Mitgliedstaaten gezwungen, ein solches System aufzubauen und die Ortung zu ermöglichen. Direkt im Anschluss wurde das sogenannte Advanced Mobile Location (AML) System eingeführt. Google hat das System bereits 2016 als Emergency Mobile Location in seinen Betriebssystemen integriert, Apple hat 2018 nachgezogen. Das System wird aktuell in 223 von 234 Leitstellen in Deutschland genutzt. Problematisch ist, dass AML nur funktioniert, wenn auch Netz verfügbar ist. Solltet ihr also in einem Funkloch sein und den Notruf brauchen, kommt ihr um eine detaillierte Umschreibung leider nicht herum.

Notfallortung durch die Steiger Stiftung

Bereits im Jahr 2006 nutzten einige Leitstellen eine Ortungsfunktion. Diese wurde von der Björn Steiger Stiftung zur Verfügung gestellt. 2016 wurde diese Plattform eingestellt, da Änderungen im Telekommunikationsgesetz bevorstanden, die die Ortung von staatlicher Seite voranbrachten.

All we need is gute Notfallreform

Aktuell steckt das gesamte System durchaus in einer Krise. In den Großstädten sind immerhin noch 95% der Rettungswagen innerhalb der Frist am Einsatzort. Doch für den ländlichen Raum sieht das Ganze schlechter aus. Dennoch sieht es in der Bundeshauptstadt Berlin nicht besonders gut aus: Vielleicht erinnert sich jemand an den Abend als bei der Berliner Feuerwehr kein Rettungswagen mehr zur Verfügung stand? Dort gehen in den Leitstellen schlichtweg zu viele Notrufe ein. Auch Notrufe, die eigentlich gar keine sind. Unser gesamtes Gesundheitssystem ist an der Belastungsgrenze angekommen. Die Politik versucht nun mittels Krankenhausreform sowie Notfallversorgungsreform dagegen vorzugehen.

Die Probleme sind vielschichtig und komplex: steigende Einsatzzahlen, Personalmangel, zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte, Notrufmissbrauch – um nur ein paar zu nennen. Besonders hervorheben muss man hier jedoch die Nutzung des Notrufs für Krankheitsbilder, die definitiv keine Notfallrettung benötigen. Hierfür gibt es die Nummer des ärztlichen Notdienstes: 116 117.

Was mache ich, wenn es dann doch passiert:

Wo befindet ihr euch?
Was ist geschehen?
Wie viele Verletzte?
Welche Art der Verletzungen?
Warten auf Rückfragen!

Keine Sorge: Falls ihr etwas vergesst oder unklar ist, kommen Rückfragen. Aus diesem Grund ist das Warten auf (potentielle) Rückfragen auch essentiell. Für den Fall, dass nach dem Auflegen noch Fragen kommen oder dem Personal etwas unklar ist, erhaltet ihr einen Rückruf von der Leitstelle.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Eine Liebeserklärung an das Sonntagsfrühstück

Eine Liebeserklärung an das Sonntagsfrühstück

Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Beitrag soll es um die Liebe zu Sonntagsfrühstücken gehen.

Sonntag. Für weniger gläubige Menschen der letzte Tag der Woche. Für gläubige Menschen der erste Tag der Woche. Für die meisten Menschen der Tag der Woche, an dem man vor verschlossener Supermarkttür steht. Der Großteil der arbeitenden Bevölkerung hat (im Normalfall) frei. Damit ist der Sonntag der Tag, an dem das Leben ein wenig herunterfährt. Der Tag, den man ein wenig mehr zelebrieren kann, zum Beispiel mit Ausschlafen und einem ausgedehnten Sonntagsfrühstück.

Das Besondere

Andere Wochentage bringen mehr Verpflichtungen mit sich. Am Sonntag ist man nicht gezwungen, irgendetwas zu machen. Dieser Drang, produktiv sein zu müssen, fehlt. Es ist einfach vollkommen legitim, sich an einem Sonntag mit einem Buch in der Hand an den Strand, aufs Sofa oder in eine Hängematte zu legen. Niemand schaut dich komisch an, wenn du sagst, dass du einfach NICHTS getan hast. Was soll man auch tun, wenn alles geschlossen hat?

Durch die gesetzliche Entschleunigung ist man schlichtweg gezwungen, selbst zu entschleunigen. Zumindest für ein paar Stunden. Von daher: einfach mal tiefenentspannt und langsam in den Tag starten.

Frühstück

Das Frühstück ist durchaus essentiell für einen guten Start in den Tag. Deswegen ist es sicher auch ein furchtbares Zeichen, dass ich meist ohne Frühstück aus dem Haus gehe. Ich habe schon oft versucht, mir das morgendliche Essen anzugewöhnen. Doch bereits während meiner Schulzeit habe ich das Frühstück geskippt. Ich bin morgens halb acht einfach nicht hungrig. Der Hunger kommt dann. Aber eben erst gegen neun oder halb zehn.

Wenn ich ausschlafen kann, stehe ich entsprechend schon leicht hungrig auf. Jackpot! Und dann ist doch so ein ausgedehntes Frühstück mit Eiern und gebratenem Bacon etwas Wunderbares. Der Geruch von frischen Brötchen. Das Knacken der Eierschale beim Aufschlagen. Das erhitzte Öl in der Pfanne. Brötchen, die noch warm sind, wenn man sie in die Hand nimmt. Alles ist so frisch und warm, und wenn man daran denkt, die Butter aus dem Kühlschrank zu nehmen, ist auch diese streichzart.

Alles auf den Tisch

Das Schönste ist, dass es keine Regeln gibt, was auf den Tisch kann. So ein Sonntagsfrühstück kann einfach alles beinhalten. Bei einem klassischen Sonntagsfrühstück denkt man vermutlich an Brötchen, Käse- und Wurstaufschnitt, Aufstriche, Eier und Orangensaft. Doch wie wäre es mit Pancakes? French Toast? Joghurt und Obst? Croissants? Porridge? Ja, auch Bratwürste funktionieren. Der Fanstasie sind keine Grenzen gesetzt. Die einzige Grenze stellt der eigene Magen dar und der Kopf. Die beiden müssen entscheiden, was letzten Endes in der Futterluke landet und wie viel der Körper verkraften kann.

Das perfekte Sonntagsfrühstück

Mein perfektes Sonntagsfrühstück besteht aus frischen Brötchen UND French Toast – so kann man zwei Scheiben Toast und ein Brötchen essen und hat am Ende The Best Of Both Worlds auf dem Tisch und im Magen. Pochierte Eier, die man sich dann auf das Brötchen legen kann und noch ein flüssiges Eigelb haben. Mit Butter natürlich. Frisches Obst, Gurke, ein paar Snack-Tomaties, ein wenig Joghurt, Avocado. Dazu dann noch ein guter Saft und vor allem: guter Kaffee. Diesen Sommer habe ich mir immer zum Sonntag einen leckeren Espresso mit meinem Bialetti gekocht. Auch das entschleunigt. Man wirft nicht einfach das Pulver in die Filtermaschine, sondern muss erstmal die Bohnen mahlen, das Pulver vorsichtig in das Bialetti füllen und dann warten, bis der Espresso auf dem Herd gekocht wurde. Man trinkt seinen Kaffee einfach anders.

Im Sommer darf dieses Frühstück viel zu gern auf dem Balkon, der Terrasse, irgendwo im Freien stattfinden. Im Winter logischerweise drinnen, am Küchentisch mit Kerzenduft und ganz wichtig: in gemütlichen Klamotten. Ich genieße es dabei immer, langsam essen zu können – kein Stress, keine Termine – nur das leckere Essen vor meiner Nase, von dem ich mir wieder viel zu viel auf den Teller gepackt habe. Gut, dass man sich nach einem ausgedehnten Sonntagsfrühstück auf das Sofa fallen lassen und verdauen kann.

Beitragsbild: David B Townsend auf Unsplash

Gamescom 2023: Next Level oder Game Over?

Gamescom 2023: Next Level oder Game Over?

Die Gamescom ist auch dieses Jahr wieder zurück und versorgte alle Videospiel-Fans mit den neusten Spielehits und zahlreichen Events. Vom 23. bis zum 27. August war das Messegelände in Köln geöffnet. Ob die Gamescom dieses Jahr überzeugen konnte und was es alles so zu sehen gab, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Level 1.1: Großes Comeback
Die Gamescom gilt als die größte Spielemesse der Welt und ermöglicht es allen Gamer*innen, einen Blick auf aktuelle wie auch zukünftige Spielehits zu werfen. Die Messe hat aber neben dem Antesten von Spielen noch sehr viel mehr zu bieten. Zu den weiteren Angeboten zählen unter anderem die Möglichkeit, alte Spieleklassiker in der Retro Area zu zocken, mit bekannten Influencer*innen zu connecten, mit Familie und Freund*innen in Gruppenevents jede Menge Spaß zu haben oder auch einfach nach Merchandise seines Lieblings-Franchises zu suchen.

Im Vergleich zu der US-amerikanischen Spielemesse »E3« hat sich die Gamescom bewährt und ihre Existenzberechtigung untermalt. Die E3 hat sehr unter den zahlreichen Absagen der Aussteller*innen gelitten, was im Endeffekt zur Absage der kompletten Messe führte. Während der Pandemie haben sich die verschiedenen Developer*innen und Publisher*innen selber etwas einfallen lassen müssen, um ihre Spiele zu bewerben, da die üblichen Messen, die normalerweise als beliebte Orte der Vermarktung galten, nicht stattfinden konnten. Infolgedessen rasselten nach den Corona-Jahren einige Absagen bei den Spielemessen rein. Die E3 konnte sich auch 2023 nicht von den Folgen der Corona-Pandemie erholen. Die Gamescom fand letztes Jahr das erste Mal wieder statt und konnte trotz Abstinenz mehrerer großer Aussteller*innen wieder einen mäßigen Erfolg vorweisen. Auch dieses Jahr sind immer noch nicht alle Big Player wieder am Start gewesen, aber einige feierten ihr Comeback auf Deutschlands größter Spielemesse.

Auf ganzen 230.000 Quadratmetern mit Austeller*innen aus 63 verschiedenen Ländern zeigten bekannte Namen wie Nintendo, Microsoft/Xbox, Ubisoft, Bandai Namco und Aerosoft an ihren Ständen ihre neuste Spielehits. Sony und EA sind nicht mit eigenen großen Ständen vertreten gewesen, sondern nur mit kleinerer Präsenz an den Standorten anderer Aussteller*innen.

Level 1.2: Die Lineups der Aussteller*innen
Wie jedes Jahr wurde die Gamescom mit der Opening Night am 22. August eingeleitet. Geoff Keighley, den viele bestimmt von den Game Awards und dem Summer Game Fest kennen, moderierte den Abend in Begleitung von Jasmin »Gnu«. Im Verlauf des Abends wurden Ankündigungen zu neuen Spielen und auch Trailer zu bereits erschienen Anwendungen gezeigt. Thematisch wurden dabei nur Spiele in den Fokus gerückt, die auch in irgendeiner Art und Weise auf der Gamescom vertreten gewesen sind. So gab es unter anderem einen Blick auf die kommende zweite Season von Diablo 4 oder auch neue Szenen zum Fighting-Game Tekken 8 und auch neue Informationen zum DLC von Cyberpunk 2077 »Phantom Liberty«. Mit Little Nightmares 3 wurde zudem ein Sequel für die populäre Horrorspiel-Reihe angekündigt, bei dem man sich nun erstmals auch im Koop-Modus durch die angsteinflößenden Level wagen kann.

Am 23. August startete die Gamescom dann offiziell mit dem Presse- und Fachbesuchstag. Einen Tag später sollten dann auch Privatbesucher*innen Zutritt zur Messe erhalten. Wie vorhin bereits angekündigt, war die Gamescom dieses Jahr größer denn je und dies spiegelte sich auch in der Größe der Stände wieder. Alleine Xbox überzeugte mit dem wahrscheinlich größten Stand aller Zeiten. Zusammen mit Bethesda konnte Xbox vor allem mit Spielen wie Starfield und dem Cyberpunk-DLC Phantom Liberty überzeugen. Beides wird im September released werden und die Gamescom konnte nochmal einen Vorgeschmack für die Spiele liefern. Auch Mortal Kombat 1 zog viel Aufmerksamkeit auf sich, da die Community sehr gespannt auf den Reboot der Kampfspielreihe ist. Ebenfalls zu erwähnen ist der bald erscheinende postapokalyptische-Koop-Shooter Synced, der von einigen schon als zukünftige Konkurrenz für das altbekannte und immer noch sehr beliebte Destiny angesehen wird. Der Aussteller Xbox lieferte ein massives Angebot an Spielen an seinem Stand, wovon der Großteil auch noch dieses Jahr rauskommt. Einen Bonuspunkt bekommt Xbox ebenfalls für die barrierefreie Umsetzung des Standes. Dieser war nämlich rollstuhlgerecht und zudem mit sehr viel Personal ausgestattet, welches Personen mit Einschränkungen zur Hilfe stehen sollte.

Bandai Namco überraschte bereits bei der Opening Night mit der Ankündigung eines neuen Ablegers der Little Nightmares-Reihe. Die Reihe vollzog einen Entwicklerwechsel und wird nun von dem Horror-Experten Supermassive Games entwickelt. Der Gameplay-Trailer ist leider der einzige Vorgeschmack, den man auf das Spiel bekommen konnte. Es gab zwar einen Stand zur Bewerbung des Spiels, aber anspielbar war der neuste Teil der Horror-Reihe noch nicht auf der Messe. Mit Tekken 8 und dem am 25. August frisch erschienen Armored Core VI: Fires of Rubicon hatte Bandai Namco aber noch zwei nennenswerte Hochkaräter im Gepäck mit dabei. Fires of Rubicon erntete sehr positive Bewertungen auf Steam und ebenfalls einen repektablen Score von 86 auf metacritic und zog somit auch einiges an Interesse auf der Gamescom auf sich.

Nintendo brachte mit The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom und Pikmin 4 zwei Switch-Neuheiten aus diesem Jahr mit auf die Gamescom. Zudem waren aber auch sehr viele bekannte Erfolgsschlager wie Super Mario 3D World, Super Smash Bros. Ultimate oder auch Mario Kart 8 Deluxe mit am Start. Mit Everybody 1-2-Switch und ein paar Spielen von anderen Studios, unter anderem Sonic Superstars oder Just Dance 2024, gab es aber auch eine gute Menge noch unveröffentlichter Spiele. Das ausgefallene und abwechslungsreiche Bühnenprogramm, bestehend aus Community-Aktionen, Gewinnspielen und auch diversen Turnieren in Splatoon 3 oder Super Smash Bros. Ultimate, schaffte aber einen guten Ausgleich zu dem Mangel an wirklich großen neuen Spielehits.

Neben den verschiedenen Ständen der Aussteller*innen und der Möglichkeit, neue Spiele anzuspielen, hatte die Gamescom auch dieses Jahr wieder einiges mehr zu bieten. Von Auftritten diverser Creator*innen und Influencer*innen an diversen Ständen in der Entertainment Area bis zu Lasertag-Arenen, jeder Menge Familien- und Gruppen-Events oder auch die Möglichkeit, alte Spieleklassiker zu spielen. Die Gamescom war dieses Jahr wirklich in allen Belangen größer. Aufgrund dessen, dass Austeller wie Sony abgesagt haben oder Nintendo beispielsweise keines der großen und noch nicht erschienen antizipierten Spiele präsentiert hat, fehlte ein bisschen etwas. Die Lücke, die durch den Mangel der Präsenz wirklich großer Spielehits entstanden ist, wurde clever mit anderen Events gestopft. So konnte die Gamescom dieses Jahr knapp 320.000 Leute begeistern, was nochmal mehr als die Besuchszahl des letzten Jahres ist und somit den Return der größten Videospielmesse der Welt bestärkt.

Level 1.3: Gaming und Politik?
Am 24. August fand zudem der Gamescom Congress statt, bei dem man als Fachbesucher*in die Möglichkeit hatte, sich diverse Vorträge zu Themen aus der Videospiel-Branche zu widmen. Den krönenden Abschluss des Kongresses bildete das sogenannte Debattle Royale. Dabei handelte es sich um eine Debatte ausgewählter Politiker*innen zu Themen der Gaming-Branche. Auf dem Podium diskutieren in diesem Jahr: Franziska Giffey (Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe und SPD-Landesparteivorsitzende), Nathanael Liminski (Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei, CDU), Emily Büning (Bundesgeschäftsführerin, Bündnis 90/Die Grünen) und Bijan Djir-Sarai (Generalsekretär, FDP).

Moderiert wurde die Debatte von Kim »Freiraumreh« Adam und Maxim Markow. Während der Debatte wurden mehrere Themen abgehandelt. Das Thema Geld und die Finanzierung wie auch Investitionen in die Game-Branche wurde dabei zuerst angesprochen. Nach der Einführung eines Förderungssystems für die Branche im Jahr 2020 scheinen die Fördermittel nun schon aufgebraucht zu sein. Deutschland hängt im Vergleich zu anderen Ländern wie Frankreich oder Kanada um einiges zurück, was die langfristige Finanzierung der Game-Branche angeht. Andere Länder haben nämlich schon sehr viel früher angefangen, das Potential der Videospiel-Industrie zu sehen, und haben dahingehend auch kluge Konzepte erarbeitet, um Entwickler*innen ihre Arbeit zu erleichtern. In Deutschland muss hingegen immer wieder gefragt werden, wo das Geld zur Finanzierung überhaupt herkommen soll. Die Politiker*innen äußerten sich überwiegend unterstützend zu diesem Thema. Bijan Djir-Sarai betonte die Wichtigkeit von Planungssicherheit, um die Branche auch in Zukunft zuverlässig mit Geld versorgen zu können, wies aber auch auf die derzeitige wirtschaftliche Situation im Land hin. Nathanael Liminski bemängelte den Stand der Dinge und wünscht sich mehr Unterstützung und Taten vonseiten der Politik, um für mehr Geld zu sorgen. Emily Büning sprach die Wichtigkeit an, in Zeiten wie diesen in zukunftsorientierte Sektoren zu investieren, wozu die Spiele-Branche in jedem Fall zählt. Zu den weiteren Themen zählten unter anderem Berufe in der Gaming-Welt und Inklusion in und beim Spielen von Games.

Es wurde unter anderem eingegangen auf die Unattraktivität von Deutschland als Ausbildungsstandort für Berufe in der Gaming-Welt. Die fehlende Existenz einer richtigen Game-Universität in Deutschland ist dabei beispielsweise ein Kritikpunkt gewesen. Mögliche angesprochene Lösungsvorschläge während der Debatte waren dabei zum einen die Schaffung von mehr Role Models in der Szene (vor allem für Frauen), um sich mehr berufen zu fühlen, eben in dieser Szene aktiv zu werden. Auch die frühe Ansprache bereits in der Schule wurde genannt.

Level 1.4: Letzte Worte
Für die Gamescom war das nun mittlerweile das zweite Jahr nach der Corona-Pandemie, in dem die Messe wieder in Präsenz stattfand. Und man kann nach den anfänglichen Zweifeln nun ganz klar sagen, dass sich die Gamescom bewiesen hat und somit auch komplett zu Recht seinen Ruf als größte Videospielmesse der Welt verteidigt hat. Viele Menschen waren aufgrund des eher traurigen Endes für die E3 skeptisch, aber die Kölner Videospielmesse hat es besser gemacht und sitzt wieder so fest im Sattel wie vor der Pandemie. Nachdem die Austeller*innen im letzten Jahr noch etwas zurückhaltend waren, sind 2023 wieder mehr von ihnen anwesend gewesen. Die Veranstalter*innen der Gamescom haben zudem einen guten Job gemacht, neben den Aussteller*innen auch für eine Vielzahl an anderweitigen Events zu sorgen. Die Gamescom hat den zweiten Härtetest nach der Pandemie bestanden und verspricht jetzt schon einiges für das kommende Jahr.

Beitragsbild: Lucas Hohmeister