von moritz.magazin | 17.01.2014
Seit einiger Zeit begegnet man auf den drei Stationen der inneren Medizin im Greifswalder Uniklinikum am Nachmittag Damen in lindgrüner Kleidung, die weder Schwestern noch Ärztinnen sind. moritz hat nachgeschaut, um was für Menschen es sich dabei handelt.
Von: Juliane Stöver
Eine Grüne Dame bei der Arbeit.
Wer jemals einige Zeit im Krankenhaus verbringen musste, kennt das: Ärzte und Pflegepersonal sind im Stress, für persönliche Dinge ist keine Zeit. Schlimm, wenn dann auch noch die Verwandten nicht vorbeischauen können. Deswegen gibt es in immer mehr Krankenhäusern das Projekt der „evangelische Krankenhaushilfe e.V.“. Dabei handelt es sich um einen ökumenischen Verein auf Bundesebene, in dem Ehrenamtliche – die „Grüne Damen und Herren“ genannt werden, weil sie lindgrüne Kittel tragen – die Patienten unterstützen, indem sie kleine Besorgungen für diese erledigen oder ihnen einfach zuhören, wenn die Patienten jemanden zum Reden brauchen. Seit April letzten Jahres gibt es eine Gruppe „Grüner Damen“ auch an der Universitätsmedizin in Greifswald. Derzeit arbeiten nachmittags 16 Ehrenamtliche auf den drei Stationen für Innere Medizin (INM), wo sie tägliche Besuche tätigen.
Erfahrung, die bereichert
Doch der Einsatzbereich könnte auf weitere Stationen ausgeweitet werden, wenn sich genügend Freiwillige finden, so Rainer Laudan von der Krankenhausseelsorge, der sich um die Koordination der ehrenamtlichen Mitarbeit kümmert. Momentan gebe es nicht genügend Ehrenamtliche und der Bedarf sei auf diesen Stationen am größten. Die Finanzierung verläuft dabei über den Verein „Freunde und Förderer des Universitätsklinikums Greifswald e.V.“ in Form von Spenden, die für Fahrtkosten und andere Aufwandsentschädigungen, Weiterbildungen, die grüne Kleidung und die Anwerbung neuer Mitwirkenden verwendet werden. Der Verein und besonders der Vorsitzende Doktor Gunter Jess sind auch verantwortlich für die Gründung der Gruppe in Greifswald gewesen. Dieser hatte die Idee, in Kooperation mit dem Vorstand des Klinikums das Projekt in Greifswald zu integrieren. Die Grünen Damen selbst werden zwar nicht bezahlt, dennoch sei ihre Arbeit „eine Bereicherung an Erfahrung“, erzählt Antanina Plamann, eine der „grünen Damen“, die seit September immer dienstagnachmittags auf der Station INM-13 anzutreffen ist. Sie selbst suchte gezielt nach einem Ehrenamt, als sie nach Greifswald gezogen ist, Schließlich ist es ihr wichtig, Menschen zu helfen. Sie selbst war selbst bereits in einer Situation, wo sie auf Hilfe angewiesen gewesen war.
Da sie ein kommunikativer Mensch ist, der bereits viel mit Menschen gearbeitet hat, und kein Problem damit hat, auf Menschen zuzugehen, empfinde sie ihre Arbeit im Krankenhaus nicht als Belastung, auch wenn sie weiß, dass sie nicht immer etwas tun kann, wenn Menschen im Krankenhaus Probleme haben. Vielmehr helfe sie sehr gerne, auch wenn es manchmal schwierig sei, an manche Patienten „heranzukommen“ und ihnen klar zu machen, dass man sich nicht aufdrängen, sondern ihnen helfen möchte. Dabei ist es vor allem wichtig, ein besonderes Feingefühl für die Menschen und eine gewisse Menschenkenntnis zu besitzen. Auch ein wenig Mut ist nötig, da die Damen nie wissen können, was sie erwartet, da jede Situation anders ist. Zwar gibt es derzeit noch keine spezielle Schulung, doch werde dies im Frühjahr auch ermöglicht, um es Neueinsteigern zu erleichtern, Kontakt mit den Patienten aufzunehmen und diesen zu helfen.
Dass Plamann ihr Ehrenamt sehr schätzt, ist ihr deutlichanzusehen, als sie schildert, wie sie es schaffte, einem verschlossenen und schlecht gelaunten Patienten durch ihre offene und lebensfrohe Art ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Oder als sie berichtet, wie ein Patient sie gefragt hat, ob sie am nächsten Tag wiederkomme. Das war zwar nicht der Fall, da jede „Grüne Dame“ ihren eigenen Arbeitstag hat, doch es zeigt, dass die ehrenamtliche Arbeit von vielen Patienten gut aufgenommen wird. Obwohl es auch vorkommt, dass die angebotene Unterstützung abgelehnt wird und Patienten keinen Besuch wünschen. Auch von den Ärzten und Schwestern werde die Unterstützung geschätzt. Eine der Hauptaufgaben der Ehrenamtlichen ist es, den Patienten moralische und psychologische Unterstützung zu bieten, ihnen zuzuhören, wenn sie Kummer oder Probleme haben und ihnen so den Aufenthalt ein wenig leichter zu machen. Dabei können durchaus mehrstündige Gespräche entstehen, in denen nicht nur den Patienten geholfen werden kann, sondern nicht selten auch die Grünen Damen einen Rat erhalten oder etwas über sich selbst lernen können.
Dienstagnachmittag auf der INM-13
Wenn Antanina Plamann die Station betritt, geht sie immer zuerst ins Schwesternzimmer, um sich ins Dienstbuch einzutragen, was damit zusammenhängt, dass die Grünen Damen über den Verein „evangelische und ökumenische Krankenhaushilfe e.V.“ versichert sind. Dann fragt sie bei den diensthabenden Schwestern, ob es an diesem Tag etwas Besonderes zu beachten gibt oder ob einige Patienten speziell Unterstützung benötigen beziehungsweise besser nicht gestört werden. Daraufhin dreht Plamann ihre Runde über die Station, fragt die Patienten nach ihrem Befinden und unterhält sich mit denen, denen es schlecht geht oder die Gesellschaft brauchen. Ihre Arbeitsstunden richten sich danach, wie lange diese Gespräche dauern und was es sonst noch zu tun gibt, wie Patienten zu Untersuchungen begleiten oder ihnen etwas aus der Cafeteria, dem Kiosk oder Blumenladen holen. In der Regel arbeitet eine Grüne Dame oder ein Grüner Herr mindestens vier Stunden die Woche. Doch manchmal dauern Gespräche sehr lange und wenn die Gesellschaft so gut ist, bleibt Plamann auch etwas länger. Das macht ihr auch nichts aus, denn die Arbeit auf der Station erfülle ihr Leben und gebe ihr sehr viel. Es helfe ihr, ihr eigenes Leben mit anderen Augen zu sehen, sich darüber zu freuen, dass sie gesund ist „lachen, tanzen, singen kann“, wenn sie bedenkt, dass „andere nicht mal die Hälfte“ können. Auch mit ihren Kolleginnen verstehe sie sich sehr gut. Einmal im Monat gibt es ein gemeinsames Treffen von allen Grünen Damen, die am Universitätsklinikum arbeiten, und den Verantwortlichen. Dabei geht es dann vor allem um die Zusammenarbeit auf den Stationen, sehr schnell aber auch um Privates, was dazu führt, dass Freundschaften geschlossen werden und alle Ehrenamtlichen untereinander bereits per du sind. Die Weihnachtsfeier im letzten Dezember hat ebenfalls dazu beigetragen, das Team zu festigen.
Weitere Unterstützung erwünscht
Neue Mitglieder unter den Ehrenamtlichen sind immer gerne gesehen. Einen großen Zuwachs brachte bereits eine Veröffentlichung in der Ostsee-Zeitung. Damals hatten sich 22 Damen gemeldet. Wer Interesse hat, kann sich entweder bei Herrn Laudan oder Herrn Dr. Jess melden, denn noch immer besteht großer Bedarf an der Arbeit der Grünen Damen. Wobei es natürlich auch Männern möglich ist, mitzumachen. Jeder, der anderen Menschen helfen möchte, könne sich beteiligen, unabhängig von Lebenshintergrund, so der Krankenhausseelsorger.
Der erste Tag sei immer der schlimmste, weiß Frau Plamann. Aber mit jeder Erfahrung und durch den Austausch mit anderen Ehrenamtlichen, den Schwestern und den Verantwortlichen von der Krankenhausseelsorge lernt man, wie man die Arbeit am besten bewerkstelligt. Frau Plamann kennt „ihre“ Station inzwischen, kennt die Mitarbeiter und Abläufe. Selbstsicher bewegt sie sich zwischen den Zimmern, scherzt mit den Pflegern und Patienten und genießt ihre Arbeit, die ihr so viel bedeutet. „Aber“, so meint sie, „wenn wir 88 wären, wäre es noch schöner.“
Foto: Juliane Stöver
von moritz.magazin | 17.01.2014
Die Neuwahlen der studentischen Gremien stehen an – Zeit auf die vergangene Legislatur des Studierendenparlamentes zurückzublicken und ein Urteil zu fällen. Das Haushaltsdefizit, der Massenrücktritt des Allgemeinen Studierendenausschusses, die Debatte um das Wassertrinken in der Bibliothek und die neugegründete Hochschulgruppe der Partei DIE PARTEI sind nur einige Themen, mit denen sich die Parlamentarier beschäftigt haben.
Von: Natalie Rath & Anne Sammler
AStA vs. StuPa hieß es Anfang der Legislatur.
Zu Beginn der Legislatur sah alles nach einem perfekten Start aus: Bereits in der konstituierenden Sitzung am 09. April 2013 wurde das Präsidium des Studierendenparlaments (StuPa) zum wiederholten Male mit Milos Rodatos und seinen zwei Stellvertretern, Lilli Valeska Niemann und Juliane Harning, voll besetzt und daran hat sich bis jetzt auch nichts geändert. Der übliche Verschleiß von StuPistenämtern ist beinahe nicht der Rede wert und doch musste Mitte des Jahres ein schmerzlicher Verlust hingenommen werden: Dauer-StuPist Christoph Böhm verlies Greifswald und gab damit sein Amt auf. Ob seine Abwesenheit mit den geringen Satzungsänderungen in dieser Legislatur korreliert? Man weiß es nicht.
Eine durchaus erfreuliche Neuigkeit gab es dieses Jahr: Ein Hochschulgruppenableger der Partei DIE PARTEI hat es nicht nur geschafft, Fuß in Greifswald zu fassen, sondern marschierte auch direkt in das StuPa. Neu-StuPistin Luise Zubeck trat dieser Hochschulgruppe nach ihrer Wahl bei. Wie langweilig wäre doch die eine oder andere Sitzung ohne diese Hochschulgruppe gewesen. So wurden unter anderem Versuche unternommen, das längste deutsche Wort wieder nach Mecklenburg-Vorpommern zu holen, der Universitätsleitung wurde vorgeschlagen, den heimatlosen Club 9 in der Universitätsaula anzusiedeln und der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) sollte beauftragt werden, arndtkritische Germanenpässe auszuteilen. Aber auch die ernsten Themen liegen diesen politischen Neulingen am Herzen. Schließlich wurde aus ihrer Initiative heraus erneut eine Arbeitsgruppe (AG) „Arndt“ einberufen. Das Jahr des 80jährigen Jubiläums zur Universitätsnamensgebung schien kein Interesse in der Studierendenschaft geweckt zu haben, daher schiebt diese AG die Diskussion um den Namensgeber wieder an.
Dass Neuerungen nicht immer etwas Gutes sein müssen, bewies das StuPa spätestens im September selbst: Sie schafften es tatsächlich, eine Sitzung in der vorlesungsfreien Zeit einzuberufen. Ob diese Sitzung nun wirklich unverzichtbar war, soll an dieser Stelle nicht bewertet werden.
In der Legislatur traten sieben StuPisten zurück.
AStA-Diebstahl noch immer ungeklärt
Den Beginn der Legislatur überschattete ein mysteriöser Diebstahl aus dem Tresor des AStA. Anfang Mai stellte man fest, dass 1 300 Euro fehlten. Die Ermittlungen sind bis heute erfolglos geblieben. Das StuPa glich die gestohlene Summe mit Geldern der Studierendenschaft aus. Ebenfalls Anfang Mai entschied sich nahezu der komplette AStA zum Rücktritt. Aus einem symbolischen Schritt wurde wohl das Beste, was dem AStA hätte passieren können: Im Parlament wurde dieser im Frühjahr komplett neu gewählt und durch diesen Neustart ein recht kompetentes Team zusammengestellt.
Im Frühjahr des letzten Jahres wurde ein neuer Punkt eingerichtet, der am Anfang einer jeden Sitzung abgehalten wird: Fragen und Anregungen aus der Studierendenschaft. Gedacht war er zur besseren Verständigung der Studierendenschaft mit den Parlamentariern. Studenten sollten mit ihren Problemen und Ideen direkt in das hohe Haus kommen. Genutzt wurde diese Möglichkeit im letzten Jahr nur ein einziges Mal von der Hochschulgruppe DIE PARTEI, die StuPist Christoph Böhm für sein Engagement bei der Sommervollversammlung lobten und ihm eine Ehrenmitgliedschaft anboten. Dieser lehnte ab.
Eine große Diskussion wurde auch vom Zaun gebrochen, als das Parlament darüber entschied, ob die Wintervollversammlung für die Demonstration in Schwerin genutzt werden dürfe. Sie wurde instrumentalisiert um zu gewährleisten, dass alle Studenten frei bekamen und mit nach Schwerin hätten fahren können. Einige StuPisten merkten an, dass das nicht der Sinn einer Vollversammlung sei und dass man diese missbrauche. Obwohl es offiziell immer die Bestrebungen nach einer zusätzlichen „richtigen“ Wintervollversammlung gab, wurde ein Antrag dazu gerade erst abgelehnt. Direkte studentische Mitbestimmung wurde in diesem Semester also klein geschrieben.
Für die jährliche StuPa-Statistik konnten erneut nicht alle Protokolle mit einbezogen werden. Gerade einmal die Protokolle bis Ende Oktober wurden vom Präsidium öffentlich zugänglich gemacht. Für einen aktuelleren Rückblick wird es sich also lohnen, auch einen Blick auf den webMoritz zu werfen.
Mehr Überstunden als im Vorjahr
Vergleicht man die Statistik des jetzigen StuPa mit der des letzten, darf festgestellt werden, dass sich manches wohl nie ändern wird: Erneut waren durchschnittlich nur 22 StuPisten (von insgesamt 27 Sitzen) pro Sitzung anwesend. Das StuPistenamt ist offenbar eine äußerst schwierige Aufgabe. Für die 17 Sitzungen (vier davon waren außerordentlich) durchschnittlich 4 ½ Stunden aufzubringen, scheint schlicht unmöglich. Die Überstunden, resultierend aus den Sitzungsverlängerungen nach 24 Uhr und ohne außerordentliche Sitzungen, sind im Vergleich zur letzten Legislatur von sechs auf fast neun Stunden angewachsen. Der heutige Stupist scheint seinen Diskussionsfreiraum zu schätzen. Am redseligsten waren die üblichen Verdächtigen: Erik von Malottki, Alexander Wilhelm Schmidt, Marco Wagner, Christoph Böhm und auch StuPa-Präsident Milos Rodatos waren alles andere als wortkarg.
85 inhaltliche und finanzielle Anträge hat das StuPa beschlossen.
Hoch anrechnen kann man dem jetzigen Stupa jedoch, dass sie mehr oder weniger dafür verantwortlich sind, ein hochbeliebtes Dauerthema beendet zu haben: Wassertrinken in der Universitätsbibliothek (UB). In der Vergangenheit wurden dazu Anträge hochschulgruppenübergreifend vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten bis zu den Jungsozialisten gestellt. Und nach dem gefühlt tausendsten symbolisch gefassten Beschluss zu diesem Thema darf seit diesem Jahr nun endlich die Flasche Wasser in der UB mit zum Arbeitsplatz genommen werden.
Das Hauptthema der jetzigen Legislatur ist das Haushaltsdefizit, das der Universität ab diesem Jahr droht. Dazu informierte Milos regelmäßig über Fortschritte oder Rückschläge. Als Vertreter der Studierendenschaft sollte man meinen, dass die StuPisten auch bei den zahlreichen vom AStA organisierten Protestaktionen zugegen sein sollten. Jedoch waren bei solchen Veranstaltungen immer nur eine handvoll Parlamentarier anzutreffen. Ganz vorne dabei natürlich Milos, Erik und Marco sowie Martin Grimm.
Am 15. Oktober 2013 rief das hohe Haus die AG „Demo“ ein. Diese sollte die anstehende Demonstration in Schwerin gegen das Haushaltsdefizit organisieren und Protestler mobilisieren. Die AG traf sich in dem Zeitraum zwischen Oktober und Dezember ganze sechs Mal, vier davon noch vor der Demonstration am 05. November. Auch bei dieser AG war die Teilnahme von StuPisten eher dürftig.
Rund 19 000 Euro haben die StuPisten für Finanzanträge ausgegeben.
Generell waren die letztjährigen StuPisten mit Arbeitsaufträgen für den AStA sehr schnell bei der Hand. Wenn es dann aber um ihr eigenes Engagement ging, hielten sie mit ihrem Enthusiasmus gern hinterm Berg und hatten keine Zeit für weitere Treffen außerhalb der Sitzungszeit.
Ignorante Kanzlerin
Vernetzt hat sich die Studierendenschaft auch in diesem Jahr. Gleich mehreren Zusammenschlüssen ist sie beigetreten. Im Frühjahr 2013 wurde der Beitritt zum „freien zusammenschluss von studentInnenschaften“ (fzs) stark diskutiert. Beigetreten sind sie in Form einer Fördermitgliedschaft. Sichtbare Früchte getragen hat diese Entscheidung jedoch noch nicht. Ein erfolgreicherer Beitritt war wohl der zum Bündnis „Bildung braucht…“. Eigentlich vom AStA Kiel initiiert, schien es Ende des Jahres eher, als habe der AStA Greifswald das Projekt übernommen. Allein über 1 700 der Unterschriften kommen aus der Hansestadt. Im Wahlkampf des letzten Jahres sah man Erik von Malottki mit den gesammelten Unterschriften des Öfteren bei der Kanzlerin abblitzen. Man stellt also fest: Wie immer wurde viel beschlossen, noch mehr diskutiert und auch protestiert. Am Ende ist die Universität jedoch immer noch in einer millionenschweren Krise, das StuPa hat es wieder nicht geschafft, sich der breiten Studierendenschaft näher zu bringen – zum wiederholten Male haben sich nur knapp 30 Studenten für 27 Plätze aufstellen lassen – und den meisten Studierenden ist es wohl noch immer absolut egal, was so alles jeden zweiten Dienstagabend besprochen wird. Eigentlich schade.
Foto: privat
von moritz.magazin | 17.01.2014
Fast täglich wurden wir in den letzten Wochen über den Gesundheitszustand des bei einem Sportunfall verunglückten Michael Schumacher informiert. Der Unfall überlagerte zeitweilig in der Öffentlichkeit ganz andere Ereignisse, die doch eigentlich einen deutlich größeren Nachrichtenwert haben müssten. Die CSU hetzt, um bei bayerischen Rechtspopulisten und einer Hand voll überlebenden NS-Kriegsverbrechern bei den Kommunalwahlen Stimmen zu fangen, gegen Bürger aus Rumänien und Bulgarien. Seehofer warnt vor angeblichen Sozialschmarotzern aus diesen Ländern. Eine solche Rhetorik gab es in der Vergangenheit bereits. Damals war es der angebliche „jüdische Bolschewismus“, der als Übel angesehen wurde. Pfarrer Wachsmann aus Greifswald bot diesen menschenfeindlichen Auffassungen die Stirn. moritz hat sich in diesem Heft dem Greifswalder Widerstandskämpfer gewidmet. Selbstverständlich gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Seehofer und der NS-Zeit. Doch zeigen die Ausfälle Seehofers und der CSU, wie fest Rassismus und Nationalismus noch in zahlreichen Köpfen verankert zu sein scheint. Allerdings gibt es auch noch eine andere Nachricht, die uns hätte aufhorchen lassen müssen: Die frischgebackene Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen möchte für den Afghanistan-Einsatz Kampfdrohnen anschaffen. Nur, sollte die Bundeswehr nicht ab 2014 abziehen? Warum werden dann einhundert Jahre nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges neue Waffensysteme für eine effizientere Kriegsführung angeschafft? Das traurige Jubiläum des ersten Weltkrieges hat bislang noch keine besondere Beachtung gefunden. moritz behandelt in diesem Heft eben dieses Thema.
Marco Wagner
Ganz unabhängig davon wird sich in diesem Heft auch mit der Großen Koalition auseinander gesetzt. Es wird beleuchtet, was die neue Koalition für die Universitäten und Hochschulen bringen wird. Das immer noch nicht gekippte Kooperationsverbot, das besagt, dass Bildung ausschließlich Ländersache sei, stellt alte und neue Dekane der Greifswalder Universität weiterhin vor Herausforderungen. Sicherlich wird die Frage, wie die Leiter der Fakultäten bisher damit umgegangen sind, bei den bevorstehenden Dekanatswahlen eine Rolle spielen. Gewählt werden jedoch nicht nur die Dekane der Fakultäten. Auch der Senat, Fakultätsrat und das Studierendenparlament (StuPa) sowie die Fachschaftsräte werden neu gewählt. Lest, wie sich die Arbeit des StuPa im vergangenen Jahr gestaltete. Wem das jetzt zu Beginn des neuen Jahres gleich ein bisschen zu viel Politik und politische Geschichte ist, der oder die kann auch einfach zu unserem Kulturteil springen oder er liest einfach ein paar „Liebesbriefe an meinen Stadtteil“.
Das Heft als pdf-Datei findet ihr hier.
von moritz.magazin | 12.12.2013
Vor über einem Jahr stieß die Landesregierung eine Reform der Theater- und Orchesterstrukturen in Mecklenburg-Vorpommern an. Nach den Wünschen von Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) sollte es sogar zum Ende des letzten Jahres eine Entscheidung bezüglich der Umgestaltung geben. Auf diese wartet man aber immer noch.
Das halte ich für völlig unrealistisch.“ So reagierte der Intendant des Theaters Vorpommern, Dirk Löschner, im November 2012 auf die Pläne der Landesregierung, bis zum Ende des Jahres eine Entscheidung über den Fortbestand der Theater gefällt zu haben. Inzwischen ist ein Jahr vergangen und in den Verhandlungen hat sich etwas getan.
Das Land möchte die Theater und Orchester zusammenlegen, um Geld einzusparen. Dazu ließ es von einer Managementberatung neun Modelle entwickeln, wie die Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern in Zukunft aussehen könnte (moritz berichtete im Heft 102). Im November einigte man sich auf zwei Modelle, die weiter verfolgt werden sollten: Beim ersten Modell sollen zwei Staatstheater gebildet werden; die Häuser in Schwerin und Rostock sowie Greifswald/Stralsund und Neubrandenburg/Neustrelitz würden miteinander fusionieren. Beim zweiten Modell würden jeweils nur die Musiktheatersparten zusammengelegt. Die kleineren Theater in Anklam, Güstrow, Parchim und Wismar müssen auch einsparen, sind aber von Zusammenschlüssen nicht betroffen. Die beiden Modelle wurden den Trägern der Theater vorgelegt, sodass diese sich entscheiden konnten, ob sie mit den Varianten einverstanden sind, beziehungsweise welche Änderungen sie als wünschenswert erachten.
Rostock stellt sich gegen Fusion mit Schwerin
Die Kunstschaffenden und die Träger der Theater heißen die Modelle aber nicht unbedingt gut. So schwelt seit Anfang des Jahres ein Streit zwischen der Hansestadt Rostock und dem Kultusministerium. Die Rostocker Bürgerschaft, die im März darüber zu entscheiden hatte, stellte sich gegen eine Fusion. Sie suchen nach einer Variante, bei der die Autonomie des Theaters weitestgehend erhalten bleibt. „Wenn es dem Minister nicht gelingt, die wesentlichen Partner eines solchen Projektes an einen Tisch zu bekommen, wie soll das dann erst später laufen? Der Stil des Ministers zerstört die Grundlage für eine produktive und konstruktive Zusammenarbeit“, sagte Stefan Rosinski, der Chef des Volkstheaters dem Norddeutscher Rundfunk im März diesen Jahres. „Das wird die Rostocker darin bestärken, hier einen eigenen Weg zu gehen.“
In Greifswald wurde im Februar auf einer Bürgerschaftssitzung ein erster Entwurf vorgelegt, der die Vorraussetzungen für eine Neustruktur der Theater im Osten des Landes zum Inhalt hatte. Schon damals schafften es die Vertreter der Theaterträger, an einem Tisch zu sitzen und über ein gemeinsames Grundlagenpapier zu beraten. Allerdings musste dieses durch die Ablehnung durch Rostock an die veränderte Situation im westlichen Teil des Landes angepasst werden. Anfang November wurde nun erneut ein Konzept für die Grundlagen vorgelegt. Wichtig ist, dass bei ausbleibenden Änderungen der Theaterstrukturen im Westen des Landes die Häuser im Osten keine Nachteile davontragen. Nun soll die Managementberatung mit den Trägern und dem Land die Konzepte des Landesorchesters beziehungsweise des Staatstheaters weiterentwickeln, damit später entschieden werden kann, welches Konzept von allen Beteiligten bevorzugt wird.
Nachdem eine Fusion zwischen Schwerin und Rostock nicht mehr verhandelt wird, soll nun ein Staatstheater Mecklenburg aus den Standorten Schwerin und Parchim hervorgehen. Im Juli 2013 gab es erste Gespräche, im August machte das Land das Angebot, zu dem Brodkorb erklärte: „Mit dem vorliegenden Angebot geht das Land weit über sein bisheriges Engagement hinaus. Zum ersten Mal seit 1990 erklärt das Land seine Bereitschaft, in die Trägerschaft von Theatern einzutreten.“ Allerdings sei dies an bestimmte Bedingungen geknüpft. Das Land sei bereit, in anderen Landesteilen ähnliche Angebote zu machen, jedoch müssen die Theater und Träger den Willen zeigen, ihre Struktur zu reformieren. Dies kritisiert der kulturpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Torsten Koplin, aufs Schärfste: „An den Anfang der Reformbemühungen hatte die Landesregierung einen tatsächlich notwendigen Dialog gestellt. Nunmehr schwingt selbst der Regierungschef alleinig die Finanzkeule als Druckmittel.“ Die Linksfraktion hatte im Frühjahr dieses Jahres ein eigenes Konzept vorgelegt, welches jedoch vom Landtag abgewiesen wurde.
Innerhalb des letzten Jahres gab es bezüglich der Theaterstrukturen viele Debatten, bei denen auch der Ton schon mal etwas schärfer wurde. Ein Ende ist aber noch nicht in Sicht. Jetzt müssen erst einmal die Konzepte für den Osten des Landes mit Greifswald/Stralsund und Neustrelitz/Neubrandenburg sowie für Rostock abgewartet werden.
Ein Text von Katrin Haubold mit einer Karikatur von Martin Grimm.
von moritz.magazin | 12.12.2013
Axinia Suchanek hatte eine ausgefallene Idee: Sie wollte die Ostsee mit dem Fahrrad umrunden. Inzwischen ist ihr Traum Wirklichkeit geworden und sie ist wieder nach Greifswald zurückgekehrt.
Das alte Ortseingangsschild von St. Petersburg.
Um Gottes Willen, Mädchen“, hatte Axinia Suchaneks Mutter nur gesagt, als sie von der verrückten Idee erfuhr, eine Fahrradtour um die Ostsee zu machen. Ihre Ängste waren nicht unberechtigt. Immerhin ist es nicht ganz ungefährlich, als Frau alleine in einem Zelt zu schlafen, ohne jeglichen Schutz vor Fremden.
Doch das hielt die Tochter nicht davon ab, sich am 26. Mai 2013 auf ihr Fahrrad zu schwingen und Richtung Osten zu radeln. Seit zwölf Jahren träumte die 30-Jährige von einer Fahrradtour um die Ostsee. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Landschaftsökologin sah sie endlich Zeit und Möglichkeit, aus der Idee Wirklichkeit werden zu lassen.
Ein Freund war bei dieser Reise genauso mit im Gepäck wie Regenausrüstung, Zelt, Campingkocher, Geschirr, Schlafsack, Tagebuch, Kamera und eine handvoll Klamotten. Jedoch trennte Axinia sich von ihm an der finnisch-russischen Grenze, nachdem sie merkte, dass sie und ihr Mitfahrer nicht auf derselben Wellenlänge radelten. Die Radlerin wollte sich nicht von anderen abhängig machen. Immerhin war es ihr Traum gewesen, die Ostsee zu umfahren. Sie wollte sich keinesfalls einschränken oder sich auf jemanden festlegen, der die Tour mit anderen Augen sah. Doch die 30-Jährige hatte ihre Bedenken bei der Vorstellung allein weiter zu fahren. Was würde sie wohl allein mit ihrer Zeit anstellen? Sie hatte auf jeden Fall viel Zeit zum Nachdenken, ihre Gedanken waren immer dieselben und doch wieder abwechslungsreich: „Man findet zu sich selbst, wer man ist, ob es gut ist, was man macht.“
Typisch schwedisch: Rote Häuschen.
Die Mentalität von uns Deutschen
Da die Fahrradtour ein Geschenk an sich selbst war, musste Axinia sich um die Vorbereitung der Reise alleine kümmern. Es kostete sie fast zwei Monate, alles zu planen und vorzubereiten. Zu ihrer Verwunderung wurde ihr kein Fahrrad gesponsert, obwohl sie den Unternehmen versprach, ordentlich die Werbetrommel zu rühren. Von daher bestellte sie das meiste Fahrradzubehör aus dem Internet und ließ sich nach langem Suchen ihr Fahrrad bei einem lokalen Fahrradhändler in Greifswald einstellen. Viele Läden verweigerten die Annahme des teuren Fahrrads von der unbekannten Internetadresse. Während die Landschaftsökologin sich über die deutsche Mentalität nur ärgert, fällt ihr die Gastfreundlichkeit der nordischen Länder auf. Ihrer Meinung nach würden in Dänemark alle mit einem Lächeln durch die Straßen gehen und grüßen, während in Deutschland nur wenige dem fremden Gegenüber ein nettes „Guten Morgen“ zuwerfen würden. „Ich habe dort Sachen erlebt und Leute haben mich eingeladen. Das würde dir in Deutschland nie passieren. Traurig aber wahr.“ Andere Länder, andere Sitten, heißt es so schön. Abseits der normalen Routine und Gewohnheiten konnte Axinia den Wohlstand mehr wertschätzen als je zuvor.
Auf ihrer Tour übernachtete sie nicht in Jugendherbergen oder Hostels, sondern verbrachte vier Monate in einem Zelt. Nach einiger Zeit hatte ihre Hüfte stark unter der dünnen Isomatte gelitten. Auch die Hygiene unter der Reise manchmal zu kurz. Entweder hatte sich der ein oder andere See zum Baden angeboten oder die Küchenspüle für eine schnelle Katzenwäsche. Beim Couchsurfing in größeren Städten konnte sie sich sogar den Luxus von richtigen Duschen leisten. Es war nicht leicht, gewaschene Sachen trocken zu kriegen. Deshalb waren auch nur zwei Sporttrikots im Gepäck, die schneller trockneten als Kleidung aus Baumwolle. Aus diesem Grund musste sie gelegentlich die Unterwäsche eine Woche lang anziehen. Ihre Klamotten übernahmen in der Nacht die Funktion des Kissens. Alles musste praktisch sein. Für unnötige Kilos war auf ihrem Fahrrad kein Platz. Jedoch störten die Umstände nicht weiter: „Es war so ein gesunder Rhythmus, so ein Schönes in der Natur sein, die Geräusche zu hören, zu wissen wie der Mond gerade steht, was du gar nicht mitkriegst, wenn du in der Stadt lebst.“
Mit „veganer Stärke“ durch den Tag
Hauptschlafplatz: Axinias Zelt.
Axinia erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen und schlief mit Anbruch der Dunkelheit ein. Neugierig hielt sie auf ihren täglich zurückgelegten 90 bis 100 Kilometern an Hügelgräbern, Burgruinen oder größeren Städten an. Für Restaurantbesuche nahm sie sich keine Zeit. Sie erforschte lieber Architektur und alte Gebäude während des einen oder anderen Stadtaufenthalts. Ihr Geld gab sie nur für Essen aus. Zum Teil war es auch die vegane Ernährung, die es ihr erschwerte, Restaurants mit einer Speisekarte frei von tierischen Produkten zu finden. Während ihrer Couchsurfingaufenthalte oder anderer Begegnungen konnte sie unangenehme Gespräche über das heikle Thema der veganen Ernährung gut umgehen. Dafür sorgte ein kleines Fähnchen an ihrem Fahrrad. Der Wimpel, der mit dem Wort „Vegan“ beschriftet war, schützte die Sportlerin vor Diskussionen mit Kritikern. Denn eines war klar: Niemand konnte ihr etwas von Mangelernährung erzählen. Niemand konnte ihr vorwerfen, ihre Ernährung wäre nicht ausgewogen genug oder gar ungesund für den Körper. Axinia war es letztlich, die 8 370 Kilometer in vier Monaten zurücklegte und neun Länder auf ihrem Drahtesel durchritt. Dabei fuhr sie durchschnittlich sechs Stunden täglich. Stolz kann sie verkünden: „Ich glaube, ich hätte es mit keiner anderen Ernährung so gut geschafft.“ So bringt sie mit ihrer Energie, Stärke und Lebensweise den ein oder anderen Skeptiker ins Staunen und vielleicht sogar zum Schweigen.
Trotz ihrer Ernährung war die Fahrradtour sehr intensiv und anstrengend. Zum Beispiel brach die Radlerin an der schwedischen Ostküste fast zusammen, als ein Berg dem anderen folgte. Sie hatte zwar in der ganzen Zeit keinen Muskelkater gehabt, kam jedoch trotzdem an der einen oder anderen Stelle an ihre physischen sowie psychischen Grenzen. Weder Regengüsse noch der siebentägige Gegenwind konnten sie aufhalten. Es wäre einfach gewesen, die nächste Fähre nach Rostock zu nehmen, doch war das Ziel klar vor ihren Augen – und dieses plante frühzeitiges Aufgeben nicht ein. Am 25. September 2013 konnte sie ihre Fahrradtour beenden. Ihre nächsten Reiseziele sind Russland und Australien, doch diesmal bleibt das Fahrrad zu Hause.
Ein Text von Angela Engelhardt; Fotos privat.