Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere neue Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Artikel reden wir darüber, wie man sich in Young Adult bzw. New Adult Romanen verlieren kann.
Der Herbst ist in Greifswald schon längst angekommen. Was wäre bei dem regnerischen Wetter besser als im Bett oder auf der Couch eingekuschelt Kakao zu trinken und ein gutes Buch zu lesen? Genau das werde ich vor dem Semesterbeginn wohl noch häufiger tun. Dabei lese ich vor allem das BuchgenreYoung Adult bzw. New Adult sehr gerne. Von meiner neu gefundenen Liebe zu diesem Genre werde ich jetzt erzählen.
Vor nicht einmal einem halben Jahr hätte ich NIEMALS gedacht, dass ich eine Liebeserklärung an Young/New Adult Romane schreiben würde. An diesem Genre bin ich in der Buchhandlung immer schnurstracks vorbeigelaufen. „Das ist mir zu leichte Kost. Das fordert meinen Geist nämlich zu wenig heraus“, habe ich damals IMMER gedacht. Seit ich aber unsere kleine Stadtbibliothek besuche, bin ich über meinen Schatten gesprungen und nehme immer eins der Bücher mit. Ich kann gar nicht mehr anders, denn es erfüllt mich mit lauter Glücksgefühlen. Dazu kann ich nur sagen: Es hat mich einfach voll erwischt #crush.
Bevor ich meine neu gefundene Liebe weiter beleuchten werde, sollte ich kurz erklären, was es mit dem Genre auf sich hat. Sehr wahrscheinlich bist auch du schon an dem Young/New Adult-Bücherregal im Buchhandel vorbeigelaufen. Dort stehen Bücher mit den Titeln Save Me, Berühre mich. Nicht. oder Für immer ein Teil von dir. Ja, diese Buchtitel gibt es alle und viele mehr, mit noch kitschigeren Titeln. Young Adult Romane erkennt man auch daran, dass sehr viele von den Covern rosa/lila/pink sind und glitzern. Sie sollen sehr wahrscheinlich eher das weibliche Publikum anziehen. In den Büchern geht es, wie das Genre Young Adult schon sagt, um junge Erwachsene und ihre Probleme. Dann gibt’s noch New Adult Romane – da sind die Protagonist*innen Anfang bis Mitte 20 und kämpfen mit ihren Problemen. Bei den von mir gelesenen Romanen überschneidet sich das „Young“ mit dem „New“ sehr oft, da es meistens zwei Handlungsstränge gibt, die einmal das Teenageralter und dann das Alter mit Ende 20 abdecken.
Was genau fasziniert mich an diesem Genre? Das ist ganz einfach: Diese Bücher sind UNFASSBAR spannend. Es geht immer um Liebe und ACHTUNG, Spoiler: Die Bücher haben immer ein Happy End! Das ist in diesen Zeiten eine sehr willkommene Ablenkung. Nicht nur vom Zeitgeschehen, sondern auch vom anstrengenden Uni-Alltag. Man weiß einfach, worauf man sich einlässt. Ich habe beim Lesen dieser Bücher viel gelacht und geweint. Trotz aller Tränen des Mitfieberns gewann die Liebe und das dazugehörige Glück. Das begeistert mich tatsächlich immer wieder aufs Neue. Weil es aber nicht genug Liebe geben kann, schreiben viele Autor*innen Trilogien. Dabei geht es selten um das gleiche (meistens heterosexuelle) Paar, sondern um die gleiche Umgebung bzw. den gleichen Ort. Es ist dann beispielsweise das gleiche Internat, jedoch geht es um das befreundete Pärchen.
Ich bin ja noch sehr neu in dem Genre, dennoch habe ich bereits meine Favoriten. Diese möchte ich natürlich niemanden vorenthalten:
Die theoretische Unwahrscheinlichkeitvon Liebe von A. Hazelwood (mein absolutes Lieblingsbuch des Genres (findet sich auch in unserer Stadtbibliothek)
Die Buchreihe Liebe von Rebecca Donovan
Wie die Ruhe vor dem Sturm von Brittainy C. Cherry (ebenfalls in unserer Stadtbibliothek zu finden)
Tipp: Auf Spotify kann man sehr viele Bücher des Genres auch als Hörbücher finden.
Ich bin sehr froh darüber, meinen arroganten Wesenszug, nur anspruchsvolle Romane lesen zu wollen, abgelegt zu haben, um das Genre Young/New Adult für mich entdecken zu können. Es macht mich einfach glücklich, diese Bücher zu lesen. Daher freue ich mich jetzt schon auf den neuen Roman von Brittainy C. Cherry, mit dem ich eingekuschelt und mit einer Tasse Kakao auf meiner Couch liegen werde.
Die mittlerweile sehr, sehr bekannte Katapult-Redaktion veranstaltete ein Festival – im kleinen Greifswald. Das Team des webmoritz. war für euch an vier Tagen vor Ort und hat (fast) alles unter die Lupe genommen, was es auf dem Festival gab. Ob es mega war oder ob die Katapult-Redaktion es lassen sollte, ein Festival zu veranstalten, erfahrt ihr hier.
Tag 1: Erst einmal einen Überblick verschaffen
Wir, Adrian und Maret, machten uns am bewölkten Donnerstagnachmittag mit dem Fahrrad auf den Weg. Die laute Musik konnten wir schon aus der Ferne hören. Sehr gespannt, wie voll es sein würde, strampelten wir die letzten Meter zum Festivalgelände. Vielleicht würde niemand kommen und wir waren die einzigen, die sich für das Festival interessierten. Vom Bauzaun aus konnten wir nicht viele Gesichter entdecken. Als wir am Eingang standen, wurden uns die Nägel violett lackiert, anstatt ein Festivalbändchen zu bekommen. Das haben wir zuvor noch nie erlebt oder woanders gesehen. Wir wurden zum Glück hineingelassen. So konnten wir uns einen Überblick über das Gelände verschaffen. Viele Leute schienen tatsächlich nicht da zu sein. Das verursachte Maret leichtes Unwohlsein. Es wäre schon peinlich, fast alleine auf einem Festival zu sein. Aber Adrian war ja auch noch da.
Dieser hatte auch direkt Durst. Daher mussten wir uns den Weg zum Café Karsten durch das kleine Verlagsdorf schlagen. Nachdem Adrian mit Limo versorgt war, wollten wir endlich die Bühne sehen. Es handelte sich tatsächlich um eine sehr große Bühne. Dort spielte gerade die Band Gigolo Tears, vor einem viel zu kleinen Publikum. Nur vereinzelt standen Leute davor. Auch wir verschwanden schnell, um uns weiter umzuschauen. Tatsächlich schenkten wir der Musik nicht so viel Aufmerksamkeit, da wir am Viva con Aqua-Stand lieber ein Runde Flitzpuck spielten. Wir entdeckten aber noch mehr als nur den Viva con Aqua-Stand. Zum Beispiel das Verlagsdorf, wo man viele (sehr ästhetisch aussehende) Bücher erwerben konnte oder den Abschnitt für Kinder. Auf den war Maret sehr neidisch, da er so einladend und gemütlich aussah.
Da es für gefühlte drei Sekunden anfing zu regnen, machten sich Maret und Adrian auf den Heimweg. Sie waren nur zwei Stunden auf dem Festivalgelände gewesen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Am nächsten Tag würde sich das allerdings ändern.
Tag 2: Wird es heute mehr Besucher*innen geben?
Das Wetter hatte sich etwas gebessert. Also ging es am Freitag wieder zum Festivalgelände. Dieses Mal allerdings nur für Maret + Anhang. Von Adrian war an dem Tag keine Spur zu sehen. Schade eigentlich, denn er hat sich schon sehr lange auf den Headliner des Abends, das Rap-Duo „Zugezogen Maskulin“, gefreut. Stattdessen hat er den ganzen Tag im Zug verbracht, um sich „Trailerpark“ in Hamburg anzuschauen. Ein Konzert, auf das er sich noch etwas mehr gefreut hat. Doch zurück zum Katapult Festival.
Dieser Tag sollte ganz anders werden als der vorige. Maret durfte sich nämlich JEDEN musikalischen Act anhören und konnte damit das, was sie zuvor versäumt hatte, nachholen. Den Beginn machte bereits um 15 Uhr „Dauerwelle Wasserstoff“. Drei Männer in Weiß gekleidet, die bekannte Schlager mit Punk versetzten. Es lässt vermuten, dass das sehr amüsant und tanzbar war, denn wo Maret nur mitwippte, gingen andere Besucher*innen, die anscheinend auf dem Gelände übernachteten, so richtig ab. Neben vielen unbekannten Bands, denen gelauscht wurde, wurde kostenloses Popcorn schnabuliert, Bier vom Bierwagen und vegetarische Bratwurst genossen. Dem Gaumen wurde also auch viel geboten.
Nach und nach füllte sich die Wiese vor der Bühne. Es waren tatsächlich mehr Besucher*innen da, als am Tag zuvor. Und dann war es endlich soweit: Der Hauptact „Zugezogen Maskulin“, den Adrian leider verpasste, kam auf die Bühne. ,Leider‘, weil das Konzert einfach mega geil war. Ganz Alman-like stand Maret in der ersten Reihe und der Bass ließ förmlich ihre Trommelfelle platzen. Das war es aber absolut wert.
Tag 3: Das innere Kind rauslassen
Den dritten und für Maret letzten Tag auf dem KATAPULT-Festival verbrachten wir getrennt. Sowohl Maret als auch Adrian waren nämlich mit Anhang unterwegs. Maret kam mit unserer Redakteurin Lilly und sie waren schon etwas früher da, um endlich Bagger zu fahren. Das war ihr Goal des Tages. Da war ihr ehrlich gesagt auch egal, wo sich Adrian versteckte. Bagger zu fahren war mega cool und Maret konnte richtig viel Boden umherschaufeln, weil sie es halt einfach konnte. Das war jetzt eine kleine Lüge. Jedes Kind konnte das besser als sie und der Baggerführer musste ihr andauernd sagen, was sie machen sollte. Es war trotzdem ein schönes Späßchen.
Mit Lilly ging es für Maret dann auch endlich ins Kinderparadies. Dort gewann Lilly beim Glücksrad auch einen Beutel, Maret leider nur etwas Süßes. Sie war darüber sehr enttäuscht. Da es immer kühler wurde, verkrochen wir uns in das kleine Kinozelt und schauten dort die Dokumentation „Das Dorf“ (sehr zu empfehlen!). Wir verpassten dann fast den Hauptact des Festivals: Goldroger. Auch das war einfach nur MEGA (Marets Meinung) und Maret musste wieder vor der Bass-Box in der ersten Reihe stehen.
Tag 4:Der letzte Tag
Ja, Adrian war sogar an Tag 4 nochmal auf dem Festival, zusammen mit Laura von moritz.tv. Die beiden haben an einem herrlich sonnigen Nachmittag das kleine Gelände durchstreift, die letzten musikalischen Acts bestaunt und sich etwas vom Barquiz berieseln lassen. Der Menschenandrang war ähnlich wie am Donnerstag ziemlich zurückhaltend, was verständlich war, denn Sonntag hat sich bei vielen auch schon die Aufbruchsstimmung eingestellt. Schön war es trotzdem.
Fazit
Maret: „Das Festival ging noch bis Sonntag. Drei Tage Festival in Greifswald reichten dann aber auch. Sie haben sich sehr voneinander unterschieden und es wurde nicht einmal alles mitgemacht. Wir haben zum Beispiel die Führung durch die Redaktionsräume von KATAPULT und die Lesungen verpasst. Ich kann trotzdem sagen, dass ich auf dem Festival eine sehr schöne Zeit hatte und viel erleben konnte. Natürlich war es jetzt nicht DAS Festival, aber das muss ja auch nicht sein. Es war gemütlich, man konnte bei Quiz mitmachen, neue Bands für sich entdecken und eine ruhige Zeit haben. Für mich persönlich war die Personenanzahl auf dem Festival genau richtig. Es waren nämlich nicht zu viele und man hatte nicht das Gefühl, gleich in einer Menschenmasse zu ersticken. Nächstes Jahr wäre ich auf jeden Fall wieder dabei.“
Adrian: „Ich hab das Katapult Festival sehr genossen. Es ist ganz klar, dass das Festival jetzt und auch in Zukunft keine Konkurrenz zu Lollapalooza, Airbeat und Co. darstellt. Aber das ist auch gut so. Ehrlich gesagt gefällt es mir sogar so viel besser. Was das Katapult Festival gut macht, ist, ein Festival für alle zu sein. Obwohl die Leserschaft des Katapult primär jüngere Menschen sind, haben sich auf dem Festival auch sehr viele Familien mit Kindern eingefunden. Es ist diese Brücke, die es in meinen Augen wirklich gut geschlagen hat. Was mir auch besonders positiv aufgefallen ist, ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aller Menschen auf dem Festival. Meine Theorie ist, dass der allgemeine Stresspegel relativ niedrig war, verglichen mit anderen Festivals, wo die Devise häufig riesige Menschenmenge und Massenabfertigung an den Ständen ist. Und auch die Acts, die ich sehen konnte, haben mich mehr als unterhalten. Wer dieses Jahr nicht auf dem Katapult Festival war, sollte sich nächstes Jahr auf jeden Fall einen Eindruck verschafften. Ich freu mich schon drauf.“
Healthy, clean, journaling, me-time, sporty… So kannst du dich am besten verwirklichen, um „That Girl“ zu werden. Ein Trend, der schon seit längerer Zeit kursiert. Er soll dafür sorgen, dass du dich in dein perfektes Ich wandeln kannst. Was es damit genau auf sich hat und was der „That Girl“-Trend für Gefahren birgt, erfährst du hier.
Ich bin jetzt mal ganz ehrlich: Ich bin genervt von dem „That Girl“-Trend. Mein Instagram- und YouTube-Thread wird damit voll gespült. In den Reels und Videos sehe ich lauter junge schlanke Frauen, die versuchen, sich selbst zu optimieren. Hauptsache du stehst früh auf, machst Sport und lebst das bestmögliche Leben. Alles hat perfekt und ästhetisch zu sein. Oder bin ich einfach nur verdammt oberflächlich und der Schein trügt? Das wollte ich untersuchen!
Was hat es mit dem Trend auf sich?
Hinter dem Konzept „That Girl“ steckt, dass du die beste Version von dir selbst verwirklichen sollst. Schließlich kannst du jeden Tag deinen perfekten Tag erleben, wenn du versuchst „That Girl“ zu werden. Komisch ist, dass alle Influencer*innen zwar behaupten, dass das ganz individuell gestaltet werden kann – sie machen aber alle das Gleiche. Wirklich alle!
Wie werde ich „That Girl“?
Ästhetik ist das oberste Gebot
früh aufstehen + deine perfekte Morgenroutine
ZITRONENWASSER
alles „clean“ hinterlassen (das nennt man auch aufräumen)
ins Gym gehen (bevor der Tag richtig anfängt)
Frühstück = Smoothiebowl oder Nicecream
meditieren
spazieren gehen
To-Do-List und Journal schreiben
lesen (natürlich Bücher, die dich weiter bringen)
good-food choices
me-time nehmen
Die Auswirkungen des Trends
Ich war nicht die erste, die den Trend hinterfragt hat. Viele Influencerinnen mussten sich deswegen auch schon vor ihren Fans rechtfertigen. Ihre Fans haben ihnen vorgeworfen, dass ihr Nachgehen des Trendes toxisch sei, da es zu viel Druck auf die Fans ausüben würde, genau wie die Influencerinnen zu leben. Ob sie ihre Rechtfertigung gut rübergebracht haben, sei dahin gestellt. Es fällt also vielen auf, wie toxisch dieser Trend zu sein scheint. Schließlich haben sehr viele überhaupt keine Zeit dafür, der angeblich nicht vorhandenen Routine eines „That-Girl“ nachzugehen. Das kann ich sogar als Studentin sagen, die angeblich so viel Zeit hat. Abgesehen davon kann es wahrscheinlich vor allem jungen Menschen ein falsches Bild von dem zeigen, wie man zu sein hat. Die Influencerinnen sagen zwar immer, dass es auch voll okay ist, wenn man Fastfood isst – das tun sie komischerweise aber nie, wenn sie ihren „That Girl“-Vlog drehen. Ich weiß, dass das, was man auf Instagram und Co. zu einem sehr großen Teil sieht, fake ist. Weiß das aber auch ein 13-jähriges Mädchen? Und auch wenn einem das bewusst ist, kann es uns trotzdem negativ beeinflussen: indem wir uns schlecht fühlen, nur weil wir selbst keine bunte Smoothiebowl gegessen und keinen Sport geschafft haben.
Mein persönliches Fazit
Leider konnte mich meine Recherche zu dem Trend nicht überzeugen, ihm etwas Gutes abzugewinnen. Es fing zum Beispiel schon bei dem Namen an. Denn egal, was ich davon persönlich halte, finde ich den Namen diskussionswürdig: „That Girl“. Dem Trend nach, geht es darum, dass man seine persönlichen Ziele „verfolgen soll“. Es kommt aber so rüber als dürften bzw. müssten das nur junge Frauen umsetzen, weil sie nicht gut genug sind. Heißt das, alle jungen Männer haben sich schon selbst optimiert bzw. wurden schon „perfekt“ geboren?
Natürlich sollte man seine Ziele verfolgen, wenn man das möchte. Dafür braucht man jedoch keinen Trend. Alle wissen, dass der übermäßige Verzehr von Zucker und Fastfood schlechte Auswirkungen auf den eigenen Körper haben kann. Dass Sport unserem Körper gut tut, ist auch kein Geheimnis. Influencer*innen zeigen uns jedoch ihr perfekt inszeniertes, routiniertes Leben und betiteln das als einen Trend. Dass Influencer*innen uns dieses Leben zeigen, ist ihr Job. Morgens früh aufzustehen, ihre Smoothiebowl zu essen, Sport zu treiben und uns dabei mitzunehmen – damit verdienen sie ihr Geld. Sie inszenieren alles, damit es ästhetisch und „instagramable“ aussieht. Das als einen Trend zu betiteln, finde ich schon etwas frech.
Das einzig Positive, was mir einfällt: Der „That Girl“-Trend könnte motivieren, die eigenen Ziele weiterzuverfolgen und zu routinieren. Und wenn das jemandem hilft, go for it.
Beenden möchte ich diesen Artikel mit einem Zitat:
„Ansonsten könnte jemand auf die Idee kommen, dass all die ganzen Schlafprobleme, der Stress, die Depressionen eine ganz normale körperliche Reaktion auf den verschissenen Selbstoptimierungsinstagramstartupgewinnmaximierungstress sind, den man sich den ganzen Tag bei Instagram reinziehen muss.“
Das gute alte BAföG. Es scheint sich spätestens mit der Entscheidung eines Studiums jede*r damit beschäftigen zu dürfen. Werde ich es bekommen oder nicht? Die Frage stellen sich alle, wenn sie den Antrag ausfüllen. Manche bekommen den Höchstbetrag, manche gar nichts. Ist das immer fair? Und verändert sich das mit der Neuregelung, die der Bundestag vor kurzem beschloss?
Ich muss zugeben, ich finde den BAföG-Satz, den ich bekomme, ganz schön niedrig. Ich sage mal so, der Betrag reicht für den Einkauf im Monat. Mehr wäre es dann nicht. Das ist vor allem in Situationen wie Inflation und den einhergehenden steigenden Preisen ganz schön unbefriedigend. Freunde von mir bekommen dagegen den Höchstsatz. Das gönne ich ihnen natürlich. Den Höchstsatz bekommen sie aber nur, weil sie wahrscheinlich jüngere Geschwister haben und ihre Eltern eine Hypothek auf ein Haus aufgenommen haben. Damit kann meine Familie aber leider nicht dienen. Und das finde ich ganz schön unfair.
Zum Glück gab es vor kurzem eine BAföG-Reform. Jetzt werde ich bestimmt mehr gefördert und muss meiner Familie nicht mehr auf der Tasche liegen, oder?
BAföG – Was war das nochmal?
Grundsätzlich können Studierende an Hochschulen sowie Berufsakademien, deren Abschlüsse nach Landesrecht Hochschulabschlüssen gleichgestellt sind, BAföG beantragen. Das gilt auch für private Hochschulen und private Berufsakademien.
§ 2 BAföG, Stichwort Ausbildungsstätten
Alle können BAföG beantragen, wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Es gibt diesbezüglich auch Ausnahmen. Dazu musst du auch keine speziellen Leistungen vollbracht haben. Bis auf den Willen zu studieren natürlich. Du wirst allerdings nur gefördert, wenn du in der Regelstudienzeit studierst. Auch dein Masterstudiengang danach kann noch weiter gefördert werden. Das hört sich doch nach einem Träumchen an! Gibt es da vielleicht einen Haken? Die Hälfte der Förderung muss nicht zurückgezahlt werden. Die andere Hälfte ist ein Darlehen, ohne Zinsen. Du musst auf jeden Fall nicht mehr als 10.010 Euro zurückzahlen, auch wenn das Darlehen höher war. Rückzahlungsbeginn ist fünf Jahre nach Ablauf der Förderungshöchstdauer. Wenn du also voll im Berufsleben stehst, wäre das machbar.
Chancengerechtigkeit vertan: Warum können nicht alle BAfög bekommen?
Das Problem liegt an den Bedarfssätzen, die festgelegt sind. Die beinhalten, wie viel Studierende ungefähr für ihren Lebensunterhalt benötigen. Die Förderung hängt dann natürlich von der finanziellen Situation der Studierenden und ihrer Eltern ab. Schließlich sind die Eltern dazu verpflichtet, für ihr Kind finanziell aufzukommen.
Diesbezüglich gibt es aber mehrere Probleme. Zum einen ist die Miete für Wohnungen in München viel, viel höher als zum Beispiel in Greifswald oder Leipzig. Nicht nur die Miete ist in den Universitätsstädten im Westen Deutschlands höher, sondern auch die Lebenshaltungskosten. Wenn man zum Beispiel im Westen studiert, aber deine Eltern weniger Lohn bekommen, weil sie im Osten Deutschlands wohnen, wäre das schon einmal nicht verhältnismäßig.
Es käme noch dazu, dass manche Studienfächer viel teurer sind als andere. In den Geisteswissenschaften kannst du dir sehr wahrscheinlich Bücher in der Bibliothek ausleihen oder im Internet downloaden. Anders schaut das zum Beispiel bei Studierenden aus, die Medizin studieren. Da MUSS man sich sehr oft sehr teure Bücher kaufen.
Ein anderes Problem wäre, dass man den Eltern einfach nicht mit ca. 900 Euro Unterhalt pro Monat auf der Tasche liegen möchte, obwohl sie dazu verpflichtet wären. Natürlich kann man dann einen Minijob anfangen, aber eigentlich sollte das keine Bedingung sein, um sich das Studium leisten zu können. Viele können sich während ihres anspruchsvollen Vollzeitstudiums auch einfach keine Zeit dafür nehmen.
Natürlich könnte man in den Raum werfen, wer nicht genug Geld hat, der soll halt nicht studieren gehen. Das wäre aber Chancenungerechtigkeit. Alle sollten die Möglichkeit haben, zu studieren. Dafür gibt es ja auch das BAföG. Alle sollen unter den gleichen Bedingungen sich weiterbilden dürfen.
Die BAföG-Reform wurde beschlossen. Jetzt wird alles besser, oder?
Der Entwurf eines 27. BAföG-Änderungsgesetztes vom 8. April 2022 wurde vor kurzem vom Bundeskabinett beschlossen und am 23. Juni 2022 vom Bundestag. Ab dem Wintersemester sollen die Änderungen eintreten. In der Legislatur der jetzigen Regierung soll es noch zu mehr Änderungen kommen.
Das sind zusammengefasst die neuen Änderungen:
Ausdehnung der Reichweite des BAföG durch eine Anhebung der Freibeträge vom Einkommen um 20 Prozent
Anhebung der Bedarfssätze, des Kinderbetreuungszuschlags und des Wohnzuschlags, sodass der Förderungshöchstbetrag von heute 861 Euro auf 931 Euro ansteigen wird
Anhebung der Altersgrenze im BAföG von 30 Jahren beim Beginn einer förderungsfähigen Ausbildung zusammen mit der bisher gesonderten Altersgrenze von 35 Jahren für den Beginn eines Masterstudiums auf künftig einheitlich 45 Jahre
Ausdehnung der Möglichkeit des Restschulderlasses nach 20 Jahren auf alle Darlehensnehmenden und eine Ausgestaltung unter vereinfachten Bedingungen und ohne kompliziertes Antragsverfahren
Erleichterung der digitalen Antragstellung
Das sind vielleicht schöne Änderungen, aber die reichen vor allem in unserer jetzigen Lage nicht aus. Dafür gibt es das 28. BAföG-Änderungsgesetz, das einen Notfallmechanismus für Krisenzeiten verankert. Mit Notfallmechanismus ist gemeint, dass Schüler*innen und Studierende in einer Krisensituation, wie der Corona-Pandemie, vorübergehend BAföG bekommen, auch wenn sie dazu eigentlich nicht berechtigt sind. Allerdings muss laut Gesetzentwurf eine solche bundesweite Notlage vom Bundestag vorher durch Beschluss festgestellt worden sein.
Fazit
Das reicht doch trotzdem alles nicht aus und gerechter geworden ist es auch nicht wirklich. Ja, wahrscheinlich reichte der BAföG-Satz bis vor kurzem irgendwie schon zum Überleben aus. Allerdings wird es jetzt echt ganz schön knapp mit dem Geld. Alles wird teurer: Essen, Gas, Wohnen, Sprit etc. Natürlich ist es schön, dass es überhaupt zu Veränderungen gekommen ist und es noch mehr geben soll, aber das müsste schneller gehen, mit Veränderungen, die mehr bringen, als nur eine digitale Antragsstellung.
Mein verklärtes Bild von der wundervollen Arbeit der Dozierenden an einer Universität verschwand, sobald ich anfing zu studieren. Aber anscheinend ist die Situation der Dozierenden bzw. wissenschaftlichen Mitarbeitenden noch viel, viel schlimmer, als ich mir ausmalen konnte. Von dieser prekären Lage wird im Buch #IchBinHanna erzählt.
Überblick
#IchBinHanna ist ein Buch von Amrei Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon. Die drei Autor*innen des Buches sind allesamt wissenschaftliche Mitarbeitende an einer Universität oder haben eine Professur inne. Sie wissen also ganz genau, wie der wissenschaftliche Betrieb an einer Universität abläuft. In ihrem Buch klären sie über ihren ins Leben gerufenen Hashtag #IchBinHanna auf. Mit diesem Hashtag wollten sie auf die prekäre Lage der Wissenschaft durch das Wissenschaftszeitvertragsgesetz in Deutschland aufmerksam machen, von dem sie selbst betroffen sind. Das Buch ist noch sehr neu, denn es erschien erst 2022 im Suhrkamp Verlag. Die zweite Auflage hat 135 Seiten.
Jetzt nochmal in kurz und knapp, worum es in dem Buch genauer geht: Es wird erklärt, was es mit dem Hashtag #IchBinHanna auf sich hat, warum das Wissenschaftszeitvertragsgesetz den Dozierenden mehr schadet als nutzt und wie man die ganze Problematik lösen bzw. reformieren könnte. Damit ihr einen genaueren Überblick bekommt, kläre ich euch kurz über die einzelnen Teile des Buches auf.
#IchBinHanna – Einordnung
Vielleicht hast du in den Nachrichten oder sogar in deinem universitären Umfeld schon einmal von dem Hashtag #IchBinHanna gehört. Der ging nämlich in den Medien eine Zeit lang ganz schön viral. Falls nicht, erfährst du jetzt mehr dazu.
Am 10. Juni 2021 benutzte Sebastian Kubon, einer der Autor:innen, zum ersten Mal den Hashtag #IchBinHanna. Er echauffierte sich über ein Video des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von 2018. In dem Video zeigt die fiktive Biologin Hanna die Vorzüge des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Sie beschreibt den schnellen Wechsel des Personals als vorteilhaft für die Wissenschaft. Die Befristungen seien nämlich nötig, um neue Fachkräfte aus neuen Generationen nachrücken zu lassen. Amrei Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon sahen das deutlich anders und lancierten den Hashtag. Das war erst der Anfang. Zahllose Wissenschaftler*innen folgten dem Beispiel und erzählten auf Twitter ihre eigenen Geschichten im wissenschaftlichen Bereich. Auch sie waren mit ihren Anstellungen in der Wissenschaft unzufrieden. Das liegt an den Bedingungen des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Im Buch wurden passend dazu auch einige Twitterbeiträge abgedruckt.
Silke, 49, Literaturwissenschaftlerin, verstopft das System seit Oktober auf einer halben unbefristeten Stelle. Sonst hätte ich nach 20 Jahren Wissenschaft, 4 Monografien, 58 Aufsätzen und einer knappen Million eingeworbener Drittmittel auf der Straße gestanden. #IchBinHanna
Zitat eines Tweets, S. 66
Das Problem mit dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG)
Um es ganz plump auszudrücken: Das Gesetz ermöglicht die Befristung von Arbeitsverträgen des wissenschaftlichen Personals. Durch das Gesetz resultieren die Arbeitsbedingungen und somit auch die beruflichen Aussichten von Akademiker*innen. Das Problem? Die befristete Anstellung. Es ist ein Sonderbefristungsrecht, das regelt, dass Wissenschaftler*innen in Deutschland maximal sechs Jahre vor und sechs Jahre nach der Promotion befristet beschäftigt werden können. Somit haben Wissenschaftler*innen eigentlich keine Perspektiven auf eine Daueranstellung in der Wissenschaft. Dieser Stress verursacht bei den Betroffenen unter anderem Depressionen und Überlastung. Verständlich, wenn von einem immer wieder verlangt wird, Anträge auszufüllen und sich zu bewerben, anstatt engagiert lehren und forschen zu können.
Die herausragende Stellung der Professor*innen führt schließlich dazu, dass eigenständige Leistungen anderer Wissenschaftler*innen nicht angemessen gewürdigt werden. Wenn auch formal inzwischen inexistent, wirkt hier das deutsche Lehrstuhlprinzip nach, in dessen Zentrum die Professur steht, der abhängig beschäftigte Wissenschaftler*innen als sogenannte „Ausstattung“ zugeordnet sind.
S. 95
Gibt es eine Lösung?
Die Aufregung um den Hashtag #IchBinHanna hat etwas gebracht. Die sämtlichen Kernforderungen der Autor*innen wurden nämlich im Koalitionsvertrag der Bundesregierung berücksichtigt.
Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag 2021–2025 das Ziel gesetzt, die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft zu verbessern und dazu unter anderem „das Wissenschaftszeitvertragsgesetz auf Basis der Evaluation [zu] reformieren“.
Gute Wissenschaft braucht verlässliche Arbeitsbedingungen. Deswegen wollen wir das Wissenschaftszeitvertragsgesetz auf Basis der Evaluation reformieren. Dabei wollen wir die Planbarkeit und Verbindlichkeit in der Post-Doc-Phase deutlich erhöhen und frühzeitiger Perspektiven für alternative Karrieren schaffen. Wir wollen die Vertragslaufzeiten von Promotionsstellen an die gesamte erwartbare Projektlaufzeit knüpfen und darauf hinwirken, dass in der Wissenschaft Dauerstellen für Daueraufgaben geschaffen werden. Wir tragen für eine verbesserte Qualitätssicherung der Promotion Sorge.
Es gibt weitere Ideen, wie eine Personalreform für die Wissenschaft vonstattengehen könnte. Die können im Buch nachgelesen werden.
Fazit
Alle essenziell wichtigen Themen werden im Buch ganz ausführlich erklärt. Die Autor*innen haben dabei immer das Ziel vor Augen, auf die prekäre Lage der Wissenschaft in Deutschland hinzuweisen. Das schaffen sie mit einer wissenschaftlich fundierten Art, die dabei gleichzeitig auf das Leid der Betroffenen aufmerksam macht. Denn hinter all unseren Dozierenden stecken Personen mit einem Privatleben, die nicht nur dafür existieren, zu forschen und zu lehren, um dabei ausgebeutet zu werden.
Das Buch ist nicht für eine leichte Sommerlektüre geeignet, denn es ist ein wissenschaftliches Buch, dessen Aufgabe es ist aufzuklären, anstatt zu unterhalten. Dennoch lässt es sich aufgrund der niedrigen Seitenzahl schnell durchlesen. Als Studentin fand ich das Thema, von dem ich zuvor nur oberflächlich hörte, sehr interessant. Deswegen legte ich mir das Buch auch zu. Enttäuscht wurde ich nicht. Ich wurde besser über den Hashtag #IchBinHanna aufgeklärt und über die ganze Thematik, die damit einhergeht. Es war schön zu lesen, dass es sozusagen zu einem Happy End in der Realität kommen kann, da die Autor*innen mögliche Lösungsvorschläge für das Problem aufzeigen.
Wer sich allerdings nicht für die Arbeit in einem wissenschaftlichen Bereich interessiert, sollte lieber zu einem anderen Buch greifen.