Endstation Bach

Kammerkonzert stellte am Samstag in St. Jacobi barocke Zeitgenossen vor

Nicht allein die Ostsee zog Johann Sebastian Bach in den Norden. Maßgeblich waren es die in Norddeutschland wirkenden Komponisten und deren Musik. Aber auch die dortigen Konzertformen. Gerade die von Dietrich Buxtehude in Lübeck ausgerichteten Abendmusiken hatten einen weithin geachteten Ruf.

Im Kammerkonzert der 61. Greifswalder Bachwoche präsentieren am vergangenen Samstag der Violinist Thomas Pietsch und der niederländische Cembalist Bob van Asperen in der Jacobikirche Zeitgenossen Johann Sebastian Bachs, die mit dem Thomaskantor musikalisch eine Entwicklungslinie bilden. Einen besonderen Schwerpunkt legte das deutsch-niederländische Duo auf die Geige. ?Bach profitierte von der norddeutschen Violinenkunst?, sagte Thomas Pietsch. ?Bei teilweise monatelangen Zusammentreffen mit Kollegen während seiner Reisen lernte er intensiv ihre Stile.?

Verwundern durfte daher ein Programmwahl nicht, die mit Johann Sebastian Bachs Sonate in e-Moll (BWV 1023) schloss. Auch wenn die Urheberschaft heute angezweifelt wird. Dem glanzvollen Schlusspunkt stellten sich Eindrucksvolles voran. Mit einer Lachrime Pavaen des Johann Schop (1590 – 1667) für Violine und Basso conituno eröffneten van Asperen und Pietsch ihre Konzertstunde. Ulrich Johann Voigts (1669 – 1732) Sonate in B-Dur folgte. Herrlich vom Cembalo gestützt entfaltete sich auf der Violine ein schneidiger Ton. Beide Instrumentalisten bewiesen darauf folgend solistisch ihre hohe Spielkultur. Mit der viersätzigen Partita für Violine von Thomas Baltzar (1630 – 1663) nahm Thomas Pietsch einen musikalischen Faden aus Norddeutschland auf. Denn dessen Urgroßvater gehörte als Lübecker zu den Mitbegründern der Violinenkultur des 17. Jahrhunderts. Gelöst gelangen da mit klarem Bogenstrich das Präludium, die Allemande, die Courante und Sarabande. Mit der Choralpartita ?Auf meinen lieben Gott? gedachte Bob van Asperen am Cembalo dem diesjährigen musikalischen Jubilar Dietrich Buxtehude. Nach der vierzehnten Rosenkranzsonate für Violine und Basso continuo von Heinrich Ignaz Franz Biber (1664 – 1703) überraschte der Niederländer mit Johann Jakob Frobergers Suite XV in a für Cembalo. ?Ein Schock ging im vergangenen Jahr durch die Frobergerwelt?, so der Spezialist für Alte Musik. ?Ein Autograph sollte versteigert werden.? Dabei befand sich darunter ein Stück für die Krönung seines Dienstherrn Leopold I. Und dies nicht allein. Denn vor Bach verwendet er in einem der Sätze einen neapolitanischen Sextakkord darin. Eine bis dato im Werk nicht bekannte Modernität des Komponisten.

Viel Applaus und eine Blumendank erhielten beide Kammermusikpartner am Ende für die begeisternde Gesamtschau. Beim anschließenden Workshop am Konzertort zeigte sich Bob van Asperen als ein gewinnender Cembalolehrer. Und dies klang natürlich mit Bach, mit Sinfonien von Johann Sebastian Bach aus. Geschrieben von Uwe Roßner

Interview: „Ich habe doch fast alle Berufe“

moritz stellte Fragen – Harry Rowohlt anwortete

Vor der Lesung von Harry Rowohlt traf moritz den Hamburger Übersetzer, Schriftsteller und Schauspieler im Park und redete mit ihm über Whiskey, Katzen und das Lesen.

moritz: Sie sind Ambassador of Irish Whiskey. Wohl zu Recht, denn auch für die Lesung musste es unbedingt irischer Whiskey sein. Zum Einen gibt es den orthographischen Unterschied zu schottischem Whisky. Aber wo ist der geschmackliche?
Harry Rowohlt: Das weiß ich eigentlich kaum noch. Seit mir der Dachverband der irischen Brennereien diesen Ehrentitel verliehen hat, habe ich keinen Tropfen Scotch mehr angerührt. In Schottland selbst war ich noch nicht, aber ich habe mal gehört, dass die Menschen dort am liebsten Fanta zum Whisky trinken und das sagt ja wohl alles. Aber egal wie preisgünstig, irischer Whiskey ist mindestens dreimal gebrannt und deshalb völlig unschädlich.
moritz: Sie spielen in der Lindenstraße mit.
Rowohlt: Mein dicker Freund Hermes Phettberg aus Wien hat die Theorie aufgestellt, dass die Lindenstraßen-Drehbuchautoren nur dann ihr 13. Monatsgehalt bekommen, wenn sie nachweisen können, pro Jahr mindestens hundert Probleme in der Lindenstraße aufgegriffen zu haben. Und in einem Jahr haben sie nur 99 Probleme aufgegriffen. Da kamen sie auf die Idee, zu thematisieren, dass man sich die Ohren nicht mir Q-Tips reinigen darf, weil sonst die Watte abgeht und man dann zum Ohrenarzt muss.
 
moritz: Workaholic oder Work-Life-Balancer?
Rowohlt: Ich bin leider, muss ich gestehen, eher der Workaholic.

moritz: Haben Sie Haustiere?
Rowohlt: Ich habe vor vielen Jahren mal von meiner ersten Liebe Petra zwei Kater aufs Auge gedrückt bekommen. Und die sind uns dann sehr ans Herz gewachsen. Unsere Wohnung ist ein sogenannter Eppendorfer Knochen, das heißt, vorne ist was, hinten ist was und dazwischen ein endlos langer Gang. Und wenn es dann Erdnüsse gab, dann rief man die beiden Burschen. Es passierte erst einmal gar nichts, aber dann machten sie aus dem langen Korridor das Tal der donnernden Hufe.
Weil wir mitten in der Stadt wohnen, ist es aber eher ungünstig mit Haustieren und so haben wir seitdem keine mehr gehabt.
Katzen fressen ja ihr ganzes Leben nur das, was sie in ihren ersten Lebenswochen kennengelernt haben. Ich kenne zum Beispiel Katzen, die sind neben einem Lachs eingeschlafen.

moritz: Was verbindet Sie mit Hamburg?
Rowohlt: Im Augenblick Heimweh.

moritz: Greifswald kann auch sehr schön sein.
Rowohlt: Ja, ja unbedingt. „Cool“ ist das erste gewesen, das mir einfiel, als ich hier ankam. Die Bevölkerung hier sieht jedenfalls geschlossen so aus, als hätte sie eben gerade erst Abitur gemacht. Was macht ihr mit euren Alten?
Ihr habt ja sogar ein Übergewichtigen-Ghetto, wie ich gesehen habe: Dieser Stadtteil, der Fettenvorstadt heißt.

moritz: Fällt Ihnen noch was zu Hamburg ein?
Rowohlt: Ich bin so selten da, aber ich freue mich immer, wenn ich zurückkomme, obwohl ich viel zu wenig Gebrauch von Hamburg mache.
Und jetzt, wo die Bild-Redaktion wegzieht… Gerhard Henschel von der taz hat dazu eine Blitzumfrage beim geistigen Hamburg und Berlin gemacht: Was wir davon halten, dass 700 Bild-Mitarbeiter von Hamburg nach Berlin ziehen. Ich habe geantwortet: „Als ich einmal – unter welchen Umständen ist absolut unerheblich – im Wald meine Armbanduhr verloren hatte, hat eine BamS-Redakteurin sie wiedergefunden. Insofern sehe ich den Umzug mit einem weinenden und 699 lachenden Augen.“

moritz: Was sehen Sie, wenn Sie durch die Straßen gehen?
Rowohlt: Z.B. vorhin das Ehepaar, das versucht hat, seinen Hund anzuleinen und das ich später wiedererkannt habe vor dem Theater, wo es vergeblich versucht hat, eine Karte für meine Lesung zu bekommen. Mir fallen immer herzlich unwichtige Sachen auf.

moritz: Was machen Sie für die Umwelt?
Rowohlt: Ich bin ein großer Mülltrenner. Wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, zu beobachten, wie ich in Stralsund auf dem Bahnhof meinen Bockwurst-Abfall entsorgt habe, streng nach Plastik und Papier, der hätte schon annehmen müssen, dass ich ganz schön den Arsch offen habe. Ansonsten ist das ökologischste, das ich je gemacht hab, dass ich keine Filterzigaretten rauche.

moritz: Sie sind mit der Bahn nach Greifswald gekommen.  Haben Sie überhaupt ein Auto bzw. einen Führerschein?
Rowohlt: Ich habe einen Führerschein, aber kein Auto. Ich brauche keines. Unser Korridor ist zwar elend lang, aber so lang nun auch wieder nicht.
moritz: Sie haben keinen Computer, haben Sie ein Handy?
Rowohlt: Für den Computer bin ich zu doof, damit kann ich nicht arbeiten. Ein Handy habe ich auch nicht, aber nicht, weil ich zu doof dafür bin, sondern aus ideologischen Gründen. Meine Frau, die nicht zu blöd ist für den Computer, hat entsprechend darunter zu leiden. Wegen der ständigen Penisverlängerungen, die man ihr andient. Einmal hat sie auch eine fehlgeleitete Mail von einer Frauke bekommen. Die hat mit der falschen Adresse einer Dagmar gemailt, dass ihr Rolf doch tatsächlich diese Schlampe im Park anschließend noch flachgelegt hat.
Nein, das muss alles nicht sein.
Ich bin schon froh, wenn ich nicht ständig Manuskripte von Autoren zugeschickt bekomme. Ich habe drei Rundschreiben. Rundschreiben I lautet: „Ich bin ja schon froh, dass ich nicht Kiepenheuer und Witsch heiße. Wenn sie was vom Rowohlt-Verlag wollen, wenden Sie sich an den Rowohlt-Verlag und nicht an mich. Weitersagen!“.

moritz: Welche Position hatten Sie in der Schule? Die des Außenseiters, oder die des voll Integrierten?
Rowohlt: Ich bin sowieso ein ziemlich angepasstes Lämmerschwänzchen. Außerdem war ich auf so vielen verschiedenen Schulen, was durch den ständigen Engagement-Wechsel meiner schauspielenden Mutter und die späteren Umzüge meiner Eltern bedingt war.
Ich bin immer wieder zum Klassensprecher gewählt worden, weil ich der Einzige war, der von einer Schülerratsversammlung, die zehn Minuten gedauert hatte, 40 Minuten berichten konnte.

moritz: Sie haben damals in München diese vier Stunden studiert…
Rowohlt: Zweieinhalb! Das ist ja wirklich Rufmord. Ich war doch kein Langzeitstudent, kein Bummelstudent.  

moritz: Verzeihung. Welches Studium würde Sie heute noch einmal reizen?
Rowohlt: Ich bin jetzt 62. Ich habe auch einfach viel zu viel zu tun, um noch mal das Studieren anzufangen. Ich habe mal in Schleswig eine Lesung gehabt und da bin ich vom Hotel zu Fuß zur Veranstaltung gegangen und habe da gefragt, ob ich vielleicht einen Föhn haben könnte, weil ich nass geregnet war. Die Buchhändlerin, so Anfang 70, sagte zu mir: „Da gehen sie mal zu meinem Mann zwei Häuser weiter. Der büffelt gerade fürs Abitur und freut sich über jede Ablenkung. Da bin ich hingegangen und hab mir den Kopf geföhnt – damals war so was noch nötig. Dabei habe ich ihn unregelmäßige lateinische Verben abgehört. Da habe ich gemerkt, dass von meinem großen Latinum doch noch einiges übrig ist. Ich konnte ihn schön demütigen.

moritz: Was liegt auf Ihrem Nachttisch?
Rowohlt: Bücher. Die sehen aus wie die alte Skyline von Manhattan, als es das World Trade Centre noch gab.

moritz: Was lesen Sie außer den Büchern, die sie übersetzen?
Rowohlt: Ich bin „NewYorker“-Abonnent. Den lese ich praktisch nur in der Eisenbahn. Und das ist das Dritt-Status-Förderlichste, das man machen kann. Das Zweit-Status-Förderlichste ist, mit Rotstift Korrektur zu lesen und das Förderlichste ist, Partituren zu lesen und sich dabei leicht zu wiegen. Das kann ich aber leider nicht.

moritz: Gibt es ab und zu noch Pooh´s Corner (Kolumne von Harry Rowohlt in der „Zeit“, Anm. der Redaktion)
Rowohlt: Ab und zu.

moritz: Lesen sie manchmal die Kolumnen von Harald Martenstein in der „Zeit“?
Rowohlt: Schreibt der jetzt auch? Das wusste ich gar nicht.

moritz: Ich dachte, man kennt sich unter Kolumnenschreiber-Kollegen.
Rowohlt: Ich war ja nur freier freier Mitarbeiter. Ich habe immer davon geträumt, einmal fester freier zu werden, um bei der sogenannten Käsekonferenz teilnehmen zu können.

moritz: Es gibt also einen Unterschied bei der „Zeit“ zwischen den freien freien, den festen freien und den festen Mitarbeitern. Und die freien freien werden unregelmäßig angerufen, die festen freien regelmäßig und die festen Mitarbeiter gehen jeden Morgen in die Redaktion?
Rowohlt: Genau so.

moritz: Warum sind Sie nie fester freier geworden? Wollten Sie nicht, oder wollten die nicht?
Rowohlt: Das hat sich nie ergeben. Ich hab ja auch so ganz gut zu tun.

moritz: Wollten Sie jemals einen anderen Beruf haben?
Rowohlt: Ich habe doch fast alle Berufe.

Geschrieben von Uta-Caecilia Nabert und Alexander janke

Interview: Der dreifache Puck

Die Ostseefestspiele starten in die neue Saison

Bereits zum fünften Mal finden dieses Jahr die Ostseefestspiele statt. Vom 21. Juni bis 18. August steigt das beliebteste Open-Air- Theaterfestival der Region Vorpommern. moritz sprach mit Julia Lammertz, Pressesprecherin des Theater Vorpommern in Greifswald.

moritz: Was erwartet die Besucher der Ostseefestspiele in dieser Saison?
Julia Lammertz:  In diesem Jahr haben wir vier Produktionen. Auf der Seebühne Stralsund wird „Hoffmanns Erzählungen – Eine phantastische Oper von Jacques Offenbach“ gespielt. Für die Greifswalder Bühne, die erst letztes Jahr eingeweiht wurde, haben wir  „Ein Sommernachtstraum“ in einer Mischung aus Schauspiel, Musik und Ballet  mit der Musik von Mendelssohn Bartholdy und dem Text von Shakespeare kombiniert. In der Klosterruine Eldena läuft ein aller allerletztes Mal „Die drei Musketiere“. Außerdem bieten wir das Kinderstück „Pinocchio“, ein Mischung aus Schau- und Puppenspiel,  ebenfalls in der Klosterruine an.

moritz: Was ist das Besondere der Inszenierung „Ein Sommernachtstraum“?
Lammertz: Erstmalig werden alle Sparten zusammen in einer Inszenierung kombiniert. Da sind Schauspiel, Ballett und Musiktheater, die szenisch alle sehr stark beansprucht werden. Diese Verbindung findet ihren Höhepunkt in der Figur des Puck. Der ist mit einen Tänzer, einer Schauspielerin und einem Sänger dreifach besetzt. Da kann es dann schon vorkommen, dass alle drei auf einmal auf der Bühne sind obwohl es nur eine Figur ist. der Sommernachtstraum ist eine Komödie, aber natürlich auch sehr romantisch, unterhaltsam und turbulent.

moritz: Es gibt also kein spezielles Zielpublikum?
Lammertz: Nein. Das Zielpublikum ist jung und alt. Es ist aber kein Stück für Kinder. Wir wollen alle Menschen aus der Region ansprechen.

moritz: Doch für die Kinder die nicht allein zu Hause bleiben können haben sie auch eine Lösung gefunden?
Lammertz: Wir bieten dieses Jahr erstmalig auch eine Kinderbetreuung an. Da sind wir Vorreiter in der Region. Eltern, die sich die Vorführung anschauen, können ihre Kinder während des Stückes dem ausgebildeten Personal des „Kinderladen“ anvertrauen. Das kostet 8 Euro für den ganzen Abend, bei Geschwistern 6 Euro pro Kind. Wir hoffen dass dieses Angebot gut angenommen wird. Nicht alle Eltern wollen ihre Kinder so spät abends in die Vorstellung mitnehmen.

moritz: Was ist der Reiz der Greifswalder Open-Air-Bühne?
Lammertz: Dass sie ganz nah am Zentrum ist und in der Gegend des Museumshafens liegt, der ja immer populärer wird und im Sommer ein immer beliebterer Treffpunkt wird. Diese Zentrumsnähe ist auch das Schöne für die Leute die hier leben. Und für Touristen ist sie einfach ein Grund mehr Greifswald zu besuchen.

moritz: Was passiert wenn es regnet?
Lammertz: Das kommt darauf an wie stark. Wir versuchen die Vorstellung in jedem Fall stattfinden zu lassen. Besonders das Ballett ist aber gefährdet. Wenn die Bühne nass ist kann es schnell zu Stürzen kommen. Es gibt eine für alle Openairs gängige Regelung, wenn die Hälfte gespielt wurde, dann haben die Zuschauer das Nachsehen. Dann bekommen sie kein Geld zurück, können aber an einem anderem Tag wiederkommen, dann ohne Platzkarte. Wenn weniger als die Hälfte gespielt wurde gibt es auf jeden Fall das Geld zurück oder eine neue Platzkarte. Letztes Jahr bei „Hair“ war das nur  einmal der Fall und das hat auch gut funktioniert.

moritz: Gerade der Greifswalder Bühnenaufbau hat im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, ist denn das überhaupt noch zu toppen?
Lammertz: Das Aufsehen war gar nicht unser Ziel. Da sind wir reingeschlittert. Wir haben daher auch nicht den Anspruch zu sagen, wir müssen noch mehr Aufsehen bekommen denn das ist auch nicht zu toppen ganz klar. Als kleinen Gag haben wir vor, in diesem Jahr einen 14 Meter hohen Nachbau der Klosterruine auf den Museumshafen zu setzten.

moritz: Mit wievielen Besuchern rechnen sie?
Lammertz: Im letzten Jahr haben 28.000 Menschen die Ostseefestspiele besucht. Wir erhoffen uns natürlich mindestens genauso viel Zuspruch. Ob es mehr werden hängt vom Wetter ab.

moritz: Welche speziellen Angebote gibt es für Studenten?
Lammertz: Wir bieten Ermäßigungen für alle Plätze an, sowie auf die Kombitickets. Damit kann man sich zwei Veranstaltungen zu einem noch günstigeren Preis anschauen. Auch für den Shuttlebus von Greifwald nach Stralsund gibt es Ermäßigungen. Es wird aber bestimmt auch noch im Vorfeld das ein oder andere Special geben, was wir uns zusätzlich einfallen lassen.

Geschrieben von Sarah Bechimer

Buch: Strips auf der Leinwand

Film-Konzepte: ?Superhelden zwischen Comic und Film?

Die Comic-Welten der beiden US-amerikanischen Comic-Verlage Marvel und DC erleben seit den ersten Veröffentlichungen ihre filmische Verwirklichung. Doch erst vor knapp drei Jahrzehnten, mit der Verbesserung der Trick- und Computertechnik, setzte der kommerzielle Siegeszug von Comic-Verfilmungen ein. Von Beginn an wurden die Serienkonzepte der Druckwerke auch in Filmreihen umgesetzt.

Blockbusterfilme wie „Superman – Der Film“ (Richard Donner, 1978) und „Batman“ (Tim Burton, 1989) zogen mehrere Fortsetzungen nach sich. Im ersten Film wurden noch die Figuren und Schauplätze vorgestellt, danach konnte sich an die Entwicklung der Charaktere gewagt werden. Beide Reihen zeigten aber mit ihrer jeweils vierten Episode ein Ende der dramatischen Entwicklung an. Das Publikum war nicht mehr begeistert.

Erst mit „Spider-Man“ (Sam Raimi, 2002) setzte wieder der Wille ein, Comicgeschichten als Großproduktionen zu produzieren. Dem Massengeschmack – durch den Indikator des weltweiten Kinoeinspielergebnisses ausgedrückt – wurde entsprochen. Seitdem zeichnete sich ein Boom an Verfilmungen der gezeichneten Storys ab: Spider-Man und die X-Men-Mutanten kämpften bisher dreimal auf der Kinoleinwand, erste Fortsetzungen der neu gestarteten Superman- und Batman-Reihen sind ebenso in Arbeit wie eine neue Hulk-Verfilmung. Und im Sommer ist „Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer“ auf der zu sehen.

Superhelden-Comics werden als minderwertige Kunstgattung angesehen. Auch deren Adaptionen für die große Leinwand schenkt die Kulturelite wenig Aufmerksamkeit. Diese vor allem europäische Abwertung entspricht nicht dem Ansehen von Comics in den USA.

Der in der Reihe „Film-Konzepte“ erschienene sechste Band „Superhelden zwischen Comic und Film“ klärt über diese Gegebenheit auf, erläutert die Entwicklung der populärsten Comicstrips anhand der Geschichte der Verlage und betont die Bedeutung der auf Comics basierenden Filmgattung. Die narrativen Strukturen der gedruckten und gefilmten Handlung können es ohne Mühe mit Klassikern der Hochkultur aufnehmen. Die wissenschaftlichen Aufsätze des Bandes legen nicht nur ihr Augenmerk auf die bekanntesten US-amerikanischen Comic-Helden, sondern vergleichen diese mit unbekannteren Figuren (Hellboy, The Crow) und blicken ebenso auf asiatische Animes.

Zur Erinnerung: Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden Kinofilme allgemein als niedere Kunst angesehen. Der Band hilft hoffentlich, Superhelden aus dem Niveau des Kinderzimmers herauszuholen. Denn Comics zu lesen und Superhelden zu verstehen, muss eben gelernt werden. 

Geschrieben von Björn Buß

Wer liest schon Koeppen?

Entstehung und Arbeit des Wolfgang-Koeppen-Archivs

Das Archiv ist eine Einrichtung des Instituts für Deutsche Philologie im Geburtshaus des Schriftstellers. Dieser kam am 23. Juni 1906 hier zur Welt und verbrachte einige Jahre seiner Kindheit und Jugend in Greifswald.

Seit 1943 lebte er in München und schrieb Romane, Reisebeschreibungen und Kurzprosa. Nach Koeppens Tod im Jahre 1996 ging dessen Nachlass an den Suhrkamp Verlag, da der Autor selbst keine Erben hatte. Initiiert vom damaligen Professor Müller-Waldeck schloss der Verlag, der Koeppen zu Lebzeiten unterstützt hatte, daraufhin einen Vertrag mit der Universität Greifswald, in dem ihr der Nachlass überlassen wurde. Im Gegenzug verpflichtete sich die Hochschule, diesen zu pflegen und der Forschung zugänglich zu machen. Dr. Michael Gratz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut der Deutschen Philologie, erinnert sich: „Das Literaturarchiv Marbach war natürlich auch interessiert und München wollte das auch haben und hat sogar, wie uns gesagt wurde, das Dreifache geboten, aber Siegfried Unseld hat sich dann für Greifswald entschieden, weil er meinte, in München ist es eine von vielen Sammlungen und in Greifswald besteht eben die Chance etwas Spezielles, Individuelles für Koeppen zu schaffen.“

Von München nach Greifswald

Der Autor lebte in einer großen Münchner Wohnung, die ihm der Suhrkamp Verlag finanzierte. Seine letzten beiden Lebensjahre verbrachte er jedoch wegen einer Krankheit in zwei verschiedenen Pflegeheimen. Im März 1996 verstarb Wolfgang Koeppen im Alter von 89 Jahren. Die Manuskripte sind gleich nach seinem Tod von einem Mitarbeiter des Verlags nach Frankfurt (Oder) geholt worden und kamen erst ein Jahr später nach Greifswald. Dr. Gratz war dabei, als ein halbes Jahr nach Koeppens Tod, im Herbst 1996, alles aus der Wohnung nach Greifswald geholt werden sollte. „Unser Auftrag war es, die Bibliothek, über 10.000 Bände, für den Umzug vorzubereiten. Dafür hatten wir fünf Tage Zeit.“ Die Herausforderung bestand nicht darin die Bücher zu verpacken, denn eine Vertragsklausel war, dass diese so aufgenommen werden mussten, dass man ihren Standort in der Originalwohnung rekonstruieren kann.

Es wurden 105 Detail-Fotos gemacht, sodass man die Buchtitel auf diesen lesen konnte. Zeichnungen wurden erstellt, die die Position der Regale festhalten sollten, jedes Regal, jedes Brett bekam eine Nummer und in jedes Buch wurde eine Zahl gelegt. „Diese Nummern sind heute die Signatur der Bibliothek und an der Nummer kann man erkennen, wo das Buch stand. Das ist für Forscher interessant. Hat er das Buch gelesen oder hat er es nicht gelesen? Was in der Nähe des Schreibtisches stand, hat er wahrscheinlich öfters genutzt, was sehr weit oben stand, vielleicht nicht so oft“, sagt Gratz. Doch für den Literaturwissenschaftler war die Aufnahme des Nachlasses mehr als viel Arbeit: „Weil das eben schon ein eigenartiges Erlebnis ist, so ein bisschen als Voyeur in einer fremden Wohnung zu kramen. Und man guckt in allen Ecken nach, alle Geheimfächer von Schubladen, man findet, Briefe, Fotos und alles.“

Unerforschte Bereiche im Archiv

Nach fünf Tagen kam dann ein Möbelwagen, der die Kleider, Bücher und Möbel nach Greifswald brachte. Hier wurde über drei Jahre hinweg ein Katalog aufgebaut. Auch daran hat Dr. Michael Gratz mitgearbeitet. Alles ist mittels Datenbanken so vernetzt aufgenommen, dass man bei der Suche nach einem Buch auch gleich sieht, ob in diesem etwas lag und wenn ja, was.

Heute ist der Nachlass zu 96 Prozent aufgearbeitet. Interessenten kommen aus den USA, Japan und Südkorea, um das Archiv zu nutzen. Mit dem Weggang von Professor Walter Erhart und seinen Mitarbeitern fehlt jedoch das Personal, um eine dauerhafte Forschung am Nachlass möglich zu machen. Der Lehrstuhl für Deutsche Literaturwissenschaft und Literaturtheorie, den vorher Professor Walter Erhart innehatte, wird zurzeit von Dr. Sigrid Nieberle vertreten. Da der Lehrstuhl an die Leitung des Wolfgang-Koeppen-Archivs gebunden ist, hat sie auch diese Position kommissarisch übernommen.

Bei der Stadt und der Universität war das Archiv von Anfang an nicht besonders beliebt, häufigstes Argument: Wer liest schon Koeppen? Dementsprechend sind die Gelder knapp bemessen und eine Finanzierung weiterer Mitarbeiter ist nicht vorgesehen. Da die Tätigkeit von Dr. Sigrid Nieberle befristet ist, wird sie keine neuen Projekte initiieren.

Studenten, die eine Abschlussarbeit schreiben wollen, haben jedoch weiterhin die Möglichkeit an unbearbeitetem Material zu forschen. Spannende Themen finden sich bestimmt. Eine Vielzahl unerforschter Schätze kann im Wolfgang-Koeppen-Archiv gehoben werden.

Geschrieben von Alina Herbing