Film-Konzepte: ?Superhelden zwischen Comic und Film?

Die Comic-Welten der beiden US-amerikanischen Comic-Verlage Marvel und DC erleben seit den ersten Veröffentlichungen ihre filmische Verwirklichung. Doch erst vor knapp drei Jahrzehnten, mit der Verbesserung der Trick- und Computertechnik, setzte der kommerzielle Siegeszug von Comic-Verfilmungen ein. Von Beginn an wurden die Serienkonzepte der Druckwerke auch in Filmreihen umgesetzt.

Blockbusterfilme wie „Superman – Der Film“ (Richard Donner, 1978) und „Batman“ (Tim Burton, 1989) zogen mehrere Fortsetzungen nach sich. Im ersten Film wurden noch die Figuren und Schauplätze vorgestellt, danach konnte sich an die Entwicklung der Charaktere gewagt werden. Beide Reihen zeigten aber mit ihrer jeweils vierten Episode ein Ende der dramatischen Entwicklung an. Das Publikum war nicht mehr begeistert.

Erst mit „Spider-Man“ (Sam Raimi, 2002) setzte wieder der Wille ein, Comicgeschichten als Großproduktionen zu produzieren. Dem Massengeschmack – durch den Indikator des weltweiten Kinoeinspielergebnisses ausgedrückt – wurde entsprochen. Seitdem zeichnete sich ein Boom an Verfilmungen der gezeichneten Storys ab: Spider-Man und die X-Men-Mutanten kämpften bisher dreimal auf der Kinoleinwand, erste Fortsetzungen der neu gestarteten Superman- und Batman-Reihen sind ebenso in Arbeit wie eine neue Hulk-Verfilmung. Und im Sommer ist „Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer“ auf der zu sehen.

Superhelden-Comics werden als minderwertige Kunstgattung angesehen. Auch deren Adaptionen für die große Leinwand schenkt die Kulturelite wenig Aufmerksamkeit. Diese vor allem europäische Abwertung entspricht nicht dem Ansehen von Comics in den USA.

Der in der Reihe „Film-Konzepte“ erschienene sechste Band „Superhelden zwischen Comic und Film“ klärt über diese Gegebenheit auf, erläutert die Entwicklung der populärsten Comicstrips anhand der Geschichte der Verlage und betont die Bedeutung der auf Comics basierenden Filmgattung. Die narrativen Strukturen der gedruckten und gefilmten Handlung können es ohne Mühe mit Klassikern der Hochkultur aufnehmen. Die wissenschaftlichen Aufsätze des Bandes legen nicht nur ihr Augenmerk auf die bekanntesten US-amerikanischen Comic-Helden, sondern vergleichen diese mit unbekannteren Figuren (Hellboy, The Crow) und blicken ebenso auf asiatische Animes.

Zur Erinnerung: Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden Kinofilme allgemein als niedere Kunst angesehen. Der Band hilft hoffentlich, Superhelden aus dem Niveau des Kinderzimmers herauszuholen. Denn Comics zu lesen und Superhelden zu verstehen, muss eben gelernt werden. 

Geschrieben von Björn Buß