Auf der Zielgeraden – Der Studierendenwettbewerb 2007

In weniger als einem Monat ist es soweit: Beim bundesweiten Studierendenwettbewerb 2007 zum Thema „Muslime in Deutschland“ werden die letzten Einsendungen angenommen.

Der Studierendenwettbewerb wird jedes Jahr vom Bundesinnenministerium (BMI) ausgerufen. Angesichts der Eröffnung der ?Deutschen Islam Konferenz? (DIK) im letzten Jahr durch den Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble und der Bedeutung, die dieser Dialog zwischen dem westlich-geprägten Deutschland und dem Islam in sich trägt, ist das diesjährige Thema ?Muslime in Deutschland?.
Alle Studierenden an den deutschen Hochschulen sowie alle Deutschen, die im Ausland studieren, waren dazu aufgerufen worden, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Der Beitrag kann in einer von drei Kategorien als wissenschaftliche Arbeit, Essay oder Fotografie eingereicht werden. Nachdem am 15. Juli die letzte Zusendung berücksichtigt worden sein wird, trifft sich eine unabhängige Jury zur Auswertung aller Einsendungen, so dass im Spätherbst eine Preisverleihung stattfinden kann. Dort werden dann Preise im Gesamtwert von 15.000 Euro vergeben, jeweils 2.500 Euro, 1.500 Euro und 1.000 Euro für den ersten, zweiten und dritten Platz in jeder Kategorie.
Seit 1999 gibt es nun schon einen regelmäßig vom BMI ausgerufenen Studierendenwettbewerb, in dem ein vorgegebenes, politisch bedeutsames Thema von interessierten Studenten bearbeitet werden kann. Die Mitglieder der Jury kommen hierbei aus dem Bereich der Politikwissenschaft, der Publizistik / Journalistik oder auch der Medizin und sind zum größten Teil Professoren.
Wer jetzt noch mehr über den diesjährigen Studierendenwettbewerb erfahren möchte, kann sich auf der Website des BMI informieren (www.bmi.bund.de). Vielleicht ist das Interesse des Einen oder Anderen geweckt worden und er beteiligt sich im nächsten Jahr selbst an diesem Wettbewerb. Sowohl die neuen Einblicke, die man bekommt, als auch für eine gute Arbeit lohnen die Mühe, so viel ist sicher!

Geschrieben von Daniel Förster

Die Tornados, die aus dem Innern kamen

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble erteilt zum G8-Gipfel den Befehl, mit Tornados der Bundeswehr Demonstranten und das Camp Reddelich zu überwachen. Ein Kommentar über die Tat eines Mannes, der in den Medien wie kaum ein Anderer kritisiert wird.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble wird sicher lachend seinen Bauch gerieben haben, als er zum G8-Gipfel 2007 seine Tornados losschickte, um Demonstranten und das Camp Reddelich zu photographieren. Mit einer Freudenträne im Auge und mit kreisenden Bewegungen, so als würde ihm sehr gut schmecken, was er dem deutschen Volk serviert hat. Vielleicht fiel seine Reaktion auch subtiler aus, auf jeden Fall aber muss es für ihn ein schöner Moment gewesen sein.
Der Flug der Tornados wurde in der Öffentlichkeit aber ganz anders aufgenommen. Überall konnte man Worte des Protestes vernehmen, in allen Nachrichten sah man entsetzte Kommentatoren, die in ihrer Rage nach Worten rangen. Wie kommt es, dass das ganze Land so empört reagiert und Medien aller Art sich überschlagen? Warum scheint Deutschland so entsetzt darüber, dass der Mann, dem die Bundeswehr untersteht und der zu der fünfzehnköpfigen Kabinettselite unseres Landes gehört, mit Kriegsmaschinerie ins Land zieht? Zugegeben, es ist ein bisschen illegal, mit Waffenarsenal und Bundeswehrvehikeln einen Einsatz im Inland zu fliegen. Und gut, es ist auch ein wenig verfassungsfeindlich. Und ja:Wenn man die Sache mit schiefgelegtem Kopf und mit zugekniffenen Augen betrachtet und die Realität langsam verschwimmt, kommt einem Schäubles Rechtfertigung schon ein wenig „gaga“ vor, wie sich der innenpolitische Sprecher der SPD, Dieter Wiefelspütz, ausdrückte. Immerhin hat Schäuble versucht, uns glaubhaft zu machen, dass der Einsatz dazu bestimmt war, Bodenbeschaffenheiten zu untersuchen, und die Aufnahmen des Camps und der Demonstranten wären rein zufällig gewesen. Aber nachdem die Photos einmal da waren, hätte es keinen Grund gegeben, sie der Polizei nicht zu Unterstützung zu überlassen.
Ein Glück, dass dieses Camp im Weg war. Sonst hätte man sich bei der Bundeswehr noch ernsthaft mit Geographen rumschlagen müssen, die den armen Soldaten im Dienst erklärten, was es mit dieser Delle oder jener Unebenheit auf sich hat. Aber allen diesen Dingen zum Trotz: Schäuble ist konsequent. Er hat nichts gemacht, was man nicht auch erwartet hätte oder nicht zumindest hätte erwarten können. Man kann sogar froh sein, dass Schäuble zumindest versucht, sich noch grob an gesetzliche Ausnahmebestimmungen zu halten. Immerhin hat er ja sogar drei Alibitornados losgeschickt, die schon im Mai Bodenaufnahmen geschossen haben, um der Aktion noch so etwas wie eine Quasilegitimität zu verleihen. Von einem Mann, der versucht, einen Bundestrojaner auf sämtlichen potentiell gefährlichen Rechnern einzuschleusen, der das Grundgesetz in allem ändern will, dass dem Bürger persönliche Rechte sichert und seinen Anstrengungen, die Bundeswehr im Innern einsetzen zu dürfen, kann man nur erwarten, dass er bei einem Treffen der Führer der größten acht Industrienationen auf seine eigene Art handelt.
Schäuble weicht unser System allmählich auf, gewöhnt uns ein. Wenn er eines Tages vor dem Bundesgerichtshof gewinnt und seinen Plänen für ein stasiähnliches Sicherheitskonzept stattgegeben werden, soll das Volk ja nicht überrascht sein. Es soll sagen: „Ja und? Das war bisher illegal? Das gibt’s doch schon seit Jahren!“ Und spätestens wenn das passiert, befinden wir uns in einen Staat, der die potentielle Unsicherheit aller über die Freiheit des Einzelnen setzt. In einem solchen Staat werde ich nicht leben. Schäubles verfassungsfeindliche Absichten und seine Versuche, das deutsche Rechtssystem aufzuweichen sind absolut verwerflich.
Es kann nicht sein, dass es einen Mann gibt, der sich gegen die Grundsätze unseres Landes stellt und von seiner Partei nicht zur Raison gezogen wird. Wenn Schäuble nicht bald zur Besinnung kommt und aufhört, unseren Staat, der aus den Fehlern des dritten Reiches heraus entstanden ist, zu verändern und all die Schwächen wieder einzuführen, die wir bereits hatten, sehe ich für unser Land schwarz.

Geschrieben von tw

Preisträger ausgezeichnet

Erstmals Abschlussveranstaltung von ?Jugend musiziert? bei der Bachwoche

Das Konzert der Preisträger des Landes- und Bundesausscheides bildet jährlich den Abschluss des Wettbewerbes ?Jugend musiziert?. Am vergangenen Sonntag fand es im Pommerschen Landesmuseum statt. Zum ersten Mal bot die Greifswald Bachwoche als Musikfestival den Rahmen für die vom Landesmusikrat Mecklenburg-Vorpommern organisierten Gemeinschaftsveranstaltung. ?Ich freuen mich über die Zusammenarbeit?, sagte künstlerischer Leiter der Greifswalder Bachwoche Prof. Jochen A. Modeß, der moderierend durch ein musikalisch abwechslungsreiche Programm führte. Bereits im Vorfeld war die Veranstaltung der 61. Greifswalder Bachwoche restlos ausverkauft. Zudem reisten Preisträger selbst für die mittägliche Veranstaltung von beispielsweise von Neubrandenburg, Schwerin, Rostock und Rügen an.

?Die besten jungen Musiker des Landes können sie heute hier erleben?, sagte Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft Henry Tesch in seinem Grußwort. ?Mecklenburg-Vorpommern kann sich sehen und hören lassen.? Jugend musiziert sei dennoch weit mehr als ein Wettbewerb. Denn die bloße Teilnahme sei bereits eine Anerkennung. Recht grundsätzlich äußerte sich der Minister zur künftigen Entwicklung der Musikkultur des Bundeslandes. Diese soll weiterentwickelt werden. Und dies nicht allein bei den Festivals des Landes, sondern vor allem in ihrer Breite und mit einem besonderen Augenmerk auf die Nachwuchsförderung. Damit dies gelänge, sei ein weiterer Ausbau der Musikschulen notwendig. ?Die Landesregierung will dabei wie bisher ein verlässlicher Partner sein?, so Tesch. Dabei ist der Blick auch auf das Jahr 2011 gerichtet. Dann wird Neubrandenburg der Ausrichtungsort des Bundeswettbewerbes ?Jugend musiziert? sein.

2007 ging mit der Landesausschuss ?Jugend musiziert? in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Pilotprojekt zudem bundesweit neue Wege. ?Die Popularmusik hat Einzug in dieses Land gehalten?, sagte Volker Ahmels, Vorsitzender des Landesausschusses. Zwar gelangen die Teilnehmer der Sparte im Endausscheid vorerst nur bis zur Landesebene, dennoch zeigten sich bereits jetzt eindrucksvolle Ergebnisse. ?Im nächsten Jahr kommen E-Baß und Drummer dazu?, so Ahmels. Dennoch kann erst im November ein erstes Fazit zum diesjährigen Durchlauf erwartet werden. Die erreichten Leistungen konnten sich in der Museumshalle des Pommerschen Landesmuseums hören lassen. Friederike Sengs sang hinreißend John Lennons ?Imagine?, Eckehard Kopetzkis begeisterte auf dem Schlagzeug und Jonas Wolters auf der E-Gitarre vorgetragene Eigenkomposition ?Torsten? fand einen breiten Applaus. Das galt auch für den Teilnehmer aus allen Instrumentenfächern und Ensemblegruppen. Denn die Ehrung und den Blumengruß überreicht vom Bildungsminister und dem Vorsitzenden des Landesausschusses ?Jugend musiziert? haben sich alle Preisträger auf der Bundes- und Landesebene bereits spielend verdient.

Geschrieben von Uwe Roßner

Eine Facette des Komos

Kammerkonzert bot Bachs ?Kunst der Fuge? in St. Jacobi erfrischend dar

Johann Sebastian Bachs ?Kunst der Fuge? ist ein Sonderfall im Schaffen des Komponisten. Denn über den unvollendeten Stück verstarb der Komponist gerade an der Stelle, wo eine Fuge in den Tönen seines Namens (B-A-C-H) anfing. Wie im vergangenen Jahr warb die Greifswalder Bachwoche für ein Konzert mit der ?Kunst der Fuge? in dieser Spielzeit des Musikfestivals. Anstelle eines Orgelkonzertes gestalteten Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Vorpommern diesmal die Kunst der Fuge als unvollendete Kammermusik. Das mit gutem Recht. Denn Bach legte bei seinem kunstvoll-abwechslungsreichen Fugenwerk keine Besetzung fest. Zumindest ist in den Noten kein Vermerk auffindbar.
?Wir möchten für Sie das Fragment wie auf einer gut registrierten Orgel spielen?, sagte Fagottist Matthias Reikowski am vergangenen Sonntagnachmittag zur Begrüßung des Publikums in der Kirche St. Jacobi. ?Damit kann jedes Instrument gut zur Geltung kommen.? Das insgesamt siebenköpfige Ensemble bot das anderthalb Stunden dauernde Stück je nach stimmlichen Umfang der Fugen in verschiedensten Besetzungen dar. Ob als Streichquartett, Duo für Flöte und Fagott, einem Bläser- oder Streichertrio überraschten Claudio Otto (Flöte), Clemens Teutschbein (Oboe und Englisch Horn), Matthias Reikowski (Fagott), Peter Rann (Violine), Gerd Kuniß (Violine), Reinhard Allenberg (Viola) und Gregor Szramek (Violoncello) mit einer immer wieder verblüffenden Farbigkeit und Zartheit ihrer Instrumente. Einer Tradition folgend beendeten die Musiker ihr Konzert mit Johann Sebastian Bachs Sterbechoral ?Vor Deinen Thron tret´ich hiermit?. Eine Rose und langanhaltender Applaus des Dreiviertel der Bestuhlung des Kirchenschiff von St. Jacobi einnehmenden Publikums dankten für das klangvolle Spiel von Bachs unfertigen Opus summum.

Geschrieben von Uwe Roßner

Tango vocale

Finnische Tangos erklangen bei der 61. Greifswalder Bachwoche am Samstag zur späten Stunde im Ballhaus Goldfisch

Nicht zum ersten Mal spielten die ?Freundes des vollen Mondes? in Ballhaus Goldfisch. Dennoch war es für das Tangokombo am vergangenen Samstag eine Premiere. ?Die Teilnahme an der Greifswalder Bachwoche ist ein großartiger Höhepunkt für uns?, sagte der Bandoneonist Walter Baumgartner zur Begrüßung. ?Wir freuen uns, vor so vielen Leuten zu spielen.? Begeisterten Hector Bingert und die Latin Lovers feat. Mikael Augustsson beim Nordischen Klang vor großem Publikum, so fiel die Zuhörerschaft mindestens gleich stark aus. Als Gast begrüßten die Freunde des vollen Mondes nach ihrem zweiten, rein instrumental gespielten Tango Lasse Partanen in schwarzem Anzug und mit weißer Fliege auf der Bühne. ?Der Mond ist das größte Wunder des nächtlichen Himmels?, übersetzt er den finnischen Text des Liedes ?Vollmond?. Gefühlvoll setzt Partanen an, um mit seinem Tenor von den Schönheiten des Mondes singend zu erzählen, der ansonsten seine kalte Bahn zieht. Dänische und deutsche Tangokompositionen der vierziger und fünfziger Jahre ergänzten die Finnischen Tangos. Dabei fehlte ?Jalosie – Die Eifersucht? und Joseph Rixners ?Nachtliche Gitarren keinesfalls. Letzteres allerdings im Original. Den in den dreißiger Jahres wurde ?Nächtliche Gitarren? in Finnland populär, allerdings auch mit einem neuen Text versehen. Partanen entschied sich für das deutsche Original. Johannes Gebhardt ihn geschmeidig mit dem schwarzen Flügel. Unter den Tangoklassikern aus dem Land der tausend Seen fehlten Kullervo Linnas ?Iltaruko? (Abendrot) und Viljo Ylönen ?Kotkan Kertu? (Mädchen aus Kotka) nicht. Dank des zackigen Rhythmus und weich fließenden Melodiebögen eroberten die Freunde des vollen Mondes rasch die Gunst des Publikums. Während die Musiker zum Ende des zweiten Teil ihres Programms Unto Mononens ?Satumaa – Märchenland? spielten, meinte der finnische Gastsänger entschieden nach herzlichem Beifall vor der ersten Zugabe: ?Noch einmal Mächenland! Das habt ihr euch verdient.? Dem nicht genug. Tief verbeugten sich alle Musiker nach der zweiten Zugabe. Lasse Partanen sogar mit einer Hand auf dem Herz. Gerade der Fleck, den er singend und von den Freunden des vollen Mondes begleitet den Abend über eindrucksvoll berührt hat.

Geschrieben von Uwe Roßner