Was macht eigentlich “Uni Solar”?

Nach dem Erfolg des „Klimakonzerts im Dom“ sprach der webMoritz mit Juliane Hille, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Uni Solar“, über den aktuellen Stand des Projektes.

Das Projekt Uni Solar wurde im Juli letzten Jahres durch das StuPa eingerichtet und mit den Vorbereitungen für den Bau einer Photovoltaikanlage auf einem Dach der Universität Greifswald beauftragt. Das Projekt hat das Ziel, den Klimaschutz mehr in den Fokus der Universität zu rücken und gleichzeitig finanzielle Vorteile für Studenten zu bieten.

Klimakonzert 30.04.2010, Juliane Hille, nicht CC-Lizenziert

Klimakonzert am 30.04.2010 "Ein voller Erfolg"

Die Stadtwerke Greifswald (Fernwärme GmbH) sind Partner des Projektes und übernehmen den Aufbau der Anlage, den Betrieb und die Wartung. Die AG „Uni Solar“ hingegen ist verantwortlich für die Organisation des Projektes. Finanziert wird die Solaranlage durch Mikrokredite, die von Studenten oder Angehörigen der Universität stammen sollen. Studenten können sich mit einem Betrag von 250€, Angehörige der Universität mit 500€, beteiligen. Unternehmen oder Personen außerhalb der Universität können an dem Projekt nicht teilnehmen. Die Kreditgeber erhalten nach der Einzahlung jährlich Zinsen auf das angelegte Kapital, die sich, so Juliane Hille, über dem Zinssatz eines normalen Sparbuches befinden sollen. Nach 5 Jahren erhalten die Kreditgeber den Einzahlungsbetrag wieder zurück. (mehr …)

Zukunft der Lehrämter wird “ergebnisoffen verhandelt”

In den Streit um den Fortbestand der Lehramstausbildung in Greifswald ist am vergangenen Donnerstag ein wenig mehr Bewegung gekommen. Während eines Besuchs von Bildungsminister Henry Tesch (CDU) in der Hansestadt Greifswald protestierten gut 80 Studenten gegen die geplanten Schließungen. In Form einer Mahnwache trauerten sie mit Kreuzen und Kerzen um die bedrohten Studiengänge an der hiesigen Universität.

Bildungsminister Henry Tesch (CDU) - Im Hintergrund die Mahnwache

Da Tesch am Donnerstag mehrere Termine in Greifswald wahrnahm, verlegten die Studenten ihren Protestauflauf zwischenzeitlich vom Rubenowplatz in die Knopfstraßeund später in die Lange Straße vor das Kulturzentrum St. Spiritus. In ungewohnter Geschlossenheit konnte man Vertreter aller hochschulpolitischen Gruppen erkennen. Zeitweilig gesellten sich auch andere Bürger der Stadt, beispielsweise der Landtagsabgeordnete Sebastian Rathjen (FDP), zu den Studenten. Organisiert hatte die Aktion der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) in Zusammenarbeit mit dem Bildungsbündnis. Auf der AStA-Homepage kann man seit einigen Tagen einen Petitionstext und die zugehörige Unterschriftenliste herunterladen.

Tesch: “Alles bleibt beim Alten” ist kein Modell

Tesch nahm sich mehrfach Zeit, um mit den Demonstranten zu sprechen und stellte seine Sicht der Dinge dar. Im wesentlichen berief er sich darauf, dass die Entscheidung über die Schließung bereits vor seinem Amtsantritt im Herbst 2006 beschlossen worden war. Damals hatte die Greifswalder Universität in einer Zielvereinbarung mit dem Land dem Abbau der Lehramtsausbildung zugestimmt, der Landtag habe diesen Beschluss später bekräftigt. “Die Dinge sind vorgezeichnet und kommen nicht von mir”, erklärte der Minister. Er sehe sich selbst als “Exekutive”, die in der Verantwortung stehe, Beschlüsse des Landtages umzusetzen. “Ich kann auch keine Landtagsbeschlüsse vom Tisch fegen.”

Auch das Rektorat nahm er in die Verantwortung: “Ich höre nicht nur Sie”, sagte er zu den Studenten, “ich höre auch andere Signale, wenn ich ins Hauptgebäude gehe.” Bereits vor zwei Wochen hatten unter anderem die Greifswalder Grünen den Greifswalder Rektor Professor Rainer Westermann kritisiert und schrieben in einer Pressemitteilung: “Schließlich wurde unter seiner [Westermanns] Leitung die Konzentration der Ressourcen auf wenige Massenstudiengänge aktiv betrieben. Gleichzeitig litt die Qualität mancher Lehramtsstudiengänge unter der unzureichenden Ausstattung der Fachbereiche, insbesondere im Bereich der Fachdidaktik.”

Wie ein Kompromiss aussehen könnte, wollte Bildungsminister Tesch nicht skizzieren und blieb den Potestierenden gegenüber vage:

“Ich bin nicht derjenige für ‘Licht an, Licht aus’. Sie müssten ein bisschen kreativer herkommen. Zu sagen: ‘Alles bleibt beim Alten’, ist nicht besonders kreativ. Und ehrlich gesagt ist das kein Modell. Dafür werden Sie keine Mehrheiten finden. Von mir werden Sie allerdings auch nicht hören: ‘Alles muss weg’. “

Land fehlen bald über 500 Lehrer

Das Ministerium hatte Anfang der Woche eine Studie vorgestellt, die aufzeigt, dass dem Land in den kommenden Jahren mehr als 500 Lehrer fehlen werden. Dabei handelt es sich allerdings im Wesentlichen um Regional- und Grundschullehrer. In Greifswald wird jedoch fast auschließlich für das Gymnasium ausgebildet.

In einem Gespräch mit dem webMoritz hatte der Büroleiter des Ministers, Ulf Tierking, eingeräumt, dass es angesichts dieser Prognosen dennoch sinnvoll sei, die Lehramtsausbildung auch in Greifswald weiterzuführen. Zusätzlich müsse man in Absprache mit der Kultusministerkonferenz die Attraktivität der Lehrämter für Grund, Haupt- und Realschulen stärken. Dies sei im Wesentlichen über monetäre Anreize zu bewerkstelligen.

Tierking ergänzte zudem, dass man derzeit in Verhandlungen mit der Greifswalder Universität um eine neue Zielvereinbarung stehe. Was dabei mit der Lehramtsausbildung geschehe, sei “völlig ergebnisoffen”.

Update 24.4.: Beitrag von moritzTV

Die Kommilitonen von moritzTV haben dem Besuch des Bildungsministers und den ihn begleitenden Protesten einen Beitrag gewidmet. Hier ist er:

Kommentare zum Beitrag bitte hier abgeben!
Fotos: Carsten Schönebeck

Senatsabstimmung

Die lang erwartete Abstimmung über die Ablegung des Namenspatrons der Universität Greifswald fand am Mittwoch, dem 17. März, statt. Wie sie ausgegangen ist und was der Senat und Interessierte darüber denken, seht ihr hier:

Eilmeldung: Namenkomission des Senats legt Bericht vor

Am Freitagvormittag hat die Namenskommission des Akademischen Senats der Universität Greifswald ihren lang ersehnten Bericht vorgelegt. In den vergangenen Monaten haben die insgesamt zehn Mitglieder sich mit den Argumenten für und gegen den universitären Namenspatron Ernst Moritz Arndt auseinandergesetzt. In zwei öffentlichen Anhörungen wurde weiteren Wissenschaftlern und den Greifswalder Bürgern die Möglichkeit gegeben Stellung zu nehmen.

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Die Komissionsmitglieder Schattschneider und Weber bei der Anhörung vor zwei Wochen

Das Ergebnis der Arbeitsgruppe endet dabei gespalten. Die Mitglieder konnten sich nicht einigen, ob sie am Ende des Prozesses eine Empfehlung geben wollen und haben es aus diesem Grund letztendlich nicht getan. Im dem kurzen Abschlussbericht heißt es:

In ihrer abschließenden Sitzung am 27. Januar 2010 debattierte die Kommission über die Frage, ob die Kommission eine konkrete Empfehlung an den Senat abgeben sollte und welche Wirkung damit verbunden wäre. Eine Abstimmung darüber, ob die Kommission durch ein Votum eine Empfehlung an den Senat abgeben sollte, ergab 4 JA- und 4 NEIN-Stimmen. Die übrigen zwei Kommissionsmitglieder konnten an der Sitzung nicht teilnehmen. Die Kommission gibt somit insgesamt – entgegen ihrem Arbeitsauftrag – keine abschließende Empfehlung an den Senat.

Der Bericht wird flankiert von gut sechzig Seiten Material in denen die Kommission ihre eigene Arbeitsgrundlage erläutert, Arndt-Kritiker wie -Befürworter noch einmal zu Wort kommen. Zudem liegt der Materialsammlung ein umfangreicher Pressespiegel zum Thema bei.

Die nicht vorhandene Empfehlung könnte ein erneuter Rückschlag für die Initaitive Uni ohne Arndt sein. Der Kommissionsvorsitzende (und Senator) Thomas Schattschneider hatte Anfang Januar noch angekündigt er wolle sich im Senat gegen Arndt aussprechen.  Dies hatte bei Arndt-Gegnern Hoffnungen geweckt, die Kommission und schließlich auch der Senat könnten sich trotz des Ergebnisses der studentischen Urabstimmung gegen Arndt entscheiden.

Mehr Informationen zum Bericht der Arbeitsgruppe findet ihr in den kommenden Tagen auf dem webMoritz.

Anhörung vor Senatskommission: für und wider Arndt

von Alexander Kendzia und Gabriel Kords

Am vergangen Freitag fand in der historischen Aula der Universität die wissenschaftliche Anhörung zum Namen der Universität Greifswald durch die Senatskommission statt. Noch einen Tag zuvor, am 10.Dezember, war dazu kurzfristig über den Mail-Verteiler eine Einladung an alle Studierenden der Universität gesendet worden. Dass dies wohl zu kurzfristig war, zeigt die eher geringe Zahl von Studierenden bei der Anhörung, die ungefähr der der anwesenden Lehrstuhlvertreter entsprach. Auch der akademische Mittelbau war in etwa gleich starker Zahl vertreten. Die Anhörung fand lediglich hochschulöffentlich statt, eine Zugangskontrolle erfolgte jedoch nicht. Die Initiative „Uni ohne Arndt“ wies im Vorhinein auf ihrer Internetseite und in einer extra Pressemitteilung darauf hin, dass man unzufrieden sei wie die Senatskommission mit der Auswahl der Experten umgeht (WebMoritz berichtete):

„Bei der Anhörung der Universität Greifswald durch die Senats-Kommission soll anscheinend nur in eine Richtung geprüft werden. Denn die Liste der anzuhörenden Wissenschaftler enthält keine unabhängigen Arndt-Kritiker“ – uni-ohne-arndt.de

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Prorf. Werner Stegmaier (r) und Korbinian Geiger

Prof. Dr. Werner Stegmaier leitete die Veranstaltung zusammen mit StuPa Präsident Korbinian Geiger. Mit einer kleinen Erläuterung der aktuellen Situation begann die Anhörung. Im Vorfeld sei es zu unnötiger Aufregung gekommen.

Man hoffe, dass der restliche Ablauf des Prozesses erfolgreich verlaufe, so der Komissionsvorsitzende Thomas Schattschneider.Die Senatskommission werde zunächst hochschulöffentlich Wissenschaftler zu der Frage anhören, welche wissenschaftlichen, historischen, literaturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Punkte für oder gegen die Beibehaltung des Namens Ernst Moritz Arndts als Namenspatron sprechen. In einem zweiten Schritt soll auch den Bürgern Greifswald im Januar 2010 die Möglichkeit gegeben werden ihre Argumente der Senatskommission vorzutragen. Dann soll es auch um Kriterien wie die regionale Ausstrahlung des Namens gehen.

Stegmaier: Redner ohne Kalkül ausgewählt

Stegmaier fühlte sich offensichtlich aufgrund der Diskussionen im Vorfeld der Anhörung,dazu genötigt darauf hinzuweisen, dass die Redner “ohne Kalkül“ ausgewählt wurden und begründete das Fehlen der angefragten, aber nicht erschienenen Redner damit, dass sie aus zeitlichen Gründen nicht verhindert konnten. Einzige Ausnahme sei hier Prof. Dr. Buchholz, der aufgrund eines Streites mit dem Rektorat seine Meinung nicht äußern wolle. Er nahm allerdings als Zuhörer an der Veranstaltung teil, äußerte sich allerdings auch in der anschließenden Diskussion nicht.

Auch auf die Kritik, dass die Kommission sich selber anhören würde, entkräftete Stegmaier mit dem Hinweis ein, dass dies doch unproblematisch sei, da die Kommissionsmitglieder wissenschaftlich argumentierten. Studenten wurden nicht als Experten geladen, da sie eben noch keine ausgewiesenen Wissenschaftler seien. In der anschließenden Diskussion hätten sie jedoch die Möglichkeit, ihre Argumente der Kommission darzulegen. Stegmaier wies darauf hin, dass egal welche Entscheidung vom Senat über die Namensfrage gefällt werden sollte, große Diskussionen folgen werden.

Die Rednerliste sah wie folgt aus:

  • Prof. em. Karl-Ewald Tietz (Vorsitzender der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft e. V.)
  • Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann (Uni Greifswald, Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit)
  • Dr. Irmfried Garbe (Uni Greifswald, Kirchengeschichte)
  • Prof. em. Reinhart Staats (Uni Kiel, Kirchengeschichte)
  • Prof. Dr. Kyra Inachin (Universität Greifswald, Neueste Geschichte sowie Pommersche Geschichte)
  • Dr. Jörg Echternkamp (Historiker, Potsdam)
  • Prof. Dr. Reinhard Bach (Uni Greifswald, Romanistik)
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Das Auditorium zu Beginn der zweiten Halbzeit. Im Vordergrund: Kommissionsmitglieder

Die Anhörung wurde durch die Universität aufgezeichnet. Dass die Aufnahme auch veröffentlicht wird, ist zwar noch nicht ausgeschlossen, aber nach übereinstimmdenden Angaben sehr unwahrscheinlich. Aufgrund der Länge der einzelnen Beiträge verzichtet der WebMoritz darauf, hier alle Positionen darzustellen. Die Debatte verlief aber insgesamt sachlich und konstruktiv, auch wenn sich die verschiedenen Redner sehr unterschiedlich positionierten.

Reinhard Staats und Irmfried Garbe etwa sprachen sich deutlich für Arndt aus, der Militärhistoriker Echternkamp hingen, der im Vorfeld der Diskussion erstaunliche Vermutungen der Uni-ohne-Arndt-Initiative über sich ergehen lassen musste, zeigte zwar ebenfalls positive Seiten Arndts auf, sprach sich aber am Ende explizit dafür aus, den Namen abzulegen und stattdessen ein “interdisziplinäres Zentrum” nach Arndt zu benennen.

Konstruktive Debatte, aber scharfe Kritik an Arndt-Gegnern

Zwei mal gab es für das Publikum Gelegenheit, in offenen Debatten das Wort zu ergreifen. Die Debatten verliefen größtenteils unaufgeregt, hatten aber immer dann unschöne Szenen, wenn über die Initiative “Uni ohne Arndt” gesprochen wurde. Professor Stegmaier wies zwar explizit darauf hin, die Debatte drehe sich um den Namenspatron und nicht um die Art, wie Stimmung für oder gegen ihn gemacht werde, aber dennoch griffen vor allem in der zweiten Debatte mehrere Redner die Arbeit der Initiative an. Professor Bach, der auch in seinem Vortrag die Überzeugung vertreten hatte, der Name könne erhalten bleiben, äußerte sich trotz der “Ermahnung” Stegmaiers explizit über die Initiative und kritisierte, dass es ihr offenbar an der Fähigkeit zum Kompromiss mangele. Stattdessen habe er beim Studium der Homepage der Initiative den Eindruck, die Position der Gruppe werde “immer radikaler.” Auch die Art, wie er persönlich angegriffen werde, kritisierte er deutlich. Manchmal fühle er sich ob der Angriffe “wie der Erfinder von Auschwitz.”

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Prof. Reinhard Bach kritisierte die Initiative "Uni ohne Arndt" scharf.

Zahlreiche Redner der freien Diskussion wiesen aber ausdrücklich auf die zumindest bei der Anhörung sehr sachliche Debatte und angenehme Art des Umgangs miteinander hin. Professor Manfred Matschke kritisierte die gesamte Debatte um den Namen Arndts als “großartige Ablenkung” von eigentlich wichtigen Themen. Zudem kritisierte er, dass viele seiner Kollegen darauf verzichteten, Stellung zu beziehen: “Arndt hatte Charakter. Das würde ich mir von vielen meiner Kollegen auch wünschen.”

Die meisten Aussagen können zur Debatte können bereits im Heft 8 der Ernst Moritz Arndt Gesellschaft nachgelesen werden. Auch das Deutschlandradio war vor Ort und fertigte einen kurzen Beitrag zur Anhörung an. Darin werden die Positionen von Sebastian Jabbusch (“Uni ohne Arndt”) und Dr. Garbe dargestellt. Zur Urabstimmung wird es ein Infoheft geben, das euch mit den Argumenten der Initiativen „Uni ohne Arndt“ und „Arndt AG“ versorgen wird, damit ihr eine Grundlage für eure Entscheidung habt.Ganz abgesehen von den Meinungen der Professoren, Experten und Initiativen lohnt es durch verschiedene Wege sich selbst über die Person Ernst Moritz Arndt zu informieren.

Links:

Fotos: Gabriel Kords

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