Wir Studierenden vermissen das Vorglühen bei Freund*innen, von Bar zu Bar zu ziehen, bis ins Morgengrauen zu tanzen. Wehmütig denken wir an die Nächte zurück, die für uns so selbstverständlich waren und schätzen umso mehr, was wir hatten. Wir zehren von der Hoffnung, dass nächsten Sommer vielleicht alles wieder so wie „vor Corona“ ist. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass viele kulturelle Einrichtungen zur Zeit um ihre Existenz kämpfen und Veranstaltungen nach der Coronakrise vielleicht nicht mehr so selbstverständlich sind. Wir haben mit den drei Studierendenclubs Geographenkeller, Kiste und Club 9 gesprochen und gefragt, wie es ihnen in der jetzigen Situation geht.
Wie geht es eurem Club?
Geographenkeller: Diese Fragen müssen wir gleich recht komplex beantworten. Der Geographenkeller hat ja nicht erst seit Anfang des Jahres coronabedingt geschlossen, sondern bereits seit Juli letzten Jahres keine öffentliche Veranstaltung in den eigenen Räumen mehr ausrichten können. Seit Ende August/Anfang September 2019 wurden die Außenwände des Instituts für Geographie saniert, weshalb zwei unserer Notausgänge nicht passierbar waren und der gesamte Bereich um das Institut quasi Baustelle war. Nach Plan sollten die Bauarbeiten im letzten Quartal 2019 beendet sein, tatsächlich sind sie nun, im letzten Quartal 2020, abgeschlossen. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Herbst- und Wintermonate unsere finanziell stärksten Monate sind, insbesondere natürlich die Erstiwoche. An dieser konnten wir nun bereits zweimal nicht in unseren Räumen teilnehmen, wobei sie ja einmal mehr oder weniger vollständig ausgefallen ist. Dementsprechend vorfreudig waren wir, am 31.10.2020 endlich wieder öffnen zu können. Doch hier kam uns nun der zweite Lockdown dazwischen.
Kiste: Wir als Club sind für unser vielfältiges Angebot natürlich auf direkten Besuch von Gästen angewiesen. Damit finanzieren wir auch unsere Fixkosten und alles, was für Veranstaltungen anfällt. Also sind uns durch die coronabedingten Verordnungen sämtliche Einnahmen weggebrochen. Wir konnten im Oktober bei wenigen Veranstaltungen wieder Gäste begrüßen, aber das war auch zu schnell wieder vorbei.
Club 9: Aktuell geht es uns als Einrichtung noch gut, obwohl uns der zweite Lockdown sehr trifft. Erst Anfang Oktober durften wir von Seiten der Universität wieder öffnen und hatten somit lediglich die Chance, einen Monat lang unsere Räumlichkeiten als Bar zu nutzen. Das fällt logischerweise wieder weg und wir können keine Einnahmen mehr generieren. Somit müssen wir vorerst mit dem auskommen, was wir haben.
Was ist die größte Herausforderung zur Zeit?
Geographenkeller: Die größte Herausforderung ist derzeit finanzieller Natur. Große Rücklagen dürfen wir als Verein eh nicht bilden, aber auch jene, die wir noch hatten, sind nach der vierfach längeren Bauzeit aufgebraucht. Doch damit nicht genug. Da wir auch während des ersten Lockdowns ja insbesondere der Baustelle wegen geschlossen haben mussten, dürfen wir für diesen Zeitraum keine Coronahilfen beantragen. Weder Bundes- noch Landeshilfen sind für uns erreichbar. Möglich wäre es prinzipiell gewesen, mit diesen Hilfen Exilpartys in den anderen Studierendenclubs auszurichten, doch dies ist in den Bedingungen für die Förderungen nicht vorgesehen. Auch Unterstützung für etwaige denkbare Außenveranstaltungen (deutlich teurer durch Miete für zusätzliche Technik, Ämtergänge, Gagen etc.) wurde uns nicht genehmigt, da man hierfür innerhalb des letzten halben Jahres einige Live-Veranstaltungen aufweisen können muss. Dies war in unserem Falle aber eben wegen der Baustelle wiederum nicht möglich. Die aktuellen Hilfen orientieren sich am Vorjahresumsatz aus dem November. Ihr könnt es euch schon denken: Einen solchen hatten wir nicht aufgrund der Baumaßnahmen an der Außenwand des Instituts. Bisherige Kontaktaufnahmen in die Politik blieben leider erfolglos, wir strecken weiter unsere Fühler aus.
Kiste: Wir waren im Vorfeld nicht auf solche Dinge vorbereitet und hatten bzw. haben nicht die Mittel, den Verein technisch dafür auszustatten. Also ist da viel Improvisation nötig. Es ist auch sehr frustrierend, dass die soziale Interaktion unter unseren Mitgliedern stark zum Erliegen gekommen ist und die Kommunikation schwieriger geworden ist. Fixkosten gibt es trotzdem, auch wenn die Universität uns bei der Raummiete entgegengekommen ist. Daher schmelzen unsere ohnehin knappen Finanzen langsam weg.
Club 9: Die größte Herausforderung für uns zur Zeit ist es, unser Clubleben am Laufen zu halten, Kontakt untereinander zu haben und uns gemeinsam für Projekte zu engagieren, da wir uns nicht treffen können. Dementsprechend versuchen wir, so gut es geht, online Dinge zu organisieren.
Was konntet ihr aus dem ersten Lockdown lernen?
Geographenkeller: Wir konnten lernen, dass unser Plenum im Zweifelsfalle auch online funktioniert (gezwungenermaßen), aber eine Zusammenkunft vor Ort in keiner Weise ersetzen kann. Wir sind eben kein kommerzielles Unternehmen, sondern ein Club, der vor allem von der Diversität seiner Mitglieder lebt. Vor, während und nach dem Plenum findet mehr statt als das reine Organisieren des nächsten Freitags. Eine Zusammenkunft im Internet kann das schwer ersetzen. (Ein Vorteil hiervon ist jedoch, dass auch Leute von früher wieder an der Gemeinschaft teilhaben können.)
Club 9: Der erste Lockdown hat uns lediglich gezeigt, dass es immer Möglichkeiten gibt, solche Situationen zu überstehen und dass wir anschließend wieder mit vollem Engagement und Willen angreifen können. Darauf freuen wir uns, wenn der zweite Lockdown vorbei ist!
Welche Unterstützung wünscht ihr euch von der Regierung?
Geographenkeller: Wir wünschen uns, dass die Hilfen leichter zu bekommen sind. Das Ziel der Regierung ist ja unter anderem, die Veranstaltungsbranche zu unterstützen. Wenn wir also Gelder abrufen könnten, mit denen wir ein Open Air oder ein Streaming-Konzert veranstalten könnten, würde dieses Geld ja nicht einmal an uns gehen, sondern zum größten Teil an Techniker*innen und Künstler*innen. Und wenn es eine solche Lockerung der Bedingungen nicht geben kann, so wäre es schön, wenn unsere besondere Situation verstanden und entsprechend beachtet würde, insbesondere in der Lokalpolitik. Greifswald ist stolz auf seine Studierendenkultur und auch die Uni hängt uns immer hoch aus. Dementsprechend würden wir uns wünschen, dass die Politik auch etwas zum Erhalt dessen beiträgt.
Kiste: Wünschenswert sind da natürlich Fördermittel. Leider sind viele Förderangebote für unser Vereinskonzept nicht angelegt und oft ist die Antragsstellung für Ehrenamtliche zu aufwändig. Insofern würden wir von besseren Informationen und mehr Unterstützung bei solchen Antragsstellungen profitieren. Explizite Wünsche an die Landesregierung haben wir eher nicht. Das Beste aus unserer Sicht wäre, durch konsequente Maßnahmen die Pandemie zum Erliegen zu bringen, um eine neue Form von Normalbetrieb in Ruhe wieder möglich zu machen.
Club 9: Von der Regierung wünschen wir uns einen „Rettungsschirm“. Den gibt es soweit sogar auch und man kann Gelder zur Unterstützung beantragen.
Welche Lockdown-konformen Angebote gibt es bei euch zur Zeit?
Geographenkeller: Keine öffentlichen, wir haben weiterhin eine wöchentliche Sitzung (momentan natürlich online). Wir hatten ein großes Hygienekonzept für den Keller entwickelt, sowie verschiedene neue Veranstaltungsideen. Im Lockdown kann nichts dergleichen stattfinden. Auch ein Stream ist quasi nicht möglich, da wir im Keller kein eduroam in ausreichender Stärke empfangen (die älteren Gäste erinnern sich). Die Entwicklung anderer Angebote ist leider häufig mit für uns hohen Investitionskosten verbunden oder zu arbeitsintensiv für die ehrenamtliche Arbeit. Zudem müssen wir uns bezüglich unserer Infektionsschutzmaßnahmen sowohl mit der Uni koordinieren, als auch den allgemeinen Richtlinien folgen, weswegen die Wiedereröffnung aller Studierendenclubs zum Beispiel auch deutlich verzögert zur restlichen Bar- und Clubszene stattfand.
Kiste: Wir können nun aus der Kiste heraus nur noch gelegentliche Livestreams anbieten, was aber leider wenig Publikum findet und dafür großen Aufwand erzeugt, bei dem viel private Technik unserer Mitglieder eingesetzt werden muss. Ab und zu arbeiten wir dabei mit den emsigen Leuten vom radio 98eins zusammen.
Club 9: Zur Zeit bieten wir keine Angebote an, da wir kaum eine sinnvolle Möglichkeit gesehen haben, uns zu präsentieren.
Was wünscht ihr euch von den Greifswalder*innen?
Geographenkeller: Vergesst uns bitte nicht. Der Geokeller hat jetzt schon eine ganz schöne Weile geschlossen. Das ist natürlich einerseits finanziell schwierig, aber vor allem lebt unser Club von den Menschen, die sich hier engagieren und einbringen. Neue Gäste und Mitglieder bekommt man nur, wenn man auch öffnet und Menschen den Club kennenlernen können. Dies ist in unserem Falle seit einem Jahr nicht möglich gewesen. Insofern wünschen wir uns allgemeine Vorfreude auf eine Wiedereröffnung der uns liebsten Kellerräume.
Kiste: Von unseren Nachbar*innen und Mitbürger*innen wünschen wir uns gegenseitige Rücksichtnahme. Aber auch in dieser Situation vielleicht noch mehr als sonst die Selbstreflektion darüber, ob Einrichtungen unterstützt werden können, oder ob man sich vielleicht selbst engagieren kann. Helfen, mitmachen, Angebote schaffen. Das ist auch unter den aktuellen Verordnungen möglich.
Club 9: Von den Greifswalder*innen wünschen wir uns, dass sie uns nicht vergessen und, sobald wir wieder öffnen dürfen, uns wieder besuchen und schöne Abende mit uns verbringen.
Den Geographenkeller könnt ihr auf Facebook und auf Instagram verfolgen. Auch der Club Kiste informiert euch über Facebook und Instagram über digitale Angebote. Club 9 hält euch ebenfalls über Facebook und Instagram auf dem Laufenden.
Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Infos und Neuigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport.
Region & Politik
NEUIGKEITEN
Noch bis zum 22. Dezember ist es möglich, mit einer Blutspende ein Trekkingbike zu gewinnen. Dafür müsst ihr eure Aufwandsentschädigung in Höhe von 20 Euro für zwei Greifswald-Gutscheine eintauschen. Weitere Informationen könnt ihr hier nachlesen.
– Bis zum 03. Dezember könnt ihr noch Anträge für die kommende studentische Vollversammlung am 08. Dezember einreichen! Schickt dafür einfach eine Mail an Bianca unter asta_hopo@uni-greifswald.de. – Bis zum 08. Dezember können noch Wahlvorschläge für die Gremienwahlen eingereicht werden. Wenn ihr euch also für eure Fachschaft oder die Hochschulpolitik engagieren wollt, dann nutzt die Chance für die kommende Legislatur! Alle Infos findet ihr hier im Studierendenportal. – Mit Frau Prof. Dr. Riedel als neue Rektorin wird es in Greifswald künftig auch das Amt eines studentischen Prorektorats geben! Die studentischen Senator*innen haben dafür eine offene Ausschreibung an die Studierendenschaft gerichtet. Näheres findet ihr in eurem Mail-Account oder in diesem Artikel auf dem webmoritz. – Die Prüfungsanmeldung hat wieder begonnen! In diesem Semester läuft die Frist bis zum 14. Dezember, ab nun sogar ohne TAN!
Die Uni Greifswald hat ein geschütztes Verfahren an das Start Up NIPOKA GmbH verkauft. Die Verfahrensweise PEMP soll durch 3D-strukturiertere Lichtmikroskopie kleinste Veränderungen in der Niere feststellen und damit die Entwicklung von Medikamenten gegen Nierenkrankheiten unterstützen.
In der „Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie“ hat die Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie unter Mitarbeit von Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier und Dr. Janine Wirkner vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Greifswald und von Prof. Dr. Susanne Wurm von der Universitätsmedizin Greifswald aktuelle Studienergebnisse zur Auswirkung der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit und gesundheitspolitische Maßnahmenveröffentlicht.
Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!
Am 21. Oktober wurde Frau Prof. Dr. Katharina Riedel vom erweiterten Senat zur neuen Rektorin der Universität Greifswald gewählt. Damit löst sie im kommenden Frühjahr Frau Prof. Dr. Johanna Eleonore Weber ab. Bisher war die Lehrstuhlinhaberin der Mikrobiologie schon als Prorektorin an der Uni aktiv. Die moritz.medien haben Frau Riedel zum Interview gebeten und mit ihr über Greifswald, die Herausforderungen und Ziele im neuen Amt und Frauen in höheren Positionen an der Uni gesprochen. Das Interview findet ihr übrigens auch im Videoformat bei moritz.tv.
moritz.medien: Also erst mal danke, dass das geklappt hat. Vielleicht als kleine Frage zum Einstieg: Wie lange leben Sie schon in Greifswald und wie sind Sie dazu gekommen hierher zu ziehen?
Riedel: Ich bin jetzt seit 2017 hier an der Universität Greifswald. Ich habe mich in dem Gebiet „Microbial Proteomics“ qualifiziert, und es wurde in Greifswald dann genau in diesem Fachgebiet eine Stelle frei, eine W3-Professur. Ich war lange Zeit in der Schweiz, bin dann von dort aus als W2-Professorin nach Braunschweig gekommen und dann gab’s quasi nach einem halben Jahr diese Ausschreibung hier, die mich einfach gereizt hat, weil es sowohl von der Infrastruktur sehr sehr spannend war als auch thematisch – ja, das hat mich nach Greifswald geführt (lacht).
moritz.medien: Wie würden Sie Greifswald einer Person beschreiben, die noch nie hier war? Was macht Greifswald für Sie aus?
Riedel: Es ist eine kleine und überschaubare Stadt, mit viel Historie. Was mich sehr begeistert, ist, dass es eine sehr junge Stadt ist. Also durch die vielen Studierenden, durch die vielen jungen Eltern, die man auch im Stadtbild sieht, ist das eine Stadt, die lebt und insofern für mich genau die richtige Größe. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, hab auch lang in Großstädten gewohnt, aber merke, dass mir dieses Kleinstädtische durchaus sehr gut gefällt.
moritz.medien: Was hat Sie dazu bewegt, für das Amt als Rektorin zu kandidieren?
Riedel: Ich bin ja nun seit dreieinhalb Jahren Prorektorin und hab da gemerkt, dass man einfach viel bewegen kann in der Hochschulpolitik. Als Wissenschaftlerin hat man einen ganz begrenzten Bereich; das ist natürlich auch sehr spannend und ich werde das, glaub ich, auch ein bisschen vermissen, aber durch dieses Amt als Prorektorin hab ich meinen Horizont nochmal erweitern können. Ich hab auch andere Fächerkulturen kennengelernt, hab einfach gesehen, wie viel man in dieser Position bewegen kann und daran hab ich so viel Freude gewonnen, dass ich dann überlegt habe, den Weg weiterzugehen. Es gab einige Anfragen von außerhalb; andere Universitäten suchen ja auch nach potentiellen Kandidat*innen, vor allem für Rektorate und Präsidien. Dann gab’s einige Head-Hunting-Firmen, die auch mich angefragt hatten, und da fing ich dann an, drüber nachzudenken, ob ich mir das nicht für längere Zeit vorstellen könne und dachte, ich will eigentlich nicht weggehen. Nachdem Frau Weber ja nun im April ausscheidet, war das dann die Motivation, mich auf dieses Amt als Rektorin zu bewerben.
moritz.medien: Sie hatten es gerade kurz angeschnitten, wir würden da gerne noch mal ein bisschen näher drauf eingehen: Was, glauben Sie, wird Ihnen am meisten und was am wenigsten aus der Lehre fehlen?
Riedel: Einfach der Kontakt zu den Studierenden, der Austausch. Ich meine, ich werde auch als Rektorin hoffentlich Kontakt zu Studierenden haben (lacht), aber der fachliche Kontakt zu Studierenden, das ist etwas, was mir schon abgehen wird. Auch die direkte Möglichkeit, den Nachwuchs im Bereich der Wissenschaft zu fördern. Also zum einen natürlich einfach die Ausbildung, die Leute für die Mikrobiologie zu begeistern, was ja nun mal mein Fachgebiet ist. Aber zum anderen auch im Bereich Promotionszeit, dass man da eben Leute auf eine gute akademische Laufbahn vorbereitet. Das sind natürlich Dinge, die kann ich im Rektorat in der Form dann nicht mehr tun.
moritz.medien: Und welcher Teil aus dem Lehrbereich würde Ihnen am wenigsten fehlen?
Riedel: Dieses ganze Administrative, muss ich ganz ehrlich sagen (lacht). Also, ich mein, da wird sich spätestens auch mit der Digitalisierung viel ändern, aber dieses Eintragen von Noten oder der Prüfungsergebnisse – also das sind alles Dinge, das macht glaube ich keiner besonders gerne, das wird mir sicher nicht fehlen.
moritz.medien: Frauen sind sowohl in der medizinischen als auch in der naturwissenschaftlichen Forschung sowie auch in der Leitung von Universitäten noch unterrepräsentiert. In Deutschland haben wir ungefähr 107 Universitäten, davon sind gerade einmal 22 Frauen im Rektorat. Wie stehen Sie dazu?
Riedel: Ja, das ist eine Tatsache, die wir ändern müssen. Ich war früher eigentlich kein Fan von der Quote, aber ich hab gesehen, dass wir, wenn irgendwas passieren soll, tatsächlich mehr dahinter sein müssen, dass eben Frauen von unten nachwachsen können. Das Problem ist ja nicht, dass wir nicht genügend Frauen hätten, die mit dem Studium beginnen oder dann noch eine Promotion beginnen und abschließen – dann kommt der Bruch und das heißt, an der Stelle müssen wir eigentlich dafür sorgen, dass unser wissenschaftlicher Nachwuchs nicht auf der halben Strecke aufgibt, sondern weitermacht. Und ich denke, je mehr Frauen dann auch als Professorinnen an Universitäten tätig sind, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch die Funktion als Rektorin einnehmen. Klar würde ich jetzt nicht explizit eine Quote einführen, das soll eine Person sein, die gewählt wird. Aber wenn sich einfach die Basis verbreitert, dann kommt das ganz automatisch, dass mehr Frauen in solche Ämter gewählt werden.
moritz.medien: Haben Sie für Ihre Amtszeit bereits Strategien, um den Frauenanteil in Professuren oder Schlüsselpositionen zu erhöhen?
Riedel: Das eine ist die ganz gezielte Rekrutierung von Frauen. Das wird ja jetzt schon angestrebt, es wird nur zum Teil nicht so wirklich konsequent umgesetzt. Das heißt, dass man da einfach drauf achtet, dass bei jedem Berufungsverfahren auch geeignete Frauen persönlich angesprochen werden, dass man das auch dokumentieren muss, dass man das getan hat. Wenn man dann keine findet, kann man natürlich nichts erzwingen, aber das ist auf jeden Fall schon mal eine Möglichkeit, wirklich konsequenter bei den Besetzungen drauf zu achten, dass Frauen zum Zug kommen können.
Das andere ist natürlich einfach auch, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Frauen Familie und den Beruf vereinbaren können. Wobei, das gilt nicht nur für junge Frauen, sondern natürlich auch für junge Männer, die beispielsweise in Elternzeit gehen. Das heißt also, das Thema Familienfreundlichkeit ist, glaube ich, ein ganz großes Thema, was wir hier an der Universität konsequent weiterführen müssen. Dass man auf familienfreundliche Veranstaltungszeiten achtet, dass die Gremien eben nicht abends tagen, sondern tagsüber, dass wir für Entlastung im Bereich der Kinderbetreuung sorgen. Es sind viele kleine Maßnahmen, die dazu beitragen.
moritz.medien: Wollen Sie eigentlich das Türschild austauschen lassen?
Riedel: Sie nehmen Bezug auf das „Rektor“…? Das wird wahrscheinlich noch Frau Weber tun (lacht). Also wir haben schon darüber gesprochen, und Sie meinte „Rektorin“ wäre schwierig, es wird dann wohl „Rektorat“ dort stehen, was dann einfach übertragen ist, glaube ich. Sonst wird’s mühsam, wenn wir das jedes Mal, wenn jemand gewählt wird, der ein anderes Geschlecht hat, dann wieder umändern müssen. Aber das ist sicherlich etwas, was Frau Weber lange machen wollte und jetzt noch umsetzten wird (lacht).
moritz.medien: Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Aufgabe als Rektorin der Universität Greifswald?
Riedel: Das eine ist natürlich, die Universität nach außen entsprechend zu vertreten. Also die Interessen der Universität zum Beispiel gegenüber dem Land, gegenüber der Politik durchzusetzen. Und das andere ist, die Universität in eine – auch unter diesen jetzt im Moment ja verschärften Rahmenbedingungen – gute Zukunft zu führen. Also dafür zu sorgen, dass wir uns im Bereich Digitalisierung weiterentwickeln. Ein Bereich, der mir auch sehr wichtig ist, ist Kommunikation und Partizipation. Also, dass wir Entscheidungsprozesse gemeinsam gestalten. Irgendjemand muss zum Schluss entscheiden, aber dass man von Anfang an die verschiedenen Statusgruppen, die verschiedenen Fachbereiche mit ins Boot holt. Das sind so die Baustellen, die ich im Moment sehe, die ich jetzt in dieser ersten Amtsperiode ganz gezielt angehen möchte.
moritz.medien: Was, glauben Sie, was wird davon Ihre größte Herausforderung sein?
Riedel: Es gibt sicherlich Widerstände, beispielsweise bei der Umsetzung des studentischen Prorektorats, weil einfach noch keine Erfahrungen mit dieser Konstellation gemacht worden sind. Ich hab jetzt in vielen Gesprächen mit Kollegen und Kolleginnen gemerkt, dass da eine gewisse Skepsis vorherrscht. Und die Überzeugungsarbeit zu leisten, dass eben alle Statusgruppen auch mit in der universitären Führung vertreten sein sollen, das gilt für die Studierenden, das gilt aber auch für die Mitarbeitenden, die wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Ich glaube, das wird zunächst einmal eine Herausforderung sein, die noch vor meinem Amtsantritt auf mich zukommt. Und ich hoffe sehr, dass wir dann im April soweit sind, dass wir mit dem von mir präferierten Team wirklich loslegen können.
moritz.medien: Worauf freuen Sie sich am meisten?
Riedel: Auf die Gestaltungsspielräume, die ich dann habe. Ich denke, das ist einfach nochmal ungleich mehr als jetzt als Prorektorin. Auf den Austausch mit allen Statusgruppen. Ja, und – Repräsentation ist ja auch ein Teil dieses Jobs – auch auf die Kontakte zur Stadt, zur Politik, zum Umland. Das sind Dinge, worauf ich mich wirklich freue, weil ich glaube, dass wir da auch noch viel bewegen können.
moritz.medien: Konkret in Bezug auf die Studierendenschaft: Welche Ziele verfolgen Sie da?
Riedel: Wie gesagt, das erste ist, das studentische Prorektorat zu etablieren. Hier geht es mir eigentlich vor allem darum, dass wir die Perspektiven der Studierenden eben von Anfang an in die Entscheidungsprozesse miteinbeziehen, dass die Studierenden sich wirklich von Beginn an auch in den Bereichen engagieren können, die für sie wichtig sind. Das ist natürlich zum einen der Input in die Lehre, dann gibt’s aber auch die ganzen sozialpolitischen Bereiche, ob es jetzt Personalentwicklung, Internationalisierung, Kommunikation ist. Ich glaube, da gibt’s viele interessante Ideen, die aus der Studierendenschaft kommen.
Insgesamt liegt mir am Herzen, die Kommunikation zu verbessern. Mein Eindruck ist, dass es auch bei den Studierenden vielleicht nicht immer ganz optimal läuft und dass es auch da natürlich unterschiedliche Gruppen gibt, die vielleicht nicht immer so im Austausch miteinander stehen, wie sie es tun sollten. Und da ist eben die Hoffnung, dass über dieses Prorektorat, wenn eine Person die Aufgabe bekommt, Dinge auch aus der Universitätsleitung wirklich an alle weiterzugeben, das dann besser funktioniert.
moritz.medien: Die Pandemie hat unser Campusleben ja drastisch verändert. Wie stehen Sie zur digitalen Lehre? Und wie zufrieden sind Sie mit der digitalen Lehre aus dem letzten Semester?
Riedel: Grundsätzlich ist digitale Lehre ja etwas Spannendes und Gutes. Im ersten Semester hat es natürlich eine Weile gedauert, bis sich alles eingespielt hat, aber wir haben ja dann gesehen, dass gerade zum Beispiel digitale Vorlesungen durchaus auf Gegenliebe bei den Studierenden stoßen. Ich habe von vielen gehört, dass sogar mehr Leute an den Vorlesungen digital teilnehmen, als wenn sie in Präsenz stattfinden würden.
Wir haben aber dann auch gelernt, dass viele Veranstaltungen in digitaler Form nicht umsetzbar sind. Wenn man zum Beispiel an Seminare oder an Praktika denkt – da müssen wir Lösungen finden und ich glaube, da sind wir jetzt auch bereits dabei, Lösungsansätze zu etablieren, die eben dann auch erlauben, diese Präsenzveranstaltungen durchzuführen.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass wir diese ganzen positiven Aspekte der digitalen Lehre mitnehmen, dass wir zukünftig eben zu einer gesunden Mischung aus beidem kommen. Ich glaube, das ist für die Studierenden attraktiv, einerseits die Präsenzlehre zu haben und zum anderen aber auch die Möglichkeit zu haben, beispielsweise mal von Zuhause aus an Veranstaltungen teilzunehmen. Also, ich sag mal, das beste aus beiden Welten einfach mit in die Zukunft zu tragen.
moritz.medien: Und als abschließende Frage: Gibt es etwas, was Sie den Studierenden mit auf den Weg geben wollen?
Riedel: Ja, im Moment einfach zu akzeptieren, dass die Situation ist, wie sie ist. Das ist für alle, glaube ich, sehr sehr schwer, aber wir werden natürlich alles tun, um den Studierenden zu ermöglichen, ihre Abschlüsse rechtzeitig zu machen und auch ein halbwegs normales Studium durchzuführen. Aber man muss sich einfach im Klaren sein, dass wir im Moment weitab von der Normalität sind. Und ich glaube, wenn man so ein bisschen versucht, seinen Frieden mit der Situation zu schließen, können wir das auch alle gemeinsam ganz gut durchstehen.
moritz.medien: Dankeschön, das war‘s auch schon!
Riedel: Na, das war ja kurz und schmerzlos (lacht).
Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Infos und Neuigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport.
Bis zum 08. Dezember können noch Wahlvorschläge für die Gremienwahlen eingereicht werden. Wenn ihr euch also für eure Fachschaft oder die Hochschulpolitik engagieren wollt, dann nutzt die Chance für die kommende Legislatur!
Mit Frau Prof. Dr. Riedel als neue Rektorin wird es in Greifswald künftig auch das Amt eines studentischen Prorektorats geben! Die studentischen Senator*innen haben dafür eine offene Ausschreibung an die Studierendenschaft gerichtet. Näheres findet ihr in eurem Mail-Account.
Die Uni hat den mit 500 € dotiertenNachhaltigkeitspreis 2020 an Johanna Braun für ihre Masterarbeit mit dem Titel „Sustaining Global Food Supply within the Planetary Boundary for Freshwater Use – A quantitative Analysis on the Potentials of Dietary Changes“ im Fach Umweltwissenschaften verliehen.
Auf Vorschläge aus der Studierendenschaft hat die Uni wieder drei Preise an Dozierende für „hervorragende Lehre“ vergeben. Ausgezeichnet wurden Prof. Dr. Joachim Lege (Rechtswissenschaften), apl. Prof. Dr. Heiko Hüneke (Geologie) und Prof. Dr. Mladen V. Tzvetkov (Pharmakologie).
Dieses Jahr wurden von der Uni Sonderpreise für Engagement in der digitalen Lehre an Dr. Margitta Kuty (Anglistik und Amerikanistik) und Dr. Jana Kiesendahl (Digitalisierung in der Hochschullehre) vergeben.
DerPreis für die Käthe-Kluth-Nachwuchsgruppe 2020 wurde an Juniorprofessorin Dr. Paula Prenzel, Inhaberin des Lehrstuhls Regionalentwicklung am Institut für Geographie und Geologie, für ihr Forschungskonzept „Bevölkerungsstruktur in der Regionalentwicklung“ vergeben.
Das Onkologische Zentrum Vorpommern der Universitätsmedizin Greifswald hat eine neue Leitung. Prof. Stephanhatte schon Anfang Oktober die Leitung der Chirurgischen Klinik übernommen und nimmt nun auch die Leitung des Onkologischen Zentrums ein. Damit löst er in beiden Positionen Prof. Claus-Dieter Heidecke ab, der nun in den Ruhestand geht.
Die Greifswalder Professorin Dr. Maria-Theresia Schafmeister ist neues Mitglied des Nationalen Begleitgremiums für die Endlagersuche. Aufgabe des Gremiums ist die Suche eines Endlagers für radioaktive Abfälle, die in Deutschland verursacht wurden.
Vom 23. bis zum 30. November findet die Aktionswoche „Cities for Life“ Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafestatt. Nicht nur der Dom wird ab 18 Uhr in ein blaues Licht gehüllt, es können auch von Freitag bis Montag jeweils um 17 Uhr thematisch passende Kurzfilme vor dem Dom bestaunt werden. Am Montag, den 30. November, findet zudem um 12 Uhr ein Friedensgebet statt.
Das StuThewagt ein Experiment und sucht noch Interessierte für sein neues Projekt online://Theater. Anmelden könnt ihr euch unter online@stuthe.de.
Noch etwas? Das Thema wird #BoykottBlackFriday sein. Weitere Infos für euch gibt’s hier!
Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!
Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Infos und Neuigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport.
Für die studentischen und akademischen Gremienwahlen im Januar 2021 werden noch Wahlhelfer*innen gesucht! Für die Posten sind keine Vorkenntnisse nötig, man darf bloß kein*e Kandidat*in sein. Bei Interesse könnt ihr euch an wahl.stud@uni-greifswald.de oder asta_vorsitz@uni-greifswald.de wenden.
Gemeinsam mit weiteren Institutionen führt die Greifswalder Entwicklungspsychologie nun Studien zur kognitiven Entwicklung von Kindern über die Internetplattform„Kinder schaffen Wissen“ durch. Eltern können ihre Kinder anmelden und verschiedene, altersangemessene Studien auswählen, an denen die Kinder online teilnehmen können.
Die Universitätsmedizin hat in der SHIP-Studie „Leben und Gesundheit in Vorpommern“ über fünf Jahre das Darm- bzw. Stuhlmikrobiom von etwa 1300 Proband*innen untersucht mit dem Ziel, Faktoren und Krankheiten zu identifizieren, die für seine Langzeit-Stabilität verantwortlich sind. Die Ergebnisse wurden nun in der Gastroenterologischen Fachzeitschrift GUT veröffentlicht.
Das StuThe wagt ein Experiment und sucht noch Interessierte für sein neues Projekt online://Theater. Anmelden könnt ihr euch unter online@stuthe.de.
Immer Dienstag und Donnerstag (jeweils von 13.50 Uhr bis 14.05 Uhr) und Freitag (11.50 Uhr – 12.05 Uhr) bietet der Hochschulsport eine kostenlose Online-Trainingseinheit unter dem Titel „Bewegte Pause“ an. Anmelden könnt ihr euch auf der Seite des Hochschulsports. Danach erhaltet ihr den Link für die entsprechende BBB-Konferenz.
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