Bildung gegen Rechts – Ein Aufruf

Am 01. Mai werden voraussichtlich über 500 Nazis in Greifswald demonstrieren. Wenn Du etwas dagegen tun willst, schließe dich den Gegendemonstrationen an und komm um 8:45 Uhr zum Rubenowplatz. Unsere Uni ist Bunt!

Stadt verbietet NPD-Demo am 1. Mai

Stadt verbietet NPD-Demo am 1. Mai

Greifswald bleibt am 1. Mai nazifrei.

Die Stadt Greifswald hat heute Vormittag mitgeteilt, dass die am 1. Mai geplante Demo der NPD verboten worden ist. Der Oberbürgermeister habe die Demonstration nicht genehmigt, weil das Motto “Unsere Heimat – unsere Arbeit! Fremdarbeiterinvasion stoppen” die öffentliche Sicherheit gefährde. In einer Mitteilung der Stadt heißt es dazu: “Im Zusammenhang mit dem Parteiprogramm und der Präsentation auf den Internetseiten der NPD werde die Menschenwürde ausländischer Bürger auf strafbare Weise diskreditiert und die Angst der Bevölkerung vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg auf Kosten ausländischer Mitmenschen geschürt.”

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Rechte Schmierereien sollen Erstis begrüßen

Rechte Schmierereien sollen Erstis begrüßen

Während sich CDU-Fraktionschef und Malermeister Axel Hochschild heute abermals per Pressemitteilung über zurückgebliebene Anti-Atomkraft-Sticker in Greifswald echauffiert, hat die Stadt anlässlich der heute beginnenden Ersti-Woche noch mit einer ganz anderen Art von Verschmutzung zu tun: In den letzten Tagen, vermutlich in der Nacht zu Mittwoch, haben mutmaßlich Rechtsextreme an verschiedenen Stellen in Greifswald einen Schriftzug mit Werbung für die rechtsextreme Plattform “Greifswald Info” angebracht. Ähnliche Vorfälle hatte es bereits zur letzten Erstiwoche im Oktober 2010 gegeben. Der Urheber damals war die selbst ernannte NS-Hochschulgruppe.

Der Schriftzug vor der Kiste

Der Schriftzug vor der Kiste

So nun vor dem Club Kiste in der Makarenkostraße: Dort wurde die Parole “Komm in die Bewegung, Ersti” sowie ein Hinweis auf die Website in schwarzen Buchstaben auf die Pflastersteine unmittelbar vor dem Eingang gesprüht. Das ist exakt derselbe Inhalt wie auch schon im Oktober an anderer Stelle. Auch an der Mensa wurde – wie im Oktober zur vergangenen Erstsemesterwoche – ein ähnlicher Schriftzug aufgebracht. Vor dem Eingang auf den Treppen werden die Erstis ebenfalls mit schwarz gesprühten Lettern aufgefordert, in die “Bewegung” zu kommen – dazu auch mit dem Verweis auf die Homepage versehen. Ein Einsatzfahrzeug der Polizei war um die Mittagszeit vor Ort.

Benjamin Kraenz vom Club Kiste sagte auf Anfrage, man habe die Schmierereien bereits bemerkt. Selbstverständlich sollten sie schnellstmöglich beseitigt werden. Das sei aber Sache des Gebäudeeigentümers, also der Uni. Kraenz erläuterte, dass nun die Polizei alarmiert wurde. Außerdem wollen die Clubmitglieder nun versuchen, den Aufruf vor dem Eingang zu beseitigen. In vergleichbaren Fällen in den letzten Jahren habe die Uni meist innerhalb weniger Tage reagiert.

Auch vor der Mensa befindet sich erneut ein Schriftzug.

Für den Club Kiste kommt die rechte Parole zeitlich sehr ungünstig: Heute Abend findet dort die große Ersti-Party statt. Man darf vermuten, dass das von den Sprayern kalkuliert wure. Ein Kalkül, dass vermutlich auch hinter den Schmiereien an der Mensa steckt. Hier werden die neuen Erstsemester um 15 Uhr feierlich begrüßt.

Fotos: Johannes Köpcke (Kiste), Christine Fratzke (Mensa)

Gedanken zum 8. Mai

Keitel beim unterzeichnen der Kapitulationsvereinbarung

Der 8. Mai 2010 ist nicht nur in Russland ein Tag zum Feiern. Wenngleich in anderen Staaten der Erde dieses Datum  bei Weitem nicht so pompös gefeiert wird wie alljährlich in Moskau, so ist es dennoch von entscheidender Bedeutung. Der 8. Mai 1945 gilt in der Geschichtsschreibung als der Tag der Kapitulation Hitlerdeutschlands und damit als Tag der Befreiung des Landes vom Nationalsozialismus. Anlässlich des 65-jährigen Jubiläums ist es angebracht, in den Frühling des Jahres 1945 in Greifswald zurückzublättern.

Flüchtlingsströme aus Ostpreußen und Hinterpommern

Im Januar 1945 trafen zahlreiche Trecks aus Ostpreußen in Greifswald ein. Die Stadt musste insgesamt 30.000 Flüchtlinge aufnehmen. Die Stadthalle wird zum Transitlager umfunktioniert, das Theater, die Marienkirche und einige Kasernen erfahren eine Umnutzung zu Materialdepots. Zum ersten Tag des Monats wurde Oberst Rudolf Petershagen zum Stadtkommandanten ernannt.

Die Idee der kampflosen Übergabe der Stadt

In Greifswald machte sich allmählich die Angst vor der völligen Zerstörung der Stadt breit. Aus diesem Grund stellten der Kurator der Ernst-Moritz-Arndt Universität, Dr. Kuhnert, und Professor Carl Engel, damaliger Rektor der Hochschule, bei der pommerschen Gauleitung den Antrag, Greifswald aufgrund der bis dato unbeschädigt gebliebenen medizinischen Versorgung zur internationalen Lazarettstadt zu erklären und somit vor der Zerstörung zu bewahren.  Diese Bestrebungen scheiterten. Aufgrund der Besetzung Stettins durch die Sowjetunion zogen der Gauleiter nach Ducherow und die militärischen Gau- und Provinzialstellen nach Greifswald um. Im April des Jahres 1945 sind 10.500 Verwundete und Kranke in den Krankenhäusern untergebracht, die nicht mehr abtransportiert werden können.

Petershagen und Bürgermeister unter Zeitdruck: Es ist fünf vor zwölf für Greifswald

Am 27. April kam ein Treffen zwischen Oberst Rudolf Petershagen, Oberst von Wurmbach, Greifswalds Bürgermeister und Chef der NSDAP-Kreisleitung Schmidt, und Professor Engel zustande. In dem Treffen wurde über das zukünftige militärische Vorgehen beraten. Petershagen erklärte, dass ein längerer Widerstand Greifswalds militärisch nicht mehr möglich sei, da sowohl Menschen als auch Waffen für ein solches Vorgehen fehlen würden. Lediglich die innere Linie, also die Greifswalder Innenstadt, könne verteidigt werden. Die Russen würden in einem solchen Fall lediglich einige Stunden aufgehalten werden können.

Am frühen Abend des 29. Aprils überschritt die Rote Armee die Peene und befand sich auf dem Vormarsch auf die Anklamer Chausee.

Rudolf Petershagen erließ daraufhin den Befehl, Vertreter Greifswalds zu den Sowjets zu entsenden, um vor den Toren der Stadt zu kapitulieren. Als Repräsentanten wurden Oberst von Wurmbach, Professor Engel und Oberststabsarzt Katsch entsendet. Gegen Mitternacht fuhren die drei aus der Stadt und trafen dort auf eine erschütternd geringe Zahl versprengter Soldaten, die in Richtung Greifswald vor der heran rückenden Roten Armee flohen. Kurze Zeit später traf das Greifswalder Rettungskommando auf die Rote Armee und hisste die Weiße Fahne.

Kapitulationsverhandlungen in “der feurigen Hölle von Anklam”

Anschließend fuhren sie nach Anklam, um die Kapitulationsverhandlungen zu führen und die kampflose Übergabe der Stadt rechtskräftig zu machen. In Anklam angekommen, sind die Kapitulierenden entsetzt über den Zustand der Stadt:

Vor diesen Zuständen, wie hier in Rostock 1945, wurde Greifswald bewahrt

“Ich habe sowohl im vergangenen, wie in diesem Kriege viel Schauriges und grausige Zerstörungen gesehen, doch nichts, was dem Inferno, der feurigen Hölle von Anklam vergleichbar gewesen wäre. Schon in der Vorstadt Peenedamm fuhren wir durch einen wahren Feuerorkan. Auf den Straßen lagen überall Trümmer, die von zerschossenen Häusern herunter gestürzt waren. (…) Das Stadtinnere von Anklam war ein einziges Flammenmeer. Glühender Funkenregen prasselte gleich Hagelschauern über unsere Wagen. (…) Kein Haus schien von der Feuersbrunst verschont zu sein.”

Engels Aufzeichnungen illustrieren besonders eindrucksvoll die verheerenden Folgen der Umsetzung der Befehle Hitlers.

Die Verhandlungen verliefen in Anklam reibungslos und es wurde sämtlichen Wünschen der Retter entsprochen.  Am 30. April erfolgte daraufhin die Übergabe der Stadt an die Rote Armee.

Angesichts des verhängnisvollen und brutalen zweiten Weltkrieges und angesichts der Verbrechen des Nationalsozialismus gilt an diesem 8. Mai daher denjenigen Dank und Würdigung, die sich für die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus und für eine Beendigung des Krieges einsetzten.

Quelle:

Tagebuch des Rektors der Greifswalder Universität Carl Engel, in: Buske, Norbert (Hrsg.): Die kampflose Übergabe der Stadt Greifswald im April 1945, Schwerin 1993.

Literatur:

Matthiesen, Helge: Greifswald in Vorpommern. Konservatives Millieu im Kaiserreich, in Demokratie und Diktatur 1900-1990, Düsseldorf 2000.

Fotos:

www.wikipedia.de (Keitel)

www.bild.bundesarchiv.de (Rostock 1945)

Rechtsextreme HDJ verboten

Am 31. März 2009 hat das Bundesinnenministerium die rechtsextremistische Jugendorganisation “Heimattreue Deutsche Jugend – Bund zum Schutz für Umwelt, Mitwelt und Heimat e.V.” (HDJ) verboten.

Laut Innenministerium verbreitete die HDJ rassistisches und nationalsozialistisches Gedankengut. Weiter heißt es in der Verbotsbegründung:

In speziellen Schulungen werden bereits Kinder im Grundschulalter gezielt in “Rassenkunde” unterrichtet. Sie werden dazu angehalten, für die “Blutreinheit” und das “Fortbestehen des deutschen Volkes” einzutreten. “Ausländer” und “Juden” werden als Bedrohung für “das deutsche Volk” dargestellt.

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HDJ-Zeltlager. Quelle: www.recherche-nord.com

Die HDJ bestand bundesweit aus schätzungsweise 400 Mitgliedern und hatte in Greifswald ihre Leitstelle Nord. Der Greifswalder Biologie-Student Ragnar Dam war Chef der HDJ-Einheit Mecklenburg-Pommern und „Führer“ der HDJ-Leitstelle Nord. Weitere prominente Kader der HDJ in Greifswald waren Lutz Giesen und Frank Klawitter. Klawitter und Dam wurden 2008 auf Grund ihrer rechtsextremen Gesinnung aus dem örtlichen Technischen Hilfswerk (THW) ausgeschlossen. (mehr …)