von Vanessa Finsel | 05.12.2024
Weihnachten ist nicht nur die Zeit der Besinnung, Familie und Liebe, sondern ist auch verbunden mit sehr viel Konsum. Das erkennt man alleine schon an der alljährlichen Überforderung der Postdienste: Geschenke werden bestellt, inklusive passender Geschenkverpackung, neue Deko wird gekauft, Adventskalender werden für jedes Familienmitglied besorgt. Das ist nicht nur viel Geld, was dabei ausgegeben wird, sondern auch jede Menge Müll, der produziert wird. Sei es die klassische Plastikeinlage im Schokoadventskalender, das Geschenkpapier, was nur gekauft wird, um dann wieder weggeschmissen zu werden oder die Weihnachtsmannfigur, die letztes Jahr noch toll war, doch jetzt nicht mehr in das Dekokonzept passt. Aber was kann man anders machen? Wie kann man vielleicht ein wenig mehr darauf achten, nicht ganz so verschwenderisch zu weihnachten?
Geschenke, Geschenkverpackung, Geschenkpapier
Muss es denn immer das gekaufte Geschenkpapier sein? Statt dieser Einweg-Verpackungs-Strategie gibt es so viele andere Möglichkeiten. Zum einen kann man auf Geschenktüten und Geschenkboxen zurückgreifen. Diese kann der Beschenkte wieder verwenden, da sie – wenn man ordentlich mit ihnen umgeht – nicht kaputt gehen. Und statt die Boxen mit Klebestreifen zuzukleben, kann man auch einfach Schleifenband benutzen. Am besten macht man allerdings nur eine einfache Schleife, so kann sie einfach geöffnet werden und danach zusammengerollt und für das nächste Weihnachtsfest oder den nächsten Geburtstag weggepackt werden.
Eine andere Alternative zum Geschenkpapier ist das gute alte Zeitungspapier. Sei es das Werbeprospekt aus dem Briefkasten, die Tageszeitung oder andere alte Zeitschriften, die ihr noch besitzt. Daraus lässt sich einfach und schnell Geschenkpapier machen. Meiner Meinung nach gibt es den Geschenken auch einen sehr coolen Look und mit roter Schleife ist es auch ganz schnell weihnachtlich.
Eine tolle Alternative zur Geschenküberhäufung ist zum Beispiel Wichteln. Einfach im Familienkreis oder Freundeskreis losen, wer wen beschenkt. So ist es nur noch ein Geschenk, das zu besorgen ist und nicht mehr zehn. Es spart Geld, Zeit und Stress. Und behaltet bei der Geschenkebesorgung immer im Blick, was der*die zu Beschenkende auch wirklich gebrauchen kann. Nicht, dass noch der fünfzehnte Nussknacker in die Sammlung kommt, die dann entweder einstaubt oder den Weg in die Mülltonne findet.
Genauso gut könnt ihr mit euren Liebsten Schrottwichteln machen. Dabei könnt ihr auch gleichzeitig alte Deko verwichteln, und wer weiß, vielleicht ist des einen Schrott des anderen Schatz. Wie ihr wichtelt, ist dabei ganz euch überlassen. Es gibt viele lustige Möglichkeiten: würfeln um die Geschenke, losen oder ihr macht „Preiswichteln“. Beim Letzteren überlegt ihr euch ein Spiel mit genügend Platzierungen für alle Teilnehmer*innen oder ihr spielt ein Konsolenspiel (bspw. Wii-Bowling). Zum Schluss stehen alle Wichtelgeschenke aufgetürmt da und der*die Erstplatzierte darf sich als erstes eines auswählen, der*die Zweite als zweites und so weiter.
Lichterketten, Glöckchen und Christbaumkugeln
Der Toptipp zum Thema Deko ist natürlich, einmal Deko zu kaufen und diese dann immer wieder zu benutzen und so wenig wie möglich neu anschaffen. Dekostücke sind in den meisten Fällen sehr langlebig, vor allem da sie meistens nur einen Monat lang in Gebrauch sind. Aber oft ist es so, dass man doch gerne mal etwas Neues hätte oder sich an einigen Teilen einfach satt gesehen hat. Doch statt dann immer neuproduzierte Deko in den bekannten Läden zu kaufen, kann man auch einfach mal auf Secondhand-Websiten zurückgreifen und da nach Weihnachtsdeko, die jemand anderes nicht mehr haben will, suchen. Oder wie wäre es mit einem Dekotausch? Das könnt ihr einfach mit Freund*innen oder Familie machen oder aber ihr geht zur STRAZE. Denn da findet in dieser Adventszeit immer donnerstags bis samstags in der Bibliothek eine Dekotauschbörse statt.
Braten, Soße und Klöße?
Wie wäre es einfach mal mit einer vegetarischen bzw. veganen Alternative zum Adventsbraten? Denn statt Fleisch gibt es auch viele andere Möglichkeiten, das Adventsessen schmackhaft zu machen. Wie wäre es also mit einem leckeren Jackfruit Gulasch? Oder ihr haltet es ganz einfach und klassisch mit Kartoffelklößen, Rotkohl und veganer Bratensauce. Dazu könnt ihr euch auch noch vegane Kohlrouladen machen.
Ebenso habt ihr auch viele Möglichkeiten, weihnachtliche Naschereien vegan zu machen:
Wie ihr seht, gibt es viele einfache Möglichkeiten, das Weihnachtsfest nachhaltiger zu machen. Wahrscheinlich gibt es sogar noch viel mehr Möglichkeiten, an die wir auch nicht gedacht haben. Falls ihr noch weitere Ideen für ein nachhaltigeres Weihnachten habt, dann schreibt sie uns gerne in die Kommentare. Wir wünschen frohe, nachhaltige Weihnachten!
Beitragsbild: Vanessa Finsel
von Luise Markwort | 25.05.2024
Beim Dies Academicus am Mittwoch, den 29.05., gibt es wie letztes Jahr viele Möglichkeiten die Gründung unserer Alma Mater zu feiern – unter anderem mit feierlichen Preisverleihungen, Musik, Vorträgen und Führungen durch die Teile der Universität, die sonst verschlossen bleiben. Außerdem gab es Gerüchte über eine Hüpfburg und Freibier…
Am 29. Mai 1456 erhielt die Universität Greifswald ihre Gründungsurkunde (deren Text ihr übrigens auf dem Rubenowplatz nachlesen könnt), und um diese Gründung zu feiern findet seit 2023 jährlich am 29. Mai der Dies Academicus statt. Bei dieser akademischen Jahresfeier werden verschiedene Preise verliehen, es gibt einen Festvortrag und ein vielfältiges Kulturprogramm, gestalten von den Mitgliedern der Universität. Die hochschulöffentliche Feier findet am Campus Loefflerstraße statt und beginnt um 14 Uhr. Wie letztes Jahr finden an diesem Tag ab 12 Uhr keine Lehrveranstaltungen mehr statt. Neben Getränken und Snacks wird auch Kinderbetreuung angeboten.
Neben den Veranstaltungen auf und an dem Campus Loefflerstraße gibt es auch Führungen durch die historischen Räume der Universität, die Alte Universitätsbibliothek, die Gustaf-Dalman- Sammlung, das Zoologische Museum und die Sternwarte auf dem Historischen Campus. Für diese kann man sich hier kostenlos anmelden.
Die Eröffnung, die Verleihung der Preise und der Festvortrag finden im Hörsaal 2 im neuen Hörsaalgebäude ELP 6 statt, das Fest mit den Angeboten der verschiedenen Mitgliedern der Universität findet draußen auf dem Campus Loefflerstraße statt und die Afterparty mit Profs am DJ-Pult findet im C9 statt.
Hier das komplette Programm:
14:00 – 15:30 Eröffnung des Dies Academicus durch die Rektorin
Verleihung der Lehrpreise der Universität
Verleihung des DAAD-Preises für Studierende
Verleihung des Nachhaltigkeitspreises
musikalische Begleitung durch Lege & Lena und Immanuel Musäus (Zink)
15:30 Eröffnung des Universitätsfests mit Kaffee und Kuchen durch die Rektorin
16:00-17:00 Festvortrag von Kilian Heck und Christian von Savigny: „Caspar David Friedrich interdisziplinär, oder was Physik und Kunstgeschichte voneinander lernen können“, moderiert von Elisabeth Ansel
ab 17:00 Buntes Kulturprogramm, gestaltet von den Mitgliedern der Universität
u.a. mit der Bigband, Prof. Dr. Michael Lalks Vorlesung „Feuer und Flamme“ und Angeboten durch die verschiedenen FSR
ab 21:00 Afterparty mit Professor*innen an den Turntables (Nicole Endlich, Uwe Bornscheuer, John Rock und Eckhard Schumacher)
Beitragsbild: Universität Greifswald
von Jan-Niklas Heil | 16.11.2023
Auf zwei Dinge ist jeder Mensch mit dem Traum vom selbstgebauten Eigenheim zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben angewiesen: Geld und Baustoffe. Letztere sind in der heutigen Zeit nicht nur teuer, sondern auch Thema der von Plant³ veranstaltete Ausstellung „FAKTOR WOHNEN – Ökologisch um:bauen mit regenerativen Baustoffen“.
Mittels elf interaktiver Schaukästen zeigt die Wanderausstellung der Stiftung trias und bauraum MV nach Aussage der Veranstalter, dass regenerative Baustoffe mehr als nur eine Alternative zu gewöhnlichen Baustoffen seien.
Die Ausstellung ist vom 17. November bis 18. Dezember 2023 im Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, Walther-Rathenau-Straße 49b, geöffnet. Eine Besichtigung ist mittwochs bis freitags von 12:00 bis 18:00 Uhr möglich. Samstags von 10:00 bis 15:00 Uhr. Weitere Details werden noch von Plant³ veröffentlicht.
Ein Auszug des Programms
17.11.2023:
Eröffnung der Ausstellung u.a. durch den Bauminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern Christian Pegel. Key Note durch Dr. Frank Heinlein, Werner Sobek AG: Warum das Bauwesen eine Revolution braucht. Anschließende Führung durch die Ausstellung.
15:00 – 19:00 Uhr, Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie (Z4), Greifswald
23.11.2023:
Fachveranstaltung „Bauwende: Globale Notwendigkeiten und Wege der Umsetzung“, u.a. Klaus Dosch (ResScore GmbH), Eva-Maria Friedel (Bauhaus Erde), den Architekten Christoph Meyn und Andreas Flock.
15:30 – 16:30 Uhr Fachführung durch die Ausstellung
17:00 – 19:00 Uhr Workshop
08.12.2023:
Workshop „Welche Dämmung passt zu mir“. Eine Veranstaltung im Rahmen der Initiative „Zukunft Zuhause – Nachhaltig sanieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Referent Andreas Skrypietz, DBU.
09:00 – 11:00 Uhr Workshop
Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? Ausstellung „FAKTOR WOHNEN – Ökologisch um:bauen mit regenerativen Baustoffen“
Wann? 17. November bis 18. Dezember 2023
Wo? Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, Walther-Rathenau-Straße 49b
Sonstiges? Nähere Informationen und das gesamte Programm auf der Website von plant³
Beitragsbild: Samantha Fortney auf Unsplash
von Marvin Manzenberger | 28.06.2023
Ein pensionierter Professor klettert täglich durch die Baustelle des ehemaligen Chemiehörsaals in Greifswald, öffnet im festen Ablaufplan alle Fenster und misst an immer den gleichen Stellen die Temperatur. Er erzählt von Marsmännchen, die hier auf der Baustelle gearbeitet haben und einem weltweiten Alleinstellungsmerkmal Greifswalds, das hoffentlich im nächsten Jahr in diesen Räumen eröffnet wird. Für den webmoritz. durfte ich ihn auf einer Runde begleiten. // Lesedauer ca. 8 min
Viel zu klein
Ich treffe Hans Joosten an einem sonnigen Freitag unweit vom Greifswalder Bahnhof in einem Raum voll mit Büchern. Dieser Raum befindet sich in der Villa Ellernholz, wo auch die Succow Stiftung und die Ostseestiftung beheimatet sind. Hier hat der ehemalige Moorprofessor vor zehn Jahren einen großen Raum mit seiner Sammlung von Moorbüchern als Moorbibliothek benannt. Heute ist diese Sammlung so gewachsen, dass sich nur noch etwa ein Viertel aller Bücher hier befindet. Nun bekommt sie endlich mehr Platz; Zehntausende von Moorbüchern wohnen bald in einem gemeinsamen Raum. Das Hörsaalgebäude der Alten Chemie wird zur Moorbibliothek umgebaut. Die Bibliothek bekommt sogar einen Lesesaal. „Die Moorbibliothek wird ein wichtiger Teil der Hardware-Ausstattung der Moorforschung in Greifswald werden“, so Hans Joosten. Nicht nur beim Umfang von wissenschaftlichen Daten zu Moorverbreitung und -zustand hat Greifswald ein weltweites Alleinstellungsmerkmal – es gibt nirgends eine vergleichbare Sammlung von Moorliteratur. Bereits jetzt kommen Moorliebhaber:innen und -forschende aus der ganzen Welt, um in diesem gesammelten Moorschatz zu lesen und damit zu arbeiten.
Die Alte Chemie
Zusammen laufen wir nur wenige Meter bis zum besagten Gebäude. Vor über hundert Jahren wurde die Alte Chemie gebaut. Seit 2008 stand dieses Gebäude leer. In diesem webmoritz. Artikel könnt Ihr Fotos aus dem Gebäudeinneren von damals sehen. Im Oktober 2010 hat es im Gebäude gebrannt. Haben damals Satanisten oder sogar die Illuminaten das Feuer gelegt? Kurze Zeit später wurde ein Teil der Alten Chemie zu kleinen Studi-Appartements umgebaut. Das Hörsaalgebäude (also der Bereich des Gebäudes mit Baugerüst auf dem Foto rechts) blieb weiter ohne Nutzung. Entgegen früherer Pläne wird darin nun weder ein Café, noch eine Kantine oder ein Club gebaut, sondern die weltweit größten Fachbibliothek für Moorliteratur, die Moorbibliothek.
Das giftige Problem
Der Vorlesungssaal und der Vorbereitungsraum in diesem Teil des Gebäudes waren laut Hans Joosten „schwer quecksilberverseucht“. Das Projekt ist daher eine enorme Herausforderung, die lange Zeit nur durch Optimismus getragen wurde. So ergab sich nach der vollständigen Entkernung des Gebäudes, dass der Quecksilbergehalt in der Raumluft entgegen der Erwartungen zu- statt abgenommen hat. Nun war klar: es müsste sich noch viel flüssiges Quecksilber in der Decke befinden, welches weiterhin in die Raumluft ausdunstet. Also musste die ganze Decke zwischen Erd- und Obergeschoss auch noch entfernt werden. Wie es sich gehört, sind die neu eingezogenen Decken so öko wie es nur geht (Emissionen zu Normalbeton um 208 CO₂ Äquivalente pro m³ reduziert, restliche Emissionen über Moorfutures kompensiert). Laut Hans Joosten handelt es sich hierbei um den ersten grünen Beton in ganz MV.
Dann fehlte durch die Covid-Einschränkungen eine Chemikalie zur Unschädlichmachung von Quecksilber in den Wänden, TMT-15 (kurze Erklärung: Das flüssig-giftige Quecksilber wird in einer Verbindung gefangen und bleibt unschädlich in den Wänden). In Deutschland konnte niemand dieses TMT besorgen. Die weltweit einzige Fabrik, die es herstellt, steht in China. Die Transportwege waren Covid-bedingt stark beeinträchtigt. Daher nutzte Hans Joosten einen ausgeklügelten Kommunikationsweg, suchte die Firma im Internet und schrieb ihr eine Mail. Das Problem: Er musste in Vorkasse gehen und blind darauf vertrauen, dass die Firma das TMT auch wirklich verschickt. Da der Baufortschritt zu diesem Zeitpunkt allein an diesem Baustoff hing, ging er das Risiko ein. Mit Erfolg!
Da die Preise für Containertransporte sehr niedrig sind, war der Preis der Lieferung nach Hamburg der gleiche wie für die Lieferung nach Shanghai. Sieben Wochen später, die für Hans Joosten, der die Bootreise über das Internet monitorte „wie ein Abenteuer waren“, kam das bestellte TMT in Deutschland an und die Wände der zukünftigen Moorbibliothek konnten damit behandelt werden.
Kanister der Chemikalie TMT-15
Alle Herausforderungen gemeistert?
Am Ende dieser Maßnahmen zeigt sich ein deutlicher Erfolg: Die Quecksilberbelastung in der Luft ist beeindruckend abgesunken. Sogar weit unter den zulässigen Grenzwert für Wohnungen von Schwangeren, so Hans Joosten. Allerdings könnte sich die Konzentration noch erhöhen, wenn die Wand-Temperaturen ansteigen. Damit dies möglich wird und beobachtet werden kann, geht Hans Joosten täglich durch die Räume und lüftet. Einerseits, um mit der sommerlichen Außenluft die Innentemperatur zu steigern und dann bei hohen Temperaturen wieder die Quecksilberkonzentration zu messen. Andererseits, um möglichst verbliebene geringe Mengen an Quecksilber nach draußen zu lüften. Lüften als Lösung für Probleme. Und selbstverständlich wird noch ein Sanierputz aufgebracht um die Ausgasung von dann eventuell noch vorhandenen Resten vollständig zu unterbinden. Weitere unangenehme Überraschungen scheinen nicht mehr möglich. Wir gehen zum nächsten Fenster. Einen provisorischen, reversiblen Griff nutzt er als Werkzeug, denn fast allen Fenstern fehlt noch der Griff. Damit öffnet er ein Fenster nach dem anderen. Wir bewegen uns weiter auf dem Gerüst durch das Gebäude.
Hans Joosten gerät ins Schwärmen und Philosophieren, als es um die Bedeutung dieses Ortes für die Zukunft geht. Im Vergleich zu digitalen Archiven sei die analoge Bibliothek inspirierend; hier würde eine Verbindung von allem geschaffen, das für und in Mooren relevant ist: Torf, Mensch und Kultur. Hier könne man bei der Suche wertvolleres finden, als man ursprünglich gesucht hat: das Prinzip der Serendipität. Kurz zusammengefasst soll die Moorbibliothek alles zu Mooren zusammenbringen. Auch Menschen. Deshalb wird die Moorbibliothek für alle zugänglich sein. Das bedeutet ebenso, dass das gesamte Gebäude rollstuhlgerecht ausgebaut wird.
Alles, was jemals in der Welt über Moore geschrieben wurde, soll hierher.
Die Moorbibliothek hat große Ziele: „Alles, was jemals in der Welt über Moore geschrieben wurde, soll hierher“. Auch wenn es sicher noch ein weiter Weg bis dahin ist: Die Bibliothek beheimatet bereits jetzt Zehntausende Moorbücher. Alle Bücher der Moorbibliothek werden über die Unibibliothek katalogisiert (ihr findet sie dann auch im OPAC), und bei denen es rechtlich erlaubt ist, digitalisiert. Hans Joosten antwortet auf die Frage, ob er alle Bücher in der Bibliothek selbst gelesen hat, mit einem Rechenbeispiel: Bei einer Lesegeschwindigkeit von einem Buch am Tag würde eine Person derzeit 82 Jahre brauchen, um alle Bücher zu lesen. Selbst mit Hans‘ fotografischem Gedächtnis ist es also illusorisch, alle Bücher lesen zu können. In der Sammlung finden sich schon heute einzigartige Bücher: Autor:innenexemplare mit zig Seiten händischer Notizen, teilweise zwei Jahrhunderte alt. So können Leser:innen sogar am Denkprozess dieser Menschen teilhaben.
Neues Leben für alte Gemäuer
Wir sind unter dem Dach angekommen und Hans Joosten hat die letzten Fenster geöffnet. Während er erzählt (und das kann er gut) gehen wir langsam zurück zum ersten Fenster, denn mit wissenschaftlicher Gründlichkeit werden die Fenster in derselben Reihenfolge geöffnet wie geschlossen. Daher begeben wir uns wieder ins Erdgeschoss. Im unteren Teil des Gebäudes soll die Miete von zwei Kleinwohnungen zusammen mit einer im Obergeschoß zur langfristigen Finanzierung der Moorbibliothek beitragen.
Für den Bau stellt Hans Joosten allerdings klar, dass ein Neubau bedeutend weniger Geld gekostet hätte, als die aufwändige Sanierung dieses Gebäudes. Die Arbeitenden trugen Ganzkörper‑Schutzanzüge („Marsmännchen“), absolvierten zur Sicherheit drei Reinigungsduschen hintereinander und die quecksilberverseuchten Stoffe mussten teuer entsorgt werden. „Auch wenn die Entsorgung für uns teuer war – für die Gesellschaft ist die korrekte Entsorgung am günstigsten“. Warum also dieser Aufwand – warum nicht neu bauen? Dieses Gebäude hat für Hans Joosten eine Geschichte, eine Ausstrahlung, es ist „ein wunderschönes Gebäude“. Und außerdem könnte die Lage für die Moorforschung nicht besser sein: Das stetig-wachsende Netzwerk von Moorexpert:innen, die im Greifswald Moor Centrum vereint sind und koordiniert werden, arbeitet überwiegend in wenigen hundert Metern Umkreis.
Wir stehen nun im ehemaligen Hörsaal. Nur der große Raum, die Wände und die an die Schräge der Hörsaalbänke angepassten Fenster erinnern an frühere Nutzung. Ich betrachte den Bauplan an der Wand und Hans Joosten beschreibt, wie der Raum bald aussehen wird. Zwei der Wände werden zusammen etwa 60 Tausend Bücher tragen. Etwa das doppelte der jetzigen Sammlung. Über eine Treppe und einen Aufzug kann die Empore erreicht werden. Ich stehe im leeren Raum und frage mich, wie es hier in einem Jahr aussehen wird – ich bin gespannt!
Die nach links aufsteigenden Fenster erinnern noch an die Hörsaalbebankung
Für die Finanzierung dieses Riesenprojekts hat er die „Stiftung Moorbibliothek“ gegründet. Sein Preisgeld des Deutschen Umweltpreises 2021 hat er vollständig in das Projekt investiert. Als er erwähnt, dass die Baukosten Moorbibliothek noch nicht vollständig finanziert sind, lacht er und weist auf die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden [IBAN DE47 1505 0500 0102 1170 47 Michael Succow Stiftung, zu Gunsten der Stiftung Moorbibliothek] hin.
Auf dem Weg zurück sprechen wir noch über die Alte Physik, die quecksilberbelastet ist und daher ungenutzt auf dem Unigelände verweilt. Dieser Umbau des Alten Chemiehörsaals ist ein Beispiel, dass die Alte Physik saniert werden kann. Eins ist allerdings klar: Es kostet Geld.
Zum Schluss des Textes möchte ich festhalten, dass ich beeindruckt bin. Von der Vision, dem Einsatz und der Energie, die Hans Joosten mit seinen Mitstreiter:innen in dieses Projekt gesteckt hat. Man merkt deutlich, dass dieser Professor im Unruhestand durch seine Herzensangelegenheit Greifswald zu einem besonderen Highlight verhelfen wird.
Kann auch ich dabei mithelfen? Hans, gib mir Bescheid, wenn ich beim Bücherschleppen helfen kann!
#Moormussnass & #MoorbücherindieMoorbibliothek!
Ältestes Buch der Bibliothek (Jahre)
Bücher in der Moorbibliothek
Alle Fotos: (C) Marvin Manzenberger
von Laura Schirrmeister | 27.03.2023
Bis zum 15. April 2023 können wieder Abschluss- und Promotionsarbeiten für den Nachhaltigkeitspreis eingereicht werden. Der Begriff Nachhaltigkeit wird hierbei in seiner vollen Dimension betrachtet, weswegen Arbeiten aller fünf Fakultäten beurteilt werden.
Es können Abschluss- und Promotionsarbeiten, die in den Jahren 2022 und 2023 eingereicht wurden, für den Preis ausgewählt werden – sofern dies nicht bereits im vergangenen Jahr geschehen ist. Die Arbeiten werden an den Nachhaltigkeitsbeauftragten der Universität, Dr. Tiemo Timmermann, geschickt. Es wird darum gebeten, die Arbeit als PDF sowie Kopien der Originalgutachten ebenfalls als PDF per E-Mail einzusenden. Das Preisgeld beträgt 500 €. Die E-Mail Adresse findet ihr im Kasten am Ende des Beitrags.
Bisherige Preisträger*innen
2019 wurde der Preis an zwei Masterarbeiten aus den Fächern Nachhaltigkeitsgeographie und Landschaftsökologie verliehen. Julia Merkelbach erhielt den Preis für ihre Abschlussarbeit mit dem Titel „Erstellung, Umsetzung und Hemmnisse einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie am Beispiel der Stadt Ratingen“ und Alexander Seliger für seine Masterarbeit zu „Management options for the conversion of non-native coniferous forest patches towards more natural species composition in the Western Pomerania Lagoon Area National Park (Germany)“.
Im darauffolgenden Jahr gewann Johanna Braun den Preis für ihre Masterarbeit im Fach Umweltwissenschaften, tituliert mit „Sustaining Global Food Supply within the Planetary Boundary for Freshwater Use – A quantitative Analysis on the Potentials of Dietary Changes“.
Auch 2021 ging der Nachhaltigkeitspreis an zwei Abschlussarbeiten. Durch ihre Bachelorarbeit „How does the individual’s responsibility compare with those of industry, government, and the media in the effort to mitigate the climate crisis?“ überzeugte Johanna Czichowski aus dem Fach Umweltnaturwissenschaften. Die Landschaftsökologie studierende Katharina Pickl reichte ebenfalls erfolgreich ihre Bachelorarbeit ein. Der Titel dieser lautete „Die Biodiversität in Privatgärten und das handlungsbasierte Wissen der Gartenbesitzer: Eine Studie zur Gartenkultur in Ingolstadt“.
Im letzten Jahr gewann Sabine Wichmann mit ihrer Promotion zum Thema „The economics of paludiculture: Costs & benefits of wet land use options for degraded peatlands – with a focus on Reed and Sphagnum moss“ den Nachhaltigkeitspreis. In dieser beschäftigte sie sich mit nachhaltiger Bewirtschaftung von Paludikultur.
Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? Nachhaltigkeitspreis der Universität Greifswald
Bis wann? 15. April 2023
Wie? Einreichen der Abschluss- oder Promotionsarbeit sowie Kopien der Originalgutachten als PDF per Mail an Dr. Tiemo Timmermann (E-Mail Adresse: tiemo@uni-greifswald.de)
Was kann man gewinnen? 500 € Preisgeld
Beitragsbild: Laura Schirrmeister
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