von moritz.magazin | 06.10.2010
Das Zwischenlager Nord nahe Lubmin erwartet in den nächsten Monaten radioaktiven Müll aus Südfrankreich und Karlsruhe

Das stillgelegte Atomkraftwerk Greifswald in der Nähe von Lubmin aus der Luft
Laute Sirenen tönen und fiepen bis in jede Synapse der Ohren. Mit viel Druck ertönt während des Störgeräusches eine undeutliche dröhnende Frauenstimme: „Bitte verlassen Sie sofort das Gelände“ oder ähnliches ist noch knapp verständlich in der 28000 Quadratmeter großen Halle, die von grauen, ungeheuerlich wirkenden – zehn Meter großen – Betonwänden umgeben ist. Blaue Riesenquader sind bis zu Vierer-Reihen aufeinander gestapelt. Gelbe Tonnen mit dem radioaktiven Warnsymbol stehen geordnet in Reih und Glied. Steriles grelles Licht beleuchtet das Innere der überdimensionalen Halle, welche am Rand des Naturschutzgebiets Lubminer Heide liegt. In direkter Nachbarschaft ragen die großen tristen Quaderblöcke des abgeschalteten Kernkraftwerks bei Lubmin in den Himmel. Von dort werden abgebrannte Brennelemente und andere – mit Strahlung kontaminierte – Maschinenteile in das eigens dafür angelegte Zwischenlager Nord (ZLN) transportiert, damit sie dort abgeschottet von der Außenwelt ausstrahlen können und einen Großteil ihrer Strahlung verlieren.
Während alle, die sich im ZLN befinden, eine ebenso grau in grau wirkende Tür öffnen und sich vor dem grollenden Warnsignal im Umkleideraum sichern, verbietet das Feueralarmgeräusch jegliche Konversationen. Am Kontrollpunkt zum ZLN wirkt die Situation entspannt, es scheint offensichtlich, dass Begebenheiten wie diese Routine sind bei den Mitarbeitenden. Es wird gelacht, sich ausgetauscht, eine Zigarette geraucht, bis der Alarm vorbei ist. Es käme öfter vor, dass Probealarme stattfinden, erfahren wir während des gemeinsamen Abwartens. Allerdings nur Fehlalarm, wie Marlies Phillip, Pressesprecherin der Energiewerke Nord GmbH (EWN) uns später mitteilen wird. (mehr …)
von Marco Wagner | 08.08.2010
Seit einigen Wochen ist nun schon vorlesungsfreie Sommerzeit. Wem bei 25 Grad, blauem Himmel und Sonnenschein nicht danach ist, in der stickigen Bibliothek zu lernen oder Hausarbeiten zu schreiben, der oder die wird sicherlich etwas anderes mit der Zeit anfangen wollen.
Die einen fahren in den Urlaub, andere bleiben hier, unternehmen Tagesausflüge, erkunden das Land oder fahren an den Strand. Vielen Studierenden dürfte die eine oder andere hier im Strandtest vorgestellte Badestelle bereits bekannt vorkommen. Es wurden ausschließlich Strände aus der nähren Umgebung unter die Lupe genommen. Der am nächsten gelegene Strand ist Eldena.
Zwischen Kloster und Fischerdorf: Strandbad Eldena

Nur einen Steinwurf vom Strand in Eldena entfernt, liegt das Kloster
Der Boddenstrand liegt zwischen dem Kloster Eldena und dem Fischerdorf Wieck. Mit dem Fahrrad fährt man etwa zwanzig Minuten. Im Gegensatz zu den übrigen vorgestellten Stränden muss für diesen bezahlt werden. 1,50 Euro muss man löhnen, wenn man Studierender ist und in das kühle Nass springen will.
Nachdem ein Damm als Schutz vor Sturmfluten quer über das Strandareal aufgeschüttet wurde, hat das Bad leider einiges an Flair einbüßen müssen. Während es zuvor einen breiten Strandstreifen gab, der dann in kleinere Baumgruppen mündete, muss man nun erst einmal über den Deich um an den Strand zu gelangen. Daher wirkt alles sehr künstlich angelegt. Dennoch, zum Sonnen und Beachvolley-Ball spielen ist Eldena auf jeden Fall geeignet.
Wem es nichts ausmacht, durch einen Algenteppich zu schwimmen, der kommt auch hier voll auf seine Kosten. Der Weg, bis man wirklich schwimmen kann, ist jedoch ausgesprochen weit. Dennoch: Wenn man wenig Zeit hat, aber zwischendurch oder am Abend mal am Strand entspannen will, lohnt sich Eldena auf jeden Fall.
Wampen – Strand im Naturschutzgebiet
In entgegengesetzter Richtung ist in Wampen im Naturschutzgebiet noch ein weiterer Strand gelegen. Geld muss man hier nicht bezahlen. Dafür gibt es auch keinen Imbisswagen, ein Rettungsturm fehlt genau so, wie Beach-Volleyball-Plätze. Dafür bekommt man hier besonders viel Natur geboten. Vom Dorf aus muss noch eine etwa 500 Meter lange Strecke über einen Feldweg und anschließend über einen schmalen Trampelpfad durch Wildwuchs zurück gelegt werden. Der Sand ist etwas steiniger, als in Eldena. Da der Strand relativ weit abgeschieden liegt, ist er auch nicht ganz so voll, wie die meisten anderen.
Badegäste sind jedoch nicht nur Menschen und – was auch recht oft vorkommt – Hunde, man kann hin und wieder auch einmal sehen, wie Reiterinnen und Reiter ihren Pferden eine Abkühlung gönnen. Insgesamt strahlt der Wampener Strand mit Umgebung sehr viel Ruhe aus, wenngleich es durch die emsig umher fliegenden Vögel aus dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Naturschutzgebiet keineswegs leise ist. Fürs Entspannen, Lernen und FKK ist Wampen bestens geeignet. Im Wasser sollte man aber schon hin und wieder mal aufpassen und nicht zu schnell rein rennen. Andernfalls kann es passieren, dass man über eines der zwei im Wasser liegenden Rohrleitungen stolpert. Am Uferrand sind zahlreiche Algen angeschwemmt. Das Wasser ist jedoch größtenteils von Algen befreit. Von Greifswald aus braucht man über Neuenkirchen nach Wampen etwa 20 Minuten bis eine halbe Stunde zum Strand.
Mit einer kleinen Steilküste ausgestattet ist hingegen der Strand von Loissin, zwischen Ludwigsburg und Lubmin gelegen. Mit dem Rad fährt man eine halbe bis dreiviertel Stunde. Der Sand ist nicht gerade der Feinste, das Wasser auch nicht am Klarsten. Dafür ist es nun mal ein Naturstrand und wird mit einer reizvollen Umgebung belohnt. Und sollte es doch einmal so warm sein, dass man krebsrot gebrannt wird, kann man sich ohne weiteres für kurze Zeit in eines der vielen schattigen Plätze unterhalb des Hanges zurück ziehen. Oberhalb des Hanges führt vom Zeltplatz ausgehend ein schmaler Weg in Richtung Ludwigsburg. Aufgrund der Verwildertheit wäre es unangemessen, diesen Weg als Strandpromenade zu bezeichnen. Für einen kleinen Naturspaziergang ist er hingegen bestens geeignet.
Lubmin – einziges Seebad an der Boddenküste
Nur wenige Kilometer weiter südöstlich gelegen ist das hier in der Umgebung vermutlich bekannteste Strandbad: Lubmin. Wer besonders viel Zeit hat, kann auch in Loissin baden gehen und dann immer die Küste entlang nach Lubmin laufen, schließlich sind beide Strände miteinander verbunden. Unterwegs werden die Strände in Gahlkow, Vierow sowie der dortige Hafen durchstreift. Lubmin kann sich zurecht mit stolz als das einzige Seebad entlang der Ostseeküste bezeichnen. Das Dorf kann mit einer Strandpromenade zum Flanieren, zahlreichen Restaurants, Cafes und Bäderarchitektur aufwarten. Der Strand ist sehr weitläufig und auch während der Hochsaison nicht so überfüllt, wie mancher „richtiger“ Ostseestrand. Der Sand ist sehr weich, das Wasser algenfrei. Mehrere Beachvolleyball-Felder sind am Strand aufgebaut. Lubmin ist auch der einzige Ort an der Boddenküste mit einer Seebrücke. Von hier aus kann man einen Blick übers Meer nach Rügen schweifen lassen.
Blick über den Peenestrom: Strand in Zinnowitz auf Usedom
Die zweitgrößte Insel Mecklenburg-Vorpommerns soll nun auch unter die Lupe genommen werden. Die Wahl fiel auf Zinnowitz. Eine Anfahrt mit dem Auto ist zur Zeit alles andere als empfehlenswert – es sei denn, man fährt besonders frühzeitig los. Mit der Bahn lässt es sich deutlich entspannter, bequemer und zudem auch umweltfreundlicher nach Usedom fahren. Die Usedomer Bäderbahn (UBB) fährt von Greifswald im Zweistundentakt auf die Insel. In Zinnowitz angekommen, empfängt dem Besucher ein hübsch gestalteter Bahnhof, indem ein kleines Museum untergebracht ist. Über eine lange Allee läuft man anschließend – an zahlreichen Hotels, Restaurants, Pensionen und Cafès vorbei – zum Strand. Dieser ist insbesondere um die Mittagszeit und frühe Nachmittagszeit außerordentlich gut belegt. Wie die Ölsardinen wird hier Seite an Seite gelegen. Viel Ruhe und Entspannung hat man nicht, schließlich kommt ständig noch jemand, um zu baden oder sich zu sonnen. Insgesamt also alles sehr hektisch. Der Ganze Strand ist von Strandzelten übersät, die traditionellen Strandkörbe machen sich, nicht zuletzt aufgrund doch recht hoher Mietpreise, rar. Es bietet sich also an, den Strand von Zinnowitz erst in den frühen Abendstunden aufzusuchen. Ansonsten ist die Badestelle ähnlich ausgestattet wie Lubmin. Die obligatorische Seebrücke darf auch hier für ein Ostseebad nicht fehlen. Der Weg zum schwimmen im Wasser ist hingegen deutlich kürzer. Wer also vorrangig zum schwimmen an den Strand fährt, kommt hier voll auf seine Kosten.
Fotos: Marco Wagner
von Jakob Pallus | 16.04.2010
Die ersten beiden Vorlesungswochen sind vorbei und die webMoritz-Berichterstattung läuft inzwischen wieder auf Hochtouren. Dennoch gibt es auch diese Woche wieder einige Meldungen, die nicht groß genug für einen eigenen Artikel waren. Wir stellen im Folgenden zusammen, was sich in den letzten Tagen ereignet hat und bisher noch keinen Eingang in den webMoritz fand.
Hinweis: An manchen Stellen sind Artikel aus Online-Medien verlinkt, die nur für Abonnenten zugänglich sind oder nur für einen begrenzten Zeitraum kostenlos im Netz stehen. Daher kann es beim Aufrufen der Links zu Fehlermeldungen kommen.
Kostenlose Fahrradcodierung
Greifswald ist bekannt für die Zahl der Fahrraddiebstähle – die Quote ist die höchste in Deutschland. Gerade Studenten sind betroffen, nehmen doch viele für den Weg zur Vorlesung oder zum Seminar den Drahtesel. Das Landeskriminalamt bietet seit Dienstag kostenlose Fahrradcodierungen als Diebstahlschutz an. Mitglieder der ABS GmbH sind jeden Dienstag von 9 bis 17 Uhr und jeden Donnerstag von 9 bis 15 auf dem Marktplatz mit einem eigenen Stand zu finden. Dort kann jeder sein Fahrrad kennzeichnen lassen. Die Codes schrecken sowohl Diebe ab, helfen aber auch, das Rad im Falle eines Diebstahl schnell wiederzufinden. Die Wirksamkeit der Codierung ist umstritten, das Landeskriminalamt kann mithilfe der Kriminalstatistik nachweisen, dass codierte Räder seltener gestohlen werden.
Die Provinzial-Versicherung unterstützte diese Aktion mehreren tausend Euro. Von dem Geld wurden neue Fräsmaschinen angeschafft.
War mal da: „Binschonda“ fährt nicht mehr
Nicht mal ein Jahr hat sich die Schnellbusverbindung zwischen Greifswald und Rostock halten können. Die zunächst stündlich, später mehrfach täglich angebotene Verbindung zwischen den Hansestädten über die Autobahn war im vergangenen Juli mit großem Werbeaufwand eingerichtet worden (webMoritz berichtete hier und hier), sogar der Oberbürgermeister fuhr zur Premiere mit nach Rostock und zurück.

Einweihung im März
Bereits kurze Zeit nach der Eröffnung hatte das Unternehmen seinen Fahrplan deutlich reduziert und dies auf den Beginn der Semesterferien geschoben. Nach den Ferien dann war der Betrieb allerdings nur mäßig verstärkt wieder aufgenommen worden. Wie das Unternehmen auf seiner Homepage mitteilt, wurde der Betrieb zum 31. März eingestellt. Das Unternehmen ist dabei nicht insolvent, sondern wegen wirtschaftlichen Misserfolges nicht mehr bereit, den Betrieb fortzuführen.
Die Verbindung nach Rostock ist damit nun wieder alleinige Sache der Deutschen Bahn, die ihr Angebot auf dieser Route im vergangenen Jahr ausgebaut hat – wenn auch im bescheidenen Umfang. Seit Dezember 2008 fährt werktags morgens ein Intercity von Greifswald nach Rostock und abends einer in die Gegenrichtung. Seit Dezember 2009 gibt es einen weiteren späteren Zug, der abends aus Richtung Rostock fährt.
Keine Strandabende mehr? Lubmin will nächtlichen Lärm unterbinden
Was gibt es schöneres, als im Sommer abends am Strand zu feiern? Für viele Lubminer Bürger ist die Antwort: ruhige Nächte.
Bürger des Seebads reichten in den letzten Jahren immer wieder Beschwerde ein ob eines nicht zu ertragenden, nächtlichen Lärmpegels. Wie die Ostsee-Zeitung berichtet, diskutieren die Gemeindevertreter nun, ob und wie die Lautstärke nächtlicher Veranstaltungen an der Seebrücke und im Ortskern einzuschränken sei. Es wurde vorgeschlagen, nur noch 14 Veranstaltungen im Jahr, die erst nach 22 Uhr enden, zu erlauben. Um 1 Uhr soll prinzipiell Schluss sein. Auch wird über die Einführung einer Höchstlautstärke von maximal 55 Dezibel debattiert. Die Polizei wäre dann dafür zuständig, für die Einhaltung dieser Regeln zu sorgen.
Bisher wurde allerdings noch nie eine Lautstärkemessung durchgeführt. Ob bisherige Strandfeiern diesen Wert überhaupt überschritten haben, weiß also niemand genau. Die Angelegenheit wird weiterhin in den Gemeindeausschüssen beraten. Ob schon in diesem Jahr mit einer Regelung zu rechnen ist, bleibt fraglich.
Ratjen und König erwägen Klagen gegen Kreisgebietsreform
„SVP – nein danke! Greifswald soll kreisfrei bleiben!“ So denken nicht nur viele Bürger der Universitäts- und Hansestadt, auch die Lokalpolitiker wollen mehrheitlich am Sonderstatus der Stadt festhalten. Wenn es allerdings nach Schwerin geht, wird Greifswald im Zuge der Kreisgebietsreform Teil des neuen Großkreises Südvorpommern. Selbst ob Greifswald Kreisstadt bleibt, ist ungewiss. Neben der Hansestadt konkurrieren auch Anklam und Pasewalk um den Posten. (mehr …)
von Tjorven Hinzke | 31.03.2010
Das umstrittene Steinkohlekraftwerk Lubmin ist trotz des Rückzugs des dänischen Investors Dong Energy am 11. Dezember 2009 und des darauffolgenden Jubels der Kraftwerksgegner noch nicht zu Grabe getragen.
Wie in den letzten Wochen mehrfach den Medien zu entnehmen war, läuft das Genehmigungsverfahren weiter. In einer Pressemitteilung von Dong Energy heißt es: „Während dieser Phase beabsichtigt die Projektgesellschaft, keine Schritte zu unternehmen, die der Realisierung des Kraftwerksprojekts entgegenstehen. Insbesondere werden die gestellten Genehmigungsanträge nicht zurückgezogen“.

Die Projektgesellschaft gibt es nach wie vor.
Die Projektgesellschaft Kraftwerke Greifswald, an der Dong Energy 74,9 Prozent der Anteile hielt, die Frankfurter Aktiengesellschaft WV Energie das restliche Viertel, sucht aktiv nach weiteren Investoren. Äußern will man sich dazu aber derzeit nicht: Ein Sprecher der WV Energie, auf deren Website das Projekt noch in der alten Form mit DONG als Hauptbeteiligtem zu finden ist, teilte mit, es würden aufgrund des noch laufenden Ausstiegsverfahrens derzeit keine Auskünfte an die Medien gegeben. (mehr …)
von Gastautor*in | 16.12.2009
Ein Gastbeitrag von Elena Vogt
Am vergangenen Wochenende reisten Umweltaktivisten aus der Region nach Kopenhagen, um am Rande des Umweltgipfels unter anderem gegen die Baupläne für ein Kohlekraftwerk in Lubmin zu protestieren. Schon auf der Hinfahrt stand dann plötzlich fest: Das Kraftwerk wird nicht gebaut. Unsere Gastautorin Elena Vogt war bei der Fahrt dabei und porträtiert einen der zahlreichen Kämpfer gegen das Steinkohlekraftwerk.
Auf dem Weg zum Klimagipfel nach Kopenhagen erhält am 11. Dezember 2009 eine Gruppe von rund 100 Umweltaktivisten, vorwiegend aus Norddeutschland kommend, die Nachricht, dass sich DONG- Energy von seinen Plänen für den Bau eines Kohlekraftwerks in Lubmin verabschiedet hat. Erst wenige Minuten auf dänischen Straßen unterwegs, bedeutet dies für alle ein enormen Gewinn für den Klimaschutz. Für viele aber auch das Ende eines langen kräftezehrenden Weges.
Peter Freygang erzählt, wie es ist, für die eigenen Ideale zu kämpfen und wie es sich anfühlt, wenn man ein jahrelang verfolgtes Ziel gerade erreicht hat. Er ist einer der Gründungsmitglieder der Bürgerinitiative Usedom gegen das Steinkohlekraftwerk.
Weihnachtsbitte an die Dänen (mehr …)