Integration gelingt!

Integration gelingt!

„Ich stelle Menschen eigentlich sehr gerne nach Bauchgefühl ein und dabei spielt keine Rolle, woher jemand kommt.“ „Integration gelingt“ ist der Titel der Filmreihe, die am 3. Februar gestartet ist. In der achtteiligen Kurzfilmreihe werden  Betriebe und Unternehmen samt ihren Auszubildenden mit Migrationshintergrund vorgestellt.

Die Kurzfilme wurden durch die ZORA Kinder- und Jugendhilfe sowie durch die Universitäts- und Hansestadt Greifswald ins Leben gerufen. In den folgenden Wochen werden insgesamt acht Kurzfilme auf deren sozialen Kanälen hochgeladen, welche gelungene Integration von Personen mit Migrationshintergrund hier in Greifswald und Umgebung festhalten. In den Kurzfilmen werden die Erfahrungen, die Hintergründe und Probleme angesprochen, mit welchen sich auch die Arbeitgeber*innen auseinandersetzen mussten. Als Zeichen der Chancengleichheit sollen die Geschichten der Einzelnen nicht nur Mut machen, sondern auch zum öffentlichen Diskurs anregen.

Dazu ruft besonders die ZORA Kinder- und Jugendhilfe auf, welche neben ihrer Arbeit in Wohngruppen für Kinder und Jugendliche mit hohem Betreuungsbedarf auch mehrere Azubis und bereits Angestellte mit Fluchthintergrund beschäftigen. Die Mit-Initiator*innen setzen sich mit diesem Projekt für mehr Wertschätzung und Diversität nicht nur in ihrer eigenen Belegschaft ein.

Das bereits am 3. Februar erschienene Kurzportrait zu der Brasserie Hermann und ihrem syrischen Auszubildenden Reda Ali könnt ihr hier ansehen. Die weiteren Teile der Filmreihe findet ihr auf dem YouTube Kanal der Universitäts- und Hansestadt Greifswald und der Internetseite der ZORA Kinder- und Jugendhilfe, wo alle zwei Wochen ein weiterer Kurzfilm hochgeladen wird.

Beitragsbild: Pressestelle der Stadt Greifswald

Brennende Autos in Bullerbü?

Brennende Autos in Bullerbü?

knäckebröd-TitelbildSeit gut einer Woche brennen in Stockholms Vorstädten Nacht für Nacht Autos. Auch auf einige Schulen gab es Angriffe, selbst auf Uppsala griffen die Krawalle über – frustrierte arbeitslose Jugendliche aus Migrantenfamilien sollen die Verantwortlichen sein. Was ist los im sonst so friedfertigen Schweden? (mehr …)

TITEL Muslime in Greifswald

Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland – mit präsidialen Segen von Christian Wulff zum Jahrestag der Deutschen Einheit. Die Debatte um Integration hält an. moritz hat mit Greifswalder Muslimen gesprochen.

Auf der einen Seite des Gebäudes der Hörsaal, auf der anderen der Studentenclub. Doch wer hätte gewusst, dass in der „Kiste“ in der Makarenkostraße auch eine Moschee ist.

Es ist das Jahr 1431 n. Hidjra. An einem kalten Oktobermorgen steigt Houssein auf sein Fahrrad und fährt los. Greifswald ist ruhig und dunkel, keine Autos auf den Straßen – die Sonne wird erst in zwei Stunden aufgehen. Houssein fährt schneller, kommt an ausgeschalteten Ampeln vorbei. Hat sein Ziel fast erreicht. Zwischen den Wohnheimen kommt die orangefarbende „Kiste“ in Sicht. Er stellt sein Fahrrad davor ab und geht um das Gebäude herum. Er studiert Medizin im fünften Semester. Eine Vorlesung besucht er um diese Uhrzeit aber nicht. Seine Armbanduhr zeigt in digitalen Ziffern 5:42. Pünktlich betritt er die Greifswalder Moschee – er ist hier zum Fajr, dem Gebet vor dem Sonnenaufgang. Houssein ist Muslim – Muslim in der kleinen Hansestadt Greifswald.

Im täglichen Gebet findet Houssein immer wieder einen Zugang zu Allah. Das Salāt (Gebet) ist das tägliche Verbeugen Richtung Mekka. Fünf mal täglich soll ein Muslim das Gebet sprechen. Houssein kennt es nicht anders. Seine Heimat ist Syrien, seit fast drei Jahren ist er nun in Deutschland.

Wie er haben junge Männer und Frauen neben Hörsaal und Studentenclub ihre Nische in Greifswald gefunden. Die Räumlichkeiten sind klein, aber ausreichend. Der Gebetsraum mit weinrotem importiertem Teppich, die Gebetsnische Mihrab gen Mekka, Waschräume für rituelle Reinigungen und ein überschaulicher Seminarraum mit Bücherregalen an den Wänden und einem Fernseher. Die Moschee ist neben dem Gebet auch Gemeinschaftsort. (mehr …)

Jörg Schönbohm: Der letzte Konservative in der Union?

Ex-Pressesprecher (li.) Stephan Goericke und der ehemalige Minister Jörg Schönbohm.

Jörg Schönbohm galt als einer der letzten konservativen Hoffnungsträger in der Union. Ob als General, Berliner Innensenator oder CDU-Landeschef – überall provozierte der erklärte Konservative heftige Reaktionen.

Gemeinsam mit seinem ehemaligen Pressesprecher, Stephan Goericke, stellte der ehemalige brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (geboren 1937) am 4. November sein neues Buch “Wilde Schwermut – Erinnerungen eines Unpolitischen” im St. Spiritus vor. Der Einladung der Turnerschaft Cimbria folgten etwa 60 Leute.

Zu Beginn der Lesung macht Schönbohm erst mal sein konservativen Leitsatz klar: “Dinge erhalten, die sich bewährt haben und die abschaffen, die sich nicht bewährt haben.”

Schönbohm kein unpolitischer Mensch

Anschließend erinnert sich der Ex-General: Bereits als Kind erlebte er Krieg und Vertreibung. In Brandenburg geboren, floh seine Familie nach dem Zweiten Weltkrieg vor den sowjetischen Besatzern. Immer an seiner Seite: Die Nachbarstochter und heutige Ehefrau Eveline. Eine weitere prägende Figur stellte sein Klassenlehrer Hans Blasczyk dar. Bei ihm kam Schönbohm in Kontakt mit Literatur, deren Worte auch in seinem Buch Raum finden und sogar den Titel schmücken. Die Formulierung “Wilde Schwermut” habe er aus Ernst Jüngers “Auf den Marmorklippen” entnommen.

Ex-General und Minister a. D. Jörg Schönbohm in Greifswald.

Der Untertitel seines Buches stellt einen gewollten Widerspruch da: Der Ex-Minister ist als einer der letzten Konservativen in der CDU alles andere als ein unpolitischer Mensch. Aber aus dem späten Politikeinsteiger ist nie ein Parteisoldat und schon gar kein politischer Stratege geworden. Als Schönbohm 1996 seinem früheren Chef Verteidigungsminister Manfred Wörner mitteilte, Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen habe ihm den Posten des Innensenators angeboten, fragte Wörner seinen einstigen Adjutanten, ob er nicht ganz bei Verstand sei. Sinngemäß hieß es wohl: “Damit das klar ist, ich finde, Sie taugen nicht für die Politik. Sie sind viel zu offen und vertrauensselig. Sie können das nicht.” Er tat es trotzdem.

In seinem Buch, das eine Reise durch sein und das Leben seiner Frau Eveline ist, erinnert sich Schönbohm auch an seine Jahre in Berlin. Zeiten mit rigider Ausländerpolitik und strengem Durchgreifen gegen die Hausbesetzerszene.

Jörg Schönbohm spricht über Konservatismus und Meinungsfreiheit.

Minister a. D. sinniert über Political Correctness und Meinungsfreiheit

Die Erkenntnis aus den Jahren in der Politik: “Der Politikbetrieb ist anders und anstrengend aber man kann gestalten. Man muss eben nur mit seiner ständigen Kündigung rechnen.” Schönbohms Standpunkt: “Politik schafft den Rahmen für die Freiheit und Entwicklung des Einzelnen. Und wenn einer Penner sein will, dann kann er auch Penner sein.” Er habe nur etwas gegen Leute, die denken sie haben die Wahrheit für sich gepachtet und keine andere Meinung zu lassen. “Man kann anderer Ansicht sein aber man muss doch darüber diskutieren dürfen”, so Schönbohm und verweist auf die Integrationsdebatte um Thilo Sarrazin. In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum bezieht Schönbohm Stellung zu den aktuellen Debatten um Integration, Meinungsfreiheit, Föderalismus, politische Korrektheit und Konservativismus. Und stellt dabei fest, dass es augenblicklich in der CDU ein Problem mit dem konservativen Standbein gibt.

Fotos: Torsten Heil