von Eric Schümann | 13.10.2009
Am 12. Oktober fand im Greifswalder Dom die traditionelle Immatrikulationsfeier für die neuen Erstsemester statt. Neben den Vertretern der Universitätsleitung nahmen daran auch Vertreter der Stadt und der studentischen Selbstverwaltung teil.
Während Oberbürgermeister Dr. König die neuen Studenten in gewohnt präsidialer Manier begrüßte, kritisierte Rektor Prof. Westermann in seiner Ansprache die Landesregierung und ihre Kürzungspläne für die Greifswalder Universität scharf. Er vermisse eine Anerkennung der exzellenten akademischen Arbeit die in Greifswald geleistet werde. Stattdessen müsse die Universität in den kommenden Jahren mehrere Millionen Euro einsparen. Auch für die Verzögerungen beim Bau der neuen Mensa machte Westermann die Landesregierung verantwortlich. Peinliches Fauxpas: Er erklärte in einem historischen Rückblick, dass die Universität in diesen Tagen ihren 353. Gründungstag feiere. Im Herbst 2006 hatte man bereits 550. Jahre gefeiert.
Neben den knapp 2300 Erstsemestern wurde auch der neue Kanzler der Universität Dr. Wolfgang Flieger begrüßt. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler, der zuletzt die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Hamburg geleitet hatte, war im Juni vom Senat als neuer Verwaltungschef gewählt worden.
Traditionell wurde im Rahmen der Feier auch ein Preis für besonderes Engagement verliehen. Preisträger in diesem Jahr ist der Medizinstudent Corentin Lucien Ilibi aus der Demokratischen Republik Kongo. Er hatte in den vergangenen Jahren der Verein „Afrikas Renaissance und Wiederaufbau“ aus der Taufe gehoben.
Die komissarische AStA-Vorsitzende Solvejg Jenssen und der Vorsitzende des „Vereins der Freunde und Förderer der Universität Greifswald, Sebastian Rathjen, begrüssten die neuen Komillitonen ebenfalls.
Im Anschluss an den knapp zweistündigen Festakt spendierte die Stadt wie auch in den vergangenen Jahren Freibier für die Erstis und die schaulustigen Komillitonen höherer Semester. Parallel präsentierten sich universitäre Einrichtungen und verschieden Unternehmen auf dem Domplatz.
Einige Audio-Eindrücke der Veranstaltung sammelte unser Redakteur Eric Schümann:
[podcast]http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/10/feierliche_immatrikulation.mp3[/podcast]
Fotos:
Daniel Focke und Carsten Schönebeck
von Gabriel Kords | 04.10.2009
Genau so regnerisch wie beim Baubeginn war es auch bei der offiziellen Wiedereinweihung des fertig sanierten Schuhhagens am gestrigen Samstagvormittag. Bürgermeister Dr. Arthur König und die weiteren Teilnehmer begannen gegen 9:30 Uhr vom Markt aus mit einer Begehung des gut 250 Meter langen Teilstücks der Fußgängerzone. In einem Pavillon auf der Mühlenstraße wurden anschließend im Beisein zahlreicher Kommunalprominenter aus Bürgerschaft und Verwaltung warme Worte verschiedener Verantwortlicher gesprochen. Alle würdigten die schnelle Bauzeit (acht Wochen vor Zeitplan beendet), Oberbürgermeister Arthur König freute sich zudem ein wenig zu früh über „20 Jahre deutsche Wiedervereinigung“.
Im Anschluss schnitt der Bürgermeister mehr oder weniger würdevoll ein „blaues Band“ durch, dass zu diesem Zweck quer über die Bühne gehalten wurde. Geschuldet war diese etwas sinnfreie Prozedur der Tatsache, dass es kräftig regnete – eigentlich hatte das Band auf dem Schuhhagen zerschnitten werden sollen. Zum krönenden Abschluss legten zwei Tango-Tänzer eine kesse Sohle auf die circa vier Quadratmeter große Bühne. Eigentlich hatten sie der Begehung über den Schuhhagen voraustanzen sollen, aber auch das verhinderte der Regen. Anschließend gab es deftige Wurstwaren für die etwa 40 Greifswalder Bürger, die sich trotz Wetters und früher Stunde am Schuhhagen eingefunden hatten.
Bei stürmischem Wetter startete anschließend ein „verkaufsoffener Feiertag“ in Greifswald. In der Innenstadt und im Elisen-Park hatten die Geschäfte geöffnet, im 30-Minuten-Takt verkehrte ein kostenloses Bus-Shuttle zwischen Innenstadt und Elisen-Park. Während der überdachte Elisen-Park aus allen Nähten platzte, waren auch in der Stadt trotz des miesen Wetters viele Menschen unterwegs.
Fotos: Textautor.
von Carsten Schönebeck | 18.08.2009
Kluge, aber vor allem markige Worte in knappen Sätzen machen das Leitbild einer Institution aus. Auch die Stadt Greifswald hat sich vor mehr als zehn Jahren ein Statement zugeordnet. Nun scheint die Zeit gekommen, Bilanz zu ziehen und den damaligen Konsens zu überprüfen. Im kommenden Jahr soll die Bürgerschaft ein neues Leitbild beschließen.
Für eine professionelle Unterstützung soll dabei die Prognos AG sorgen. Bis März 2010 soll das Berliner Beratungsunternehmen einen Vorschlag erarbeiten, der den Verantwortlichen als Grundlage für ihre Entscheidung dienen kann. Die Stadt betont allerdings in einer kürzlich erschienenen Pressemitteilung, dass Prognos mit „Partnern vor Ort“ eng kooperieren werde.
Quo vadis Gryps?
In einer groß angelegten Veranstaltungsreihe sollen alle örtlichen Einrichtungen und Institutionen, aber auch alle interessierten Bürger eingeladen werden, gemeinsam über die Zukunftsziele der Stadt nachzudenken.

Oberbürgermeister Dr. König
Oberbürgermeister Dr. Arthur König erklärte dazu in der Pressemeldung:
„Das Leitbild muss das beinhalten, was Greifswald anziehend und attraktiv macht, das Besondere herausstellt und die Stadtentwicklung befördert. Es soll zeigen, wo unsere Stärken liegen und wo wir als Stadt künftig unsere Schwerpunkte setzen.“ (mehr …)
von Jan Faulbrück | 21.07.2009
Am 25. März 2008 starteten die Bauarbeiten am ehemaligen „Kreiskulturhaus“ und der zukünftigen Stadthalle in unserer Hansestadt. Bereits 2001 hatte Oberbürgermeister Dr. Arthur König mit einer Wiederbelebung und der damit verbundenen Restaurierung der Stadthalle Wahlkampf gemacht und stieß damit auf breites Interesse in der Öffentlichkeit. Der damalige SPD-Kandidat behauptete, dass ein Projekt, wie König es sich vorstelle, in den darauffolgenden Jahren nicht zu realisieren sei. Tatsächlich passierte nach dem nur knappen Wahlsieg von König jahrelang nichts. Erst 2008, als erneut der Bürgermeister-Wahlkampf vor der Tür stand, kam Bewegung in das Bauvorhaben.
Was bisher geschah

Stand der Bauarbeiten Mitte Juli
Schon vor dem offiziellen Baustart mussten einige Einbauten und andere bauliche Veränderungen des Kreiskulturhauses abgetragen werden, um die Stadthalle in ihren ursprünglichen und damit restaurierungsfähigen Zustand zurückzuversetzen. Dadurch wurden schon während dieser ersten Vorbereitungsmaßnahmen wertvolle Originalteile wiedergefunden sowie gut erhaltene Baukunst freigelegt. Im Kaisersaal, dem größeren der beiden Hauptsäle, stellten die Handwerker alte Türen und Wände wieder her oder legten Öffnungen und Durchbrüche frei. Im Rubenowsaal waren vor allem noch Stuck und Wandgemälde gut erhalten. Jedoch wurden auch viele ursprüngliche Elemente während der Nutzung als Kreiskulturhaus weggeschlagen und zerstört.
Durch die Vorarbeiten und den rasch folgenden Baubeginn konnte die Stadt als Bauherrin schnelle Erfolge und zügigen Fortschritt vorweisen. Als erste Restaurierungsmaßnahme erhielt die Außenhülle des Gebäudes ihren alten Glanz zurück. Durch die ständige Überprüfung und fortwährende Begleitung der Bauarbeiten durch den Restaurator Hans-Henning Bär konnten etwa Gesimsteile nachgearbeitet werden, die unter anderen Umständen verloren gewesen wären.
Immer wieder unerwartete Herausforderungen
Im weiteren Verlauf der Bauarbeiten gab das alte Gemäuer aber auch immer wieder Tatsachen preis, die die Planungs- und Bauteams bis heute vor Herausforderungen stellen. Das Fundament musste verstärkt werden, alte Stahlträger wurden freigelegt und versiegelt oder der Einbau einer komplett neuen Geschossdecke war notwendig. Vieles, weil die moderne Nutzung durch neue Anforderungen unter anderem der Technik, eine bessere Statik nötig machen als noch vor knapp 100 Jahren. Der Grundstein für die Stadthalle wurde immerhin im Jahre 1913 gelegt.
Das damalige Flair kehrt nun nach und nach wieder in die Innenräume des historischen Gebäudes zurück. Der dafür verantwortliche Malerbetrieb hat schon dem Innenraum der Aula im Universitätshauptgebäude eine neue Atmosphäre verliehen. In der Stadthalle bewirken dieses Dekorelemente aus dem späten Jugendstil, die vor allem aus Blumenelementen, Perlenschnüren und anderen floralen Motiven bestehen. Dabei wird mitunter auf historische Aufnahmen des Stadtarchivs zurückgegriffen. Auf prachtvolle Farbspielereien werde man aber nicht hoffen dürfen, heißt es seitens der Bauherrin. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass im ursprünglichen Zustand eher mit dezenten und zurückhaltenden Farben und Formen gearbeitet worden ist.
Das Bauwerk als prunkvolles Monument…

Noch ist die Fassade nicht völlig restauriert
Monumental ist per definitionem etwas, wenn es denkmalartig, bedeutend oder auch eindrucksvoll ist. Greifswald hat die Chance, mit diesem Projekt ein historisches Erbe wiederzubeleben und einen lang vermisstes Kultur- und Kongresszentrum, als pulsierenden Magneten im Herzen der Stadt zu etablieren.
Bisher mussten große Gesellschaften auf den eher kleinen Konferenzsaal im Krupp-Kolleg, oder größere Veranstaltungen in den Dom verlegt werden. Auch in die Nachbarstädte weichen Veranstaltungen mitunter aus: Der Medizinerball vor wenigen Wochen fand in Stralsund statt – weil es in Greifswald nach Angaben der Veranstalter keine Räumlichkeit von geeigneter Größe und entsprechendem Ambiente gebe. Das soll nach der Eröffnung des Gebäudes ein Ende haben und die Stadt bereichert sich damit um ein repräsentatives Vorzeigeobjekt. So zumindest argumentieren die Befürworter des Projekts. Es eröffnet bei guter Planung und Verwaltung die Möglichkeit, den Standort Greifswald in der Region Ostvorpommern langfristig für Tagungen und Großveranstaltungen attraktiv zu machen.
Um den Weg dorthin zu gewährleisten, wurde extra eine Tochtergesellschaft der WVG, die PGS Greifswald gegründet. Diese leitet nach eigenen Angaben das gesamte Projekt und trägt auch in Zukunft Verantwortung über die Durchführung von Veranstaltungen und Vermietung der Räumlichkeiten jeglicher Art. Bisher wurden kaum Kosten und Mühen gespart. Sogar ein Dokumentarfilm wird es geben. Die Projektgesellschaft und die Agentur „haus neuer medien“ , die auch die Internetseiten der Stadt betreut, arbeiten derweil an einer Dokumentation, die historische und neuzeitliche Ereignisse im Zusammenhang mit der Stadthalle darstellen soll. Dabei wird auch verstärkt auf Erlebnisse und Material aus der Bevölkerung gesetzt. Nicht zuletzt damit wird die Möglichkeit unterstrichen, Geschichte und Moderne so zu verbinden, dass nachhaltig in das Wachstum der Stadt investiert wird.
… oder als „weißer Elefant“?

Theater und Stadthalle werden einen riesigen Komplex bilden. Wird der Nutzen ebenfalls "riesig"?
Doch sind diese Vorstellungen realistisch? Im englischen wird ein Besitz, der mehr Kosten als Nutzen verursacht, als „white elephant“ bezeichnet. Bei Bekanntgabe der Baugenehmigung wurde noch von einer Projektsumme von 5 Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen werden knapp 8 Millionen Euro geschätzt. Dazu kommen nach der Fertigstellung die laufenden Kosten. Gedeckt werden können diese durch regelmäßige Events von externen Veranstaltern. Diese müssen jedoch erstmal durch geschicktes und kostspieliges Marketing nach Greifswald gelockt werden. Ob es gleich in diesem Jahr gelingt, ist mehr als fraglich: In dem Bereich gibt es Konkurrenz durch etablierte Angebote auf der Insel Usedum und in Stralsund.
Fest steht: Durch die hohen Kosten sind schon jetzt Gelder gedeckelt, die dringend an anderer Stelle benötigt würden. Durch kostspielige Prestigeobjekte, wie zum Beispiel die Stadthalle, seien der Bürgerschaft auf Jahre die Hände gebunden, monieren Kritiker seit Jahren. Bleibt auch die Frage, ob die Hansestadt, wenn externe Interessenten ausbleiben, die neuen Kapazitäten in einem rentablen Maße nutzen würde. Immerhin ging das kulturelle Leben nachdem das Kreiskulturhaus 1989 geschlossen wurde, zwanzig Jahre lang auch ohne einen entsprechenden Ersatz weiter. Dennoch spricht sich die Geschäftsleitung der PGS Greifswald im aktuellstem Geschäftsbericht „aufgrund der Entwicklung der Bevölkerungszahlen und der Arbeitslosenquote von einem positiven Umfeld für die Betreibung der Stadthalle.“
Wer wird Betreiber?
Noch liegen alle dispositiven Aufgaben bei der Projektgesellschaft. Oberbürgermeister König sprach sich im Zuge der Vorbereitungen allerdings dafür aus, das Theater als Betreiber einzusetzen. Dieses hatte sich zu damaligen Zeitpunkt bereits mehrfach angeboten und dürfte auch heute nicht abgeneigt sein. Auch im Geschäftsbericht 2007 wird das Theater als „zukünftige Pächterin und Betreibern“ bezeichnet. Bis dahin tragen aber mit der WVG-Tochter PGS indirekt die Bürger Greifswalds die Kosten für das Projekt.
Tatsächlich ist es um die Stadthalle ruhiger geworden. Die letzten Fortschrittsmeldungen über die Deckenrestaurierung im Kaisersaal liegen vier Monate zurück. Dennoch soll nach der Bauplanung das Gebäude Ende 2009 fertiggestellt sein. Bleibt zu hoffen, dass es sich dann um die Einweihung eines denkmalartigen Lebensspenders und nicht um die eines „weißen Elefanten“ handeln wird.
Fotos: J. Faulbrück, Theater M-V
von Gabriel Kords | 14.07.2009
Der alte Bürgerschaftspräsident ist auch der neue: Egbert Liskow (CDU) ist gestern in der konstituierenden Sitzung der Bürgerschaft erneut in das Amt der Präsidenten gewählt worden. Er erhielt allerdings nur 22 Stimmen der insgesamt 43 Bürgerschafts-Mitglieder. Da es eigentlich den Konventionen entspricht, dass der von der stärksten Fraktion vorgeschlagene Präsidentschaftskandidat mit den Stimmen aller Fraktionen gewählt wird, kann man die Nein-Stimmen entweder als undemokratisch ansehen oder aber an der Person Liskows zweifeln.
Insbesondere die Grünen hatten die Nominierung Liskows im Vorfeld angegriffen (webMoritz berichtete). Die CDU stellte ihn dennoch auf. Axel Hochschild begründete, Liskow habe seine Sache bisher gut gemacht und sei der richtige Mann für dieses Amt. Liskow sagte nach seiner Wahl, er wolle „der Präsident aller Bürgerschaftsmitglieder“ sein.

Das frisch gebackene Präsidium (v.l.): Prof. Dr. Wolfgang Joecks, Egbert Liskow, Birgit Socher
Die Wahlergebnisse der beiden Stellvertreter fielen besser aus: Birgit Socher (Linke), bereits seit 20 Jahren Bürgerschaftsmitglied, wurde mit 28 Stimmen gewählt, Bürgerschafts-Neuling Prof. Wolfgang Joecks (SPD) erhielt sogar 30 der 43 Stimmen. Er ist der einzige personelle Wechsel im Präsidium.
Die Sitzung war zuvor von Alterspräsident Klaus Heiden eröffnet worden, der als Kandidat der Freien Wähler ins Stadtparlament gewählt worden war. Heiden, der in den letzten Jahren für Die Linke als sachkundiger Bürger in Ausschüssen tätig war, fiel es unter anderem zu, die Abstimmung zu leiten, in der die Bürgerschaft die Kommunalwahlen für rechtmäßig erklären musste.
Kritik am Stadtwahlleiter
Hierzu hatte sich Oberbürgermeister und Stadtwahlleiter Dr. Arthur König für den Ablauf der Wahlen zu rechtfertigen. In seinem Bericht führte er aus, diese seien soweit korrekt abgelaufen, lediglich in einem Wahlbüro seien anfangs falsche Stimmzettel ausgegeben worden. Dieser Vorfall habe allerdings glimpflich behoben werden können. (mehr …)