Adventskalender Türchen 7: Weihnachtsfilme, die wir lieben

Adventskalender Türchen 7: Weihnachtsfilme, die wir lieben

Bei fast allen haben sie Tradition zur Weihnachtszeit. Weihnachtsfilme. Es gibt gute und nicht so gute Weihnachtsfilme. Wir haben uns in der Redaktion zusammengesetzt uns sind dieser Frage nachgegangen. In Türchen sieben des diesjährigen Adventskalenders präsentieren wir euch: Weihnachtsfilme, die wir lieben.

Weihnachten bei den Hoppenstedts

25 Minuten dauert dieser weihnachtliche Leckerbissen. Als 14. Folge der Comedyserie “Loriot” erlangte “Weihnachten bei den Hoppenstedts” Legendenstatus. Erstmals am 29.Juli 1997 ausgestrahlt, schafft es das Werk von und mit Loriot seitdem jährlich zum Weihnachtsfeste in die deutschen Wohnzimmer. Ob “Weihnachten bei den Hoppenstedts” in diesem Jahr in eurem Weihnachtsprogramm läuft, bleibt euch überlassen. Hier könnt ihr euch aber einen Vorgeschmack abholen.

Der kleine Lord

Ein Film der Regisseur Jack Gold wie auch Schauspieler Ricky Schroder als den kleinen Lord unsterblich machte. Seit 1982 wird dieser Film jährlich in der ARD ausgestrahlt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr diesen Film schon einmal gesehen habt, ist also relativ hoch. Dieser zeitlose Klassiker der Weihnachtsfilme aus dem Jahr 1980 dauert 99 Minuten. Im Jahr 2016 wurde “Der kleine Lord” (im Original “Little Lord Fauntleroy” mit dem Filmprädikat besonders wertvoll ausgezeichnet. Solltet ihr den kleinen Lord also noch nicht kennen, lohnt es sicherlich ihn anzuschauen.

Der Grinch

Jim Carrey verdirbt den Kinder das Weihnachtsfest. Er hat es in seiner Rolle zumindest vor. Auf jeden Fall wird in diesem Film ein Grießgram liebenswert. 101 Minuten dauert dieser Film aus dem Jahr 2000 und gewann 2001 einen Oscar für das beste Makeup. Der Film beruht auf dem Buch “Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat” von Theodor Seuss Geisel aus dem Jahr 1957. Für diesen Film gibt es Kritiken über das ganze Spektrum verteilt. Von “Top” bis “Flop” ist alles dabei. Gesehen haben sollte man den Grinch allerdings auf alle Fälle.

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

Diesen Film werden die meisten schon mindestens einmal zu Weihnachten zumindest in Teilen gesehen haben. Dieser Film aus dem Jahr 1973 ist fester Bestandteil des Weihnachtsprogramm der öffentlich-rechtlichen und machte den Regisseur Vaclav Vorlicek unsterblich. Schafft es diese 83 Minuten lange Koproduktion der CSSR-DDR in euer Weihnachtsfernsehprogramm?

Last Christmas

Der jüngste Film in dieser Reihe. Aus dem Jahr 2019 stammend und 103 Minuten lang, ist dieser Film bereits mit dem Prädikat “wertvoll” ausgezeichnet worden. Für alle Fans von Emilia Clarke könnte dies der perfekte Weihnachtsfilm sein. Aber seht selbst.

Santa-Clause – Eine schöne Bescherung

Die wahrscheinlich kontroversesten Filmtitel in dieser Auflistung. Für alle die “Hör mal, wer da hämmert kennen, ist Tim Allen ein Begriff. Die Frage, die sich hier stellt, ist nur, ob man sich Tim Allen auch als Weihnachtsmann vorstellen kann. Dieser Film ist mit dem Prädikat “besonders wertvoll” ausgezeichnet worden. Aus dem Jahr 1994 stammend, hat dieser Film eine Länge von 97 Minuten.

Wir wünschen viel Spaß beim Anschauen der Filme!

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen 6: Bischof Nikolaus von Myra

Adventskalender Türchen 6: Bischof Nikolaus von Myra

Am 06. Dezember ist in allen christlichen Kirchen der Gedenktag Bischof Nikolaus von Myra. Dieser war ein Bischof der Spätantike, über dessen wohltätiges Wirken und sein Vollbringen von Wundern viele Legenden existieren. Aus einigen davon haben sich kulturelle Bräuche entwickelt, die bis heute bestehen. Über sein tatsächliches Leben ist nur wenig bekannt.

Biographie

Bischof Nikolaus wurde 283 nach Christus vermutlich in Patara – heute nur noch Ruinen – nahe Kalkan in der Türkei, geboren. Er wurde im Alter von ungefähr 19 Jahren von seinem Onkel zum Priester geweiht und später zum Bischof von Myra – heute Demre in der Türkei. Er starb zwischen 345 und 351 nach Christus, in jedem Fall am 06. Dezember. Sein gesamtes Vermögen vermachte er Armen. Im Kult wurde er vermutlich mit Abt Nikolaus von Sion – heute untergegangener Ort in der Türkei – vermengt, der später zum Bischof von Pinara – ebenfalls heute untergegangener Ort in der Türkei – geweiht wurde und 564 nach Christus starb. Bischof Nikolaus lebte während einer Welle von Christ*innenverfolgungen in seiner Region. Legenden berichten, dass auch er inhaftiert wurde. Zeitgenössische Quellen belegen, dass er am ersten Konzil von Nicäa teilnahm. Ein Konzil ist eine Versammlung aller Bischöfe, bei der theologische Fragestellungen diskutiert und einzelne Lehrmeinungen als richtig festgelegt werden. Dort hat er hitzig gegen die aus christlicher Sicht falsche Lehre des Arianismus argumentiert. Diese geht im Gegensatz zum Christentum davon aus, dass Jesus Christus nicht gleichzeitig Mensch und Gott sei, sondern nur dessen bedeutendste Schöpfung, weil er im Gegensatz zu Gott gezeugt worden sei. Die Falschheit der Lehre aus christlicher Sicht wurde auf dem Konzil festgelegt. Bischof Nikolaus argumentierte auf dem Konzil laut Überlieferung mit starker Vehemenz wurde aber auch als Vermittler wahrgenommen. Viele Legenden ranken sich um seinen Lebenslauf.

Die Legenden

Seine Eltern seien an der Pest gestorben. Ihr Erbe habe er an Arme verteilt und so unter anderem verhindern können, dass einige junge Frauen zur Prostitution gezwungen wären. In einer anderen Fassung der Legende stahl er das Geld seinen Eltern zu deren Lebzeiten. Nach dem Tod seines Onkels sei er ins Heilige Land gepilgert und im Anschluss von der Gemeinde von Myra – heute Demre – zum Bischof gewählt worden. Drei zu Unrecht Gefangene habe er je nach Variante der Legende befreit, indem er entweder dem Kaiser im Traum erschienen sei oder das Henkersschwert festgehalten und ihn so daran gehindert habe, die Hinrichtung zu vollstrecken. Er habe mehrere Schiffbrüchige gerettet; einmal sei er auf einem kleinen Boot unsichtbar mitgefahren und habe einen aufgezogenen Sturm beendet. Drei Jungen, die ermordet und von Kannibalen zu Nahrung zubereitet worden seien, seien von ihm von den Toten auferweckt worden. Er habe mehrere Tempel der griechischen Göttin Artemis zerstört, die in der Region von Seefahrerenden angebetet wurde. Der 06. Dezember ist in der griechischen Mythologie Artemis Geburtstag. Während einer Hungersnot in Myra habe er von Seefahrerenden, die Getreideschiffe zum römischen Kaiser gebracht. Er bat ihn von jedem Schiff jeweils 100 Scheffel (35,24 l) Getreide behalten zu dürfen und ihnen versprochen, dass durch sein Gebet trotzdem die gesamte Menge Getreide beim Kaiser ankommen würde, was auch geschehen sei. Dadurch habe er die Lebensmittelversorgung Myras für mehrere Jahre sicherstellen können und sogar noch Saatgut für neue Getreidepflanzen übrig gehabt.

Bräuche zum Nikolaustag

In einigen christlichen vor allem katholischen Kulturen bringt Bischof Nikolaus am 06. Dezember die Geschenke und nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann an Weihnachten. Hintergrund ist die Legende, nach der er mehrere junge Frauen beschenkte. Der Brauch entwickelte sich im Spätmittelalter und begann zunächst damit, dass sich ein Kind als Bischof verkleidetet und die anderen Kinder als solcher belohnte oder bestrafte. Später taten dies Erwachsene und es kam Knecht Ruprecht als Strafender zu einem gütigen, belohnenden Nikolaus hinzu. Dieser Brauch wird heute nur noch selten praktiziert. Verbreiteter ist es, leere Schuhe am Vorabend vor die Haustür zu stellen, die dann in der Nacht befüllt werden. In der Vergangenheit wurden anstelle von Schuhen kleine, selbstgebastelte Papierschiffe vor die Tür gestellt, was auf die Legende, nach der Bischof Nikolaus mehrere Schiffbrüchige rettete, zurückgeht. Die Tradition, dass stattdessen das Christkind an Weihnachten die Geschenke bringt entstand durch die Reformation, die die Heiligenverehrung ablehnte. Im 19. Jahrhundert entstand in den Vereinigten Staaten von Amerika die Tradition des Nikolauses als Geschenkbringer. Diese wurde mitgebracht von niederländischen Auswanderer*innen. Der Weihnachtsmanns als solcher, wurde dort zu einer säkularen Figur, deren Popularität durch eine Marketing-Kampagne von Coca-Cola stark anstieg.

Fazit

Bischof Nikolaus von Myra ist also bis heute eine unter Christ*innen sehr populäre Figur, um die sich zahlreiche Legenden ranken, über die es aber kaum historisch belegbares Wissen gibt. Aus diesen Legenden entstanden im Laufe der Kirchengeschichte einige Bräuche, die bis heute fortbestehen. Auch deshalb ist er wohl trotz der wenigen bekannten Fakten noch heute einer der bekanntesten Heiligen.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen Nr. 5: Abgeholzt und ungeliebt

Adventskalender Türchen Nr. 5: Abgeholzt und ungeliebt

Weihnachtsbäume gehören zu Weihnachten, wie Schnee in den Winter. Jede Person, die ich kenne liebt Weihnachtsbäume. Der Geruch nach Tannengrün ist der Geruch, welchen man auch jeden Fall mit Weihnachten verbinden sollte. Aber was passiert mit den Bäumen, die abgeholzt, aber nicht verkauft wurden?

Der klassische Weihnachtsbaum

Kurzer Disclaimer vorneweg: Es geht in diesem Artikel nur um den klassischen Weihnachtsbaum. Also um den aus dem Wald. Falls ihr euch für andere Weihnachtsbaumalternativen interessiert oder einfach mal wissen wollt, was es für Alternativen gibt, kann ich euch nur diesen Artikel empfehlen.

Der Lebenszyklus

Aber kommen wir von den möglichen Alternativen eines Weihnachtsbaums zurück zu den echten Bäumen. Wir schauen uns zuerst den Lebenszyklus eines Weihnachtsbaums an.

Rund 25 Millionen Weihnachtsbäume kommen jedes Jahr in Deutschland auf den Markt. Davon sind mehr als 75% der klassische Weihnachtsbaum. Die Nordmanntanne. Unter der Zugabe von Chemikalien wird zum Beispiel bei dem Grün des Baumes nachgeholfen. Auch werden Nordmanntannen meist in Monokulturen gepflanzt. Diese beiden Punkte kommen natürlich der Natur nicht gerade entgegen. Eine Nordmanntanne braucht um eine Länge von 2 Meter zu erreichen rund zwölf bis vierzehn Jahre. Damit dann aus der Nordmanntanne auch ein Weihnachtsbaum wird, wird diese gefällt und in den Verkauf gebracht und im Idealfall verkauft.

Nicht gekauft – und nun?

Was passiert jetzt aber mit Weihnachtsbäumen, die nicht gekauft werden. Die Antwort ist vielschichtig.

Viele unverkaufte Weihnachtsbäume werden geschreddert. Die entstandene Mulch wird dann als Dünger weiterverwendet. Der ungeliebte Baum hat also in diesem Fall entscheidenden Einfluss auf seine Nachfolger. Auf das es denen besser ergeht. Es gibt aber auch andere Optionen. So gibt es auch die Möglichkeit, dass der Baum zerschnitten wird. Der entstandene Grünschnitt wird dann als Frostschutz von Zierpflanzen und Sträuchern verwendet. Der Baum “opfert” sich in gewisser Weise für den Schutz von anderen Pflanzen. Auch ein sinnstiftendes Ende. Die wahrscheinlich “schönste” Variante ist eine weitere Verwendung in den Zoos der Bundesrepublik. Etwa als Spielzeug oder gar Futter für Elefanten. Liegt aber auch daran, dass es grundsätzlich niedlich ist, was Elefanten und gerade Babyelefant machen.

Nun wissen wir, dass ein abgeholzter Weihnachtsbaum doch noch einen Sinn im Leben findet, auch wenn dieser nicht das Weihnachtsfest ist. Welchem Zweck er aber letztendlich zugute kommt ist nebensächlich, solange der Weihnachtsbaum noch einen Sinn in seiner Existenz findet. Um umsonst abgeholzt zu werden, ist egal welcher Baum zu schade.

In eigener Sache

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte loswerden. Der Weihnachtsbaum steht wie nichts anderes für die Weihnachtszeit. Mit Weihnachtsbäumen verbinden so viele Menschen so schöne Erinnerungen, aber besonders mit der Weihnachtszeit allgemein. Also nutzt die Weihnachtszeit und verbringt sie mit den Menschen, die euch wichtig sind. Schafft schöne Erinnerungen für euch und eure Mitmenschen. Mit Weihnachtsbaum oder ohne.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen 24: Maries turbulenter Drive Home for Christmas IV

Adventskalender Türchen 24: Maries turbulenter Drive Home for Christmas IV

Auf ihrem Weg nach vorn merkt Marie, dass außer ihr niemand mehr im Bus ist. Außer ihr und… dem blonden Mädchen. Zusammengekauert sitzt es auf einer der Bänke, schaut aus dem Fenster und schluchzt vor sich hin.

„Ähm…hey“, flüstert Marie, „geht es dir gut?“ Das Mädchen zuckt zusammen und schaut auf: „Ich dachte es wäre niemand mehr im Bus. Ich dachte… mir geht es gut.“ Das Mädchen wischt sich die Tränen ab und schaut sie abweisend an. Doch jetzt will Marie nicht lockerlassen. Immerhin hat sie auch sonst nichts anderes zu tun. „Kann ich mich setzen?“, fragt sie. „Meinetwegen“, kommt es patzig von der Sitzbank zurück. Marie setzt sich und schaut sich im Bus um. Noch immer ist niemand wieder reingekommen. Stockend fängt sie an zu fragen: „Also. Ich weiß ja nicht, aber wenn du Hilfe…“

„Es ist ja soooo schrecklich“, platzt es aus dem Mädchen heraus. Jetzt weint sie auch wieder ein bisschen. „Ich hatte eine Aufgabe und jetzt mit der Panne wird das wohl nichts. Und irgendwie dachte ich, du gehörst zu uns. Wegen der vielen Geschenke und so.“ „Zu euch?“, fragt Marie verwundert. Das Mädchen wischt sich ein zweites Mal die Tränen ab und atmet tief ein: „Also: Ich bin ein Weihnachtself und ich dachte du auch. Also es gibt ganz viele Weihnachtselfen auf der Welt. Wir verteilen Liebe und kleine Wunder zu den Feiertagen und natürlich die Geschenke. Unsere Anweisungen bekommen wir per magischer Post von der Zentrale. Wer das genau ist, weiß ich jetzt auch nicht. Vielleicht das Christkind oder der Weihnachtsmann oder sonst wer. Ich bin für ein Kinderkrankenhaus in Berlin eingeteilt und sollte auf dem Weg den Leuten in den Autos ein paar Wunder mitgeben. Aber das ist ja nun völlig nach hinten losgegangen.“

Marie dreht sich der Kopf. Vielleicht hätte sie auf den Schuss im Tee verzichten sollen. Langsam kann sie einen Satz formen: „Warum sollte ich zu euch gehören?“ „Achso. Du hattest so viele Geschenke dabei und dann dachte ich. Na ja, es gibt viele Weihnachtselfen. Manche machen es hauptberuflich, so wie ich. Viele Eltern sind auch Weihnachtselfen und dann nur für ihre Kinder zuständig. Oder die älteren Geschwister werden Weihnachtselfen. Schließlich braucht es viele Hände für eine magische Zeit. Aber nur die hauptberuflichen Elfen können zaubern.“ Das Mädchen kichert. Doch dann endet das Lachen und sie schürzt die Lippen: „Du darfst das niemandem verraten. Das musst du mir versprechen.“ Marie nickt: „Versprochen.“

Eine Weile sitzen beide schweigend da. Das Mädchen spielt fahrig mit ihren Haaren, Marie sortiert ihre Gedanken. Erst formt sich eine Erkenntnis und dann eine Frage in ihrem Kopf: „Hast du die Panne verursacht?“ Immer nervöser wandern die Finger des Mädchens durch ihre Haare: „Also naja…nicht direkt. Also vielleicht schon ein bisschen. Also vielleicht hat mir die Zentrale gesagt, dass ich erstmal bei den kleinen Wundern bleiben soll. Aber im Auto nebenan war ein Vater. Seine Tochter hat ihn für Heiligabend ausgeladen. Ich übe noch an meinen Versöhnungszaubern, aber der Streit geht schon lang und die Wunden auf beiden Seiten sind tief. Auf jeden Fall ging irgendwas schief und auf einmal hat es aus dem Bus geraucht.“ Wieder kullern ihr Tränen über die Wangen. „Aber einen Bus-Reparatur-Zauber hast du nicht im Repertoire?“, fragt Marie vorsichtig. Die Weihnachtselfe schüttelt den Kopf. Wieder Schweigen im Bus. Marie startet einen zweiten Anlauf: „Wollen wir kurz raus und uns die Beine vertreten? Draußen kann man besser denken.“ Das Mädchen nickt und gemeinsam gehen die beiden zur Tür.

Draußen schneidet Marie die kalte Luft ins Gesicht. Die Elfe scheint die Kälte nicht zu merken. Sie schaut gedankenverloren auf die Fahrbahn, auf der die Autos wie Lichtblitze in der eisigen Dunkelheit vorbeirauschen. Langsam spazieren sie zum Busende. Dort stehen die anderen Fahrgäste und halten mit zitternden Händen ihre Handytaschenlappen an die Heckklappe. Einige wärmen sich in einem Kreis. Mit Ankunft der Elfe wird es plötzlich heller. Marie vernimmt die schüchterne Frage: „Wollen wir etwas singen?“ Kurz bekommt sie Angst, dass sich jemand an Wham! versucht. Doch vorsichtig klingen die ersten Töne von „Maria durch ein Dornwald ging“. Alle im Kreis singen mit. Die Musik am Rande der kalten Autobahn, die Lichter der Handys und der Scheinwerfer. Marie wird warm.

Als der letzte Ton verstummt, knallt auf einmal die Heckklappe. Stefan hat die Panne behoben und geht stolz voran zurück in den Bus. Die Fahrgäste trotten ihm hinterher. Das Rascheln von Mänteln füllt den Wagenraum. Marie setzt sich zurück an ihren Platz. Neben ihr das blonde Mädchen. „Glück gehabt“, flüstert sie ihr zu. Die Elfe nickt stumm. Die Wärme in Maries Herz macht sie schläfrig. Der Bus brummt sanft, als die Zündung startet. Marie schaut aus dem Fenster und denkt nach: Vielleicht hat das Mädchen ja geflunkert und sich die ganze Geschichte aus Langeweile ausgedacht? Doch Zweifel haben in dieser Nacht keinen Platz. Mit dem Gedanken an Wunder und endlich auf dem Weg nach Berlin schläft Marie selig ein.

Betragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen 23: Fragen, die wir alle lieben.

Adventskalender Türchen 23: Fragen, die wir alle lieben.

Hier folgen nun ein paar Fragen, die wohl wirklich niemand von uns gerne hört, die aber in unseren Familien von so großer Beliebtheit sind, dass wir Jahr für Jahr auf’s Neue mit unangenehmen Situationen konfrontiert werden. Traditionell werden von den engsten Verwandten Existenzkrisen kreiert, in Fettnäpfchen getreten wie ein fünfjähriges Kind in Regenpfützen und allgemein die besinnliche Stimmung gestört.

Kind, was macht die Schule? Für die Großeltern ist es manchmal schwer, die letzten Jahre zeitlich einzuordnen, da kann man schnell mal das Studium mit der Schule verwechseln. In beiden Institutionen sollte man schließlich etwas lernen, von daher einfach einmal fragen, wie es in der Schule läuft. Erzählt doch einfach einmal ein bisschen vom Studium – natürlich ist das auch abhängig davon, wie viele Nachfragen ihr zu eurem Studium hören wollt! Wenn ihr die Frage schnell abspeisen wollt und vor allem auch könnt, antwortet doch einfach mit “gut”. Das klappte in der Schule ja auch immer.

Was macht man dann damit? Eine Frage, vor der sich viele Menschen vermutlich sehr fürchten. Bis heute ist uns keine ädaquate Antwort auf diese Frage eingefallen. Für den Fall, dass ihr geisteswissenschaftliche Fächer studiert: “Taxi fahren” kommt nicht bei allen Verwandten gut an. Been there, done that. Doch egal, wie man es dreht und wendet, diese Frage kann gut und gern schon einmal eine kleine Existenzkrise auslösen. Ihr seid nicht allein!

Wie lang studierst du noch? Und da kommt sie direkt und ohne Vorwarnung: die nächste Existenzkrise. Die nächste Frage, die man nicht genau beantworten kann. Aus eigener Erfahrung, kann man einfach eine Zahl nennen und abwarten. Die Verwandten vergessen am Ende sowieso meist, was man da gesagt hat. Was auch bedeutet, dass man diese Frage sehr häufig erneut beantworten darf. Aber hey, Kopf hoch! Das Konzept Regelstudienzeit ist für uns alle ein dummes Konzept, was abgeschafft gehört!

Was macht die Liebe? Das ist der Moment, in dem man wegrennt. Es ist eine Falle. Wenn ihr euch die Schmach geben wollt, dann seid gern ehrlich. Aaaaaaaaber: unsere Familien sind nicht darauf vorbereitet, dass wir das Thema vielleicht ein bisschen anders angehen, als sie es damals getan haben. Andere Generation. Andere Vorstellungen. Ach, ihr wisst, worauf wir hinaus wollen.

Wann kann man denn bei euch (endlich) mit Nachwuchs rechnen? Eine Frage, die man als Paar unbedingt hören möchte. Nein, natürlich nicht. Dass diese Frage unangebracht und übergriffig ist, brauchen wir vermutlich nicht mehr zu diskutieren. Vielleicht sollte man auch einfach den neugierigen Verwandten erklären, warum diese Frage nicht gestellt werden sollte.

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Ach! Und du bist jetzt also vegetarisch/vegan? Grundsätzlich handelt es sich hier um keine schlimme Frage. Zumindest solang die Verwandtschaft mit einem einfachen “Ja” glücklich wäre. Aber stattdessen darf man sich in diesem Moment weitere Fragen anhören. Man fühlt sich plötzlich wie ein Fremdkörper am Essenstisch und wird als der Grund betrachtet, dass das Essen jetzt kompliziert wird, weil man ja kein Fleisch mehr servieren könne. Noch besser wird es allerdings dann, wenn einem das Essen vor die Nase gestellt wird und man nochmals kurz darauf hinweisen muss, dass man das doch gar nicht isst.

Hast du schon alle Geschenke zusammen? First of all: Niemand hat jemals alle Geschenke zusammen. Irgendetwas wird immer vergessen oder noch besser: Man fragt eine Person, was sie sich wünscht und erhält keine Antwort. Dann ist diese Aufgabe ja gar nicht machbar. Außerdem können wir doch alle auf das Gefühl verzichten, das sich einstellt, wenn wir wieder daran erinnert werden, dass einem noch (fast) alle Geschenke fehlen.

Was wünscht du dir denn zu Weihnachten? Die Frage, die sich durch die Vorweihnachtszeit zieht. Eine Frage, die man natürlich auch sofort beantworten kann – nein. Alle haben das gleiche Problem und keiner hat eine gute Lösung dafür. Das Dilemma entsteht allerdings erst dadurch, dass man sich dann gegenseitig typische Last-Minute-Ideen in die Hände drückt und dabei das typische Lächeln aufsetzt. Falls ihr einen guten Weg sucht, Weihnachtsgeschenke zu finden, dann schaut einmal in unser Türchen 19. Dort hat Clara beschrieben, wie man gute Weihnachtsgeschenke finden kann.

Wie findest du das Geschenk? Diese Frage ist quasi der dritte Teil, der tödlichen Kombination, aus den vorherigen Fragen. Was soll man denn darauf antworten? “Öhh, das ist aber praktisch” oder “Uhhh, gute Idee”. Im besten Fall folgt auf die eigene Antwort noch der Satz “Wenn nicht ist auch nicht schlimm, man kann es noch umtauschen”. Dann hat man eigentlich auch schon verloren.

Hast du ab-/zugenommen? Da man seine geliebte Familie ab einem Punkt im Leben einfach nicht mehr so häufig sieht, kann man direkt mit solch einer Frage rechnen. Auch wenn man sich im engsten Kreis der Familie befindet, diese Frage ist NIE angebracht. Über Weihnachten laufen viele von uns ohnehin Gefahr, bei Plätzchen und leckerem Essen einmal mehr zuzuschlagen und die Bewegung kommt meist auch eher etwas zu kurz. Das angeknackste Selbstbewusstsein an der Stelle nochmal mit der verbalen Blutgrätsche zu Boden zu bringen, ist dann doch etwas unnötig.

Und jetzt, wo wir euch schon einmal ein Best-Of der Fragen geliefert haben, könnt ihr noch den heutigen Tag nutzen, um euch mental auf die Fragen vorbereiten und euch die ein oder andere gute Antwort zurecht zu legen.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister