Jusos-Debatte: Gute Bildung ist zu elitär

„Wenn meine beiden Kinder in Deutschland zur Schule gegangen wären, könnten sie jetzt nicht an einer Universität studieren” – so lautet ein Zwischenfazit von Reinhard Rode, der am Freitagabend vor eineinhalb Wochen im Café Lichtblick zu Gast war. Eingeladen hatten ihn die Jusos Greifswald zu einer Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Gute Bildung ist machbar” zu der fast 20 Gäste kamen.

Reinhard Rode (rechts) diskutiert engagiert; Stephan Schumann (Jusos) moderiert

Der Freie Autor und Journalist Rode verglich die Bildungssysteme Deutschlands und Finnlands – und gilt als Experte. Zu diesem Thema veröffentlicht er um die Jahreswende das Buch „Schülerflucht”. Viele Jahre lebte der Braunschweiger in Finnland, dem Bildungs-Europameister. Seine ebendort aufgewachsene Tochter Jaana Rode studiert heute in Greifswald. Sie ist Mitglied der Jusos und stellvertretende StuPa-Präsidentin. Trotzdem lässt der 58-Jährige kaum ein gutes Haar am deutschen Bildungssystem.

Wichtig ist für ihn vor allem die Chancengleichheit der Kinder und die Durchlässigkeit des Systems: „Was die Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund angeht, hat bei der PISA-Studie kein anderes Land so schlecht abgeschnitten, wie Deutschland”, sagt Rode und fügt hinzu: „Finnland ist hier auf dem ersten Platz, obwohl diese Studie natürlich auch ihre Probleme hat.”

Vorbildich sei beispielsweise der zwölfmonatige Vorbereitungskurs für Migranten in Finnland, hält Rode dem Argument entgegen, Finnland sei aufgrund der in sich homogeneren Gesellschaft eigentlich nicht zum Vergleich heranzuziehen. Was die Finnen den Deutschen voraus haben, ist dem Journalisten zufolge nicht nur der Abbau bürokratischer Hürden, sondern auch die individuelle Förderung Schwacher, „von der auch die Leistungsstarken profitieren – das lässt sich empirisch nachweisen.”

Die Erwiderung, es fehle Geld, lässt er dabei nicht gelten. Im Schnitt würde in beiden Ländern etwa gleich viel Geld pro Kopf für Bildung ausgegeben – etwas über 8.000 Euro für jeden Schüler. „In MV sind es weniger als 4.000 Euro”, merkt da einer der engagierten Mitdiskutanten aus dem Publikum an. Rode verweist auf das Problem des Föderalismus und meint: „Eigentlich müsste man 16 Vorträge halten – jedes Bundesland ist speziell.” In Nordrhein-Westfalen würden fast 10.000 Euro pro Kopf ausgegeben.

Auch das Thema Hochschulen spricht er an – für Greifswald besonders brisant: „Mein Sohn studiert in Finnland, meine Tochter in Greifswald. Trotz der neuen Studiengänge, wie beispielsweise den Bachelor, kann er in Finnland viel stärker und intensiver in sein Fach eindringen. Die Freiräume sind größer.” Problematisch sei in Finnland die Selektion durch Zulassungsbeschränkungen für jeden Studiengang.

Und so endet Rode denn auch ein wenig versöhnlich. Gute Bildung sei in Deutschland schon zu haben, meint er. „Aber sie ist zu elitär – wir haben zu viele Türen zugeschlagen. Und das können wir uns nicht leisten.” Und wie ist nun „Gute Bildung” für alle machbar? „Der Leidensdruck scheint noch nicht groß genug zu sein. Vielleicht haben wir mit den Schülerprotesten am vergangenen Mittwoch gerade den Anfang erlebt. Es braucht den Druck der Straße.”

Mit Dank an Fabian Zacharias für die Bereitstellung des Artikels
Fotos: Sebastian jabbusch

AStA: Wir sind nicht zerstritten

Der AStA wehrt sich gegen den Artikel des webMoritz, indem wir berichteten, dass es Streit im AStA gäbe. Dies hatte der webMoritz mit Berufung auf d

rei anonyme Quellen berichtet. Von Streit könne jedoch – so die Erklärung des AStA – keine Rede sein. Stattdessen kritisiert der AStA ausführlich den Stil der Berichterstattung des webMoritz.

Um hier eine möglichst große Objektivität zu ermöglichen, veröffentlichen wir die Stellungnahme des AStA ungekürzt in Gänze:

“Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) begrüßt eine kritische Berichterstattung in den Moritz-Medien sehr. Wir freuen uns immer über Anregungen und konstruktive Vorschläge, sei es durch die Medien oder durch einzelne Studierende. Wir möchten uns aber ausdrücklich von Artikeln, die lediglich auf Vermutungen und Hörensagen basieren, distanzieren. Wir finden es schade, wenn auf diese Art und Weise über uns berichtet wird, ohne vorher mit uns als AStA das Gespräch gesucht zu haben. Diese Art der Berichterstattung behindert uns in unserer Arbeit, schreckt potenzielle Interessierte ab und trägt nicht zu einer Verbesserung der AStA-Arbeit bei. Im Gegenteil, die Gefahr, dass motivierte und engagierte Referenten/innen dadurch die Lust an ihrer Arbeit verlieren, wird um ein vielfaches erhöht. (mehr …)

Intransparent: StuPa bleibt unter sich

Kommentar von Sebastian Jabbusch:

Auf der gestrigen StuPa-Sitzung entschied sich das Parlament mehrheitlich gegen eine akustische Aufzeichnung der Sitzungen.

Dabei hätte alles so schön sein können: Die webMoritz Chefredaktion h

atte sich eigens bei der Universität darum bemüht die rund 25.000 Euro teure Mikrofonanlage nutzen zu dürfen und tatsächlich eine Erlaubnis erhalten. Bisher war diese Anlage nur dem akademischen Senat vorbehalten. Mit technischer Anleitung von Radio 98eins konnte vor vier Wochen auch eine komplette Sitzung testweise als MP3 aufgezeichnet werden – mit erstaunlich hoher Tonqualität.

Doch das Parlament winkte ab. Auf Band aufzeichnen? So genau wolle man dann lieber doch nicht zu hören sein. Dies ist schade, da die vom webMoritz veröffentlichten Live-Ticker und die teils Monate später vom StuPa-Präsidium veröffentlichten Protokolle stets nur verschriftliche, also indirekte Erfahrungen sind. Im Zeitalter der Youtube- und Podcast-Generation verstaubt wirkende Medien.

StuPa-Sitzungen bleiben kleinem Kreis vorbehalten (mehr …)

StuPa – (nicht ganz) – Liveticker

Am 18. November tagte zum dritten Mal in diesem Semester das Studierendenparlament (StuPa). Wenn auch diesmal nicht live „getickert” wird, so wollen wir euch die wichtigsten Punkte der Sitzung doch nicht vorenthalten.

20.10 Uhr: Die Sitzung beginnt. Gerade mal 18 Parlamentarier sind anwesend.

20.30 Uhr: Die Berichte der einzelnen Referenten, Redakteure und AGs werden besprochen. Wenige Nachfragen. Die AStA-Vorsitzende Scarlett Faisst kritisiert den Artikel zum Rücktritt des Finanzreferenten auf dem Webmoritz. Ihrer Ansicht nach beschädigt eine derartige Berichterstattung unnötig das Ansehen der gesamten studentischen Selbstverwaltung. Sebastian Jabbusch entgegnet, dass nicht die Berichterstattung, sondern die Auflösung des AStA das Problem sei. Faisst weißt daraufhin, dass der AStA dazu erst morgen Stellung beziehen will. (mehr …)

Wer ist E.M. Arndt? Liberale fordern: Uni soll aufklären

Nach der Vollversammlung letzte Woche (webMoritz berichtete), kommt nun erneut Fahrt in die Debatte rund um den Namensgeber d

er Universität Greifswald, Ernst-Moritz Arndt.

Für das heute Abend tagende Studierendenparlament haben Matthias Krüger und David Wulff (beide Liberale Hochschulgruppe) einen Antrag gestellt:

Das Studierendenparlament möge beschließen:

Die Studierendenschaft der Ernst Moritz Arndt Universität

Greifswald fordert das Rektorat auf, die Person Ernst Moritz Arndt, seinen Lebensweg und seine Leistungen ausführlich auf ihrer offiziellen Internet-Präsenz zu veröffentlichen.”

EIne Abstimmung findet voraussichtlich heute Abend in öffentlicher Sitzung im Parlament statt (Konferenzsaal im Hauptgebäude der Universität, 20 Uhr).

Bereits vor einem halben Jahr setzte sich auch die Fachschaftsräte-Konferenz für eine Aufklärung der Person Ernst Moritz Arndt auf der Homepage der Universität ein (webMoritz berichtete). An einer entsprechenden Darstellung arbeitet zurzeit Professor Stamm-Kuhlmann vom Historischen Institut.

Lesetipp: E.M. Arndt – Fataler Patron. Artikel aus “DIE ZEIT”

Streit im AStA – Wer kann da nicht mit wem?

Die Fronten sind unklar. Doch etwas läuft falsch in der der studentischen “Quasi-Regierung” namens AStA. Offenbar ist das Klima vergiftet: Der AStA zerfällt. Wie das Präsidium des Studierendenparlaments mitte

ilt ist heute Finanzreferent Tim Krätschmann “mit sofortiger Wirkung” zurückgetreten.

Kennen wir das nicht? Zunächst trat der Referent für Internet und Technik zurück. Dann, erst vor zwei Wochen der engagierte stellv. AStA-Vorsitzende Sebastian NIckel. Der Rücktritt Nickels überraschte besonders, denn der stellv. Vorsitzende hatte einen guten Ruf. Noch vor seinem Amtsantritt zum Stellvertreter im Sommer diesen Jahres wurde er von StuPa-Mitgliedern gefragt, ob er sich auch den Vorsitz vorstellen könnte, so groß war das Vertrauen. Diesen

Vorsitz wollte Nickel eigentlich auch übernehmen. Doch dann der plötzliche Rücktritt (mehr dazu hier). Angeblich wegen “Zeitproblemen”.

AStA Beobachter berichten jedoch von offen ausgetragene Konflikten und Machtkämpfen. Erst Anfang des Monats (kurz vor seinem Rücktritt) setze der stellv. AStA-Vorsitzende den Punkt “Interna” auf die Regel-Tagesordnung der AStA-Sitzungen ein. Offenbar gab es genug Konfliktmaterial, um diesen Tagesordnungspunkt und den Ausschluss der Öffentlichkeit zu rechtfertigen.

Der jetzige Rücktritt des Finanzreferenten stellt eine ernste Krise für den AStA da. Denn ohne Finanzreferenten können praktisch keine Überweisungen erledigt werden. Auch der Jahresabschluss und die Planung für das kommende Jahr sind in Gefahr. Gerade das Amt des Finanzreferenten gilt als arbeitsintensiv und schwer besetzbar. Zudem ist die ständige Neu-Besetzung von Ämter eine große Belastung für den AStA, da so keine Kontinuität und Ruhe in die Arbeit kommt.

Den plötzlichen Rücktritt begründet der Referent in seiner E-Mail nicht. Ein/e anderer/e Refrent/in [Name der Redaktion bekannt] glaubt jedoch, dass der Rücktritt mit der Kürzung der Aufwandsentschädigung für den vergangenen Monat zuammenhängt. Diese Kürzung um 30 Prozent wurde auf der vergangenen AStA-Sitzung beschlossen und soll heute durch das StuPa bestätigt werden.

Ob es einen “Bündnis” im AStA gibt, fragen wir den/die Referenten/in: “Ja – und wer zu diesem “tollen Club” gehört, ist eigentlich recht leicht erkennbar…”

(Eine Stellungnahme des AStA konnte in der Nacht noch nicht eingeholt werden.)

Foto: Marco Herzog, Bearbeitung Sebastian Jabbusch