Mensa, Leporello, Hiddensee: Die Erstsemesterwoche

In der Mensa können Erstsemester ihre Begrüßungsbeutel abholen.

Noch nie gab es so viele Erstsemester wie in diesem Jahr: 3.000 neue Studentinnen und Studenten werden erwartet. Viele von ihnen waren bisher noch nicht in Greifswald. Einige wussten möglicherweise gar nicht, wo diese kleine Studentenstadt überhaupt liegt, bis es sie nun zum Studium in den Nordosten gezogen hat. In der Fremde auf sich allein gestellt zu sein, ist alles andere als angenehm. Damit sich die neuen Studentinnen und Studenten in Greifswald nicht allein gelassen fühlen und sich mit ihrer neuen Umgebung vertraut machen können, organisiert der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) in der ersten Woche des neuen Semesters entsprechende Veranstaltungen.

Um 15.30 Uhr werden die “Erstis” vor der Mensa begrüßt und können ihre “Ersti-Beutel” abholen. Diese enthalten mehr oder weniger nützliche Dinge für den Neustudenten oder die Neustudentin bereit. Letztes Jahr war beispielsweise neben den zahlreichen Werbeflyern, von denen nahezu alle bei den meisten Erstis aufgrund ihrer Nutzlosigkeit sofort den Weg in den Papierkorb gefunden haben dürften, Süßigkeiten, auch eine gelbe Zahnbürste enthalten. Das Gelb ist nur rein zufällig gewählt. Schließlich ist der Sponsor der Zahnbürste nicht nur Zahnarzt, sondern sitzt auch für die FDP im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Was ebenso immer wieder anzutreffen war und durchaus sehr nützlich ist: Der Theatergutschein. Als Erstsemester konnte man, zumindest in den vergangenen Semestern, einmal kostenlos eine Theatervorstellung besuchen. Sollte sich dieses Blatt Papier auch in diesem Jahr wieder unter den zahlreichen Flyern befinden, so sollte dieser Gutschein, im Gegensatz zu dem anderen Papierkram, nicht so schnell den Weg zum Papierkorb, sondern zum Schauspielhaus finden.

Kneipenbummel und Stadtrundgang mit Tutoren

Doch was tut man als Ersti, wenn man die Tüte in der Hand hat? Man wendet sich an einen der zahlreichen Erstsemestertutoren, die verschiedene Fächer vertreten. Diese unternehmen dann mit den unzähligen Neustudentinnen und Neustudenten einen Stadtrundgang, bei dem man nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, sondern auch gleich die eine oder andere Kneipe oder Bar kennen lernt. Der Kneipenbummel und die Stadtführung mit den Tutoren startet um 17.30 Uhr vor der Mensa. Nur wenige Stunden kann man sich dann dort wieder einfinden. Dieses mal gibt es keine Erstibeutel, sondern eine Party. Wer seinen oder ihren Immatrikulationsnachweis mitbringt und damit belegt, dass er oder sie “Ersti” ist, kann um 20:00 Uhr im Mensa-Club feiern. Für das leibliche Wohl sorgt der AStA mit einem Grillstand. Der Eintritt ist an diesem Abend frei.

Dienstag und Mittwoch können Erstsemesterstudierende jeweils um 10 Uhr an den Fachschaftsfrühstücken teilnehmen. Hier werden Stundenpläne gebastelt, Tips fürs Studium gegeben und es gibt Kaffee, Brötchen, Knabberzeug oder Kuchen. Am 5. Oktober veranstalten Radio 98eins und der AStA anschließend um 13 Uhr  einen Tag der Offenen Tür.

Was ein Leporello ist, wie man sein Studienbuch führt und wie man am besten seinen Wochenplan gestalten sollte, erklärt Herr Hatz von der Studienberatung am Dienstag um 14 Uhr im Hörsaal fünf des Audimaxes. Um in der zentralen Universitätsbibliothek auf der Suche nach geeigneter Literatur nicht ziellos herum laufen zu müssen, findet am selben Tag um 15 Uhr eine Führung durch die Bibliothek und das Rechenzentrum statt. Den Abend kann man dann wieder im Mensa-Club ausklingen lassen. Der C9-Club veranstaltet ab 22 Uhr eine “Exilparty”.

Zahlreiche Führungen, Entspannung auf Hiddensee und Usedom

Vor dem Studium noch einen Tag entspannen: Auf der Insel Hiddensee

Bis in die frühe Neuzeit hinein waren Universitäten vom Staat unabhängig und verfügten über eine eigene Gerichtsbarkeit. Somit wurde für straffällig gewordene Studierende auch ein eigenes Gefängnis, der Karzer, notwendig. Wer sich den Greifswalder Karzer einmal ansehen möchte, trifft sich um 16 Uhr vor dem Rubenow-Denkmal. Die Führungen finden Mittwoch und Donnerstag statt.

Ebenfalls sehenswert dürfte – nicht nur für Naturwissenschaftsstudenten – eine Führung durch das Max-Planck- Institut für Plasmaphysik sein. Dort arbeiten bereits seit etwa einem Jahrzehnt Greifswalder Wissenschaftler am Projekt “Wendelstein 7x”, einem Kernfusionsreaktor. Los geht es am Donnerstag um 16.30 Uhr.

Bevor man sich in der darauf folgenden Woche in (zum Teil sehr volle) Vorlesungen und Seminare setzt, kann man noch am Sonntag auf Hiddensee oder Usedom entspannen. Los gehen die Fahrten auf die Inseln um 9 Uhr. Wer die Entspannung lieber im Himmel sucht, dem oder der sei am Sonntag um zehn Uhr das Segeln empfohlen. Nach der feierlichen Immatrikulation am Montag dürften die meisten Erstsemester bereits genügend Mitstreiter gefunden und sich bereits ein wenig in ihre neuen Wahlheimat eingelebt haben.

Fotos: Marco Wagner (Programm Erstsemesterwoche), Chin tin. tin. via Wikipedia (Insel Hiddensee), Gabriel Kords (Mensa).

Studierende enttäuscht: Das Hochschulgesetz

Udo Michallik sieht in dem neuen Entwurf eine Bestätigung der Arbeit des Bildungsministeriums.

“Mit der heutigen breiten Zustimmung  zu den Änderungen des neuen Landeshochschulgesetzes im Bildungsausschuss des Landtages sehe  ich die Arbeit des Bildungsministeriums für ein praxisnahes und zeitgemäßes Hochschulgesetz  bestätigt. Dieses Gesetz  befördert den Bolognaprozess und stärkt die Hochschulautonomie”, lobt der Staatssekretär des Bildungsministers, Udo Michallik, die Änderungen des neuen Landeshochschulgesetzes nach der 93. Sitzung des Bildungsausschusses des Landtages in Schwerin.

Ganz anders sehen das hingegen die Vertreter der Studierendenschaften. „Statt auf die Proteste der Studierenden zu reagieren und endlich entscheidende Weichen für Qualitätsverbesserungen in der Lehre zu stellen, werden neue Proteste heraufbeschwört”, kritisiert Thomas Schattschneider, Sprecher der Landeskonferenz der Studierendenschaften (LKS), die Zustimmung des Bildungsministeriums.

Am Donnerstag, dem 30. September fand im Bildungsausschuss des Mecklenburg-Vorpommerschen Landtages die öffentliche Anhörung zum vierten Änderungsgesetz des Landeshochschulgesetzes statt. Neben Vertretern der LKS waren auch Mitglieder der Hochschulleitungen, Vertreter der Personalräte und Universitätsklinika geladen.

Kritik am Studienkontenmodell

In dem neuen Entwurf des Landeshochschulgesetzes (LHG), das im Dezember diesen Jahres dem Landtag zur Abstimmung vorgelegt werden soll, wird sich unter anderem für ein Studienkontenmodell ausgesprochen. Es soll Studierenden, die ihr Studium deutlich unterhalb der durchschnittlichen Regelstudienzeit abschließen, ein Bildungsgutschein zur Verfügung gestellt werden, der für Weiterbildungsangebote der Hochschulen des Landes genutzt werden soll.

Es dürfe nicht das Ziel  sein, möglichst viele Studierende in kürzester Zeit zu produzieren, kritisierte Henning Rehm, Sprecher der LKS, das Modell. Vielmehr komme es darauf an, qualifiziertes Fachpersonal auszubilden. Studierende, die ihr Studium weit unterhalb der Regelstudienzeit absolvierten, seien so gering, dass man sie vernachlässigen könne. Zudem würde diese Zahl aufgrund zwingender Erwerbstätigkeit zur Finanzierung des Studiums weiter sinken. “Gleichzeitig bleibt die Landesregierung Antworten schuldig, wie die Kosten für die Studienkontenverwaltung und die Weiterbildungsangebote von den Hochschulen kompensiert werden”, erklärte Rehm abschließend.

Was aus Sicht des Bildungsministeriums eine optimale Regelung der Freiversuchsregelung ist, wird von Seiten der Vertreter der Studierendenschaften hingegen als “Verschlechterung der Studienbedingungen” bewertet. So provoziere die optimale Regelung eine faktische Abschaffung des Freiversuches. Darüber hinaus würde die Zahl der Freiversuche reduziert. “Statt die Zahl der Prüfungsversuche zu reduzieren, sollten die Möglichkeit der Wiederholungsprüfungen ausgeweitet werden”, kommentiert Rehm weiter.

Die Studierendenschaften müssen sich ebenfalls auf einige Veränderungen einstellen, die nicht unbedingt im Sinne derselben sind. So sehen es zumindest die Sprecher der LKS. Zum einem wolle der Gesetzgeber die Rechte der Studierendenschaften dadurch stärken, indem die Einberufung einer Vollversammlung ermöglicht werden soll. Eine verpflichtende Einberufung der Vollversammlung, wie es beispielsweise die Greifswalder Studierendenschaft auf der Vollversammlung im vergangenen Semester forderte, wird in dem Gesetz nicht verankert.

Stärkung der Meinungsbildung der Studierendenschaft durch “geeignete Medien”

Die Finanzen des AStA sollen künftig vom Rektor kontrolliert werden können.

Darüber hinaus soll dem Entwurf zu Folge die “Integration ausländischer Studierender und die Meinungsbildung in  der Studierendenschaft durch geeignete Medien” befördert werden. Des weiteren ist im neuen Entwurf eine “Erprobungsklausel” verankert, wonach Hochschulen “in Gänze von hochschulgesetzlichen Bestimmungen zu Aufbau und Organisation der Hochschulen abweichen” dürfen. Das Amt des Kanzlers darf dabei per Gesetzesentwurf jedoch nicht zur Disposition gestellt werden.

Zudem würde es zu einer Veränderung des Verhältnisses zwischen Rektorat und Studierendenschaft kommen, vorausgesetzt die Mehrheit des Landtages erteilt dem Entwurf in dieser Form seine Zustimmung. Demnach soll die Hochschulleitung in Zukunft den Haushalt der Studierendenschaft überwachen. Entlastungen derselben bedürfen dann der Zustimmung des Rektorats. Die Vertreter der Studierendenschaften erachten dies als einen gravierenden Eingriff in ihre Rechte und lehenen diese Pläne als haltlos ab.

Studierendenschaftsvertreter forderten die Landesregierung mehrheitlich dazu auf, die soziale Öffnung der Hochschulen auszubauen, Angebote für Teilzeitstudiengänge einzurichten, die Mitbestimmungsrechte der Studierendenschaften und Mitarbeitervertretungen zu erweitern und auf spezielle Lehrprofessuren zu verzichten. Im vergangenen Jahr wurden bei Audimaxbesetzungen, so auch in Greifswald, ähnliche Forderungen erhoben.

Regierung würde mit neuem LHG drei Reformprojekte umsetzen

Die Uniklinik wird eine Teilkörperschaft der Universität.

Der Bildungsausschuss der Landesregierung bewertet den neuen Entwurf des LHG erwartungsgemäß positiv. Nach Angaben der Pressemitteilung des Bildungsministeriums würden mit gleich drei Reformprojekte der Regierung mit auf den Weg gebracht. So würde das neue Gesetz zum einem der aktuellen Strukturreform im Bologna-Prozess gerecht. Zum anderen würde damit die Hochschulautonomie gestärkt und die Universitätsmedizin neu organisiert. Hierunter fällt unter anderem die Zusammenführung des Greifswalder Universitätsklinikums und des Fachbereiches Medizin der Ernst-Moritz-Arndt Universität zur Teilkörperschaft “Universitätsmedizin”.

Im Mittelpunkt der Gesetzesänderungen stehen nach Angaben des Bildungsministeriums effizientere Studienbedingungen für die Studierenden in Mecklenburg-Vorpommern. So müssen dem Gesetzesentwurf zu Folge die Hochschulen des Landes ihre Studienangebote im Bachelor/ Master-System künftig besser aufeinander abstimmen. Damit soll unter anderem ein verzögerungsfreier Hochschulwechsel ermöglicht werden. Darüber hinaus kommt es aus Sicht des Bildungsministeriums zu einer Stärkung der Hochschulautonomie, indem Studien- und Prüfungsordnungen künftig nicht mehr vor dem Ministerium anmelde- und genehmigungspflichtig sind. Dem Rektorat soll per Gesetzesänderung zukünftig “im Ausnahmefall” ein Vetorecht eingeräumt werden.

LKS-Vertreter kritisieren Ablauf der Anhörung

Thomas Schattschneider kritisiert Ergebnis und Ablauf der Anhörung.

Von den Vertretern der Studierendenschaften wird jedoch nicht nur der Gesetzesentwurf, sondern auch die Zusammensetzung der zur Anhörung geladenen Mitglieder kritisiert. So wurden einem Schreiben der Landeskonferenz der Studierendenschaften zu Folge die Senate und Konzile der Hochschulen nicht berücksichtigt. “Der
Ausschuss verschloss sich somit einem differenzierten Bild aus den Hochschulen, was angesichts der vorgesehenen
Aufwertungen einzelner Teilkörperschaften und Funktionsträger sowie der nur noch optionalen
Vorhaltung einzelner Gremien ein fatales Signal gegenüber diesen Gremien ist”, schlussfolgern LKS-Vertreter.

Darüber hinaus seien lediglich “selektiv” jeweils zwei studentische Hochschulgruppen der beiden Universitätsstädte eingeladen worden, die nur “einen verschwindend geringen Bruchteil der Studierenden repräsentieren.” Die beiden geladenen Hochschulgruppen sind dem Schreiben zu Folge Teil der Nachwuchsorganisationen von zwei im Landtag vertretenen Parteien und somit keine Vertretung der Studierendenschaften als gesetzmäßiges Organ.

Martin Hackbarth, Vorsitzender der Juso-Hochschulgruppe weist diese Kritik derweil zurück. Schließlich seien Jusos und Linke.SDS eingeladen worden, um ihre Sicht zur Novelle des Landeshochschulgesetzes darstellen zu können. “Das neue Landeshochschulgesetz soll unter anderem die Forderungen des Bildungsstreiks, bei dem sowohl u.a. die Linke.SDS, als auch die Jusos aktiv waren, berücksichtigen.  Daher kann ich die Entscheidung, dass Hochschulgruppen eingeladen wurden nur begrüßen”, meint Hackbarth gegenüber dem webMoritz. Zudem könne nicht von einer selektiven Auswahl gesprochen werden, nur weil es andere Parteien “verpasst hätten”, ihre Jugendorganisationen im Meinungsbildungsprozess zu beteiligen. “Die Entscheidung möglichst viele Organisationen, Gruppen, Personen, Vereinigungen am Gesetzesprozess zu beteiligen kann aus demokratischer Sicht nur begrüßt werden”, erklärte der Juso-Hochschulgruppenvorsitzende abschließend.

Pressemitteilung der SPD zum Thema 70 Minuten vor Sitzungsschluss veröffentlicht

Die Landtagsfraktion der SPD publizierte etwa 70 Minuten vor Schluss der Anhörung eine entsprechende Pressemitteilung. LKS-Vertreter kritisierten dieses Vorgehen als “Höhepunkt demokratischer Unkultur”:

“Zu diesem Zeitpunkt waren zwölf der Anzuhörenden noch nicht zu Wort gekommen. Fragen an
die in dieser Gruppe Anzuhörenden waren ebenso noch nicht gestellt worden. Dass zu diesem Augenblick
bereits veröffentlicht wird, die „…fast 60 Sachverständigen bewerteten den Gesetzentwurf grundsätzlich
positiv“, ist nicht nur sachlich falsch, sondern Zeichen einer Missachtung der Anzuhörenden und schadet
dem bereits heute geringen Glauben an Folgen des Anhörungsverfahrens des Landtagsausschusses auf das
Gesetzgebungsverfahren.”

Ebenfalls kritisiert wird das scheinbare Desinteresse der Ausschussmitglieder an den mündlichen Statements der geladenen Gäste. Thomas Schattschneider zu Folge sollen zeitweise lediglich drei der zehn Mitglieder des Bildungsausschusses der Anhörung beigewohnt haben. “Auch schön, dass unser Landtagsabgeordneter gegangen ist, als die Greifswalder Studierendenvertreter mit ihren Redebeiträgen anfingen”, kommentierte Erik von Malottki, LKS-Vertreter und Präsident des Studierendenparlaments via Twitter das Verhalten im Anschluss der Anhörung sarkastisch.

Fotos: Gabriel Kords (Udo Michallik, Thomas Schattschneider), Pressematerial Uniklinikum (Uniklinikum), AStA (AStA-Logo), Kolossos via Wikipedia (Schweriner Schloss),

Wo Atomkerne verschmelzen sollen: Planck-Institut öffnet seine Pforten

Zum letzten Mal kann in diesem Jahr das Innere des Wendelstein geblickt werden.

Während in der Öffentlichkeit immer wieder gegen Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke demonstriert und Erzeugung von Strom aus Wind, Wasser und Sonnenlicht als Alternative favorisiert wird, beschäftigen sich seit 1994 Greifswalder Wissenschaftler mit einer ganz anderen Alternative zu Kraftwerken, welche die Umwelt entweder mit Kohlenstoffdioxid oder Uranstrahlung belasten. Sie untersuchen im Max-Planck Institut für Plasmaphysik die Möglichkeit der Energieerzeugung durch die Kernfusion. Hierfür wird seit mehreren Jahren am Versuchsreaktor “Wendelstein 7-x” gebaut.

Samstag, dem 25. September können Interessierte am Tag der offenen Tür des Max Planck Instituts für Plasmaphysik mehr über das Kernfusionsexperiment der Greifswalder Physiker erfahren. Von 10 bis 17 Uhr organisieren die Forscher Führungen durch die Montagehallen des Wendelstein-Reaktors. Darüber hinaus wird es in diesem Jahr zum letzten Mal möglich sein, einen Blick in das Innere der Anlage zu werfen. Im kommenden Jahr werden die letzten beiden Module montiert sein.

Mit Hilfe einer 3D-Präsentation möchten die Wissenschaftler im IPP die Besucher auf eine virtuelle Reise durch den Versuchsreaktor mitnehmen. Ziel des Projektes ist es, ein Kraftwerk zu erschaffen, das, ähnlich wie die Sonne, aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie gewinnt. Hierfür muss ein Wasserstoff-Plasma, das als Brennstoff dient, in Magnetfeldern eingeschlossen und auf Temperaturen von über 100 Millionen Grad aufgeheizt werden. Wie man Plasma in einen Magnetfeldkäfig einsperrt, Kollisionen bei der Fusion vermeidet, warum die Spulen auf minus 269 Grad Celsius gekühlt werden müssen, wozu man ein TÜV-Zertifikat für den Versuch benötigt und welchen Herausforderungen sich die Wissenschaftler stellen müssen, wird in speziellen Vorträgen erläutert.

Kinder und Jugendliche können sich am IPP ebenfalls ausprobieren und beispielsweise selbst mit Magneten experimentieren. Darüber hianaus ist der Forschungsstandort auch eine Ausbildungsstelle. Wer sich für eine Lehrstelle am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik interessiert, kann sich morgen ebenfalls vor Ort informieren und mit der potentiellen Lehrstelle vertraut machen.

Fotos: Julia Löcherbach

Nach Deckeneinsturz: Historisches Institut voll gesperrt

Betreten verboten: Die Mitarbeiter des Historischen Instituts wurden heute Vormittag in ein langes Wochenende entlassen.

Betreten verboten: Die Mitarbeiter des Historischen Instituts wurden heute Vormittag in ein langes Wochenende entlassen.

Das Historische Institut auf dem alten Campus in der Domstraße ist heute gesperrt worden, nachdem ein Statiker des Landesbetriebs Bau- und Liegenschaften (BBL) Zweifel an der Belastbarkeit einzelner Deckenteile geäußert hat. Bereits vor zwei Wochen waren Teile des Gebäudes dicht gemacht worden, weil sich dort große Mengen Putz aus der Decke gelöst hatten. Zum Vorschein kamen poröses Mauerwerk und verrostete Stahlträger.

Heute empfahl der Statiker, das ganze erste Obergeschoss zu sperren. Der stellvertretende Kanzler Dr. Peter Rief habe dann entschieden, sicherheitshalber das komplette Gebäude zu sperren, sagte Uni-Pressesprecher Jan Meßerschmidt, denn: “die Decken sind ja überall gleich gebaut.” (mehr …)

Semesterbeitrag steigt zum Sommersemester

Verwaltungsratsmitglieder des Studentenwerk erhöhen den Semesterbeitrag um neun Euro.

Der Verwaltungsrat des Studentenwerkes beschloss auf der Septembersitzung, den Semesterbeitrag für die Studierenden ab April 2011 um neun Euro zu erhöhen. Der Anteil des Studentenwerks steigt somit auf 41,50 Euro. Mit diesem Beitrag wird die Arbeit des Studentenwerks finanziert.  Statt 46,50 Euro müssen die Studierenden ab April dann 55,50 Euro an die Uni überweisen. Grund für die Mehrbelastungen der Einrichtung seien der Mensa-Neubau, diverse Ausgaben für Sozialleistungen wie einen eigenen Psychologen und das nicht kostendeckende Wohnheim in der Makarenkostraße.

Die Beschlussvorlage des Vorstandes und der Geschäftsführung sah eine gestaffelte Steigerung der Abgaben vor. So sollten die Studierenden im kommenden Semester 46 Euro statt bisher 32,50 Euro zahlen. Für das Sommersemester 2012 hätten dann 50 Euro fällig werden sollen.

Verwaltungsratsmitglied Hendrik Hauschild hatte durch seinen Änderungsantrag die Bestrebungen unterstützt, dass die zu tragende Last auf alle Studierenden gleich verteilt wird. “Die Intention meines Antrages war, dass gerade die Studenten, die auf das preisgünstige Essensangebot in der Mensa angewiesen sind, nicht noch mehr belastet werden. Durch den Neubau der Mensa am Beitz-Platz wird man nicht drumherum kommen die Beiträge zu erhöhen. Für mich ist eine Erhöhung des Essenspreises in der Mensa jedoch nicht sozialverträglich und aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass man diese Mehrbelastung auf alle Studenten verteilen sollte”, so Hauschild. Am Ende beschlossen die Mitglieder des Verwaltungsrats eine einmalige Erhöhung. Die geplante Beitragserhöhung um bis zu 50 Prozent ist damit vorerst vom Tisch.

“Der auf der Verwaltungsratssitzung geschlossene Kompromiss ist erst nach langer intensiver Diskussion zustande gekommen. Ich denke, dass die jetzt beschlossene Erhöhung zwar für alle Studierenden schmerzhaft ist, aber die Aufrechterhaltung der sozialen und kulturellen Angebote des Studentenwerkes ist gesichert”, beschrieb Verwaltungsratsmitglied Erik von Malottki die Abstimmung.  Wie die Mitglieder des Verwaltungsrats mitteilten, sei in den kommenden Semestern keine weitere Erhöhung geplant.

GESCHÄFTSFÜHRUNG SORGT SICH, DASS NEUN EURO NICHT AUSREICHEN

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) begrüßt, dass die Erhöhung nicht im vollen Umfang beschlossen wurde. “Allerdings blieben bezüglich des Mensa-Neubaus auf dem Beitz-Platz einige Fragen offen. Die Studierenden dürfen mit der Beitragserhöhung nicht die Hauptlast des Neubaus tragen, sondern auch das Land und das Klinikum müssen stärker in die Pflicht genommen werden”, sagte der AStA-Sozialreferent und Verwaltungsratsmitglied Philipp Helberg.

Kritik äußerte auch Greifswalder Bürgerschaftsmitglied und Junge Union-Kreisvorsitzende Franz-Robert-Liskow (CDU): “Nichtsdestotrotz besteht dringend Handlungsbedarf bei der zukunftsorientierte Ausrichtung des Studentenwerks in Greifswald. Man muss überdenken, wie man unrentable Wohnheime so konzipiert, dass sie wenigstens wieder kostendeckend arbeiten. Dabei darf allerdings natürlich nicht das unter Studenten herrschende Solidaritätsprinzip vernachlässigt werden.”

Geschäftsführerin Cornelia Wolf-Körnert verteidigt die Erhöhung des Semesterbeitrages.

Cornelia Wolf-Körnert, Chefin des Studentenwerks, sagte dagegen: “Ich bin zufrieden, weil ich die Gremienmitglieder von der Notwendigkeit der Erhöhung überzeugen konnte. Dass auch ein Großteil der Studierenden die Erhöhung mitgetragen hat, war für mich ein klares Bekenntnis zum Solidarprinzip des Studentenwerkes. Der Antrag der Geschäftsführung und des Vorstandes lautete aber anders. Daher sorge ich mich schon, dass die neun Euro nicht ausreichen könnten. In der Makarenkostraße ist vieles ungünstig, vor allem die großen anonymen Flure. Durch die relative Anonymität des Zusammenlebens entstehen viele Probleme, zum Beispiel hoher Verschleiß der Einrichtung, hohe Verbrauchskosten. Wir versprechen uns viel von mehr Kontrolle, aber wir sind ja auch kein Internat. Zudem würden durch mehr Kontrolle auch wieder höhere Kosten erzeugt.”

Wolf-Körnert fordert zu dem das Land auf, seinen Zuschuss künftig an die neuen Gegebenheiten anzupassen. “Dem Land und der Universität bleibt die Investition von vielen Millionen Euro für die neue Mensa erspart. Trotzdem sind sie nach meiner Auffassung dadurch nicht von der Fürsorge für die Studierenden und auch für ihre Bediensteten entbunden”, so die Geschäftsführerin weiter.

Bilder: Studentenwerk Greifswald (Logo Studentenwerk/webMoritz-Archiv)

Fotos: Torsten Heil

Verfahrensfehler bei der Änderung der Hausordnung

Professor Kohler, Lehrstuhlinhaber für Prozessrecht

Nachdem ab etwa 7. September anfänglich sämtliche Medien titelten, dass das Tragen der Modemarke “Thor Steinar” an der Ernst-Moritz-Arndt Universität verboten sei, stellte Pressesprecher Jan Meßerschmidt wenige Tage darauf klar, dass dies nicht der Fall sei.

Am 3. September änderte das Rektorat der Ernst-Moritz-Arndt Universität die Hausordnung dahingehend, “dass Verhaltensweisen zu unterlassen sind, die geeignet sind, die öffentliche Wahrnehmung der Universität als weltoffenes, pluralistisches, freiheitliches und demokratisches Zentrum von Forschung und Lehre zu beeinträchtigen.” Außerdem wird demnach “die Verwendung von Kennzeichen mit verfassungswidrigen, rassistischen, fremdenfeindlichen, gewaltverherrlichenden oder anderen menschenverachtenden Inhalten” sowie “Verhaltensweisen, die geeignet sind, diesbezügliche Missverständnisse hervorzurufen” untersagt.

In der letzten Senatssitzung vom 15. September hob Professor Jürgen Kohler hervor, dass die Änderung der Hausordnung  in den Zuständigkeitsbereich des Senats, nicht des Rektorats, falle. Es handele sich hierbei somit um einen Verfahrensfehler. Darüber hinaus sei das Ganze dem Juristen zufolge ein “Regulativ der Meinungsäußerung”, das in seiner Form unverhältnismäßig und unzweckmäßig sei. Es sei zudem einerseits unbestimmt und ziele andererseits nur darauf ab, einen einzigen Fall zu behandeln. Kohler betonte, dass für die Behandlung eines Einzelfalles keine Änderung der Hausordnung nötig sei, sondern ein Disziplinarverfahren genügen würde.

“Wollen wir illiberaler sein, als unsere Vorgängergeneration?”, warf Kohler während der letzten Senatssitzung die Frage in den Raum. Schließlich hätten in den 68er Jahren Studenten mit Mao-T-Shirts in den Vorlesungen gesessen und damit nachweisbar einen der größten Massenmörder des letzten Jahrhunderts glorifiziert.

Im folgenden bekräftigte der Jurist die Position des FDP-Abgeordneten Sebastian Ratjen, in dem er hinterfragte, ob es “nicht besser” sei, “die Signifikanz der Symbolik zu zerstören, indem jeder solche Sachen trägt, anstatt die Aussagekraft durch ein Verbot noch zu stärken?” Erik von Malottki, Präsident des Studierendenparlamentes äußerte Kritik an der Position Kohlers, von Seiten des Rektorats meinte man, die Bedenken prüfen zu wollen.

Bilder:

Universitästgebäude – Markus Studtmann via Wikipedia

Professor Kohler – Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht