moritz 66 – November 2008: Lehre und Forschung auf Hiddensee

Sehr geehrte Frau Roth, ein Hallo an die  Studentenclubs, liebe Mitlesenden (auch die im Schweriner Bildungsministerium und in der Greifswalder Stadtverwaltung),

da liegen Themen für dieses Heft auf der Straße, fleißige, unseren Leser verbundene Redakteure heben diese auf, führen dann unzählige Gespräche, recherchieren engagiert, aber kurz vor Veröffentlichung stolpern die Schreibenden. Nicht aus Unfähigkeit das Gleichgewicht zuhalten. Nein, Gesprächspartner wollen das Gesagte nicht gesagt haben. Und besser schreiben können sie eh. Auch Oliver Kalkofe schaut sich die Schüler ..äh.. Studentenzeitung skeptisch an.

Wie es der gute Ton gebietet, lesen Zitierte ihre Worte vor dem Leser, pochen zu Recht auch auf die korrekte Wiedergabe ihrer Aussagen. Aber liebe Frau Dr. Gesine Roth: Jedem Hilfesuchenden im Akademischen Auslandsamt zu sagen, die Nachfrage nach Erasmus-Studienplätzen ist in Greifswald deutlich kleiner als das europaweite Angebot und schuld daran sei das verschulte Bachelorstudium ist Ihre Sache. Diese Aussage auch gegenüber dem moritz bei einem Pressegespräch zu äußern, dann aber aus allen Wolken zu fallen, nachdem sie sich selbst lesen können und darauf pochen, das Gesagte nur informell ausgesprochen zu haben, dabei noch ausfallend werden, ist doch unter Ihrem Niveau.

Auch den Studentenclubs ein kleiner Denkanstoss mitgegeben (die sich jedenfalls angesprochen fühlen dürfen): Überlegt, was Ihr sagt. Worte, die Ihr nicht lesen wollt, sprecht nicht aus (Exkursion statt Clubfahrt). Und sich FÜR oder GEGEN eine Veröffentlichung auszusprechen, übersteigt Eure Kompetenz bei Weitem. Oder erhält man jetzt auch nach Barschluss Bier, wenn gewünscht?

Sprechen wir einfach mit Karl Valentin: „Ich bin auf Sie angewiesen, aber Sie nicht auf mich! Merken Sie sich das!“Geschrieben von Euer moritz

moritz 65 – Oktober 2007: Wir und Bus? Mit neuen Konzepten zu mehr Fahrgästen

Tach!

So sieht man sich wieder. Das Semester beginnt und sicher freut Ihr Euch schon auf  Eure interessanten Veranstaltungen. Doch nicht nur die Uni-Kurse beginnen, sondern auch der moritz ist für Euch am Start. Und wenn Ihr schon immer einmal Medienluft schnuppern wolltet, bietet sich Euch nun die einmalige Gelegenheit dazu. Wir sind immer auf der Suche nach Schreiberlingen, Fotografen und Layoutwütigen – und solchen, die es werden  wollen. Also, keine Scheu und ab zur donnerstäglichen Redaktionssitzung um 18 Uhr in die Wollweberstraße 4.

Oder schreibt uns einfach Themenvorschläge – auch Leserbriefe – an moritz @ uni-greifswald . de. Wir sind gespannt!

So, was erwartet Euch nun im ersten der ersten moritz-Ausgabe des Wintersemesters? Wir sind mit leeren Bussen in Greifswald gefahren und gehen der Frage nach, ob eine Preissenkung gen Null Sinn macht. Ob die Arbeit des Bildungsministers Henry Tesch dagegen Sinn macht, beantwortet unserer Rückblick auf zwölf Monate Große Koalition in Schwerin. Für weitere Ablenkungen während einer Vorlesungen ist ebenfalls gesorgt: Jede Fakultät ist vertreten. Denn wer suchet, der findet.

Zum Schluss das Beste oder das Beste zum Schluss: Die Kulturseiten wanderten ans Ende des Heftes. Feedback erwünscht!

Geschrieben von Euer moritz

moritz 64 – Juni 2007: Gesichter

Rauch steigt auf in den Räumen des  moritz. Nein, es sind nicht die qualmenden Köpfe der fleißigen Redakteure, sondern die Kippen der neuen Chefredakteure. Die Leidtragenden sind – natürlich – die Nichtraucher. Doch deren Schutz liegt uns am Herzen und so beschäftigen wir uns mit den aktuellen Umsetzungen eines möglichen Rauchverbots in der Gastronomie und Club-Szene der Hansestadt.

Dem nicht genug! In diesem Heft erwartet Euch ein buntes Sammelsurium an Interviews mit Menschen, die Euch etwas zu erzählen haben.

Außerdem geschieht momentan einiges in unserem Bundesland: Der G8-Gipfel liegt nun endlich hinter uns und die geplante Änderung des Landeshochschulgesetzes (LHG) noch vor uns. Der Tapir war im weit entfernten Heiligendamm den Mächtigen ganz nahe. Und mit dem LHG beschäftigen sich die Gremien unserer Universität. Das betrifft Euch nicht? Weit gefehlt!

Was Euch aber direkt betrifft, sind natürlich die anstehenden Prüfungen in der vorlesungsfreien Zeit. Dafür wünschen wir Euch größtmöglichen Erfolg und lenken Euch trotzdem gern mit dieser Ausgabe vom Lernen ab.

Und wenn ihr braungebrannt aus Eurem wohlverdienten Urlaub zurückgekehrt sein werdet, werden wir bereits eine neues Ausgabe für Euch parat haben.  Können wir das schaffen?

Schöne Ferien! Erholt Euch gut!
Wir tuns auch.

Geschrieben von Euer moritz

Kommunikationskulturen

Ein Buch geht der Frage nach, warum Ost und West aneinander vorbeireden

Nach 15 Jahren Einheit spaltet sich unser Land immer noch in zwei Teile. Ost und West. Dass dies nicht an Einkommensverhältnissen oder politischen Ansichten liegt, behauptet Olaf Georg Klein, der Autor des Buches ?Ihr könnt uns einfach nicht verstehen – Warum Ost- und Westdeutsche aneinander vorbeireden?. Klein, der auch ?personal coach? in Berlin ist, bewegt sich auf dem Gebiet von zwischenmenschlicher Kommunikation, wozu schon Paul Watzlawick entscheidende Axiome aufgestellt hat.

Die wichtigsten zwei Grundannahmen: ?Man kann nicht nicht kommunizieren? und ?Jeder Dialog besitzt einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt? werden von Klein voll und ganz aufgegriffen. Auf diese Aussagen gestützt, begründet er, warum ?Ossis? und ?Wessis? aneinander vorbeireden. Hier sind auf nonverbaler Ebene die Länge des Blickkontaktes, der Abstand zweier Personen im Gespräch, spontane Berührungen und Pausen während des Sprechens entscheidend. In diesen Punkten soll es kulturelle Differenzen geben, so dass in der östlichen Kommunikationskultur ein Blickkontakt von vier Sekunden als normal gilt während in der westlichen Kommunikationskultur alles über einer Sekunde als unangenehm empfunden wird. Anhand dieser Beispiele sieht Klein die Begründung, warum Ost und West sich einfach nicht verstehen können.
Denn selbst wenn auf nonverbaler Ebene eine Übereinstimmung erreicht wird, folgt die nächste Hürde der Kommunikation, das Gespräch. Schon  in den ersten Worten liegt die Schwierigkeit auf Symphatie zu stoßen, denn in der Gesprächseröffnung gehen westliche und östliche Kulturen verschiedene Wege. Im Osten hebt man sich nicht zu sehr hervor, im Westen hingegen beginnt man ein Gespräch positiv und auf sich selbst bezogen. Kommt es dann auch noch zu einer Diskussion, stehen sich wieder einmal kommunikativ zwei verschiedene Menschen gegenüber. Der eine geht auf Konsens und Übereinstimmung, der andere lebt seine Streitkultur aus und versucht, Probleme offen anzusprechen um sie lösen zu können. Spätestens wenn alle nur noch schweigen, versteht der Wessi den Ossi nicht mehr und umgekehrt. Denn während in der östlichen Kommunikationskultur das Schweigen als ?Nein? interpretiert wird, versteht die westliche Kommunikationskultur stillschweigende Zustimmung.
Diese Ja-Nein-Falle beendet dann schließlich auch das letzte Gespräch und Olaf Georg Klein kommt zu Hilfe. Zu dieser Ansicht kommt auch die Frankfurter Rundschau, wo Birgit Loff den Autor hoch lobte. Doch nicht immer werden die Ansichten von Klein vertreten und so meint die Süddeutsche Zeitung, dass Klein den Osten zu sehr liebe und den Westen zu wenig kenne um ihn scharfsinnig analysieren zu können. Olaf Georg Klein scheint jedenfalls hinter seinem Konzept zu stehen, das er nach jahrelanger Erfahrung im Praxisbereich mit Wirtschaftsunternehmen gesammelt hat.
Bleibt nur noch die Frage offen, ob es denn sinnvoll erscheint, das Problem zwischen Ost- und Westkulturen allein von einer einzigen Seite aufzurollen und sein Gesichtsfeld auf den Aspekt der Kommunikation zu beschränken oder ob man vielleicht auch die politischen, soziologischen und  kulturellen Faktoren miteinbeziehen sollte.
Klein trägt sicherlich zu den Problembehebungen zwischen Ost und West bei, jedoch schließt man aus rein kommunikativer Sicht leicht Aspekte aus, die zur Lösung beitragen würden.
Zum Schluss ist der politische Wandel nicht zu unterschätzen. Denn wie kann eine Generation, die seit der Weimarer Republik nicht auf demokratischen Boden gelebt hat in gerade einmal 15 Jahren Demokratie lernen?
Und auf der anderen Seite, kann eine Generation, die 40 Jahre länger das Gut der Demokratie besaß, kann nicht meinen, von heute auf morgen ein sozialistisch geprägtes Land zu vereinnahmen und die Ansicht vertreten, dass der Ossi zum Wessi werden muss, weil er dann ein besserer Mensch ist.
Nach 15 Jahren der Einheit gibt es eines ganz gewiss: Zwei Kulturen, die lernen müssen einander zu tolerieren und kennenzulernen. Denn wer sich nicht kennt, kann auch nicht über den anderen urteilen und nur so kann es in Richtung einer wirklichen Einheit gehen. Wenn man dazu Kommunikationstheorien in praktischen Nutzen umsetzt um dem anderen aufgeschlossen entgegenzutreten, dann kann auch Kommunikation zwischen Ost und West funktionieren.

Geschrieben von Kilian Jäger